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Die Sucht:
Süchte als „erworbene Triebe“:
Süchte haben zweifellos keinen positiven biologischen Zweck. Ihr psychologischer Zweck ist
dagegen sehr deutlich zu erkennen, denn sie dienen zur Herabsetzung von Spannungen.
Es ist wohl allen bekannt, dass es chemisch wirksame Mitteln gibt, die im menschlichen
Körper psychische Wirkungen in dem Sinn entfalten, dass sie bestehende Spannungen lösen.
Wenn sich der Mensch im Laufe seines Lebens an solche Mitteln gewöhnt hat, und wenn er
weder durch eine sachliche Erledigung noch durch das Verändern der Umstände lösen kann,
dann greift er immer wieder zu diesen Mitteln, um die unlustvollen Spannung zu überwinden
und sie durch das – allerdings nur sehr vorübergehende und flüchtige – Lebensgefühl der
Spannungslösung zu ersetzen.
Dass diese Wirkung so flüchtig ist, das ist die große Gefahr aller dieser Mittel, die bekanntlich
vom Nikotin über Alkohol bis zu den Suchtgiften ( Morphium, Heroin, Kokain, usw.) reichen.
Denn zur Erreichung der gewünschten Wirkung werden immer häufigere und größere
Mengen notwendig ( wobei die Gefahr der Dosissteigerung bei den verschiedenen Mittel
verscheiden groß ist).
Schließlich überwiegt früher oder später die gesundheitliche Gefährdung durch die
Giftwirkung die gewünschte Wirkung der Spannungslösung und des Wohlbefindens.
Unterteilung von Suchtmittel, die bei Menschen verschiedene Arten von Abhängigkeiten
hervorrufen:
Mittel, die immer zur Sucht führen, d. h. dann, wenn sie einige Zeit hindurch in
nennenswerten Mengen konsumiert werden, körperliche Entzugserscheinungen
bei einer Unterbrechung der Zufuhr hinterlassen, die zum weiteren Konsum
veranlassen:
•
Morphium und Morphine , zu denen bekanntlich auch das Heroin zählt, Opiate
und Morphin – Ersatzstoffe, bei denen in kurzer Zeit körperliche
Entzugserscheinungen ( bei Heroin vor allem Gelenksschmerzen,
Blutdruckregulationsschwierigkeiten und Schlafstörungen) auftreten, sooft die
Zufuhr unterbrochen wird. Die Folge ist eine rasche Dosiserhöhung und oft
Tod durch Überdosis.
Heroin: derzeit die härteste Droge in der Drogenszene; 3% Abhängige;
Wirkung besteht darin, dass sich der Abhängige nach Applikation des Mittels
aufgeputscht wird und jede Kritik gegen sich selbst verliert. Er findet sich
unüberwindlich, stark, tüchtig, glänzend und hervorragend.
•
Schlafmittel, bei denen das Auftreten solcher Entzugserscheinungen länger
dauert, aber dann unweigerlich eintritt. Bei fortgesetzten Gebrauch treten auch
hier chronische Vergiftungserscheinungen auf, wie z.B. Zittern, Blässe,
Augenzittern und eine lallende Sprache.
•
Alkohol, bei dem das Auftreten körperlicher Entzugserscheinungen relativ spät
erfolgt, z.B. Zittern, Schweißausbrüche und morgendliche Erbrechen. Bei
fortgesetztem Alkoholkonsum können Verwirrtheitszustände mit
Desorientiertheit, optische Halluzinationen , Angst auftreten und besonders bei
wiederholtem Vorkommen lebensbedrohlich werden. Andernfalls endet der
Alkoholkranke in der Alkoholdemenz, der Verblödung durch die Schädigung
der Gehirnzellen infolge chronischer Alkoholvergiftung.
Mittel, die teilweise zur Sucht führen:
•
Die sogenannten Tranquilizer, Beruhigungsmittel
•
Die Analgetika, Schmerzmittel.
Mittel, die keine körperlichen Entzugserscheinungen, aber schwere
Gesundheitsstörungen, vor allem Psychosen, verursachen:
•
Das Kokain, bei welchem es zu Psychosen mit Verwirrtheitszuständen
kommt. Das Kokain ist ein Aufputschmittel, bei dem es zu einer sehr
raschen Abnahme der Intelligenz und des Gedächtnisses, zu Depressionen
und Angstzuständen kommt. Weiters kommt es zur Ausbildung eines
chronischen Kokainismus mit schweren Gesundheitsstörungen.
•
Bei Aufputschmittel und Weckamine ( wie z.B. Captagon, Preludin,
Pervitin, Adipex, Appetitzügler, Speed) kommt es sehr schnell zu einer
enormen Dosissteigerung und sehr rasch zum Auftreten von Psychosen.
Die Wirkung der Weckamine besteht in der Beseitigung von Ermüdung, Schlaf
und Hunger und der Erweiterung des Aufmerksamkeitsfeldes, Aktivierung des
Denkens und der Phantasie. Sie führen zu starker psychischer Abhängigkeit,
vor allem zu enormer Toleranzbildung und in Folge zu einer übermäßigen
Dosissteigerung, die quasi zwangsläufig zu psychotischen Störungen führt (
z.B. Verfolgungsideen, Halluzinationen, ekstatischen Stimmungszuständen,
mit dem Gefühl des körperlosen Schwebens, in denen auch das
Zeitbewusstsein verändert ist).
•
„Schnüffelstoffe“ ( z.B. Klebstoffverdünner, Sprays und andere
Lösungsmittel). Das Einatmen dieser Stoffe wirkt ähnlich wie die
Weckamine, allerdings viel schwächer. Es kommt hier nicht selten zu
lebensbedrohlichen und tödlichen Zwischenfällen. Langfristig bewirken
diese Mittel schwere Schädigungen der Leber, es Gehirns, der Nerven und
des Knochenmarks.
Mittel, bei denen keine körperlichen Entzugserscheinungen entstehen, bei
denen aber eine gewisse seelische Gewöhnung eintreten kann:
•
die Cannabis - Produkte wie Haschisch und Marihuana, bei den en vor
allem der Über gang zu gefährlichen Drogen zu bedenken ist. Diese Mittel
rangieren im Konsum ganz vorne. Als Einstiegsdroge gilt Haschisch nur
deswegen, weil Jugendliche, die Cannabis rauchen, Zugang zur Szene
bekommen. Beim Rauchen von Haschisch kann – je nach individuellen
psychischen Faktoren und Milieu – das Wirklichkeitserleben verzerrt
werden. In hohen Dosen sollen Cannabis – Produkte, wie Beobachtungen
im Orient belegen, zur Verblödung ( Demenz) führen.
Mittel, die weder zu Entzugserscheinungen noch zur Gewöhnung führen:
•
die Halluzinogene, von denen das LSD das bekannteste ist. Bei ihnen
kommt es – das ist der erwünschte Effekt – zum Auftreten
vorübergehender halluzinatorischer Zustände, die manchmal statt des
gewünschten anregenden auch einen angstvoll – erschreckenden Charakter
haben können ( „horror trip“). ES ist keine Voraussage des individuellen
Reaktionstypus möglich bei der Einnahme solcher Mittel möglich; das
Auftreten von stark ängstlich gefärbten Verfremdungserlebnissen, die oft
schwer von akuten schizophrenen Schüben zu unterscheiden sind, führt oft
zu Panikhandlungen, z.B. Sprüngen aus dem Fenster.
In der Drogenszene ist die Mehrfachabhängigkeit weit verbreitet, d.h.
Alkohol, Medikamente und illegale Drogen wechseln einander im Tageslauf
ab.
Crack gilt derzeit als die aggressivste Droge; es macht noch schneller und
drastischer abhängig als Heroin; ( Crack ist ein in den USA entwickeltes
gestrecktes Kokain.)
Synthetische Drogen ( Designer- Drugs) sind eine Mischung von Substanzen
mit dem Ziel, zu immer wirksameren Suchtstoffen zu kommen. Meist handelt
es sich um Halluzinogene und Aufputschmittel, deren Gefahren sich addieren.
Es k0mmt zu schweren psychischen Veränderungen bis hinzu
Geisteskrankheiten.
Drogen und Gesellschaft:
Welche Rauschmittel geduldet oder sogar gefördert , welche verpönt werden, ist
kulturabhängig und wird von geschichtlichen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen
Bedingungen bestimmt.
z.B. verbietet der Islam Alkohol, duldet aber Cannabis. Im Abendland ist es bekanntlich
umgekehrt. Kokain und Opium sind schon vor Jahrhunderten in den Anden und in China zur
Steigerung der Leistungsfähigkeit und zur Betäubung des Hungergefühls konsumiert worden.
Viele, allerdings nicht alle, Rausch – und Suchtmittel können Menschen, die nicht zur
Abhängigkeit neigen, auch in einer Form genossen werden, die nicht zur Abhängigkeit führt,
z.B. der Sonntagsraucher.
Neigt der Konsument aber zur Abhängigkeit und es kommt zur Sucht, ist der Verlauf der
Schädigung unterschiedlich.
Neuerdings wird versucht, der Suchtmittelabhängigkeit durch kontrollierte Abgabe von
Ersatzdrogen zu begegnen, z.B. Methadon – Programm. Sie hat gegenüber der Freigabe der
Drogen den Vorteil, dass die soziale Anpassung verbessert wird und durch die regelmäßige
Kontaktaufnahme wird eine Verbesserung der menschlichen Beziehungen erzielt.
Allerdings ist auch die Ersatzdroge eine Droge und erhält deswegen die Abhängigkeit
aufrecht. Diese Methode sollte daher nur jenen Fällen vorbehalten sein, in denen eine zur
Abstinenz Entwöhnung aussichtslos ist.
An sich sollte immer die Abstinenz das Ziel sein – auch wenn dieses Ziel nur schwierig und
langwierig zu erreichen ist. Wer Heilung sucht, muss zunächst den mühevollen Weg einer
Beratung in einer Beratungsstelle beschreiten, dem die Entziehung in der Klinik folgt. Im
Anschluss daran ist eine Langzeittherapie ( in Form von Gruppentherapie, Verhaltenstherapie,
usw.) in einer Spezialstation notwendig. Eine fortgesetzte weitere Betreuung und Beratung im
ständigen Kontakt in einer Beratungsstelle und unter Einbeziehung des sozialen Umfelds des
Patienten fördert dieses Ziel, auch wenn es trotz aller Mühe nicht erreicht wird.
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