Programmabfolge 1. Will ye go, Lassie, go (The Wild Mountain Thyme) – H.P. Stiedel, Schottland 2. Hussars – Mátyás Seiber 3. Das erste und das andere Kapitel des Hohenliedes Salomonis – Leonhard Lechner 4. Duo ubera tua – Giovanni Pierluigi da Palestrina 5. Johannes Brahms Liebeslieder Wie des Abends O die Frauen Am Gesteine 6. Matona, mia cara – Orlando di Lasso 7. Über’n Laurenziberg Volkslied aus der Steiermark Pause 8. Si ch’io vorrei morire - Claudio Monteverdi 9. Laß mich dein Badewasser schlürfen, Comedian Harmonists 10. Sur la route de Dijon – Siegfried Strohbach, Französisches Volkslied 11. „…obscur…“ - Akos Banlaky 12. In der Bar zum Krokodil - Albert Hosp, Comedian Harmonists Zugabe Bei ihrem Fenster hiebei- Volkslied aus der Steiermark Erotik in der Musik - ein recht einfaches Thema. Stellt man die Frage nach erotischer Musik hört man von Liedern wie 'Je t'aime' oder Chanson d'amour. Hier beginnt schon das erste Problem der Abgrenzung zu anderen Gebieten. Wenn auch das oben erwähnte Lied durchaus erotische Züge enthält, der Text tut es nicht. Die meisten heute gehörten Lieder handeln von der Liebe. Erotik findet man wenn überhaupt eher hintergründig. Und wo soll dann die Grenze sein? Erotik wird als die sinnlich-geistige Zuneigung definiert (Wikipedia), die Liebe als die emotional-seelische und Sex als trieb- und körpergesteuerte Anziehung. Die Abgrenzung zur Pornographie wird hier durch deren rein körperliche Darstellung der Sexualität gesehen. Wie man an diesen Definitionen erahnen kann, sind die Grenzlinien nicht sehr genau zu ziehen und wurden im Laufe der Jahrhunderte recht unterschiedlich gesehen. Beginnend mit dem ältesten Komponisten unseres Programmes wird man durch Palestrina gleich mit dem sogenannten Retter der Kirchenmusik konfrontiert, der durch seinen musikalischen Stil die Mitglieder des um die Mitte des 16. Jahrhunderts stattfindenden Konzils von Trient derart überzeugte, daß sie ihm die Reformation der katholischen Kirchenmusik übertrugen. Die Vertonung der Hohelieder Salomonis durch Palestrina schien nichts Anstößiges an sich zu haben. Neben Palestrina wird man kaum einen anderen bedeutenden Komponisten dieser Zeit finden, der nicht auch diesen Text aus der Bibel vertont hat. Leonhard Lechner hat dies sogar zweimal getan, einmal in lateinischer Übersetzung und dann den gleichen Text aus der Luther-Bibel verwendet. In späteren Übersetzungen der Bibel wurde versucht diese Lieder zweier Liebenden als die Liebe zu Gott umzudeuten und so wurde es in die heutige Einheitsübersetzung aufgenommen. Das berühmte Landsknecht-Ständchen von Orlando di Lasso (der ein Lehrer Leonhard Lechners war) schien im 16. Jahrhundert auch nicht sehr verwerflich in seiner Beschreibung der Liebesnacht eines deutschen Landsknechtes gewesen zu sein. Für Herausgeber nach seiner Zeit war das dann doch zu viel und der Text wurde teilweise umgedichtet. Ein Jahrhundert später findet man noch vereinzelt Vertonungen der Hohelieder und recht erotische Literatur, aber vielleicht war auch die fortschreitende Manifestation der Struktur als Basis des Komponierens auf Kosten der madrigalesken Ausdeutung des Textes durch die Musik schuld an der Wandlung der sinnlich-emotionalen Komponente in der Kunst. Gerne wird auch Mozart im Zusammenhang mit Erotik in der Musik genannt, doch wird man auf der Suche höchstens auf derbe Texte stoßen. Die Erotik findet man vereinzelt im tieferen Sinn seiner Opern. Ein weiteres Jahrhundert später hatte Brahms soeben sein Requiem beendet und widmete sich der Komposition seiner Liebeslieder-Walzer, die ursprünglich für Klavier zu vier Händen geplant waren und erst nachträglich durch Hinzufügung freier Übertragungen polnischer, russischer und ungarischer Volksdichtungen zu einem Chor-Werk mit Klavierbegleitung wuchsen. Die Volksdichtung und speziell das Volkslied hat über Generationen eine Vielzahl erotischer Texte erhalten, die durch ihre Mehrdeutigkeit oftmals maskiert oder durch Streichung einzelner Teile ihrer unverblümten Aussage beraubt wurden. Trotzdem, oder gerade deshalb wurde sie gerne in der Form der Dichtung für die Realisierung musikalischer Gedanken verwendet und wird sie als Lied in 'unschuldiger' Weise präsentiert.