Gestaltungshandbuch für das Wohngebiet Schunterterrassen

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Gestaltungshandbuch für das Wohngebiet Schunterterrassen Braunschweig Südlicher Anger
Projektgemeinschaft Schunterterrassen
Inhalt
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0. Allgemeines
0.1 Anlass und Ziel
0.2 Konzept des Gestaltungshandbuchs und Verfahren
0.3 Der erste Bauabschnitt: Gesamtgebiet und Teilräume
1. Städtebau
1.1 Anger
1.2 Gebäude und Anger
1.3 Gebäude untereinander
1.4 Grundstück und Bebaubarkeit
1.5 Platzierung von Nebenanlagen, Carports und Garagen
2. Gebäude
2.1 Haustyp
2.2 Nebenanlagen, Carports und Garagen
2.3 Eingangsbereiche
2.4 Dachaufbauten und –öffnungen
2.5 Brüstungen
3. Fassaden, Material und Farben
3.1 Proportionen
3.2 Gliederung von Öffnungen, Fensterteilung, Sonnenschutzelemente
3.3 Materialien und Farben
3.4 Nebenanlagen, Carports und Garagen
3.5 Rankgerüste, Eingrünung der Fassaden
4. Freiraum
Südlicher Anger
Lageplan Maßstab 1:1000
4.1 Einfriedungen
4.2 Beläge von Zufahrten, Wegen und Freisitzen
4.3 Pflanzungen, künstliche Topografie
0. Allgemeines
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0.1 Anlass und Ziel
Die Stadt Braunschweig hat im Rahmen einer Wohnungsbauinitiative eine
Reihe von städtebaulichen Wettbewerben durchgeführt, mit dem Ziel das
Angebot an innerstädtischen und stadtnahen Wohnungen zu erhöhen und
die ungewünschte Abwanderung von Bauwilligen ins Umland zu reduzieren.
Bestandteil dieser Initiative ist das Siedlungsprojekt Schunterterrassen in
Querum. Das Areal liegt in verkehrsgünstiger Lage und ist mit einem attraktiven Infrastruktur- und Freiraumangebot im seinem Umfeld ausgestattet.
Auf der Basis des überarbeiteten Wettbewerbsentwurfs wird zunächst ein
erster Bauabschnitt realisiert, dessen städtebauliche Adressbildung durch
zwei unterschiedlich gestaltete Anger die Attraktivität des Gebietes noch
erhöht.
Im weiteren Verfahren schafft die Stadt Braunschweig mit dem Bebauungsplan „Wohngebiet Schunterterrassen“ die planungsrechtliche Voraussetzung für die städtebauliche Entwicklung. Ergänzend wurde das vorliegende
Handbuch mit Gestaltungsregeln und -empfehlungen erarbeitet, um unter
dem Motto Einheit in der Vielfalt – Vielfalt in der Einheit über die baurechtlichen Vorgaben hinaus eine einheitliche, quartiersprägende Gestaltung zu gewährleisten.
Im Gegensatz zu der weithin üblichen Bindung von Grundstücksverkäufen
an einen Bauträger werden die Grundstücke der Schunterterrassen direkt
von der Stadt Braunschweig vermarktet. Dies eröffnet die Option, anstelle
der Auswahl eines vermeintlich preiswerten Typenhauses nach Katalog, bei
dessen Umsetzung die eigenen Vorstellungen durch Aufpreise erheblich zu
Buche schlagen, ein individuell auf die persönlichen Bedürfnisse, Vorstellungen und den eigenen Geldbeutel zugeschnittenes Haus zu realisieren,
gemeinsam mit einem Architekten Ihrer Wahl.
Erster Bauabschnitt
Maßstab 1:2000
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0.2. Konzept des Handbuchs und Verfahren
Um eine hochwertige und homogene Gestaltung des Gebietes zu gewährleisten, wird das Bauvorhaben über das übliche Maß hinaus von der Stadt
Braunschweig mit inhaltlichem und finanziellem Engagement durch folgende
Maßnahmen begleitet:
- Durch einen von Fachleuten bereits entschiedenen Architektenwettbewerb
liegt eine für die Anforderungen des Ortes und der Aufgabe optimale städtebauliche Lösung der Hochbauplanung zugrunde.
- Der Bebauungsplan sichert die planungsrechtlich relevanten städtebaulichen und gebäudetypologischen Festsetzungen.
- Das Gestaltungshandbuch erläutert die Vorgaben des Bebauungsplanes §
und beschreibt die Regeln ! und Empfehlungen ☺ für die Gestaltung von
Gebäuden, Nebenanlagen und Freiflächen.
- Die Umsetzung der Vorgaben durch die/den Bauherren/in und ihren/seinen Architekten/in, insbesondere die gestalterische Integration der einzelnen Entwürfe in das Gesamtensemble, wird durch einen Gestaltungsbeirat
begleitet.
round table
- Als zusätzlicher Anreiz und Würdigung der privaten Initiative werden die
besten Bauten nach Fertigstellung aller Bauten mit einem Bauherrenpreis
honoriert.
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0.3 Erster Bauabschnitt: Gesamtgebiet und Teilräume
Das Baugebiet Schunterterrassen soll in mehreren Abschnitten entwickelt
werden. Gegenstand dieses Handbuchs ist zunächst der 1. Bauabschnitt,
der 24 Grundstücke umfasst. Das nach dem Wettbewerb überarbeitete
Konzept, schlägt die Bebauung von zwei räumlich unterschiedlichen Angern vor, die zusammenhängend erschlossen werden. In Abhängigkeit von
der Raumbildung dieser Anger entstehen zwei um diese Anger organisierte
Einfamilienhausgruppen, die in gestalterischer Bindung und Freiheit von
der jeweiligen Raumwirkung der Anger abhängen. Im Sinne der Idee, eine
qualitätvolle Architektur im städtebaulichen Zusammenhang zu ermöglichen,
übernehmen die Anger die Rolle von Katalysatoren.
Vergleicht man die beiden Anger miteinander, gestaltet sich die Beziehung
von öffentlichem Raum und privater Bebauung genau gegensätzlich bzw.
komplementär: Während am Nordanger eine an Baufelder, Baufluchten
und Satteldachtypus orientierte Bebauung ein frei gestaltetes Areal offener
Baumgruppen umspannt, kehrt sich das Bild am Südanger um. Ein zentrierendes geometrisch gestaltetes Baumdach besetzt die Mitte und erlaubt
durch seine Volumen bildende Ausstrahlung eine freie Organisation der
umgebenden kubischen Flachdachgebäude innerhalb von festgesetzten
Baufeldern.
Entsprechend der komplementären Anmutung der Anger definieren sich
auch die Bebauungsregeln unterschiedlich und werden deshalb angerbezogen erläutert. Das Ihnen hier vorliegende Exemplar erläutert die Regeln für
den südlichen Anger.
komplementäres Prinzip
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Querschnitt durch den Anger, Maßstab 1:333
1. Städtebau
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1.1 Anger
Die Gestaltung des Angers ist eine Rahmenbedingung für die Gestaltung
Ihres Hauses: Der südliche Anger erhält durch Baumpflanzungen in einem
geometrischen Raster ein rechteckiges Baumdach mit Lichtung aus zusammenwachsenden, mittelkronigen Bäumen. Die Bäume bilden ein kräftiges
Volumen und entfalten somit eine eigene zentrierende Wirkung innerhalb
dieser Nachbarschaft.
Baumdach mit Lichtung
Die Fläche unter den Bäumen könnte mit einer wassergebundenen Wegedecke und/oder Rasenflächen gestaltet werden. Zum Schutz vor Überfahrt
und als Sitzmöglichkeit sind an den Längsseiten Mauern (h max = 0,50 m)
aus hellem Sichtbeton denkbar.
wassergebundene Decke unter Bäumen
Für die Straßen- und Wegeflächen, die den Anger unmittelbar umgeben,
wäre ein graues Großpflaster mit ruhigem Fugenbild vorstellbar.
Betonstein mit eingebauten Unregelmäßigkeiten
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1.2 Gebäude und Anger
☺ Die zusammenwachsenden Baumkronen bilden ein kräftiges Volumen in der
!
Mitte, um das sich in offener Bauweise villenartige Wohnhäuser gruppieren.
Bei den Gebäuden ist ein hohes Maß an typologischer und gestalterischer
Vielfalt möglich: Die Gruppe fällt dennoch optisch nicht auseinander, weil
die ruhige und klare Figur des Baumcarrées integrierend wirkt. Als Bauherr
gewinnen Sie dadurch einen großen funktionalen und gestalterischen Spielraum für Ihr Wohnhaus.
Um diese Wechselwirkung zwischen Baumcarrée und Häusern zu unterstützen, sollen die privaten Einfriedungen zum Anger hin möglichst niedrig sein.
Bitte beachten Sie, dass deshalb das Grundstück, seine Grün- und Freiflächen, mit den öffentlichen Flächen zusammen wahrgenommen werden soll.
1.3 Gebäude untereinander
☺ Durch eine sparsame Bepflanzung oder Einfriedung der privaten Grund-
stücke (siehe 4.1) können die Nachbargrundstücke optisch als Teile des
eigenen Grundstücks wirken: Es entsteht der Eindruck von freistehenden
Villen in einer großzügigen, parkartigen Landschaft. Die Einzelhäuser treten
untereinander in einen architektonischen Dialog.
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1.4. Grundstück und Bebaubarkeit
Der Charakter eines Villenviertels wird sich einstellen, wenn zwischen den
einzelnen Wohnhäusern großzügig wirkende Freiflächen entstehen können.
Deshalb wird im Bebauungsplan für jedes Grundstück ein einzelnes Baufeld
definiert. Nur hier darf gebaut werden. Das Baufeld verhindert eine zu starke
Streuung der Baukörper auf dem Grundstück.
Innerhalb des Baufeldes können Sie die Lage und Tiefe der Gebäude frei
wählen. Sie können zusammen mit Ihrem Architekten selbst bestimmen, ob
sich Ihr Haus beispielsweise zur Sonne, eher zum Garten hin orientiert oder
aber um einen Hof organisiert ist. Sie müssen nicht auf eine der Grenzen
des Baufeldes bauen. Um möglichst viel zusammenhängendes Grundstück
für Ihren Garten oder Ihren Freisitz zu gewinnen, ist es allerdings sinnvoll,
an eine oder zwei Grenzen des Baufeldes heranzubauen.
Ein Überschreiten der Baugrenze mit Eingangsüberdachungen, Windfängen, Hauseingangstreppen, Kellerlichtschächten oder Balkonen ist im
Einzelfall und ausnahmsweise bis zu einer Tiefe von 1,50 m möglich. Die
Grenzabstandsregeln der Niedersächsischen Bauordnung sind im Übrigen
zu beachten.
§
☺
☺
1.5. Platzierung von Nebenanlagen, Carports und
Garagen
Was für den Hauptbaukörper gilt, soll auch für die Nebenanlagen gelten:
auch Garagen, Carports, Abstellräume, Sichtschutzmauern und Müllsammelplätze sind nur im Bereich der Baufelder zulässig. Beachten Sie, dass
bei einigen wenigen Grundstücken für die Garagen/Carports aus Erschließungsgründen Ausnahmen gemacht werden. In diesen Fällen werden besondere Flächen außerhalb der Baufelder zur Bebauung bestimmt.
§
2. Gebäude
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2.1.Haustyp
☺ Die städtebaulichen Vorgaben lassen Ihnen beim Gebäude in funktionaler
Addition
Ausschneiden
und gestalterischer Hinsicht viele Freiheiten. Es wird Ihnen kein bestimmter
Gebäudetypus vorgeschrieben. Es handelt sich hier eher um eine Entwurfsmethode, die Ihnen bzw. Ihrem Architekten vorgeschlagen wird: Komponieren Sie Ihr Gebäude aus einem oder mehreren kubischen oder scheibenartigen Baukörpern mit klaren Kanten. Wählen Sie bewusst die Art der
Baukörperfügung: Addition, Ausschneiden, Durchdringung. Ziehen Sie eine
einfache Kubatur einer komplizierten vor.
Durchdringung
Einige Vorgaben zur Gebäudekubatur sind jedoch nötig, wenn der gewünschte Architektur-Dialog zwischen benachbarten Gebäuden zustande
kommen soll. Nur wenn eine gemeinsame Sprache existiert, besteht die
Möglichkeit zur gelungenen Kommunikation:
§
Damit ein orthogonales System entstehen kann, in dem die einzelnen Gebäude untereinander in Beziehung treten können, müssen die äußeren Baukörperkanten parallel und senkrecht zu den Grundstücksgrenzen angeordnet
werden.
§
Die Baukörper sollen echte Flachdächer als obere Abschlüsse mit fassadenbündiger Attika erhalten. Flachgeneigte Dächer mit Dachüberstand sind nicht
gewünscht.
§
Die Gebäude sollen überwiegend wie zweigeschossige Bauten wirken. Diese
Wirkung wird durch folgende Festsetzungen im Bebauungsplan erreicht: Mindestens 50% der überbauten Fläche muss eine Gebäudehöhe besitzen, die zwischen einer Mindesthöhe von 6,50 m über Terrain und einer Maximalhöhe von
7,00 m über Terrain liegt. Höher darf nicht gebaut werden. Die maximale Fußbodenhöhe des Erdgeschosses über dem Terrain wird auf 0,60 m festgesetzt.
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2.2. Nebenanlagen, Carports und Garagen
Untergeordnete Bauten wie Carports, Garagen, Sichtschutzelemente, Müllsammelstellen und Abstellräume sollen in Größe und Höhe mit dem Hauptbaukörper abgestimmt sein. Sie sind Teil der Kubenkomposition.
Ihr oberer Abschluss soll flach ausgebildet werden.
Bei aller anzustrebenden Großzügigkeit und Offenheit der Freiraumgestaltung auf dem Grundstück wollen Sie sicherlich einige Bereiche des Gebäudes und seines Umfeldes vor Einblicken schützen. Nutzen Sie die Baukörperkomposition sowie die Anordnung von Mauern und Nebengebäuden, um
einen Freibereich direkt am Haus zu schaffen, der Ihrem Bedürfnis nach
Intimität gerecht wird.
2.3 Eingangsbereiche
Thematisieren Sie den Übergang von außen nach innen z. B. durch Einrücken, durch Vordächer, durch Material- und Farbakzentuierungen.
§
☺
☺
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2.4 Dachaufbauten und -öffnungen
!
Technische Dachaufbauten wie Lichtkuppeln, Fotovoltaikanlagen und Sonnenkollektoren, sowie Dachbegrünungen sollen durch eine entsprechend
hoch geführte Attika den Blicken entzogen werden, wenn sie den kubischen
Charakter der Architektur stören.
2.5 Brüstungen
!
!
Gestalten Sie Brüstungen von begehbaren Flachdächern und Loggien entweder massiv als Teil der aufgehenden Wandscheibe oder entmaterialisiert
bzw. filigran (Glas; sehr schlanke Pfosten und Stäbe aus Metall). Kombinationen von beiden Ausführungen sind auch denkbar.
Brüstungen von Balkonen sollten entweder massiv, wie ein weiterer Kubus
einer Kubenkomposition, oder entmaterialisiert bzw. filigran (Glas; sehr
schlanke Pfosten und Stäbe aus Metall) gestaltet werden, so dass nur die
auskragende Deckenscheibe wahrgenommen wird.
3. Fassaden, Materialien und Farben
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Wenn eine harmonische Gesamtkomposition gelingen soll, müssen starke
Stil-, Material- und Farbkontraste zwischen den Gebäuden ausgeschlossen
werden: Jedes Haus wirkt nur so stark, wie es die benachbarten Häuser
zulassen. Das schließt interessante Farbtupfer oder ungewöhnliche Öffnungsproportionen nicht aus. Finden Sie zusammen mit Ihrem Architekten
das richtige Maß, das weder langweilig noch aufdringlich wirkt. Bedenken
Sie außerdem, dass Ihr Haus viele Jahrzehnte ansehnlich bleiben muss
und nicht kurzfristigen Moden unterworfen sein sollte. Das fördert den langfristigen Werterhalt Ihrer Immobilie.
3.1 Proportionen
Dem Spiel mit der Form, der Anzahl und Größe von Öffnungen, Sonnenschutzelementen oder anderen abgesetzten Elementen sind praktisch keine Grenzen gesetzt. Setzen Sie diese Elemente in Beziehung zur gesamten Fassadenfläche. Zu Ihrer Orientierung sind hier drei Grundanordnungen
von Öffnungen in der Fassade genannt: horizontale Reihung und Bänder,
vertikale Reihung und Streifen, ungerichtete, freie Komposition.
Dabei sollten die Fassadenproportionen das kubische Erscheinungsbild der
Baukörper unterstützen.
☺
Um die Ecke geführte Fensterflächen verdeutlichen
den massiven
Kubus und sind
Teil eines gedachten transparenten
Kubus.
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Das Prinzip „Öffnungen in massiven Wänden“ kann
im Grenzfall auch
die weitgehende
Auflösung der
Wand in Pfeiler
oder Scheiben
bedeuten.
☺ Wählen Sie das Prinzip „Öffnungen in massiven Wänden“. Vermeiden Sie
das Prinzip „Öffnungen in elementierten Fassaden“. Elementierte Fassaden
erwecken in den meisten Fällen den Eindruck von Bürobauten.
3.2 Gliederung von Öffnungen, Fensterteilung,
Sonnenschutzelemente
☺ Zu einer gelungenen Fassade gehört auch die entsprechende Gliederung
der Öffnungselemente selbst, gegebenenfalls ihre Kombination und Akzentuierung mit geschlossenen Elementen, die Dimensionierung der Rahmen.
Von der seriellen Reihung gleicher Elemente bis zur Akzentuierung eines
besonderen Elements ist hier fast alles möglich.
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Das Hauptmaterial weißer Putz muss zumindest den Hauptbaukörper
optisch dominieren. Je stärker der Helligkeitskontrast zwischen dem Hauptund dem Nebenmaterial ist, desto sparsamer sollten Sie das Nebenmaterial
einsetzen.
!
Hauptbaukörper in Hauptmaterial, untergeordneter Baukörper in Nebenmaterial ausgeführt.
Nebenmaterial
Metall
!
Nebenmaterial
Holz
Folgende Materialkombination wird Ihnen deshalb hier zur Vorgabe gemacht: Das Hauptmaterial soll weißer Putz mit einem maximalen Grauanteil
von 20 Prozent, die Nebenmaterialien sollen dunkelbraunroter oder dunkelblauroter Ziegel und/oder Holz naturbelassen (lasiert oder imprägniert) sein.
Metallische Materialien, verzinkt oder anthrazithfarben oder dem Hauptmaterial farblich angepasst, sollten auf lineare Elemente wie Fensterrahmen
oder Brüstungsstäbe beschränkt bleiben. Verwenden Sie keine hochglänzenden und spiegelnden/reflektierenden Materialien.
Nebenmaterial
Ziegel
Neben der Wahl des Gebäudetyps bzw. der Kubatur ist die Wahl des Fassadenmaterials und seiner Farbe entscheidend dafür, ob benachbarte Gebäude gestalterisch in Dialog miteinander treten können oder nicht. Nur wenn
eine gemeinsame (Material-)Sprache existiert, besteht die Möglichkeit zur
gelungenen Kommunikation.
Hauptmaterial
3.3 Materialien und Farben
Hauptmaterial Putz dominiert den Hauptbaukörper.
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☺ Materialien können auf unterschiedliche Weise wirken. Das Material kann
die abstrakte Körpergeometrie Ihres Gebäudes unterstützen, es kann aber
auch das Tragen und Lasten darstellen oder seine Natürlichkeit bzw. seine
Funktion als Wetterschutz demonstrieren.
Das hier gewählte Hauptmaterial, der weiße Putz, unterstützt die gewünschte kubische Architektur, weil er besonders gut als abstrakte Oberfläche
gedacht und wie eine unstrukturierte Haut oder Tapete ausgeführt werden
kann. Bei den Nebenmaterialien sind auch die anderen Wirkungsweisen
denkbar.
Betonung der abstrakten
Geometrie
Beispiel gebrannter Ziegel: nur ein Ziegelformat,
glatte Ziegeloberfläche,
geringe Farbabweichungen, glatte Fugen
Betonung des Tragens
und Lastens
Beispiel sichtbares, vom
Ausbau getrenntes Holztragwerk mit Auskreuzungen aus Stahl
Betonung des Wetterschutzes
Beispiel Holzstülpschalung
3.4 Nebenanlagen, Carports und Garagen
!
Farbe und Material von Carports, Garagen und anderen untergeordneten Bauteilen haben sich entweder ergänzend oder kontrastierend an den
Hauptfassaden zu orientieren. Verwenden Sie keine abweichenden Fertigbauteile.
3.5 Rankgerüste, Eingrünung der Fassaden
!
Die Begrünung der Fassade kann einen ästhetisch und klimatisch angenehmen Effekt erzeugen. Sie sollte allerdings in ihren Ausmaßen den Proportionen des Gebäudes angepasst werden und dem Hauptmaterial der Fassade
keine Konkurrenz machen.
4. Freiraum
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4.1 Einfriedungen
☺
Einfriedungen auf der Grundstücksgrenze prägen den Charakter des benachbarten Grundstücks mit. Als Anlieger stärken Sie die gemeinsame
„Adresse“ wenn Sie sich gemeinsam mit den Mitanliegern auf einen Typ von
Einfriedungen verständigen.
Um die Nachbargrundstücke optisch wie Teile des eigenen Grundstücks
wirken zu lassen, sollten Sie Ihr Grundstück gegenüber dem jeweiligen
Nachbarn möglichst offen und transparent einfrieden.
Das Grundstück sollte zur Straße hin einladend wirken. Gestalten Sie die
Einfriedung der vorderen Grundstücksseite möglichst zurückhaltend. Die
Festsetzung eines Baufeldes auf dem Grundstück (siehe 1.4) sorgt im übrigen dafür, dass der Vorgartenbereich von Bebauung frei bleibt.
☺
☺
Um dem Schutzgedanken Rechnung zu tragen, ohne dem Konzept der
Offenheit entgegen zu wirken, wird folgende für alle Anlieger obligatorische
Regelung getroffen: Wählen Sie als Einfriedung an den Grundstücksgrenzen Hecken aus heimischen Laubgehölzen (Hainbuche, Liguster) bis zu
einer Höhe von ca. 0,80 m. Die Hecke an der dem Anger abgewandten
Grenze darf bis zu 1,20 hoch sein. In die Hecken integrierte, unauffällige
Drahtzäune zum Schutz vor Hunden und Wildtieren – nicht höher als die
vorgeschriebenen Hecken - sind zulässig. Mauern sollten nicht als Einfriedungen benutzt werden sondern ausschließlich im Bereich der Baufelder als
Sichtschutz zur Anwendung kommen. Dort, wo Baufeldgrenzen und Grundstücksgrenzen identisch sind, sind massive Bauteile als Einfriedungen
vorzuziehen. Bewegliche Teile wie Türen und Tore sollen mit der übrigen
Einfriedung harmonisch abgestimmt werden und können Materialakzente
setzen.
§
hüfthohe Hecke, geschnitten
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4.2 Beläge von Zufahrten, Wegen und Freisitzen
☺ Stimmen Sie Farbe und Material der Beläge mit dem Hauptmaterial Ihres
Gebäudes ab. Sie sollen sich entweder ergänzend oder kontrastierend am
Hauptmaterial orientieren. Wählen Sie als Pflaster- oder Plattenbelag einfach strukturierte, in sich kontrastarme Beläge.
4.3 Bepflanzungen, künstliche Topografie
☺ Wenn der Wunsch nach größtmöglicher Individualität nicht schon die Gärten
dominiert, kommt der Charakter Ihres Hauses wesentlich besser zur Geltung. Beschränken Sie sich deshalb auf wenige Themen.
☺ Hochstämmige Bäume oder niedrige Stauden und Sträucher an ausgewählten Standorten auf dem Grundstück erhalten die freie Sicht in Augenhöhe,
ohne dass das Grundstück leer wirkt. Wählen Sie heimische Laubgehölze.
!
Meisterhaus, Bauhaus Dessau
Eine zu starke Modellierung des Geländes, Wälle und Terrassierungen
insbesondere direkt am Gebäude widersprechen der Idee der Großzügigkeit
und Offenheit und sind in der Gegend untypisch. Gegen einen Teich oder
eine Versickerungsmulde als Teil Ihrer privaten Freiraumgestaltung wird
niemand etwas einzuwenden haben.
Impressum
Herausgeber
Stadt Braunschweig, Abteilung Stadtplanung
Platz der Deutschen Einheit
38100 Braunschweig
mail [email protected]
Architektur und Städtebau
Projektgemeinschaft Schunterterassen:
Wolfgang Chmiel Architekt und Stadtplaner
Hans-Joachim Meißner Architekt BDA
springmeier architekten gbr BDA
Architektur und Städtebau Südlicher Anger
Wolfgang Chmiel Architekt und Stadtplaner
Hans-Joachim Meißner Architekt BDA
38100 Braunschweig
Lessingplatz 7
fon 0531-2404970, -2404971 fax 0531-2404973
[email protected]
[email protected]
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städtebauliche Modellstudie vom südlichen Anger
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