Abofallen Swisscom und Sunrise kassieren mit Handyrechnungen sollte man sehr genau anschauen: Die Tricks mit unsichtbaren Abofallen werden immer dreister. Bezahlen muss man solche Posten auf der Telefonrechnung nicht. fern ein Abo unterzujubeln, ohne dass diese es bemerken. Häufig offerieren die dubiosen Unternehmen gratis originelle Klingeltöne, Spiele oder Flirtabos. Im Kleingedruckten ist allerdings von einem Aboabschluss die Rede. Die Kosten für die überteuerten SMS werden direkt über die Telefonrechnung belastet. solcher Geschäftspartner. Sunrise gibt keine Zahlen an. Die Sicherheitsvorkehrungen der Telefonfirmen sind mager: Bei Swisscom müssen die Kunden laut Sprecherin Annina Merk den Kauf auf einer zusätzlich erscheinenden Seite bestätigen. Bei Sunrise erhält man ein Warn-SMS, falls die Premium-SMS-Kosten 50 Franken überschreiten. Orange macht beim Inkasso für die dubiosen Firmen dagegen nicht mit: «Wir machen das nicht mehr, weil der Bestellprozess nicht den üblichen Qualitätsanforderungen entspricht und nur zu negativen Kundenreaktionen führen würde», so Sprecherin Therese Wenger. Telekomfirmen machen wenig für die Sicherheit ihrer Kunden 8 Die angewendeten Methoden werden immer raffinierter. Bisher mussten Handybesitzer mindestens ihre Telefonnummer auf einer Seite eingeben, um ein teures Abo abzuschliessen. Neuerdings reicht es, beim Surfen mit dem Smartphone auf eine Werbung oder ein App-Symbol zu klicken, und schon hat man ein kostenpflichtiges Abo eingefangen – sei es für vermeintliche Gratisspiele oder Single-Angebote. Die obskuren Internetseiten registrieren die Rufnummer des Handys und leiten sie an die Telekomfirma weiter, über die man telefoniert. So können sie die Telefonnummer des Surfers identifizieren. Von den Spielen oder anderen Angeboten hört man anschliessend oft nichts mehr. Doch der Betrag für das unbemerkt abgeschlossene «Rechnung nicht bezahlen und schriftlich reklamieren» GE TTY A uf der Sunrise-Monatsrechnung seines 13-jährigen Sohnes fand saldo-Leser Eddie Schwartz aus St. Gallen (Name geändert) einen Betrag von 70 Franken für «Premium-SMS». Aufgelistet waren diverse 5 Franken teure SMS an die Firma Dimoco. Grund: Der Sohn hatte ohne viel zu überlegen auf eine der vielen Internetwerbungen auf seinem Smartphone geklickt. Dabei bemerkte er nicht, dass er damit bei Dimoco ein Abo abgeschlossen hatte. Wofür die Werbung war, weiss der Sohn nicht mehr. Klar ist: Die teuren SMS hat er nie erhalten. Mit einem entsprechenden Warn-SMS, das er von Sunrise bekam, konnte er deshalb nichts anfangen. Solche Abofallen sorgen seit Jahren für Unmut. Das Geschäftsmodell besteht darin, den Handybesitzern und Internetsur- Abofallen: Klick auf eine Werbung genügt Abo landet auf der Telefonrechnung – unter irreführenden Bezeichnungen wie «Premium SMS» oder «Mehrwertdienste». Hinter den neuen Abofallen stecken Firmen wie Vascom, Buongiorno, Jesta Digital oder Dimoco. Die beiden Letzteren sind saldo bereits seit Jahren bekannt: Dimoco als Versender von SMS-Spam (saldo 11/10), Jesta als Verkäufer von teuren Apps (saldo 13/11). Das üble Spiel mit der Unwissenheit der SmartphoneBesitzer funktioniert nur, weil Swisscom und Sunrise mitmachen und die Beträge ihren Kunden automatisch auf der Monatsabrechnung belasten. Swisscom spricht von einer zweistelligen Zahl Das Bundesamt für Kommunikation beurteilt die automatischen Abrechnungsverfahren von Swisscom und Sunrise kritisch. Sprecherin Deborah Murith: «Durch den blossen Besuch einer Internetseite – ohne bewusstes Anklicken von Vertragsbedingungen – kommt kein Vertrag und kein Abonnement zustande.» Und wenn auf der Handyrechnung trotzdem solche Kosten auftauchen? «Nicht bezahlen und schriftlich reklamieren», rät Murith. Dies tat auch Eddie Schwartz. Mit Erfolg. Sunrise schrieb ihm auf der Folgerechnung 70 Franken gut. Mirjam Fonti, Marc Mair-Noack saldo Nr. 2 I 5. Februar 2014 Werbung KEYSTONE WWF-Panda: Unternehmen geben sich mit dem teuer erkauften Logo einen ökologischen Anstrich Panda zu verkaufen Der WWF verkauft sein Logo an Unternehmen. Diese müssen versprechen, umweltschonend zu wirtschaften. Eine seriöse Kontrolle findet nicht statt. D er WWF Schweiz unterhält aktuell mit 28 Unternehmen «Umweltpartnerschaften»: Diese zahlen der Umweltorganisation einen bestimmten Betrag pro Jahr und versprechen, ihren Verbrauch an natürlichen Ressourcen zu senken. Im Gegenzug dürfen sie mit dem Panda-Logo werben. 2012 zahlten die Unternehmen dem WWF für solche Verträge laut Geschäftsbericht 4,8 Millionen Franken – 10 Prozent der Gesamteinnahmen. Die Partner pro5. Februar 2014 I Nr. 2 saldo fitierten dafür «vom Fachwissen des WWF» und der «Popularität» des Panda-Logos, schreibt der WWF. Laut WWF-Website überwiesen Coop, Migros und Zürcher Kantonalbank vorletztes Jahr je über 500000 Franken, Post, Swisscom und Bosch Schweiz je über 100 000 Franken. Zielvorgaben für die Partner sind nicht klar Der WWF sagt, dass diesen «Umweltpartnerschaften» keine finanziellen Motive zugrunde liegen. Ziel sei es, die Unternehmen zu mehr Einsatz für die Natur zu bewegen. So hätten die Partner von 2005 bis 2012 ihre CO₂Emissionen um 21 Prozent gesenkt. Der Haken: Nachprüfen lässt sich das nicht. Auf die Werbung mit dem Panda ist kein Verlass. n Unklare Ziele: Bei elf WWF-Vertragspartnern sind auf der Homepage des WWF keine konkreten Jahresziele ersichtlich. Die Krankenkasse Sympany in Basel und der deutsche Verlag Pro Futura etwa haben sich zur Einhaltung ökologischer «Mindestanforderungen» verpflichtet. Worin diese bestehen, steht nirgends. Mit der Metallbearbeitungsfirma Brüco in Rümlang ZH hat der WWF «keine Ziele» festgelegt, bei der Zürcher Kantonalbank und Ikea Schweiz würden diese überarbeitet. Beim Kantinenbetreiber SV oder der Swisscom finden sich keine Prozentangaben zu aktuellen Jahreszielen. Die Metallbaufirma Ernst Schweizer in Hedingen ZH will laut WWF-Website ihre Energieeffizienz verbessern. Der WWF nennt keine Zahlen zu Ist-Zustand und Zielvorgabe. n Fehlende Erfolgskontrolle: Bei 17 Partnern bleibt unklar, ob sie die vereinbarten Ziele im letzten Jahr erreicht haben. Bei Migros, Swisscom und Post nennt der WWF zwar Resultate, die ursprünglichen Jahresziele sind jedoch nicht bekannt. Unter dem Strich informiert der WWF nur über acht Partnerschaften vollständig. Das heisst über konkrete Veränderungen und darüber, was die Firmen 2012 erreicht haben. Darunter sind der Feinkosthändler Bianchi in Zufikon AG, der Fleischkonzern Ospelt in Bendern (FL) oder der Fischgrosshändler Marinex in Walchwil ZG. n Folgenloses Scheitern: Fünf von acht Firmen verfehlten demnach 2012 ihr Ziel. So verkaufte die Zürcher FORUM Vertrauen Sie Werbung mit dem Panda-Signet? Schreiben Sie an: saldo, Postfach, 8024 Zürich, [email protected]. Oder diskutieren Sie im Internet unter www.saldo.ch. Fischhandelsfirma Gourmetro Fairfood AG beim Wildfang nur 33 Prozent MSCFisch – 56 Prozent waren das Ziel. Der WWF weist in der aktuellen Leistungsbilanz nicht auf den Misserfolg hin. Laut dem WWF-Verantwortlichen Michael Arnold sehen die Verträge ohnehin keine Sanktionen vor. «Wir arbeiten nur mit Firmen, die wirklich besser werden wollen, und müssen deshalb nicht gleich mit Strafen drohen.» Der WWF behauptet auf der Homepage zwar, «stetig» die Einhaltung der Zielvereinbarungen zu überwachen. Auf Nachfrage räumt Arnold aber ein, man würde lediglich einmal im Jahr die von den Partnern gemeldeten Zahlen kontrollieren. Der WWF beschränkt sich also auf Papierkontrollen, statt in Stichproben vor Ort oder in externe Prüfungen zu investieren. Eric Breitinger 9