Grundlagen der Rechnertechnologie Sommersemester 2010 – 4. Vorlesung Dr.-Ing. Wolfgang Heenes 11. Mai 2010 | Technische Universität Darmstadt | Dr.-Ing. Wolfgang Heenes | 1 Inhalt 1. Meßtechnik 2. Vorbesprechung erstes Labor 3. Zusammenfassung und Ausblick 11. Mai 2010 | Technische Universität Darmstadt | Dr.-Ing. Wolfgang Heenes | 2 Meßtechnik Strom- und Spannungsmessung I Ein Strommeßgerät muss in Reihe zu dem Bauelement eingefügt werden, in dem der Strom gemessen werden soll. I Da das Meßgerät einen ohmschen Widerstand Ri hat, verändert es grundsätzlich den Meßkreis und damit den zu messenden Strom I. I Der innere Widerstand Ri des Strommeßgerätes sollte also möglichst gering sein. I Strommessung 11. Mai 2010 | Technische Universität Darmstadt | Dr.-Ing. Wolfgang Heenes | 3 Meßtechnik Strom- und Spannungsmessung I Ein Spannungsmeßgerät muß parallel zu dem Bauelement geschaltet werden, an dem die Spannung gemessen werden soll. I Auch hierbei wird die Schaltung und damit die zu messende Spannung verändert. I Der innere Widerstand des Spannungsmessers sollte deshalb möglichst hoch sein. I Spannungsmessung 11. Mai 2010 | Technische Universität Darmstadt | Dr.-Ing. Wolfgang Heenes | 4 Eigenschaften des Drehspulmeßwerks I I Im Drehspulmeßinstrument fließt der Meßstrom durch eine drehbare Spule. I Die Spule befindet sich in dem konstanten Magnetfeld eines Dauermagneten. I Dadurch wirkt auf sie ein Drehmoment, das dem Meßstrom proportional ist. I Der Zeiger ist mit der Spule verbunden und erreicht seine Ruhelage, wenn das Gegenmoment der Spiralfedern und das Drehmoment auf Grund der Kräfte im Magnetfeld im Gleichgewicht sind. 11. Mai 2010 | Technische Universität Darmstadt | Dr.-Ing. Wolfgang Heenes | 5 Eigenschaften des Drehspulmeßwerks II I Schnelle Schwingungen kann die Drehspule mit ihrem Zeiger wegen der mechanischen Trägheit nicht folgen. I Das Meßwerk zeigt daher immer nur den zeitlichen Mittelwert des gemessenen Stroms an. I Damit ist nur Messung von Gleichstrom möglich. I Bei einem reinen Wechselstrom ergibt sich nur eine Anzeige, wenn er zuvor gleichgerichtet wird. I Als Vollausschlagsstrom IMV bezeichnet man den Strom, der gerade fließen muss, damit der Zeiger sich auf den Skalenendwert einstellt. Den ohmschen Widerstand der Drehspulebezeichnet man als Meßwerkwiderstand RM . I Beispiel: Eigenverbrauch eines Drehspulmeßwerks mit IMV = 50µA , RM = 1k Ω 2 PMV = IMV · RM = (50 · 10−6 )2 · A2 · 103 Ω = 2, 5 · 10−6 W 11. Mai 2010 | Technische Universität Darmstadt | Dr.-Ing. Wolfgang Heenes | 6 Eigenschaften des Drehspulmeßwerks III Klassengenauigkeit I Der vom Meßinstrument angezeigte Strom kann vom wahren Wert des Stromes abweichen. I Der Fehler, der höchstens zu erwarten ist, wird normalerweise in Prozent vom Skalenendwert angegeben. I Das sogenannte Klassenzeichen gibt den zulässigen Anzeigefehler direkt in Prozent an. I Ein Instrument der Klasse 0,1 hat also einen Anzeigefehler von ±0, 1%. I Beispiel: Drehspulmeßgerät der Klasse 1,5 im Meßbereich 300 mA Der wahre Wert kann also 300 mA · 0, 015 = 4, 5 mA betragen. Im Meßbereich 150 mA ergibt sich Fehler von ±3%. Der Meßfehler nimmt zu, je kleiner der Zeigerausschlag ist. I Meßbereich immer so wählen, dass man möglichst an das Skalenende kommt. 11. Mai 2010 | Technische Universität Darmstadt | Dr.-Ing. Wolfgang Heenes | 7 Systematische Fehler Strommessung I Systematische Fehler entstehen durch Nichtbeachtung von erfaßbaren Fehlereinflüssen. I’ R0 R0 R R A I U0 U0 Ri I Ohne Amperemeter: I= U0 R0 + R Mit Amperemeter: U0 R0 + R + Ri Nach U0 aufgelöst und gleichgesetzt ergibt sich: I0 = I= R0 + R + Ri 0 ·I R0 + R 11. Mai 2010 | Technische Universität Darmstadt | Dr.-Ing. Wolfgang Heenes | 8 Systematische Fehler Strommessung I Den wahren Wert I erhält man daher durch Multiplikation der Anzeige I 0 mit dem Korrekturfaktor kI : I = I 0 · kI mit kI = 1 + Ri R0 + R Nach U0 aufgelöst und gleichgesetzt ergibt sich: I= R0 + R + Ri 0 ·I R0 + R Den wahren Wert I erhält man daher durch Multiplikation der Anzeige I 0 mit dem Korrekturfaktor kI : I = I 0 · kI mit kI = 1 + 11. Mai 2010 | Technische Universität Darmstadt | Dr.-Ing. Wolfgang Heenes | 9 Ri R0 + R Systematische Fehler Spannungsmessung I Ein entsprechender Fehler ergibt sich bei der Spannungsmessung. R0 V U0 R U U’ Ri 11. Mai 2010 | Technische Universität Darmstadt | Dr.-Ing. Wolfgang Heenes | 10 Systematische Fehler Spannungsmessung I Ohne Spannungsmesser: U = U0 · R R0 + R Mit Spannungsmesser: U 0 = U0 · R ·Ri R+Ri R ·Ri R0 + R+R i Daraus folgt: U= R0 · R 1+ (R0 + R) · Ri · U0 Den wahren Wert U erhält man daher durch Multiplikation der Anzeige U 0 mit dem Korrekturfaktor kU : U = U 0 · kU mit kU = 1 + 11. Mai 2010 | Technische Universität Darmstadt | Dr.-Ing. Wolfgang Heenes | 11 R0 · R (R0 + R) · Ri Aufgabe 9.1 I Gegeben ist folgende Schaltung 5R ; , $1= 5 L$ $ 8R ,[ 9 8$1= 5 L9 8[ 5[ I Berechnen Sie die Spannung UX und den Strom IX für den Fall idealer Meßgeräte (RiA = 0 Ω, RiV → ∞, aber R0 6= 0 Ω). Bei idealen Meßgeräten ergibt sich eine einfache Reihenschaltung der Widerstände R0 und RX . Für den Strom ergibt sich: U0 IX = R0 + RX Für die Spannung ergibt sich: L$ L9 ; ; L$ I $1= L9 $1= ; $1= L$ $1= L9 [ UX = 11. Mai 2010 | Technische Universität Darmstadt | Dr.-Ing. Wolfgang Heenes | 12 ; RX · U0 R0 + RX Aufgabe 9.2 I Die Meßgeräte seien nun nicht mehr ideal (RiA 6= 0 Ω, RiV 6= ∞). Bestimmen Sie die Anzeigen (UANZ , IANZ ) der Meßgeräte. I Bei nicht-idealen Meßgeräten müssen die Innenwiderstände RiA und RiV berücksichtigt werden. Die Parallelschaltung aus RX und RiV kann zu RX 0 = RX · RiV RX + RiV zusammengefaßt werden. Für den Strom ergibt sich: IANZ = U0 R0 + RiA + RX 11. Mai 2010 | Technische Universität Darmstadt | Dr.-Ing. Wolfgang Heenes | 13 0 Aufgabe 9.2 - Fortsetzung I Wenn man die Zusammenfassung RX 0 nicht ansetzt, kommt man auf folgenden Ausdruck: IANZ = RX + RiV · U0 (R0 + RiA ) · (RX + RiV ) + RX · RiV Für die Spannung ergibt sich: UANZ = RX 0 · U0 R0 + RiA + RX 0 Wenn man die Zusammenfassung RX 0 nicht ansetzt, kommt man auf folgenden Ausdruck: UANZ = RX · RiV · U0 (RX + RiV ) · (R0 + RiA ) + RX · RiV 11. Mai 2010 | Technische Universität Darmstadt | Dr.-Ing. Wolfgang Heenes | 14 Aufgabe 9.3 I Berechnen Sie die Korrekturfaktoren der Strom- bzw. Spannungsmessung und leiten Sie daraus die Gleichung zur Bestimmung des Widerstands RX ab. Um den Fehler der Strommessung zu korrigieren, gilt folgendes: IX = kI · IANZ Mit U0 = (R0 + RiA + RX 0 ) · IANZ folgt (R0 + RiA + RX 0 ) U0 = · IANZ R0 + RX R0 + RX und damit für den Korrekturfaktor: IX = kI = R0 + RiA + RX R0 + RX 11. Mai 2010 | Technische Universität Darmstadt | Dr.-Ing. Wolfgang Heenes | 15 0 Aufgabe 9.3 - Fortsetzung I Korrektur der Spannungsmessung: Es gilt UX = mit U0 = RX · U0 R0 + RX R0 + RiA + RX 0 · UANZ RX 0 folgt UX = R0 + RiA + RX 0 RX · · UANZ R0 + RX RX 0 Für den Korrekturfaktor ergibt sich: kU = RX · (R0 + RiA + RX 0 ) RX 0 · (R0 + RX ) 11. Mai 2010 | Technische Universität Darmstadt | Dr.-Ing. Wolfgang Heenes | 16 Aufgabe 9.3 - Fortsetzung I Die Gleichung für RX ergibt sich zu: RX = kR = kU · UANZ UX = = kR · RXANZ IX kI · IANZ kU RX · (R0 + RiA + RX 0 ) R0 + RX = · 0 kI RX · (R0 + RX ) R0 + RiA + RX Nach kürzen und einsetzen von RX 0 ergibt sich kR = 1 + RX RiV Der wahre Wert für RX ist also RX = (1 + 11. Mai 2010 | Technische Universität Darmstadt | Dr.-Ing. Wolfgang Heenes | 17 RX UANZ )· RiV IANZ 0 Aufgabe 9.4 I Bei einer Messung wurden IANZ = 19.86 mA und UANZ = 9.40 V abgelesen. Für die Messgeräte gilt: RiA = 20 Ω, RiV = 10 k Ω. Bestimmen Sie den wahren Wert von RX und berechnen Sie den absoluten und relativen systematischen Fehler für den Fall, daß der Innenwiderstand der Meßgeräte vernachlässigt wird. Der angezeigte Wert beträgt: RXANZ = 9.40V UANZ = = 473.31 Ω IANZ 19.86mA Unter Benutzung von: RX = 1 1 RXANZ − 1 RiV = RXANZ · RiV −RXANZ + RiV ergibt sich das Endergebnis von 496.83 Ω. 11. Mai 2010 | Technische Universität Darmstadt | Dr.-Ing. Wolfgang Heenes | 18 Aufgabe 9.4 - Fortsetzung I Der absolute Fehler beträgt F = A − W = 473.31Ω − 496.83Ω = −23.52 Ω Der relative Fehler ist definiert als: f = F −23.52Ω A−W = = = −0.047 W W 496.83Ω und beträgt −4.73%. 11. Mai 2010 | Technische Universität Darmstadt | Dr.-Ing. Wolfgang Heenes | 19 Aufgabe 9.5 I Berechnen Sie den Mittelwert x und die Streuung s der Stichprobe. I Für die vorliegende Stichprobe ergibt sich ein Mittelwert von: x = 500.35 Ω Die Streuung der Stichprobe beträgt: s = 1.755 Ω 11. Mai 2010 | Technische Universität Darmstadt | Dr.-Ing. Wolfgang Heenes | 20 Aufgabe 9.6 I Bestimmen Sie das Vertrauensintervall des Widerstandsnennwertes für eine Wahrscheinlichkeit von P = 95%. Für das Vertrauensintervall um x, in dem der Mittelwert µ der Grundgesamtheit mit einer Wahrscheinlichkeit P liegt, gilt: t t [x − √ · s, x + √ · s] n n Dabei hängt der Parameter t vom Umfang der Stichprobe n und der geforderten Wahrscheinlichkeit P ab und kann aus der t-Verteilung entnommen werden. Für P = 0.95 und n = 20 gilt t19:0.95 = 2.093: Damit ist das Vertrauensintervall 2.093 2.093 [500.35 Ω − √ · 1.755 Ω, 500.35 Ω + √ · 1.755 Ω] 20 20 und µ liegt im Bereich: 499.53 Ω ≤ µ ≤ 501.17 Ω 11. Mai 2010 | Technische Universität Darmstadt | Dr.-Ing. Wolfgang Heenes | 21 Vielfachmeßgerät I Früher wurden vorwiegend Drehspul- und Dreheiseninstrumente eingesetzt. Die Entwicklung in der Digitaltechnik hat die Analogtechnik mittlerweile allerdings verdrängt. Die Abbildung zeigt den schematischen Aufbau eines Digitalmultimeters. Eingangsteiler Analog-Digital-Wandler Anzeige Eingangsgröße I ADC 0.102 V Nachdem die Spannung durch den Eingangsteiler entsprechend geteilt worden ist, erfolgt die Wandlung. 11. Mai 2010 | Technische Universität Darmstadt | Dr.-Ing. Wolfgang Heenes | 22 Oszilloskop I Gegeben ist folgende Spannung: I Zwischen der Periodendauer und der Frequenz besteht folgender Zusammenhang. 1 T = f 11. Mai 2010 | Technische Universität Darmstadt | Dr.-Ing. Wolfgang Heenes | 23 Aufgabe 9.7 I Bestimmen Sie den Scheitelwert der Spannung. Der Scheitelwert der Spannung beträgt 3 Volt. I Frequenz? 11. Mai 2010 | Technische Universität Darmstadt | Dr.-Ing. Wolfgang Heenes | 24 Oszilloskop Funktionsweise eines Analogoszilloskops I Das Prinzip eines Analogoszilloskops wird in folgender Abbildung dargestellt. 11. Mai 2010 | Technische Universität Darmstadt | Dr.-Ing. Wolfgang Heenes | 25 Oszilloskop Funktionsweise eines Digitaloszilloskops I Das Prinzip eines Digitaloszilloskops wird in folgender Abbildung dargestellt. 11. Mai 2010 | Technische Universität Darmstadt | Dr.-Ing. Wolfgang Heenes | 26 Oszilloskop Triggerung I I Der Trigger legt fest, wann das Oszilloskop Daten erfaßt und beginnt, ein Signal anzuzeigen. 11. Mai 2010 | Technische Universität Darmstadt | Dr.-Ing. Wolfgang Heenes | 27 Oszilloskop Triggerung II I Die Triggerung kann auf ansteigende oder abfallende Flanken des Signals erfolgen 11. Mai 2010 | Technische Universität Darmstadt | Dr.-Ing. Wolfgang Heenes | 28 Zusammenfassung und Ausblick I Meßtechnik I Vorbereitung erstes Labor Nächste Vorlesung behandelt I Halbleiter 11. Mai 2010 | Technische Universität Darmstadt | Dr.-Ing. Wolfgang Heenes | 29