Otto-Friedrich-Universität Bamberg Lehrstuhl für Deutsche Sprachwissenschaft Hornthalstr. 2, D-96047 Bamberg Tel.: 0951/863-2200 Sekr.: 0951/863-2201 [email protected] Prof. Dr. Thomas Becker Einführungsseminar Gegenwartssprache: Kremer/Morcinek/Becker SS 2007 LITERATURHINWEISE Bibliographien OPAC, MLA-Bibliographie, Bibliographie der Deutschen Sprach- und Literaturwissenschaft auf CDROM etc. (Im Bamberger Uninetz: http://www.uni-bamberg.de/service_einrichtungen/unibib/) Service-Einrichtungen des Instituts für Deutsche Sprache (IDS): http://www.ids-mannheim.de/service/ Bibliographie Linguistique. Utrecht/Antwerpen 1949ff. (http://www0.kb.nl/blonline/) Schaeder, Burkhard. 2005. Studienbibliographie Germanistische Linguistik. Frankfurt am Main: Peter Lang. Terminologische Lexika * Glück, Helmut. (Hg.). 2005. Metzler Lexikon Sprache. 3. Auflage. Stuttgart: Metzler. [2. Auflage auch als CD] Bußmann, Hadumod. 2002. Lexikon der Sprachwissenschaft. 3. Auflage. Stuttgart: Kröner. Bußmann, Hadumod. 1996. Routledge dictionary of language and linguistics. London: Routledge. Brown, Keith. (Hg.). 2006. The encyclopedia of language and linguistics. 2. Auflage. 14 Bde. Oxford: Pergamon Press. Bright, William. (Hg.). 1992. International encyclopedia of linguistics. 4 Bde. Oxford: Oxford University Press. Allgemeiner Überblick Crystal, David. 1993. Die Cambridge Enzyklopädie der Sprache. Übers. u. Bearb. der deutschen Ausgabe von Stefan Röhrich, Ariane Böckler u. Manfred Jensen. Frankfurt a.M.: Campus (engl. Orig. 1987). Linke, Angelika/Nussbaumer, Markus/Portmann, Paul R. 2004. Studienbuch Linguistik mit Studien-CD Linguistik. 5. Auflage, ergänzt um ein Kapitel "Phonetik / Phonologie" von Urs Willi. Tübingen: Niemeyer. Intemann, Frauke/Handke, Jürgen. 2000. Die interaktive Einführung in die Linguistik, Hybrid-Version 2.0. München: Hueber. Stocker, Christa/Macher, Daniela/Studler, Rebecca/Bubenhofer, Noah/Crvelin, Daniel/Lininger, Reto/Volk, Martin. 2004. Studien-CD Linguistik. Tübingen: Niemeyer. Handbücher der Sprach- und Kommunikationswissenschaft: http://www.degruyter.de/rs/ser_e.cfm?rc=16647&id=SER-M1-WDG-HSK-B-16647 Internetkurs: http://luna.lili.uni-bielefeld.de/babelon/ * Zur Anschaffung empfohlen 1 Internetressourcen: http://www.erlangerliste.de/ressourc/liste.html [Sprachwissenschaft etwas versteckt, weitere Links dort] Wörterbücher des Deutschen *DUDEN. Deutsches Universalwörterbuch. 5. Auflage. Mannheim 2003: Bibliographisches Institut. [Auch als CD] Duden. Das große Wörterbuch der deutschen Sprache in zehn Bänden. 3. vollständig neubearb. Auflage 1999, hg. vom Wissenschaftlichen Rat und den Mitarbeitern der Dudenredaktion unter der Leitung von Günther Drosdowski. Mannheim: Dudenverlag.[Auch als CD] Grimm, Jacob und Wilhelm. Deutsches Wörterbuch. 16 Bde. Leipzig 1854-1960. Quellenverzeichnis 1971. Nachdruck München 1984: dtv. [Neubearbeitung seit 1965; alte Version als CD: http://www.zweitausendeins.de/jmp.cfm?dsplnr=1200, und im Netz: http://www.dwb.unitrier.de/index.html]. Paul, Hermann. 2002. Deutsches Wörterbuch. 10. Auflage von Helmut Henne und Georg Objartel unter Mitarbeit von Heidrun Kämper-Jensen. Tübingen: Niemeyer. [Auch als CD] Dornseiff, Franz. 2003. Der deutsche Wortschatz nach Sachgruppen. 8. Auflage hg. v. Uwe v. Quasthoff. Berlin: de Gruyter. [Auch als CD] Duden Oxford Bildwörterbuch. Deutsch und Englisch. Herausgegeben von der Duden-Redaktion Mannheim. 2. Auflage 1994. Bibliographisches Institut. Küpper, Heinz. 1955-1967. Wörterbuch der deutschen Umgangssprache. 5 Bde. Hamburg. Neuste Version: 1 Bd. Stuttgart 1987: Klett. [Kurzversion auch als CD] Kluge, Friedrich. 2002. Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache. 24. Auflage bearbeitet von Elmar Seebold. Berlin: de Gruyter. [Auch als CD] Pfeifer, Wolfgang et al. 1989. Etymologisches Wörterbuch des Deutschen. Erarbeitet von einem Autorenkollektiv des Zentralinstituts für Sprachwissenschaft an der Akademie der Wissenschaften der DDR unter der Leitung von Wolfgang Pfeifer. Berlin: Akademie-Verlag. Schumacher, Helmut/Kubczak, Jacqueline/Schmidt, Renate/DeRuiter, Vera (Hgg.). 2004. VALBU Valenzwörterbuch deutscher Verben. Tübingen: Narr. Zu Wörterbüchern: Hausmann, Franz Josef/Reichmann, Oskar/Wiegand, Herbert Ernst/Zgusta, Ladislav. (Hgg.). 1989-1991. Wörterbücher. Ein internationales Handbuch zur Lexikologie. Drei Teilbände. Berlin: de Gruyter. Grammatiken des Deutschen, Lehrbücher zur grammatischen Analyse, Handbücher *Eisenberg, Peter. 2004. Grundriß der deutschen Grammatik. 2. Auflage. 2 Bde. Bd. 1: Das Wort. Bd. 2: Der Satz. Stuttgart: Metzler. *Duden. Grammatik der deutschen Gegenwartssprache. 7. neubearb. Auflage 2005. Hrsg. von der Dudenredaktion. Mannheim: Dudenverlag. *Pittner, Karin/Berman, Judith. 2006. Deutsche Syntax: ein Arbeitsbuch. 2. Auflage. Tübingen: Narr. Helbig, Gerhard/Buscha, Joachim. 2000. Deutsche Grammatik. Ein Handbuch für den Ausländerunterricht. München: Langenscheidt. Engel, Ulrich. 2004. Deutsche Grammatik: Neubearbeitung. München: Judicium. 2 Weinrich, Harald. 2005. Textgrammatik der deutschen Sprache. Dritte, revidierte Auflage. Hildesheim: Olms (Lizenzausgabe Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft.) Eroms, Hans-Werner. 2000. Syntax der deutschen Sprache. Berlin: de Gruyter. Jacobs, Joachim/Stechow, Arnim von/Sternefeldt, Wolfgang/Vennemann, Theo (Hgg.). 1993/95. Syntax. Ein internationales Handbuch zeitgenössischer Forschung. Berlin: de Gruyter. Für manche vielleicht nützlich: Heister, Werner. 2007 Studieren mit Erfolg. Stuttgart: Schäffer-Poeschel. Zu den einzelnen Teilgebieten (s. auch Literaturlisten der entsprechenden Vorlesungen): Phonetik/Phonologie/Orthographie *Duden-Grammatik, Eisenberg 2004 *Duden: Das Aussprachewörterbuch. Wörterbuch der deutschen Standardaussprache. 6. Auflage 2005. Bearbeitet von Max Mangold in Zusammenarbeit mit der Dudenredaktion Mannheim: Bibliographisches Institut. (=Duden Band 6). Meinhold , Gottfried/Stock, Eberhard. 1980. Phonologie der deutschen Gegenwartssprache. Leipzig: VEB Bibliographisches Institut. Pétursson, Magnús/Neppert, Joachim. 1996. Elementarbuch der Phonetik. 2., durchgesehene und erweiterte Auflage. Hamburg: Buske. Nerius, Dieter (Hg.). 2000. Duden – Deutsche Orthographie. 3. Auflage. Mannheim: Bibliographisches Institut. Morphologie *Duden-Grammatik, Eisenberg 2004 Donalies, Elke. 2005. DieWortbildung des Deutschen. Ein Überblick. 2. Auflage. Tübingen: Narr. Motsch, Wolfgang. 2004. Deutsche Wortbildung in Grundzügen. 2. Auflage. Berlin: de Gruyter. Fleischer, Wolfgang./Barz, Irmhild. 1995. Wortbildung der deutschen Gegenwartssprache. Unter Mitarbeit von Marianne Schröder. 2. Auflage. Tübingen: Niemeyer. Römer, Christine. 2006. Morphologie der deutschen Sprache. Tübingen: Francke (UTB). Haspelmath, Martin. 2002. Understanding morphology. London: Hodder Arnold. Syntax Eisenberg 2004. *Pittner, Karin/Berman, Judith. 2004. Deutsche Syntax: ein Arbeitsbuch. Tübingen: Narr. Burger, Harald. 2003. Phraseologie: eine Einführung am Beispiel des Deutschen. 2. Auflage. Berlin: Erich Schmidt. Online-Grammatik mit terminologischem Wörterbuch etc.: (http://hypermedia.idsmannheim.de/programm/) 3 BESCHREIBUNGSEBENEN DER GRAMMATIK Dieser Satz Dieser ist falsch Satz ist Satz falsch Bedeutung Wort Dies- -er Morphem (Stamm, Suffix) die ser Silbe i s t Phonem (Sprachlaut) Syntax Morphologie keine Bedeutung Phonologie PHONETIK, PHONOLOGIE UND GRAPHEMATIK Phonetik: Beschreibung der lautlichen Seite sprachlicher Äußerungen mit naturwissenschaftlichen Methoden, ohne Berücksichtigung des Sprachsystems. Unter dem Gesichtspunkt • der Produktion durch den Sprecher: artikulatorische Phonetik • • der physikalischen Eigenschaften des Schalls: akustische Phonetik der Wahrnehmung durch den Hörer: auditive Phonetik Phonologie: Beschreibung der lautlichen Seite sprachlicher Äußerungen in ihrer Funktion im Sprachsystem (Bedeutungsunterscheidung, Vorkommen und Kombinierbarkeit der Laute) Phonologische Teildisziplinen: (1) Wortphonologie: Regularitäten der lautlichen Struktur von Wörtern. (2) Satzphonologie: a) Intonatorik: Tonhöhenverlauf, Satzakzent, Pausenstrukturen Fritz kommt. vs. Fritz kommt? b) Sandhi-Lehre: Lautliche Veränderungen, die bei der Zusammenfügung der Wörter zu komplexen Ausdrücken auftreten. Ì Frz. nous regardons vs. nous allons Arab. 'Es schrieb der Kalif einen Brief an den Freund' katab kataba al l chalīfah chalīfatu risālah risālatan lī li al s sadīq sadīq c) Realisationsphonologie: Lautliche Veränderungen durch Sprachstil, Sprechtempo etc. haben - habn - habm – ham 4 Übung Lautung und Schreibung: 1. Welche Laute werden in den Wörtern des Übungstextes durch eine Folge von Buchstaben dargestellt? 2. Welche Buchstaben stehen für eine Folge von 2 Lauten? 3. Welche weiteren Möglichkeiten gibt es, den Vokal in Lid (More, Wal) zu schreiben? 4. Wie kann v (s, sch) ausgesprochen werden? 5. Wie kann der erste Konsonant in Kuh (Schuh, Vase) geschrieben werden, wie der letzte ich mich? 6. Wo liegt der lautliche Unterschied zwischen Wall und Wal? 7. Warum werden die Homophone Lider/Lieder/Leader (Rat/Rad, hält/Held) unterschiedlich geschrieben? 8. Welche Funktionen erfüllt der Buchstabe h in der Schreibung des Deutschen? 9. Wie wird der Buchstabe r in den folgenden Wörtern ausgesprochen: Reise, Bier, wirr, wirre. Untersuchen Sie weitere Beispiele. Gibt es eine Regel für die Variation? 10. Warum gibt es Doppelschreibung von a (Maat), aber nicht von i, u, ä, ö, ü, ß, w, ch, sch, ng? Übungstext (aus DIE ZEIT): Die Hannoveraner sprechen das reinste Deutsch 1 Angeblich sprechen die Hannoveraner das reinste - sprich dialektfreieste - Deutsch und kommen 2 dem Hochdeutschen am nächsten. Stimmt's? (Max Lückermann, Darmstadt) 3 Stimmt. Allerdings nicht "von Natur aus" - sie haben es sich mühsam vor etwa 200 Jahren 4 antrainiert. 5 6 7 8 Das, was wir heute als Hochdeutsch bezeichnen, ist nämlich eine Kunstsprache, die aus keinem der deutschen Dialekte hervorgegangen ist, erzählt Herbert Blume, Sprachwissenschaftler an der TU Braunschweig. Hochdeutsch ist nichts weiter als der Versuch, das seit dem späten Mittelalter einigermaßen vereinheitlichte geschriebene Deutsch auszusprechen. 9 10 11 12 13 Noch bis Ende des 18. Jahrhunderts galt das "Meißnische" als das Nonplusultra der deutschen Hochsprache, was vor allem auf die literarische Blüte Sachsens zurückzuführen ist. Aber irgendwann merkte das Bürgertum in den großen Städten, dass die Sachsen doch ihre phonetischen Schwierigkeiten hatten, vor allem bei der Differenzierung zwischen b und p, g und k, d und t. Der imagemäßige Abstieg des sächsischen Dialekts begann. 14 15 16 17 18 19 Und es stellte sich heraus, dass das Plattdeutsche der Niedersachsen (deren kulturelles Zentrum damals noch Braunschweig war und nicht Hannover) über den besten Vorrat an Lauten verfügte, um das Schriftdeutsch wiederzugeben. In den norddeutschen Städten schaffte es das neue Hochdeutsch schnell, den Dialekt fast völlig zu verdrängen. Um 1790 riet schließlich der Schriftstellers Karl Philipp Moritz den Berliner Damen, denen er das feine Sprechen beibringen sollte, sich die Braunschweiger und Hannoveraner zum Vorbild zu nehmen. 20 So ganz perfekt sind aber auch die Niedersachsen nicht: Wenn sie "Fluch" sagen, kann durchaus 21 der "Pflug" gemeint sein. (Christoph Drösser) 5 Artikulatorische Phonetik: Die Sprechwerkzeuge, Sagittalschnitt (Duden Aussprachewörterbuch S. 25f.) Die Artikulation der Konsonanten Artikulationsstellen bilabial mit beiden Lippen (Labia) gebildet palatal am harten Gaumen (Palatum) labiodental mit der Unterlippe und den oberen Schneidezähnen (Dentes) velar am weichen Gaumen (Velum, Gaumensegel) alveolar hinter den oberen Schneidezähnen (Alveolen) uvular am Zäpfchen (Uvula) alveopalatal zwischen Alveolen und dem harten Gaumen glottal an den Stimmlippen (Glottis) Artikulationsarten Stimmton Plosiv Sprengung eines Verschlusses stimmhaft mit Vibration der Stimmbänder Frikativ Engebildung, wobei ein Reibegeräusch erzeugt wird stimmlos ohne Vibration der Stimmbänder Nasal oraler Verschluß, wobei die Luft den Nasenraum passiert aspiriert mit verzögertem Stimmtoneinsatz Vibrant Vibration eines Artikulators Lateral Luftstrom passiert die Zunge seitlich fortis mit starker Muskelspannung Affrikata Sprengung eines Verschlusses mit Reibegeräusch lenis mit schwacher Muskelspannung Muskelspannung 6 Beispiele für IPA-Zeichen: Bier b Papst ph, p dir d Sache was Genie z s Z Hast Last muß h l m Tatze Gier th, t g Schach Jahr S j Nuß Ring n N Koks Ver'ein wach kh, k / v dich Dach Dach ç X x Ring Ring Ring r (alveolarer Vibrant) { (uvularer Vibrant) “ (uvularer Frikativ) Fach f Die phonologischen Merkmale der Konsonanten Obstruenten Sonoranten (stl./sth.) Plosiv Frikativ Nasal labial p/b f/v m alveolar t/d s/z n l (r) (ç)/(j) (palatal) k/g x N (χ)/(“) uvular glottal Vibrant S/(Z) alveopalatal velar Lateral (/) { h Anmerkungen: Standardwerte: Obstruenten sind stimmlos (stimmhafte rechts vom Schrägstrich), Sonoranten stimmhaft. Die labialen Frikative [f/v] sind zu labiodentalen "verstärkt". Der Frikativ [j] ist verstärktes [i]. Alveopalatales [S] ist aus sk entstanden; die sth. Entsprechung [Z] kommt nur in Fremdwörtern vor. Palatales [C] und uvulare [X] sind Allophone von velarem [x]. Die uvularen r-Laute sind aus dem alveolaren [r] entstanden und sind jetzt die häufigste Variante. Die glottalen Laute sind Sonderfälle: sie kontrastieren nur untereinander und ihr Vorkommen ist stark beschränkt. Weitere Lautschriftzeichen: Bußmann 2002: 40f., Pullum/Ladusaw (Phonetic symbol guide, Chicago 1986), IPA-Homepage: www.arts.gla.ac.uk/IPA/ipa.html 7 Die Vokale der deutschen Standardsprache gespannte lang gespannte kurz i˘ Dieb i Minister e˘ Beet e Methan ä˘ Mädchen ä Phänomen y˘ müde y Physik O˘ schön O Ökonomie A˘ Rat A banal u˘ gut u Butan o˘ los o solange Reduzierte Vokale Schwa: ´ Kutte Diphthonge aIª Eis ungespannte kurz I Minister E Bett Y ø a U ç Hürde Götter hat und Schloß r-haltiges Schwa: å Kutter aU9 çY9 Haus Häuser Die phonologischen Merkmale der Vokale: gespannt ungespannt reduziert ungespannt gespannt (nicht rund/ rund) u i/y U I/Y geschlossen (hoch) o e/O E/ø ´ ç å a mittel ä vorn zentral A hinten Standardwerte: 1. hintere Vokale sind rund; 2. offene Vokale sind nicht rund (2>1). 8 offen (tief) Sprechwerkzeuge mit Vokalviereck im Mundraum: Vokalviereck: i,y z zu I,Y z zU z@ e,ø z z E,9 zo zO z6 za äz zA Übung Vokale/Konsonanten: 1. Transkribieren Sie: Fisch, Fleisch, Haus, Häuser, Reise, Tor, wirr, Zeitung, Wasser, Garage, Beamter, Buch, Bücher, verursachen, wachsen. 2. Geben Sie a) die geschlossenen Vokale, b) die Nasale der Standardsprache in Lautschrift an, und beschreiben Sie die Laute durch Angabe ihrer phonologischen Merkmale. 3. Beschreiben Sie, wie ein Frikativ artikuliert wird. 4. Unter welchen Bedingungen erscheint der dem ch entsprechende deutsche Sprachlaut als AchLaut ([x] oder [χ]), unter welchen als Ich-Laut ([ç])? Silbenstruktur "." steht für Silbengrenze erste Silbe S r Anfangsrand zweite Silbe a U9 Nukleus Endrand . b m` AR N 9 " 9" steht unter einem Vokal, der nicht Nukleus ist " `" steht unter einem ER Konsonanten, der Nukleus ist erste Silbe h a & å m zweite Silbe Gelenk: Sprachlaut, der zu zwei Silben gehört ("ambisyllabisch") "˙" steht über einem Sprachlaut, der Gelenk ist. Der Anfangsrand heißt auch Kopf, der Endrand Koda. Übung Silbenstruktur: (1) Betrachten Sie die folgenden Daten: a) Bild /t/ - Bilder /d/, Tag /k/ - Tage /g/, Gas /s/ - Gase /z/, brav /f/ - brave /v/ b) Endzeit /t/, endlich /t/ c) Jagd /kt/, Jagden /kd/, jagen /g/ d) Ebbe /b/, Kladde /d/ Formulieren Sie die Regel der "Auslautverhärtung" als Vorkommensbeschränkung: welche Laute kommen nur in welchen Positionen im Wort vor? (2) (3) Finden Sie jeweils einen Konsonanten, der • im Kopf einer Silbe stehen muß • in der Koda einer Silbe stehen muß • nicht in der Koda einer Silbe stehen kann. Warum wird der Konsonantenbuchstabe in alle, Bälle, raffen, Watte verdoppelt? Warum wird der Konsonantenbuchstabe in Ball, Watt, Riff verdoppelt? Warum wird der Konsonantenbuchstabe in ballt, rafft, kloppt verdoppelt? Warum wird der Konsonantenbuchstabe in das, was, ist, kalt nicht verdoppelt? Warum wird der Konsonantenbuchstabe in Bus, Verhältnis, Freundin nicht verdoppelt? Warum wird der Konsonantenbuchstabe in Königinnen, Verhältnisse, Freundinnen verdoppelt? 10 MORPHOLOGIE Morphologische Bildungstypen: Flexion - Derivation - Komposition (des) Untersuchungsgegenstands Wortform , Wort UntersuchungsgegenstandWortstam m Flexion: Wortform bild ung, Affixe m it syntaktischer Bed eutung ('Genitiv') -s Affix Komposition: beid e Teile sind Wortstäm m e UntersuchungWortstam m UntersuchWortstam m -sFugenelem ent -ung Affix Gegenstand Wortstam m D erivation: Affixe m it lexikalischer Bed eutung Kriterien zur Abgrenzung von Derivation und Flexion: (a) Derivation kann die Wortart verändern (b) Flexion ist in höherem Maße bedeutungsfunktional (c) Flexion ist produktiver (d) Derivationsaffixe stehen innerhalb von Flexionsaffixen (e) Derivative können durch monomorphematische Formen ersetzt werden (f) Flexionsendungen bilden eine geschlossene Klasse (g) Flexion bezieht sich auf die Syntax (h) Flexion ist systematisch: festes System von Kategorien, für jede Kategorie eine Form Übung Flexion/Derivation: (1) Ist die Steigerung der Adjektiva im Deutschen zur Derivation oder zur Flexion zu rechnen? (2) Welchen Bildungstyp weisen die folgenden Wörter auf: Schreibung, Schreibmaterial, Schreibzeug, Schrift, beschreiben, abschreiben, geschrieben. 11 Komposition Determinativkomposita (Kompositum AB: A: Bestimmungswort, B: Grundwort) [N+N]N Haustür, Haustürschlüsseletui [A+N]N Rotlicht, Höchstpreis, Höherentwicklung, Mehrzahl, Gebrauchtwagen, Lebendgewicht, Fünfkampf, Zweitwagen, Fertiggericht, Nominalkomposition [Adv+N]N Jetzt-Zeit, Nur-Hausfrau, Außenwand [V+N]N Schlafzimmer, Tiefkühlfach, Registrierkasse [P+N]N Nachsommer, Zwischeneiszeit, Mitbürger, Vorstadt, Vormittag [N+A]A hilfsbedürftig, wasserlebend, sturmzerfetzt [V+A]A treffsicher, lerneifrig, fernsehmüde [A+A]A hellblau, naßkalt [P+A]A überreif, übergroß, unterdurchschnittlich [N+V]V zweifelhaft: maschineschreiben, achtgeben, teilnehmen; wehklagen, wetteifern, notlanden, gewährleisten, wetterleuchten Verbale Komposita (zweifelhaft): [A+V]V stillsitzen, übrigbleiben; blankbohnern, trockenlegen; falschspielen, schieflaufen [P+V]V überschreiten, unterschreiben, hinterlassen, durchdringen (determinativ?) [V+V]V drehbohren, mähdreschen, preßschweißen (determinativ?) Welche strukturelle Beschränkung gilt für die genannten Determinativkomposita [A+B]C? Was ist die "Wortbildungsbedeutung" der Determinativkomposita? Welche Typen sind besonders produktiv, welche besonders wenig produktiv? Kopulativkomposita Österreich-Ungarn, Elsaß-Lothringen, Nordost, Nordnordost, englisch-deutsch, schwarz-weiß, cremigzart, schwarz-rot-gold Welche Eigenschaften unterscheiden Kopulativkomposita von Determinativkomposita? Zweifelsfälle: a) Appositionelle Komposita Dichterkomponist, Fürstbischof, Strichpunkt, Hemdhose, naßkalt, taubstumm Sind appositionelle Komposita Determinativkomposita, Kopulativkomposita oder ein eigener Typ? 12 b) Possessivkomposita Kahlkopf, Lästermaul, Milchgesicht, Rotschopf, Rothaut, Spatzenhirn, Langbein, Rotkehlchen, Eierkopf; barfuß, barhaupt Welche Kopfeigenschaften haben die rechten Konstituenten von Possessivkomposita und welche nicht? Sind Possessivkomposita synekdochisch verwendete Determinativkomposita? Welche Besonderheiten weisen Dreizack, Dreieck und Dreikant auf? c) Zusammenbildungen Sonnenanbeter, Herzensbrecher, Grablegung, Gesetzgebung, Dickhäuter; Altweibersommer, Mehrparteiensystem, Allradantrieb, Boden-Luft-Rakete, Dreiwegekatalysator, Fünfjahresplan, Heiliggeistkirche d) Zusammenrückungen Handvoll, anstatt, infolge, vorderhand, infolgedessen, keineswegs, außerdem, die Langeweile/der Langenweile, dahin, wogegen, bergauf, sitzenbleiben, kennenlernen, infrage e) Steigerungsbildungen klapperdürr, bettelarm, tropfnaß, Mordsgeschrei, Mordsangst, Mordsarbeit, Mordsgaudi, stockbesoffen Fugenelemente Dampfmaschine (kein Fugenelement), Antrittsrede, Jahreszeit, Affenart, Bilderbuch, Männerchor, Töchterschule, Tagebuch, Gästebuch, lieblos, konzeptionslos; Zweifelsfall: eigentlich Welche Besonderheiten weisen die folgenden Komposita auf: Gebirgszug, Schulkind, Kalbfleisch/Kalbsleber/Kälbermagen, Landmann/Landsmann, Parteiengruppe/ Parteigruppe, Gärtnerfrau/Gärtnersfrau, Frauensperson, Gänsebraten, Sonnenschein, Sternenhimmel, Anwaltskammer, Freundeskreis, staatsgefährdend, standesgemäß, Liebesbrief, Hahnenschrei, Mauseloch Übung Komposition: (1) Welche Besonderheiten weisen die folgenden Gruppen von komplexen Wörtern auf: (a) überkalken, überdachen, unterkellern, (b) Pflanzenwerk, Schuhwerk, Flechtwerk Schreibzeug, Fahrzeug, Feuerzeug hoffnungslos, atemlos, arbeitslos Hauptstadt, Hauptfach, Hauptgebäude, Hauptbahnhof Hochbarock, Hochblüte, Hochdruck, Hochkultur (hochelegant, hochbeglückt, hochbedeutsam, hochinteressant) (c) Mecklenburg-Schwerin, Sachsen-Weimar, Hessen-Kassel, Frankfurt-Main, München-Nord, Autobahnauffahrt-Nord, Basel-Stadt, Müller-Freising, Whisky pur, Pizza Margherita (d) Kann-Bestimmung, Soll-Bestimmung, Ist-Betrag, Muß-Heirat (e) Himbeere, Brombeere, Nachtigall, Bräutigam (f) Thermostat, Idiolekt, Ethnologie (g) Stiefmutter, Stiefvater, Schwiegermutter, zimperlich (2) Kommen in Komposita Artikel, Konjunktionen oder Pronomina vor? 13 Derivation Welche Struktur paßt besser zu dem usuellen (üblichen) Wort untätig: Adj. (1a) Adj. Präf. un- Adj. (1b) Nicht: N N Tat Adj. Adj. Präf. N -ig un- Tat Was unterscheidet Präfixbildungen von Suffixbildungen? a) besprechen, verstreichen, zerbrechen, durchwandern, unschön, antideutsch, Urwelt b) Schönheit, Lehrer, Grabung, Marxist, erklärbar, witzig, Witzbold Was ist an folgenden Ableitungen problematisch: a) Fall/fallen, Pflege/pflegen, Essen/essen, Schlaf/schlafen b) Grube, Bruch, Trank, Griff, Klang, Schwund, Schub c) bausparen, notlanden, generalüberholt, Feinsinn, rückbilden, Unsympath d) ein-/auspacken, ein-/ausklammern, Hausmann, Tiefstapler, Ausspruch, Entnahme e) bedachen, begrünen, enteisen Was unterscheidet die folgenden Gruppen von Verben: a) verschreiben, beschreiben, entsprechen, zerbrechen b) durchwandern, unterschreiben, übergehen, untergraben c) einpacken, auspacken, abschreiben, untermischen, durchlassen Manche der folgenden Bildungen sind akzeptabel, andere nicht – warum? sprechen trinken sehen kommen besprechen belohnen erwarten senden Spruch Trunk (, Trank) (Sicht) (-kunft) (-sand) ? Sprechung Trinkung ? Sehung ? Kommung Besprechung Belohnung Erwartung Sendung das Sprechen das Trinken das Sehen das Kommen das Besprechen das Belohnen das Erwarten das Senden ? 14 -ig Flexion (grammatische Kategorien): Verbflexion (Konjugation): • Person: 1./2./3. Person • Numerus: Singular/Plural • Modus: Indikativ; Konjunktiv Präsens (er komme), Konjunktiv Perfekt (sei gekommen), Konjunktiv Präteritum (er käme), Konjunktiv Plusquamperfekt (wäre gekommen); Imperativ • Tempus: Präsens, Präteritum (kam), Futur (wird kommen), Perfektfutur (Futur II, wird gekommen sein), Perfekt (ist gekommen), Plusquamperfekt (war gekommen) • Genus verbi: Aktiv/Passiv; Vorgangs-/Zustandspassiv (wird/ist geschlagen), unpersönliches Passiv (ihm wird geholfen), Dativ-Passiv (er bekommt die Haare geschnitten) • Infinite Verbformen: Partizip Präsens (Partizip I, kommend) Partizip Perfekt (Partizip II; gekommen), Infinitiv Präsens (kommen), Infinitiv Perfekt (gekommen sein). Substantivflexion (Deklination): • Kasus: Nominativ/Genitiv/Dativ/Akkusativ • Numerus: Singular/Plural ("inhärente Flexion", freie Wahl; beim Verb/Adj.: "kontextuelle Flexion", Kongruenz) (• Genus: maskulin/feminin/neutral) Adjektivflexion (Deklination): • Kasus: Nominativ/Genitiv/Dativ/Akkusativ • Numerus: Singular/Plural • Genus: maskulin/feminin/neutral • stark/schwach/gemischt: • stark schwach gemischt alter Mann der alte Mann ein alter Mann altem Manne dem alten Manne einem alten Manne Komparationsgrad: Positiv/Komparativ/Superlativ Übung Flexion: (1) Bestimmen Sie die folgenden Flexionsformen: kommt, kommst, gekommen, kommend, kam, käme, kämst, komm, er komme, er kennte, Kinder, Kindern, alte [Männer], alter [Männer], [der] alten [Männer], [den] kleinen [Kindern], [den] kleineren [Kindern], kleinsten [Kindern]. (2) Bilden sie vom Verb sterben a) die 2. Person Singular Indikativ Präteritum b) die 3. Person Singular Konjunktiv Präsens c) die 2. Person Plural Indikativ Futur d) die 3. Person Singular Konjunktiv Präteritum 15 (3) Bestimmen Sie die Form der Verben in den folgenden Sätzen: Kommt her! – Er hat gesagt, er komme gern. – Er wird ihn mit nach Hause genommen haben. (4) Bilden Sie die 3. Pers. Sing. des Konj. Präteritum von singen, sein und brennen. Morphologische Mittel (1) AFFIGIERUNG (Affix) a) Suffigierung: spiel-te, grün-lich b) Präfigierung: Un-glück, Ur-mensch c) Zirkumfigierung: ge-arbeit-et, un-glaub-lich, Ge-sing-e, gehässig, beruhigen weder (Gesing)e noch Ge(singe) d) Infigierung: Quileute (Washington, USA): kejuta˘d 'Pferd' ke-tsi-juta˘d 'Pferde' Lat. tango 'ich berühre' tetigi (perf.) tactum (Part.Perf.) tactilis 'berührbar' tactio, tactus 'Berührung' altlat. tago 'ich berühre' Dt. jung, Jugend (im Deutschen keine synchron produktive Infigierung) (2) KONVERSION "Nullaffigierung": Hummer Singular, Hummer Plural; Fall/fall(en) (3) MUTATION a) Segmentwechsel: Vokalwechsel: Umlaut: Mutter/Mütter, trage/trägst Ablaut: sprechen/sprach/Spruch Hebung: gebe/gibst, Berg/Gebirge Konsonantenwechsel: Im Dt. nicht morphologisch, aber Reste: s - r : war - gewesen, verlieren – Verlust, d - t : schneiden - geschnitten f –b dürfen – darben, h – g, ziehen – gezogen. ("grammatischer Wechsel") Englisch: bath/bathe, wreath/wreathe, house/house, grief/grieve, belief/believe, half/halve In den dt. Mundarten, z.B. oberhess.: Sing. Pl. Strank Sträng 'Strang' Bärk Bärj 'Berg' Doak Doah 'Tag' Schuck Schuh 'Schuh' b) Akzentwechsel: Engl.: cónvict - convíct tránsport - transpórt 'Verurteilter'-'verurteilen' 'Transport'-'transportieren' Dt. (zusammen mit Affixen): Dóktor – Doktóren, Aristóteles - aristotélisch 16 Schema für eine morphologische Analyse (A) (B) Flexionsform bestimmen (incl. lautliche Analyse wie unter C. 2, s. u.) Ableitungsstruktur ermitteln (Rück-, Ersetzungsbildungen beachten), z. B.: Untersuchungsrichterin { Untersuchung Richterin | ~ untersuch(en) Richter } richt(en) unter such(en) Recht Dabei Ambiguitäten beachten: Untersuchungsrichterin { Untersuchungsrichter | Untersuchung C) Richter Für jeden Ableitungsschritt (hier für Schritt 5, Richter richt(en)): (1) Wortbildungstyp, (bei Komposition Kompositionstyp): Derivation; (2) Analyse der Ausdrucksseite (Akzent; bei Komposition: Fugenelement, bei Derivation/Flexion: morphologische Mittel): Suffigierung mit -er; (3) Syntaktische Analyse, Kategorien: V→ N; auch Unterklassen (z. B. Genus) beachten; (4) Semantische Analyse: a) Wortbildungsbedeutung (Paraphrase der Ableitung unter Verwendung der Basis/der Konstituenten): 'Richter': einer der richtet (Nomen agentis); b) lexikalisierte Bedeutungsbestandteile und Kontextbedeutung: bei Rechtsstreitigkeiten, vom Staat beauftragt, nicht mehr auf das Verb bezogen; (5) Parallelbildungen mit derselben Ableitungsbeziehung: Schreiber, Sprecher, ... (6) Produktivität der Regel: hoch; (7) Besonderheiten: Anlehnung an andere Wörter, ev. pragmatische Besonderheiten. Übung morphologische Analyse: Analysieren Sie die Wortbildung der folgenden Wörter: Sonnenschirm, Beschimpfung,Unsicherheit, Hühnerei, freudig, freudlos,schwarz-gelb, klapperdürr, unvergleichlich, bemerkenswert. 17 SYNTAX Die wichtigsten syntaktischen Kategorien im Deutschen (1) Nominalphrase (NP) Einfache NP: Eigenname: Fritz, Italien Appellativa (Gattungsnamen): Mensch, Hund, Haus; Stoffnamen, Abstrakta: Wasser, Geld, Tugend Pronomina: Personalpronomen: ich (meiner, mir mich), du, er, sie, es, wir Interrogativpronomen: wer, was, wessen, welcher Demonstrativpronomen: der, dieser, jenem Relativpronomen: der, wer, welchen Possessivpronomen: mein, dein, sein, unser Reflexivpronomen: sich (mich, dich) Indefinitpronomen: man, niemand, jeder Komplexe NP: Determinator + Nomen: der Mann, welcher Mann (Det.: Artikel, Pronomina) N mit Attribut: Adjektiv: der alte Mann (Flexionsart: stark/schwach nach dem Determinator) Numerale: vier Männer Adjektivphrase: sehr alte, zwanzig Jahre alte (Mann) Präpositionalphrase: der Mann mit dem Hut Nominalphrase im Genitiv: der Hut des Mannes, Paulas Hut Adverb: der Mann dort Relativsatz: der Mann, der dort steht Konjunktionalsatz: die Tatsache, daß er kommt Infinitiv: der Wunsch, eingeladen zu werden NP mit Apposition; lose/lockere: Paula, unsere Bürgermeisterin, hat... enge: Frau Meier, der Film "Metropolis" (2) Verbalphrase (VP) finites Hauptverb + Ergänzungen, Angaben, Prädikative (das Subjekt zählt nicht zur VP) Verb + Ergänzung: sieht ihn, wohnt hier, wartet auf ihn Verb + Angabe: singt schön, singt im Garten Verb (+ Ergänzung) + Prädikativ; Subjektsprädikativ: kommt allein, kommt als Retter, heißt "der Retter" Objektsprädikativ: nennt ihn einen Lügner, findet ihn gut Verben werden nach den Ergänzungen subkategorisiert (oft mehrere Valenzrahmen): Vn,a: kennt, schlägt, sieht (ihn) 18 Vn,d: hilft, schmeichelt (ihm) Vn,g: bedarf, gedenkt (seiner) Vn,a,a: lehrt (ihn das Fürchten) Vn,d,a: schenkt, gibt (es ihm) Vn: kommt VØ: es regnet Va: (mich) friert Vd: (mir) graut Vn,an: denkt (an sie) Vn, zu-Inf.: glaubt (zu stören) Vn, Inf.: geht (schwimmen) Vn, ACI: sieht (ihn kommen) Vn,daß: glaubt (daß er stört) Struktur des Hauptverbs ("Prädikats", "Verbalkomplexes"): finites Vollverb: kommt, schlägt finites Hilfsverb + infinites Verb (Infinitiv, Part. II): wird kommen, ist gekommen finites Modalverb + Infinitiv: darf/kann/muß/soll/wird/will/mag/braucht nicht kommen reflexives Verb: schämt sich ihrer, wundert sich (≠ refl. gebrauchtes V.: rasiert sich) Kopula + Prädikativ: ist grün/hier/im Haus/der Chef, guter Dinge, [Das Problem ist,]daß er krank ist Kopulaverb + Prädikativ (vgl. Subjektsprädikativ): bleibt/wird/erscheint grün Funktionsverbgefüge: findet (Billigung), nimmt (Rücksicht); (Übergang zu Phraseologismen: jn. über den Tisch ziehen) Verb + Verbzusatz: nimmt teil Verb + Partikel (Partikelverben) zieht durch (vs. durchzíeht, erzieht) (3) Adjektiv(phrase) (Adj) Attributiv/flektiert: (die) tolle (Paula) Prädikativ/nicht-flektiert: (Paula ist) toll sog. "Adjektivadverb": (singt) schön (Adjektiv in adverbialer Funktion) Komplexe Adjektivphrase: (die) wahnsinnig tolle (Paula), (Paula ist) w. toll; (P. ist) eine Reise wert, seiner müde, die Bewunderung leid, ihm fremd, reich an Besonderheiten. (4) Adverb(phrase) (Adv) (Reines) Adverb: hier, oben, hinten, heute, jetzt, nie, gern, sehr Satzadverb (SAdv): vermutlich, bedauerlicherweise, erwartungsgemäß Konjunktionaladverb (KonjAdv): daher, deshalb, allerdings Komplexe Adverbphrase: hier oben Interrogativ-/Relativadverb: wo, wie, wann, warum 19 (5) Präpositionalphrase (PP) Präposition + NP: in der Stadt, in München Präposition + Adv: von hier, für hier, von links, ab morgen Präposition + PP: bis vor die Tür, von vor dem Krieg Präposition + Adj: für gut Pronominaladverb: darin, damit, hiermit Interrogativ-/Relativadverb: womit, wovon Adj + PP: direkt nach dem Unfall NP + Postposition: den Fluß entlang, der Kinder wegen, dem Bericht zufolge Zirkumposition: um der Kinder willen (6) Konjunktion (Konj) Koordinierende Konjunktion: und, oder, aber, denn Subordinierende Konjunktion: daß, ob; weil (kausal), als (temporal), wenn (konditional), damit (final), obwohl (konzessiv), so daß (konsekutiv), indem (instrumental) (7) Weitere Partikeln Gradpartikel (Fokuspartikel): nur/sogar/auch Fritz Modalpartikel (Abtönungspartikel): (ich muß) ja/halt/doch (weg) Steigerungspartikel: sehr/außerordentlich/total (dumm) Vergleichspartikel: (größer) als, (so groß) wie Identifikationspartikel: Fritz als Bürgermeister, jemand wie Fritz Negationspartikel: nicht kommen, nicht er Infinitivpartikel: zu (kommen) Antwortpartikel: ja, nein, doch Gesprächspartikel: also, na ja, hm (8) Interjektion: au, hoppla Übung Kategorien: (1) Bestimmen Sie die syntaktischen Kategorien bzw. die Wortart der unterstrichenen Ausdrücke in den folgenden Sätzen: (a) Er kommt zu spät, weil er den Bus verpaßt hat. (b) Er kommt zu spät, weil er den Bus verpaßt hat. (c) Er kommt zu spät, weil er den Bus verpaßt hat. (2) Bestimmen Sie die Struktur des Hauptverbs in den folgenden Sätzen: (a) Er kaufte sich ein Eis. (b) Er wollte sich ein Eis kaufen. (c) Er wird sich ein Eis kaufen. (d) Niemand bleibt ohne Eis. (3) Bestimmen Sie die Wortart der folgenden Pronomina: (a) Er hat sich verspätet. (b) Er hat sich verspätet. Wer hat sich verspätet? (c) Jemand hat sich verspätet. (d) 20 Die wichtigsten syntaktischen Funktionen Rektion: Abhängigkeitsbeziehung zwischen einem Lexem (z.B. liest, denkt) und einem grammatischen Merkmal eines Begleiters (z.B. ein Buch bzw. an ihn) innerhalb eines Satzes. Das einzelne Lexem bestimmt den Wert des Rektionsparameters (bei Nominalphrasen: Kasus, bei Präpositionalphrasen: Präposition); z.B. regiert lesen den Akkusativ und denken die Präposition an. In einem Rektionsverhältnis haben Kasus und Präposition keine eigene Bedeutung, sondern dienen nur als Etikett zur Markierung desjenigen Begleiters, der eine bestimmte vom Verb vergebene Rolle spielt; so markiert der Akkusativ der NP ein Buch, daß das Buch die Rolle des "Gelesenen" spielt. Vgl. dagegen "Kongruenz" (Duden 4: §§ 1239ff., Problemfälle): Subjekt/Verb (Person, Numerus); Paula liebt/lieben alle Männer; In der NP: Det., Adj., N (Genus, Numerus, Kasus) Ergänzungen sind regiert oder obligatorisch (oder beides) Angaben sind weder regiert noch obligatorisch. fakultativ obligatorisch Ergänzungen Angaben er liest (das Buch) er liest (auf der Couch) er gibt ihm das Buch er blickt in die Zeitung regiert (Objekte) nicht regiert (Adverbiale) Begleiter des Verbs/des Satzes (Kategorien in Klammern) A) Ergänzungen: (1) Subjekt: Subjektsatz: Subjektsinfinitiv: (NPn) (S) (VInf) Die Geschichte gefällt mir Daß er kommt, gefällt mir Hinzugehen lohnt nicht Objektsatz: (NPa) (NPd) (NPg) (S) Präpositionalobjekt: Infinitivkomplement: (PP) (VInf) Den Ball nehme ich Ihr schmeichelt jeder Der Linguistik bedarf jedermann Daß er kommt, habe ich erwartet Ich entsinne mich, daß er dabei war (Gen.!) Auf Paula habe ich gewartet Er versucht zu kommen (2) Objekt: (3) Obligatorisches Adverbiale (Adv, PP, S, NP): Raumergänzung Zeitergänzung Richtungsergänzung Artergänzung Sie wohnt in München (*Sie wohnt) Er braucht lange (*Er braucht) Er blickt in die Kiste (*Er blickt) Er verhält sich ruhig (*Er verhält sich) 21 B) Angaben: (4) Fakultatives Adverbiale (Adv, PP, S): (Orts-, Zeit-, Modalangabe etc.) Gern komme ich, Mit Vergnügen komme ich Weil ich möchte, komme ich freier Akkusativ: freier Genitiv: freier Dativ: (in)commodi: (5) (6) (7) (8) (9) Satzadverbial Temporaladverbial Konjunktionaladverbial Modalpartikel Negationspartikel Von der Wichtigkeit überzeugt, komme ich. Er liest den ganzen Tag Eines Tages kam er zu ihm Er malt mir ein Bild (wird auch als regiert gesehen) Pertinenzdativ: Er wäscht mir den Kopf (auch als regiert) iudicantis: Das ist mir zu groß ethicus: Komm mir nicht zu spät nach Hause! Hoffentlich kommt er (NP, Adv,PP, S) Heute kommt er Er muß kommen, also kommt er Er kommt ja/halt/eben heute Er kommt nicht Begleiter anderer Konstituenten: (10) Attribut ("Angabe" nur beim Verb) (11) Komplement/Ergänzung ("Objekt" nur bei Verbbegleitern!) (12) Apposition alte Häuser, sehr alte Häuser, schrecklich laut singen keinen Pfennig wert, auf den Tisch, bis hier lose A.: Fritz, der Bürgermeister, ist beliebt; enge A.: der Bürgermeister Fritz Bestimmung der syntaktischen Funktion eines Ausdrucks: 1) Zu welchem Kopf ist er ein Begleiter? (Z.B. alte ist Begleiter von Häuser in alte Häuser, sehr ist Begleiter von alte in sehr alte Häuser, ein Buch ist Begleiter von liest in Er liest ein Buch.) 2) Ist er obligatorisch oder fakultativ? Kann man den Kopf ohne den Begleiter verwenden oder nicht? Beleg: Satz, in dem der Kopf ohne Begleiter verwendet wird; ungrammatisch, wenn obligatorisch, grammatisch, wenn fakultativ: *Er blickt, Er liest (ein Buch). 3) Ist er regiert? (Welches grammatische Merkmal des Begleiters wird durch den Kopf bestimmt? Z.B: warten regiert die Präposition auf, auf regiert den Akkusativ von den Freund). 4) Wie lautet die Bezeichnung der syntaktischen Funktion? (Bei Objekten Kasus/Präposition angeben: "obligatorisches Akkusativobjekt", bei Adverbialien den semantischen Typ: "fakultatives Zeitadverbial", bei Attributen Kategorie: "Genitivattribut", "präpositionales Attribut".) Übung Funktionen: (1) Bestimmen Sie die syntaktischen Kategorien und Funktionen der 7 unterstrichenen Ausdrücke. Begründen Sie kurz Ihre Entscheidungen. (a) Fritz sang eine Stunde im Badezimmer (b) Er verbrachte eine Stunde im Badezimmer (c) Dort sang der Mann mit der Plastikente (d) Er dachte nicht an die Nachbarn 22 (2) Inwiefern sind die unterstrichenen Ausdrücke in den beiden folgenden Sätzen regiert: a) Jeder freut sich auf die Semesterferien b) Jeder freut sich auf die Semesterferien Wortstellung Verbstellung und Satztypen im Deutschen Zweitstellung (V2): Er liest ein Buch Was liest er? (Ich denke,) er liest ein Buch Er liest ein Buch? Erststellung (V1): Liest er ein Buch? Lies ein Buch! Liest er das, kennt er sich aus. Würde er das lesen, ... Kommt ihr aber spät! Wäre ich nur nicht gekommen! Letztstellung (VL): (weil) er das Buch liest (daß) du das Buch liest Daß du mir das Buch liest! Aussagesatz Ergänzungsfragesatz uneingeleiteter Nebensatz V2-Entscheidungsfragesatz V1-Entscheidungsfragesatz Imperativsatz Konditionalsatz Konditionalsatz Ausrufsatz Wunschsatz eingeleitete Nebensätze (auch selbständige) Ob er das Buch liest? Die 5 wichtigsten Satztypen: Aussagesatz V1-Entscheidungsfragesatz V2-Entscheidungsfragesatz Ergänzungsfragesatz Imperativsatz Fritz kommt heute V2, fallende Intonation Kommt Fritz heute? Fritz kommt heute? V1, steigende I. V2, steigende I. Wer kommt heute? Komm heute! V2, Fragewort Imperativ Satztyp-Indikatoren (syntaktische Mittel): (1) (2) (3) Wortstellung (Verbstellung): Kommen Sie morgen? vs. Sie kommen morgen! Intonation (steigender/fallender Tonhöhenverlauf, Satzakzent): Sie kommen morgen. vs. Sie kommen morgen? Wortmarkierung: a) analytisch: Funktionsworttypen (Fragewörter, Modalpartikeln, Konjunktionen): Wer kommt morgen? b) synthetisch: morphologische Markierung (Verbmodus, Finitheit): komm! 23 Satzklammer und Felderstruktur im Deutschen aber Konj. der Fritz, der Vorfeld liest seine Bücher finites Verb Mittelfeld oft nicht aus, die er kauft, der Esel Nachfeld Herausstellung Übung Wortstellung: (1) Analysieren Sie die folgenden Sätze nach ihrer Wortstellung: a) Wer den Verbstellungstyp dieses Satzes nicht erkennt, muß noch etwas lernen! b) Kommt Zeit, kommt Rat! (2) Bestimmen Sie die syntaktischen Funktionen der unterstrichenen Ausdrücke in den folgenden Sätzen, begründen Sie Ihre Entscheidung: (a) Daß er sich kein Eis gekauft hat, wundert mich. (b) Er hat sich lange kein Eis mehr gekauft. (c) Er hat sich auf das Eis gefreut. (d) Er kaufte sich ein Eis. (3) Bestimmen Sie die Verbstellungstypen der folgenden Sätze. (Vorsicht: es sind mehr als 13 Sätze!) Begründen Sie Ihre Entscheidung in den schwierigeren Fällen. a) Paulas Kater, der den ganzen Tag fleißig gemaust hat, liegt nun hinterm Ofen und schläft. b) Denn er hat den ganzen Tag gemaust. c) Hat er den ganzen Tag gemaust? d) Weil er den ganzen Tag gemaust hat. e) Gemaust hat er den ganzen Tag. f) Gemaust hat er den ganzen Tag? g) Hätte er doch nicht den ganzen Tag gemaust! h) Heute hat er den ganzen Tag gemaust? i) Aber hat er den ganzen Tag gemaust? j) Dennoch hat er den ganzen Tag gemaust? k) Mause doch nicht den ganzen Tag! l) Hätte er nicht den ganzen Tag gemaust, wäre er putzmunter. m) Hab' alles kapiert! 24