Die ökonomische Rolle des Staates, 9.Vorlesung Von der direkten zur indirekten Demokratie 2 Noch einmal das Problem der Abstimmungsregel, diesmal unter Bedachtnahme auf Entscheidungskosten Einigungs kosten externe Kosten Interdepe ndenzk. 0 Optimum 100% Stimmen 3 Das Problem der Wahlstrategie, wenn die angesprochene Wählerschaft ideologisch eingeschränkt ist: Die optimale Strategie ist dann, die Position so zu wählen, dass eine zusätzliche Stimme gerade noch einer verlorenen Stimme gegenübersteht (Anthony Downs, An Economic Theory of Democracy) → „ideologische“ Positionierung im politischen Spektrum aber eingeschränkt Wählerverlust Wählergewinn → Das Problem der Koalitionsbildung → Theorie von der minimalen siegreichen Koalition 4 „Gebundene“ Listen (vgl. Die erstmalige ERFOLGREICHE Kandidatur der Grünen), Koalitionen (Ist-Zustand der österreichischen Politik), Stimmentausch („log-rolling“) Stimmentausch Partei/Nettovorteil der Alternative 1 2 3 A B -2 5 -2 -2 -3 4 5 Und noch ein interessanter Befund: Die Theorie politischer Konjunkturzyklen Variante a) Makropolitik: Dazu: Sensibilität der Wählerschaft gegenüber Veränderungen in der Arbeitslosenrate ist deutlich größer als gegenüber der Inflationsrate. Medianwähler typischer Arbeitnehmer, daher gegenüber Arbeitslosenrate sensibel. Vorbemerkung: - Verträgliche Ziele - Unabhängige Ziele - Zielkonflikte und die Auswahlfunktion 6 Das Problem der Alternativkosten für politische Entscheidungen: Beispiel „Phillips-Kurve“ Inflationsrate Soziale Auswahlfunktion Arbeitslosenrate 7 Der Konjunkturzyklus: „Konjunkturzyklen“ als Schwankungen der Veränderungen des BIP um den Trend. Zeit Trends gegeben durch „Vollbeschäftigungs-BIP“ oder „potential output“ 8 Wirtschaftliche Konjunkturzyklen: schematischer Verlauf Boom Rezession Verschiedene Theorien über die Auslösung „Psychologischer Kernprozess“ (Jöhr) Multiplikator-Akzelerator-Modell (Kahn, Keynes, Hicks) Externe Schocks Und was geschieht in einem „politischen Konjunkturzyklus“? Parteien agieren wiederwahlorientiert 9 Variante a) Die makropolitische Konsequenz: Arbeitslosenrate Inflationsrate Legislaturperiode 10 Variante b) Wählergruppenorientierung: z.B.: Zeitpunkt der Anpassung der Rentendynamik, oder auch: Großaufträge für den Hoch- und Tiefbau (Hubka und Obermann in den 80er Jahren) Theorie der Wahlkampfausgaben: Wirkungsanalyse Finanzierung aus öffentlichen Mitteln Probleme des Listenwahlrechts gegenüber dem Mehrheitssystem - Stabilität der Zusammensetzung der gesetzgebenden Körperschaften - Repräsentativität 11 Exkurs 1: Unterschied von Präferenzaggregation und Aggregation einer Urteilsfindung (der kollektiven Führung, Board of Managers usw.) → sogenanntes „doctrinal paradox“ Schlussfolgerung Mitglied 1 Mitglied 2 Mitglied 3 Entscheidungskriterium 1 2 gilt gilt nicht gilt nicht gilt gilt gilt Mehrheitsregel gilt gilt nicht gilt gilt nicht gilt nicht gilt Wichtige Anwendung auch bei Richterkollegien (Strafrecht) 12 Exkurs 2: Der Erklärungswert des Medianwählermodells bei direkter Demokratie und bei repräsentativer Demokratie (Pommerehne) Seien Aij: pro Kopf Ausgaben für Zweck i Yj: Medianeinkommen im Wahlkreis j tj: effektive Median-Steuerbelastung im Wahlkreis j nj: Stimmberechtigte (um Auswirkungen von Skaleneffekten in Agglomerationen zu erfassen) c: Konstante (Lageparameter) ά, β, γ: Elastizitäten ε: stochaistisches Irrtumsglied Die logarithmierte Schätzgleichung (Suffixe weggelassen) lnA = c + άlnY + βlnt + γln n + ε 13 Schätzungen für Volksabstimmungen in Schweizer Gemeinden (Pommerehne 1981) Gemeinden mit direkter Demokratie lnA = -12,91 + 1,27lnY – 0,72lnt – 0,65ln n, R²=0,68 (!) Gemeinden mit repräsentativer Demokratie und obligatorischem Referendum lnA = -8,80 + 0,87lnY – 0,44lnt – 0,30ln n, R²= 0,38 (!) Gemeinden ausschließlich mit repräsentativer Demokratie lnA = -4,12 + 0,44lnY -0,43lnt – 0,51ln n, R² = 0,28 (!) Bestätigt James Buchanans Forderung nach einer nichtdemokratischen Theorie der Entscheidungsfindung! 14 Exkurs 3: Die Theorie der „Radikalen“: Zusammenarbeit von Regierung und Kapital gegen die ArbeitnehmerInnen (Kalecki, Boddy und Crotty) Die Konfliktfähigkeit der Arbeitnehmer ist umso größer, je besser und gesicherter die Beschäftigungslage ist. Das ist gegen die Interessen des Kapitals, weswegen es von Zeit zu Zeit keinen Einwand dagegen erhebt, dass Regierungen auf Krisensymptome nicht sofort reagieren 15 Parteien, Interessenverbände, Rentenstreben und Lobbying Positive und problematische Gesichtspunkte der Gesetzwerdung unter Beteiligung von Interessenvertretungen Theorie des Rentenstrebens Monopol lösung Wettbe werbs lösung Zusatzprofit 16 Anwendung der Theorie des Rentenstrebens auf Gesetzesänderungen Nachfrage, wenn Gesetz besser abgesichert G Nachfrage, wenn Gesetz nur 1 Legislaturperiode hält A F H Grenzkosten 2 B Grenzkosten 1 C ABC: Benefizien, wenn Gesetz nur schwach abgesichert (z.B. Stimmenmehrheit in der gegenwärtigen Legislaturperiode) FGH: Benefizien, wenn es geling – mit höheren Kosten, nämlich Grenzkosten 2 – das Gesetz besser abzusichern 17 Theorie der Interessengruppe: Verwendung politischer Mittel zur Veränderung der Marktbedingungen Warum formieren sich Interessengruppen bzw. Verbände? Wie formieren sie sich? → Die Diskussion von „Zwangsverbänden“, z.B. Kammern, die auf Grund von Gesetzen eingerichtet sind und von Verbänden, die auf freiwilliger Mitgliedschaft beruhen In beiden Fällen werden kollektive Güter hervorgebracht (erfolgreiche Vertretung von Interessen wird auch für NichtMitglieder effektiv); während im ersten Fall deren Finanzierung gesichert ist, werden im zweiten Fall zusätzlich private Leistungen angeboten, die als „Köder“ dienen 18 Struktur der Verbände und die Politik der Verbandsleitung, sich auf eine Mehrheit stützen zu können; dieses bedeutet verbandsintern Stützung auf…die Medianmitglieder, was manchmal zu „verzerrten“ Maßnahmen führen kann, z.B. Streben nach Vorteilen für die schwächeren aber die Mehrheit bildenden Mitglieder (kleine Staatsangestellte, Kleingewerbe usw.) Sonderrolle von Gewerkschaften? Die Durchsetzungsfähigkeit der Interessengruppen in kollektiven Entscheidungsprozeß Beispielsfall: Untersuchungen für die Schweiz Beispiele Die Zulassung von Taxis (Studie von Peter Lewisch) Die Verhinderung einer Gesetzesnovelle