Kultur lokal „Hyperish“ Weltschmerz im getanzten Crossover Von unserem Redaktionsmitglied DORIS PIEPER Generation Plus Gütersloh (gl). „This is the end“ schallt es aus dem Off. Jim Morrisons Kultsong ist der hypnotische Sud, in dem Weltschmerz und Alltagsfrust, ungestillte Sehnsucht und betrogene Hoffnungen brodeln. Musik gewordenes Auffangbecken für all jene, die glauben, ins Nichts zu stürzen. Und schon taumeln die sieben Gestalten auf dem Stahlgerüst, springen über Kästen, ohne Halt zu finden, kippen über Kanten und kämpfen um ihre Balance – die physische und die psychische. Filmnachmittag über Lissabon Gütersloh (gl). Die Stadtbibliothek Gütersloh lädt erneut zu einem Filmnachmittag für Ältere ein. Am Donnerstag, 27. März, startet um 15 Uhr im Konferenzraum im zweiten Obergeschoss der Film „Stadt der sieben Hügel – Lissabon“. Die visuelle Rundreise offenbart zahlreiche Facetten der portugiesischen Hauptstadt und zeigt, wie sie bis heute geprägt ist von den Zeiten der Seefahrer. Mit Bibliotheksausweis kostet der Eintritt einen Euro, ohne zwei Euro. 2 Ausstellung Faltenschlag und Spitzenkragen Rheda-Wiedenbrück (gl). Sala Lieber gehört zu den jungen zeitgenössischen Künstlerinnen, die sich in barocker Anlehnung wieder der Opulenz, Schönheit und Erotik zuwenden. Die gebürtige Ungarin, Jahrgang 1980, gewährt ab Montag, 31. März, in der Wiedenbrücker Galerie Hoffmann, Lange Straße 50, einen Einblick in ihre gemalten Welten. Ihre Gartenansichten zitieren die Renaissance französischer Prägung und füllen die Gartentheater mit einem befremdlichen Vogelvolk. Berühmte Geschichten und Gesten werden so zu neuen Hinguckern und entwickeln eine eigentümliche Sprengkraft. Die Vernissage beginnt um 19 Uhr. Zu sehen sind die Arbeiten bis zum 15. Mai. 2 Termine & Service H Kultur Dienstag, 25. März 2014 Forum Russische Kultur: 19 Uhr Mitgliederversammlung, Volkshochschule Gütersloh, Hohenzollernstraße 43. Weberei: 19.30 Uhr Rudelsingen; Bogenstraße, Gütersloh Kinos in Gütersloh Bambi/Löwenherz: 20 Uhr Grand Budapest Hotel; 20 Uhr Le Weekend. Cinestar: 14.45 und 17.05 Uhr Pettersson und Findus; 15 und 17.30 Uhr Bibi & Tina; 14.30 und 16.45 Uhr Mr. Peabody & Sherman; 14.20 Uhr (in 3 D) Tarzan; 14.15 Uhr Fünf Freunde 3; 17.15 und 20.15 Uhr Lone Survivor; 14.15, 17 und 20 Uhr (in 3 D) Need for speed; 19.45 Uhr Die Bücherdiebin; 14.20, 17 und 19.45 Uhr Non Stop; 14.30 und 17.15 Uhr Vampire Academy; 20.30 Uhr (in 3 D) 300: Rise of an Empire; 20.15 Uhr Im August in Osage County; 16.45 und 19.30 Uhr Stromberg – der Film; 20.30 Uhr Vaterfreuden. Dienstag, 25. März 2014 Grandioser Auftritt: Die Amsterdamer Tanztruppe ISH“ begeisterte im Gütersloher Theater mit ihrem Stück „Hyperish“. Erlöserkirche Bläserchor lädt zur Frühlingsmusik ein Gütersloh (gl). Zu einer Frühlingsmusik in der Erlöserkirche lädt der Bläserchor sowohl mit Klassik als auch mit Filmmelodien ein. Unter der Leitung von Martin Stork erklingen am Sonntag, 30. März, ab 16.30 Uhr unter anderem der Pilgerchor aus Wagners Oper „Tannhäuser“, das „Gloria“ aus der Messe op. 86 von Antonin Dvorak, der Walzer Nr. 2 von Schostakowitsch sowie Lieder aus dem Hollywood-Erfolg „Fluch der Karibik“. Der Eintritt ist frei. Ein bestechender Auftakt zu „Hyperish“, der Tanz gewordenen Adaption von J. D. Salingers Kultbuch „Der Fänger im Roggen“. Wie im Roman ging es am Samstagabend auch auf der Bühne des Gütersloher Theaters um das Leben, Lieben und Leiden des jungen Schulversagers Caulfield, der einen aussichtslosen Kampf gegen die allgegenwärtige Heuchelei und menschliche Kälte führt. Ein zeitloses Thema vom Erwachsenwerden, von Revolte und Anpassung. Grandios umgesetzt vom jungen Amsterdamer Tanzensemble ISH. So international wie diese superb trainierte Truppe ist, so universell ist ihre Bewegungsspra- che: lockere Street-Art, atemberaubender Breakdance, salopper Hip-Hop, dynamischer Modern Dance, ideenreiche Akrobatik, lässiger House, lockeres Free Running und waghalsiger Parcours bündeln sich zu einem tänzerischen Schmelztiegel der Extraklasse. Und als Tüpfelchen auf dem i lassen sich die Tänzer auch noch zu den wehmütigen Klängen der Peer-Gynt-Suite ganz klassisch auf die (Zehen-)Spitze treiben. 90 viel zu kurze Minuten springen, krümmen, drehen und dehnen sich die sieben Akteure zu hämmernden Rhythmen, liefern staunenswerte Moves und Headspins. Sie sind expressiv im Solo, kongruent in der Gruppe. Sie sind konzentriert und diszipliniert – anders lässt sich die wunderbare Leichtigkeit ihrer energievollen Choreographie über Kisten und Matten nicht erklären. „Der Fänger im Roggen“ ist vor mehr als 60 Jahren auf den Markt gekommen. Geändert hat sich seitdem wenig. Weder die Schule, noch die Liebe sind einfacher geworden. Und die Welt hat auch nichts von ihrer Scheinheiligkeit verloren. Eine Botschaft, die die Niederländer glaubhaft rübergebracht haben. Wofür sie denn auch vom überwiegend jugendlichen Publikum lautstark gefeiert wurden. Von solchem Tanztheater darf es gern mehr geben. Forum Russische Kultur Spivakov dirigiert, Dogadin brilliert Gütersloh (gl). Wieder war es eines jener glänzenden, gemeinsam vom Forum Russische Kultur und den Kulturräumen organisierten Konzerte: Zum vierten Mal gastierte Vladimir Spivakov mit der Russischen Nationalphilharmonie in Gütersloh. Das Konzert in der ausverkauften Stadthalle stand ganz im Zeichen russischer Komponisten. Als Höhepunkt genoss das Publikum den jungen Geiger Sergey Dogadin. Als auf Tschaikowskys „Violinkonzert D-Dur op. 35“ nach der Uraufführung im Jahr 1882 das ebenso harte wie ironische Urteil des damals einflussreichsten Musikkritikers Eduard Hanslick herunterprasselte, „es erinnere ihn an die brutale und traurige Lustigkeit eines russischen Kirchweihfestes“, war dessen Erfolg nicht voraussehbar. Wer den jungen Dogadin jetzt damit erlebte, vernahm mit Genugtuung den beseelten Ton. Kein unnötiges Vibrato in der herzergreifenden Canzonetta, modellierte er auch das rasante Allegro vivacissimo kraftvoll und rhythmisch. Gerade in den Augenblicken, in denen Spivakov dem jungen Geiger das Terrain überließ, ihn die SoloKadenzen in eindringlicher Präsenz auskosten ließ, zeigte sich die Reife des erst 25-jährigen Musikers. Da bot sich als Beweis seines nicht nur technisch meisterlichen, sondern auch leidenschaftlichen Spiels als Zugabe nur eine von Paganinis 24 Capriccis an. Ja, so klingt die Elite russischer Mu- siker, die der charismatische Dirigent Spivakov in jahrelanger Zusammenarbeit geprägt hat. Russischen Klang, wenn es den denn gibt, formten sie als exzellente und sensible Begleiter. Nach Schostakowitsch’ „5. Sinfonie in d-Moll op. 47“ war der Jubel des Publikums unaufhaltsam. Wer ahnte, dass es gerade das war, was der Komponist mit seinem Werk kritisierte? Persiflierend ließ Spivakov seine Musiker markant zu Klang bringen, wohin falscher Jubel führen kann: In der Zeit des stalinistischen Terrors entstanden und 1937 uraufgeführt, sind es die polternden Kontrabässe, die schrillen Flöten und die brutalen Paukenschläge, die immer wieder brillant die Zerrissenheit und die Auswüchse dieser Zeit karikieren. Spivakovs Dirigat war energisch und klar. Bedingungslos und prompt folgte ihm das Orchester. Auch als er die Zuhörer mit ausufernden Gesten und einem zunehmenden Lächeln in den Zugaben – Tänze von Tschaikowsky und Khachaturians – mitriss. Mehrfach antworte das begeisterte Publikum mit donnerndem Applaus. Da wunderte die offensichtliche, übergroße Freude des Initiators und Gründers des Forums, Franz Kiesl, nicht. Und er verriet schon einen weiteren Kultur-Höhepunkt: Am Donnerstag, 4. Dezember, wird der talentierte Pianist Denis Matsuev in der Gütersloher Stadthalle erwartet. Dr. Silvana Kreyer Der junge Meister und sein Förderer: Mit donnerndem Applaus wurden Sergey Dogadin (links) und Dirigent Vladimir Spivakov mit der Russischen Nationalphilharmonie in Gütersloh gefeiert. Bild: Kreyer Kindertheater Das Geheimnis der Orgel wird gelüftet Gütersloh (gl). Auf Einladung des Fördervereins Kirchenmusik der Evangelischen Kirche Isselhorst ist am Sonntag, 30. März, das Figurentheater Winter zu Gast im Isselhorster Gemeindehaus, Steinhagener Straße 32. Ab 15.30 Uhr stellen die Akteure in einer Mischung aus Schauspiel und Figurentheater das „Das Geheimnis der Orgel“ vor. In jeder Szene wird auf fröhliche Art ein musikalisches Ge- heimnis aufgedeckt, das die erstaunliche Welt der Töne nicht nur für Kinder ab drei Jahren zugänglicher macht. Zum Inhalt: Jeden Mittwoch schlendert Herr Schröder, der Organist, mit seiner Pizzicato in die Kirche, um all seine Lieblingslieder zu spielen. Doch heute stimmt etwas nicht. Es krächzt und hustet im Gebälk, und die Register benehmen sich höchst eigenwillig. So etwas kann ein wahrer Or- ganist natürlich nicht dulden. Beherzt machen er und Pizzicato sich auf den Weg in die Tiefen des Instruments. Karten gibt es für 5 und 3 Euro, Familienkarte 15 Euro. Tickets sind bei Zeitschriften Hillenkötter und an der Tageskasse erhältlich. Im Anschluss an die Aufführung bietet der Förderverein Kirchenmusik Kaffee und Kuchen und auch andere Getränke an. 2 Musikverein Avenwedde Jahreskonzert beeindruckt durch Vielfalt Erstklassiger Solist: Björn Bjerknæs-Jacobson bereicherte das Jahreskonzert des Musikvereins Avenwedde: Bild: Heumüller Gütersloh (gl). Mit einem Millionenpublikum wie beim Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker kann das Jahreskonzert des Musikvereins Avenwedde zwar nicht aufwarten, aber mit einem ebenso treuen. Trotz mehrerer gleichzeitig angebotener Veranstaltungen waren die Reihen in der Gütersloher Stadthalle gut gefüllt. „Winter Games“ gab es zum Auftakt. Gemeint waren nicht die erst jüngst beendeten Olympischen Winterspiele von Sotchi, sondern die von 1988 in Calgary, zu denen David Foster die inzwischen berühmt gewordene Erkennungsmelodie geschrieben hat. Es mag dahin gestellt sein, ob es eine glückliche Entscheidung war, den unbestreitbaren Höhepunkt des Konzerts an den Anfang zu platzieren. Das Konzert für Trompete und Orchester aus der Hand des Armeniers Alexander Arutjunjan war jedenfalls das herausragende Glanzlicht der insgesamt hochklassigen Vorstellung der Avenwedder Bläser. Als Solist brillierte Björn Bjerknæs-Jacobson aus Oslo, den eine langjährige Freundschaft mit dem Orchester verbindet. Das Trompetenkonzert lässt unüberhörbar die Vitalität der armenischen Volksmusik aufleuchten und zeigt sowohl formal als auch in seiner musikalischen Ausdrucksform klassische Elemente. Der virtuose Solist ließ in seiner Interpretation mit überlegener Souveränität erkennen, wie sehr er dieses Paradestück liebt. Ein selten so gehörtes Trompetenschmankerl. Für die adäquate Darstellung des folkloristischen Elements sorgte die rund 50 Personen starke Bläserformation unter Elmar Westerbarkey. Unerhört schien das Vorhaben 1873, die Welt in 80 Tagen zu umrunden, wie Jules Verne in seinem Roman beschreibt. Musikalisch wurde die fantastische Reise von Otto M. Schwarz in einem weit gespannten Bilderbogen in Szene gesetzt. Das Orchester l unter der Leitung von Mike Finke ließ die einzelnen Stationen unschwer erkennen, gefolgt von drei Einlagen des Jugendmusikkorps mit seinem Dirigenten Thiemo Kraas. Der bekannte Badenweiler Marsch erklang in der Fassung für Sinfonisches Blasorchester. Aus einer völlig anderen Welt folgten die Hits aus Bernstein „West Side Story“. „Rätselhaft“ blieben lange die Enigma-Variationen von Edward Elgar. Die neunte mit dem Titel „Nimrod“ stellt ein Gespräch zwischen Komponist und Widmungsträger musikalisch nach. Weit weniger intim fand das Konzert mit der symphonischen Suite über die „Piraten der Karibik“ von Hans Zimmer, Klaus Badelt und Erik Rozendom sein gefeiertes Ende. Bernd Heumüller