Vorlesungsskript Spektroskopie 4

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Spektroskopie
Teil 4
Andreas Dreizler
FG Energie- und Kraftwerkstechnik
Technische Universität Darmstadt
Übersicht
• Was passiert nach einer Anregung
• Beispiele
– UV/VIS Æ Elektronische Anregung Æ
Fluoreszenz/Phosphoreszenz
– VUV/Röntgen Æ Herausschlagen innerer Elektronen Æ
UV/Röntgen-Photoelektronenspektroskopie, AugerSpektroskopie
• Elektronenspinresonanz (ESR)
• Kernspinresonanz (NMR)
Fragestellung
• Frage: „Schicksal“ eines angeregten Zustands?
Fluoreszenz (1)
• Fluoreszenz (nach erfolgter Anregung, meist
elektronische Anregung aber auch IRSchwingungsanregung möglich):
– Emission von Licht durch spontane Emission
– Lebensdauer des angeregten Zustands relativ kurz (bei
sehr langen Lebensdauern spricht man von
Phosphoreszenz Æ wesentlich dabei: eigentlich nicht
erlaubte Triplett Æ Singulett Übergänge, ∆S=0)
– I.d. R. tritt Fluoreszenzlicht rot-verschoben zu
Absorptionslinien auf
Fluoreszenzspektrum
• Veranschaulichung von Absorption und
anschließender Emission
Ve rluste
Ange re gung
Fluore sze nz
Grundzusta nd
konkurrierend
Ange re gte r
Zusta nd
Fluoreszenz (2)
• Konkurrenzprozesse zur Fluoreszenz
– Dissoziation des Moleküls Æ Anregung führt zur
Dissoziation des Moleküls Æ Energie geht über in
Translationsenergie der Fragmente
– Energetische Deaktivierung durch Stöße mit PuffergasMolekülen (engl.: quenching) Æ Anregungsenergie geht
über in innere Energie des Stoßpartners (dieser EnergieÜbertragungsmechanismus wird teils technologisch
genutzt, z.B. zum Pumpen von CO2 Lasern) oder in
Translationsenergie des Stoßpartners
Laser-induzierte Fluoreszenz (1)
• Anregung durch Laser
• Fluoreszenz wird meist senkrecht zur Anregung
detektiert
• Aufbau
La se r
Monoc hroma tor,
Spe ktrogra ph
ode r Filte r
Me ßort
Abbildungsoptik
De te ktor
Laser-induzierte Fluoreszenz (2)
• Signalintensität F(x)
τ tot Ω
F ( x) = N 0 ( x)UσI ( x) g (ν )
εη
τ sp 4π
–
–
–
–
–
–
–
N0(x)
U
σ
I(x)
g(ν)
τtot
τsp
– Ω
– ε,η
Besetzungszahldichte
Messvolumen (aus Eichmessung)
Absorptionsquerschnitt
lokale Laserintensität (z.B. Näherung: konstant)
Linienformfunktion (aus p, T)
totale Lebensdauer des angeregten Zustands
natürliche Lebensdauer des angeregten
Zustands (~1/A, A: Einstein-A-Koeffizient)
erfasster Raumwinkel (aus Eichmessung)
Transmissions- bzw. Detektionseffizienz (aus
Eichmessung)
Laser-induzierte Fluoreszenz (3)
• Zunächst 3 Unbekannte
– τtot
totale Lebensdauer, kürzer als natürliche
Lebensdauer, da Konkurrenzprozesse neben spontaner
Emission auch zu Deaktivierung führen
1
– τ tot =
A+ P +Q
Dissoziationsrate
Æ Molekülkonstante
Löschrate
– P>>Q Æ Vernachlässigung von Q Æ τtot quantifizierbar
Beispiel: v´=3 im A2Σ-Zustand vom OH
– Q>>P Æ Vernachlässigung von P Æ Bestimmung von
totaler Lebensdauer z.B. mit Ultrakurzpuls Lasern Æ
Exkurs ps CO LIF
Exkurs: CO Pikosekunden LIF (1)
Anregungsschema
A 1Π
Fluoreszenz-Beobachtung
Im B-A Übergang
CO-Spektrum (B-X)
Besonderheit. 2-Photonenanregung
Æ Siehe nicht-lineare Spektroskopie
Exkurs: CO Pikosekunden LIF (2)
λ/2 Pol
Verzögerungsstrecke
Ene rg ie m o nitor
Keilplatte
Ko ntrolle Ba nd b re ite
Nd :YAG
Pum p
la se r
20Hz,
200m J/Puls
• Pikosekunden Laser
Output @ 230 nm
~200µJ
20 Hz
~55 ps
λ/2 für 690 nm
Verzögerungsstrecke
3ω
ΒΒΟ
2ω
ΒΒΟ
DFDL
1. Amp.
~ nJ
2. Amp.
200µJ
690 nm
4 mJ
690 nm
345 nm
690 nm
345 nm
230 nm
Exkurs: CO Pikosekunden LIF (3)
• Experimenteller Aufbau
ICCD
Abbildende s
Spe ktrome te r
Schne lles
Mono
MCP
LIF
Achroma tische
Linsen
Ofen
ZeCe
lle ll
f = 500
Ba ra trons,
10 Torr & 1000 Torr
230 nm
Ga seinla ss
Stra hlfa lle
Va cuum Pumpe
Exkurs: CO Pikosekunden LIF (4)
• Anregungs-Emissions-Spektrum
B-A, 0-1
LIF-Intensität [w.E.]
B-A, 0-2
B-A, 0-3
C-A, 0-4
C-A, 0-3
C-A, 0-2
B-A, 0-0
B-A, 0-4
b-a
250
300
350
400
450
500
550
Wellenlänge [nm]
Bei hoher Laserintensität:
• Population des C-Zustandes
• Population von Triplett Zuständen
600
650
Exkurs: CO Pikosekunden LIF (5)
LIF -Intensität [w.E.]
Logarithmische
Auftragung
• Zeitaufgelöste LIF Æ Bestimmung der totalen
Lebensdauer des B-Zustands
• 25 mtorr CO
• 1000 x gemittelt
1E-3
1E-4
experimentelle Daten
Fit, R=0.99643
Lebensdauer τ = 27 ns
1E-5
0,0
4,0x10
-8
-8
8,0x10
Zeit [sec]
1,2x10
-7
inverse Lebensdauer [MHz]
Exkurs: CO Pikosekunden LIF (6)
Beispiel: CO Eigenlöschung @ 293K
250
linearer Fit für CO Drucke > 1.7 Torr
experimentelle Daten
200
150
100
q'=8.0 MHz/Torr
50
0
0
Dieser Effekt
wird hier nicht
diskutiert
5000
10000
15000
20000
Partialdruck CO [mtorr]
q: Löschrate Stossgas
q‘: Eigenlöschrate
P: absoluter Druck Gasmischung
P‘: Partialdruck CO
πµk BT
•
Stoßquerschnitt σ:
σ =q
•
Löschrate insgesamt:
Q = q(P − P′) + q′P′
8
Exkurs: CO Pikosekunden LIF (7)
elektronische Löschrate
[MHz/Torr]
Temperatur- und Puffergasabhängigkeit
50
40
30
20
9
8
7
6
5
4
3
2
1
200
CO
N2
H2
CO2
CH4
O2
H2O
300
400
500
600 700 800900
Temperatur [K]
• Temperaturabhängigkeit wird gefittet gem.
 T 
q(T ) = q293 

 293K 
−x
Laser-induzierte Fluoreszenz (4)
• Somit τtot bekannt Æ noch 2 Unbekannte
• Sei Absorptionsquerschnitt σ bekannt Æ
Bestimmung von N0(x) möglich Æ
Konzentrationsmessung
• Sei N0(x) bekannt Æ Messung von
Absorptionsquerschnitt σ möglich
Laser-induzierte Fluoreszenz (5)
•
Beispiel Verbrennungsdiagnostik
–
–
–
–
Anregungs-Emissionsspektrum
2D-Nachweis in Bunsenflamme
Verwendung eines ICCD Array-Detektors
Photoka thode
Phosphor
Aufbau ICCD
MCP
Einfa lle nde s Lic ht
Lic ht
E
E
CCD Chip
Hoc hspa nnung
• Kurze Belichtungszeiten über Spannungspuls an MCP
• Sehr sensitiv
• Quanteneffizienz < 40%
Laser-induzierte Fluoreszenz (6)
• Animation
Laser-induzierte Fluoreszenz (7)
•
•
•
Applikation im
Motor, hier
Motorklopfen
Transparenter 2Taktmotor
Statt Benzin isoOktan/n-Heptan
Gemisch (9/1 Æ
Oktanzahl von 90)
Laser-induzierte Fluoreszenz (8)
• Aufbau
Laser-induzierte Fluoreszenz (9)
Niedertemperatur-Chemie in der Kompressionsphase
norm alized m ole fraction
•
O2
acetone
form aldehyde
ignition
iso-octane/n-heptane air
tim e [a.u.]
Æ Nach erfolgter Zündung keine Ketone/Aldehyde mehr da
Æ Ziel LIF Nachweis von Ketonen/Aldehyden während Kompression
Laser-induzierte Fluoreszenz (10)
Emissionsspektrum aus
unverbranntem Endgas nach
Anregung mit 308 nm
• Auf Ketone/Aldehyde
zurückzuführen
• Keine Fluoreszenz aus
verbranntem Gas
Æ Markierung von
unverbranntem Endgas
fluorescence
intensity [a.u.]
•
wavelength [nm]
Laser-induzierte Fluoreszenz (11)
• Typisches LIF-Bild
Zylinderwand
Typisches LIF Bild
“hot-spot”
Verbranntes Gas
Normale Flammenfront
unverbranntes
min
fluorescence intensity
Zündkerze
max
Laser-induzierte Fluoreszenz (12)
• Typisches Bildpaar
ICCD #1
(13°CAD
nOT)
ICCD #2
(101µs
später)
Laser-induzierte Fluoreszenz (13)
• Korrelation Druck – Auftreten von „hot spots“
Laser-induzierte Fluoreszenz (14)
• Räumliche Auftritts-Wahrscheinlichkeit von „hot
spots“
min.
Wahrscheinlichkeit
max.
Phosphoreszenz (1)
• Phosphoreszenz
Tritt vor allem bei sich
Kreuzenden Potentialen
auf sowie starker LS-Kopplung
– Nach Anregung verzögerte Lichtemission (Stunden,
Tage)
– Wie bei Fluoreszenz i.d.R. rot-verschoben zur Anregung
– Verursacht durch „Intersystem crossing“ Æ Übergang
von Singulett zu Triplett Zustand Æ Übergang zurück zu
Singulett Ausgangszustand ist nach Auswahlregeln
(∆S=0) eigentlich verboten Æ daher lange Lebensdauern
im Triplett Zustand
schematisch
Jablonski Diagramm
•
•
•
•
•
•
Darstellung verschiedener
strahlenden und
strahlungsloser Übergänge in
einem Molekül
Vereinfachte Darstellung mit
relativen Lagen der
elektronischen Niveaus
Horizontale Lage ohne
physikalische Bedeutung
Gezeigt sind
Schwingungszustände der
einzelnen elektronischen
Niveaus (keine
Rotationszustände
Relative Lage der
Schwingungsgrundzustände
korrekt positioniert
Lage höherer
Schwingungszustände nur
schematisch dargestellt
Jablonski Diagramm
ISC: Inter System Crossing
IU: Interne Umwandlung
Photoelektronen/Röntgenspektroskopie (1)
• Prinzip
– Schlage Elektronen aus inneren Orbitalen aus durch
Absorption hochenergetischer Photonen (VUV bzw.
Röntgenstrahlung) Æ ionisiere Atom/Molekül
– Die eingestrahlte Photonenergie hν teilt sich auf gem.
hν =
1
me v 2 + I i + ES+
2
Kinetische Energie
des Elektrons
Mögliche Schwingungsanregung des
Moleküls durch das Herausschlagen eines
an der Bindung beteiligten Elektrons
Ionisierungsenergie
für Elektron aus i-ter Schale
– Daraus leitet sich messtechnische Aufgabe ab
• Messe kinetische Energie des herausgeschlagenen
Elektrons (Hochvakuum notwendig)
Photoelektronen/Röntgenspektroskopie (2)
•
Aufbau:
– Elektrostatischer Analysator
führt zu Ablenkung der
Elektronen
– Je nach elektrischem Feld
werden Elektronen
unterschiedlicher kinetischer
Energie den Analysator
passieren
Æ UV-Photoelektronenspektren
bzw. RöntgenPhotoelektronenspektren (je
nach Ionisierungsenergie
des herauszuschlagenden
Elektrons)
Variables
Feld Æ nur
Elektr. bestimmter
Energie erreichen
den Detektor
Photoelektronen/Röntgenspektroskopie (3)
•
Beispiel HBr Spektrum Æ UVPhotoelektronenspektrum
Σ-Bande: Ionisierung eines
Elektrons aus Bindung
• Entfernung eines σ-Elektrons
führt zu anderem
Bindungsabstand
ÆBei Ionisierung auch
Schwingungs-Anregung
ÆBandenstruktur
– Π-Bande: Ionisierung eines
Elektrons aus freiem Elektronenpaar
(kein bindendes Elektron)
ÆKaum Änderung der
Bindungslänge
ÆKeine Bandenstruktur
–
Photoelektronen/Röntgenspektroskopie (4)
• RöntgenPhotoelektronenspektroskopie
– Geeignet für chemische ElementAnalyse auch in gebundenem
Zustand, da in guter Näherung
Rumpfelektronen nicht durch
Bindungen im Molekül
beeinträchtigt werden
– Beispiel: RöntgenPhotoelektronenspektrum von
Mondstaub
Auger-Spektroskopie (1)
• Wird ein Elektron auf einer inneren Schale z.B.
durch VUV, Röntgenphoton oder Primär-Elektron
herausgeschlagen, so wird das entstandene
„Loch“ innerhalb sehr kurzer Zeit wieder besetzt
• Wiederbesetzung durch Übergang eines
energetisch höheren Elektrons in den tiefer
liegenden Zustand
• Dabei wird Energie frei Æ frei werdende Energie
– ...führt zu charakteristische Röntgenstrahlung oder
– ...wird strahlungslos an anderes Elektron übertragen,
dass dann aufgrund seiner überhöhten Energie das
Atom verlässt Æ Auger-Prozess (1923), Emission eines
Auger-Elektrons
Auger-Spektroskopie (2)
• Veranschaulichung des Auger-Prozesses
Auger-Spektroskopie (3)
– Emission charakteristischer Röntgen-Strahlung und AugerProzess sind konkurrierende Vorgänge
– Bei leichten Atomen überwiegt Auger-Prozess, bei
schweren Röntgen-Emission
– Beispiel O-Atom, hier Herausschlagen mit Primärelektron
anstelle eines Photons
– Beobachtung von 3 Banden
• Primärelektron schlägt Elektron aus K-Schale
• Lücke wird durch Elektron aus L-Schale aufgefüllt (3Orbitale I, II, III)
• Frei werdende Energie geht über auf Elektron aus LI, LII
oder LIII Elektron
Auger-Spektroskopie (4)
Bezeichnung:
KLILI:
Herkunft des Auger-Elektrons
Ursprung des Loch-füllenden Elektr.
Durch Primärelektron erzeugtes Loch
• Auger-Elektron ist charakteristisch für Atom (Æ
Atom-Identifizierung)
• Messaufgabe: Bestimmung der kinetischen
Energie des Auger-Elektrons z.B. mit Hilfe eines
Gegenfeldes
Auger-Spektroskopie (5)
• Zeitliche Dynamik des Austretens eines AugerElektrons Æ Untersuchung an Univ. Bielefeld (M.
Drescher)
• Vorgehen
– Strahle ca. 800 Atosekunden langen Röntgen Puls in KrAtome
Æ Herausschlagen eines inneren Elektrons
– Äußeres weniger stark gebundenes Elektron rückt auf
das entstandene „Loch“ vor
– Frei gewordene Energie wird auf anderes Elektron
übertragen, das sich aus dem Atom löst und emittiert
wird
Auger-Spektroskopie (6)
•
Messung der zeitlichen Dynamik der Emission des AugerElektrons - Prinzip
– 2. Puls, im IR, ca. 7 fs lang, wird zeitlich versetzt eingestrahlt
– 7 fs entspricht ca. 1-2 Schwingungen
– Liegt während Auger-Elektronen Emission elektrisches
Wechselfeld (IR Puls) an, wirkt dies entweder beschleunigend
oder abbremsend Æ diese Energieänderung (1,6 eV) ist
detektierbar über die geänderte Energie des Auger-Elektrons
– Bei Kr-Atomen wird ca. 5 fs nach Einstrahlen des
Atosekunden-Röntgen Pulses eine Ww. zwischen AugerElektron und IR-fs-Puls gemessen Æ diese Zeit entspricht der
„Halbwertszeit“ für Aussendung des Auger-Elektrons
– Energietransfer/Restrukturierung der Elektronenkonfiguration
innerhalb des Kr-Atoms benötigt diese Zeit
Auger-Spektroskopie (7)
• Veranschaulichung des Prozesses
Auger-Spektroskopie (8)
Quelle: M. Drescher, Univ. Bielefeld
Abnahme der
Auger-Elektronen
die nicht mit IR-Puls
wechselwirken
Durch IR-Puls
abgebremste
Auger-Elektronen
Elektronenspinresonanz (1)
• Erinnerung zu Elektronenspins
– Betrag Spindrehimpuls
S = (s (s + 1)) 2 h
1
– Projektion auf Dreh- (z-)Achse ergibt ms
Einstellmöglichkeiten
ms = s, s − 1, s − 2,..., − s
– Mit Spinquantenzahl s
1
1
s = ⇒ ms = ±
2
2
2 Einstellmöglichkeiten
• ohne äußeres Feld energetisch entartet
Elektronenspinresonanz (2)
• Erinnerung
– Mit Eigendrehung des elektrisch negativ geladenen
Elektrons ist elektrischer Stromfluss verbunden
v
⇒ µs
– Bildung eines magnetischen Spinmoments
– Dieses Spinmoment kann z.B. mit magnetischem
Moment der Elektronenbahn-Bewegung koppeln
Æ Feinstrukturaufspaltung
• Stattdessen nun: Anlegen eines äußeren
Magnetfeldes in z-Richtung Æ 2 SpinEinstellungen
ms h
v
∝S
Elektronenspinresonanz (3)
• Wie groß ist nun das magnetische Moment und
dessen potentielle Energie im äußeren
Magnetfeld?
v
v
• Zuerst das für Bahnbewegung der Elektronen ⇒ µ l ∝ L
v
e v
e
v
µl = −
L = γL ⇒ γ = −
gyromagnetisches Verhältnis
2me
2me
• Da Drehimpuls gequantelt ist, gilt für Betrag
1
L = h[l (l + 1)] 2
• Damit folgt für Betrag des magn. Moments der
Bahn v
1
1
e
2
µl = µl =
h[l (l + 1)] = µ B [l (l + 1)] 2
2me
Bohr´sche Magneton µ B =
eh
2me
Elektronenspinresonanz (4)
• Für z-Komponente des Drehimpulses gilt
v
=Projektion von L auf z-Achse
µl ,z = µl , z
e
=
hml = µ B ml
2me
• Analog gilt für Elektronen-Spin mit einer durch
experimentellen Befund leicht geänderten Form
v
e v
µ s = − ge
S = g eγS
2me
v
Landé-Faktor g e ≈ 2,0023
Elektronenspinresonanz (5)
• Für den Betrag folgt
1
1
e
2
µ s = µ s = ge
h[s (s + 1)] = g e µ B [s (s + 1)] 2
2me
v
e
Gyromagnetisches Verhältnis des „spinnenden“ Elektrons γ e = g e
2me
• Für z-Komponente des Spin-Drehimpulses gilt
analog
v
µ s,z = µ s,z
e
= ge
hm s = g e µ B m s
2me
Elektronenspinresonanz (6)
• Nun wird wie vorn erwähnt äußeres Magnetfeld
angelegt
Æ Potentielle magnetische Energie E lautet dann
(Magnetfeld B parallel zu z-Achse)
v
e
v
v
hm s = g e µ B m s
Emag = E = − µ s , z ⋅ B mit µ s , z = µ s , z = g e
2me
⇒ E = g e µ B ms B
• da
Achtung: wegen neg. Ladung von e hier
positives Vorzeichen!
1
ms = ±
2
folgt die Aufspaltung in zwei energetisch nun
nicht mehr entartete Zustände
Elektronenspinresonanz (7)
• Für die beiden Zustände gilt
1
E+1 2 = g e µ B B = 9,285 ⋅10 − 24 J T −1 ⋅ B
2
1
Energetisch
− 24
−1
E−1 2 = − g e µ B B = −9,285 ⋅10 J T ⋅ B
Günstiger (ms=-1/2)
2
• Energetische Aufspaltung = Energie-Differenz
∆E = E+1 2 − E−1 2 = g e µ B B = 18,57 ⋅10 −24 J T −1 ⋅ B
• Typische Feldstärke B bei ESR: 0,3 T
Elektronenspinresonanz (8)
• Jetzt: Betrachtung eines Ensembles
• Besetzungszahldichten der beiden Zustände,
nach Boltzmann
N +1 2
N −1 2
=e
− ∆E
kT
∆E = E+1 2 − E−1 2 = g e µ B B
• Sei T=300 K, B=0,3 T, dann gilt für
Besetzungsverhältnis nach Boltzmann
N +1 2
= 0,99866
Æ Nahezu identische Besetzung
N −1 2
Elektronenspinresonanz (9)
• Berechnung der Besetzungszahldifferenz ∆N
∆N = N −1 2 − N +1 2 , N = N −1 2 + N +1 2
• Bilde
∆N N −1 2 − N +1 2
=
N
N −1 2 + N +1 2
N +1 2
N −1 2
=e
− ∆E
kT
− ∆E
∆E

kT 
N −1 2 1 − e

∆E


kT
=
≈
≈
E
∆
−
∆E 2kT
N −1 2 1 + e kT  2 −


kT
∆E << kT
∆E
 ∆E 
∆E << kT ⇒ exp −
+ ...
 ≈ 1−
kT
 kT 
Elektronenspinresonanz (10)
• Einsetzen von ∆E = E+1 2 − E−1 2 = g e µ B B und
umformen ergibt
ge µ B B B
∆N = N
∝
2kT
T
Große Besetzungszahldifferenz
durch hohes B & kleines T
• Durch Besetzungszahldifferenz ist die Probe
magnetisiert!
Æ Magnetisierung in z-Richtung Mz für Ensemble
1
Mz =
V
∑µ
z ,i
mit:
i
∆N ⋅ µ z
und
v
µ s,z = µ s,z
1
e
= ge
hm s = g e µ B
2me
2
ge µB B
∆N = N
2kT
ms =
1
2
Elektronenspinresonanz (11)
• Einsetzen ergibt
1
1
1
1
M z = ∑ µ z ,i = ⋅ ∆N ⋅ µ z = ⋅ ∆N ⋅ g e µ B
V i
V
V
2
1 g e2 µ B2
=
⋅
N ⋅B
4V kT
• Fazit:
– bei Anlegen eines konstanten magnetischen Feldes der
Stärke B spalten Zustände auf (B parallel zu z-Achse)
– Bezogen auf ein Ensemble ergibt sich makroskopisch
eine Magnetisierung (bei der Herleitung hier in zRichtung)
Elektronenspinresonanz (12)
• Jetzt:
– zusätzlich Einstrahlung einer elektromagnetischen
Welle (magnetisches Wechselfeld mit Amplitude B1),
resonant abgestimmt auf die energetisch
aufgespaltenen Zustände mit ∆E = hν res
– Das Feld B1 sei linear in der xy-Ebene polarisiert
– Dieses Feld wird für die Zeit t angelegt
• Klassische Vorstellung
Æ Störung der makroskopischen Magnetisierung
Æ Auslenkung von Mz in Richtung der xy-Ebene
Æ Präzession von der Magnetisierung um die z-Achse
Æ Präzessionsfrequenz lässt sich aus Resonanzfrequenz
berechnen
hν res = hω = ∆E = E+1 2 − E−1 2
ge µ B B
= ge µ B B ⇒ ω =
h
sog. Larmor-Frequenz
Elektronenspinresonanz (13)
• Quantenmechanische Vorstellung
– Das elektromagnetische Wechselfeld führt zu
Absorption (Æ siehe vorn) Æ Übergang von tieferem zu
höherem Energieniveau einzelner Teilchen
– Störung der Boltzmann-Besetzung
Æ Entspricht Anregung höherer Energieniveaus
• Was passiert nun nach einer solchen Anregung?
– Relaxation Æ Wechselwirkung mit der Umgebung
– Zwei Arten
• Spin-Gitter-Relaxation
• Spin-Spin-Relaxation
Elektronenspinresonanz (14)
• Spin-Gitter-Relaxation
– Nach Anregung Abnahme nach Exponentialgesetz

 t 
M z (t ) = M z (t = 0)1 − exp −  
 T1  

Abklingen durch
Relaxation
Magnetisierung, die sich durch Anlegen des
magnetischen Wechselfeldes ergeben hat
Abklingen charakterisiert durch
longitudinale Relaxationszeit T1
Erinnerung: endliche Lebensdauer führt zu
homogener Linienverbreiterung
Elektronenspinresonanz (15)
• Spin-Spin-Relaxation
– Wechselseitige Spin-Spin-Interaktion (z.B. Dipol-DipolWechselwirkung)
– Führt nicht zu Energietransfer und damit Rückkehr ins
energetisch tiefere Niveau, sondern zu einer
Dephasierung
– Erklärung über klassische Vorstellung
– Wir hatten gesehen, dass magnetisches Wechselfeld
makroskopische Magnetisierung aus
Gleichgewichtslage auslenkt und in Richtung xy-Ebene
dreht
ÆDamit existiert Komponente der Magnetisierung in xyEbene (Mxy)
Elektronenspinresonanz (16)
– Anfangs präzessiert diese Komponente um die z-Achse
– Spin-Spin Interaktion führt nun zu einer Dephasierung
der einzelnen kleinen magnetischen Spin-Momente
(Erinnerung: makroskopische Magnetisierung setzt sich
aus Summe einzelner magnetischer Momente
zusammen)
– Mit fortschreitender Zeit nimmt die Mxy–Komponente ab
gemäß
 t 
M xy (t ) = M xy (t = 0 ) exp − 
 T2 
Also kein Energieübertrag!
Spin-Spin-Relaxationszeit
Transversale Relaxationszeit T2
Zerfall der Phasenkohärenz
Elektronenspinresonanz (17)
• Einfluss der chemischen Umgebung
– Je nach chemischer Umgebung kann sich die lokale
Feldstärke des konstanten Feldes ändern
Æ Da dieses B-Feld für die energetische Aufspaltung und
damit die Resonanzfrequenz verantwortlich ist,
verschiebt sich die Resonanzfrequenz in Abhängigkeit
der chemischen Umgebung
Æ Identifizierung der chemischen Umgebung
Elektronenspinresonanz (18)
• Aufbau
– Notwendige Komponenten
• Magnet für konstantes Magnetfeld mit B=ca. 0,3 T
• Möglichst homogen Æ groß gebaut
• Probenkammer in diesem homogenen Magnetfeld
• Möglichkeit, magnetisches Wechselfeld für variable
v
v&
rotE = − B
Zeit t anzulegen Æ hier im MW Bereich Æ
Wellenleiter & Hohlraumresonator
• Detektion: Nutzung derselben Anordnung wie auf
Sendeseite
Elektronenspinresonanz (19)
• Aufbau-Skizze von ESR
Erzeugung
Wechselfeld
B1Æ MikroWellen
Wellenleiter für Mikrowellen
Detektion durch Absorption
Erzeugung konstantes
B-Feld
Elektronenspinresonanz (20)
• Anwendung
• Detektion von
– Systeme mit ungepaarten Elektronen, z.B.
– Freie Radikalen in Festkörpern, Lösungen oder Gasen
– Punktdefekte in Festkörpern
Kernspinresonanz (1)
• Übertragung des Prinzips der ESR auf
Kernspinresonanz (nuclear magnetic resonance,
NMR)
• Unterschied: betrachte nicht Spin von Elektronen
sondern Spin des Kerns!
Landé Faktor
• Gyromagnetisches Verhältnis beim Kern:
gNe
gee
γN =+
Elektron war ⇒ γ e = −
2m N
2me
Unterschied!
• Kern-Magneton
µN =
eh
2m p
eh
Bohr´sche Magneton war ⇒ µ B = +
2me
Beachten: Protonmasse
Beachten: Elektronmasse
Kernspinresonanz (2)
• Für magnetische Kern-Moment gilt analog
v
v
µ I = + g Nγ N I
Quantisierter Drehimpuls des Kerns
• Gleicher Formalismus wie bei ESR führt bei
konstantem externen Magnetfeld B zu
Aufspaltung der Energieniveaus, Bsp. mI=1/2
E
E1
e ne rge tisc he
Aufspa ltung ~ B
E2
B
Kernspinresonanz (3)
• Für Energieniveaus gilt, wenn
Kernspinquantenzahl ½ sei
E+1 2
E−1 2
Energetisch
Günstiger (mI=+1/2)
1
= − g p µ N B = −14,106 ⋅10 − 27 J T −1 ⋅ B
2
1
= + g p µ N B = +14,106 ⋅10 − 27 J T −1 ⋅ B
2
3 Größenordnungen kleiner als bei ESR
• Typische magnetische Feldstärken B>1,3 T
• Trotzdem im Gleichgewicht sehr geringe
Besetzungszahldifferenz, z.B. bei B=1,41 T,
T=300K
N −1 2
N +1 2
=e
− ∆E
kT
= 0,9999904
Kernspinresonanz (4)
• Einfluss der chemischen Umgebung
– Da Elektronenhülle im Magnetfeld nach Lenz´scher
Regel zum konstant angelegten Feld ein Gegenfeld
erzeugt, variiert die magnetische Feldstärke lokal
Æ Chemische Verschiebung der Resonanzfrequenz
Æ Indiz für Umgebung
Æ Möglichkeit zur Strukturanalyse
Kernspinresonanz (5)
• Aufbau Skizze, B1 wird über Spule eingekoppelt
Auffinden der Resonanzen
Æ Feinabstimmung von B
Detektion über Induktion
in einer Spule
Erzeugung Wechselfeld B1Æ Radiowellen
Erzeugung konstantes
B-Feld bis ca. 12 T
(Protonenresonanz)
Kernspinresonanz (5)
• Anwendungsbeispiel Ethanol CH3CH2OH
• H besitzt Kernspin ½
Æ schauen nach Kernspin von gebundenen H-Atomen
Æ Je nach Bindungsumgebung ändert sich Resonanzfrequenz
Æ charakteristische Linien
CH3CH2OH
Stufenhöhe
1
:
OH
3 funktionelle Gruppen
Lage des Peaks
Relativ zu einem
Referenzsignal
2
CH2
:
3
CH3
Kernspinresonanz – Ausblick (6)
• Hier nur Prinzip gezeigt
• Auch 2D Anwendungen gebräuchlich
• Weiter führende Literatur
– Ein- und zweidimensionale NMR-Spektroskopie. Eine
Einführung, Horst Friebolin
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