Ph LK 13.1 Klausur Nr. 1 15.09.08 Name: Zugelassene Hilfsmittel: Taschenrechner, Formelsammlung, Operatorenübersicht Aufgabe 1: Relativitätstheorie 1963 wurde an der Universität Zürich ein Präzisionsexperiment zur relativistischen Massenzunahme durchgeführt. Ziel des Experimentes war es, die Formel m = m0 1 − v 2 c 2 mit einer Messgenauigkeit von 0,5 Promille zu testen. Die Messungen zeigten, dass im Rahmen dieser Genauigkeit die experimentellen mit den berechneten Ergebnissen übereinstimmen. Der Versuchsaufbau ist unten skizziert. Mit einer Spannung bis maximal 5,5 Millionen Volt werden Elektronen beschleunigt. Die Elektronen durchfliegen danach ein homogenes Magnetfeld, dessen Flussdichte je nach Geschwindigkeit der Elektronen gerade so eingestellt wird, dass die Elektronen auf einem genau vorgegebenen Sollkreis fliegen und um 180° abgelenkt werden. Danach gelangen die Elektronen in einen zylindersymmetrischen Plattenkondensator, dessen elektrische Feldstärke so eingestellt wird, dass die Elektronen einen Sollkreis fliegend um 90° abgelenkt werden. Die genaue Einstellung wird mit einem Detektor kontrolliert, in den die Elektronen gelangen. Praktisch erfolgt die Messung zum Beispiel folgendermaßen: Zuerst wird das B-Feld auf exakt 20mT eingestellt. Die Beschleunigungsspannung Ua wird so eingeregelt, dass die Elektronen auf dem Sollkreis durch das Magnetfeld fliegen. Dies erfolgt beim angelegten Magnetfeld bei U a = 2,530 ⋅ 106 V . Anschließend wird das elektrische Feld so eingestellt, dass die Elektronen auch auf dem Sollkreis im elektrischen Feld fliegen. Das elektrische Feld hat dann den Wert E = 2,95529 ⋅ 106 V . Die Radien betragen Rm=50cm und Re=100cm. homogenes Magnetfeld Elektronenbahn Rm A B Ua Re Elektronenquelle zylindersymm. E-Feld Detektor m --- Seite 1/4 --- Ph LK 13.1 Klausur Nr. 1 15.09.08 Name: Zugelassene Hilfsmittel: Taschenrechner, Formelsammlung, Operatorenübersicht - Beachten Sie beim Runden Ihrer Werte, dass es sich um ein Präzisionsexperiment handelt! - 1.1) a) Zeichnen Sie in die Grafik die Orientierung des B-Feldes, die Polung und Richtung des E-Feldes ein. b) Erklären Sie, warum die Elektronen in beiden Feldern auf Kreisbahnen fliegen. 1.2) a) Bestimmen Sie mithilfe der bekannten Theorie die dynamische Masse des Elektrons nach Durchlaufen der Beschleunigungsspannung U a = 2,530 ⋅ 106 V . b) Stellen Sie für das Durchlaufen des Magnetfeldes sowie für das Durchlaufen des E-Feldes jeweils durch Gleichsetzen der Kräfte eine Gleichung auf. Entwickeln Sie durch Kombination dieser Gleichungen folgende Formel für die Geschwindigkeit der Elektronen: E Re . v= B Rm c) Leiten Sie aus den Gleichungen aus b) folgende Gleichung für die dynamische Masse her: 2 m= e B 2 Rm . E Re Berechnen Sie für die Werte des obigen Beispiels mit dieser Methode die dynamische Masse. Führen Sie eine Einheitenbetrachtung durch. d) Vergleichen Sie die Ergebnisse aus a) und d) und deuten Sie die Aussage des Züricher Experimentes. 1.3 a) Leiten Sie aus der relativistischen Formel für die kinetische Energie für kleine Geschwindigkeiten die klassische Formel her. (Benutzen Sie folgende Näherung: für kleine k ist 1 1 ≈1m k ) 1± k 2 b) Überprüfen Sie, ob diese Näherung im obigen Experiment angemessen ist. 1.4 a) Skizzieren Sie das Michelson-Experiment (Aufbau, Beobachtung, Interpretation). b) Erläutern Sie, wie sich der Effekt der Längenkontraktion aus der Konstanz der Lichtgeschwindigkeit ergibt. Betrachten Sie dazu zwei synchronisierte Uhren an den Orten A und B und eine Uhr C, die sich mit der Geschwindigkeit v von A nach B bewegt. c) Bestimmen Sie für das Züricher-Experiment die Flugdauer und –länge nach Verlassen der Anode des Beschleunigungsapparates bis zum Austritt aus dem E-Feld im System des Elektrons. (Länge der Strecke AB: 20cm) --- Seite 2/4 --- Ph LK 13.1 Klausur Nr. 1 15.09.08 Name: Zugelassene Hilfsmittel: Taschenrechner, Formelsammlung, Operatorenübersicht Aufgabe 2: Interferenz und Reflexion 2.1 Der von einer Wasserstofflampe mit Hilfe einer Sammellinse hell ausgeleuchtete Spalt dient als schmale, linienförmige Lichtquelle, die scharf auf dem Schirm abgebildet wird. Um das Spektrum der Wasserstofflampe zu untersuchen, wird ein optisches Gitter in den Strahlengang gebracht. Das Spektrum wird auf dem Schirm beobachtet und ausgewertet. Die Spektrallinien der Wasserstofflampe sind in der Formelsammlung (S. 39) aufgeführt. a) Skizzieren Sie das auf dem Schirm zu erwartende Bild und erläutern Sie es. b) Erklären Sie qualitativ unter Bezug auf eine geeignete Skizze, warum man unter bestimmten Winkeln α auf dem Schirm Helligkeitsmaxima unterschiedlicher Farben wahrnimmt. Erklären Sie qualitativ, warum zwischen den Intensitätsmaxima Bereiche schwacher Intensität liegen. c) Im Experiment werden bei Verwendung eines Gitters mit 570 Strichen pro Millimeter für das Maximum 1. Ordnung der roten Linie des Spektrums der Abstand a der Maxima 1. Ordnung zu 120 cm sowie der Abstand e zwischen Gitter und Schirm zu 150 cm ermittelt. Ermitteln Sie aus einer sauberen Skizze eine Formel zur Berechnung der Wellenlänge aus den gegebenen Größen ohne Verwendung der Kleinwinkelnäherung sin α ≈ tan α . Berechnen Sie die Wellenlänge der roten Linie und vergleichen Sie diesen Wert mit dem Literaturwert. Bestimmen Sie den Fehler, den man bei einer Verwendung der Kleinwinkelnäherung machen würde. d) Bestimmen Sie die minimale Gitterkonstante, die bei diesem Versuchsaufbau die Spektren 1. und 2. Ordnung gerade noch voneinander trennt. --- Seite 3/4 --- Ph LK 13.1 Klausur Nr. 1 15.09.08 Name: Zugelassene Hilfsmittel: Taschenrechner, Formelsammlung, Operatorenübersicht 2.2 Auch bei Röntgenstrahlung treten die von den anderen elektromagnetischen Wellen bekannten Effekte auf. Trifft die Röntgenstrahlung der Wellenlänge λ auf ein Kristallgitter mit Ebenenabstand d, so beobachtet man eine deutliche Reflexion nur für bestimmte Winkel α. Bei diesen Winkeln findet konstruktive Interferenz statt. a) Zeichnen Sie in der Skizze den Gangunterschied δ ein. b) Leiten Sie als Bedingung für die konstruktive Interferenz die folgende Gleichung her: 2d sin α = kλ . c) Berechnen Sie den kleinsten auftretenden Winkel α für einen Lithiumfluorid-Kristall mit Netzebenenabstand 201 pm bei einer verwendeten Röntgenstrahlung von 72 pm. Viel Erfolg! --- Seite 4/4 ---