Diplom BWL/VWL / B-BAE / B-SW / LA RS / LA GY Prüfungsfach/Modul: Allgemeine Volkswirtschaftslehre Wirtschaftstheorie Wahlmodul Klausur: Neue Institutionenökonomik (Klausur 60 Min) (200101, 201309, 211301) Prüfer: Prof. Dr. Johann Graf Lambsdorff Matrikel-Nr.: Prüfungstag: 2. August 2010 Platz-Nr.: Blatt 1 Hinweise: – Es können insgesamt 60 Punkte erworben werden. – Alle Aufgaben sind zu bearbeiten. – Zugelassenes Hilfsmittel: Elektronischer, nicht programmierbarer Taschenrechner. Aufgabe 1 2 3 4 5 Summe Punkte Aufgabe 1 (ca. 12 Punkte) Die Bewohner eines kleinen Küstendorfes beratschlagen, wie sie das Einsammeln von Treibholz regeln wollen. Ein Grundbesitzer fordert für sich das alleinige Recht an dem Treibholz, da der Zugang zum Strand über sein Grundstück verläuft. Es wird aber zunehmend schwer für ihn, diesen Anspruch durchzusetzen. Im Schutz der Dunkelheit eignen sich nämlich einzelne Bewohner das Treibholz an und rechtfertigen sich damit, dass der Anspruch des Grundbesitzers ungerechtfertigt sei. Die Bewohner treffen mit dem Grundbesitzer eine Vereinbarung: Für den Eigenbedarf dürfen die Bewohner in Zukunft Treibholz einsammeln, aber dieses nicht an Dritte verkaufen. Kaum ist die Vereinbarung in Kraft getreten, schwemmt eine große Menge Treibholz an. Der Grundbesitzer sperrt den Zugangsweg mit dem vorgeschobenen Argument, der Weg sei nicht verkehrssicher und bedürfe einer Reparatur. Erläutern Sie kurz die folgenden Begriffe unter beispielhaftem Rückgriff auf diese kurze Beschreibung! a) Universalität ……………………………………………………………………..……………………………… …………………………………………………………………..………………………………… ………………………………………………………………..…………………………………… ……………………………………………………………..……………………………………… …………………………………………………………..………………………………………… ………………………………………………………..…………………………………………… b) Opportunismus ……………………………………………………………………..……………………………… …………………………………………………………………..………………………………… ………………………………………………………………..…………………………………… ……………………………………………………………..……………………………………… …………………………………………………………..………………………………………… ………………………………………………………..…………………………………………… c) Self-serving bias ……………………………………………………………………..……………………………… …………………………………………………………………..………………………………… ………………………………………………………………..…………………………………… ……………………………………………………………..……………………………………… …………………………………………………………..………………………………………… ………………………………………………………..…………………………………………… Aufgabe 2 (ca. 10 Punkte): In unten stehender Graphik werden die aus der Vorlesung bekannten Indifferenzkurven und Budgetgeraden für einen Versicherungsnehmer dargestellt, der das Risiko des Schadensfalls durch Vorsorge verringern könnte. Tragen Sie den zu der jeweiligen Beschreibung passenden Punkt in die Graphik ein! Beispielhaft ist der erste Punkt, A, bereits eingetragen. Für jede richtige Antwort erhalten Sie 2 Punkte! Bei einer falschen Antwort werden keine Punkte abgezogen! Beschreibung Dieser Punkt beschreibt die Ausgangslage, in der keine Versicherung abgeschlossen wurde! Die Versicherung setzt ihre Prämie in der irrtümlichen Erwartung, der Versicherungsnehmer werde Vorsorge betreiben. Der Versicherungsnehmer maximiert seinen Nutzen unter der Nebenbedingung, dass er nicht erkannt werden darf. Der Versicherungsnehmer betreibt Vorsorge. Die Versicherung setzt eine faire Prämie. Sie beschränkt den Deckungsgrad so, dass Vorsorge nicht unattraktiv wird. Unter dieser Bedingung bestimmt der Versicherungsnehmer den optimalen Deckungsgrad. Die Versicherung setzt ihre Prämie in der irrtümlichen Erwartung, der Versicherungsnehmer werde Vorsorge betreiben. Bei gegebener Prämie bestimmt der Versicherungsnehmer den optimalen Deckungsgrad als Tangentialpunkt mit der bestmöglichen Indifferenzkurve. Die Versicherung bietet eine faire Prämie für denjenigen, der keine Vorsorge betreibt. Der (nicht Vorsorge betreibende) Versicherungsnehmer bestimmt den optimalen Deckungsgrad. Der Versicherungsnehmer hat Anreiz, Vorsorge zu betreiben und führt diese durch. Die Versicherung setzt eine faire Prämie. Der Vertrag wird sich nicht am Markt durchsetzen. Punkt A B C D E F y2 y-L y-L-a1 A 45° y-a1 O y y1 Aufgabe 3 (ca. 12 Punkte): Es sei folgende Produktionsfunktion für den Gewinn Q und den Einsatz e gegeben: Q=e+θ wobei θ einen exogenen Schock kennzeichnet mit Mittelwert Null und Standardabweichung 1. Der Prinzipal ist risikoneutral. Zuerst muss der Prinzipal einen Vertrag vorschlagen, dann entscheidet der Agent über seine Teilnahme und seinen Einsatz und am Schluss tritt der Schock auf, mit dem dann die Produktionshöhe bestimmt wird. Für den Lohn des Agenten kann der Prinzipal eine gewinnabhängige Komponente (αQ) und eine gewinnunabhängige Komponente (r) vorsehen. Der Agent maximiert sein Sicherheitsäquivalent, für welches sich folgende Beziehung bestimmen lässt: C(A) = r + αe – 1/6.e2 – RP a) Für die Risikoprämie gelte, RP=3/4.α2. Angenommen, der Prinzipal könne weder den Arbeitseinsatz des Agenten, e, noch den Schock, θ beobachten. Bestimmen Sie das optimale Verhalten des Agenten, d.h. die sich hieraus für den Prinzipal ergebende Anreizrestriktion (incentive constraint). (Hinweis: Gewertet wird nur das Ergebnis im Feld.) e= b) Ermitteln Sie den Gewinnanteil α im Optimum. (Hinweis: Gewertet wird nur das Ergebnis im Feld.) α ** = c) Aufgrund eines stabileren ökonomischen Umfeldes und daher einer geringeren Varianz sinke die Risikoprämie auf RP=1/2.α2. Welches ist die Höhe des Gewinnanteils, α, die der Prinzipal nun festlegen sollte? (Hinweis: Gewertet wird nur das Ergebnis im Feld.) α**’= Aufgabe 4 (ca. 14 Punkte) a) Unten ist eine Auszahlungsmatrix dargestellt für ein Vertrauensspiel. Erläutern Sie, welche Anreize sich für Spieler 1 ergeben! ……………………………………………………………………..……………………………… …………………………………………………………………..………………………………… ………………………………………………………………..…………………………………… ……………………………………………………………..……………………………………… …………………………………………………………..………………………………………… ………………………………………………………..…………………………………………… b) Spieler 2 sei in der Lage, die obige Auszahlungsmatrix derart zu verändern, dass eine Auszahlung an ihn selbst sinkt. Würde er von dieser Möglichkeit Gebrauch machen und wenn ja wie? ……………………………………………………………………..……………………………… ……………………………………………………………………..……………………………… …………………………………………………………………..………………………………… ………………………………………………………………..…………………………………… ……………………………………………………………..……………………………………… …………………………………………………………..………………………………………… ………………………………………………………..…………………………………………… c) Erläutern Sie anhand eines Franchise-Vertrages, wie die Ergebnisse aus den Teilfragen a) und b) für die Vertragsgestaltung ausgenutzt werden können! ……………………………………………………………………..…………………………… ……………………………………………………………………..…………………………… ……………………………………………………………………..…………………………… ……………………………………………………………………..…………………………… ……………………………………………………………………..…………………………… ……………………………………………………………………..…………………………… ……………………………………………………………………..…………………………… ……………………………………………………………………..…………………………… Aufgabe 5 (ca. 12 Punkte) Ein Hersteller von Kugellagern für Windräder genießt einen guten Ruf. Er steht dabei in jeder Periode vor der Frage, ob er qualitativ hochwertige Kugellager erstellen sollte (hohe Qualität h) oder bei den Kosten sparen sollte (niedrige Qualität l). Abnehmer merken den Unterschied erst nach längerer Benutzung der Kugellager und können eine niedrige Qualität nicht vor Gericht nachweisen. Die Herstellungskosten eines hochwertigen Kugellagers betragen c h = 200 ; die entsprechenden Kosten bei minderwertiger Qualität betragen cl = 50 . Der Preis einer Einheit hochwertiger Kugellager ist p h = 210 ; für eine minderwertige Qualität würden Kunden lediglich p l = 50 bezahlen. Die Abnehmer sind in ihrem Nutzenkalkül identisch. Der Zinssatz i betrage 10% p.a. Der Produzent verkauft in der ersten Periode hochwertige Kugellager. Stiege er auf die minderwertige Qualität um, dann würde er dies dauerhaft machen. Hinweis: Es gilt für eine unendliche Reihe: ⎛ ⎞ ⎛ 1+ x ⎞ 1 1 + + ... ⎟ = ⎜ . ⎜1 + 2 ⎜ 1 + x (1 + x ) ⎟ ⎝ x ⎟⎠ ⎝ ⎠ a) Leiten Sie die no-milking condition formal her und erörtern Sie diese. ……………………………………………………………………..……………………………… …………………………………………………………………..………………………………… ……………………………………………………………………..……………………………… …………………………………………………………………..………………………………… ………………………………………………………………..…………………………………… ……………………………………………………………..……………………………………… …………………………………………………………..………………………………………… ………………………………………………………..…………………………………………… b) Die Abnehmer überlegen, dem Produzenten der Kugellager freiwillig mehr als den bisherigen Preis p h = 210 zu bezahlen. Wie wäre ein solches Verhalten zu erklären? Welches Preisniveau p h würden Sie den Abnehmern empfehlen? ……………………………………………………………………..……………………………… …………………………………………………………………..………………………………… ………………………………………………………………..…………………………………… ……………………………………………………………..……………………………………… …………………………………………………………..………………………………………… ………………………………………………………..……………………………………………