Abschlußbericht Mixed Signal Baugruppen 2006/7 Gitarrenverstärker WILDCAT WILDCAT DELUXE Der WILDCAT DELUXE AUTHENTIC und der WILDCAT DELUXE PLUS Von Jorgos Estrella, Sebastian Gonzales, Neels-Janosch Hofmeyr und Henry Westphal Seite 2- 1 Abschlußbericht Mixed Signal Baugruppen 2006/7 Gitarrenverstärker WILDCAT WILDCAT DELUXE Der WILDCAT Deluxe Authentic und der WILDCAT Deluxe Plus Der WILDCAT Deluxe Authentic entspricht exakt dem FENDER TWEED DELUXE MODEL 5E3. Er ist, im Gegensatz zu den anderen WILDCAT-Verstärkern, wie das Original mit Metallchassis und Handverdrahtung ausgeführt. Die Originalschaltung ist unverändert übernommen, ohne die Zusätze oder Veränderungen, wie sie beim WILDCAT Deluxe Plus vorhanden sind. Der WILDCAT Deluxe Plus ist ein Gitarrenverstärker auf der Basis des legendären FENDER TWEED DELUXE MODEL 5E3 mit zuschaltbarem Federhall auf der Basis des FENDER TWIN Reverb und mit zuschaltbarem Master-Volume. Über einen weiteren Einschleifpunkt können Zusatzgeräte, wie etwa ein Bandecho, eingeschleift werden. In seiner Grundeinstellung entspricht der WILDCAT Deluxe Plus exakt dem originalen FENDER Deluxe 5E3. Auch er wird mit einer speziellen Lautsprecherbox betrieben, die einen exakten Nachbauten des ursprünglichen Lautsprechers des DELUXE 5E3 enthält und deren Abmessungen und Materialien denen des Originalgeräts entsprechen. Ausschnitt aus der Leiterplatte des WILDCAT Deluxe Plus Seite 2- 2 Abschlußbericht Mixed Signal Baugruppen 2006/7 Gitarrenverstärker WILDCAT WILDCAT DELUXE Der FENDER Deluxe, der Verstärker von Scotty Moore Scotty Moore war der erste Gitarrist von Elvis Presley. Er ist einer der einflußreichsten und meistgehörtesten Gitarristen überhaupt, auch wenn sein Name einer großen Mehrheit nicht bekannt ist. Er hat den Stil der E-Gitarre in der Rock- und Popmusik maßgeblich geprägt. Er wurde 1931 geboren und ist noch heute (2007) „Live on Stage“ zu erleben. 1954 war seine erste gemeinsame Session mit Elvis Presley in den SUN-Studios in Memphis. Hierbei prägte er den revolutionären, neuen Sound der ersten Elvis-Aufnahmen. 1955 begann der explosionsartige Aufstieg von Elvis Presley zum Weltstar, mit Scotty Moore an der E-Gitarre und Bill Black am Kontrabass an seiner Seite. Scotty Moore und Elvis Presley Quelle: www.scottymoore.net Scotty Moore hat mit seinem FENDER Deluxe Musikgeschichte geschrieben: 1954 gab es in den USA strikt getrennte Musikkulturen von "Schwarz" und "Weiß", repräsentiert durch den „schwarzen“ Rhythm‘n‘ Blues und die weiße „Country-Music“. Sam Philips, der Inhaber von SUNRecords in Memphis, war gezielt auf der Suche nach einem Sänger, der diese Grenzen überwindet. Sam Philips wird wie folgt zitiert: "Wenn ich einen weißen Mann finden könnte, der die Stimme und das Einfühlungsvermögen eines Schwarzen hat, dann könnte ich eine Million Dollar machen" Elvis Presley ließ sich 1953 im Sun-Studio für private Zwecke aufnehmen, Sam Philips wurde dabei auf seine außergewöhnliche Stimme aufmerksam. Es wird aber auch gesagt, daß Scotty Moore, der bei SUN-Records als Session-Musiker tätig war, den Kontakt zu Sam Philips herstellte, nachdem er gemeinsam mit Elvis Presley bei sich zu Hause musiziert hatte. Seite 2- 3 Abschlußbericht Mixed Signal Baugruppen 2006/7 Gitarrenverstärker WILDCAT WILDCAT DELUXE Elvis Presley, Bill Black, Scotty Moore und Sam Philips im SUN-Studio 1954 Sam Philips bringt Scotty Moore, Bill Black und Elvis Presley zu einer ersten Aufnahmesession am 5.7.1954 zusammen. Es geht nicht so richtig voran, die Richtung ist unklar. Dann ist Pause. Die Musiker albern herum, improvisieren über dem R&B-Song "That's allright Mama" von Arthur Crudup aus dem Jahr 1949. Scotty Moore improvisiert über dem Gitarrenriff. Elvis Presley greift die Sache auf, kombiniert gesanglich schwarzen Blues, kirchliche Gospel-Musik und Country-Elemente. Auf einmal ist der neue Sound da. Sam Philips ist begeistert. Sofort wird aufgenommen Scotty Moore spielt hierbei über seinen FENDER Deluxe 5B3. „That's allright Mama“ wird als Platte herausgebracht und auf der Radiostation WHBQ gespielt. Aufgrund zahlreicher Höreranrufe wird der Song in der gleichen Nacht noch 15 mal gespielt . Am nächsten Tag gehen 5000 Vorbestellungen für die Platte bei SUN-Records ein. Die Bedeutung des Songs ist heute nur schwer erfassbar, da unsere heutigen Hörgewohnheiten ein Resultat der durch ihn angestoßenen Entwicklung sind "That's allright Mama", die erste Elvis-Schallplatte, von 1954 Seite 2- 4 Abschlußbericht Mixed Signal Baugruppen 2006/7 Gitarrenverstärker WILDCAT WILDCAT DELUXE Ein FENDER Deluxe 5B3, wie ihn Scotty Moore gespielt hat Quelle: www.scottymoore.net Scotty Moore hat bis 1956 mit seinem FENDER Deluxe 5B3 gespielt. Der Verstärker hat 5 Röhren, die Ausgangsleistung beträgt gerade einmal 14 Watt. Das folgende Bild zeigt einen Live-Auftritt am 4.3. 1955 in Dekalb, Texas mit Jimmy Davis, Scotty Moore, Elvis Presley und Bill Black. Man sieht den FENDER Deluxe 5B3 auf einem Klappstuhl in der Mitte der Bühne. Es fällt auf, wie wenig Equipment die Musiker damals benötigten, der Vergleich mit dem heute bei Live-Konzerten „benötigten“ umfangreichen Equipment gibt zu denken. Live-Auftritt 1955 mit Jimmy Davis, Scotty Moore, Elvis Presley und Bill Black Quelle: www.scottymoore.net Seite 2- 5 Abschlußbericht Mixed Signal Baugruppen 2006/7 Gitarrenverstärker WILDCAT WILDCAT DELUXE Wie man sich anhand der zahlreich verfügbaren Mitschnitten von Elvis-Konzerten aus den frühem 1950-er Jahren überzeugen kann, war die, trotz der geringen Ausgangsleistung, große Durchdringungskraft der Gitarre Scotty Moores dafür entscheidend, daß diese Konzerte nicht schon zu Beginn im Chaos endeten. Über weite Strecken ist nur noch die Gitarre Scotty Moores zu hören, alle anderen Elemente der Musik werden von den kreischenden Teenagern übertönt. Das „Innenleben“ des FENDER Deluxe 5B3 Schaltplan und Originalbauteile des FENDER Deluxe 5B3 sind nicht mehr verfügbar. Daher haben wir uns mit dem Nachfolgemodell FENDER Deluxe 5E3 beschäftigt. Es ist die Basis unseres WILDCAT Deluxe Plus und unseres WILDCAT Deluxe Authentic. Seite 2- 6 Abschlußbericht Mixed Signal Baugruppen 2006/7 Gitarrenverstärker WILDCAT WILDCAT DELUXE Auschnitt aus dem handverdrahteten Chassis eines FENDER Deluxe 5E3. Seite 2- 7 Abschlußbericht Mixed Signal Baugruppen 2006/7 Gitarrenverstärker WILDCAT WILDCAT DELUXE Der DELUXE 5E3 ist heute wieder extrem populär. Die kleine Ausgangsleistung von 14W erleichtert Plattenaufnahmen, da schon bei geringen Lautstärken verzerrt gespielt werden kann. Es existieren viele kommerzielle, private und universitäre Nachbauten, die teilweise sehr gut dokumentiert sind. Alle Originalbauteile heute noch (oder wieder) problemlos erhältlich. Eines der zahlreichen Angebote für einen Reissue des FENDER Deluxe aus dem Internet (2007) Seite 2- 8 Abschlußbericht Mixed Signal Baugruppen 2006/7 Gitarrenverstärker WILDCAT WILDCAT DELUXE Es ist faszinierend nachzuvollziehen, wie mit einer einfachst aufgebauten Schaltung, bestehend aus nur wenigen, dafür aber den „richtigen“ Bauelementen, ein Klang entsteht, der Musikgeschichte geschrieben hat. Die Endstufe und die Gleichrichterröhre des WILDCAT Deluxe Authentic Seite 2- 9 Abschlußbericht Mixed Signal Baugruppen 2006/7 Gitarrenverstärker WILDCAT WILDCAT DELUXE Die Analyse der Schaltung des FENDER Deluxe Die Schaltung in der Übersicht Es sind zwei Eingangsstufen mit je zwei Eingängen vorhanden. Diese Eingangsstufen sind mit den beiden Systemen der 12AY7 aufgebaut. Wenn man die jeweils „untere“ Eingangsbuchsen verwendet, dann wird das von der Gitarre kommende Signal mit den beiden 68K-Widerständen durch zwei geteilt. Wenn man die obere Buchsen verwendet, dann gelangt das Signal über die beiden dann parallelgeschalteten 68K-Widerstände an die Gitter der 12AY7. Das Signal wird nicht direkt an die Gitter angeschlossen, um HF-Störungen zurückzuhalten, die 68K-Widerstände und die Millerkapazität der Eingangsstufe bilden einen Tiefpaß. Die Schaltsymbole für die Klinkenbuchsen sorgen zunächst für Verwirrung, denn der Massepol ist nicht mitgezeichnet. Die Pfeile stellen den Schaltkontakt dar, wenn sich kein Stecker in der Klinkenbuchse befindet, ist der Schaltkontaktanschluß mit dem „heißen“ Kontakt der Buchse verbunden. Beide Eingangsstufen besitzen einen gemeinsamen, kapazitiv überbrückten, Kathodenwiderstand zur Erzeugung der Gittervorspannung. Der Originalschaltplan Die Ausgangssignale der beiden Eingangsstufen gelangen über das Klangregelnetzwerk und die Lautstärkeregler an das Gitter der Treiberstufen aufgebaut mit einem System der 12AX7. Die Lautstärkeregler (1 MOhm) sind so geschaltet, daß sich eine gewisse gegenseitige Beeinflussung beider Kanäle ergibt. Man erkannt, daß bei ganz „heruntergedrehtem“ Lautstärkeregler das Ausgangssignal der jeweiligen Eingangsstufe kurzgeschlossen ist, bei ganz „aufgedrehtem Lautstärkeregler ist das Ausgangssignal der Eingangsstufe direkt mit dem Gitter der Treiberstufe verbunden. Am Gitter der Treiberstufe findet eine Summierung der Ausgangsspannungen der beiden Eingangsstufen statt, mit einer durch die Einstellungen der Lautstärkeregler bestimmten Gewichtung. Das Klangregelnetzwerk (1 MOhm-Potentiometer und 0,005 uF sowie 0,0005uF-Kondensatoren) wirkt, in Bezug auf die Höhenanhebung (Wirkung des „oberen“ Kondensators) nur auf das Signal der Seite 2- 10 Abschlußbericht Mixed Signal Baugruppen 2006/7 Gitarrenverstärker WILDCAT WILDCAT DELUXE „oberen“ Eingangsstufe, während die Abschwächung der Höhen (Wirkung des „unteren“ Kondensators) auf beide Signale gleichermaßen wirkt. Die Treiberstufe bewirkt eine weitere Spannungsverstärkung und steuert die, mit dem anderen System der 12AX7 aufgebaute Phasenumkehrstufe in Kathodynschaltung an. Die Phasenumkehrstufe hat identische Arbeitswiderstände (56K) im Anoden. und im Kathodenkreis. Da der Anodenstrom gleich dem Kathodenstrom ist (wenn nicht durch Übersteuerung ein Gitterstrom fließt) ergeben sich an beiden Widerständen identische Spannungsabfälle. Bei positiver werdender Ansteuerung steigt das Kathodenpotential an, während das Anodenpotential absinkt. Man erhält also gleich große, aber entgegengesetzte Ausgangssignale an den beiden Ausgängen der Stufe. Die Spannungsverstärkung der Stufe ist etwas kleiner als 1. Mit dem 1500 Ohm-Kathodenwiderstand wird die Gittervorspannung der Stufe erzeugt, die über den 1 MOhm-Gitterwiderstand an das Gitter gelangt. Die Ausgangssignale der Phasenumkehrstufe steuern die Gegentakt-Endstufe, aufgebaut mit zwei Röhren 6V6 GT an. Mit dem kapazitiv überbrückten 250 Ohm-Kathodenwiderstand wird die Gittervorspannung für die Endröhren erzeugt. Die 1500 Ohm-Widerstände haben die Aufgabe, in Verbindung mit der Millerkapazität einen Tiefpaß zu bilden um somit einer möglichen HFSelbsterregung der Stufe vorzubeugen. Die 220KOhm-Widerstände sind die üblichen Gitterableitwiderstände. Der Ausgangsübertrager fügt die beiden halbwelligen Signale der beiden Zweige der Gegentakt-Endstufe wieder zu einem „vollständigen“ Signal zusammen und bewirkt die Impedanzanpassung an den niederohmigen Lautsprecher. Die durch die Ruheströme der Endröhren verursachten Magnetfelder im Kern des Ausgangsübertragers heben sich gegenseitig auf, so daß dieser ohne Vormagnetsierung arbeitet. Die Netzgleichrichtung erfolgt mit der Röhre 5Y3GT, es findet eine Zweiweggleichrichtung Anwendung. Die einzelnen Betriebsspannungen werden mit Siebwiderständen und Siebkondensatoren geglättet. Die bei größeren Verstärkern übliche Siebdrossel ist hier nicht vorhanden. Die Eingangsstufe Die Analyse der Schaltung beginnt mit der Eingangsstufe. Da jedoch die Betriebsspannungen der Stufen nicht aus dem Schaltbild hervorgehen, wurde diese Analyse auf Basis der an unserem, bereits vor der Durchführung der Analyse fertiggestelltem, Aufbau des WILDCAT Deluxe Plus gewonnenen Meßwerte für die Versorgungsspannungen durchgeführt. Seite 2- 11 Abschlußbericht Mixed Signal Baugruppen 2006/7 Gitarrenverstärker WILDCAT WILDCAT DELUXE Der Originalschaltplan mit hervorgehobener Eingangsstufe Die gemessene Versorgungsspannung der Eingangsstufe betrug 245V. Auf diesem Wert beruht die folgende Analyse der Stufe. Es soll nun der Arbeitspunkt der Eingangsstufe bestimmt werden. Die beiden Röhrensysteme der 12AY7 besitzen einen gemeinsamen Katodenwiderstand. Da beide Systeme identisch beschaltet sind, kann man davon ausgehen, daß die durch sie fließenden Ströme glich groß sind. Daher kann man ein einzelnes Röhrensystem für sich betrachten, wenn man dazu den Wert des Kathodenwiderstandes verdoppelt. Die so gewonnen Ergebnisse lassen sich dann auf die miteinander verkoppelten Systeme übertragen. Zunächst wird die Arbeitsgerade in das Kennlinienfeld eingetragen. Der tatsächliche Arbeitspunkt der Röhre muß auf dieser Gerade liegen. Hierzu kann der Kathodenwiderstand vernachlässigt werden. Unter der Annahme einer völlig gesperrten Röhre ergäbe sich ein Strom von 0mA, an der Anode würde die volle Versorgungsspannung von 245V anliegen. Unter der Annahme einer kurzgeschlossenen Röhre wäre die Spannung an der Anode 0V, es würde 245V / 100kOhm = 2,45mA fließen. Die Arbeitsgerade ist dann durch die Punkte (245V / 0mA) und (0V / 2,45mA) definiert. Seite 2- 12 Abschlußbericht Mixed Signal Baugruppen 2006/7 Gitarrenverstärker WILDCAT WILDCAT DELUXE Auszug Datenblatt 12AY7 von General Electric mit Arbeitsgerade (pink) und Gittergerade (blau) Der tatsächliche Arbeitspunkt liegt am Schnittpunkt der Arbeitsgeraden und der Gittergeraden. Die Gittergerade stellt die Abhängigkeit des Spannungsabfalls am Kathodenwiderstand (entspricht hier der Gittervorspannung) vom Anodenstrom dar. Der hier wirksame Kathodenwiderstand ist 2 * 820 Ohm = 1640 Ohm. Wenn man eine Gitterspannung von –5V (in Bezug auf die Kathode, die gegenüber der Masse positiv ist) annimmt, dann muß hierbei ein Anodenstrom von 5V / 1640 Ohm = 3,0mA fließen. Wenn man eine Gitterspannung von –2V annimmt, dann muß hierbei ein Anodenstrom von 2V / 1640 Ohm = 1,2mA fließen. Die Gittergerade wird zwischen dem Schnittpunkte der Kurve für die Gittervorspannung –5V mit der 3,0mA-Achse und dem Schnittpunkt der Kurve für die Gittervorspannung –2V und der 1,2mA-Achse aufgespannt. Es kann nun der folgende Arbeitspunkt abgelesen werden: - Anodenstrom 1,1mA, hieraus folgt eine Gittervorspannung von 1,1mA * 1640 Ohm = 1,80V - Anodenspannung 125V => Potential der Anode 125V + 1,8V = 127V Bei der Betrachtung beider Stufen ist wiederum ein halbierter Kathodenwiderstand bei doppeltem Strom wirksam, die ermittelten Werte für das Kathodenpotential können also einfach übernommen werden. Am WILDCAT Deluxe wurden die folgenden Spannungen gemessen: - Kathodenpotential 1,95V Abweichung + 8% - Anodenpotential 138V Abweichung + 9% Diese Abweichungen sind kleiner als die bei Röhrenschaltungen üblichen Toleranzen von bis zu 20%. Seite 2- 13 Abschlußbericht Mixed Signal Baugruppen 2006/7 Gitarrenverstärker WILDCAT WILDCAT DELUXE Von dem nun bekannten Arbeitspunkt ausgehend, kann die Verstärkung der Stufe anhand des entsprechenden Diagramms im Datenblatt abgeschätzt werden. Hierzu wird der Verstärkungsfaktor µ und der Innenwiderstand rp abgelesen. Hierbei wird auf die Kurvenzüge für eine Anodenspannung (Eb) von 150V Bezug genommen, es wird hierbei ein wenig zur 50V-Kurve hin interpoliert. Auszug Datenblatt 12AY7 von General Electric mit eingezeichneter Abschätzung des Verstärkungsfaktors und des Innenwiderstands Der Verstärkungsfaktor µ kann mit 44 abgeschätzt werden Der Innenwiderstand rp kann mit 36kOhm abgeschätzt werden. Um die Verstärkung der Stufe zu bestimmen, wird das folgende Kleinsignal-Ersatzschaltbild verwendet: Kleinsignal-Ersatzschaltbild der Stufe Seite 2- 14 Abschlußbericht Mixed Signal Baugruppen 2006/7 Gitarrenverstärker WILDCAT WILDCAT DELUXE Die Verstärkung bestimmt sich dann wie folgt: Diese Formel kann wie folgt anschaulich erklärt werden: Man geht von einer Modellierung der verstärkenden Funktion der Röhre in Form einer spannungsgesteuerten Spannungsquelle aus, deren Ausgangsspannung ist dann µ * vi, mit Vi als Eingangsspannung. Die damit (theoretisch vorhandene) ausgangsseitige Signalspannung, µ * vi wird durch einen Spannungsteiler aus rp und Rl heruntergeteilt, bevor man sie tatsächlich abgreifen kann. Vor Anwendung der Formel muß noch der äußere Widerstand Rl bestimmt werden. Unter der Annahme, daß der der Eingangsstufe folgende Lautstärkeregler „voll aufgedreht“ ist, ist das dann die Parallelschaltung des Anodenwiderstandes (100kOhm) und des Lautstärkereglers (1MOhm), entsprechend 91kOhm, der mögliche Einfluß des Klangregelnetzwerkes wird vernachlässigt. v=− 44 * 91kΩ = -32 (91kΩ + 36kΩ) Der Ausgangswiderstand der Stufe ist rp parallel Rl, das ist 26 kOhm Mit der nun bekannten Verstärkung der Stufe kann die Miller-Kapazität und damit die Grenzfrequenz abgeschätzt werden. Die Kapazität zwischen Anode und Gitter der 12AY7 ist 1,3pF. (Quelle: Datenblatt General Electric) Es erscheint sinnvoll, die Parallelschaltung einer durch die Verdrahtung entstehenden Kapazität von 2pF anzunehmen. Damit ergibt sich eine Gesamtkapazität von 3,3pF. Diese Kapazität wird nun um den Faktor (1 - Verstärkung) multipliziert, um die wirksame Miller-Kapazität zu erhalten. Es ergibt sich ein Wert von 3,3pF * (1 – {- 32}) = 3,3pF * ( 1 + 32) = 106pF. Diese Kapazität bildet einen Tiefpaß mit den 68kOhm Gittervorwiderständen. Hierbei ist zu beachten, daß diese entweder parallelgeschaltet sind oder aber als Spannungsteiler wirksam sind, in beiden Fällen ist der Wert 68kOhm / 2 = 34kOhm als Quellwiderstand wirksam. Damit ergibt sich eine obere Grenzfrequenz von 44 kHz. Die untere Grenzfrequenz der Stufe resultiert aus der Parallelschaltung des Kathodenwiderstands (820 Ohm) mit dem Kathodenkondensator (25uF), es folgt eine untere Grenzfrequenz von 8 Hz. Seite 2- 15 Abschlußbericht Mixed Signal Baugruppen 2006/7 Gitarrenverstärker WILDCAT WILDCAT DELUXE Das Klangregelnetzwerk und die Treiberstufe Der Originalschaltplan mit hervorgehobenem Klangregelnetzwerk und hervorgehobener Treiberstufe Zur Erleichterung der Betrachtung wird der zunächst untersuchte Schaltungsteil noch einmal vergrößert dargestellt, wichtige Bauteile wurden mit Indices versehen. + 245 V Ue1 C k1=0,1 µF Vol1 1 MΩ R a=100 kΩ Ua 0,5 nF Tone 1 MΩ 5 nF A 12AX7 5 nF 25 µF Ue2 C k2=0,1 µF R k =1,5 kΩ Vol2 1 MΩ Vergrößerte Darstellung des betrachteten Schaltungsteils, mit Bauteileindices Seite 2- 16 Abschlußbericht Mixed Signal Baugruppen 2006/7 Gitarrenverstärker WILDCAT WILDCAT DELUXE Mit dem dem Gitter der 12AX7 vorgeschalteten passiven Netzwerk wird der Klang und die Lautstärke der beiden Eingangskanäle eingestellt. Die Wirkungsweise des Klangreglers ist, wie bereits beschrieben, für beide Eingangssignale unterschiedlich. Die Schaltung wurde mit Pspice simuliert, um ihre Übertragungseigenschaften zu bestimmen. Das folgende Bild zeigt die Simulationsschaltung: 0 Ri 20k R3 500k C3 R4 500k 0.1u V1 10V 0Vdc C1 500p R1 500k 0 R_Last R2 500k 10meg 0 C2 5n R5 500k 0 R6 500k 0 Die Simulationsschaltung für das Klangregelnetzwerk, mit Eingangsspannung am „oberen“ Eingang. Die von der Quelle V1 abgegebene sinusförmige Spannung gelangt über eine Nachbildung des Innenwiderstandes der vorhergehenden Stufe, mit Ri bezeichnet über den Koppelkondensator C3 auf das Klangregelnetzwerk. (Der Wert für Ri ist mit 20kOhm ein wenig zu niedrig angesetzt, richtig wären 26kOhm, der dadurch entstehende Fehler ist jedoch vernachlässigbar) Der ausgangsseitige Widerstand Rlast wurde mit 10MOhm modelliert, da praktisch kein Stromfluß in den Gitteranschluß der vom Netzwerk angesteuerten Röhre fließt. Die Lautstärkeregler werden mit den Widerständen R3/R4 und R5/R6 modelliert. Alle Simulationen werden mit beiden Lautstärkereglern in ihrer Mittelstellung durchgeführt. Der „Tone“-regler wird mit den Widerständen R1 und R2 modelliert. Es werden insgesamt 6 Simulationsläufe durchgeführt: Mit Eingangssignal an „oberem“ Eingang: - „Tone“-Regler in der linksseitigen Endstellung - „Tone“-Regler in der Mittelstellung - „Tone“-Regler in der rechtsseitigen Endstellung Mit Eingangssignal an „unterem“ Eingang: - „Tone“-Regler in der linksseitigen Endstellung - „Tone“-Regler in der Mittelstellung - „Tone“-Regler in der rechtsseitigen Endstellung Für alle 6 Fälle wird der Amplitudenfrequenzgang in dB im Frequenzintervall 1 Hz bis 30 kHz aufgenommen. Seite 2- 17 Abschlußbericht Mixed Signal Baugruppen 2006/7 Gitarrenverstärker WILDCAT WILDCAT DELUXE Signal an Ue1: Frequenzgang in dB mit Eingangssignal am „oberen“ Eingang, „Tone“-Regler in der linksseitigen Endstellung Frequenzgang in dB mit Eingangssignal am „oberen“ Eingang, „Tone“-Regler in der Mittelstellung Seite 2- 18 Abschlußbericht Mixed Signal Baugruppen 2006/7 Gitarrenverstärker WILDCAT WILDCAT DELUXE Frequenzgang in dB mit Eingangssignal am „oberen“ Eingang, „Tone“-Regler in der rechtsseitigen Endstellung Signal an Ue2: Frequenzgang in dB mit Eingangssignal am „unteren“ Eingang, „Tone“-Regler in der linksseitigen Endstellung Seite 2- 19 Abschlußbericht Mixed Signal Baugruppen 2006/7 Gitarrenverstärker WILDCAT WILDCAT DELUXE Frequenzgang in dB mit Eingangssignal am „unteren“ Eingang, „Tone“-Regler in der Mittelstellung Frequenzgang in dB mit Eingangssignal am „unteren“ Eingang, „Tone“-Regler in der rechtsseitigen Endstellung Seite 2- 20 Abschlußbericht Mixed Signal Baugruppen 2006/7 Gitarrenverstärker WILDCAT WILDCAT DELUXE Die Betrachtung der, mit dem „linken“ System der 12AX7 aufgebauten, Treiberstufe entspricht der Vorgehensweise, die bereits bei der Eingangsstufe angewendet wurde. Die gemessene Versorgungsspannung der Treiberstufe betrug 245V. Auf diesem Wert beruht die folgende Analyse der Stufe. Es soll nun der Arbeitspunkt der Treiberstufe bestimmt werden. Zunächst wird die Arbeitsgerade in das Kennlinienfeld eingetragen. Der tatsächliche Arbeitspunkt der Röhre muß auf dieser Gerade liegen. Hierzu kann der Kathodenwiderstand vernachlässigt werden. Unter der Annahme einer völlig gesperrten Röhre ergäbe sich ein Strom von 0mA, an der Anode würde die volle Versorgungsspannung von 245V anliegen. Unter der Annahme einer kurzgeschlossenen Röhre wäre die Spannung an der Anode 0V, es würde 245V / 100kOhm = 2,45mA fließen. Die Arbeitsgerade ist dann durch die Punkte (245V / 0mA) und (0V / 2,45mA) definiert. Auszug Datenblatt 12AX7 von General Electric mit Arbeitsgerade (pink) und Gittergerade (blau) Der tatsächliche Arbeitspunkt liegt am Schnittpunkt der Arbeitsgeraden und der Gittergeraden. Die Gittergerade stellt die Abhängigkeit des Spannungsabfalls am Kathodenwiderstand (entspricht hier Seite 2- 21 Abschlußbericht Mixed Signal Baugruppen 2006/7 Gitarrenverstärker WILDCAT WILDCAT DELUXE der Gittervorspannung) vom Anodenstrom dar. Der hier vorhandene Kathodenwiderstand ist 1500 Ohm. Wenn man eine Gitterspannung von –2V (in Bezug auf die Kathode, die gegenüber der Masse positiv ist) annimmt, dann muß hierbei ein Anodenstrom von 2V / 1500 Ohm = 1,3mA fließen. Wenn man eine Gitterspannung von –1V annimmt, dann muß hierbei ein Anodenstrom von 1V / 1500 Ohm = 0,66 mA fließen. Die Gittergerade wird zwischen dem Schnittpunkte der Kurve für die Gittervorspannung –2V mit der 1,3mA-Achse und dem Schnittpunkt der Kurve für die Gittervorspannung –1V und der 0,66mA-Achse aufgespannt. Es kann nun der folgende Arbeitspunkt abgelesen werden: - Anodenstrom 0,85mA, hieraus folgt eine Gittervorspannung von 0,85mA * 1500 Ohm = 1,28V Anodenspannung 155V => Potential der Anode 155V + 1,28V = 156V Am WILDCAT Deluxe wurden die folgenden Spannungen gemessen: - Kathodenpotential 1,2V Abweichung + -7% - Anodenpotential 172V Abweichung + 10% Diese Abweichungen sind kleiner als die bei Röhrenschaltungen üblichen Toleranzen von bis zu 20%. Von dem nun bekannten Arbeitspunkt ausgehend, kann die Verstärkung der Stufe anhand des entsprechenden Diagramms im Datenblatt abgeschätzt werden. Hierzu wird der Verstärkungsfaktor µ und der Innenwiderstand rp abgelesen. Auszug Datenblatt 12AX7 von General Electric mit eingezeichneter Abschätzung des Verstärkungsfaktors und des Innenwiderstands Nachteilig an diesem Diagramm ist, daß die Werte nur für eine Anodenspannung von 100V zur Verfügung stehen, während die tatsächliche Anodenspannung ca. 170V beträgt. Es werden jedoch Seite 2- 22 Abschlußbericht Mixed Signal Baugruppen 2006/7 Gitarrenverstärker WILDCAT WILDCAT DELUXE die hier abgelesenen Werte verwendet, da die sonst übliche Methode der Bestimmung des Innenwiderstands mittels Anlegen einer Tangente im Kennlinienfeld ebenfalls fehlerbehaftet ist. Der Verstärkungsfaktor µ kann mit 100 abgeschätzt werden Der Innenwiderstand rp kann mit 60kOhm abgeschätzt werden. Um die Verstärkung der Stufe zu bestimmen, wird wiederum das folgende Kleinsignal-Ersatzschaltbild verwendet: Kleinsignal-Ersatzschaltbild der Stufe Die Verstärkung bestimmt sich dann wie folgt: Vor Anwendung der Formel muß noch der äußere Widerstand Rl bestimmt werden. Da die folgende Stufe eingangsseitig die Eigenschaften eines Kathodenfolgers hat, kann deren Eingangsimpedanz als praktisch unendlich betrachtet werden. Daraus folgt, daß Rl dem Wert des Anodenwiderstandes von 100 kOhm entspricht. v=− 100 * 100kΩ = -63 (100kΩ + 60kΩ) Die auf die Treiberstufe folgende Phasenumkehrstufe in Kathodynschaltung erzeugt zwei gegenphasige Ausgangssignale. In der folgenden Zeichnung ist die Stufe noch einmal verdeutlichend dargestellt: Seite 2- 23 Abschlußbericht Mixed Signal Baugruppen 2006/7 Gitarrenverstärker WILDCAT WILDCAT DELUXE + 245 V Ra =56 kΩ 0,1 µF 22 nF 12AX7 RG=1 MΩ 220 kΩ 220 kΩ =1500 kΩ Rk ’=56 Ohm 0,1 µF Rk =56 kΩ Verdeutlichende Darstellung der Phasenumkehrstufe mit Bauteilindices Die Stufe arbeitet, in Bezug auf Rk, als Kathodenfolger. Das bedeutet, daß das „untere“ Ausgangssignal der Eingangsspannung nahezu folgt, die Spannungsverstärkung der Stufe ist nahe +1. Da aber, außer im Zustand der Übersteuerung, in dem ein Gitterstrom fließt, der Anodenstrom gleich dem Kathodenstrom ist, ergibt sich am Widerstand Ra, der den gleichen Wert wie Rk hat, ein identischer, aber gegenphasiger Spannungsabfall. Die Wechselspannung am „oberen“ Ausgang ist daher betragsgleich und gegenphasig zur Spannung am „unteren“ Ausgang. Zur Bestimmung des Arbeitspunktes kann sinngemäß wie bei den bereits betrachteten Stufen vorgegangen werden. Die Gleichstrom- und Gleichspannungsverhältnisse an der Röhre würden sich nicht ändern, wenn man Rk direkt in Serie mit Ra schalten würde und in diesem Zuge das „untere Ende“ von Rk‘ direkt an Masse legen würde. Man hätte dann, da Versorgungsspannung und Wert der Kathodenwiderstände identisch sind, praktisch zur zuvor besprochenen Stufe identische Verhältnisse, lediglich der Anodenwiderstand ist mit 56kOhm + 56kOhm = 112kOhm um 12% größer, was eine leichte Verschiebung der Arbeitsgeraden mit sich bringt. Diese Verschiebung liegt jedoch im Bereich der ohnehin vorhandenen Toleranzen, so daß man auch hier mit guter Berechtigung einen Strom von 0,85mA durch die Röhre annehmen kann. Es folgt dann ein Potential am „oberen Ende“ von Rk (wir betrachten jetzt wieder die tatsächliche Schaltung) von 0,85mA * 56 kOhm = 48V und ein Anodenpotential von 245V – (0,85mA * 56 kOhm) = 245V – 48V = 197V. Die am Prototyp gemessenen Potentiale betrugen 44,5V bzw. 205V, das entspricht einer Abweichung von –7% bzw. +4% zu den berechneten Werten, was als gute Übereinstimmung gewertet werden kann. Der Verstärkungsfaktor µ wurde bei dem vorhandenen Arbeitspunkt bereits ermittelt, er beträgt ungefähr 100. Seite 2- 24 Abschlußbericht Mixed Signal Baugruppen 2006/7 Gitarrenverstärker WILDCAT WILDCAT DELUXE Die Spannungsverstärkung der Schaltung wird mit dem folgenden Kleinsignal-Ersatzschaltbild genauer bestimmt: rp Ra vo i - RG vi + vg µ·vg Rk ’ Rk Das Kleinsignal-Ersatzschaltbild der Kathodynstufe Wir erhalten für die Spannungen: (r p i= + Ra + Rk + Rk ') ⋅ i − µ ⋅ vg = 0 und mit vg = vi − Rk ⋅ i für den Strom: µ vi rp + Ra + Rk '+ (1 + µ ) Rk , mit rp = Ri , = 60kΩ als Innenwiderstand und Ra = Rk = 56kΩ parallel 220kΩ = 45kΩ, Anoden- und Kathodenwiderstand, die Gitterableitwiderstände der Folgestufe sind den Anoden- bzw. Kathodenwiderständen wechselstrommäßig parallelgeschaltet Die Ausgangspannung ist v0 = − Ra i bzw. v0 = − Rk i und somit beträgt die Wechselspannungsverstärkung: A= vo − µR a = = 0,96 vi rp + Rk '+(1 + µ )Ra Die Ausgangsimpedanz beider Ausgänge unterscheidet sich erheblich, da es sich beim „unteren“ Ausgang um einen niederohmigen Kathodenfolger handelt, also eine sehr starke Gegenkopplung wirksam ist und beim „oberen“ Ausgang diese Gegenkopplung fehlt, womit dieser wesentlich hochohmiger ist. Seite 2- 25 Abschlußbericht Mixed Signal Baugruppen 2006/7 Gitarrenverstärker WILDCAT WILDCAT DELUXE Die Endstufe Der Originalschaltplan mit hervorgehobener Endstufe Zunächst soll der Gleichstrom-Arbeitspunkt der Stufe nachvollzogen werden. Hierfür wurden die Anodenversorgungsspannung und die Schirmgitterversorgungsspannung am Prototyp gemessen, da das Originalschaltbild keine Spannungsangaben enthält. Es wurden, bei Abwesenheit eines Eingangssignals, die folgenden Spannungen gemessen: Anodenversorgung: 397V Schirmgitterversorgung: 346V Der Ruhestrom durch die Röhren wurde mit der folgenden Simulationsschaltung ermittelt: Seite 2- 26 Abschlußbericht Mixed Signal Baugruppen 2006/7 Gitarrenverstärker WILDCAT WILDCAT DELUXE Simulationsschaltung zur Bestimmung des Ruhestroms Für Gleichströme kann der Ausgangsübertrager als Kurzschluß modelliert werden. Es ergab sich eine Spannung von 22V über dem Kathodenwiderstand (R2), woraus ein Strom von 88mA durch diesen Widerstand folgt. Es kann von symmetrischer Stromaufteilung zwischen beiden Röhren ausgegangen werden, womit dann ein Ruhestrom von 44mA pro Röhre folgt. Der tatsächliche Meßwert der Spannung über dem Kathodenwiderstand beträgt ebenfalls 22V. Hierbei fällt die recht hohe Anodenverlustleistung an den Endröhren auf, sie beträgt 44mA * (397V – 22V) = 16,5W. Das liegt über dem Grenzwert von 14W im Datenblatt Tung-Sol (Summe aus Anodenund Schirmgitterverlustleistung). Tatsächlich werden die Röhren außerhalb der Spezifikation betrieben, das wird auch in der Publikation „Modified 5E3 Deluxe Guitar Amplifier“ von James Milsk und Gabe Jacome (University of Illinois) explizit erwähnt. Die starke Überhitzung der Röhren ist zudem deutlich zu spüren wenn man die Hand in die Nähe der im Betrieb befindlichen Röhren bringt. Nun soll die Ausgangsleistung de Endstufe bestimmt werden. Dazu muß zunächst der wirksame Ausgangswiderstand bestimmt werden. Dieser ergibt sich aus der mittels des Ausgangsübertragers transformierten Impedanz des Lautsprechers, diese hat den Nominalwert 8 Ohm. Das Übersetzungsverhältnis des Ausgangsübertragers ist nicht dokumentiert, daher wurde der vorhandene Übertrager (Replacement von TAD) ausgemessen. Es wurde ein Übersetzungsverhältnis von 8 ermittelt. (Bezug: Primärwicklung zwischen beiden Anodenanschlüssen) Da sich die Impedanz quadratisch mit dem Übersetzungsverhältnis transformiert, ergibt sich eine primäseitige Impedanz von 8 Ohm * 162 = 8 Ohm * 256 = 2,05 kOhm, wenn man die Primärwicklung als Gesamtheit betrachtet, wie es für den A-Betrieb der Endstufe zutreffend ist. Bei Betrachtung der Verhältnisse an einer einzelnen Röhre muß diese Impedanz durch 2 geteilt werden. Seite 2- 27 Abschlußbericht Mixed Signal Baugruppen 2006/7 Gitarrenverstärker WILDCAT WILDCAT DELUXE Die vorliegende Endstufe wird jedoch meistens im B-Betrieb arbeiten. Zwischen der Mittelanzapfung der Primärwicklung und der Anode der gerade leitenden Röhre ist dann jedoch nur eine Impedanz von 8 Ohm * 82 = 8 Ohm * 64 = 512 Ohm wirksam. Nun könnte die entsprechende Arbeitsgerade in das Kennlinienfeld der 6V6 eingetragen werden. Die Kennlinien in den Röhren-Datenblätter der verschiedenen Hersteller beziehen sich jedoch stets auf eine Schirmgitterspannung von 250V, die tatsächlich anliegende Spannung ist mit 346V wesentlich höher, so daß die Gültigkeit der Kennlinien für den vorliegenden Fall angezweifelt werden muß. Daher wurde mit Hilfe einer Spice-Simulation eine neues Kennlinienfeld erstellt. Das folgende Bild zeigt die Simulationsschaltung. Die Simulationsschaltung zur Ermittlung des Kennlinienfeldes Seite 2- 28 Abschlußbericht Mixed Signal Baugruppen 2006/7 Gitarrenverstärker WILDCAT WILDCAT DELUXE Es ergab sich das folgende Kennlinienfeld: Das mittels Simulation ermittelte Kennlinienfeld mit eingetragener Arbeitsgerade für den B-Betrieb (pink) und für den A-Betrieb (blau) Die Arbeitsgerade für den B-Betrieb kann in diesem Fall nicht direkt eingezeichnet werden, da der Wert 397V / 512 Ohm nicht mehr zeichnerisch darstellbar ist. Daher wird mit Spannungsdifferenzen gearbeitet und aus der Spannung 297V (Praktisch 300V) der Strom 100V / 512 Ohm = 195mA das zweite Wertepaar gebildet. Mit der Arbeitsgerade für den A-Betrieb (1kOhm) wird sinngemäß verfahren. Da sich jedoch die Gittervorspannung von der Versorgungsspannung subtrahiert, müssen die Kennlinien mit der 0mA- Achse noch um 22V „nach links“ geschoben werden. (Hier ist eine gewisse Inkonsistenz vorhanden, da für die Ermittlung des Kennlinienfeldes die Gittervorspannung nicht von der Anodenspannung abgezogen wurde, der dadurch entstehende Fehler kann jedoch vernachlässigt werden). Weiterhin ist zu bedenken, daß die Versorgungsspannung bei steigender Belastung „einbricht“ hierfür werden, entsprechend der Meßergebnisse am Prototyp, 30V einkalkuliert, das ergibt dann insgesamt eine Verschiebung der Arbeitsgeraden um 22V + 30V = 52V „nach links“. Diese Verschiebung ist in dem obigen Kennlinienfeld schon berücksichtigt. Es muß nun der Punkt gefunden werden, an dem der Übergang vom A-Betrieb zum B-Betrieb erfolgt. Die Gittervorspannung ist –22V. Die Röhre ist bei einer Gitterspannung von –37V praktisch gesperrt. Das ist eine Aussteuerung um 37V – 22V = 15V. Das Gitter der anderen, leitenden, Röhre hat gleichzeitig eine Spannung von 22V –15V = 7V. Damit ergibt sich ungefähr die folgende, „kombinierte“ Arbeitsgerade: Seite 2- 29 Abschlußbericht Mixed Signal Baugruppen 2006/7 Gitarrenverstärker WILDCAT WILDCAT DELUXE Das mittels Simulation ermittelte Kennlinienfeld mit eingetragener „kombinierter“ Arbeitsgerade für den B-Betrieb (pink) und für den A-Betrieb (blau) Nun soll die Ausgangsleistung am „Knickpunkt“ der Kennlinie abgeschätzt werden. Der Momentanwert der Spannung über der Hälfte der Primärwicklung ist 350V – 225V =125V. Damit liegt über der gesamten Primärwicklung eine Spannung von 125V *2 = 250V an. Unter der Annahme eines sinusförmigen Verlaufs dieser Spannung liegt dann eine Effektivspannung von 250V * 0,707 = 176V über der Primärwicklung an. Das entspricht einer Leistung von (176V)2 / 2048 Ohm = 15W. Unter der Annahme von 10% Verlusten im Ausgangsübertrager und in den Zuleitungen ergäbe sich dann eine Leistung von 13,5W an einem angeschlossenen 8 Ohm-Lastwiderstand. Am Prototyp wurde die folgende Messung der Ausgangsleistung vorgenommen: Anstelle des Lautsprechers wurde eine 8 Ohm Dummy-Load angeschlossen. Der Verstärker wurde mit einem 1kHz-Sinussignal angesteuert. Die Ansteuerung wurde solange erhöht, bis gerade die Begrenzung der Ausgangsspannung erreicht wird. Damit ergab sich ein maximaler Momentanwert der Ausgangsspannung von 13,8Vs. Das entspricht einem Effektivwert der Sinusspannung von 9,76V, woraus eine tatsächliche Ausgangsleistung von 11,9W folgt. Zwischen den beiden Anodenanschlüssen der Endröhren liegt dann eine Wechselspannung von 13,8Vs * 16 {Übersetzungsverhältnis des Ausgangsübertragers} = 220V an. In der vorherigen Abschätzung wurde diese Spannung mit 250V angenommen. Aufgrund der vielen Unsicherheiten in der obigen Abschätzung bzw. dem ihr zugrundeliegenden Kennlinienfeld kann man die Abweichung zwischen errechneten und gemessenen Werten (250V zu 220V bzw. 11,9W zu 13,5W) als hinreichend klein ansehen. Es sei jedoch bemerkt, daß die maximale unverzerrte Ausgangsleistung und der Übergang vom Azum B-Betrieb nicht identisch sein müssen, es handelt sich hier nur um eine Abschätzung von Größenordnungen. Die untere Grenzfrequenz der Endstufe im Kleinsignalbereich, bedingt durch das Verhältnis des Kathodenkondensators zum Kathodenwiderstand ist unterhalb des hörbaren Frequenzbereichs: f = 1 1 = 2 ⋅ Π RC 2 ⋅ Π ⋅ 250Ω ⋅ 25µF f = 25 Hz Seite 2- 30 Abschlußbericht Mixed Signal Baugruppen 2006/7 Gitarrenverstärker WILDCAT WILDCAT DELUXE Der WILDCAT Deluxe Authentic Das Konzept Der WILDCAT Deluxe Authentic ist eine exakte Reproduktion der Originalschaltung des FENDER Deluxe 5E3 in klassischer Handverdrahtung. Als Netz- und Ausgangstransformatoren wurden exakte, den Original-Bauteilen entsprechende, Nachfertigungen der Firma TAD (www.tubeampdoctor.com) verwendet. Für die anderen Bauteile wurden ebenfalls hochwertige Ausführungen verwendet, die den im Originalgerät von Fender verwendeten Bauteilen weitgehend entsprechen. So wurden beispielsweise Kohlemassewiderstände anstelle von Schichtwiderständen eingesetzt. Als Lautsprecherbox kam eine Spezialanfertigung der Firma TAD zum Einsatz, bei der der eingesetzte Lautsprecher und die sonstigen akustischen Parameter dem Originalgerät entsprechen. Der WILDCAT Deluxe Authentic mit Spezial-Lautsprecherbox Seite 2- 31 Abschlußbericht Mixed Signal Baugruppen 2006/7 Gitarrenverstärker WILDCAT WILDCAT DELUXE Die Realisierung Der Verstärker wurde komplett in Handverdrahtung aufgebaut. In den Augen vieler Musiker ist das Gefühl, über einen handverdrahteten Verstärker zu spielen wichtig. Der Verstärker wird nicht als technisches Gerät im herkömmlichen Sinne gesehen, er ist viel mehr Teil des Gesamtkunstwerks der Aufführung. Daher ist seine „Authentizität“ für viele Musiker genau so wichtig wie die zur Musik und ihrer Entstehungszeit passende Wahl der Kleidung oder der Frisur für den Auftritt. Die Handverdrahtung des Verstärkers zeigt zudem, daß es sich um ein „teures Stück“ und nicht um ein Massenprodukt handelt. Die Übersichtlichkeit der Handverdrahtung gibt zudem die Sicherheit, „daß da nicht irgendwo noch ein Chip versteckt ist“. Der WILDCAT Deluxe Authentic Seite 2- 32 Abschlußbericht Mixed Signal Baugruppen 2006/7 Gitarrenverstärker WILDCAT WILDCAT DELUXE Im Gegensatz zum Originalgerät wurde das Chassis nicht als Rückleiter verwendet, die Masseführung wurde entsprechend des Signalflusses mittels Verdrahtung realisiert, die Masse wurde nur an einer einzigen Stelle mit dem Chassis verbunden. In diesem Sinne wurden auch isolierte Eingangsbuchsen verwendet. Durch diese Maßnahmen werden Rückströme aus dem Netzteil oder der Endstufe von den Vorstufen ferngehalten. Gemäß der Publikation „Modified 5E3 Deluxe Guitar Amplifier“ von James Milsk und Gabe Jacome (University of Illinois) konnte damit der Störpegel gegenüber einem „Original-Deluxe“ deutlich gesenkt werden. Blick auf die Verdrahtungsseite des WILDCAT Deluxe Authentic Seite 2- 33 Abschlußbericht Mixed Signal Baugruppen 2006/7 Gitarrenverstärker WILDCAT WILDCAT DELUXE Die elektrischen Ergebnisse Bei der Inbetriebnahme zeigten sich keine Auffälligkeiten. Es zeigte sich eine hinreichende Übereinstimmung zwischen den erwarteten und den tatsächlich gemessenen Werten. Die tatsächlich gemessenen Werte sind bereits im vorangegangenen Abschnitt dokumentiert und den berechneten Werten gegenübergestellt worden. Hier ist noch einmal eine zusammenfassende Gegenüberstellung angegeben: Potentiale gegen Masse Kathode Vorstufe Anode 1 Vorstufe Anode 2 Vorstufe Kathode Treiberstufe Anode Treiberstufe Anode Umkehrstufe Kathodenwid. Umkehrstufe Kathode Endstufe Berechnet Gemessen Abweichung [%] 1,8 V 127 V 127 V 1,28 V 156 197 48 1,95 134 138 1,2 172 205 44,5 +5 +6 +9 -7 +10 +4 -8 22 21,9 -0,5 Größe Ausgangsleistung Berechnet 13,5 W Gemessen 11,9W Abweichung [%] -12 Aufgrund der bereits beim WILDCAT Deluxe Plus gemachten Erfahrungen wurde die 240VPrimärwicklung des Netztransformators verwendet, da sich bei Verwendung der 230V-Wicklung zu hohe sekundärseitige Spannungen ergeben. Seite 2- 34 Abschlußbericht Mixed Signal Baugruppen 2006/7 Gitarrenverstärker WILDCAT WILDCAT DELUXE Die klanglichen Ergebnisse Der WILDCAT Deluxe Authentic „bringt“ einen authentischen, rauhen, bluesigen Klang, der sofort an R&B und Rock’n’Roll-Aufnahmen aus den frühen 1950-er Jahren erinnert. Dank der geringen Ausgangsleistung des Verstärkers tritt die Endstufenverzerrung schon bei „noch erträglichen“ Lautstärken ein. Am 18.07. 2007 spielten „Ike and the Capers“ unter Verwendung des WILDCAT Deluxe Authentic ElvisSongs aus der SUN-Ära, bei denen Scotty Moore einst in den Jahren 1954 und 1955 über seinen FENDER Deluxe gespielt hatte. Die Ähnlichkeit des Gitarrensounds und des klanglichen Gesamteindrucks zu den damaligen Aufnahmen war verblüffend. Der (hier jedoch verdeckte) WILDCAT Deluxe Authentic live on Stage beim Auftritt von Ike and the Capers in der klassischen SUN-Besetzung am 18.07.2007 in der TU-Berlin (Michael Kirscht, Ike Stoye, Axel Praefcke) Seite 2- 35 Abschlußbericht Mixed Signal Baugruppen 2006/7 Gitarrenverstärker WILDCAT WILDCAT DELUXE Der WILDCAT Deluxe Plus Das Konzept Der WILDCAT Deluxe Plus entspricht in seiner Grundeinstellung exakt dem FENDER Deluxe 5E3, er besitzt aber einen zuschaltbaren Federhall, ein zuschaltbares Master-Volume und eine Einschleifschnittstelle zwischen Vor- und Treiberstufe um weitere klangliche Ausdruckmöglichkeiten zu erschließen. Weiterhin wurde eine Anschlußmöglichkeit für eine zukünftige High-Gain-Vorstufe vorgesehen. Der WILDCAT Deluxe Plus Seite 2- 36 Abschlußbericht Mixed Signal Baugruppen 2006/7 Gitarrenverstärker WILDCAT WILDCAT DELUXE Die Realisierung Der WILDCAT Deluxe Plus ist in Leiterplattentechnik aufgebaut. Auf der Leiterplatte befindet sich die „eigentliche“ Schaltung des DELUXE und die Federhall-Schaltung, die in einem gesonderten Kapitel beschrieben wird. Es ist die gleiche Federhall-Schaltung, die auch beim WILDCAT Bassman Plus eingesetzt wird, sie stammt aus dem FENDER Twin Reverb. Die Federhall-Schaltung wird aus einem völlig unabhängigen, gesonderten Netzteil versorgt, um die für den Klangeindruck kritische Dynamik der Anodenversorgung bei Belastungsänderungen nicht durch zusätzliche Verbraucher am „eigentlichen“ Netzteil zu verändern. Die Leiterplatte des WILDCAT Deluxe Plus Seite 2- 37 Abschlußbericht Mixed Signal Baugruppen 2006/7 Gitarrenverstärker WILDCAT WILDCAT DELUXE Die Schaltung im Detail Die folgenden Betrachtungen beziehen sich auf den dieser Dokumentation beiliegenden Schaltplan des WILDCAT Deluxe Plus. Es wird an dieser Stelle nur auf die zusätzlich eingefügten Schaltungsteile eingegangen. Es besteht die Möglichkeit, der Eingangsstufe eine zukünftig zu realisierende High-Gain-Vorstufe vorzuschalten, diese wird mittels der Steckverbinder J7008 bis J7010 kontaktiert. Die Umschaltung zwischen der direkten Verbindung der Eingangsbuchse mit der Eingangsstufe oder dem Weg über die High-Gain-Vorstufe geschieht mittels der VACTROL-Optoswitches OC6001 und OC6002. Diese arbeiten ähnlich wie ein Optokoppler, anstelle der üblichen Fotodiode ist jedoch ein Fotowiderstand als Empfangselement vorhanden. Aufgrund der Zeitkonstante des Fotowiderstandes im zweistelligen Millisekundenbereich ist ein clicfreies Umschalten möglich. Wenn das Signal /OVERDRIVE über den an der Frontplatte angebrachten Schalter mit Masse verbunden wird, dann fließt Strom durch die Fotodiode in OC6002, womit dann dessen Fotowiderstand leitet und das Ausgangssignal der HighGain-Vorstufe auf die Eingangsstufe des Verstärkers gelangt. Gleichzeitig leitet aber auch D6001, womit dann der Basisstrom von Q6001 kurzgeschlossen wird, damit wird der Stromfluß durch die Leuchtdiode von OC6001 unterbrochen, die direkte Verbindung zwischen Eingangsbuchse und Eingangsstufe ist gesperrt. Der Spannungsteiler aus R6004 und R6005 vermeidet ein teilweises Aufsteuern von Q6001 aufgrund der Flußspannung von D6001. Gleichzeitig mit der High-Gain-Vorstufe ist auch das, über J6001 angeschlossene, Master-VolumePotentiometer wirksam, da es bei einem mit Masse verbundenen /OVERDRIVE-Signal über OC6003 und C6001 wechselstrommäßig parallel zum Anodenwiderstand der mit V1002A aufgebauten Treiberstufe geschaltet wird. Eine Verringerung des Widerstandswertes dieses Potentiometers reduziert die Verstärkung dieser Stufe. Der Wert von C6001 ist mit 1uF so gewählt, daß die Verstärkungsabnahme im hörbaren Bereich nicht in störendem Maße frequenzselektiv ist. Das Master-Volume-Potentiometer ist auch in Verbindung mit der Federhall-Schaltung nützlich, da diese eine zusätzliche Verstärkung einbringt, die mit dem Master-Volume wieder reduziert werden kann. Die Bandecho-Schnittstelle befindet sich zwischen den Eingangsstufen und der Treiberstufe. (Hierzu wurde die Leiterplatte mittels Nachverdrahtung modifiziert, die ursprünglich vorgesehene Einschleifung des Echos zwischen der Treiberstufe und der Endstufe ist nicht sinnvoll, da hier schon so hohe Signalpegel vorhanden sind, daß das Bandecho übersteuert wird) Die Bandecho-Schnittstelle ist mit einer Kathodenfolger-Stufe (V5001A) gepuffert, um einen Abfall des Frequenzgangs durch die Kapazität des Anschlußkabels zu vermeiden. Die Dimensionierung der Pufferstufe wurde in Anlehnung an die Phasenumkehrstufe des Deluxe festgelegt. Die Bandecho-Schnittstelle ist dann wirksam, wenn das Relais K1002 durch den dazugehörigen frontplattenseitigen Schalter unter Strom gesetzt wird. Bei stromlosem Relais ist der Eingang der Treiberstufe direkt mit dem Laustärker/Klangregelnetzwerk verbunden, so wie es beim Originalgerät der Fall ist. Die Federhall-Stufe wird zwischen der Treiber- und der Endstufe eingeschleift. Wenn das Relais K1001 durch das Schließen des dazugehörigen Schalters auf der Frontplatte stromdurchflossen ist, dann ist die Federhall-Stufe im Signalweg. Bei stromlosem Relais ist der Eingang der Endstufe, wie im Originalgerät, direkt mit der Treiberstufe verbunden. Die Federhall-Schaltung wird in einem gesonderten Kapitel beschrieben, der einzige Unterschied der hier realisierten Schaltung zur dort beschriebene Schaltung ist der Ersatz des mechanischen Schalters zum Kurzschluß der Empfangsspule der Hallspirale durch einen, clicfreien, VACTROL-Optoswitch. Seite 2- 38 Abschlußbericht Mixed Signal Baugruppen 2006/7 Gitarrenverstärker WILDCAT WILDCAT DELUXE Die elektrischen Ergebnisse Zunächst wurde der Verstärker unter der (naheliegenden) Verwendung der 230V-Primärwicklung in Betrieb genommen. Da sich zu hohe Sekundärspannungen und damit zu hohe Verlustleistungen zeigten, wurde zu einem späteren Zeitpunkt die 240V-Primärwicklung verwendet. Die nun folgenden Meßwerte wurden noch unter Verwendung der 230V-Primärwicklung aufgenommen. Leerlaufspannung der Anodenwicklung des Netztrafos (GZ34 gezogen, andere Röhren geheizt): 385V eff, gemessen mit Multimeter. Zunächst wurde der Verstärker ohne Eingangssignal betrieben. Es zeigten sich die folgenden Meßwerte: Spannung über C2001: Spannung über C2002: Spannung über C2003: Spannung an Anode GZ34: Mittelwert 397V, Brumm 34Vss 346V, kein Brumm 254V, kein Brumm 440Vs Spannung über C1010 (Kathoden Endröhren): 22,7V Daraus folgt ein Ruhestrom von 45,4mA je Röhre, entsprechend einer Anoden/Schirmgitterverlustleistung von 17W (!) pro Röhre. Dieser Wert ist über dem Datenblatt-Limit von 14W. Anstelle des Lautsprechers wurde eine 8 Ohm-Dummy-Load angeschlossen. Der Verstärker wurde mit einem 1kHz-Sinussignal so weit ausgesteuert, daß gerade die Begrenzung des Ausgangssignals einzusetzen begann. Hierbei ergab sich eine Ausgangsspannung von 13,8Vs, das entspricht einem Effektivwert von 9,76V und einer Leistung von 11,9W an 8 Ohm. Bei der soeben beschriebenen Aussteuerung stellten sich die folgenden Spannungen ein: Spannung über C2001: Spannung über C2002: Spannung über C2003: Spannung an Anode GZ34: Mittelwert 384V, Brumm 32Vss 306V, kein Brumm 224V, kein Brumm 434Vs Die Aussteuerung wurde weiter erhöht, so daß sich eine Rechteckspannung am Ausgang ergabt Die Amplitude der Rechteckspannung war +/- 11,1V. Damit gab der Verstärker eine Leistung von 15,4W ab. Es stellen sich die folgenden Spannungen ein: Spannung über C2001: Spannung über C2002: Spannung über C2003: Spannung an Anode GZ34: Mittelwert 367V, Brumm 34Vss 276V, kein Brumm 204V, kein Brumm 422Vs Die folgenden Messungen wurden wieder ohne Eingangssignal ausgeführt. An der Eingangsstufe wurden die folgenden Potentiale gemessen: Kathode (R1007/C1001): Anode V1001/1: Anode V1001/8: 2,02V 132V 129V {Berechnet 1,8V} {Berechnet 127V} {Berechnet 127V} An der Treiberstufe wurden die folgenden Potentiale gemessen: Kathode V1002/3: 1,21V {Berechnet 1,28V} Seite 2- 39 Abschlußbericht Mixed Signal Baugruppen 2006/7 Gitarrenverstärker WILDCAT Anode V1002/1: 171V WILDCAT DELUXE {Berechnet 156V} An der Phasenumkehrstufe wurden die folgenden Potentiale gemessen: Kathode V1002/8: Anode V1002/6: 45,5V 209V {Berechnet 44,5V} {Berechnet 197V} Nun wurde die Trafo-Primärwicklung 230V verwendet. Der Verstärker wurde ohne Signal betrieben. Es stellten sich die folgenden Spannungen ein: Spannung über C2001: Spannung über C2002: Spannung über C2003: Mittelwert 377V, Brumm 30Vss 328V, kein Brumm 240V, kein Brumm Der Verstärker wurde mit einem 1kHz-Sinussignal und 8 Ohm Dummy-Load bis zur Verzerrungsgrenze aufgesteuert. Es ergab sich eine Ausgangsspannung von 27,5Vss = 9,72Veff an 8 Ohm, was einer Leistung von 11,8W entspricht. Es stellten sich die folgenden Spannungen ein: Spannung über C2001: Spannung über C2002: Spannung über C2003: Mittelwert 372V, Brumm 32Vss 294V, kein Brumm 218V, kein Brumm Die Aussteuerung wurde weiter erhöht, so daß sich eine Rechteckspannung am Ausgang ergab. Es stellten sich die folgenden Spannungen ein: Spannung über C2001: Spannung über C2002: Spannung über C2003: Mittelwert 368V, Brumm 28Vss 278V, kein Brumm 204V, kein Brumm Um den Ruhestrom durch die Endröhren zu reduzieren, wurde der Wert von R1019 von 10 Ohm auf 47Ohm erhöht, womit sich der insgesamt wirksame Kathodenwiderstand von 250 Ohm auf 287 Ohm erhöhte. Damit wurde die, ohnehin zu knapp dimensionierte, Betriebsspannung des Kathodenkondensators C1010 überschritten, es wurde statt des ursprünglich vorgesehenen Wertes 25uF / 25V der Wert 10uF / 50V eingebaut (der eigentlich „richtige“ Wert 25uF / 50V war zum Zeitpunkt der Inbetriebnahme nicht vorhanden) Die damit einhergehende Erhöhung der unteren Grenzfrequenz von 25 auf 55Hz machte sich klanglich nicht bemerkbar. Eine Heizkreiszuleitung wurde über 100 Ohm mit Masse verbunden, um das Brummen zu reduzieren. Seite 2- 40 Abschlußbericht Mixed Signal Baugruppen 2006/7 Gitarrenverstärker WILDCAT WILDCAT DELUXE Die klanglichen Ergebnisse Der WILDCAT Deluxe Plus entspricht klanglich weitgehend dem WILDCAT Deluxe Authentic. Mit dem eingebauten Federhall und der Bandecho-Schnittstelle ist jedoch eine deutliche Erweiterung der klanglichen Möglichkeiten vorhanden, man kann jedoch jederzeit zum „Original-Deluxe“ zurückschalten. Die höhere Verstärkung bei Verwendung der Federhall-Stufe schafft zusätzlich einen interessanten, im Originalgerät nicht vorgesehenen, Overdrive-Sound. Mit dem Master-Volume kann man diesen Effekt jedoch unwirksam machen oder auch kontrolliert einsetzen. Von besonderem Nutzen ist es, daß man den Verstärker, dank seiner kleinen Ausgangsleistung, auch mit „noch erträglichen“ Lautstärken im Overdrive „fahren“ kann. Der WILDCAT Deluxe Plus wird mit der selben Spezial-Lautsprecherbox betrieben, die auch mit dem WILDCAT Deluxe Authentic zum Einsatz kommt. Am 09.06.2007 spielten „Ike and the Capers“ auf der Langen Nacht der Wissenschaften an der TUBerlin mit dem WILDCAT Deluxe Plus Elvis-Songs, wie etwa „Blue Moon Of Kentucky“ oder „That’s Allright Mama“ aus den Jahren 1954 und 1955, bei denen Scotty Moore einst über seinen FENDER Deluxe gespielt hat. Die Stücke klangen „live“ überraschend ähnlich wie auf den alten Sun-Aufnahmen. Der WILDCAT Deluxe Plus (nur die Lautsprecherbox am rechten Bildrand sichtbar) live on Stage beim Auftritt von Ike and the Capers in der klassischen Trio-Besetzung der frühen 1950-er Jahre am 09.06.2007 anläßlich der langen Nacht der Wissenschaften in der TU-Berlin (Ike Stoye ,Michael Kirscht, Axel Praefcke) Seite 2- 41