Kasuistik: Reiterin 12 Jahre bis zur Diagnose Borreliose In

Werbung
Kasuistik: Reiterin 12 Jahre bis zur Diagnose Borreliose
In Landwirtschaft und Jagd engagierte Reiterin mit erheblicher Zeckenexposition
erinnert 10 – 20 Zeckenstiche pro Jahr. Die Stichstellen wurden immer über einen
längeren Zeitraum beobachtet, es kam niemals zur Ausprägung des klassischen
Erythema migrans.
1997: Rezidivierende Pneumonien
9/2004: Extremer neuralgieformer Schmerz Leiste links. Stehen kaum noch möglich.
Beidseitige Myopathien der Oberschenkel. Unklare Erschöpfungssymptomatik,
Apathie. Lymphadenitis am Hals, Tinnitus mit Zahn- und Kieferschmerzen
(zahnärztlicherseits o.B.)
Hausarzt leitet Therapie mit Immunglobulin ein, innerhalb von 2 Jahren insgesamt 6
Therapieintervalle.
3/2007: Chronisch rezidivierende Gastralgien, Gastroskopie o.B. Beidseitige
Sensibilitätsstörungen der unteren Extremitäten, Myopathien der Oberschenkel,
Gangunsicherheit. V.a. sensible Ataxie, Polyneuropathie oder Spinalkanalstenose
Chronisch rezidivierende Durchfall-Attacken unklarer Genese, Koloskopie o.B. mit
vasovagalen Synkopen.
10/2007: Nach dem Aufwachen Aphasie mit Somnolenz für ca. 14 Tage anhaltend,
phasenweise Sopor über 16 Stunden Schlaf täglich schwer bis nicht weckbar.
Visuelle und kognitive Verarbeitung von Schrift oder Sprache erheblich
beeinträchtigt. Infolge fehlender Wahrnehmungskonstanz massive Rechenprobleme
(kann 8 + 5 nicht addieren ), Zahlen- und Buchstabendreher, Problem mit
Uhrzeiterkennung, kann tagelang die Geburtsdaten der eigenen Kinder nicht
erinnern. Schwindel, vasovagale Synkope und Somnolenz.
Starke rezidivierende Kopf- und Nackenschmerzen, Geräuschempfindlichkeit
rezidivierende Gastralgien mit gelegentlichem Erbrechen.
05/2008: Stationärer Klinikaufenthalt wegen Progredienz der o.g. Symptomatik.
Diagnosen: V.a. Pfeifferisches Drüsenfieber, Serologie ergab früher durchgemachte
EBV Infektion.
10/2008: Schmerzen im rechten Ellenbogen, hauptsächlich nachts. AU wegen chron.
rezidivierenden Magen-Darminfekten. Gynäkologisch unauffälliger Befund.
Schüttelfrostattacken in Verbindung mit Fieber, Tachykardien.
11/2008: Für ca. 2 Jahre anhaltend benigne Faszikulation des Auges rechts.
Gewichtszunahme 12 Kilo (von 53 auf 65) ohne ernährungsbedingte Ursache.
12/2008: Mehrfach vasovagale Synkope bei ständigem Krankheitsgefühl.
1/2009: Stationärer Klinikaufenthalt. Diagnose: zunächst V.a. Virusinfektion, später
o.B..
4/2009: MRT o.B., wegen V.a. Neuroborreliose Liquorpunktion mit erheblichen
Komplikationen.
Kasuistik: Reiterin 12 Jahre bis zur Diagnose Borreliose © www.Borreiliose-Nachrichten.de
Therapie: Initial unterdosiert Doxycyclin 200 mg oral täglich wird auf 400 mg täglich
über einen Zeitraum von mindestens vier Wochen angepasst.
Patientin fühlt sich „wie neugeboren“, die über Jahre bestehenden Blasenstörungen
mit Polyurie nachts gehen ebenfalls zurück.
Einem beschwerdearmen Intervall, über wenige Wochen, folgt ein BeschwerdeRezidiv mit Neuropathien der Hände und Füße bds.
05/2009: Ausschluß Neuroborreliose, NLG obere und untere Extremitäten unauffällig.
Inkomplette Läsion der zentralmotorischen Bahn linker Arm. Liquor zeigt keine
borrelienspezifischen
Antikörper.
AEP
und
Tibialis
SEP
unauffällig.
Zusammenfassung: Serologisch gesicherte Borreliose.
6/2009: Unfangreiche Schilddrüsendiagnostik o.B..
8/2009: Ständige Herzrhythmusstörungen mit enormer Schwäche, Patientin ist kaum
in der Lage an einem Stück zu duschen, die Somnolenz wird als sehr bedrohlich
wahrgenommen.
Nächtliche Extrasystolen mit Atemaussetzern werden als Gefühl von einem breiten
Eisenring unter der Brust beschrieben, der die Atmung schmerzhaft einengt.
Zusätzlich treten wechselnde Empfindungsstörungen (Sonnenbrandgefühl) am
ganzen Körper mit Schwindel und Übelkeit auf.
9/2009: Neurologie: Essentieller Tremor während der Untersuchung, Zustand nach
Borrlieninfektion ohne Anhalt für das Vorliegen einer Neuroborreliose, Multilokuläre
sensible Störungen, vegetative Labilität und extrapyramidales System:
unspezifisches "Erregungszittern" am ganzen Körper.
Wegen der häufigen AU-Zeiten wurde die Patientin hausintern versetzt, sie konnte
ihre frühere Position mit Führungsverantwortung krankheitsbedingt nicht mehr
ausfüllen.
Patientin arbeitet – sortiert Akten - nur noch stundenweise und kann ihre
Arbeitszeiten jeweils an ihre aktuelle Arbeitsfähigkeit anpassen. Sie ist ihren
Vorgesetzten und Kollegen jedoch dankbar für deren Entgegenkommen.
10/2009: Neu hinzugezogener Arzt empfiehlt Kontakt mit SHG aufzunehmen, um von
dort eine Adressliste von borreliosekundigen Ärzten zu bekommen.
11/2009: Diagnose Borreliosespezialist: Anamnestisch, klinisch und serologisch
gesicherte Borreliose-Erkrankung im Folgestadium, aktive Borreliose. Der Arzt aus
10/2009 verweigert die Umsetzung der vom Borreliosespezialisten empfohlenen
Therapie.
Patientin hat zwischenzeitlich Miktionsstörungen, Blasenentleerung nur im warmen
Badewasser möglich. Stimmung verzweifelt, grenzwertig suizidal.
11/2009 Ärztin mit über zwanzig jähriger Borreliose-Erfahrung vermittelt einen Arzt,
der sich bereit erklärt die Infusionstherapie zu realisieren.
Kasuistik: Reiterin 12 Jahre bis zur Diagnose Borreliose © www.Borreiliose-Nachrichten.de
Therapie:
11/2009: Rocephin 2g i.v. tägl. (nach 14 Tagen Herxheimer-Reaktion)
Weiter mit Doxyhexal 400 mg i.v. tägl. + Tetracyclin 500 mg Tbl. tägl. 8 Wochen lang.
Nach Wochen mit Herxheimer-Reaktion fühlt sich die Patientin „wie neugeboren“.
Einem beschwerdearmen Intervall über 3 Wochen folgt ein Beschwerde-Rezidiv.
3/2010: Klacid 500 mg i.v. tägl. + Tetracyclin 500 mg oral tägl. für 11 Wochen.
5/2010: Zithromax 500 mg tägl. für 6 Tage 1 Tabl. dann 4 Tage Pause.
Weiter über 8 Wochen je 3 Tage Zithromax 500 mg gefolgt von 4 Tagen Pause.
Zwischenzeitlich immer wieder Herxheimer-Reaktionen.
7/2010: Zithromax 500 mg tägl. + Quencyl 200 mg tägl. für 7 Wochen.
10/2010: Doxyhexal 200 mg i.v. tägl. + Tetracyclin 500 mg Tbl. tägl. + 12 Wochen
lang 1 x wtl. Ganzkörperhyperthermie.
1/2011: Doxyhexal 200 mg i.v. tägl. + Tetracyclin 500 mg oral tägl. + 1 x wtl.
Ganzkörperhyperthermie für 2 Wochen.
1/2011: Tetracyclin 500 mg oral tägl. + 1 x wtl. Ampi sulbac 1000 mg i.v. + 1 x wtl.
Ganzkörperhyperthermie für 4 Wochen.
2/2011: 1 x wtl. Ampi sulbac 1000 mg i.v. + 1 x wtl. Ganzkörperhyperthermie für 5
Wochen. NK-Zellaktivität hat sich von 11 auf 49% gesteigert. Norm liegt bei 20-30%.
4/2011: Diagnose Schilddrüsendiagnostik: Autoimmunthyreoiditis Typ Hashimoto.
5/2011: 1 x wöchentlich Ampi sulbac 1000 mg i.v..
6/ 2011: 2 x wtl. Rocephin 2g i.v. für 11 Wochen.
9/2011: 2 x wtl. Cefotrix über Zeitraum von 3 Wochen. Therapieunterbrechung wg.
spontaner Einblutungen ins Gewebe.
09/2011 – 05/2012: Therapiefreies Intervall.
10/2011: Erhöhter Antikörpertiter gegen Parietalzellen.
3/2012: Gastroskopie. Diagnose: Zöliakie.
6/2012: Rezidiv Therapie: Quensyl 200mg, Minocyclin 200mg, Metronidazol 1500mg.
Kasuistik: Reiterin 12 Jahre bis zur Diagnose Borreliose © www.Borreiliose-Nachrichten.de
Herunterladen