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Staatsschauspiel Dresden
Die Theaterzeitung 52
Februar 2015
Liebe Zuschauer,
das Staatsschauspiel Dresden ist Mitbegründer
von „#WOD – Initiative weltoffenes Dresden“ der
Dresdner Kulturinstitutionen, die ein deutliches
Zeichen für Toleranz und Solidarität und gegen Demagogie und Fremdenfeindlichkeit setzt. In den kommenden Monaten finden Sie unter dieser Überschrift
eine Vielzahl von Veranstaltungen und Formaten in
den beteiligten Häusern, die für ein Dresden stehen,
das seine Zukunft ausschließlich in einer Kultur des
Miteinanders sieht.
Auch in unserem Spielplan setzen wir mit den FebruarPremieren thematische Berührungspunkte. So erzählt
Schillers „Fiesko“ vom Aufstieg und Fall eines Mannes,
der den Versuchungen der Macht erliegt. Im Zentrum
steht die Republik Genua 1547, die von der Familie Doria
geführt wird. Doch gegen Kronprinz Gianettino Doria
regt sich Widerstand, das Volk ist aufgebracht und der
Ruf nach Umsturz wird laut. Fiesko, beliebt und charismatisch, könnte der Mann sein, der Genua rettet – doch
am Ende gibt er der Versuchung nach und opfert seine
politische Überzeugung dem eigenen Ehrgeiz.
Zehn Dresdner Jüdinnen und Juden lenken den Blick
zurück auf unsere Stadt. In der Bürgerbühnen-Premiere „Mischpoke“, einer Chronik der anderen Art, erzählen sie von der Widersprüchlichkeit zeitgenössischer
jüdischer Identität in Dresden. Dagrun Hintze und
David Benjamin Brückel haben ein Theaterstück geschaffen, das die jüdische Redensart „Zwei Juden, drei
Meinungen“ im Hier und Heute bestätigt: Masel tov!
Der Zeremonienmeister der Superdenker und verkannten Genies Clemens Sienknecht hat die Erdatmosphäre hingegen fast schon verlassen und lädt ein zu
einer Reise in die vierte Dimension. Sein musikalischer Theaterabend „Superhirn“ setzt den Fricklern,
Tüftlern und Erfindern Dresdens ein singendes, klingendes Denkmal. Willkommen im Land der Photonenklarinette!
Zudem laden wir Sie im Rahmen der Traditionsreihe
„Dresdner Reden“ 2015 ein, die politischen und gesellschaftlichen Verhältnisse der Welt von heute kritisch
zu betrachten. Prominente Gastredner denken an fünf
aufeinanderfolgenden Sonntagen laut über die Ausformungen der Angst als akuten Zustand unserer Gesellschaft nach oder analysieren das Scheitern des medialen
und politischen Umgangs mit rechtem Populismus (in
Kooperation mit der Sächsischen Zeitung).
Wir freuen uns auf Sie!
Ihr Wilfried Schulz
Die Verschwörung des Fiesko zu Genua
Ein Republikanisches Trauerspiel von Friedrich Schiller
Premiere am 14. Februar, 19:30 Uhr
im Schauspielhaus
(weitere Termine: 16.2. sowie 8. und 19.3.)
Macht deformiert
„F
iesko“ ist eines von Schillers unbekannteren und
selten gespielten Stücken. Jetzt kommt der Anführer einer Revolte, der Umstürzler und Verschwörer in
Dresden auf die Bühne. Während der Proben hat sich der
Regisseur Jan Philipp Gloger mit der Dramaturgin
Felicitas Zürcher unterhalten.
Felicitas Zürcher: In „Die Verschwörung des Fiesko
zu Genua“ zettelt die Titelfigur eine Verschwörung
an, der am Schluss er selber und auch die gesamte revolutionäre Idee zum Opfer fallen. Ist Fiesko ein
Spieler oder ein Politiker?
Jan Philipp Gloger: Fiesko ist ein Spieler, der den Politiker spielt. Er spielt verschiedene Rollen, einen Liebhaber, einen Bonvivant … und als Spieler ist Politik für ihn
eben auch ein Spiel. Das Spielerische, mit dem er seine
geheime Intrige, seine Politik tarnt, ist ein Spiel, das er
dann nicht mehr los wird. Er wird auch in der zweiten
Hälfte des Stücks, als Anführer der Revolution, ein Spieler sein, ein Spieler mit Menschen, ein Spieler mit theatralen Situationen, dessen Spiel keine Grenzen kennt.
Deshalb ist er so gefährlich.
Fortsetzung auf Seite 02
Christian Erdmann als Fiesko spielt mit Macht und der Republik.
FOTO: DAVID BALTZER
Staatsschauspiel Dresden
02
Fortsetzung von Seite 01
der Stadt findet man Parallelen. Bei Schiller heißt es: „Durch
ganz Genua herrscht eine dumpfige Schwüle – Dieser Missmut
hängt wie ein schweres Wetter über der Republik – nur einen
Wind, so fallen Schlossen und Blitze.“ Da rumort es offensichtlich in einer Stadt. Fiesko benutzt sogar einen latenten Rassismus der Bevölkerung, um seine Macht zu stärken, wenn er den
Mohren, den Fremden öffentlich vorführt als denjenigen, der
versucht hat, ihn umzubringen. Man wird im Moment von diesem Stück aufgefordert zu fragen: „Was ist Demokratie?“
Werden Sie konkret Bezug nehmen auf die politischen
Umstände?
Man ist gezwungen, nach Bezugspunkten zu suchen. Wir sind
ja derzeit im Probenprozess, vielleicht ändert sich das noch,
aber im Moment versuchen wir, Parallelen zu ziehen, ohne unsere heutige Welt eins zu eins abbilden zu wollen. Das Stück ist
ein Bild, es zeigt Politik und Machtausübung als einen theatralisierten Vorgang, und so wird das bei uns auch sein.
Gibt es jemanden, dem Sie sich nahe fühlen, mit dem Sie
sich identifizieren können?
Mit Fiesko kann man sich durchaus identifizieren, das ist ja das
Schlimme. Er ist so interessant, weil er mir meine eigene Manipulierbarkeit vorführt. Man kann sich aber auch mit Verrina
identifizieren, der aus einer Zeit kommt, in der es noch Gut
und Böse gab, und der wirklich für eine andere Gesellschaft
kämpfen möchte.
Schiller hat verschiedene Schlüsse geschrieben. Warum
haben Sie sich dafür entschieden, Fiesko sterben zu lassen?
Gegenspieler aus verschiedenen Welten: Tom Quaas als Verrina Weil man ja trotz allem Spaß am Spiel daran glaubt, dass eine
FOTO: DAVID BALTZER
solche Haltung an Grenzen stoßen muss. Dass dieser Mensch,
und Christian Erdmann als Fiesko
wie wir ihn zeichnen, sich zum Republikaner bekehren lässt,
das kann man nicht glauben. Er ist eine Bestie, eine anziehende
Müsste Fiesko als ernstzunehmender Politiker nicht eine Bestie. Diese Bestie wird umgebracht, und man muss als Zugrößere politische Überzeugung haben?
schauer entscheiden, ob man diesen Akt angemessen oder verIch kann Ideale bei ihm nicht finden. Und das ist vielleicht eine werflich findet.
traurige Realität, dass man Ideale nicht haben muss, um erfolgreich zu sein, wenn man sie nur überzeugend vorspielen Warum ist es ausgeschlossen, dass Fiesko Republikaner
kann.
wird? Das wäre doch der richtige Schritt.
Weil Macht und Gier anthropologische Konstanten sind. Ich
Was bedeutet das für seine Gegenspieler, den Republika- glaube nicht, dass dieser Mensch jemals die Lust am Spiel verner Verrina, den Prinzen Gianettino?
lieren wird. Wenn zu einem guten Herrscher Konstanz und
Das ist entscheidend, es sind Gegen-Spieler, das heißt, sie sind Verlässlichkeit gehören, wird Fiesko nie ein guter Herrscher
immer auch Konkurrenten im Spiel. Die Figuren im Stück sein. Natürlich wäre es gut, wenn die besten Menschen die
haben ein unglaubliches Bewusstsein für ihre eigene Wirkung, Mächtigen wären, aber Macht deformiert, oder wie es in „Fiesman könnte sie fast schon Schauspieler nennen. Sie sind alle ko“ heißt: „Selten stiegen Engel auf den Thron, seltner herungezwungen zu spielen – Fiesko ist einfach der Beste darin. Die ter.“ Das Wahnsinnige ist, dass Schiller das alles durchschaut.
höfische Welt, das Vorbürgerliche, Vorrevolutionäre verbindet Er hat monatelang den Schluss nicht geschrieben, er konnte
sich mit unserer modernen Gesellschaft interessanterweise in sich selber nicht entscheiden, wie das Stück enden soll. Schiller
diesem Punkt: Die Summe der sozialen Rollen ist wichtiger als sieht Fiesko vielleicht nicht als einen positiven, aber als einen
das Persönliche, weil die „Performance“ so wichtig ist für das großen Menschen. Das Stück wirkt wie im Rausch geschrieben,
Erreichen der Ziele – dieser Begriff wird ja auch in der Wirt- der Autor wütend und berauscht gleichzeitig, gefährlich beschaft verwendet, als Leistung oder Auftritt etwa eines Unter- rauscht von sich selber. Im Nachwort operiert Schiller denn
nehmens.
auch mit derselben Rhetorik wie Fiesko. Da ist etwas durchgebrochen, etwas Gefährliches, eine Art „Großmannssucht“, die
Ist Fiesko wirklich der Einzige in diesem Genua, der etwas möglicherweise in uns allen schlummert. Das finde ich
darstellt, oder warum fliegt das Volk so sehr auf diesen schlimm, brisant und anziehend zugleich.
Mann?
Im Stück ist die Rede vom Missmut in der Stadt. In dieser Situa- Zum Regisseur
tion ist jemand wie Fiesko, der Emotionen befreit, der Intensi- Der Schauspiel- und Opernregisseur Jan Philipp Gloger war in
tät anbietet, auch wenn sie im Kern hohl sind, einfach verfüh- den letzten Jahren Oberspielleiter in Mainz und hat u. a. an der
rerisch.
Schaubühne in Berlin, am Münchner Residenztheater, an der
Semperoper Dresden und in Bayreuth („Der fliegende HollänGeplant haben wir das Stück vor einem Jahr, jetzt gibt es der“) inszeniert.
Pegida. Hat das Ihre Sicht auf das Stück verändert?
Ja, schon. Man sieht bestimmte Aspekte in dem Stück anders. Besetzung
„Fiesko“ ist ein Stück über Macht und Demagogie, man sieht Mit: Thomas Braungardt, Christian Erdmann, Sascha Göpel, Tobias Krüger, Kiden Anführer eines Aufstandes, dessen Ziele nicht klar lesbar lian Land, Jan Maak, Karina Plachetka, Tom Quaas, Max Rothbart, Ines Marie
Wesernströer
sind, der sein wahres Gesicht hinter einer Maske versteckt, die
Regie: Jan Philipp Gloger
Bühne: Marc Bausback
Kostüm: Eva Martin
aber authentischer und vor allem harmloser wirkt als das, was
Musik: Kostia Rapoport
Kampf-Choreografie: Axel Hambach
Dramasich dahinter verbirgt. Auch für die diffuse Stimmungslage in turgie: Felicitas Zürcher
Quiz
Die Großbuchstaben vor der
richtigen Antwort ergeben
die Lösung.
Frage 1
Am 7. Februar 2015 hat Clemens
Sienknechts „Superhirn“ Premiere.
Die Bewohner dieser musiktheatralischen Versuchsanordnung haben
ein Ziel vor Augen:
OVER die Vernichtung der
Photonenklarinette
OFF die Erforschung der
Photonenklarinette
ON
sich endlich mal richtig
verlieben
Frage 2
„Mischpoke“ – der Titel der neuen
Bürgerbühnenproduktion über jüdische Identität – ist das jiddische
Wort für
ANA ein Gericht, bei dem die
Essensreste der vergangenen
Tage verwertet werden
ENU Familie, Clan, eingeschworene Gemeinschaft
EMU ein unlösbares Problem
Frage 3
Bei den diesjährigen Dresdner
Reden ist am 15. Februar Jakob
Augstein zu Gast, Chefredakteur
der Wochenzeitung
ÖVB Der Donnerstag
NDB Der Freitag
RAP Der Sonntag
Frage 4
Der charismatische Fiesko kämpft
in Schillers gleichnamigem Trauerspiel um die politische Vorherrschaft in Genua, sein ältester Widersacher heißt
UNT Verrina
ANT Bourgognino
INT
Muley Hassan
Das Lösungswort bitte bis zum
17. Februar an:
[email protected]
Betreff: „Quiz Februar 2015“.
Unter den richtigen Einsendungen
verlosen wir 10 x 2 Freikarten für
„Drei Schwestern“ am Freitag,
20. Februar, 19.30 Uhr im Schauspielhaus.
Die Lösung des Januar-Rätsels lautete
Photonenklarinette.
Die Theaterzeitung
02/2015
Superhirn oder
Wie ich die Photonenklarinette erfand
von Clemens Sienknecht
Uraufführung am 7. Februar um 20:00 Uhr
im Kleinen Haus 3
(Öffentliche Probe/Voraufführung 4.2.,
weitere Termine: 8., 14. und 26.2.)
Mir geht nichts über mich und
ich mache alles meinethalben
D
03
Sitzt meine große Liebe vielleicht im
Kongo oder in Bad Dürkheim? Solange es dort Internetanschluss
gibt, können wir uns finden, vielleicht. Die Vielzahl an Möglichkeiten sich zu vernetzen, wirkt schnell
deprimierend. Statt uns spontan
und unbekümmert zu verlieben, werden wir zu Buchhaltern, die mögliche
Kandidaten mit Blick auf ihre Vorund Nachteile vergleichen. Menschen werden auf die Schnelle, auf
Basis von sich im Zuge des „Bekanntschaftskonsums“ herausbildender Stereotype bewertet und nicht selten
abgewertet. Die Konsequenz ist eine Vielzahl
von Enttäuschungen.
„Superhirn“ ist rückwärts gewandter Science
Fiction im viktorianischen Gewand – im Fachjargon Steam Punk genannt – ohne
nennenswerte Handlung, dafür
aber mit viel Musik. Anders
geht es auch nicht, denn zu
isoliert und versehrt sind die
Bewohner, als dass eine
normale Konversation möglich wäre.
Ihr routinierter Tagesablauf wird lediglich durch die
Tücke des Materials gestört: Verrottung, Beschädigung, Fehlfunktion, Signalstörung,
Übertragungsfehler – selbst
bei größter Sorgfalt kann im
Labor eine Menge schiefgehen.
Und auch wenn die Bewohner Max
Stirners Devise „Mir geht nichts
über mich und ich mache alles meinethalben“ vorschützen, ist das permanente Scheitern, das mit dem Forschen und Experimentieren untrennbar
verbunden ist, immer auch eine Chance, sich
näher zu kommen. Doch Vorsicht: Der Traum von Liebe
stirbt, wenn er verwirklicht wird.
Janine Ortiz
ie große Liebe. 1761
erhob der französische Schriftsteller und Philosoph Jean-Jacques
Rousseau in seinem Erfolgsroman
„Julie oder Die neue
Heloise“ erstmals
die
Forderung,
dass nicht Pflicht
sondern Neigung
die Grundlage
eines gemeinsamen Lebens bilden sollte. Was
vor über dreihundert Jahren
dem Superhirn
eines Dichters entsprang, kehrt in der Zukunft womöglich genau
dahin wieder zurück, wo es
herkam: ins Reich der Fiktion.
Warum? Weil das Ideal der romantischen Liebe – in Zeiten der
Versorgungsehe ohnehin nie für das
Leben gedacht – in der Praxis auf ausweglose Schwierigkeiten stößt. Was wir von der Liebe wollen und was wir
in der Liebe wollen, passt einfach nicht zusammen. Von
der Liebe wollen wir Halt und Bindung, in der Liebe Freiheit und Erregung. Dieses Paradox macht uns fertig.
Trotzdem hoffen wir,
heute genau wie
vor dreihundert
Jahren, auf eine
einzige Person
zu treffen, die
alle Widersprüche sprengt, die
zur Richtschnur unseres Handelns avanciert und alle vorherigen Beziehungen zu
eskapistischem Zeitvertreib degradiert.
Was tun? Problemlösung in
der Verzweiflung könnte
sein, sich nach Möglichkeit
in irgendeine Beziehung zu
stürzen. Oder aber, sich von der
überkomplexen Welt zurückzuziehen und das „Problem Liebe“ ad acta
zu legen. Für letzteres haben sich die
Bewohner des „Superhirn“-Labors
entschieden,
das der klangbesesseZum Regisseur
ne Regisseur und LieClemens Sienknechts Theater ist eine
bespathologe Clemens
virtuose Gratwanderung zwischen
Sienknecht im KleiFeinsinn und grobem Unfug. In
nen Haus des Staatsseinen Inszenierungen schafft er –
schauspiels Dresden eingemeinsam mit seinen Darstellern
gerichtet hat. Hier kommt
auf der Bühne stehend – hocheine Gruppe von Tüftlern,
komische,
traurig-schräge
Fricklern und verkannten GeWelten für liebenswerte Sonnies zusammen, die allesamt
derlinge. Neben seiner Tätignichts mehr von der Liebe
keit als Regisseur und Komwissen wollen. Stattdessen
ponist ist er regelmäßig als
stürzen sie sich in die ArBühnenmusiker und Darstelbeit. Ihre Mission: Die Erler in den Inszenierungen von
forschung der PhotonenChristoph Marthaler zu sehen,
klarinette. Dieses seltsame
mit dem ihn eine kontinuierliInstrument, auch liebevoll
che und vielfach preisgekrönte Zu„Superhirn“ genannt, domisammenarbeit verbindet: u. a. „Schutz
niert den Arbeitsalltag der
vor der Zukunft“, „Platz Mangel“ und
Forscher. Es reagiert auf
„Riesenbutzbach. Eine Dauerkolonie“,
Gesang, Tanz und konven„Die Stunde Null oder die Kunst des Sertionelle musikalische Darvierens“, die alle vier zum Berliner Theaterbietungen und verwandelt
treffen eingeladen wurden. Eigene musikdiese in nie dagewesene Klangtheatralische Projekte inszenierte Sienknecht
welten, die noch dazu stiam Theater Basel, am Schauspiel Köln, am
mulierend wirken. Jawohl,
Schauspiel Hannover, am Deutschen Schauspielhier wird mit Musik experihaus in Hamburg sowie am Schauspielhaus Zürich.
mentiert – weil nichts die Zeit so Zuletzt entstand die musikalische Gedenkveranstaltung
herrlich und so exakt strukturiert. „Werner Schlaffhorst – Ein Leben, zu wahr, um schön zu
Musik als die Übersteigerung und sein“.
Versöhnung der unmöglichen Liebe.
Liebe als Passion scheint
heute schwerer denn je
verwirklichbar. Genügte es früher, sich auf
dem Arbeitsplatz, im
Freundeskreis oder auf
dem Bolzplatz nach dem oder der
Liebsten umzuschauen, ist in unserer
globalisierten und technisierten Welt die
Auswahl unendlich viel größer geworden.
In Sienknechts theatraler Versuchsan- von heute: Matthias Luckey, Antje Trautmann, Clemens Sienordnung treten die Erotik der Dinge und der knecht und Pauline Kästner (im Uhrzeigersinn)
FOTOS: MATTHIAS HORN
musikalische Fetisch an die Stelle des Austauschs von Körperflüssigkeiten. Das funktioniert natürlich nicht in einem klinikartigen Labor,
sondern verlangt nach einem Salon à la Jules Verne. Besetzung
Wer die Liebe aufgibt, muss schließlich noch lange Mit: Lars Jung, Pauline Kästner, Matthias Luckey, Clemens Sienknecht,
Antje Trautmann
nicht die Bequemlichkeit aufgeben (die Bequemlichkeit
Regie und Musik: Clemens Sienknecht
Künstlerische Mitarbeit:
auf der Bühne ist übrigens tausend Mal größer als im Zu- Barbara Bürk Bühne und Kostüm: Anke Grot Dramaturgie:
Janine Ortiz
schauerraum).
Forscher nach dem Wunder von morgen, gefangen im Rätsel
Staatsschauspiel Dresden
04
Dresdner Reden 2015
In Zusammenarbeit mit der Sächsischen Zeitung – jeweils sonntags um 11:00 Uhr im Schauspielhaus
1. Februar: Heinz Bude analysiert in
8. Februar: Carla Del Ponte
15. Februar: Jakob Augstein
22. Februar: Andreas Steinhöfel
1. März: Michael Krüger
der Dresdner Rede aktuell die jüngs-
„Internationale Justiz – Meine Zeit als
„Willkommen zur deutschen Tea Party:
„Mythos Kinderbuch – Wie Jim Knopf
„Die Enzyklopädie der Toten und das
ten Ereignisse um Pegida.
Chefanklägerin“
Von der Krise des Kapitalismus profitiert aus mir keinen besseren Menschen
der rechte Populismus. Wie reagieren
Internet“.
machte“.
Politik und Medien? Mit Kapitulation.“
E
mpört und erbittert wurde im Vorjahr über die
Dresdner Rede von Sibylle Lewitscharoff gestritten. Die Schriftstellerin hatte ihre Meinung zur künstlichen Befruchtung kundgetan. Sie benutzte Vokabeln
wie „Horror“ und „Abscheu“, bezeichnete Reproduktionsmediziner als Doktor Frankenstein und nannte die
Kinder, die „auf solch abartigen Wegen entstanden“:
Halbwesen.
Die öffentliche Erregung überdeckte vielfach das Anliegen der Autorin. Dabei war der Vorschlag von USKonzernen zum Einfrieren von Eizellen auf Firmenkosten noch gar nicht auf dem Tisch, als Sibylle
Lewitscharoff über ihre Zweifel angesichts medizinischer Machbarkeiten sprach.
Mit einem Mal waren die Dresdner Reden in jedem
Medium präsent. Die sozialen Netzwerke schoben
Überstunden. Und jeder neue Roman der Autorin wird
künftig damit in Zusammenhang gebracht werden. Sie
hat ihren Ruf selbst beschädigt.
Was aus dem Vorgang zu lernen ist? Vielleicht gar
nichts. Weder Vorsicht noch Kleinmütigkeit. Das
Dresdner Staatsschauspiel und die Sächsische Zeitung
als Veranstalter der Reihe werden auch künftig Redner
ans Pult bitten, die nicht nur sattsam Bekanntes auf
bekannte Weise erörtern. Ruhestörung ist erwünscht,
solange die Grenzen des Grundgesetzes gewahrt sind.
Die Reden-Reihe gibt es seit 1992, länger als die meisten ähnlichen Veranstaltungen. Das spricht auch fürs
Publikum. Und fast jeder Jahrgang brachte Überlegungen, die den Widerspruch herausforderten, mal mehr
und mal weniger. Gleich beim Auftakt flatterten Flugblätter vom ersten Rang ins Parkett. Ein Transparent
mit dem Schriftzug „Heuchler Brandt“ wurde entrollt.
Der Intendant Dieter Görne mühte sich selbst aus Leibeskräften, die Protestierenden aus dem Saal zu bringen. Sie wollten den SPD-Altbundeskanzler für Berufsverbote in der Bundesrepublik dingfest machen. Fotos
von dieser Szene kursierten nur deshalb nicht im
World Wide Web, weil dieses Netz gerade erst weltweit
gesponnen wurde.
Willy Brandt, Günter Gaus, Christoph Hein und Egon
Bahr setzten Maßstäbe mit diesem ersten Jahrgang.
Auf Eklat ist die Reihe nicht aus; aber doch auf öffentliches Nachdenken. Sie will zu unerwarteten Sichten
verhelfen und womöglich zu neuen Einsichten. Ein
Mehr an Zivilcourage, an Mitmenschlichkeit, an
Freundlichkeit ist an einem Sonntagvormittag nicht
zu gewinnen. Schön wäre es schon.
einer peinlichen Befragung. Das Tribunal, das zunächst wie eine Alibi-Instanz wirkte, entwickelte sich
auch dank Carla Del Ponte zu einer respektierten Institution. Seit 2012 untersucht sie im Auftrag der UN die
Menschenrechtsverletzungen in Syrien.
Jakob Augstein leitet seit 2013 die Chefredaktion der
Wochenzeitung „Der Freitag“, deren Verleger er zugleich ist. Er gehört zu den gern gesehenen Gästen bei
Fernsehtalkshows, weil er pointiert und meinungsfreudig für seine Ansichten streitet. Auf Phoenix moderiert er mit Nikolaus Blome eine eigene Sendung,
beim „Spiegel“ schreibt er eine Kolumne. Augstein,
geboren 1967 in Hamburg, befasst sich seit Längerem
mit dem Rechtspopulismus in Deutschland. Er kritisiert, dass Politik und Medien ratlos kapitulieren vor
jenen Kräften, die Fremdenfeindlichkeit salonfein machen und mit brutalem Spott über jeden herziehen,
Die diesjährige Rednerliste stand erstaunlich schnell der sich für eine gerechtere Gesellschaft einsetzt.
fest. Sie wurde aus aktuellem Anlass ergänzt. Den Anlass geben die Ressentiments und die Ängste, die mon- Andreas Steinhöfel ist einer der bekanntesten Kintags in Dresden auf die Straße getragen werden. „Wer der- und Jugendbuchautoren im Land. Er hat alles an
von Ängsten getrieben ist“, meint der Soziologe Heinz Preisen bekommen, was es in der Branche zu holen
Bude, „vermeidet das Unangenehme, verleugnet das gibt. In seiner Erfolgstrilogie um die Jungen Rico und
Wirkliche und verpasst das Mögliche.“
Oskar aus der Berliner Dieffenbachstraße verbindet er
einen genauen und sozialkritischen Blick auf den AllHeinz Bude, geboren 1954 in Wuppertal, leitet seit tag mit großem Sprachwitz und spannender Krimi2000 den Lehrstuhl für Makrosoziologie an der Univer- handlung. Sein jüngster Roman „Anders“ erzählt Unsität Kassel. Die Schwerpunkte seiner Forschung lie- erhörtes von einem Jungen, der aus dem Koma erwacht
gen auf dem Arbeitsmarkt und dem Verhältnis der Ge- und sich neu zusammensetzen muss. Steinhöfel, gebonerationen. Ihn interessiert, was die Gesellschaft ren 1962 im hessischen Battenberg, unterläuft mit Verspaltet. Als der damalige Bundespräsident Christian gnügen gängige Erwartungen. Es kann sein, dass er
Wulff 2011 den Islam ebenso wie Christentum und Ju- Kinderbücher für entbehrlich hält.
dentum zu einem Teil Deutschlands erklärte und dafür
beschimpft wurde, erforschte Bude die Einstellungen Michael Krüger ist die Instanz des Buchmarkts an
der Deutschen zum Islam. Er stieß auf Enttäuschte und sich. Er schreibt Gedichte und war viele Jahre GeBeleidigte, Selbstgerechte und Saturierte – und auf schäftsführer des Hanser-Verlags in München. Dort
Überfremdungsängste. „Gesellschaft der Angst“ heißt brachte er so viele Buchpreisträger und Nobel-Autoren
sein jüngstes Buch.
heraus wie kein anderer sonst. Einer von ihnen war der
jugoslawische Schriftsteller Danilo Kis; in einer EnzyCarla Del Ponte war einige Jahre lang die meistge- klopädie listete Kis die Lebensläufe all der Toten auf,
hasste Frau auf dem Balkan. Die Schweizer Juristin, die in keinem Lexikon vorkommen. Krüger, geboren
geboren 1947 als Wirtstochter in einem Dorf im Tessin, 1943 in einem Dorf in Sachsen-Anhalt, nimmt dieses
urteilte als Chefanklägerin der Vereinten Nationen Archiv zum Anlass, um nachzudenken über das, was
über Kriegsverbrechen in Ex-Jugoslawien und erreich- wir über andere wissen und was diese über uns wissen.
te die Auslieferung von Slobodan Milosevic nach Den Es ist auch ein Nachdenken über Vor- und Nachteile
Haag. Sogar den Generalsekretär der Nato unterzog sie von Totholzzone und Internet.
Schriftsteller, Kirchenleute, Architekten, Wissenschaftler und Maler traten im Schauspielhaus auf. Amtierende Politiker werden nicht eingeladen. Ein Dreivierteljahr vor dem nächsten Jahrgang entstehen die
ersten Namenslisten. Wer hat Brisantes zu aktuellen
Konflikten zu sagen? Wer fällt durch wesentliche gesellschaftspolitische Ansichten auf? Wer könnte mehr
als wohlige Selbstbestätigung liefern? Und vor allem:
Wer war noch nicht zu Gast bei den Dresdner Reden
und sollte es unbedingt sein?
Die Theaterzeitung
02/2015
05
Faina Lyubarskaya, Guliko Zimmering, Joshua Lautenschläger, Ehud Roffe, Nichame Eselevskaya, Thomas Pfüller
Mischpoke
Eine jüdische Chronik von damals bis heute
Eine Produktion der Bürgerbühne
Uraufführung am 28. Februar um 20:00 Uhr
im Kleinen Haus 3
(Öffentliche Voraufführung: 25.2.
weitere Termine: 4.3., 15.3. und 2.4.)
27.3. zu Gast beim 2. Bürgerbühnenfestival in Mannheim
Heimatlos, mobil
und innerlich frei
„I
ch werde oft gefragt, ob ich mich mehr als Deutsche oder mehr als Russin fühle“, sagt die 23jährige Medizinstudentin Faina Lyubarskaya. „Natürlich
haben mich beide Kulturen geprägt. Aber was ich wirklich bin, ist Jüdin. Das ist der Kern.“ Der 1986 in Israel geborene Ehud Roffe hält dagegen: „Ich will überhaupt
kein Jude sein! Ich will gar nichts sein, was mich festlegt.“ Ein so unterschiedliches Selbstverständnis lässt
sich wohl nicht nur auf die bekannte Redensart „Zwei
Juden, drei Meinungen“ zurückführen, sondern auch auf
die Komplexität und Vielfalt jüdischer Identität als solcher. Denn was bedeutet es überhaupt, Jude zu sein? Zu
einer Religionsgemeinschaft zu gehören? Zu einem
Volk? Ein besonderes Verhältnis zu Israel zu haben? Sich
auf eine gemeinsame, Jahrtausende alte Kultur zu berufen? Traditionen zu bewahren? Koscher zu essen? Die
Erfahrung von Ausgrenzung und Verfolgung zu teilen
und von erzwungener Migration? Jude zu sein, scheint
vor allem eine Menge Fragen aufzuwerfen.
Autorin Dagrun Hintze und Regisseur David Benjamin Brückel haben gemeinsam zu diesem Thema recherchiert und zahlreiche Interviews geführt. Auf
Grundlage des so gewonnenen Materials entstand das
Theaterstück „Mischpoke“ – der Titel stammt aus dem
Jiddischen und bedeutet „Familie“, „Clan“ oder „einge-
schworene Gemeinschaft“. Eine ebensolche hat sich unterm Dach der Bürgerbühne zusammengefunden: Neben
Lyubarskaya und Roffe machen sich noch acht weitere
Dresdner Jüdinnen und Juden aus verschiedenen Generationen und Herkunftsländern auf die Suche nach individuellem und kollektivem Jüdisch-Sein. Für Guliko
Zimmering, Tochter des berühmten DDR-Dichters Max
Zimmering, ist es vor allem mit Trauer und Wut verbunden – ihre Vorfahren starben in den Vernichtungslagern.
Auch Katja Schindlers Urgroßmutter wurde in Auschwitz ermordet. Diese Verluste prägen Familien über Generationen hinweg, doch beide Frauen wollen keinesfalls
in der Opferrolle verharren. Dass Jüdisch-Sein auch
schöne Erinnerungen, Lebensfreude und überbordendes
Temperament beinhaltet, darauf besteht Nichame Eselevskaya – sie kam 1990 mit ihrer Familie aus Leningrad
nach Dresden und denkt gern an die ausgelassenen Sabbat-Feiern ihrer Kindheit zurück.
FOTO: DAVID BALTZER
Judentum: „Schon mit fünfzehn hatte ich das Gefühl,
eine jüdische Seele zu besitzen, die in einem nichtjüdischen Körper wohnt.“ Er steht kurz vor seiner
Konversion.
Identität ist eine im Prozess befindliche Konstruktion.
Sie fixieren zu können, behauptet allerdings die Stigmatisierung von außen, die Menschen in ihrer Komplexität
reduziert und zum unerwünschten „Anderen“ macht.
Viele der an „Mischpoke“ beteiligten Spielerinnen und
Spieler haben Ausgrenzung am eigenen Leib erfahren.
Umso unerträglicher, dass ausgerechnet Pegida sich auf
die „christlich-jüdische Tradition des Abendlandes“ beruft. Haben doch Juden als Migranten durch die Jahrtausende genau das vorformuliert, was die „patriotischen
Europäer“ nun zum Feindbild erklären wollen.
Heimatlos, mobil und innerlich frei – so sah schon der
Dichter Joseph Roth die Juden, die für ihn den modernen
Menschen schlechthin repräsentierten. Dieselben EigenIn Form einer Chronik der etwas anderen Art bündelt schaften fand er übrigens bei Theaterleuten. Und des„Mischpoke“ die Erfahrungen der Spielerinnen und Spie- halb liebte Roth das Theater so sehr.
ler und verknüpft sie mit gesellschaftlich-politischen Zusammenhängen. Von dem glühenden Idealismus, mit Die Hamburger Autorin Dagrun Hintze schreibt Lyrik,
dem jüdische Kommunisten nach 1945 in die DDR zu- Prosa und Theaterstücke und publiziert regelmäßig über
rückkehrten, um ein „besseres Deutschland“ aufzubau- zeitgenössische Kunst und Dokumentartheater. Ihr Stück
en, erzählt das Stück genauso wie von der Situation der „Die Zärtlichkeit der Russen“ wurde 2011 an der BürgerKontingentflüchtlinge aus der ehemaligen Sowjetunion bühne Dresden uraufgeführt. David Benjamin Brückel
und dem Aufwachsen im Israel der 90er Jahre. Dabei be- ist Regisseur und seit der Spielzeit 2013/2014 Dramaturg
hält es immer die Frage nach jüdischer Identität im Blick. und Produktionsleiter an der Bürgerbühne Dresden. Dort
Für den 12jährigen Joshua Lautenschläger bedeutet Jude inszenierte er bereits 2009 die Uraufführung „Alles auf
zu sein, „immer der Einzige zu sein“, weil es an seiner Anfang! Fünf Dresdner lassen sich neu erfinden“.
Schule außer ihm keine Juden gibt. Thomas Feske erfuhr
erst mit sechzehn davon. „Meine Mutter hat ferngesehen
und mich während der Werbung ins Zimmer gerufen. Besetzung
Dann hat sie mir gesagt, dass sie Jüdin ist, dass ich also Mit: Nataliya Berinberg, Nichame Eselevskaya, Thomas Feske, Joshua
von einer jüdischen Frau abstamme und damit das Lautenschläger, Faina Lyubarskaya, Felix Lehle, Thomas Pfüller, Ehud
Roffe, Katja Schindler, Guliko Zimmering
Judentum irgendwie geerbt habe. Und dann hat sie noch
Regie: David Benjamin Brückel
Text, Dramaturgie: Dagrun
gesagt, dass ich es niemandem erzählen darf.“ Felix Hintze Bühne, Kostüm: Jeremias Böttcher Musik: Ketan Bhatti &
Lehle hingegen entschied sich aus freien Stücken fürs Vivan Bhatti
Staatsschauspiel Dresden
06
Neues aus dem Staatsschauspiel
Der Film „Elser – Er hätte die Welt verändert“ über
den Hitler-Attentäter Georg Elser mit Christian Friedel
in der Hauptrolle ist mit dem Hauptpreis des Bayerischen Filmpreises – dem Produzentenpreis – ausgezeichnet worden. „Ein sorgfältig recherchiertes und brillant geschriebenes Drehbuch von Fred und Léonie-Claire
Breinersdorfer, ein in jeder Nuance überzeugender
Hauptdarsteller Christian Friedel und eine meisterhafte
Regie von Oliver Hirschbiegel machen ‚Elser‘ zu einem
herausragenden Kinoereignis“, hieß es in der Begründung der Jury. Weltpremiere hat der Film im Februar
bei den 65. Internationalen Filmfestspielen in Berlin
(Berlinale).
Am 6. Februar erscheint endlich wieder eine neue CD
von Kante. Sie heißt „In der Zuckerfabrik“ und ist eine
Zusammenstellung von Theatermusiken der Band, die
zwischen 2007 und 2014 entstanden sind. Regisseurin
Friederike Heller holte „Kante“ 2007 ans Wiener Burgtheater. Seitdem begleiten sie mit ihren lyrisch-lässigen
Songs, schräg-experimentellen Elektromixen und einprägsamen Popnummern auch Hellers Inszenierungen
an den Theatern in München, Berlin, Hamburg und am
Staatsschauspiel Dresden, zum Beispiel „Wilhelm Meisters Lehrjahre“, „Marat / Sade“ oder aktuell „Dämonen“.
Konzentrationslager Buchenwald, Ende März 1945: In
einem Koffer wird ein dreijähriges jüdisches Kind in das
KZ geschmuggelt – und seine Rettung wird zur Metapher für Menschlichkeit unter barbarischen Lebensbedingungen. Bruno Apitz hat diese Geschichte in seinem
Roman „Nackt unter Wölfen“ erzählt, Philipp Kadelbach hat ihn neu verfilmt. Am 1. April wird der Film 20:15
Uhr im Ersten anlässlich des 70. Jahrestages der
Befreiung des KZ Buchenwald gesendet. Aus dem Ensemble des Staatsschauspiels wirken Torsten Ranft und
Ben Daniel Jöhnk mit.
Die 3. Lange Nacht der Dresdner Theater im letzten Jahr begeisterte 10.000 Besucher
FOTO: KLAUS GIGGA
ßen“ bis weit nach Mitternacht: Wandern Sie von Tanz
zu Operette, von Schauspiel zu Puppentheater, von Pantomime zu Kabarett, wandeln Sie von der Lesung über
die Performance bis zur Party.
Und last but not least sind ab 24:00 Uhr alle zur Großen
Abschlussparty der Langen Nacht auf der Schauspielhaus-Bühne eingeladen (Einlass ab 23.30 Uhr).
Zentraler Vorverkauf:
Ab dem 20. Februar 2015 um 10:00 Uhr im Schauspielhaus, Theaterstraße 2, 01067 Dresden!
Nur 8,- € für 1 Lange-Nacht-Bändchen (inkl. 2 Eintrittskarten für unterschiedliche Vorstellungen).
Solange der Vorrat reicht!
#WOD –
Initiative weltoffenes Dresden
Die „Initiative weltoffenes Dresden (#WOD)“ ist ein
Zusammenschluss der Dresdner Kulturinstitutionen.
Unter diesem Namen werden wir in den kommenden
Der Vorverkauf für die 4. Lange Nacht der Dresdner Monaten eine Vielzahl von Veranstaltungen in unseren
Theater läuft ab 20. Februar im Foyer des Schauspiel- Häusern anbieten. Wir wollen damit ein Zeichen setzen
hauses!
für eine offene Gesellschaft, für Toleranz und Solidarität
und gegen Angstmacherei und Populismus. Die „Initiative weltoffenes Dresden (#WOD)“ tritt mit ihren Veranstaltungen öffentlich ein für das fremdenfreundliche
Dresden, das stolz ist auf eine Kultur des Miteinanders.
Die „Initiative weltoffenes Dresden (#WOD)“ will einen
Impuls aus der Zivilgesellschaft geben und steht unter
der Schirmherrschaft der Staatsministerin für Wissenschaft und Kunst Dr. Eva-Maria Stange und der Oberbürgermeisterin der Landeshauptstadt Dresden, Helma
Orosz.
Save the date!
Die 4. Lange Nacht der Dresdner Theater beginnt nach
der überwältigenden Publikumsresonanz im vergangenen Jahr am 21. März bereits um 16:00 Uhr mit einem
Programm für die ganze Familie. Alle Vorstellungen
der Langen Nacht beginnen zur vollen Stunde und
dauern jeweils 30 Minuten. Nach Ende der kurzen
Vorstellungen flaniert man zum nächsten Spielort.
Mehr als 20 Theater bieten im Verlauf des Abends auf
über 30 Bühnen Ausschnitte und schönste Szenen aus
ihren Programmen, zeigen Höhepunkte und Außergewöhnliches sowie ein Rahmenprogramm, das auch die
Zeit zwischen den Vorstellungen zu einem besonderen
Erlebnis macht. Das Programm geht dann für „die Gro-
ein kleiner Film, in dem Ensemblemitglieder der Semperoper und der Staatskapelle Dresden aus unterschiedlichsten Nationen Antworten auf die Frage geben,
warum sie gern in Dresden leben. Der Film ist ab 5.2. in
den Foyers der Semperoper zu sehen.
2015 jährt sich
zum 70. Mal das Ende des Zweiten Weltkrieges – sowie
die Zerstörung Dresdens durch alliierte Bomber zwischen dem 13. und 15. Februar 1945. Aus diesem Anlass
dokumentiert die Ausstellung „Schlachthof 5 – Dresdens Zerstörung in literarischen Zeugnissen“ im Militärhistorischen Museum die Vielfalt der Perspektiven auf dieses Ereignis. (Ausstellungseröffnung am
Donnerstag, 5.2., 18:00 Uhr)
Die Museen der Stadt
Dresden zeigen fünf Kurzfilme zu Themen, die sich mit
Migration, multikultureller Gesellschaft, Rassismus,
Vorurteilen sowie kulturellen und religiösen Wertvorstellungen befassen. (Freitag, 6.2., durchgehend 10:00
– 18:00 Uhr) Das Europäische Zentrum der Künste
– HELLERAU zeigt den Film „Wenn wir reden“. Zehn
Jugendliche im Alter zwischen 15 und 18 Jahren aus
Migrationsfamilien berichten über ihre Sicht auf das
Empfinden, Leben und Wirken „zwischen den Stühlen“.
(Freitag, 6.2., 18:00 Uhr). Daran schließt sich 21.30
Uhr ein Kitchen Talk von und mit Hussein Jinah an.
Dr. Hussein Jinah ist promovierter Elektrotechniker und
Diplom Sozialpädagoge und derzeit tätig im Personalrat
der Stadtverwaltung Dresden. Er wird nicht müde, öffentlich für Verständigung und Toleranz zu werben.
Beim Info-Nachmittag im Deutschen Hygiene-Museum
informieren Vertreter und Vertreterinnen von Vereinen,
Verbänden und Behörden, aber auch Asylsuchende über
Fragen zum Thema „Flucht und Asyl“. (Samstag 7.2.,
13:00 bis 19:00 Uhr)
Im 5. EXEMPEL-Forum im Kleinen Haus des Staatsschauspiels Dresden sprechen Jugendpfarrer Lothar König, Rechtsanwalt Johannes Eisenberg, der König vor Gericht vertrat, Peter Lames
(Vorsitzender Richter am Oberlandesgericht Dresden
und Fraktionsvorsitzender der SPD im Stadtrat Dresden), Christian Hartmann (MdL; innenpolitischer
Sprecher der CDU-Landtagsfraktion) und Lutz Hübner
(Autor) über Möglichkeiten und Risiken des bürgerschaftlichen Engagements gegen rechts. Moderation:
Frank Richter (Leiter der Sächsischen Landeszentrale für
politische Bildung). (Mittwoch, 11.2., Kleines Haus 1,
ca. 20:30 Uhr, im Anschluss an die Vorstellung „Ein
Exempel“ (die Vorstellung beginnt 18:30 Uhr).
Weitere Veranstaltungen in den Monaten Februar
und März finden Sie auch unter www.hellerau.org
und unter www.staatsschauspiel-dresden.de
Staatsschauspiel Dresden
Adressen:
Schauspielhaus Theaterstraße 2, 01067 Dresden
Kleines Haus Glacisstraße 28, 01099 Dresden
Der Monat Februar beginnt mit einem
Karten:
dichten Programm:
per Telefon: 0351.49 13 – 555
per Fax: 0351.49 13 – 967
Im Staatsschauspiel Dresden reflektiert der Sozioloper E-Mail: [email protected]
ge Heinz Bude in seiner Dresdner Rede die jüngsten
im Internet: www.staatsschauspiel-dresden.de
Ereignisse um Pegida. (Sonntag, 1.2., 11:00 Uhr, Schauspielhaus).
Jeden 1. Dienstag im Monat von 17:00 bis
19:00 Uhr richtet der Flüchtlingshilfe-Verein Bündnis Impressum
Buntes Radebeul eine Plauderstunde im Asylbewerber- Herausgeber: Staatsschauspiel Dresden
Intendant: Wilfried Schulz
heim, Radebeul-Naundorf aus. (Dienstag, 3.2., 17:00 –
Redaktion: Dramaturgie / Öffentlichkeitsarbeit
19:00 Uhr im Asylbewerberheim Radebeul NaunLayout: Anett Hahn, Dresdner Magazin Verlag GmbH
dorf)
Die Semperoper zeigt Gesicht – und dies ganz
Redaktionsschluss: 27.01.2015
wörtlich. Unter dem Motto „Liebes Dresden…“ entsteht
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