Das WILDCAT Low Noise Netzteil - emsp.tu

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Abschlußbericht Mixed Signal Baugruppen 2006/7 Gitarrenverstärker WILDCAT
Low Noise Netzteil
Das WILDCAT Low Noise Netzteil
Von Thomas Schmidt und Henry Westphal
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Abschlußbericht Mixed Signal Baugruppen 2006/7 Gitarrenverstärker WILDCAT
Low Noise Netzteil
Der Hintergrund.
Bei allen Original-Gitarrenverstärkern ist ein mehr oder weniger starker Netzbrumm im Ausgangssignal
enthalten. Es liegt daher der Gedanke auf der Hand, unter Zuhilfenahme der heutigen technischen
Möglichkeiten einen brummfreien Gitarrenverstärker aufzubauen.
Das in den Original-Gitarrenverstärkern vorhandene Brummen wird aus mehreren Quellen in den
Signalweg eingekoppelt:
-
-
Durch die Einwirkung elektrischer und magnetischer 50 Hz-Streufelder in die E-Gitarre selbst,
insbesondere auf das Pickup und die Verdrahtung
Durch die Einwirkung externer elektrischer und magnetischer 50 Hz-Streufelder die Verdrahtung
des Verstärkers
Durch die Einwirkung von elektrischen und magnetischen 50Hz-Streufeldern, die durch die
Wechselstromheizung der Röhren entstehen, dies ist insbesondere in den Vorstufen von
Bedeutung
Durch die 100 Hz-Welligkeit auf der Anodenversorgung, insbesondere der Endstufe.
Der letztgenannte Einfluß nimmt mit der Aussteuerung des Verstärkers deutlich zu, während die drei
erstgenannten Einflüsse von der Aussteuerung unabhängig sind, sich also bei leisem Spiel oder Stille
besonders bemerkbar machen.
Auf direkt in die Gitarre eingekoppelte Störungen kann im Verstärker kein Einfluß mehr genommen
werden, daher werden diese hier nicht weiter betrachtet, im Kontext der Verstärkerentwicklung sind
sie als gegeben hinzunehmen.
Die durch externe Streufelder verursachten Störungen können durch geeignete
Abschirmmaßnahmen wie Masseflächen auf Leiterplatten oder metallene Chassis weitgehend
vermieden werden.
Die durch die Wechselstromheizung in die Vorstufen eingekoppelten Störungen können durch eine
Gleichstromheizung der Vorröhren vollständig eliminiert werden. Eine Gleichstromheizung der
Endröhren macht hingegen keinen Sinn, weil die Signalpegeln an diesen so hoch sind, daß keine
nennenswerte Störbeeinflussung mehr auftritt, während gleichzeitig der schaltungstechnische
Aufwand zur Bereitstellung der benötigten Heizströme unverhältnismäßig hoch ist. Eine
Gleichspannungsheizung der Vorstufen ist dagegen mit vergleichsweise geringem Aufwand
umsetzbar.
Die 100Hz-Welligkeit der Anodenversorgung könnte, dem ersten Anschein nach, dadurch reduziert
werden, daß man die im Netzteil vorhandenen Ladekondensatoren vergrößert. In der Entstehungszeit
der Originalschaltungen waren Kondensatoren im zweistelligen uF-Bereich Stand der Technik, größere
Kondensatoren waren sehr teuer und gleichzeitig platzraubend. Heute stehen dagegen
Kondensatoren in drei- oder gar vierstelligen uF-Bereich zu moderaten Preisen in kleinen Bauformen
zur Verfügung.
Dieser, zunächst naheliegende, Weg scheidet jedoch deswegen aus, da der bei den
Originalverstärkern zu beobachtende Einbruch der Versorgungsspannung bei ansteigender
Leistungsabgabe der Endstufen ein den Klang des Verstärkers maßgeblich prägender Faktor ist.
Dieser Spannungseinbruch in der Größenordnung von 20% findet in ungefähr 10 bis 15ms statt.
Damit verbietet sich eine Vergrößerung der Kondensatoren.
Experimente zeigten, daß mit der versuchsweise Abpufferung dieses Spannungseinbruch der Zauber
aus dem Klang des Verstärkers weicht, er klingt „billig“ und belanglos.
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Die folgenden Oszillogramme sollen diese Verhältnisse verdeutlichen. Sie wurden am WILDCAT
Bassman Plus aufgenommen. Der WILDCAT Bassman Plus ist, bezüglich der hier interessierenden
Merkmale, dem FENDER Bassman 5F6-A äquivalent. Die im Rahmen dieser Untersuchung
aufgenommenen Meßwerte stimmen mit den im Buch „The Fender Bassman 5F6-A“ von Richard
Kuehnel publizierten Werten überein.
Für die Aufnahme der folgenden Oszillogramme wurde der Verstärker mit einer 2 Ohm-Dummy-Load
betrieben und mit einem 1kHz-Sinusburst angesteuert. Der Verstärker wurde hierbei so weit
ausgesteuert, daß Endstufenverzerrung auftrat.
Das folgende Bild zeigt die Ausgangsspannung des Verstärkers. Er wurde mit einem Sinusburst mit
über seiner gesamte Dauer gleichbleibender Amplitude angesteuert. Die Amplitude der VerstärkerAusgangsspannung nimmt jedoch nach dem sie zunächst einen Spitzenwert erreicht ab, um dann
einen stationären Wert zu erreichen.
Die Ausgangsspannung des WILDCAT Bassman Plus, gemessen an 2 Ohm Dummy-Load mit Tastkopf
1 zu 100
In der Pause zwischen den Sinusbursts hat sich der Ladekondensator im Netzteil auf eine hohe
Spannung, nahe der Leerlaufspannung, aufgeladen. Mit dem Beginn des Sinusbursts kann der
Verstärker daher kurzzeitig eine maximale Leistung abgeben, die dann mit der Entladung des
Kondensators abnimmt.
Das folgende Bild zeigt, in gleicher zeitlicher Skalierung den Verlauf der Anodenversorgungsspannung
für die Endstufe, deutlich erkennt man den Spannungseinbruch, der während der Ansteuerung mit
dem Sinusburst auftritt.
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Die Ausgangsspannung des WILDCAT Bassman Plus, gemessen an 2 Ohm Dummy-Load mit Tastkopf
1 zu 100, GND in Bildschirmmitte
Das nun folgende Bild zeigt ebenfalls die Ausgangsspannung des Verstärkers, diesmal jedoch in
stärkerer zeitlicher Dehnung.
Die Ausgangsspannung des WILDCAT Bassman Plus, gemessen an 2 Ohm Dummy-Load mit Tastkopf
1 zu 100, in stärkerer zeitlicher Dehnung
Deutlich ist zu erkennen, wie die der Anodenversorgung überlagerte 100 Hz-Welligkeit sich im
Ausgangssignal widerspiegelt.
Es wird daher nach einem Weg gesucht, die in den Originalschaltungen vorgefundene Dynamik der
Anodenversorgung zu erhalten, aber gleichzeitig die 100 Hz-Welligkeit zu eliminieren.
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Die Idee.
Um eine brummfreie Anodenversorgung bei Erhalt der sonstigen Dynamik der Originalschaltung zu
bekommen wird der Anodenkreis wird zunächst einmal mit einer brummfreien Gleichspannung aus
einer niederohmigen Quelle gespeist.
Der die Höhe des Spannungseinbruchs bestimmende Innenwiderstand des Netztrafos und der
Gleichrichterröhre wird mit einem steuerbaren Widerstand in Form einer Triode simuliert. Diese Triode
arbeitet als steuerbarer Widerstand, die Höhe des Spannungseinbruchs läßt sich damit über die
Gittervorspannung der Triode einstellen.
Es ergibt sich das folgende Prinzipschaltbild.
6080
1
5
-
4
+
5
6
+Ua
8
+
2
4
+
1
BZT03-C100
Prinzip der brummfreien Anodenversorgung mit einstellbarem Innenwiderstand
Hierbei ist zu beachten, daß die Gleichrichterröhre im Originalgerät nur ungefähr für ¼ einer
Netzperiode Strom führt. Die Gleichrichterröhre ist nur dann stromdurchflossen, wenn der
Momentanwert der Trafo-Sekundärspannung die Spannung über dem Ladekondensator übersteigt. In
dieser Zeit fließt dann aber (im Durchschnitt) der vierfache Versorgungsstrom des Verstärkers durch
die Gleichrichterröhre. Das bedeutet, daß der Spannungsabfall an der Gleichrichterröhre, wenn man
sie, wie zunächst naheliegend in der Verstärkerschaltung beläßt und mit einem kontinuierlichen
Gleichstrom speist nur ca. 1/4 des Spannungsabfalls beträgt, der beim Gleichrichterbetrieb in der
Originalschaltung auftritt. Die negative Gittervorspannung der Triode vergrößert den Spannungsabfall
wieder auf den Wert, der bei einer impulsbelasteten Gleichrichterröhre auftreten würde. Eine weitere
Erhöhung der negativen Gittervorspannung bewirkt eine weitere Erhöhung des Spannungsabfalls, mit
der dann der Innenwiderstand des Original-Netztrafos simuliert wird.
Die Gleichspannung zur Heizung der Vorröhren wurde mit diskret aufgebauten Spannungsreglern
realisiert. Diese Spannungsregler sind auf besonders hohen Wirkungsgrad optimiert. Sie wurden bereits
für die HiFi-Verstärker der BLACK CAT –Serie entwickelt.
Das folgende Schaltbild zeigt den Aufbau eines solchen Heizspannungsreglers.
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+12V
REF
4
+Unreg
TLC274 CN
IRL530N
5 +
1k
7
11
6 -
100R
1nF
+6.3V
+
1000uF
4k12
1nF
1k
Prinzip der Stabilisierung der Heizspannungen
Der geringe On-Widerstand des als Stellglied verwendete MOSFETs führt dazu, daß die Schaltung
noch mit Spannungsdifferenzen in der Größenordnung 50mV zwischen der ungeregelten Spannung
und der Ausgangsspannung (6,3V) einwandfrei arbeitet. Ein herkömmlicher integrierter
Spannungsregler, wie etwa der bekannte LM317 würde dagegen 3V benötigen. Wenn man Die
Spannung „+Unreg“ so wählt, daß sich bei 10% Netzunterspannung nur wenig mehr als 6,3V einstellt,
dann hat man auch noch bei nomineller Netzspannung oder gar Netzüberspannung eine sehr
geringe Verlustleistung, die sich auch bei den hohen Innentemperaturen eines typischen
Röhrengerätes gut abführen läßt.
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Die Realisierung.
Die folgende Abbildung zeigt die Baugruppe zur Bereitstellung der brummfreien
Anodengleichspannung und der negativen Gittervorspannung (links) sowie die Baugruppe mit der als
steuerbaren Widerstand eingesetzten Triode. Hier wird eine Leistungstriode des Typs 6080 eingesetzt,
die ursprünglich für die Verwendung als Längsröhre in spannungsstabilisierten Netzteilen entwickelt
wurde. Die linksseitige Baugruppe wurde ursprünglich für den HiFi-Verstärker BLACK CAT 2 entwickelt.
Die Baugruppen für die Anodenversorgung
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Die untenstehende Abbildung zeigt die Baugruppe zur Bereitstellung der stabilisierten
Gleichspannungen von 6,3V für die Heizung der Vorstufenröhren. Diese Baugruppe wurde
ursprünglich für den HiFi-Verstärker BLACK CAT 2 entwickelt.
Die Baugruppe für die Gleichspannungs-Heizkreisversorgung
Die Netzteilbaugruppe enthält noch eine weitere Funktionsgruppe zur Versorgung der Effektstufen mit
einer Anodenspannung von +450V bei geringem Innenwiderstand.
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Die elektrischen Ergebnisse
Die Stufen zur Bereitstellung der Heizspannungen, der Anodenspannung für die Effektstufen und für
die negative Gittervorspannungen arbeiteten wie erwartet, lediglich die negative Gittervorspannung
war etwas zu gering. Hierfür bestehen jedoch an anderer Stelle Kompensationsmöglichkeiten, indem
der Gitterspannungsteiler in der Endstufe leicht angepaßt wird.
Es zeigte sich, in Folge der Gleichspannungsheizung, ein deutlicher Rückgang des Brumms, wenn
man den Verstärker ohne angeschlossene Gitarre betreibt.
Die gewünschte Leerlaufspannung (meint hier: Belastung durch die Ruheströme) und der
gewünschte Spannungseinbruch der Anodenversorgung konnten, durch geeignete Wahl der
Gittervorspannung der Längstriode und der Trafo-Anzapfungen nach wenigen Iterationen hergestellt
werden.
Die folgenden Oszillogramme zeigen die (mit Ausnahme des 100 Hz-Brumms) nahezu identischen
Spannungsverläufe der Anodenversorgung bei Ansteuerung des Verstärkers mit einem Sinusburst.
Anodenversorgungsspannung Endstufe am WILDCAT Bassman Plus mit dem Originalgerät
entsprechendem Netzteil (oben) und mit dem Low-Noise-Netzteil (unten) bei Ansteuerung mit
Sinusburst entsprechend vorhergehender Oszillogramme; 100ms/DIV und 200V/DIV, GND-Potential
am unteren Rand der Teilbilder.
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Die klanglichen Ergebnisse
Beim Einstecken der Gitarre in den Verstärker zeigte sich jedoch, daß das durch die Gitarre
eingebrachte Brummen im Vergleich zu dem durch die Wechselstromheizung im Originalgerät
eingestreuten Brummen so stark ist, daß man keine ernsthafte subjektive Verbesserung des
Brummverhaltens wahrnimmt.
Die klanglichen Ergebnisse mit der neuen, brummfreien Anodenversorgung waren jedoch,
überraschenderweise, sehr enttäuschend:
Trotz der praktisch vollständigen Übereinstimmung der Kurvenverläufe (mit Ausnahme des 100 HzBrumms) ist der Verstärker klanglich nicht mehr wiederzuerkennen, das Klangbild hat sich vollständig
geändert.
Der Verstärker verliert die „Leichtigkeit", die „Touch-Sensitivity", die „Spritzigkeit" und die „scharfen",
„bizzeligen“ Obertöne. Das Spielen macht nicht mehr so viel Spaß, es ist so als ob man stärker
anschlagen muß und der Ton ein wenig später kommt, es macht ein wenig müde, es strengt an.
Um „Seiteneffekte“ auszuschließen, etwa durch Veränderungen im Bereich der negativen
Gittervorspannung, wurde ein Adapter gebaut, mit dem man nur die Anodenversorgung zwischen
dem Original-Netzteil und dem Low-Noise-Netzteil hin- und herschalten kann. Hierzu wurde der
Anodenversorgungs-Ausgang des „neuen“ Netzteils an einen Oktal-Stecker gelegt, der dann anstelle
der GZ34 in deren Fassung auf der Verstärker-Leiterplatte gesteckt wurde. Damit ist ein Wechsel
zwischen beiden Netzteilen in Minutenschnelle möglich, damit ist der vorherige Klangeindruck noch
frisch im Gedächtnis so daß man die Klangeindrücke besser vergleichen kann.
Der bei Anschluß des „neuen“ Netzteils wirksame Wegfall der Belastung durch die entfallende Heizung
der GZ34 und die entfallende anodenversorgungsseitige Last führt nur zu einer ganz geringen
Anhebung der negativen Gittervorspannung der Endröhre in der Größenordnung 0,5V, die nach
unserer Einschätzung nicht klangentscheidend ist, die Änderung ist mit ca. 1% geringer als die
üblichen Schwankungen der Netzspannung.
Dieses Ergebnis ist insofern überraschend, da sich die Kurvenformen der Anodenversorgung bei
Belastung, bis auf den Wegfall des 100 Hz-Brumms, gleichen.
Es wurde untersucht, in welcher Weise sich eine Änderung des Innenwidersandes auf den
Klangeindruck auswirkt, indem die Gittervorspannung der Triode 6080 variiert wurde. Hier wurde eine
sehr starke Beeinflussung des Klangeindrucks festgestellt.
Wenn man die Gittervorspannung der 6080 so weit verringert, daß die Versorgungsspannung des
Verstärkers bei Belastung praktisch konstant bleibt, dann klingt der Verstärker „lasch“ und „billig“
ungefähr so wie ein 200 Euro-Transistorverstärker aus dem Elektronik-Großmarkt.
In allen Einstellungen der Gittervorspannung und damit der Höhe des Spannungseinbruchs verliert der
„Bassman“ sein charakteristisches Durchdringungsvermögen, er klingt weniger aggressiv, weicher. Aus
dem „WILDCAT“ wird eine brave Hauskatze.
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Die Schlußfolgerungen
Derzeit können wir den beobachteten Effekt noch nicht abschließend erklären. Die Sensibilität des
Klangeindrucks gegenüber (scheinbar) kleinsten Änderungen am Netzteil ist überraschend
und wurde von uns nicht vorhergesehen.
Die wahrscheinlichste Erklärung ist, daß man die 100Hz-Modulation des Gitarrentons bei größerer
Aussteuerung (ab dem Einsatz der Begrenzung) nicht als Störung, sondern als klangbildendes Element
verstehen muß. Vermutlich verleiht erst diese Modulation den Tönen des Bassman ihre
Durchdringungskraft und „Bizzeligkeit“, man kann es eventuell als einen sehr schnellem „Tremoloeffekt“
verstehen.
Hieraus folgt dann die Fragestellung, daß es dann eigentlich unterschiedliche Klangeindrücke
zwischen in den USA und in Europa entstandenen Aufnahmen geben müßte, da sich die
Netzfrequenzen mit 60 Hz und 50 Hz unterscheiden. Damit ergibt sich eine Frequenz der Modulation
von 120 bzw. 100 Hz.
Es ergibt sich folgender Bezug zu den Frequenzen der Töne:
G
Gis
A
B
H
98 Hz
103,8 Hz
110 Hz
116,54 Hz
123,47 Hz
Die Frage, ob hier eine hörbarer Effekt besteht , muß noch geklärt werden. Es könnte also durchaus
sein, daß man für einen „absolut authentischen“ Klangeindruck den Verstärker am besten über einen
Umformer mit 60 Hz versorgt.
Weiterhin könnte es eine Rolle spielen, daß die Dynamik bzw. die Mittelwerte der Anodenversorgung
durch den zeitlich verzögert wirksamen Einfluß des Innenwiderstandes der die Triodenstufe
speisenden Versorgungsbaugruppe bei anderen Leistungs-Zeitverhältnissen als diejenigen, mit denen
unsere Tests durchgeführt wurden, zu gegenüber dem Originalgerät abweichenden Verhältnissen
führen könnte.
Die Idee des Low-Noise-Netzteils hat sich zunächst einmal als Irrweg erwiesen. Sie erfüllt ihren
eigentlichen Zweck, die Vermeidung des Brumms, nicht, da dieses im wesentlichen durch
Einkopplungen in die Gitarre selbst erzeugt wird. Gleichzeitig wird das Klangbild, wahrscheinlich durch
das Fehlen der gar nicht al Störung zu betrachtenden 100 Hz-Modulation des Ausgangssignals bei
größeren Aussteuerungen und/oder durch noch unverstandene Effekte stark beeinträchtigt.
Die gewonnenen Ergebnisse sind aber trotzdem wertvoll und bringen uns weiter. Denn sie zeigen mit
Nachdrücklichkeit, wie wichtig die Details des Netzteils für die Klangbildung sind.
Es fällt dem ingenieurmäßig Denkendem trotzdem erst einmal schwer, dieses Ergebnis zu akzeptieren
Das gewohnte Weltbild muß erweitert werden. Man sieht zudem, wie wichtig selbstkritisches und
vergleichendes Arbeiten gerade im Audio- und Musikbereich ist. Man muß sich im Verlauf des
Arbeitsprozesses immer wieder neu an einer Gut-Referenz orientieren.
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Die Details der Anodenversorgung
Die Ermittlung der Parameter der Originalschaltung des WILDCAT
Bassman Plus
Diese Messungen wurden bereits ausführlich im Kapitel „Der WILDCAT Bassman Plus“ beschrieben.
Die Messungen am WILDCAT Deluxe Plus
Die Leerlaufspannung an Trafo ist 385V eff, wenn die Gleichrichterröhre 5Y3 gezogen ist und die
anderen Röhren geheizt werden. Gemessen wurde mit einem Digitalmultimeter von einem
Anodenanschluß der Fassung der 5Y3 gegen Masse.
Die Spannung am Ladekondensator, entsprechend der Kathode der Gleichrichterröhre 5Y3 gegen
Masse hat den Mittelwert 397V, wenn kein Eingangssignal am Verstärker anliegt.
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Der Entwurf und die Dimensionierung der “neuen” Schaltung
Zunächst wird eine Quelle für die „Rohspannung“ benötigt, die eine brummfreie Spannung mit
hinreichend kleinem Innenwiderstand bereitstellt. Um den Entwicklungsaufwand zu senken wird hierfür
die bereits für den HiFi-Verstärker BLACK CAT 2 entwickelte Baugruppe für die dortige 450 / 180VVersorgung in Verbindung mit einem noch zu dimensionierenden Netztransformator verwendet.
Die folgende Skizze zeigt die geplante Struktur der Schaltung:
V1001B
6080
D1
DIODE BRIDGE
5
6
390V
Anodenversorgung
Bassman
L1
INDUCTOR
-
4
+
0V
+
C1
C1
50uF 270u
+
P1001
50K
R1001
0R0
(optional)
D1001
BZT03C100
V1001A
6080
3
1
2
R1003
47K / 5W
Prinzipschaltbild der Anodenversorgung mit einstellbarem Innenwiderstand
Im Folgenden wird die Schaltung dimensioniert.
Zunächst soll die benötigte Trafo-Sekundärspannung abgeschätzt werden.
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Um das Verhältnis von ausgangsseitiger Gleichspannung und Trafo-Sekundärspannung bei einem
„eher kleinen“ Ladekondensator und einem „eher großen“ Siebkondensator besser einschätzen zu
können, wurde die folgende Simulation durchgeführt:
Simulationsschaltung und SPICE-Einstellungen zur Ermittlung des Verhältnisses der
Ausgangsgleichspannung zur Trafo-Sekundärspannung
Die Simulation zeigte das folgende Ergebnis: Die Spannung „hinter“ der Drossel ist 470V, während das
Maximum der Spannung „vor“ der Drossel 500V ist, bei einer Peakspannung des Trafos von 520V im
Leerlauf. Weiterhin zeigte sich, daß eine Variation des Wertes des Innenwiderstandes des Trafos einen
erheblichen Einfluß auf die Ausgangsspannung der Simulationsschaltung hat.
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Das Simulationsergebnis
Das Verhältnis der Spannung „hinter“ der Drossel zur Peak-Spannung „vor“ der Drossel ist :
470V / 500V = 0,94.
Es werden, im Leerlauf, 516 V „hinter“ der Drossel benötigt. Daraus folgt ein Peak-Wert der
Eingangsspannung von 516 V/ 0,94 = 549V. Das entspricht einem Effektivwert der TrafoSekundärspannung von 390V.
Da bei der Dimensionierung dieses Trafos eine gewisse Unsicherheit besteht, insbesondere in Bezug
auf dessen Innenwiderstand und auf möglicherweise zusätzliche Spannungsabfälle an der
Längstriode, die eine höhere Trafo-Sekundärspannung bedingen würden, wird für die
Anodenversorgung ein eigener Netztransformator vorgesehen, der im Falle eines Irrtums zu
geringeren Kosten ausgetauscht werden kann, als dies bei einem für alle benötigten Spannungen
gemeinsamen Trafo mit vielen Sekundärwicklungen der Fall wäre.
Zudem werden an der Sekundärwicklung eine gewisse Zahl von Abgriffen vorgesehen, mit denen
man die Sekundärspannung schnell und einfach an die tatsächlichen Verhältnisse anpassen kann.
Es ist zu beachten, daß ein zu hoher Innenwiderstand des Trafos zu einer (schädlichen) Abnahme der
Spannung „vor“ der Triode führt, da diese durch die großen Siebkapazitäten wesentlich langsamer als
in der Originalschaltung geschieht, man erhielte also durch die Überlagerung zweier unterschiedlich
schnell verlaufender Spannungseinbrüche eine grundsätzlich andere Kurvengestalt.
Nun wird die Beschaltung der Längstriode 6080 festgelegt und dimensioniert:
Aus früheren Verwendungen der Röhre 6080 ist bekannt, daß eine Gittevorspannung bis hin zu –100V
benötigt wird, um die Röhre „hinreichend“ zu sperren. Dies resultiert aus dem geringen
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Innenwiderstand dieser Röhre, der wiederum mit einem geringen Verstärkungsfaktor u von 2
einhergeht.
Hieraus folgen die weiteren Festlegungen für die einzelnen Bauteile:
D1001: Entsprechend vorstehender Betrachtung wird eine Zenerspannung von 100V benötigt.
P1001: Mit 50kOhm ergibt sich eine hinreichend geringe Verlustleistung von 0,2W, es fließen dann
2mA durch das Potentiometer.
R1003: Mit 450V Ausgangsspannung verbleiben 350V über R1003. In diesem Fall sollen noch 5mA
durch D1001 fließen. Die Verlustleistung an D1001 ist dann mit 0,005A * 100V = 0,5W noch niedrig
genug. Der Wert von R1003 ist somit: ( 450V – 100V) / ( 2mA + 5mA) = 50 kOhm. Die Verlustleistung
an R1003 ist: 350V2 / 50kOhm = 2,45W. Es wird der nächstliegende Normwert 47K gewählt.
Es soll noch der Fall der höchstmöglichen Ausgangsspannung von ca. 510V betrachtet werden:
Durch R1003 fließen dann (510V – 100V) / 47K = 8,72mA. Damit ergeben sich die folgenden
Verlustleistungen:
P Diode D1001 = 6,72mA * 100V = 0,672W
P Widerstand R1003: 410V2 / 47K = 3,57W
Die endgültige Auswahl der Bauelemente erfolgt dann entsprechend dieser Verlustleistungen.
Der Widerstand R1001 erlaubt es, wenn man ihn entfernt, nur ein Röhrensystem der 6080 zu
verwenden, um eine „steilere“ Kennlinie zu bekommen. Von dieser Möglichkeit wurde im
abschließenden Zustand der realisierten Schaltung tatsächlich Gebrauch gemacht.
Die Heizfäden der Röhre werden aus einer eigenen, potentialfreien Heizwicklung gespeist. Zwischen
Kathode und Heizkreis wird ein Widerstand mit dem Wert 10kOhm vorgesehen, um die Potentiale von
Heizkreis und Kathode aneinander anzugleichen.
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Die Details der anderen Komponenten des Netzteils
Allgemeines
Das Low-Noise-Netzteil sollte dazu in der Lage sein, die Original-Netzteile der Verstärker WILDCAT
Bassman Plus und WILDCAT Deluxe Plus vollständig zu ersetzen. Neben der bereits besprochenen
Anodenversorgungsspannung werden auch noch verschiedene andere, weitere Spannungen
benötigt, deren Bereitstellung im Folgenden beschrieben wird.
Die Heizspannung für die Endröhren:
Die Heizung der Endröhren geschieht nach wie vor mit Wechselspannung. Der Grund dafür sind die
hohe benötigten Ströme, die sich nur mit großem Aufwand bei Verwendung einer stabilisierten
Gleichspannungsquelle bereitstellen lassen, während gleichzeitig die hohen Signalpegel an den
Endröhren die vorhandene Störbeeinflussung praktisch unbedeutend machen. Die „Richtigkeit“ der
Beibehaltung der Wechselstromheizung der Endröhren wurde bereits beim HiFi-Verstärker BLACK CAT 2
nachgewiesen.
Es sind 2 Endröhren des Typs 6L6 bzw. 5881 vorhanden, damit werden zweimal 6,3V bis 900 mA ,
entsprechend 6,3V bei 1,8A benötigt.
Es wird eine Trafowicklung mit 6,3V / 1,8A vorgesehen.
Die Heizspannung für die Vorröhren und die
Gleichrichterröhre/Längstriode:
Die Vorröhren werden mit Gleichspannung geheizt. Hierbei werden die folgenden Heizströme, bei
einer Spannung von 6,3V, benötigt.
Board WILDCAT Bassman Plus: 5 X ECCxx = 5 x 6,3V / 300mA = 1,5A
Board WILDCAT Overdrive (in seiner ursprünglich geplanten Version) 1 x ECC83 + 3 x ECC99 = 0,3A +
3 x 0,8A = 2,7A
In der Summe werden 4,2A bei 6,3V benötigt.
Dieser Heizstrom wird mit 2 Spannungsregler-Baugruppen mit je 4 Ausgängen 6,3V / 0,8A, die bereits
für den HiFi-Verstärker BLACK CAT 2 entwickelt wurden bereitgestellt.
Nähere Informationen über diese Baugruppen findet sich unter:
http://www.emsp.tu-berlin.de/lehre/mixed-signal-baugruppen/AbschlussberichtWS2003_4
Zur Speisung dieser Baugruppen werden zwei Trafo-Sekundärwicklungen zu je 7,5V / 3A benötigt.
Für die Heizung der Gleichrichterröhre bzw. der Längstriode 6080 wird eine weitere Heizwicklung
benötigt. Die, alternativ zueinander, zu heizenden Röhren haben den folgenden
Strom/Spannungsbedarf:
GZ34: 5V / 1,9A
6080: 6,3V / 2,5A
Hier kann selbstverständlich mit Wechselstrom geheizt werden, da an dieser Stelle keinerlei
Angriffspunkte für Störeinstreuungen bestehen.
Es wird eine Trafowicklung 6,3V / 2,5A mit einer Anzapfung bei 5,0V vorgesehen.
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Die Hilfsspannung +12V für Relais und weitere Anwendungen
Es wird, wie beim HiFi-Verstärker BLACK CAT 2, eine Hilfsspannungsquelle mit 5V / 0,4A vorgesehen. Zu
deren Erzeugung wird die bereits im vorangegangenen Kapitel besprochene Netzteilbaugruppe zur
Versorgung des Federhalls und des Overdrives eingesetzt. Diese erzeugt die +12V-Spannung mit Hilfe
eines Spannungsverdopplers aus einer Wechsel-Eingangsspannung von 6,3V.
Daher wird eine Trafowicklung 6,3V / 1A vorgesehen.
Die Anodenspannung für Federhall und Overdrive
Hier wird die bereits im vorangegangenen Kapitel besprochene Netzteilbaugruppe zur Versorgung
des Federhalls und des Overdrives eingesetzt, die eine Ausgangsspannung von ca. +450V
bereitstellt.
Für diese wird eine Trafowicklung 320V / 0,22A benötigt
Die negative Gittervorspannung für die BASSMAN-Endstufe
Hier werden –60V bei 0,8mA gebraucht. Die Trafo-Sekundärspannung ist dann 60V / 1,41 = 42V.
Es wird eine Trafowicklung 42V / 0,01A benötigt.
Gleichrichtung und Siebung werden mit der bereits für den HiFi-Verstärker BLACK CAT 2 entwickelten
Baugruppe „Versorgung +450 / -180V“ vorgenommen.
Hinweis: Bei der Inbetriebnahme wurde jedoch eine zu geringe Gittervorspannung festgestellt. Der
Entwurf müsste an diesem Punkt noch einmal verändert werden.
Der Netztransformator
Anstelle eines einzelnen, damit sehr komplizierten und teuren, Netztransformators werden die
benötigten Spannungen auf zwei Transformatoren aufgeteilt. Damit soll auch das kostenmäßige
Risiko gemindert werden, wenn sich herausstellen sollte, daß eine Neudimensionierung des die
Anodenversorgungen speisenden Transformators notwendig wäre.
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Es ergeben sich die folgenden Skizzen der benötigten Transformatoren:
Trafo 1:
6,3V / 3,2A
7,5V / 3A
230V
7,5V / 3A
6,3V / 1A
320V /
0,22A
Die Heizwicklung wird mit 3,2A ausgeführt, um auch für zukünftige Anwendungen 2 Röhren KT88
betreiben zu können.
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Low Noise Netzteil
Trafo 2:
6,3V / 2,5A
5V / 2,5A
0V
42V / 0.05A
0V
420V / 0,6A
230V
400V / 0,6A
380V / 0,6A
360V / 0,6A
340V / 0,6A
0V
6,3V / 2,5A
Die Anodenwicklung wird mit 600mA spezifiziert, das ist etwa das doppelte der maximalen
Anodenstromaufnahme des Bassman von 260mA. Damit kann dann mit einem hinreichend
geringen Innenwiderstand gerechnet werden.
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Abschlußbericht Mixed Signal Baugruppen 2006/7 Gitarrenverstärker WILDCAT
Low Noise Netzteil
Der Test und die Inbetriebnahme des Low-Noise-Netzteils
Der grundlegende Test der Anodenversorgung
Zunächst wurde die grundlegende Arbeitsweise der Schaltung in der folgenden Konfiguration
überprüft:
-
Trafo-Sekundärspannung = 380 V eff
Zwei Systeme der 6080 benutzt
Marshall-Siebdrossel (TAD) an Anodenversorgungsbaugruppe wie in Schaltbild vorhanden
Der Ausgang der Anodenversorgung wurde mit verschiedenen Lastwiderständen belastet. Zuvor
wurde eine Gittervorspannung von –15V eingestellt.
Externe Last = unendlich, aber interne Last auf 6080 Board = 100K
Potentiale gegen Masse:
Kath. 6080
Gitter 6080
Anode 6080
506V
492V
544V
„Original“-Bassman-NT mit Last 100kOhm:
516V
„Original“-Bassman-NT mit Last 6,87kOhm:
472V
„Original“ –Bassman-NT mit Last 1,5kOhm:
390V
Mit Last 6K6: ( = Bassman ohne Signal)
Potentiale gegen Masse:
Kath. 6080
Gitter 6080
Anode 6080
476V
456V
530V
Mit Last 1K5: ( = Bassman vollausgesteuert)
Potentiale gegen Masse:
Kath. 6080
Gitter 6080
Anode 6080
388V
370V
478V
Man erkennt, daß die Spannungsverhältnisse bis auf kleine Abweichungen mit denen des „Originals“
identisch sind.
Die Messwerte sollen jedoch noch ein wenig genauer analysiert werden:
Zunächst wird die Spannung über der Röhre 6080 bei den verschiedenen Belastungszuständen
verglichen:
Spannung über 6080 bei Rl = 100K:
Spannung über 6080 bei RL = 1K5:
38V
90V
Differenz zwischen den verschiedenen Belastungszuständen: 90V – 38V = 52V
Nun wird die Eingangsspannung der Triodenbaugruppe (Anode der 6080) bei verschiedenen
Belastungszuständen miteinander verglichen.
Potential Anode 6080 bei RL = 100K:
Potential Anode bei RL = 1K5:
544V
478V
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Differenz zwischen den verschiedenen Belastungszuständen: 544V – 478V = 66V
Zum Vergleich wird die Differenz der Ausgangsspannung der Schaltung bei verschiedenen
Belastungszuständen ermittelt:
Potential Kathode 6080 bei RL = 100K: 506V
Potential Kathode 6080 bei RL = 1K5: 388V
Differenz zwischen den verschiedenen Belastungszuständen: 506V – 388V = 118V
Man erkennt, daß der relative Einfluß des Innenwiderstandes der der Triodenstufe vorgeschalteten
Versorgungsschaltung recht groß ist. Das bedeutet, daß, bei impulsförmiger Belastung der Quelle,
der Mittelwert der Ausgangsspannung mit steigendem Tastverhältnis der impulsförmigen Belastung
abnimmt.
Um für den nun folgenden dynamischen Test, mit 1kHz Sinusbursts mit einer Wiederholrate von 0,5Hz,
zum „Originalgerät“ identische Spannungsverhältnisse zu schaffen mußten daher die Einstellung für
die Gittervorspannung der 6080 und die Auswahl der Trafo-Sekundärspannung bei angeschlossenem
WILDCAT Bassman und bei Anliegen des Sinusburst-Testsignals wiederholt werden. Es wurde eine
Einstellung gefunden, bei der sich zum „Originalgerät“ identische Spannungen und Kurvenformen
ergaben.
Diese, abschließende, Konfiguration ist wie folgt:
-
Trafo-Sekundärspannung = 420 V eff
Nur ein System der 6080 benutzt
Drossel an speisender Anodenversorgungsplatine überbrückt
Die Drossel wurde stattdessen „direkt vor“ die Anode der 6080 gesetzt, um das Zeitverhalten zu
„versteilern“ der Einfluss dieser Maßnahme ist aber vernachlässigbar klein.
In dieser abschließenden Konfiguration ergaben sich bei Anschluß der Schaltung an den WILDCAT
Bassman ohne anliegendes Eingangssignal die folgenden Spannungen:
U Anode 6080 (gegen GND)
U Kathode 6080 (gegen GND)
Ugk (Kathode gegen Gitter) 6080
= 596V
= 448V
= -52V
Die gemessenen Werte sollen nun im Kennlinienfeld der Röhre 6080 nachvollzogen werden:
Die Anodenspannung der Röhre ist 596V – 448V = 148V
Die Stromaufnahme des WILDCAT Bassman aus der Anodenversorgung ohne anliegendes
Eingangssignal ist, wie bereits durch Messung bestimmt wurde, 68mA
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Auszug aus dem Datenblatt 6080 von Philips, Stand 1960
Man erkennt, daß eigentlich eine Gittervorspannung von 60V vorhanden sein müßte, tatsächlich
waren aber 52V eingestellt. Diese Abweichung liegt mit 15% jedoch noch innerhalb der üblichen
Toleranzen bei Röhrenschaltungen, zudem ist zu bedenken, daß die Gittervorspannung durch
rechnerische Differenzbildung aus zwei deutlich größeren, mit dem Oszilloskop abgelesenen
Spannungen ermittelt wurden, ein Meßfehler von nur 1% beim Ablesen der Spannungen führt zu
einem Meßfehler von schon 10% bei der Betrachtung der Differenz.
Der grundlegende Test des allgemeinen Brummverhaltens
Der WILDCAT Bassman wurde wie folgt eingestellt:
Standard-Signalweg ohne Hall mit Klangregelnetzwerk direkt vor Endstufe
VOL links = 10
VOL rechts = 0
Treble = 10
Bass = 10
Middle = 10
Presence = 10
Kein Gitarrenkabel, der Eingang war unbeschaltet und daher durch den Schaltkontakt der
Klinkenbuchse kurzgeschlossen.
Zunächst wurde der Verstärker mit einem „Original-Netzteil“ betrieben:
Die ausgangsseitige Gesamt-Störspannung betrug 120mVss an einer 2 Ohm Dummy-Load
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Diese Spannung teilte sich ungefähr in die folgenden Komponenten auf:
50 Hz-Brumm:
100 Hz-Brumm:
Rauschen:
100mVss
50 mVss
50mVss
Nun wird der Verstärker vollständig aus dem Low-Noise-Netzteil versorgt:
Die ausgangsseitige Störspannung sinkt auf 80mVss an einer 2 Ohm Dummy-Load. Sie besteht nur
noch aus den Komponenten 100 Hz und Rauschen, es ist kein 50 Hz-Signal mehr enthalten.
Es wird eine Beeinflussung des 100 Hz-Brumms durch das in die Nähe bringen der Hand an
bestimmte Regionen der Leiterplatte beobachtet. Daraus kann man schließen, daß das
verbleibende Brummen zu einem gewissen Teil durch Einstreuung in die nicht abgeschirmte
Oberseite der Leiterplatte zustandekommt.
Nun wird eine Gitarre an den Eingang angeschlossen. Die Störspannung steigt auf ca. 600mVss an
einer 2 Ohm Dummy-Load an. Die von der Gitarre kommenden Störungen sind nicht sinusförmig
sondern kurzzeitige Nadeln mit einer Widerholfrequenz von 50 und 100 Hz.
Das Gesamtbrummen wird durch Einstreuungen in die Gitarre dominiert, daher wird die akustische
Wahrnehmung des Brummens durch das neue Netzteil nicht wesentlich beeinflusst.
Der Test des dynamischen Verhaltens der Anodenversorgung
Der bereits beschriebene Test des dynamischen Verhaltens der Anodenversorgung und des
Ausgangssignals des „Original“-Bassmans bei Beaufschlagung mit einem 1kHz-Sinusburst mit einer
Wiederholrate von 0,5 Hz wurde bei dem nun mit dem Low-Noise-Netzteil versorgtem Verstärker
wiederholt.
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Zunächst wurde der Verstärker so weit ausgesteuert, daß er noch im „cleanen“ Bereich arbeitet:
Für alle Messungen gilt: Tastkopf 1 zu 100, GND-Potential in der Bildschirmmitte
Mit „Original“-Netzteil
Mit Low-Noise-Netzteil
Ausgangssignal an 2 Ohm-Dummy-Load
Anodenversorgungsspannung Endstufe
Spannung „hinter“ der Siebdrossel des Bassman
Man erkennt, daß die Verläufe der Versorgungsspannungen sehr ähnlich sind, bei der Versorgung mit
dem Low-Noise-Netzteil fehlt natürlich der 100 Hz-Brumm, man erkennt aber auch, besonders an der
untersten Kurve, das „langsame Nachsacken“ der Spannung aufgrund des Innenwiderstandes der
der Triodenstufe vorgelagerten Versorgungsbaugruppe.
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Die Aussteuerung wurde nun soweit erhöht, daß bereits ein Clipping stattfindet, aber noch kein
„vollständiges Rechtecksignal“ aus dem Verstärker kommt.
Mit „Original“-Netzteil
Mit Low-Noise-Netzteil
Ausgangssignal an 2 Ohm-Dummy-Load
Ausgangssignal an 2 Ohm-Dummy-Load, zeitlich gedehnt
Anodenversorgungsspannung Endstufe
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Mit „Original“-Netzteil
Low Noise Netzteil
Mit Low-Noise-Netzteil
Spannung „hinter“ der Siebdrossel des Bassman
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Die Aussteuerung wurde weiter erhöht, bis in den „harten“ Overdrive hinein.
Mit „Original“-Netzteil
Mit Low-Noise-Netzteil
Ausgangssignal an 2 Ohm-Dummy-Load
Ausgangssignal an 2 Ohm-Dummy-Load, zeitlich gedehnt
Anodenversorgungsspannung Endstufe
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Mit „Original“-Netzteil
Low Noise Netzteil
Mit Low-Noise-Netzteil
Spannung „hinter“ der Siebdrossel des Bassman
Spannung „hinter“ dem ersten Siebwiderstand des Bassman
Auch bei diesen Aussteuerungen zeigt sich eine weitgehende Ähnlichkeit der Kurvenformen.
Der abschließende klangliche Test wurde bereits beschrieben.
Der Test der anderen Komponenten des Netzteils
Die anderen Komponenten des Netzteils arbeiteten wie erwartet. Lediglich zeigte sich die negative
Gittervorspannung für die Bassman-Endstufe aufgrund eines Entwurfsfehlers als ein wenig zu gering.
Da sich aber aufgrund der anderen Testergebnisse abzeichnete, daß es nicht zum praktischen
Einsatz des Low-Noise-Netzteils kommen wird, wurde dieser Punkt nicht mehr betrachtet.
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