1 Gestaltungshandbuch für das Wohngebiet Schunterterrassen Braunschweig Südlicher Anger Projektgemeinschaft Schunterterrassen Inhalt 2 0. Allgemeines 0.1 Anlass und Ziel 0.2 Konzept des Gestaltungshandbuchs und Verfahren 0.3 Der erste Bauabschnitt: Gesamtgebiet und Teilräume 1. Städtebau 1.1 Anger 1.2 Gebäude und Anger 1.3 Gebäude untereinander 1.4 Grundstück und Bebaubarkeit 1.5 Platzierung von Nebenanlagen, Carports und Garagen 2. Gebäude 2.1 Haustyp 2.2 Nebenanlagen, Carports und Garagen 2.3 Eingangsbereiche 2.4 Dachaufbauten und –öffnungen 2.5 Brüstungen 3. Fassaden, Material und Farben 3.1 Proportionen 3.2 Gliederung von Öffnungen, Fensterteilung, Sonnenschutzelemente 3.3 Materialien und Farben 3.4 Nebenanlagen, Carports und Garagen 3.5 Rankgerüste, Eingrünung der Fassaden 4. Freiraum Südlicher Anger Lageplan Maßstab 1:1000 4.1 Einfriedungen 4.2 Beläge von Zufahrten, Wegen und Freisitzen 4.3 Pflanzungen, künstliche Topografie 0. Allgemeines 3 0.1 Anlass und Ziel Die Stadt Braunschweig hat im Rahmen einer Wohnungsbauinitiative eine Reihe von städtebaulichen Wettbewerben durchgeführt, mit dem Ziel das Angebot an innerstädtischen und stadtnahen Wohnungen zu erhöhen und die ungewünschte Abwanderung von Bauwilligen ins Umland zu reduzieren. Bestandteil dieser Initiative ist das Siedlungsprojekt Schunterterrassen in Querum. Das Areal liegt in verkehrsgünstiger Lage und ist mit einem attraktiven Infrastruktur- und Freiraumangebot im seinem Umfeld ausgestattet. Auf der Basis des überarbeiteten Wettbewerbsentwurfs wird zunächst ein erster Bauabschnitt realisiert, dessen städtebauliche Adressbildung durch zwei unterschiedlich gestaltete Anger die Attraktivität des Gebietes noch erhöht. Im weiteren Verfahren schafft die Stadt Braunschweig mit dem Bebauungsplan „Wohngebiet Schunterterrassen“ die planungsrechtliche Voraussetzung für die städtebauliche Entwicklung. Ergänzend wurde das vorliegende Handbuch mit Gestaltungsregeln und -empfehlungen erarbeitet, um unter dem Motto Einheit in der Vielfalt – Vielfalt in der Einheit über die baurechtlichen Vorgaben hinaus eine einheitliche, quartiersprägende Gestaltung zu gewährleisten. Im Gegensatz zu der weithin üblichen Bindung von Grundstücksverkäufen an einen Bauträger werden die Grundstücke der Schunterterrassen direkt von der Stadt Braunschweig vermarktet. Dies eröffnet die Option, anstelle der Auswahl eines vermeintlich preiswerten Typenhauses nach Katalog, bei dessen Umsetzung die eigenen Vorstellungen durch Aufpreise erheblich zu Buche schlagen, ein individuell auf die persönlichen Bedürfnisse, Vorstellungen und den eigenen Geldbeutel zugeschnittenes Haus zu realisieren, gemeinsam mit einem Architekten Ihrer Wahl. Erster Bauabschnitt Maßstab 1:2000 4 0.2. Konzept des Handbuchs und Verfahren Um eine hochwertige und homogene Gestaltung des Gebietes zu gewährleisten, wird das Bauvorhaben über das übliche Maß hinaus von der Stadt Braunschweig mit inhaltlichem und finanziellem Engagement durch folgende Maßnahmen begleitet: - Durch einen von Fachleuten bereits entschiedenen Architektenwettbewerb liegt eine für die Anforderungen des Ortes und der Aufgabe optimale städtebauliche Lösung der Hochbauplanung zugrunde. - Der Bebauungsplan sichert die planungsrechtlich relevanten städtebaulichen und gebäudetypologischen Festsetzungen. - Das Gestaltungshandbuch erläutert die Vorgaben des Bebauungsplanes § und beschreibt die Regeln ! und Empfehlungen ☺ für die Gestaltung von Gebäuden, Nebenanlagen und Freiflächen. - Die Umsetzung der Vorgaben durch die/den Bauherren/in und ihren/seinen Architekten/in, insbesondere die gestalterische Integration der einzelnen Entwürfe in das Gesamtensemble, wird durch einen Gestaltungsbeirat begleitet. round table - Als zusätzlicher Anreiz und Würdigung der privaten Initiative werden die besten Bauten nach Fertigstellung aller Bauten mit einem Bauherrenpreis honoriert. 5 0.3 Erster Bauabschnitt: Gesamtgebiet und Teilräume Das Baugebiet Schunterterrassen soll in mehreren Abschnitten entwickelt werden. Gegenstand dieses Handbuchs ist zunächst der 1. Bauabschnitt, der 24 Grundstücke umfasst. Das nach dem Wettbewerb überarbeitete Konzept, schlägt die Bebauung von zwei räumlich unterschiedlichen Angern vor, die zusammenhängend erschlossen werden. In Abhängigkeit von der Raumbildung dieser Anger entstehen zwei um diese Anger organisierte Einfamilienhausgruppen, die in gestalterischer Bindung und Freiheit von der jeweiligen Raumwirkung der Anger abhängen. Im Sinne der Idee, eine qualitätvolle Architektur im städtebaulichen Zusammenhang zu ermöglichen, übernehmen die Anger die Rolle von Katalysatoren. Vergleicht man die beiden Anger miteinander, gestaltet sich die Beziehung von öffentlichem Raum und privater Bebauung genau gegensätzlich bzw. komplementär: Während am Nordanger eine an Baufelder, Baufluchten und Satteldachtypus orientierte Bebauung ein frei gestaltetes Areal offener Baumgruppen umspannt, kehrt sich das Bild am Südanger um. Ein zentrierendes geometrisch gestaltetes Baumdach besetzt die Mitte und erlaubt durch seine Volumen bildende Ausstrahlung eine freie Organisation der umgebenden kubischen Flachdachgebäude innerhalb von festgesetzten Baufeldern. Entsprechend der komplementären Anmutung der Anger definieren sich auch die Bebauungsregeln unterschiedlich und werden deshalb angerbezogen erläutert. Das Ihnen hier vorliegende Exemplar erläutert die Regeln für den südlichen Anger. komplementäres Prinzip 6 Querschnitt durch den Anger, Maßstab 1:333 1. Städtebau 7 1.1 Anger Die Gestaltung des Angers ist eine Rahmenbedingung für die Gestaltung Ihres Hauses: Der südliche Anger erhält durch Baumpflanzungen in einem geometrischen Raster ein rechteckiges Baumdach mit Lichtung aus zusammenwachsenden, mittelkronigen Bäumen. Die Bäume bilden ein kräftiges Volumen und entfalten somit eine eigene zentrierende Wirkung innerhalb dieser Nachbarschaft. Baumdach mit Lichtung Die Fläche unter den Bäumen könnte mit einer wassergebundenen Wegedecke und/oder Rasenflächen gestaltet werden. Zum Schutz vor Überfahrt und als Sitzmöglichkeit sind an den Längsseiten Mauern (h max = 0,50 m) aus hellem Sichtbeton denkbar. wassergebundene Decke unter Bäumen Für die Straßen- und Wegeflächen, die den Anger unmittelbar umgeben, wäre ein graues Großpflaster mit ruhigem Fugenbild vorstellbar. Betonstein mit eingebauten Unregelmäßigkeiten 8 1.2 Gebäude und Anger ☺ Die zusammenwachsenden Baumkronen bilden ein kräftiges Volumen in der ! Mitte, um das sich in offener Bauweise villenartige Wohnhäuser gruppieren. Bei den Gebäuden ist ein hohes Maß an typologischer und gestalterischer Vielfalt möglich: Die Gruppe fällt dennoch optisch nicht auseinander, weil die ruhige und klare Figur des Baumcarrées integrierend wirkt. Als Bauherr gewinnen Sie dadurch einen großen funktionalen und gestalterischen Spielraum für Ihr Wohnhaus. Um diese Wechselwirkung zwischen Baumcarrée und Häusern zu unterstützen, sollen die privaten Einfriedungen zum Anger hin möglichst niedrig sein. Bitte beachten Sie, dass deshalb das Grundstück, seine Grün- und Freiflächen, mit den öffentlichen Flächen zusammen wahrgenommen werden soll. 1.3 Gebäude untereinander ☺ Durch eine sparsame Bepflanzung oder Einfriedung der privaten Grund- stücke (siehe 4.1) können die Nachbargrundstücke optisch als Teile des eigenen Grundstücks wirken: Es entsteht der Eindruck von freistehenden Villen in einer großzügigen, parkartigen Landschaft. Die Einzelhäuser treten untereinander in einen architektonischen Dialog. 9 1.4. Grundstück und Bebaubarkeit Der Charakter eines Villenviertels wird sich einstellen, wenn zwischen den einzelnen Wohnhäusern großzügig wirkende Freiflächen entstehen können. Deshalb wird im Bebauungsplan für jedes Grundstück ein einzelnes Baufeld definiert. Nur hier darf gebaut werden. Das Baufeld verhindert eine zu starke Streuung der Baukörper auf dem Grundstück. Innerhalb des Baufeldes können Sie die Lage und Tiefe der Gebäude frei wählen. Sie können zusammen mit Ihrem Architekten selbst bestimmen, ob sich Ihr Haus beispielsweise zur Sonne, eher zum Garten hin orientiert oder aber um einen Hof organisiert ist. Sie müssen nicht auf eine der Grenzen des Baufeldes bauen. Um möglichst viel zusammenhängendes Grundstück für Ihren Garten oder Ihren Freisitz zu gewinnen, ist es allerdings sinnvoll, an eine oder zwei Grenzen des Baufeldes heranzubauen. Ein Überschreiten der Baugrenze mit Eingangsüberdachungen, Windfängen, Hauseingangstreppen, Kellerlichtschächten oder Balkonen ist im Einzelfall und ausnahmsweise bis zu einer Tiefe von 1,50 m möglich. Die Grenzabstandsregeln der Niedersächsischen Bauordnung sind im Übrigen zu beachten. § ☺ ☺ 1.5. Platzierung von Nebenanlagen, Carports und Garagen Was für den Hauptbaukörper gilt, soll auch für die Nebenanlagen gelten: auch Garagen, Carports, Abstellräume, Sichtschutzmauern und Müllsammelplätze sind nur im Bereich der Baufelder zulässig. Beachten Sie, dass bei einigen wenigen Grundstücken für die Garagen/Carports aus Erschließungsgründen Ausnahmen gemacht werden. In diesen Fällen werden besondere Flächen außerhalb der Baufelder zur Bebauung bestimmt. § 2. Gebäude 10 2.1.Haustyp ☺ Die städtebaulichen Vorgaben lassen Ihnen beim Gebäude in funktionaler Addition Ausschneiden und gestalterischer Hinsicht viele Freiheiten. Es wird Ihnen kein bestimmter Gebäudetypus vorgeschrieben. Es handelt sich hier eher um eine Entwurfsmethode, die Ihnen bzw. Ihrem Architekten vorgeschlagen wird: Komponieren Sie Ihr Gebäude aus einem oder mehreren kubischen oder scheibenartigen Baukörpern mit klaren Kanten. Wählen Sie bewusst die Art der Baukörperfügung: Addition, Ausschneiden, Durchdringung. Ziehen Sie eine einfache Kubatur einer komplizierten vor. Durchdringung Einige Vorgaben zur Gebäudekubatur sind jedoch nötig, wenn der gewünschte Architektur-Dialog zwischen benachbarten Gebäuden zustande kommen soll. Nur wenn eine gemeinsame Sprache existiert, besteht die Möglichkeit zur gelungenen Kommunikation: § Damit ein orthogonales System entstehen kann, in dem die einzelnen Gebäude untereinander in Beziehung treten können, müssen die äußeren Baukörperkanten parallel und senkrecht zu den Grundstücksgrenzen angeordnet werden. § Die Baukörper sollen echte Flachdächer als obere Abschlüsse mit fassadenbündiger Attika erhalten. Flachgeneigte Dächer mit Dachüberstand sind nicht gewünscht. § Die Gebäude sollen überwiegend wie zweigeschossige Bauten wirken. Diese Wirkung wird durch folgende Festsetzungen im Bebauungsplan erreicht: Mindestens 50% der überbauten Fläche muss eine Gebäudehöhe besitzen, die zwischen einer Mindesthöhe von 6,50 m über Terrain und einer Maximalhöhe von 7,00 m über Terrain liegt. Höher darf nicht gebaut werden. Die maximale Fußbodenhöhe des Erdgeschosses über dem Terrain wird auf 0,60 m festgesetzt. 11 2.2. Nebenanlagen, Carports und Garagen Untergeordnete Bauten wie Carports, Garagen, Sichtschutzelemente, Müllsammelstellen und Abstellräume sollen in Größe und Höhe mit dem Hauptbaukörper abgestimmt sein. Sie sind Teil der Kubenkomposition. Ihr oberer Abschluss soll flach ausgebildet werden. Bei aller anzustrebenden Großzügigkeit und Offenheit der Freiraumgestaltung auf dem Grundstück wollen Sie sicherlich einige Bereiche des Gebäudes und seines Umfeldes vor Einblicken schützen. Nutzen Sie die Baukörperkomposition sowie die Anordnung von Mauern und Nebengebäuden, um einen Freibereich direkt am Haus zu schaffen, der Ihrem Bedürfnis nach Intimität gerecht wird. 2.3 Eingangsbereiche Thematisieren Sie den Übergang von außen nach innen z. B. durch Einrücken, durch Vordächer, durch Material- und Farbakzentuierungen. § ☺ ☺ 12 2.4 Dachaufbauten und -öffnungen ! Technische Dachaufbauten wie Lichtkuppeln, Fotovoltaikanlagen und Sonnenkollektoren, sowie Dachbegrünungen sollen durch eine entsprechend hoch geführte Attika den Blicken entzogen werden, wenn sie den kubischen Charakter der Architektur stören. 2.5 Brüstungen ! ! Gestalten Sie Brüstungen von begehbaren Flachdächern und Loggien entweder massiv als Teil der aufgehenden Wandscheibe oder entmaterialisiert bzw. filigran (Glas; sehr schlanke Pfosten und Stäbe aus Metall). Kombinationen von beiden Ausführungen sind auch denkbar. Brüstungen von Balkonen sollten entweder massiv, wie ein weiterer Kubus einer Kubenkomposition, oder entmaterialisiert bzw. filigran (Glas; sehr schlanke Pfosten und Stäbe aus Metall) gestaltet werden, so dass nur die auskragende Deckenscheibe wahrgenommen wird. 3. Fassaden, Materialien und Farben 13 Wenn eine harmonische Gesamtkomposition gelingen soll, müssen starke Stil-, Material- und Farbkontraste zwischen den Gebäuden ausgeschlossen werden: Jedes Haus wirkt nur so stark, wie es die benachbarten Häuser zulassen. Das schließt interessante Farbtupfer oder ungewöhnliche Öffnungsproportionen nicht aus. Finden Sie zusammen mit Ihrem Architekten das richtige Maß, das weder langweilig noch aufdringlich wirkt. Bedenken Sie außerdem, dass Ihr Haus viele Jahrzehnte ansehnlich bleiben muss und nicht kurzfristigen Moden unterworfen sein sollte. Das fördert den langfristigen Werterhalt Ihrer Immobilie. 3.1 Proportionen Dem Spiel mit der Form, der Anzahl und Größe von Öffnungen, Sonnenschutzelementen oder anderen abgesetzten Elementen sind praktisch keine Grenzen gesetzt. Setzen Sie diese Elemente in Beziehung zur gesamten Fassadenfläche. Zu Ihrer Orientierung sind hier drei Grundanordnungen von Öffnungen in der Fassade genannt: horizontale Reihung und Bänder, vertikale Reihung und Streifen, ungerichtete, freie Komposition. Dabei sollten die Fassadenproportionen das kubische Erscheinungsbild der Baukörper unterstützen. ☺ Um die Ecke geführte Fensterflächen verdeutlichen den massiven Kubus und sind Teil eines gedachten transparenten Kubus. 14 Das Prinzip „Öffnungen in massiven Wänden“ kann im Grenzfall auch die weitgehende Auflösung der Wand in Pfeiler oder Scheiben bedeuten. ☺ Wählen Sie das Prinzip „Öffnungen in massiven Wänden“. Vermeiden Sie das Prinzip „Öffnungen in elementierten Fassaden“. Elementierte Fassaden erwecken in den meisten Fällen den Eindruck von Bürobauten. 3.2 Gliederung von Öffnungen, Fensterteilung, Sonnenschutzelemente ☺ Zu einer gelungenen Fassade gehört auch die entsprechende Gliederung der Öffnungselemente selbst, gegebenenfalls ihre Kombination und Akzentuierung mit geschlossenen Elementen, die Dimensionierung der Rahmen. Von der seriellen Reihung gleicher Elemente bis zur Akzentuierung eines besonderen Elements ist hier fast alles möglich. 15 Das Hauptmaterial weißer Putz muss zumindest den Hauptbaukörper optisch dominieren. Je stärker der Helligkeitskontrast zwischen dem Hauptund dem Nebenmaterial ist, desto sparsamer sollten Sie das Nebenmaterial einsetzen. ! Hauptbaukörper in Hauptmaterial, untergeordneter Baukörper in Nebenmaterial ausgeführt. Nebenmaterial Metall ! Nebenmaterial Holz Folgende Materialkombination wird Ihnen deshalb hier zur Vorgabe gemacht: Das Hauptmaterial soll weißer Putz mit einem maximalen Grauanteil von 20 Prozent, die Nebenmaterialien sollen dunkelbraunroter oder dunkelblauroter Ziegel und/oder Holz naturbelassen (lasiert oder imprägniert) sein. Metallische Materialien, verzinkt oder anthrazithfarben oder dem Hauptmaterial farblich angepasst, sollten auf lineare Elemente wie Fensterrahmen oder Brüstungsstäbe beschränkt bleiben. Verwenden Sie keine hochglänzenden und spiegelnden/reflektierenden Materialien. Nebenmaterial Ziegel Neben der Wahl des Gebäudetyps bzw. der Kubatur ist die Wahl des Fassadenmaterials und seiner Farbe entscheidend dafür, ob benachbarte Gebäude gestalterisch in Dialog miteinander treten können oder nicht. Nur wenn eine gemeinsame (Material-)Sprache existiert, besteht die Möglichkeit zur gelungenen Kommunikation. Hauptmaterial 3.3 Materialien und Farben Hauptmaterial Putz dominiert den Hauptbaukörper. 16 ☺ Materialien können auf unterschiedliche Weise wirken. Das Material kann die abstrakte Körpergeometrie Ihres Gebäudes unterstützen, es kann aber auch das Tragen und Lasten darstellen oder seine Natürlichkeit bzw. seine Funktion als Wetterschutz demonstrieren. Das hier gewählte Hauptmaterial, der weiße Putz, unterstützt die gewünschte kubische Architektur, weil er besonders gut als abstrakte Oberfläche gedacht und wie eine unstrukturierte Haut oder Tapete ausgeführt werden kann. Bei den Nebenmaterialien sind auch die anderen Wirkungsweisen denkbar. Betonung der abstrakten Geometrie Beispiel gebrannter Ziegel: nur ein Ziegelformat, glatte Ziegeloberfläche, geringe Farbabweichungen, glatte Fugen Betonung des Tragens und Lastens Beispiel sichtbares, vom Ausbau getrenntes Holztragwerk mit Auskreuzungen aus Stahl Betonung des Wetterschutzes Beispiel Holzstülpschalung 3.4 Nebenanlagen, Carports und Garagen ! Farbe und Material von Carports, Garagen und anderen untergeordneten Bauteilen haben sich entweder ergänzend oder kontrastierend an den Hauptfassaden zu orientieren. Verwenden Sie keine abweichenden Fertigbauteile. 3.5 Rankgerüste, Eingrünung der Fassaden ! Die Begrünung der Fassade kann einen ästhetisch und klimatisch angenehmen Effekt erzeugen. Sie sollte allerdings in ihren Ausmaßen den Proportionen des Gebäudes angepasst werden und dem Hauptmaterial der Fassade keine Konkurrenz machen. 4. Freiraum 17 4.1 Einfriedungen ☺ Einfriedungen auf der Grundstücksgrenze prägen den Charakter des benachbarten Grundstücks mit. Als Anlieger stärken Sie die gemeinsame „Adresse“ wenn Sie sich gemeinsam mit den Mitanliegern auf einen Typ von Einfriedungen verständigen. Um die Nachbargrundstücke optisch wie Teile des eigenen Grundstücks wirken zu lassen, sollten Sie Ihr Grundstück gegenüber dem jeweiligen Nachbarn möglichst offen und transparent einfrieden. Das Grundstück sollte zur Straße hin einladend wirken. Gestalten Sie die Einfriedung der vorderen Grundstücksseite möglichst zurückhaltend. Die Festsetzung eines Baufeldes auf dem Grundstück (siehe 1.4) sorgt im übrigen dafür, dass der Vorgartenbereich von Bebauung frei bleibt. ☺ ☺ Um dem Schutzgedanken Rechnung zu tragen, ohne dem Konzept der Offenheit entgegen zu wirken, wird folgende für alle Anlieger obligatorische Regelung getroffen: Wählen Sie als Einfriedung an den Grundstücksgrenzen Hecken aus heimischen Laubgehölzen (Hainbuche, Liguster) bis zu einer Höhe von ca. 0,80 m. Die Hecke an der dem Anger abgewandten Grenze darf bis zu 1,20 hoch sein. In die Hecken integrierte, unauffällige Drahtzäune zum Schutz vor Hunden und Wildtieren – nicht höher als die vorgeschriebenen Hecken - sind zulässig. Mauern sollten nicht als Einfriedungen benutzt werden sondern ausschließlich im Bereich der Baufelder als Sichtschutz zur Anwendung kommen. Dort, wo Baufeldgrenzen und Grundstücksgrenzen identisch sind, sind massive Bauteile als Einfriedungen vorzuziehen. Bewegliche Teile wie Türen und Tore sollen mit der übrigen Einfriedung harmonisch abgestimmt werden und können Materialakzente setzen. § hüfthohe Hecke, geschnitten 18 4.2 Beläge von Zufahrten, Wegen und Freisitzen ☺ Stimmen Sie Farbe und Material der Beläge mit dem Hauptmaterial Ihres Gebäudes ab. Sie sollen sich entweder ergänzend oder kontrastierend am Hauptmaterial orientieren. Wählen Sie als Pflaster- oder Plattenbelag einfach strukturierte, in sich kontrastarme Beläge. 4.3 Bepflanzungen, künstliche Topografie ☺ Wenn der Wunsch nach größtmöglicher Individualität nicht schon die Gärten dominiert, kommt der Charakter Ihres Hauses wesentlich besser zur Geltung. Beschränken Sie sich deshalb auf wenige Themen. ☺ Hochstämmige Bäume oder niedrige Stauden und Sträucher an ausgewählten Standorten auf dem Grundstück erhalten die freie Sicht in Augenhöhe, ohne dass das Grundstück leer wirkt. Wählen Sie heimische Laubgehölze. ! Meisterhaus, Bauhaus Dessau Eine zu starke Modellierung des Geländes, Wälle und Terrassierungen insbesondere direkt am Gebäude widersprechen der Idee der Großzügigkeit und Offenheit und sind in der Gegend untypisch. Gegen einen Teich oder eine Versickerungsmulde als Teil Ihrer privaten Freiraumgestaltung wird niemand etwas einzuwenden haben. Impressum Herausgeber Stadt Braunschweig, Abteilung Stadtplanung Platz der Deutschen Einheit 38100 Braunschweig mail [email protected] Architektur und Städtebau Projektgemeinschaft Schunterterassen: Wolfgang Chmiel Architekt und Stadtplaner Hans-Joachim Meißner Architekt BDA springmeier architekten gbr BDA Architektur und Städtebau Südlicher Anger Wolfgang Chmiel Architekt und Stadtplaner Hans-Joachim Meißner Architekt BDA 38100 Braunschweig Lessingplatz 7 fon 0531-2404970, -2404971 fax 0531-2404973 [email protected] [email protected] 19 20 städtebauliche Modellstudie vom südlichen Anger