Dozentenübungen im Rahmen des Mathe-1-Tutoriums im Studiengang Maschinenbau Sommersemester 2017 Brett Youens 22. März 2017 Inhaltsverzeichnis 1 Termin 1: Algebra 1.1 Potenzen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.2 Quadratische Gleichungen . . . . . . . . . 1.3 Definitionsbereich . . . . . . . . . . . . . . 1.4 Bruchgleichungen . . . . . . . . . . . . . . 1.5 Wurzelgleichungen . . . . . . . . . . . . . 1.6 Der Logarithmus . . . . . . . . . . . . . . 1.7 Exponential- und Logarithmusgleichungen 1.8 Ungleichungen . . . . . . . . . . . . . . . . 1.9 Betrags[un]gleichungen . . . . . . . . . . . 1 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2 2 3 5 6 8 9 11 13 15 1 Termin 1: Algebra 1.1 Potenzen Im Umgang mit Potenzen gibt es einige Rechenregeln. Sie lassen sich aber alle aus drei kurzen Definitionen herleiten. Dazu seien a ∈ R\{0} und n ∈ N. Dann definieren wir n−mal z }| { a := a · · · a n a−n := a1n √ 1 a n := n a. Bei der letzten Definition muss man nur beachten, dass a nicht negativ sein darf, √ 1 4 falls n gerade ist. Zum Beispiel wäre (−9) 4 = −9 nicht definiert. Im Klartext: Man kann keine gerade Wurzel aus einer negativen Zahl ziehen. Seien nun a, b ∈ R \ {0} und m, n ∈ Z. Aus den obigen Definitionen folgen dann diese Rechenregeln für Potenzen: Rechenregeln für Potenzen: gleiche Potenzen ◦ (ab)n = an bn n n ◦ ab = abn gleiche Basen: +, −, ·, / ◦ am+n = am an ◦ am−n = am an ◦ amn = (am )n = (an )m p √ m m ◦ a n = n (am ) = ( n a) . Bei der letzten Rechenregel muss man natürlich wieder beachten, dass a nicht negativ sein darf, falls n gerade ist. Aus den Definitionen lassen sich auch folgende wichtige Spezialfälle herleiten: Spezialfälle: a1 = a √ 1 a2 = a a0 = 1 a−1 = a1 . Wir üben nun die obigen Regeln und Definitionen mit einigen Aufgaben. Aufgaben: Vereinfachen Sie die folgenden Ausdrücke: 2 1. a3 a4 a−2 2. (ab)4 · ab √ 1 3. n am m 2 · a0 4. 2 · 3n − 3n+1 2 −1 x5 : 5. (x −1)(x−1) 5 (x+1)y 1 12 x−3 y 3 Lösungen: 1. a3 a4 a−2 = a3+4−2 = a5 2 2 2. (ab)4 · ab · a0 = a4 b4 · ab 2 · 1 = a4−2 b4+2 = a2 b6 √ 1 √ m 1 m 1 1 3. n am m = a n m = a n · m = a n = n a 4. 2 · 3n − 3n+1 = 2 · 3n − 3 · 3n = (2 − 3) · 3n = (−1) · 3n = −3n 2 12 1 1 2 12 (x −1)(x−1)−1 x5 1 x2 −1 x5 x3 2 x5 y 3 2 5. : x−3 y3 = (x+1)(x−1) · y5 : y3 = 1 · y5 · x3 = xy2 = xy (x+1)y 5 1.2 Quadratische Gleichungen Eine quadratische Gleichung hat die Form ax2 + bx + c = 0 mit a, b, c ∈ R und a 6= 0. Um Lösungen für eine solche Gleichung zu finden, kann man die sogenannte Mitternachtsformel √ −b ± b2 − 4ac x1,2 = 2a einsetzen. Falls der Ausdruck unter dem Wurzelzeichen b2 − 4ac eine nicht negative Zahl ist, hat die Gleichung dann zwei [nicht unbedingt verschiedene] reelle Lösungen. Mithilfe dieser kann man dann den quadratischen Ausdruck als Produkt von Linearfaktoren wiedergeben: ax2 + bx + c = a(x − x1 )(x − x2 ). Diese Form des Ausdrucks wird auch Produktdarstellung genannt. Aufgaben: Berechnen Sie die Lösungen der folgenden quadratischen Gleichungen und zerlegen Sie die Ausdrücke in Linearfaktoren. 1. x2 + 7x + 6 = 0 2. 2x2 + 12x + 18 = 0 3. x2 + x + 1 = 0 4. x4 − 10x2 + 9 = 0 3 Lösungen: 1. √ √ x2 + 7x + 6 = 0 =⇒ x1,2 = −7± 249−24 = −7±2 25 = −7±5 2 =⇒ x1 = −6, x2 = −1 =⇒ L = {−6, −1} Produktdarstellung: (x + 6)(x + 1) = 0 2. √ √ 0 2x2 + 12x + 18 = 0 =⇒ x1,2 = −12± 144−4·2·18 = −12± 2·2 4 =⇒ x1 = x2 = −3 =⇒ L = {−3} Produktdarstellung: 2(x + 3)(x + 3) = 0 3. x2 + x + 1 = 0 =⇒ b2 − 4ac = 12 − 4 · 1 · 1 = −3 < 0 =⇒ L = {} Produktdarstellung: keine 4. 2 x4 − 10x2 + 9 = 0 ⇐⇒ x2 − 10 x2 + 9 = 0 ⇐⇒ u2 − 10u + 9 = 0 (Substitution: u := x2 ) √ = 10±8 =⇒ u1,2 = 10± 100−36 2 2 =⇒ u1 = 9, u2 = 1 =⇒ x2 = u1 = 9 =⇒ x1,2 = ±3 und x2 = u2 = 1 =⇒ x3,4 = ±1 (Rücksubstitution) =⇒ L = {±1, ±3} Produktdarstellung: (x − 1)(x + 1)(x − 3)(x + 3) = 0 Ein Trick Wenn die Lösungen einer quadratischen Gleichung x2 + px + q = 0 vermutlich ganze Zahlen sind, kann man mit geübtem Auge auch ohne die Mitternachtsformel den quadratischen Ausdruck schnell faktorisieren. Man muss nur ein Zahlenpaar u und v finden, 1. dessen Produkt q ist und 2. dessen Summe p ist. Zur Veranschaulichung dieser Vorgehensweise – eine Variante des Satzes von Vieta – betrachten wir ein Beispiel. Beispiel: x2 + 7x − 8 = 0 4 Wir konstruieren eine Tabelle mit Zahlenpaaren, deren Produkt q = −8 ist. Dabei suchen wir das Paar, dessen Summe p = 7 ist. u 1 2 4 8 v u+v −8 −7 −4 −2 −2 2 −1 7 In der letzten Zeile finden wir das gesuchte Paar: 8 und −1. Damit ist die Produktdarstellung (x + 8)(x − 1) = x2 + 7x − 8 = 0. Die Lösungsmenge enthält dann die Inversen der gefundenen Zahlen: L = {−u, −v} = {−8, 1}. Es folgen einige Faktorisierungsaufgaben, bei denen man diesen Trick gut anwenden kann. Aufgaben: Faktorisieren Sie die folgenden Ausdrücke. 1. w2 + 7w + 10 2. x2 + 10x − 11 3. y 2 − 11y + 30 4. z 2 − 2z − 120 Lösungen: 1. w2 + 7w + 10 = (w + 2)(w + 5) 2. x2 + 10x − 11 = (x − 1)(x + 11) 3. y 2 − 11y + 30 = (y − 5)(y − 6) 4. z 2 − 2z − 120 = (z + 10)(z − 12) 1.3 Definitionsbereich Eine Funktion nimmt Eingaben aus einem bestimmten Bereich, dem Definitionsbereich, der oft mit D bezeichnet wird. Man kann diesen Bereich beispielsweise explizit angeben: √ f : N −→ R, f (x) := x. Die Funktion f nimmt also Zahlen aus N als Eingabe und gibt Zahlen aus R als Ausgabe. Wir haben hier also extra angegeben, dass wir wirklich nur die Wurzeln aus natürlichen Zahlen ziehen wollen. An sich kann man aber die Wurzel aus beliebigen nicht negativen reellen Zahlen ziehen. Hier redet man von dem maximalen Definitionsbereich. Dieser Bereich enthält alle reellen Zahlen, für die die Funktion überhaupt definiert wäre. Der maximale Definitionsbereich für die obige Funktion wäre also {x ∈ R|x ≥ 0}. 5 Wichtige Funktionen: Im Folgenden geben wir den maximalen Definitionsbereich D für einige wichtige Funktionen an: √ x =⇒ D = {x ∈ R|x ≥ 0} log x =⇒ D = {x ∈ R|x > 0} ex =⇒ D = R 1 x−c =⇒ D = R \ {c}. Aufgaben: Wie ist jeweils der maximale Definitionsbereich? 1. f1 (x) := 3x + 1 2. f2 (x) := 3. f3 (x) := 1 x−3 √ x+3 4. f4 (x) := log x − 3 5. f5 (x) := log(x − 3) Lösungen: 1. f1 (x) := 3x + 1 =⇒ D = R 2. f2 (x) := 3. f3 (x) := 1 x−3 √ =⇒ D = R \ {3} x + 3 =⇒ D = {x ∈ R|x ≥ −3} 4. f4 (x) := log x − 3 =⇒ D = {x ∈ R|x > 0} 5. f5 (x) := log(x − 3) =⇒ D = {x ∈ R|x > 3} Man kann auch über den Definitionsbereich einer Gleichung oder Ungleichung reden. Beispielsweise ist der Definitionsbereich der Gleichung 2 1 1 + = x x x die Menge R \ {0}, denn x = 0 verursacht eine Division durch Null. 1.4 Bruchgleichungen Bei der Lösung einer Bruchgleichung muss man auf den Definitionsbereich achten. Um uns diese Tatsache vor Augen zu führen, versuchen wir die Gleichung 1 1 1 + =− x x+1 x(x + 1) zu lösen. Als ersten Schritt multiplizieren wir beide Seiten der Gleichung mit dem Hauptnenner, dem kleinsten gemeinsamen Vielfachen der Nenner dieser Brüche, x(x + 1). Das ergibt (x + 1) + x = −1 und durch Umformung bekommen wir dann x = −1. 6 Es würde nun scheinen, dass wir damit eine Lösung hätten. Wenn wir aber versuchen, diese Lösung” in die ursprüngliche Gleichung einzusetzen, bekommen wir ” eine Division durch Null: 1 1 −1 1 −1 + = = −1 + = . −1 (−1) + 1 (−1)((−1) + 1) 0 0 Wie man leicht erkennen kann, ist der eigentliche Definitionsbereich dieser Gleichung L = R \ {0, −1} und unsere Lösung” ist gar nicht darin enthalten. In so einem Fall ” kann man −1 eine Scheinlösung nennen. Liegt eine Bruchgleichung vor, so sind also folgende Schritte durchzuführen: 1. Bestimmung des Definitionsbereiches 2. Ermittlung eines Hauptnenners 3. Multiplikation mit dem Hauptnenner 4. Lösung der entstehenden Gleichung 5. Probe, ob Lösungen im Definitionsbereich liegen Aufgaben: Lösen Sie die folgenden Bruchgleichungen. 1. 1 x+2 + 1 x−2 − 4 x2 −4 2. x x−1 + x x+1 = 2x x2 −1 1 x−2 − 4 x2 −4 =0 Lösungen: 1. 1 x+2 + =0 (a) Bestimmung des Definitionsbereiches: D = R \ {−2, 2} (b) Ermittlung eines Hauptnenners: x2 − 4 (c) Multiplikation mit dem Hauptnenner: (x − 2) + (x + 2) − 4 = 0 (d) Lösung der entstehenden Gleichung: 2x − 4 = 0 ⇐⇒ x = 2 (e) Probe, ob Lösungen im Definitionsbereich liegen: 2 ∈ /D Diese Gleichung besitzt also keine Lösungen. 2. x x−1 + x x+1 = 2x x2 −1 (a) Bestimmung des Definitionsbereiches: D = R \ {−1, 1} (b) Ermittlung eines Hauptnenners: x2 − 1 (c) Multiplikation mit dem Hauptnenner: x(x + 1) + x(x − 1) = 2x (d) Lösung der entstehenden Gleichung: x2 + x + x2 − x = 2x ⇐⇒ 0 = 2x2 − 2x = 2x(x − 1) ⇐⇒ x1 = 0, x2 = 1 (e) Probe, ob Lösungen im Definitionsbereich liegen: 0 ∈ D, 1 ∈ /D 7 Diese Gleichung besitzt also die Lösungsmenge L = {0}. 1.5 Wurzelgleichungen Bei der Lösung einer Wurzelgleichung muss man auch vorsichtig sein. Irgendwann im Laufe des Lösungsprozesses wird man nämlich beide Seiten der Gleichung quadrieren müssen und Quadrieren ist keine Äquivalenzumformung. Das heißt x = y =⇒ x2 = y 2 aber x2 = y 2 6=⇒ x = y. Konkret bedeutet das, dass neue Lösungen – Scheinlösungen – durch das Quadrieren hinzukommen können. Daher muss man alle vermeintlichen Lösungen in die ursprüngliche Gleichung einsetzen, um zu prüfen, ob sie tatsächlich funktionieren. Der Zeitpunkt, wo beide Seiten der Gleichung quadriert werden, ist auch wichtig. Nach Möglichkeit sollte man nämlich schauen, dass man die Wurzel auf einer Seite der Gleichung isoliert, bevor man quadriert. Um die Wichtigkeit dessen zu illustrie√ ren, versuchen wir die Gleichung x = x − 1 + 3 zu lösen, ohne dass wir zuerst die Wurzel isolieren: √ √ √ 2 x = x − 1 + 3 =⇒ x2 = x − 1 + 3 = x + 6 x − 1 + 8. An dieser Stelle kann man leicht vermuten, dass wir nicht unbedingt näher zum Ziel gekommen sind. Bei Wurzelgleichungen empfiehlt sich also folgende Vorgehensweise: 1. Isolieren der Wurzel 2. Quadrieren beider Seiten 3. Lösung der entstehenden Gleichung 4. Probe in ursprünglicher Gleichung Nun lösen wir das eben besprochene Beispiel als Aufgabe. Aufgabe: Lösen Sie folgende Wurzelgleichung: x = √ x − 1 + 3. Lösung: 1. Isolieren der Wurzel x= √ x − 1 + 3 ⇐⇒ √ x−1=x−3 2. Quadrieren beider Seiten √ √ 2 x − 1 = x − 3 =⇒ x − 1 = (x − 3)2 3. Lösung der entstehenden Gleichung √ 2 x − 1 = (x − 3)2 ⇐⇒ x − 1 = x2 − 6x + 9 ⇐⇒ 0 = x2 − 7x + 10 = (x − 2)(x − 5) ⇐⇒ x1 = 2, x2 = 5. 8 4. Probe in ursprünglicher Gleichung Probe: √ x1 = 2: linke Seite 2 6= √2 − 1 + 3 = 4 = rechte Seite; x2 = 5: linke Seite 5 = 5 − 1 + 3 = 5 rechte Seite; Also besitzt diese Gleichung die Lösungsmenge L = {5}. 1.6 Der Logarithmus Die Logarithmusfunktion logb x ist für alle b > 0 mit b 6= 1 definiert. Als Eingabe nimmt sie eine Zahl x > 0. Als Ausgabe liefert sie die Antwort auf die Frage Zu welcher Potenz muss b erhöht werden, um x zu ergeben? Ausgesprochen wird logb x als Logarithmus von x zur Basis b. Aufgaben: Berechnen Sie folgende Logarithmen: 1. log6 36 2. log10 10000 1 3. log10 10000 √ 4. log7 7 Lösungen: 1. log6 36 = 2, denn 62 = 36. 2. log10 10000 = 4, denn 104 = 10000. 1 3. log10 10000 = −4, denn 10−4 = √ √ 1 4. log7 7 = 12 , denn 7 2 = 7. 1 . 10000 Spezialfälle: logb b = 1 logb 1 = 0 Fragen: Warum ergäbe logb x keinen Sinn, falls b = 1? Warum ergäbe logb x keinen Sinn, falls x ≤ 0? Gibt es Werte, die logb x nicht annehmen kann? 9 Antworten: Warum ergäbe logb x keinen Sinn, falls b = 1? Da für b = 1 immer bx = 1 gilt. Warum ergäbe logb x keinen Sinn, falls x ≤ 0? Da für b > 0 immer bx > 0 gilt. Gibt es Werte, die logb x nicht annehmen kann? Nein. Rechenregeln für Logarithmen: log x · y = log x + log y log xy = log x − log y log xk = k log x Achtung: Bei diesen Umformungen muss man auf den Definitionsbereich achten. Beispielsweise ist log x2 für alle x 6= 0 definiert. Die Umformung 2 log x ist aber nur für x > 0 definiert. Aufgaben: Zerlegen Sie folgende Logarithmen in möglichst viele Summanden: 1. log2 35 2. log10 5 7 3. loge 75 4. logb xy 3 z Lösungen: 1. Um zu illustrieren, dass mehrere Varianten möglich sind, geben wir hier zwei Lösungen an: log2 35 = log2 5 · 7 = log2 5 + log2 7 log2 35 = log2 2. log10 5 7 70 2 = log2 70 − log2 2 = log2 70 − 1 = log10 5 − log10 7 3. loge 75 = 5 loge 7 3 4. logb xy = 3 logb z xy z = 3(logb xy − logb z) = 3(logb x + logb y − logb z) Wozu brauchen wir den Logarithmus? Die Logarithmusfunktion logb x ist die Umkehrfunktion zur Exponentialfunktion bx , also logb bx = x = blogb x . Man kann mit einem Logarithmus also sozusagen ,,ein x vom Exponenten befreien”. Diese Tatsache kann bei der Lösung von Gleichungen mit Variablen als Exponenten äußerst hilfreich sein. Aufgabe: Lösen Sie die Gleichung 2x−1 = 8x . 10 Lösung: 2x−1 = 8x ⇐⇒ log2 2x−1 = log2 8x ⇐⇒ x − 1 = x log2 8 ⇐⇒ x − 1 = 3x ⇐⇒ −2x = 1 ⇐⇒ x = − 21 Der natürliche Logarithmus: Ein Spezialfall des Logarithmus – der Logarithmus zur Basis e – bekommt eine eigene Bezeichnung: ln := loge . Dabei bezeichnet e die Eulersche Zahl, also e ≈ 2, 72. Diese Funktion heißt der natürliche Logarithmus und ist dann die Umkehrfunktion zur Funktion ex . Basiswechsel: Um einen Logarithmus zur Basis b als Logarithmus zur Basis c darzustellen, kann man folgende Formel verwenden: logb x = logc x . logc b Um sich diesen Trick zu merken, ist es hilfreich im Kopf zu behalten, dass auf beiden Seiten dieser Formel x oben” und b unten” notiert wird. Diese Formel ist sehr ” ” geschickt, wenn man mit einem Taschenrechner arbeitet, womit man nicht immer explizit eine Basis angeben kann. So können dann alle Berechnungen beispielsweise mit dem natürlichen Logarithmus durchgeführt werden. Bemerkung: Wenn bei der Funktion log keine Basis angegeben wird, muss klargestellt werden, was damit gemeint ist. Oft wird mit log die Funktion log10 gemeint. Nur zum Spaß... Die Zahl e ≈ 2, 718281828459045 ist irrational, d.h. die Dezimaldarstellung davon ist unendlich lang. Wenn man sich die ersten 16 Ziffern merken möchte, kann man dies ohne größere Schwierigkeiten in dieser Form: e ≈ 2, 7 1828 1828 45◦ 90◦ 45◦ . 1.7 Exponential- und Logarithmusgleichungen Im Fall von Exponential- und Logarithmusgleichungen wählt man gewöhnlich eine der folgenden Vorgehensweisen: 11 Logarithmieren, Entlogarithmieren, Substitution. Aufgaben: Lösen Sie die folgenden Exponential- und Logarithmusgleichungen. 1. ex−1 = ex − 1 2. ln x − 2 ln 3 − 3 ln 2 = 0 3. 3x−2 = 2x+3 4. e2x + 2ex − 3 = 0 Lösungen: 1. ex−1 = ex − 1 Lösung: ex = ex − 1 e ex 1 x x ⇐⇒ 1 = e − =e 1− e e 1 e ⇐⇒ ex = 1 = e−1 1− e e ⇐⇒ ln ex = ln e−1 e ⇐⇒ x = ln e−1 ex−1 = ex − 1 ⇐⇒ 2. ln x − 2 ln 3 − 3 ln 2 = 0 Lösung: ln x − 2 ln 3 − 3 ln 2 = 0 ⇐⇒ ln x = 2 ln 3 + 3 ln 2 = ln 32 + ln 23 = ln 9 + ln 8 ⇐⇒ eln x = eln 9+ln 8 = eln 9 eln 8 ⇐⇒ x = 9 · 8 = 72 3. 3x−2 = 2x+3 Lösung: 3x−2 = 2x+3 ⇐⇒ ln 3x−2 = ln 2x+3 ⇐⇒ (x − 2) ln 3 = (x + 3) ln 2 ⇐⇒ x ln 3 − 2 ln 3 = x ln 2 + 3 ln 2 ⇐⇒ x ln 3 − x ln 2 = 3 ln 2 + 2 ln 3 ⇐⇒ x(ln 3 − ln 2) = 3 ln 2 + 2 ln 3 3 ln 2 + 2 ln 3 ≈ 10, 54 ⇐⇒ x = ln 3 − ln 2 12 4. e2x + 2ex − 3 = 0 Lösung: e2x + 2ex − 3 = 0 ⇐⇒ (ex )2 + 2 (ex ) − 3 = 0 Substitution: z := ex ⇐⇒ 0 = z 2 + 2z − 3 = (z − 1)(z + 3) ⇐⇒ z1 = 1, z2 = −3 Rücksubstitution: ex = z1 = 1 ⇐⇒ ln ex = ln 1 ⇐⇒ x = 0 ex = z2 = −3 =⇒ 1.8 Ungleichungen Im Umgang mit Ungleichungen sind folgende Umformungen erlaubt: Auf beiden Seiten darf derselbe Term c ∈ R addiert (subtrahiert) werden, z.B. ◦ x − 3 > 0 ⇐⇒ x > 3 (Addition von 3) ◦ x + 7 < 0 ⇐⇒ x < 7 (Subtraktion von 7) Beide Seiten dürfen mit demselben Faktor c 6= 0 multipliziert (dividiert) werden. Ist c < 0, so verändert sich die Richtung des Ungleichungszeichens, z.B. ◦ 3x > 1 ⇐⇒ x > 1 3 (Division durch 3) ◦ −x < 7 ⇐⇒ x > −7 (Multiplikation mit −1) Quadratische Ungleichungen kann man oft mithilfe von quadratischer Ergänzung oder Produktdarstellung lösen. Dazu betrachten wir einige Beispiele. Aufgaben: Lösen Sie die folgenden Ungleichungen. 1. x2 − 2x − 8 < 0 2. (x + 1)(x − 3) ≥ 0 Lösungen: 1. x2 − 2x − 8 < 0 Lösung durch quadratische Ergänzung: (x2 − 2x + 1) − 1 − 8 < 0 ⇐⇒ (x − 1)2 − 9 < 0 ⇐⇒ (x − 1)2 < 9 13 p √ ⇐⇒ (x − 1)2 < 9 ⇐⇒ |x − 1| < 3 ⇐⇒ x − 1 < 3 und − (x − 1) < 3 ⇐⇒ x < 4 und x > −2 ⇐⇒ L = {x ∈ R | −2 < x < 4} Lösung durch Produktdarstellung: x2 − 2x − 8 < 0 ⇐⇒ (x + 2)(x − 4) < 0 Damit dieses Produkt kleiner als null sein kann, muss ein Faktor positiv und ein Faktor negativ sein. Das ergibt zwei Fälle: 1. Fall: x + 2 < 0 und x − 4 > 0. Dann folgt x < −2 und x > 4, was nicht sein kann. 2. Fall: x + 2 > 0 und x − 4 < 0. Dann folgt x > −2 und x < 4. Also enthält L = {x ∈ R | −2 < x < 4} die einzigen Lösungen. 2. (x + 1)(x − 3) ≥ 0 Wir betrachten zwei Fälle: 1. Fall: x + 1 ≥ 0 und x − 3 ≥ 0. Dann folgt x ≥ −1 und x ≥ 3. Also sind die Elemente der Menge {x ∈ R | x ≥ 3} Lösungen. 2. Fall: x + 1 ≤ 0 und x − 3 ≤ 0. Dann folgt x ≤ −1 und x ≤ 3. Also sind die Elemente der Menge {x ∈ R | x ≤ −1} Lösungen. Insgesamt gilt also L = R \ (−1, 3). Sie wissen schon, dass sich die Richtung des Ungleichungszeichens ändert, wenn man beide Seiten mit einer negativen Zahl multipliziert. Wichtig ist aber daran zu denken, dass die Multiplikation mit einem Unbekannten wie x auch negativ sein könnte. Dies führt oft zu Fallunterscheidungen in der Lösung. Hierzu machen wir jetzt ein Beispiel. Aufgabe: Lösungen Sie die Ungleichung 3 x > 3. Lösung: Fall 1: x > 0 3 x > 3 ⇐⇒ 3 > 3x ⇐⇒ x < 1 Fall 2: x = 0 Dieser Fall kann nicht vorkommen, denn sonst ist die Ungleichung nicht definiert. 14 Fall 3: x < 0 3 x > 3 ⇐⇒ 3 < 3x ⇐⇒ x > 1, ein Widerspruch, denn es gilt x < 0. Insgesamt gilt für die Lösungsmenge dann L = {x ∈ R | 0 < x < 1} = (0, 1). 1.9 Betrags[un]gleichungen Die Fallunterscheidung spielt eine wichtige Rolle bei Gleichungen und Ungleichungen mit Beträgen, zumal die Betragsfunktion selbst anhand einer Fallunterscheidung definiert ist: ( x, falls x ≥ 0 |x| = . −x, falls x < 0 Aufgaben: Lösen Sie folgende Betrags[un]gleichungen. 1. |2x − 3| = 5 2. |5 − 3x| < 2 Lösungen: 1. |2x − 3| = 5 Fall 1: 2x − 3 ≥ 0 Dann gilt 2x − 3 = 5 ⇐⇒ 2x = 8 ⇐⇒ x = 4. Fall 2: 2x − 3 < 0 Dann gilt −(2x − 3) = 5 ⇐⇒ −2x = 2 ⇐⇒ x = −1. Damit ist unsere Lösungsmenge L = {−1, 4}. 2. |2 − x| < 3 Fall 1: 2 − x ≥ 0 Dann gilt 2 − x < 3 ⇐⇒ −x < 1 ⇐⇒ x > −1. Nach Voraussetzung gilt 2 − x ≥ 0 ⇐⇒ −x ≥ −2 ⇐⇒ x ≤ 2. Also lösen alle Zahlen der Menge {x ∈ R | −1 < x ≤ 2} die Ungleichung. Fall 2: 2 − x < 0 Dann gilt −(2 − x) < 3 ⇐⇒ x < 5. Nach Voraussetzung gilt 2 − x < 0 ⇐⇒ −x < −2 ⇐⇒ x > 2. Also Lösen alle Zahlen der Menge {x ∈ R | 2 < x < 5} die Ungleichung. Damit ist unsere Lösungsmenge L = {−1, 5}. Es ist vielleicht nicht überflüssig zu betonen, dass es immer eine gute Idee ist, die Lösungen in die ursprüngliche Gleichung bzw. Ungleichung zu setzen, um zu prüfen, ob das Resultat korrekt ist. 15