Otto-Friedrich-Universität Bamberg

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Otto-Friedrich-Universität Bamberg
Lehrstuhl für Deutsche Sprachwissenschaft
Hornthalstr. 2, D-96047 Bamberg
Tel.: 0951/863-2200
Sekr.: 0951/863-2201
[email protected]
Prof. Dr. Thomas Becker
Einführungsseminar Gegenwartssprache: Kremer/Morcinek/Becker
SS 2007
LITERATURHINWEISE
Bibliographien
OPAC, MLA-Bibliographie, Bibliographie der Deutschen Sprach- und Literaturwissenschaft auf CDROM etc. (Im Bamberger Uninetz: http://www.uni-bamberg.de/service_einrichtungen/unibib/)
Service-Einrichtungen des Instituts für Deutsche Sprache (IDS): http://www.ids-mannheim.de/service/
Bibliographie Linguistique. Utrecht/Antwerpen 1949ff. (http://www0.kb.nl/blonline/)
Schaeder, Burkhard. 2005. Studienbibliographie Germanistische Linguistik. Frankfurt am Main: Peter
Lang.
Terminologische Lexika
*
Glück, Helmut. (Hg.). 2005. Metzler Lexikon Sprache. 3. Auflage. Stuttgart: Metzler. [2. Auflage auch
als CD]
Bußmann, Hadumod. 2002. Lexikon der Sprachwissenschaft. 3. Auflage. Stuttgart: Kröner.
Bußmann, Hadumod. 1996. Routledge dictionary of language and linguistics. London: Routledge.
Brown, Keith. (Hg.). 2006. The encyclopedia of language and linguistics. 2. Auflage. 14 Bde. Oxford:
Pergamon Press.
Bright, William. (Hg.). 1992. International encyclopedia of linguistics. 4 Bde. Oxford: Oxford University
Press.
Allgemeiner Überblick
Crystal, David. 1993. Die Cambridge Enzyklopädie der Sprache. Übers. u. Bearb. der deutschen Ausgabe
von Stefan Röhrich, Ariane Böckler u. Manfred Jensen. Frankfurt a.M.: Campus (engl. Orig. 1987).
Linke, Angelika/Nussbaumer, Markus/Portmann, Paul R. 2004. Studienbuch Linguistik mit Studien-CD
Linguistik. 5. Auflage, ergänzt um ein Kapitel "Phonetik / Phonologie" von Urs Willi. Tübingen:
Niemeyer.
Intemann, Frauke/Handke, Jürgen. 2000. Die interaktive Einführung in die Linguistik, Hybrid-Version
2.0. München: Hueber.
Stocker, Christa/Macher, Daniela/Studler, Rebecca/Bubenhofer, Noah/Crvelin, Daniel/Lininger,
Reto/Volk, Martin. 2004. Studien-CD Linguistik. Tübingen: Niemeyer.
Handbücher der Sprach- und Kommunikationswissenschaft:
http://www.degruyter.de/rs/ser_e.cfm?rc=16647&id=SER-M1-WDG-HSK-B-16647
Internetkurs: http://luna.lili.uni-bielefeld.de/babelon/
*
Zur Anschaffung empfohlen
1
Internetressourcen: http://www.erlangerliste.de/ressourc/liste.html [Sprachwissenschaft etwas versteckt,
weitere Links dort]
Wörterbücher des Deutschen
*DUDEN. Deutsches Universalwörterbuch. 5. Auflage. Mannheim 2003: Bibliographisches Institut.
[Auch als CD]
Duden. Das große Wörterbuch der deutschen Sprache in zehn Bänden. 3. vollständig neubearb. Auflage
1999, hg. vom Wissenschaftlichen Rat und den Mitarbeitern der Dudenredaktion unter der Leitung
von Günther Drosdowski. Mannheim: Dudenverlag.[Auch als CD]
Grimm, Jacob und Wilhelm. Deutsches Wörterbuch. 16 Bde. Leipzig 1854-1960. Quellenverzeichnis
1971. Nachdruck München 1984: dtv. [Neubearbeitung seit 1965; alte Version als CD:
http://www.zweitausendeins.de/jmp.cfm?dsplnr=1200, und im Netz: http://www.dwb.unitrier.de/index.html].
Paul, Hermann. 2002. Deutsches Wörterbuch. 10. Auflage von Helmut Henne und Georg Objartel unter
Mitarbeit von Heidrun Kämper-Jensen. Tübingen: Niemeyer. [Auch als CD]
Dornseiff, Franz. 2003. Der deutsche Wortschatz nach Sachgruppen. 8. Auflage hg. v. Uwe v. Quasthoff.
Berlin: de Gruyter. [Auch als CD]
Duden Oxford Bildwörterbuch. Deutsch und Englisch. Herausgegeben von der Duden-Redaktion
Mannheim. 2. Auflage 1994. Bibliographisches Institut.
Küpper, Heinz. 1955-1967. Wörterbuch der deutschen Umgangssprache. 5 Bde. Hamburg. Neuste
Version: 1 Bd. Stuttgart 1987: Klett. [Kurzversion auch als CD]
Kluge, Friedrich. 2002. Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache. 24. Auflage bearbeitet von
Elmar Seebold. Berlin: de Gruyter. [Auch als CD]
Pfeifer, Wolfgang et al. 1989. Etymologisches Wörterbuch des Deutschen. Erarbeitet von einem
Autorenkollektiv des Zentralinstituts für Sprachwissenschaft an der Akademie der Wissenschaften
der DDR unter der Leitung von Wolfgang Pfeifer. Berlin: Akademie-Verlag.
Schumacher, Helmut/Kubczak, Jacqueline/Schmidt, Renate/DeRuiter, Vera (Hgg.). 2004. VALBU Valenzwörterbuch deutscher Verben. Tübingen: Narr.
Zu Wörterbüchern:
Hausmann, Franz Josef/Reichmann, Oskar/Wiegand, Herbert Ernst/Zgusta, Ladislav. (Hgg.). 1989-1991.
Wörterbücher. Ein internationales Handbuch zur Lexikologie. Drei Teilbände. Berlin: de Gruyter.
Grammatiken des Deutschen, Lehrbücher zur grammatischen Analyse, Handbücher
*Eisenberg, Peter. 2004. Grundriß der deutschen Grammatik. 2. Auflage. 2 Bde. Bd. 1: Das Wort. Bd. 2:
Der Satz. Stuttgart: Metzler.
*Duden. Grammatik der deutschen Gegenwartssprache. 7. neubearb. Auflage 2005. Hrsg. von der
Dudenredaktion. Mannheim: Dudenverlag.
*Pittner, Karin/Berman, Judith. 2006. Deutsche Syntax: ein Arbeitsbuch. 2. Auflage. Tübingen: Narr.
Helbig, Gerhard/Buscha, Joachim. 2000. Deutsche Grammatik. Ein Handbuch für den
Ausländerunterricht. München: Langenscheidt.
Engel, Ulrich. 2004. Deutsche Grammatik: Neubearbeitung. München: Judicium.
2
Weinrich, Harald. 2005. Textgrammatik der deutschen Sprache. Dritte, revidierte Auflage. Hildesheim:
Olms (Lizenzausgabe Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft.)
Eroms, Hans-Werner. 2000. Syntax der deutschen Sprache. Berlin: de Gruyter.
Jacobs, Joachim/Stechow, Arnim von/Sternefeldt, Wolfgang/Vennemann, Theo (Hgg.). 1993/95. Syntax.
Ein internationales Handbuch zeitgenössischer Forschung. Berlin: de Gruyter.
Für manche vielleicht nützlich:
Heister, Werner. 2007 Studieren mit Erfolg. Stuttgart: Schäffer-Poeschel.
Zu den einzelnen Teilgebieten (s. auch Literaturlisten der entsprechenden Vorlesungen):
Phonetik/Phonologie/Orthographie
*Duden-Grammatik, Eisenberg 2004
*Duden: Das Aussprachewörterbuch. Wörterbuch der deutschen Standardaussprache. 6. Auflage 2005.
Bearbeitet von Max Mangold in Zusammenarbeit mit der Dudenredaktion Mannheim:
Bibliographisches Institut. (=Duden Band 6).
Meinhold , Gottfried/Stock, Eberhard. 1980. Phonologie der deutschen Gegenwartssprache. Leipzig:
VEB Bibliographisches Institut.
Pétursson, Magnús/Neppert, Joachim. 1996. Elementarbuch der Phonetik. 2., durchgesehene und
erweiterte Auflage. Hamburg: Buske.
Nerius, Dieter (Hg.). 2000. Duden – Deutsche Orthographie. 3. Auflage. Mannheim: Bibliographisches
Institut.
Morphologie
*Duden-Grammatik, Eisenberg 2004
Donalies, Elke. 2005. DieWortbildung des Deutschen. Ein Überblick. 2. Auflage. Tübingen: Narr.
Motsch, Wolfgang. 2004. Deutsche Wortbildung in Grundzügen. 2. Auflage. Berlin: de Gruyter.
Fleischer, Wolfgang./Barz, Irmhild. 1995. Wortbildung der deutschen Gegenwartssprache. Unter
Mitarbeit von Marianne Schröder. 2. Auflage. Tübingen: Niemeyer.
Römer, Christine. 2006. Morphologie der deutschen Sprache. Tübingen: Francke (UTB).
Haspelmath, Martin. 2002. Understanding morphology. London: Hodder Arnold.
Syntax
Eisenberg 2004.
*Pittner, Karin/Berman, Judith. 2004. Deutsche Syntax: ein Arbeitsbuch. Tübingen: Narr.
Burger, Harald. 2003. Phraseologie: eine Einführung am Beispiel des Deutschen. 2. Auflage. Berlin:
Erich Schmidt.
Online-Grammatik mit terminologischem Wörterbuch etc.: (http://hypermedia.idsmannheim.de/programm/)
3
BESCHREIBUNGSEBENEN DER GRAMMATIK
Dieser
Satz
Dieser
ist
falsch
Satz
ist
Satz
falsch
Bedeutung
Wort
Dies-
-er
Morphem (Stamm, Suffix)
die
ser
Silbe
i
s
t
Phonem (Sprachlaut)
Syntax
Morphologie
keine
Bedeutung
Phonologie
PHONETIK, PHONOLOGIE UND GRAPHEMATIK
Phonetik: Beschreibung der lautlichen Seite sprachlicher Äußerungen mit naturwissenschaftlichen
Methoden, ohne Berücksichtigung des Sprachsystems. Unter dem Gesichtspunkt
• der Produktion durch den Sprecher: artikulatorische Phonetik
•
•
der physikalischen Eigenschaften des Schalls: akustische Phonetik
der Wahrnehmung durch den Hörer: auditive Phonetik
Phonologie: Beschreibung der lautlichen Seite sprachlicher Äußerungen in ihrer Funktion im
Sprachsystem (Bedeutungsunterscheidung, Vorkommen und Kombinierbarkeit der Laute)
Phonologische Teildisziplinen:
(1)
Wortphonologie: Regularitäten der lautlichen Struktur von Wörtern.
(2)
Satzphonologie:
a) Intonatorik: Tonhöhenverlauf, Satzakzent, Pausenstrukturen
Fritz kommt. vs. Fritz kommt?
b) Sandhi-Lehre: Lautliche Veränderungen, die bei der Zusammenfügung
der Wörter zu komplexen Ausdrücken auftreten.
Ì
Frz. nous regardons vs. nous allons
Arab.
'Es schrieb
der
Kalif
einen Brief
an
den
Freund'
katab
kataba
al
l
chalīfah
chalīfatu
risālah
risālatan
lī
li
al
s
sadīq
sadīq
c) Realisationsphonologie:
Lautliche Veränderungen durch Sprachstil, Sprechtempo etc.
haben - habn - habm – ham
4
Übung Lautung und Schreibung:
1. Welche Laute werden in den Wörtern des Übungstextes durch eine Folge von Buchstaben
dargestellt?
2. Welche Buchstaben stehen für eine Folge von 2 Lauten?
3. Welche weiteren Möglichkeiten gibt es, den Vokal in Lid (More, Wal) zu schreiben?
4. Wie kann v (s, sch) ausgesprochen werden?
5. Wie kann der erste Konsonant in Kuh (Schuh, Vase) geschrieben werden, wie der letzte ich mich?
6. Wo liegt der lautliche Unterschied zwischen Wall und Wal?
7. Warum werden die Homophone Lider/Lieder/Leader (Rat/Rad, hält/Held) unterschiedlich
geschrieben?
8. Welche Funktionen erfüllt der Buchstabe h in der Schreibung des Deutschen?
9. Wie wird der Buchstabe r in den folgenden Wörtern ausgesprochen: Reise, Bier, wirr, wirre.
Untersuchen Sie weitere Beispiele. Gibt es eine Regel für die Variation?
10. Warum gibt es Doppelschreibung von a (Maat), aber nicht von i, u, ä, ö, ü, ß, w, ch, sch, ng?
Übungstext (aus DIE ZEIT):
Die Hannoveraner sprechen das reinste Deutsch
1 Angeblich sprechen die Hannoveraner das reinste - sprich dialektfreieste - Deutsch und kommen
2 dem Hochdeutschen am nächsten. Stimmt's? (Max Lückermann, Darmstadt)
3 Stimmt. Allerdings nicht "von Natur aus" - sie haben es sich mühsam vor etwa 200 Jahren
4 antrainiert.
5
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7
8
Das, was wir heute als Hochdeutsch bezeichnen, ist nämlich eine Kunstsprache, die aus keinem
der deutschen Dialekte hervorgegangen ist, erzählt Herbert Blume, Sprachwissenschaftler an der
TU Braunschweig. Hochdeutsch ist nichts weiter als der Versuch, das seit dem späten Mittelalter
einigermaßen vereinheitlichte geschriebene Deutsch auszusprechen.
9
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11
12
13
Noch bis Ende des 18. Jahrhunderts galt das "Meißnische" als das Nonplusultra der deutschen
Hochsprache, was vor allem auf die literarische Blüte Sachsens zurückzuführen ist. Aber
irgendwann merkte das Bürgertum in den großen Städten, dass die Sachsen doch ihre
phonetischen Schwierigkeiten hatten, vor allem bei der Differenzierung zwischen b und p, g und
k, d und t. Der imagemäßige Abstieg des sächsischen Dialekts begann.
14
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Und es stellte sich heraus, dass das Plattdeutsche der Niedersachsen (deren kulturelles Zentrum
damals noch Braunschweig war und nicht Hannover) über den besten Vorrat an Lauten verfügte,
um das Schriftdeutsch wiederzugeben. In den norddeutschen Städten schaffte es das neue
Hochdeutsch schnell, den Dialekt fast völlig zu verdrängen. Um 1790 riet schließlich der
Schriftstellers Karl Philipp Moritz den Berliner Damen, denen er das feine Sprechen beibringen
sollte, sich die Braunschweiger und Hannoveraner zum Vorbild zu nehmen.
20 So ganz perfekt sind aber auch die Niedersachsen nicht: Wenn sie "Fluch" sagen, kann durchaus
21 der "Pflug" gemeint sein. (Christoph Drösser)
5
Artikulatorische Phonetik:
Die Sprechwerkzeuge, Sagittalschnitt (Duden Aussprachewörterbuch S. 25f.)
Die Artikulation der Konsonanten
Artikulationsstellen
bilabial
mit beiden Lippen (Labia)
gebildet
palatal
am harten Gaumen (Palatum)
labiodental
mit der Unterlippe und den
oberen Schneidezähnen (Dentes)
velar
am weichen Gaumen
(Velum, Gaumensegel)
alveolar
hinter den oberen Schneidezähnen (Alveolen)
uvular
am Zäpfchen (Uvula)
alveopalatal
zwischen Alveolen und dem
harten Gaumen
glottal
an den Stimmlippen (Glottis)
Artikulationsarten
Stimmton
Plosiv
Sprengung eines Verschlusses
stimmhaft
mit Vibration der Stimmbänder
Frikativ
Engebildung, wobei ein
Reibegeräusch erzeugt wird
stimmlos
ohne Vibration der Stimmbänder
Nasal
oraler Verschluß, wobei die Luft
den Nasenraum passiert
aspiriert
mit verzögertem
Stimmtoneinsatz
Vibrant
Vibration eines Artikulators
Lateral
Luftstrom passiert die Zunge
seitlich
fortis
mit starker Muskelspannung
Affrikata
Sprengung eines Verschlusses
mit Reibegeräusch
lenis
mit schwacher Muskelspannung
Muskelspannung
6
Beispiele für IPA-Zeichen:
Bier
b
Papst
ph, p
dir
d
Sache
was
Genie
z
s
Z
Hast
Last
muß
h
l
m
Tatze
Gier
th, t
g
Schach
Jahr
S
j
Nuß
Ring
n
N
Koks
Ver'ein
wach
kh, k
/
v
dich
Dach
Dach
ç
X
x
Ring
Ring
Ring
r (alveolarer Vibrant)
{ (uvularer Vibrant)
“ (uvularer Frikativ)
Fach
f
Die phonologischen Merkmale der Konsonanten
Obstruenten
Sonoranten
(stl./sth.)
Plosiv
Frikativ
Nasal
labial
p/b
f/v
m
alveolar
t/d
s/z
n
l
(r)
(ç)/(j)
(palatal)
k/g
x
N
(χ)/(“)
uvular
glottal
Vibrant
S/(Z)
alveopalatal
velar
Lateral
(/)
{
h
Anmerkungen:
Standardwerte: Obstruenten sind stimmlos (stimmhafte rechts vom Schrägstrich), Sonoranten stimmhaft.
Die labialen Frikative [f/v] sind zu labiodentalen "verstärkt". Der Frikativ [j] ist verstärktes [i].
Alveopalatales [S] ist aus sk entstanden; die sth. Entsprechung [Z] kommt nur in Fremdwörtern vor.
Palatales [C] und uvulare [X] sind Allophone von velarem [x].
Die uvularen r-Laute sind aus dem alveolaren [r] entstanden und sind jetzt die häufigste Variante.
Die glottalen Laute sind Sonderfälle: sie kontrastieren nur untereinander und ihr Vorkommen ist stark
beschränkt. Weitere Lautschriftzeichen: Bußmann 2002: 40f., Pullum/Ladusaw (Phonetic symbol guide,
Chicago 1986), IPA-Homepage: www.arts.gla.ac.uk/IPA/ipa.html
7
Die Vokale der deutschen Standardsprache
gespannte lang
gespannte kurz
i˘
Dieb
i
Minister
e˘
Beet
e
Methan
ä˘
Mädchen
ä
Phänomen
y˘
müde
y
Physik
O˘
schön
O
Ökonomie
A˘
Rat
A
banal
u˘
gut
u
Butan
o˘
los
o
solange
Reduzierte Vokale
Schwa:
´ Kutte
Diphthonge
aIª
Eis
ungespannte kurz
I
Minister
E
Bett
Y
ø
a
U
ç
Hürde
Götter
hat
und
Schloß
r-haltiges Schwa:
å Kutter
aU9
çY9
Haus
Häuser
Die phonologischen Merkmale der Vokale:
gespannt
ungespannt
reduziert
ungespannt
gespannt
(nicht rund/
rund)
u
i/y
U
I/Y
geschlossen
(hoch)
o
e/O
E/ø
´
ç
å
a
mittel
ä
vorn
zentral
A
hinten
Standardwerte: 1. hintere Vokale sind rund; 2. offene Vokale sind nicht rund (2>1).
8
offen
(tief)
Sprechwerkzeuge mit Vokalviereck im Mundraum:
Vokalviereck:
i,y z
zu
I,Y
z
zU
z@
e,ø z
z E,9
zo
zO
z6
za
äz
zA
Übung Vokale/Konsonanten:
1. Transkribieren Sie: Fisch, Fleisch, Haus, Häuser, Reise, Tor, wirr, Zeitung, Wasser, Garage,
Beamter, Buch, Bücher, verursachen, wachsen.
2. Geben Sie a) die geschlossenen Vokale, b) die Nasale der Standardsprache in Lautschrift an, und
beschreiben Sie die Laute durch Angabe ihrer phonologischen Merkmale.
3. Beschreiben Sie, wie ein Frikativ artikuliert wird.
4. Unter welchen Bedingungen erscheint der dem ch entsprechende deutsche Sprachlaut als AchLaut ([x] oder [χ]), unter welchen als Ich-Laut ([ç])?
Silbenstruktur
"." steht für Silbengrenze
erste Silbe
S
r
Anfangsrand
zweite Silbe
a
U9
Nukleus
Endrand
.
b m`
AR
N
9
" 9" steht unter einem
Vokal, der nicht Nukleus
ist
" `" steht unter einem
ER
Konsonanten, der
Nukleus ist
erste Silbe
h a
& å
m
zweite Silbe
Gelenk: Sprachlaut, der zu zwei Silben gehört
("ambisyllabisch")
"˙" steht über einem Sprachlaut, der Gelenk ist.
Der Anfangsrand heißt auch Kopf, der Endrand Koda.
Übung Silbenstruktur:
(1)
Betrachten Sie die folgenden Daten:
a) Bild /t/ - Bilder /d/, Tag /k/ - Tage /g/, Gas /s/ - Gase /z/, brav /f/ - brave /v/
b) Endzeit /t/, endlich /t/
c) Jagd /kt/, Jagden /kd/, jagen /g/
d) Ebbe /b/, Kladde /d/
Formulieren Sie die Regel der "Auslautverhärtung" als Vorkommensbeschränkung: welche
Laute kommen nur in welchen Positionen im Wort vor?
(2)
(3)
Finden Sie jeweils einen Konsonanten, der
•
im Kopf einer Silbe stehen muß
•
in der Koda einer Silbe stehen muß
•
nicht in der Koda einer Silbe stehen kann.
Warum wird der Konsonantenbuchstabe in alle, Bälle, raffen, Watte verdoppelt?
Warum wird der Konsonantenbuchstabe in Ball, Watt, Riff verdoppelt?
Warum wird der Konsonantenbuchstabe in ballt, rafft, kloppt verdoppelt?
Warum wird der Konsonantenbuchstabe in das, was, ist, kalt nicht verdoppelt?
Warum wird der Konsonantenbuchstabe in Bus, Verhältnis, Freundin nicht verdoppelt?
Warum wird der Konsonantenbuchstabe in Königinnen, Verhältnisse, Freundinnen verdoppelt?
10
MORPHOLOGIE
Morphologische Bildungstypen: Flexion - Derivation - Komposition
(des) Untersuchungsgegenstands
Wortform , Wort
UntersuchungsgegenstandWortstam m
Flexion:
Wortform bild ung, Affixe m it
syntaktischer Bed eutung
('Genitiv')
-s
Affix
Komposition: beid e
Teile sind Wortstäm m e
UntersuchungWortstam m
UntersuchWortstam m
-sFugenelem ent
-ung
Affix
Gegenstand
Wortstam m
D erivation: Affixe m it
lexikalischer Bed eutung
Kriterien zur Abgrenzung von Derivation und Flexion:
(a) Derivation kann die Wortart verändern
(b) Flexion ist in höherem Maße bedeutungsfunktional
(c) Flexion ist produktiver
(d) Derivationsaffixe stehen innerhalb von Flexionsaffixen
(e) Derivative können durch monomorphematische Formen ersetzt werden
(f) Flexionsendungen bilden eine geschlossene Klasse
(g) Flexion bezieht sich auf die Syntax
(h) Flexion ist systematisch: festes System von Kategorien, für jede Kategorie eine Form
Übung Flexion/Derivation:
(1)
Ist die Steigerung der Adjektiva im Deutschen zur Derivation oder zur Flexion zu rechnen?
(2)
Welchen Bildungstyp weisen die folgenden Wörter auf: Schreibung, Schreibmaterial,
Schreibzeug, Schrift, beschreiben, abschreiben, geschrieben.
11
Komposition
Determinativkomposita (Kompositum AB: A: Bestimmungswort, B: Grundwort)
[N+N]N
Haustür, Haustürschlüsseletui
[A+N]N
Rotlicht, Höchstpreis, Höherentwicklung, Mehrzahl, Gebrauchtwagen,
Lebendgewicht, Fünfkampf, Zweitwagen, Fertiggericht, Nominalkomposition
[Adv+N]N
Jetzt-Zeit, Nur-Hausfrau, Außenwand
[V+N]N
Schlafzimmer, Tiefkühlfach, Registrierkasse
[P+N]N
Nachsommer, Zwischeneiszeit, Mitbürger, Vorstadt, Vormittag
[N+A]A
hilfsbedürftig, wasserlebend, sturmzerfetzt
[V+A]A
treffsicher, lerneifrig, fernsehmüde
[A+A]A
hellblau, naßkalt
[P+A]A
überreif, übergroß, unterdurchschnittlich
[N+V]V
zweifelhaft: maschineschreiben, achtgeben, teilnehmen; wehklagen, wetteifern,
notlanden, gewährleisten, wetterleuchten
Verbale Komposita (zweifelhaft):
[A+V]V
stillsitzen, übrigbleiben; blankbohnern, trockenlegen; falschspielen, schieflaufen
[P+V]V
überschreiten, unterschreiben, hinterlassen, durchdringen (determinativ?)
[V+V]V
drehbohren, mähdreschen, preßschweißen (determinativ?)
Welche strukturelle Beschränkung gilt für die genannten Determinativkomposita [A+B]C?
Was ist die "Wortbildungsbedeutung" der Determinativkomposita?
Welche Typen sind besonders produktiv, welche besonders wenig produktiv?
Kopulativkomposita
Österreich-Ungarn, Elsaß-Lothringen, Nordost, Nordnordost, englisch-deutsch, schwarz-weiß, cremigzart, schwarz-rot-gold
Welche Eigenschaften unterscheiden Kopulativkomposita von Determinativkomposita?
Zweifelsfälle:
a) Appositionelle Komposita
Dichterkomponist, Fürstbischof, Strichpunkt, Hemdhose, naßkalt, taubstumm
Sind appositionelle Komposita Determinativkomposita, Kopulativkomposita oder ein eigener Typ?
12
b) Possessivkomposita
Kahlkopf, Lästermaul, Milchgesicht, Rotschopf, Rothaut, Spatzenhirn, Langbein, Rotkehlchen, Eierkopf;
barfuß, barhaupt
Welche Kopfeigenschaften haben die rechten Konstituenten von Possessivkomposita und welche nicht?
Sind Possessivkomposita synekdochisch verwendete Determinativkomposita? Welche Besonderheiten
weisen Dreizack, Dreieck und Dreikant auf?
c) Zusammenbildungen
Sonnenanbeter, Herzensbrecher, Grablegung, Gesetzgebung, Dickhäuter;
Altweibersommer, Mehrparteiensystem, Allradantrieb, Boden-Luft-Rakete, Dreiwegekatalysator,
Fünfjahresplan, Heiliggeistkirche
d) Zusammenrückungen
Handvoll, anstatt, infolge, vorderhand, infolgedessen, keineswegs, außerdem, die Langeweile/der
Langenweile, dahin, wogegen, bergauf, sitzenbleiben, kennenlernen, infrage
e) Steigerungsbildungen
klapperdürr, bettelarm, tropfnaß, Mordsgeschrei, Mordsangst, Mordsarbeit, Mordsgaudi, stockbesoffen
Fugenelemente
Dampfmaschine (kein Fugenelement), Antrittsrede, Jahreszeit, Affenart, Bilderbuch, Männerchor,
Töchterschule, Tagebuch, Gästebuch, lieblos, konzeptionslos; Zweifelsfall: eigentlich
Welche Besonderheiten weisen die folgenden Komposita auf: Gebirgszug, Schulkind,
Kalbfleisch/Kalbsleber/Kälbermagen, Landmann/Landsmann, Parteiengruppe/ Parteigruppe,
Gärtnerfrau/Gärtnersfrau, Frauensperson, Gänsebraten, Sonnenschein, Sternenhimmel,
Anwaltskammer, Freundeskreis, staatsgefährdend, standesgemäß, Liebesbrief, Hahnenschrei, Mauseloch
Übung Komposition:
(1)
Welche Besonderheiten weisen die folgenden Gruppen von komplexen Wörtern auf:
(a) überkalken, überdachen, unterkellern,
(b) Pflanzenwerk, Schuhwerk, Flechtwerk
Schreibzeug, Fahrzeug, Feuerzeug
hoffnungslos, atemlos, arbeitslos
Hauptstadt, Hauptfach, Hauptgebäude, Hauptbahnhof
Hochbarock, Hochblüte, Hochdruck, Hochkultur
(hochelegant, hochbeglückt, hochbedeutsam, hochinteressant)
(c) Mecklenburg-Schwerin, Sachsen-Weimar, Hessen-Kassel, Frankfurt-Main, München-Nord,
Autobahnauffahrt-Nord, Basel-Stadt, Müller-Freising, Whisky
pur, Pizza Margherita
(d) Kann-Bestimmung, Soll-Bestimmung, Ist-Betrag, Muß-Heirat
(e) Himbeere, Brombeere, Nachtigall, Bräutigam
(f) Thermostat, Idiolekt, Ethnologie
(g) Stiefmutter, Stiefvater, Schwiegermutter, zimperlich
(2)
Kommen in Komposita Artikel, Konjunktionen oder Pronomina vor?
13
Derivation
Welche Struktur paßt besser zu dem usuellen (üblichen) Wort untätig:
Adj.
(1a)
Adj.
Präf.
un-
Adj.
(1b) Nicht:
N
N
Tat
Adj.
Adj.
Präf.
N
-ig
un-
Tat
Was unterscheidet Präfixbildungen von Suffixbildungen?
a) besprechen, verstreichen, zerbrechen, durchwandern, unschön, antideutsch, Urwelt
b) Schönheit, Lehrer, Grabung, Marxist, erklärbar, witzig, Witzbold
Was ist an folgenden Ableitungen problematisch:
a) Fall/fallen, Pflege/pflegen, Essen/essen, Schlaf/schlafen
b) Grube, Bruch, Trank, Griff, Klang, Schwund, Schub
c) bausparen, notlanden, generalüberholt, Feinsinn, rückbilden, Unsympath
d) ein-/auspacken, ein-/ausklammern, Hausmann, Tiefstapler, Ausspruch, Entnahme
e) bedachen, begrünen, enteisen
Was unterscheidet die folgenden Gruppen von Verben:
a) verschreiben, beschreiben, entsprechen, zerbrechen
b) durchwandern, unterschreiben, übergehen, untergraben
c) einpacken, auspacken, abschreiben, untermischen, durchlassen
Manche der folgenden Bildungen sind akzeptabel, andere nicht – warum?
sprechen
trinken
sehen
kommen
besprechen
belohnen
erwarten
senden
Spruch
Trunk (, Trank)
(Sicht)
(-kunft)
(-sand)
?
Sprechung
Trinkung
?
Sehung
?
Kommung
Besprechung
Belohnung
Erwartung
Sendung
das Sprechen
das Trinken
das Sehen
das Kommen
das Besprechen
das Belohnen
das Erwarten
das Senden
?
14
-ig
Flexion (grammatische Kategorien):
Verbflexion (Konjugation):
•
Person: 1./2./3. Person
•
Numerus: Singular/Plural
•
Modus: Indikativ; Konjunktiv Präsens (er komme), Konjunktiv Perfekt (sei gekommen),
Konjunktiv Präteritum (er käme), Konjunktiv Plusquamperfekt (wäre gekommen); Imperativ
•
Tempus: Präsens, Präteritum (kam), Futur (wird kommen), Perfektfutur (Futur II, wird gekommen
sein), Perfekt (ist gekommen), Plusquamperfekt (war gekommen)
•
Genus verbi: Aktiv/Passiv; Vorgangs-/Zustandspassiv (wird/ist geschlagen), unpersönliches Passiv
(ihm wird geholfen), Dativ-Passiv (er bekommt die Haare geschnitten)
•
Infinite Verbformen: Partizip Präsens (Partizip I, kommend) Partizip Perfekt (Partizip II; gekommen),
Infinitiv Präsens (kommen), Infinitiv Perfekt (gekommen sein).
Substantivflexion (Deklination):
•
Kasus: Nominativ/Genitiv/Dativ/Akkusativ
•
Numerus: Singular/Plural
("inhärente Flexion", freie Wahl; beim Verb/Adj.: "kontextuelle Flexion", Kongruenz)
(• Genus: maskulin/feminin/neutral)
Adjektivflexion (Deklination):
•
Kasus: Nominativ/Genitiv/Dativ/Akkusativ
•
Numerus: Singular/Plural
•
Genus: maskulin/feminin/neutral
•
stark/schwach/gemischt:
•
stark
schwach
gemischt
alter Mann
der alte Mann
ein alter Mann
altem Manne
dem alten Manne
einem alten Manne
Komparationsgrad: Positiv/Komparativ/Superlativ
Übung Flexion:
(1)
Bestimmen Sie die folgenden Flexionsformen:
kommt, kommst, gekommen, kommend, kam, käme, kämst, komm, er komme, er kennte, Kinder,
Kindern, alte [Männer], alter [Männer], [der] alten [Männer], [den] kleinen [Kindern], [den]
kleineren [Kindern], kleinsten [Kindern].
(2)
Bilden sie vom Verb sterben
a) die 2. Person Singular Indikativ Präteritum
b) die 3. Person Singular Konjunktiv Präsens
c) die 2. Person Plural Indikativ Futur
d) die 3. Person Singular Konjunktiv Präteritum
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(3)
Bestimmen Sie die Form der Verben in den folgenden Sätzen: Kommt her! – Er hat gesagt, er
komme gern. – Er wird ihn mit nach Hause genommen haben.
(4)
Bilden Sie die 3. Pers. Sing. des Konj. Präteritum von singen, sein und brennen.
Morphologische Mittel
(1)
AFFIGIERUNG (Affix)
a) Suffigierung:
spiel-te, grün-lich
b) Präfigierung:
Un-glück, Ur-mensch
c) Zirkumfigierung: ge-arbeit-et, un-glaub-lich, Ge-sing-e, gehässig, beruhigen
weder (Gesing)e noch Ge(singe)
d) Infigierung:
Quileute (Washington, USA): kejuta˘d 'Pferd' ke-tsi-juta˘d 'Pferde'
Lat. tango 'ich berühre' tetigi (perf.) tactum (Part.Perf.) tactilis 'berührbar'
tactio, tactus 'Berührung' altlat. tago 'ich berühre'
Dt. jung, Jugend (im Deutschen keine synchron produktive Infigierung)
(2)
KONVERSION
"Nullaffigierung": Hummer Singular, Hummer Plural; Fall/fall(en)
(3)
MUTATION
a) Segmentwechsel:
Vokalwechsel: Umlaut: Mutter/Mütter, trage/trägst
Ablaut: sprechen/sprach/Spruch
Hebung: gebe/gibst, Berg/Gebirge
Konsonantenwechsel: Im Dt. nicht morphologisch, aber Reste:
s - r : war - gewesen, verlieren – Verlust, d - t : schneiden - geschnitten
f –b dürfen – darben, h – g, ziehen – gezogen.
("grammatischer Wechsel")
Englisch:
bath/bathe, wreath/wreathe, house/house, grief/grieve, belief/believe, half/halve
In den dt. Mundarten, z.B. oberhess.:
Sing.
Pl.
Strank
Sträng
'Strang'
Bärk
Bärj
'Berg'
Doak
Doah
'Tag'
Schuck
Schuh
'Schuh'
b) Akzentwechsel:
Engl.:
cónvict - convíct
tránsport - transpórt
'Verurteilter'-'verurteilen'
'Transport'-'transportieren'
Dt. (zusammen mit Affixen): Dóktor – Doktóren, Aristóteles - aristotélisch
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Schema für eine morphologische Analyse
(A)
(B)
Flexionsform bestimmen (incl. lautliche Analyse wie unter C. 2, s. u.)
Ableitungsstruktur ermitteln (Rück-, Ersetzungsbildungen beachten), z. B.:
Untersuchungsrichterin
{
Untersuchung
Richterin
|
~
untersuch(en)
Richter
}

richt(en)
unter
such(en)
€
Recht
Dabei Ambiguitäten beachten:
Untersuchungsrichterin
{
Untersuchungsrichter
|
Untersuchung
C)
Richter
Für jeden Ableitungsschritt (hier für Schritt 5, Richter  richt(en)):
(1) Wortbildungstyp, (bei Komposition Kompositionstyp): Derivation;
(2) Analyse der Ausdrucksseite (Akzent; bei Komposition: Fugenelement, bei Derivation/Flexion:
morphologische Mittel): Suffigierung mit -er;
(3) Syntaktische Analyse, Kategorien: V→ N; auch Unterklassen (z. B. Genus) beachten;
(4) Semantische Analyse:
a) Wortbildungsbedeutung (Paraphrase der Ableitung unter Verwendung der Basis/der
Konstituenten): 'Richter': einer der richtet (Nomen agentis);
b) lexikalisierte Bedeutungsbestandteile und Kontextbedeutung: bei Rechtsstreitigkeiten, vom
Staat beauftragt, nicht mehr auf das Verb bezogen;
(5) Parallelbildungen mit derselben Ableitungsbeziehung: Schreiber, Sprecher, ...
(6) Produktivität der Regel: hoch;
(7) Besonderheiten: Anlehnung an andere Wörter, ev. pragmatische Besonderheiten.
Übung morphologische Analyse:
Analysieren Sie die Wortbildung der folgenden Wörter:
Sonnenschirm, Beschimpfung,Unsicherheit, Hühnerei, freudig, freudlos,schwarz-gelb,
klapperdürr, unvergleichlich, bemerkenswert.
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SYNTAX
Die wichtigsten syntaktischen Kategorien im Deutschen
(1) Nominalphrase (NP)
Einfache NP:
Eigenname: Fritz, Italien
Appellativa (Gattungsnamen): Mensch, Hund, Haus; Stoffnamen, Abstrakta: Wasser, Geld, Tugend
Pronomina:
Personalpronomen: ich (meiner, mir mich), du, er, sie, es, wir
Interrogativpronomen: wer, was, wessen, welcher
Demonstrativpronomen: der, dieser, jenem
Relativpronomen: der, wer, welchen
Possessivpronomen: mein, dein, sein, unser
Reflexivpronomen: sich (mich, dich)
Indefinitpronomen: man, niemand, jeder
Komplexe NP:
Determinator + Nomen: der Mann, welcher Mann (Det.: Artikel, Pronomina)
N mit Attribut:
Adjektiv: der alte Mann (Flexionsart: stark/schwach nach dem Determinator)
Numerale: vier Männer
Adjektivphrase: sehr alte, zwanzig Jahre alte (Mann)
Präpositionalphrase: der Mann mit dem Hut
Nominalphrase im Genitiv: der Hut des Mannes, Paulas Hut
Adverb: der Mann dort
Relativsatz: der Mann, der dort steht
Konjunktionalsatz: die Tatsache, daß er kommt
Infinitiv: der Wunsch, eingeladen zu werden
NP mit Apposition; lose/lockere: Paula, unsere Bürgermeisterin, hat...
enge: Frau Meier, der Film "Metropolis"
(2) Verbalphrase (VP)
finites Hauptverb + Ergänzungen, Angaben, Prädikative (das Subjekt zählt nicht zur VP)
Verb + Ergänzung: sieht ihn, wohnt hier, wartet auf ihn
Verb + Angabe: singt schön, singt im Garten
Verb (+ Ergänzung) + Prädikativ;
Subjektsprädikativ: kommt allein, kommt als Retter, heißt "der Retter"
Objektsprädikativ: nennt ihn einen Lügner, findet ihn gut
Verben werden nach den Ergänzungen subkategorisiert (oft mehrere Valenzrahmen):
Vn,a: kennt, schlägt, sieht (ihn)
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Vn,d: hilft, schmeichelt (ihm)
Vn,g: bedarf, gedenkt (seiner)
Vn,a,a: lehrt (ihn das Fürchten)
Vn,d,a: schenkt, gibt (es ihm)
Vn: kommt
VØ: es regnet
Va: (mich) friert
Vd: (mir) graut
Vn,an: denkt (an sie)
Vn, zu-Inf.: glaubt (zu stören)
Vn, Inf.: geht (schwimmen)
Vn, ACI: sieht (ihn kommen)
Vn,daß: glaubt (daß er stört)
Struktur des Hauptverbs ("Prädikats", "Verbalkomplexes"):
finites Vollverb: kommt, schlägt
finites Hilfsverb + infinites Verb (Infinitiv, Part. II): wird kommen, ist gekommen
finites Modalverb + Infinitiv: darf/kann/muß/soll/wird/will/mag/braucht nicht kommen
reflexives Verb: schämt sich ihrer, wundert sich (≠ refl. gebrauchtes V.: rasiert sich)
Kopula + Prädikativ: ist grün/hier/im Haus/der Chef, guter Dinge, [Das Problem ist,]daß er krank ist
Kopulaverb + Prädikativ (vgl. Subjektsprädikativ): bleibt/wird/erscheint grün
Funktionsverbgefüge: findet (Billigung), nimmt (Rücksicht);
(Übergang zu Phraseologismen: jn. über den Tisch ziehen)
Verb + Verbzusatz: nimmt teil
Verb + Partikel (Partikelverben) zieht durch (vs. durchzíeht, erzieht)
(3) Adjektiv(phrase) (Adj)
Attributiv/flektiert: (die) tolle (Paula)
Prädikativ/nicht-flektiert: (Paula ist) toll
sog. "Adjektivadverb": (singt) schön (Adjektiv in adverbialer Funktion)
Komplexe Adjektivphrase: (die) wahnsinnig tolle (Paula), (Paula ist) w. toll; (P. ist) eine Reise wert,
seiner müde, die Bewunderung leid, ihm fremd, reich an Besonderheiten.
(4) Adverb(phrase) (Adv)
(Reines) Adverb: hier, oben, hinten, heute, jetzt, nie, gern, sehr
Satzadverb (SAdv): vermutlich, bedauerlicherweise, erwartungsgemäß
Konjunktionaladverb (KonjAdv): daher, deshalb, allerdings
Komplexe Adverbphrase: hier oben
Interrogativ-/Relativadverb: wo, wie, wann, warum
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(5) Präpositionalphrase (PP)
Präposition + NP: in der Stadt, in München
Präposition + Adv: von hier, für hier, von links, ab morgen
Präposition + PP: bis vor die Tür, von vor dem Krieg
Präposition + Adj: für gut
Pronominaladverb: darin, damit, hiermit
Interrogativ-/Relativadverb: womit, wovon
Adj + PP: direkt nach dem Unfall
NP + Postposition: den Fluß entlang, der Kinder wegen, dem Bericht zufolge
Zirkumposition: um der Kinder willen
(6) Konjunktion (Konj)
Koordinierende Konjunktion: und, oder, aber, denn
Subordinierende Konjunktion: daß, ob; weil (kausal), als (temporal), wenn (konditional), damit (final),
obwohl (konzessiv), so daß (konsekutiv), indem (instrumental)
(7) Weitere Partikeln
Gradpartikel (Fokuspartikel): nur/sogar/auch Fritz
Modalpartikel (Abtönungspartikel): (ich muß) ja/halt/doch (weg)
Steigerungspartikel: sehr/außerordentlich/total (dumm)
Vergleichspartikel: (größer) als, (so groß) wie
Identifikationspartikel: Fritz als Bürgermeister, jemand wie Fritz
Negationspartikel: nicht kommen, nicht er
Infinitivpartikel: zu (kommen)
Antwortpartikel: ja, nein, doch
Gesprächspartikel: also, na ja, hm
(8) Interjektion: au, hoppla
Übung Kategorien:
(1) Bestimmen Sie die syntaktischen Kategorien bzw. die Wortart der unterstrichenen Ausdrücke in den
folgenden Sätzen:
(a)
Er kommt zu spät, weil er den Bus verpaßt hat.
(b)
Er kommt zu spät, weil er den Bus verpaßt hat.
(c)
Er kommt zu spät, weil er den Bus verpaßt hat.
(2) Bestimmen Sie die Struktur des Hauptverbs in den folgenden Sätzen:
(a)
Er kaufte sich ein Eis.
(b)
Er wollte sich ein Eis kaufen.
(c)
Er wird sich ein Eis kaufen.
(d)
Niemand bleibt ohne Eis.
(3) Bestimmen Sie die Wortart der folgenden Pronomina:
(a)
Er hat sich verspätet.
(b)
Er hat sich verspätet.
Wer hat sich verspätet?
(c)
Jemand hat sich verspätet.
(d)
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Die wichtigsten syntaktischen Funktionen
Rektion: Abhängigkeitsbeziehung zwischen einem Lexem (z.B. liest, denkt) und einem grammatischen
Merkmal eines Begleiters (z.B. ein Buch bzw. an ihn) innerhalb eines Satzes. Das einzelne Lexem
bestimmt den Wert des Rektionsparameters (bei Nominalphrasen: Kasus, bei Präpositionalphrasen:
Präposition); z.B. regiert lesen den Akkusativ und denken die Präposition an. In einem Rektionsverhältnis haben Kasus und Präposition keine eigene Bedeutung, sondern dienen nur als Etikett zur Markierung
desjenigen Begleiters, der eine bestimmte vom Verb vergebene Rolle spielt; so markiert der Akkusativ
der NP ein Buch, daß das Buch die Rolle des "Gelesenen" spielt.
Vgl. dagegen "Kongruenz" (Duden 4: §§ 1239ff., Problemfälle):
Subjekt/Verb (Person, Numerus); Paula liebt/lieben alle Männer;
In der NP: Det., Adj., N (Genus, Numerus, Kasus)
Ergänzungen sind regiert oder obligatorisch (oder beides)
Angaben sind weder regiert noch obligatorisch.
fakultativ
obligatorisch
Ergänzungen
Angaben
er liest (das Buch)
er liest (auf der Couch)
er gibt ihm das Buch
er blickt in die Zeitung
regiert (Objekte)
nicht regiert (Adverbiale)
Begleiter des Verbs/des Satzes (Kategorien in Klammern)
A) Ergänzungen:
(1)
Subjekt:
Subjektsatz:
Subjektsinfinitiv:
(NPn)
(S)
(VInf)
Die Geschichte gefällt mir
Daß er kommt, gefällt mir
Hinzugehen lohnt nicht
Objektsatz:
(NPa)
(NPd)
(NPg)
(S)
Präpositionalobjekt:
Infinitivkomplement:
(PP)
(VInf)
Den Ball nehme ich
Ihr schmeichelt jeder
Der Linguistik bedarf jedermann
Daß er kommt, habe ich erwartet
Ich entsinne mich, daß er dabei war (Gen.!)
Auf Paula habe ich gewartet
Er versucht zu kommen
(2) Objekt:
(3) Obligatorisches Adverbiale (Adv, PP, S, NP):
Raumergänzung
Zeitergänzung
Richtungsergänzung
Artergänzung
Sie wohnt in München (*Sie wohnt)
Er braucht lange (*Er braucht)
Er blickt in die Kiste (*Er blickt)
Er verhält sich ruhig (*Er verhält sich)
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B) Angaben:
(4) Fakultatives Adverbiale (Adv, PP, S):
(Orts-, Zeit-, Modalangabe etc.)
Gern komme ich, Mit Vergnügen komme ich
Weil ich möchte, komme ich
freier Akkusativ:
freier Genitiv:
freier Dativ: (in)commodi:
(5)
(6)
(7)
(8)
(9)
Satzadverbial
Temporaladverbial
Konjunktionaladverbial
Modalpartikel
Negationspartikel
Von der Wichtigkeit überzeugt, komme ich.
Er liest den ganzen Tag
Eines Tages kam er zu ihm
Er malt mir ein Bild (wird auch als regiert gesehen)
Pertinenzdativ: Er wäscht mir den Kopf (auch als regiert)
iudicantis:
Das ist mir zu groß
ethicus:
Komm mir nicht zu spät nach Hause!
Hoffentlich kommt er
(NP, Adv,PP, S)
Heute kommt er
Er muß kommen, also kommt er
Er kommt ja/halt/eben heute
Er kommt nicht
Begleiter anderer Konstituenten:
(10) Attribut ("Angabe" nur beim Verb)
(11) Komplement/Ergänzung
("Objekt" nur bei Verbbegleitern!)
(12) Apposition
alte Häuser, sehr alte Häuser, schrecklich laut singen
keinen Pfennig wert, auf den Tisch, bis hier
lose A.: Fritz, der Bürgermeister, ist beliebt;
enge A.: der Bürgermeister Fritz
Bestimmung der syntaktischen Funktion eines Ausdrucks:
1) Zu welchem Kopf ist er ein Begleiter? (Z.B. alte ist Begleiter von Häuser in alte Häuser, sehr ist
Begleiter von alte in sehr alte Häuser, ein Buch ist Begleiter von liest in Er liest ein Buch.)
2) Ist er obligatorisch oder fakultativ? Kann man den Kopf ohne den Begleiter verwenden oder nicht?
Beleg: Satz, in dem der Kopf ohne Begleiter verwendet wird; ungrammatisch, wenn obligatorisch,
grammatisch, wenn fakultativ: *Er blickt, Er liest (ein Buch).
3) Ist er regiert? (Welches grammatische Merkmal des Begleiters wird durch den Kopf bestimmt? Z.B:
warten regiert die Präposition auf, auf regiert den Akkusativ von den Freund).
4) Wie lautet die Bezeichnung der syntaktischen Funktion? (Bei Objekten Kasus/Präposition angeben:
"obligatorisches Akkusativobjekt", bei Adverbialien den semantischen Typ: "fakultatives
Zeitadverbial", bei Attributen Kategorie: "Genitivattribut", "präpositionales Attribut".)
Übung Funktionen:
(1)
Bestimmen Sie die syntaktischen Kategorien und Funktionen der 7 unterstrichenen Ausdrücke.
Begründen Sie kurz Ihre Entscheidungen.
(a) Fritz sang eine Stunde im Badezimmer
(b) Er verbrachte eine Stunde im Badezimmer
(c) Dort sang der Mann mit der Plastikente
(d) Er dachte nicht an die Nachbarn
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(2)
Inwiefern sind die unterstrichenen Ausdrücke in den beiden folgenden Sätzen regiert:
a) Jeder freut sich auf die Semesterferien
b) Jeder freut sich auf die Semesterferien
Wortstellung
Verbstellung und Satztypen im Deutschen
Zweitstellung (V2):
Er liest ein Buch
Was liest er?
(Ich denke,) er liest ein Buch
Er liest ein Buch?
Erststellung (V1):
Liest er ein Buch?
Lies ein Buch!
Liest er das, kennt er sich aus.
Würde er das lesen, ...
Kommt ihr aber spät!
Wäre ich nur nicht gekommen!
Letztstellung (VL):
(weil) er das Buch liest
(daß) du das Buch liest
Daß du mir das Buch liest!
Aussagesatz
Ergänzungsfragesatz
uneingeleiteter Nebensatz
V2-Entscheidungsfragesatz
V1-Entscheidungsfragesatz
Imperativsatz
Konditionalsatz
Konditionalsatz
Ausrufsatz
Wunschsatz
eingeleitete Nebensätze
(auch selbständige)
Ob er das Buch liest?
Die 5 wichtigsten Satztypen:
Aussagesatz
V1-Entscheidungsfragesatz
V2-Entscheidungsfragesatz
Ergänzungsfragesatz
Imperativsatz
Fritz kommt heute
V2, fallende Intonation
Kommt Fritz heute?
Fritz kommt heute?
V1, steigende I.
V2, steigende I.
Wer kommt heute?
Komm heute!
V2, Fragewort
Imperativ
Satztyp-Indikatoren (syntaktische Mittel):
(1)
(2)
(3)
Wortstellung (Verbstellung):
Kommen Sie morgen? vs. Sie kommen morgen!
Intonation (steigender/fallender Tonhöhenverlauf, Satzakzent):
Sie kommen morgen. vs. Sie kommen morgen?
Wortmarkierung:
a) analytisch: Funktionsworttypen (Fragewörter, Modalpartikeln, Konjunktionen): Wer kommt
morgen?
b) synthetisch: morphologische Markierung (Verbmodus, Finitheit): komm!
23
Satzklammer und Felderstruktur im Deutschen
aber
Konj.
der Fritz,
der
Vorfeld
liest
seine Bücher
finites Verb Mittelfeld
oft nicht aus, die er kauft,
der Esel
Nachfeld
Herausstellung
Übung Wortstellung:
(1)
Analysieren Sie die folgenden Sätze nach ihrer Wortstellung:
a) Wer den Verbstellungstyp dieses Satzes nicht erkennt, muß noch etwas lernen!
b) Kommt Zeit, kommt Rat!
(2)
Bestimmen Sie die syntaktischen Funktionen der unterstrichenen Ausdrücke in den folgenden
Sätzen, begründen Sie Ihre Entscheidung:
(a) Daß er sich kein Eis gekauft hat, wundert mich.
(b) Er hat sich lange kein Eis mehr gekauft.
(c) Er hat sich auf das Eis gefreut.
(d) Er kaufte sich ein Eis.
(3) Bestimmen Sie die Verbstellungstypen der folgenden Sätze. (Vorsicht: es sind mehr als 13
Sätze!) Begründen Sie Ihre Entscheidung in den schwierigeren Fällen.
a) Paulas Kater, der den ganzen Tag fleißig gemaust hat,
liegt nun hinterm Ofen und schläft.
b) Denn er hat den ganzen Tag gemaust.
c) Hat er den ganzen Tag gemaust?
d) Weil er den ganzen Tag gemaust hat.
e) Gemaust hat er den ganzen Tag.
f) Gemaust hat er den ganzen Tag?
g) Hätte er doch nicht den ganzen Tag gemaust!
h) Heute hat er den ganzen Tag gemaust?
i) Aber hat er den ganzen Tag gemaust?
j) Dennoch hat er den ganzen Tag gemaust?
k) Mause doch nicht den ganzen Tag!
l) Hätte er nicht den ganzen Tag gemaust, wäre er putzmunter.
m) Hab' alles kapiert!
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