26 | Frühjahr 08 klan punkte sound:files Carlos Álvarez (Foto: Johannes Ifkovits) Doblinger Verlagsnachrichten editorial edito Liebe Leserinnen, liebe Leser! ser! tig „klingende achDiesmal laden wir Sie ein, vielfältig „klingenden Worten“ nachmas zulauschen, soll heißen: literarisch inspirierter Musik. Thomas Daniel Schlee etwa hat in seinem jüngsten W Werk Körper in che Gedichte Gedicht von Robert Cafés auf subtile Weise humoristische Gernhardt vertont – Grund genug für Walter We Weidringer, dieser und weiterer auf Schriftstellerworten basiere basierender (Kammer-)Musik nachzuspüren, etwa von Norbert Ster Sterk (Ingeborg Bachmann) und Helmut Schmidinger (Arthur Schnitzler). Großen Erfolg im Wiener Musikverein gab es freilich fr nicht nur für Schlee: Gerhard Schedls Strindberg-Oper Julie J & Jean ging dort konzertant über die Bühne, Iván Eröds LLiederzyklus Schwarzerde nach Mandelstam und Richard Düns Dünsers Die letzft fanden in Adrian Eröd ten Dinge auf Texte von Thomas Höft pos Interpreten: Interpret einen engagierten Interpreten. Apropos Kein Geringerer als Eröds Bariton-Kollege Carlos Álvare Álvarez nimmt sich gemeinsam mit Rafael Catalá der von diesem bei Doblinger herausgegebenen Volkslieder an, die Federico García Lorca at mit den b gesammelt hat – Renate Publig hat beiden Künstlern n den Mus gesprochen. Nochmals zurück in Musikverein: Wo Egon er Shakespeare-Vertonung Shakesp Wellesz vor 70 Jahren mit seiner Proen Urauff speros Beschwörungen einen Uraufführungstriumph feiern konnte, machte das Werk nun erne erneut Furore – und es erfüllt enugtuu den Musikfreund mit Genugtuung, dass Wellesz’ Ächtung urch Ve durch die Nazis nicht durch Vergessenheit nachwirkt. chlich Anlässe zum Feiern: Aus der FeAußerdem gibt es reichlich b Vogg stammt ja zudem eine ganze der des Achtzigers Herbert Reihe von Texten für Musik, während Heinrich Gattermeyer (85) und besonders Fridolin Dallinger (75) gerne mal zum Pinsel greifen, wenn sie nicht an neuen Kompositionen arbeiten. Eine solche schickte Michael Radulescu (65) in die alte, längst abgelegte Heimat Rumänien, gespielt vom Orchester Spirit of Europe. Der Benjamin unter den Jubilaren ist die Reihe Diletto musicale mit juvenilen 50 – aber für sein Alter schon ziemlich erfolgreich, wie wir finden. Was noch? Gerald Schwertberger erinnert an Franz Ippisch, und Claudia Böckle hat mit dem Duo Stump-Linshalm über neue Musik für den Klarinettenunterricht gesprochen, die in unserer Reihe update erschienen ist. Außerdem gratulieren wir ganz herzlich Ferdinand Weiß (75) und Hans Haselböck (80)! Eine anregende, erfrischende Sommer-Lektüre mit diesen und vielen weiteren Berichten und Neuigkeiten wünscht Ihnen Ihr klang:punkte-Team DEAR READER! In this issue we invite you to hark back to music inspired by literature. In his newest work, Thomas Daniel Schlee has set humorous poems by Robert Gernhardt – reason enough to explore this music as well as other (chamber) works based upon literature, e.g. by Norbert Sterk (Ingeborg Bachmann) or by Helmut Schmidinger (Arthur Schnitzler). Gerhard Schedl’s Strindberg opera Julie & Jean was performed in concert in the Vienna Musikverein; Egon Wellesz’ Shakespeare setting Prosperos Beschwörungen made, once again, a huge impact in the same venue; and the two song cycles, Schwarzerde after Mandelstam by Iván Eröd and Richard Dünser’s Die letzten Dinge on texts by Thomas Höft found a dedicated performer in Adrian Eröd. None other than Eröd’s fellow baritone Carlos Álvarez tackles, together with Rafael Catalá, the folk songs collected by Federico García Lorca. Also, there are plenty of occasions for celebration: the 85th birthday of Heinrich Gattermeyer, the 80th of Herbert Vogg, the 75th of Fridolin Dallinger and the 65th of Michael Radulescu, whose newest work was premiered by the orchestra “Spirit of Europe” in Sibiu. The youngest among our celebrated circle is the series Diletto musicale – but, as we think, rather successful for its mere 50 years. What else? Gerald Schwertberger remembers Franz Ippisch, Claudia Böckle has talked to the Stump-Linshalm duo about the role of New Music in clarinet teaching; their collection has appeared in our update series. Furthermore we wish to congratulate Ferdinand Weiß (75) and Hans Haselböck (80)! We wish you an inspiring, refreshing summer read with these and many more articles and news items, Your sound:files team Impressum klang:punkte 26 (99 526), unverkäufliche Promotion-Zeitschrift des Musikverlags Doblinger: Musikverlag Doblinger, Dorotheergasse 10, A-1010 Wien. Redaktion: Walter Weidringer. Für den Inhalt verantwortlich: Helmuth Pany. Beiträge von Mag. Claudia Böckle, Katharina Knessl, Renate Publig MA, Peter Pany, Prof. Gerald Schwertberger, Walter Weidringer. Englische Übersetzungen: Mag. Nicolas Radulescu. Layout: Barbara Ployer (Konzept), Mira Valenta, Andrea Wimmer (Ausführung). Erscheinungsweise: Zweimal jährlich, jeweils Frühjahr und Herbst. Für weitere Informationen: INFODoblinger, Postfach 882, A-1011 Wien, Telefon: +43 1 515 03-0, Telefax: + 43 1 515 03-51, info@ doblinger.at, www.doblinger-musikverlag.at klang:focus Klingende Worte EINIGE SCHLAGLICHTER AUF DIE LITERARISCHEN SEITEN DES DOBLINGER-KATALOGS: MIT WERKEN VON THOMAS DANIEL SCHLEE, NORBERT STERK, HELMUT SCHMIDINGER UND ANDEREN. Nicht immer so ernst wie hier in der Stiftskirche Ossiach: Thomas Daniel Schlee Über das wechselvolle Verhältnis von Text und Musik sind von Antonio Salieri bis Richard Strauss ganze Opern geschrieben worden: Nicht nur die Theoretiker, sondern auch die Praktiker haben sich also ganz konkret mit dieser zentralen Frage des Musiktheaters beschäftigt. Spiegelte die einstige Rivalität zwischen Librettist und Komponist die Gepflogenheiten eines auf und hinter der Bühne auf Ranküne und Kabale spezialisierten Genres wider, ist man mittlerweile längst bei einem künstlerischen Miteinander im Dienste des Werkes angelangt. Doch auch im Konzertsaal spielten und spielen Textbezüge immer wieder eine große Rolle – sogar abseits von Vokalwerken. Denn viele scheinbar absolute Kompositionen vergangener Zeiten nehmen auf geheim gehaltene literarische Vorbilder Bezug, wie die Forschung herausfinden konnte. Der in Musik gesetzte Text, die innige Verbindung von Wort und Ton in der ganzen Bandbreite vom intimen Lied zum großformatigen Oratorium stellt jedoch nach wie vor eine Königsdisziplin des Komponierens dar. Thomas Daniel Schlee, auf dem Gebiet der Vokalmusik zuletzt mit einer Kirchenoper beim Carinthischen Sommer erfolgreich, hat sich jüngst auf mindestens so schwieriges, wenn nicht noch Seite 4 Foto: Helge Bauer Von Walter Weidringer heikleres Terrain gewagt: auf jenes des Humors. Körper in Cafés auf Gedichte des 2006 verstorbenen deutschen Schriftstellers und Satirikers Robert Gernhardt wirft in der Verbindung von Text und Musik vergnüglich-ironische Blicke auf Menschlich-Allzumenschliches im (nicht nur: Liebes-)Leben: Mit diesem hintersinnigen Augenzwinkern in musikalischer Gestalt hat Schlee bei Publikum und Kritik einen großen, einhelligen Uraufführungserfolg errungen (siehe auch Seite 11), der sich in Ildikó Raimondi (Sopran), Matthias Schulz (Flöte), Milan Turković (Fagott) und Charles Spencer (Klavier) freilich auch auf ein illustres Interpreten-Ensemble stützen konnte. Im Gespräch mit Petra Haiderer (Musikfreunde, April 2008) hat sich der Komponist etwas in die Karten blicken lassen: „Gernhardts Gedichte erzählen eine Geschichte. Es beginnt mit einer ganz alltäglichen Situation. Ein Mann sitzt im Kaffeehaus. Der ‚wirklich gute Mann‘ sucht die ‚wirklich schöne Frau‘. Er erwartet die Damen, die seine Annonce beantwortet haben. Der musikalische Aufbau schmiegt sich eng an das Wort, um das sich alles in diesem ersten Text dreht: DA!“ Der rechte Augenblick für den Schritt von der Einsamkeit zur Zweisamkeit ist dennoch nicht leicht zu finden… Folgt das zweite Lied, „Die Lust kommt“ – schon wieder ein Zeitpunkt, der sich nicht planen lassen will: „Über die Lust – etwas so Elementares, oft Herbeigesehntes – so bürokratisch zu berichten, wie es Gernhardt hier tut, ist nicht zu überbieten. Nach dem musikalisch Zerklüfteten des ersten Stückes passt das zweite ganz in die gebundene Liedform. Der relativen Illusionslosigkeit der Betrachtung im Text habe ich einen musikalischen Kontrapunkt gegenübergestellt. Das Klavier spielt Oktavengänge, die gegen den Rhythmus gehen, dadurch entsteht subkutan etwas Bedrohliches. Erst ganz am Schluss – ‚erst als sie wegblieb, blieb mir für sie Zeit‘ – gibt es einen kleinen Moment fürs Theater.“ Wie schwierig die (hier: englische) Kommunikation sein kann, selbst wenn man sich eigentlich einig ist, belegt die dritte der Fünf Szenen über das Thema „Zu mir oder zu dir?“ – denn nur einer der Gesprächspartner ist der Sprache wirklich mächtig. Musikalisch gab es für Schlee da keine Frage: „Es ist herrlich. Man muss am langsamen Walzer nur anstreifen, und schon steht die Atmosphäre des Geschehens im Raum.“ Diese wird durch instrumentale Hinweise belebt und erklärt: „Das Fagott spielt die Bassgänge des langsamen Walzers, während die Flöte die kleinen Kommentare mit Flatterzunge verzerrt. Im Klavier liegen ganz zart angedeutet Harmonien, wie wir sie aus der gehobenen Unterhaltungsmusik kennen.“ Im Laufe der Zeit kann sich aber gehörig Sand im Getriebe der Zweisamkeit ansammeln, der sich dann, „Immer dasselbe“, ausgerechnet vor dritten unüberhörbar bemerkbar macht: „Ein Ostinato-Scherzo, das auf einer Figur beruht, die metrisch ausgeweitet und durch Transpositionen geschickt wird. Die Musik ändert sich ununterbrochen und ist doch immer das Gleiche.“ Als Abschluss dämmert dann die „Nacht der deutschen Dichter“ mit ihren Allusionen an ein nicht ganz unbekanntes Weihnachtslied – und einem Reigen ebensolcher Autorinnen und Autoren (darunter Einar Schleef, Günter Grass, Stefan Heym), die Gern- Foto: Stephan Trierenberg Lauscht dem Klang im Innern von Bachmanns Worten: Norbert Sterk hardt nacheinander in eigenen Variationen auftreten lässt. „Der gnadenlose Witz um ihre Namen steht in herrlichem Kontrast zu den Ambitionen der angesprochenen Literaten. Für die Musiker kommt noch hinzu, dass die liebliche pastorale Weihe des Liedes in ganz eigenwilligem Gegensatz zum ‚deutschen‘ Titel steht.“ Thomas Daniel Schlee wird von Körper in Cafés übrigens auch eine Fassung für Gesang und Klaviertrio erstellen. In zwei Versionen, nämlich für Klaviertrio mit und ohne Gesangsstimme existiert auch Hôtel de la Paix nach Worten von Ingeborg Bachmann, entstanden anlässlich des 80. Geburtstages der 1973 verstorbenen großen österreichischen Dichterin. Der Komponist Norbert Sterk, dem soeben der renommierte TheodorKörner-Preis 2008 zuerkannt wurde, hat sich dabei ganz der musikalischen Qualität von Bachmanns Lyrik angenähert: „In die Mulde meiner Stummheit/ leg ein Wort/ und zieh Wälder groß zu beiden Seiten,/ dass mein Mund/ ganz im Schatten liegt.“ (Psalm in Sämtliche Gedichte, Piper 1978). „Dem Klang im Innern dieser Worte lauschend“, beschreibt Sterk seinen kompositorischen Prozess, „die Farbqualität der Vokale und Konsonanten erspürend, dem Weiß inmitten der Worte Gehör schenkend, ersteht Musik.“ Fünf Texte aus Bachmanns Zyklen Die gestundete Zeit und Anrufung des großen Bären sowie der Sammlung Gedichte 1957–61, „deren poetische Bilder sich assoziativ verknüpfen ließen“ (Sterk), fügen sich zu einer Art Hommage an Ingeborg Bachmann zusammen, wobei die Inhalte, so der Komponist weiter, vom „Rückzug in die Stille, dorthin, wo Kunst entstehen kann, vom Wahrnehmen einer ‚brüchig werdenden Existenz’ (Hans Höller), vom Ich in der Fremde, von Liebe, Gewalt und von Erlösung“ handeln. Der Singstimme „fällt dabei die Rolle des singend Imaginierenden zu, der das Wort ‚unverfälscht’ zum Klingen bringt. Er wird einerseits Impulsgeber für instrumentale Verwandlung, andererseits, den Streichern in Modulationsvielfalt und mikrotonalen Möglichkeiten verwandt, scheint er verwoben in deren instrumentale Strukturen, wird selbst Ensembleinstrument. Violine und Violoncello, eine Art ‚alter ego’ der Stimme, sind Schatten, Vervielfältigung, Spiegelungen. Darin aber leuchtet fremd das Klavier in vermeintlicher Einfärbigkeit...“ In der Fassung für Klaviertrio allein „fällt die Stimme weg, sie wird abstrahiert zu instrumentalem Klang.“ Das poetisch karge, vornehmlich auf Klangwirkungen basierende Werk wurde in der Fassung mit Stimme im Rahmen des Projektes „Schreiben gegen den Krieg – Bachmann vertont“ von Christian Hilz (Bariton) und dem Haydn Trio Eisenstadt auf CD eingespielt (Capriccio 71 095). Ganz auf die menschliche Stimme verzichtet hat Helmut Schmidinger in seinem Klaviertrio „...schickt sich wahrscheinlich nicht in einem so ernsten Konzert“. Zehn Sätze aus Leutnant Gustl von Arthur Schnitzler. Schmidingers literarische Neigungen, die sich durch sein ganzes Schaffen ziehen, sind hier also wie so oft rein instrumental repräsentiert – und zu Recht: Handelt es sich doch bei Schnitzlers 1900 entstandener Novelle Leutnant Gustl zur Gänze um einen „Inneren Monolog“, den freien Gedankenstrom eines jungen kakanischen Offiziers – übrigens damals ein Novum in der deutschsprachigen Literatur. Nach einem Konzert im Musikverein, dem der unmusikalische Gustl nur sehr zerSeite 5 klang:focus streut Gehör geschenkt hat, wird er von einem „nicht satisfaktionsfähigen“ Bäckermeister an der Garderobe „beleidigt“ und muss sich deshalb, will er dem Ehrenkodex der Armee folgen, erschießen – auch wenn niemand den Vorfall mitbekommen hat. Aufgewühlt durchlebt er eine zwischen Todesangst und krausem Pflichtbewusstsein zerrissene Nacht, bis er morgens die erlösende Mitteilung erhält, dass der Bäcker einem Schlaganfall erlegen ist. Garantierte Schmidingers zweite Existenz als Veranstalter dabei das ironische Interesse für Gustls Unaufmerksamkeit im Konzert, hat den Komponisten freilich die Erzählstruktur besonders interessiert: „Typisch für einen ‚Inneren Monolog’ sind neben dem Prinzip der freien Assoziation kurze, unvollständige, gebrochene oder oftmals fragmentierte Sätze.“ Das ließ sich kompositorisch aufgreifen: „In einigen Sätzen habe ich den Sprachrhythmus des Satztitels als Grundlage der musikalisch rhythmischen Textur verwendet. In anderen Sätzen wiederum habe ich der Assoziation an bekannte Musikstücke (Das Gebet einer Jungfrau von Thekla Badarczewska) freien Lauf gelassen.“ Verbindet in seinen Werken Literatur und Musik: Helmut Schmidinger Weitere konzertante Werke rke mit literarischem Michael Amann: Schatten Rose Schatten chatten für Singstimme und Klavier (Ingeborg Bachmann) Rainer Bischof: „Und so sink ich leise in mich selbst hinein.“ Österreichischer Liederzyklus für Mezzosopran zzosopran und Violine op. 17 (Ingeborg Bachmann, Felix Braun, un, Nikolaus Lenau, Christine Busta, Alois Hergouth, Linus Kefer, Franz Theodor Csokor, Richard von Schaukal) Bernd Richard Deutsch: Martyrium oder Die Dinge sind. Neurotisches Oratorium in zwei Teilen für Sprecher, er, Soli, Chor, Orchester und Elektronik (Nr. 12, 2001–05) (Dante Alighieri, Andreas Gryphius, Vincent van Gogh, Konrad Bayer, Hugo Wolf, Peter Sloterdijk, Werner Schwab, Ingeborg Bachmann, Cesare Pavese) Gottfried von Einem: Tier-Requiem für Soli, Chor und Orchester op. 104 (Lotte Ingrisch) Alchemistenspiegel für Bariton und Orchester op. 90 (Lotte Ingrisch) Prinzessin Traurigkeit oder Ein Känguruh im Schnee. Duette in allen Farben für Mezzosopran, Bassbariton und Klavier op. 100 (Lotte Ingrisch) Foto: Renate Publig Iván Eröd: Schwarzerde. Fünf Gesänge für Bariton und Orchester op. 49 (Ossip Mandelstam) Vox Lucis. Kantate für Bariton, Oboe und Orchester op. 56 (T. S. Eliot, Paul Claudel, Ossip Mandelstam, Rainer Maria Rilke, Giuseppe Ungaretti, Sándor Weöres) RESOUNDING WORDS – MUSIC AND LITERATURE BY WALTER WEIDRINGER Thomas Daniel Schlee, composer, organist and director of the festival Carinthischer Sommer, recently entered the difficult terrain of humor. Körper in Cafés (“Bodies in Cafés”) on poems by the German writer and satirist Robert Gernhardt (d. 2006) refers, in its marriage of text and music, in an entertaining and ironic way to human and all-too human aspects of (not only love-) life. The world premiere of this subtly tongue-in-cheek music has given Schlee a great, unanimous success, both with the audience and the critics (see also page 11); this was certainly also due to the illustrious ensemble of performers: Ildikó Raimondi (soprano), Matthias Schulz (flute), Milan Turković (bassoon) and Charles Spencer (piano). Körper in Cafés will be published not only in its original scoring, but also in a version for voice and piano trio. Hôtel de la Paix on words of Ingeborg Bachmann (d. 1973) was written for the occasion of the great Austrian poet’s 80th birthday and also exists in two versions: for piano trio with or without voice. The composer, Norbert Sterk, who recently was awarded Seite 6 the renowned Theodor Körner Prize 2008, has kept very close to the musical quality of Bachmann’s poetry. Five texts selected from Bachmann cycles join in a sort of homage to the author; according to the composer their contents deal with “retreat into silence, to the place where art can develop; with the perception of an ‘existence becoming fragile’ (Hans Höller), with the individual in strange parts, with love, violence and redemption”. The voice takes the part of “the human being who imagines by singing, who makes the words resonate ‘in a pure way’”. In the version for piano trio alone “the voice is left out, it becomes abstract in instrumental sound.” The version including voice of the poetically austere work, mainly based upon sound effects, has been recorded on CD (Capriccio 71 095). Helmut Schmidinger has completely renounced the use of the human voice in his piano trio “...schickt sich wahrscheinlich nicht in einem so ernsten Konzert” (… is probably not respectable in such a serious concert”) - Ten Movements from Leutnant Gustl klang:echo Bezug (kleine Au Auswahl; komplette Liste online): Fü Paul Walter Fürst: „Bitte keine Musik“. Sieben Gedichte für u Streichorchester op. 65/2 (Ernst Jandl) Mezzosopran und Lauer Herbert Lauermann: Verbum IV (An die Sonne) für großes (Ing Orchester (Ingeborg Bachmann) Verbum V – Fuge „...ins Innere...“ 12 Sätze in unterschiedlicher Bese Besetzung für Fl., Kl., Vl., Vc. und Klav. oder Kl., Hr., Vl., Vc. und Klav. (Ingeborg Bachmann) E Ernst Ludwig Leitner: „...und kein Friede auf Erden“. Reflexionen für Sprecher und Orchester (Ingeborg Bachmann) Martin Lichtfuss: Kafka-Fragmente für Sprecher, Bariton, Chor, Orchester und Synthesizer (Franz Kafka) Kurt Rapf: Nachtflug. Eine Elegie für Tenor, Chor und Orchester (Ingeborg Bachmann) Shih: Mann, Weib – Weib, Mann (Robert Gernhardt) – in Arbeit Alfred Uhl: Wer einsam ist, der hat es gut. Heitere Kantate für Soli, Chor und Orchester (Wilhelm Busch, Christian Morgenstern, Joachim Ringelnatz) Egon Wellesz: Duineser Elegie für Sopran, Chor und Orchester op. 90 (Rainer Maria Rilke) Friedrich Wildgans: Der mystische Trompeter für hohe Stimme, Trompete und Klavier op. 47 (Walt Whitman) by Arthur Schnitzler. Schmidinger’s literary inclinations, which can be seen throughout his entire oeuvre, are represented here, as so often, exclusively by the use of instruments – and justly so: Schnitzler’s 1900 novella, Leutnant Gustl, is, in its entirety, an internal monologue, the free stream of consciousness of a young Imperial Austrian officer – this being, by the way, the first use of this literary technique in German-language literature. After a concert in the Musikverein, to which the unmusical Gustl had paid only very loose attention, he is “insulted” near the cloakroom by a master baker, who, of course, cannot be dueled. Following the strict army code of honor, Gustl is obliged to shoot himself – even if nobody has witnessed the event. In turmoil, he spends a night torn between mortal fear and an abstruse sense of duty before the morning brings the news that the baker has died of a stroke. The work selects ten significant sentences uttered by Gustl, translates them into music and thus creates a new context. Die Stirn geboten HELMUT SCHMIDINGERS „... WENN ER IMMER SO EINEN RIESEN HINTER SICH MARSCHIEREN HÖRT.“ Er zähle „zu den herausragendsten Komponisten Oberösterreichs. Seine Musik ist modern und basiert dennoch auf der Tradition, die wiederum durch ein unerschütterlich gutes Handwerk fundiert ist. Musik, die ohne sich anbiedern zu wollen auch ins Gehör einer breiteren Zuhörerschaft den Weg findet“: So charakterisierten die OÖ Nachrichten (25. März 2008) Helmut Schmidinger anlässlich der Loisiarte, bei der Intendant Christian Altenburger Werke des in Wels lebenden Komponisten und seines Kollegen Gerhard Schedl ins zeitgenössische Zentrum stellte. Doch bereits im Jänner kam es in Graz zu einer großen Schmidinger-Uraufführung, die Publikum und Presse ebenso begeisterte wie die Musiker von recreation – GROSSES ORCHESTER GRAZ und deren Chef Andrés Orozco-Estrada, der übrigens seit seinem klang:punkte-Porträt (Frühjahr 2007) mittlerweile designierter Nachfolger von Kristjan Järvi an der Spitze des Tonkünstler-Orchesters Niederösterreich ist. „Die Schmidinger-Partitur ist ein Auftragswerk des Grazer Orchesters, das als einzige inhaltliche Vorgabe einen Bezug auf Beethovens Violinkonzert nannte. Der Werktitel will verdeutlichen: Wie geht es einem Komponisten heute, der den übermächtigen Riesen ‚Tradition’ im Konzertbetrieb ständig hinter sich marschieren hört? Für den Welser bestand die Lösung des Problems darin, ‚den Riesen bewusst in sein Werk einzubeziehen’“, schrieb Franz Zamazal. „Das geschah mit transformiertem Originalmaterial aus dem Violinkonzert und in der Abfolge kleiner Solokonzerte (Klarinette, Pauke, Violine, Trompete) mit Orchesterzwischenspielen. Das Ergebnis: Eine große symphonische Partitur voll von Einfällen und Kontrasten, von Abwechslung und Spannungen in maßvoller moderner Formulierung, die alle für Aufmerksamkeit sorgen.“ (Kulturbericht OÖ, März 2008) Ein „klanglich abwechslungsreiches, geschickt instrumentiertes“ Werk, war sich auch die Kleine Zeitung sicher (WN, 30. Jänner 2008). „Das Publikum goutierte die Nachklänge, fühlte sich aufgehoben in dieser affirmativ postromantischen Musiksprache, die vielfach an Schostakowitsch gemahnte. Doch Schmidingers Beethoven-Reflexion enthält mehr als nur traditionell verarbeitete Zitate“, hieß es in der Österreichischen Musikzeitschrift, die sogar nachsetzte: „Die Spur Ironie im Umgang mit dem ‚Riesen’ auf dieser ästhetischen Ebene ist neu. Ein Wegweiser für Komponisten im 21. Jahrhundert?“ (U. A.-G., ÖMZ 3-4/2008) Jedenfalls sei Schmidinger „ein knatternd-knisterndes und zugleich sanftes Revolutionsstück gelungen“, ist die Kronenzeitung sicher. „Rhythmisch kapriziös scheint seine Klanglandschaft milde, aber unnachgiebig den Aufstand gegen den Titanen zu proben, und doch weht es immer wieder hochbrisante Sehnsuchtsmelodien ins Geschehen. Ein spannendes Stück, das von ‚Recreation’ ausdruckswilligst umgesetzt wurde.“ (NT, 1. Februar 2008) Seite 7 klang:echo Bis aufs Blut GERHARD SCHEDLS JULIE & JEAN KONZERTANT Fotos: Armin Bardel Was Regisseur G. H. Seebach 2003 als „Totentanz der Begierden“ auf die Bühne gebracht hat, entfachte nun auch konzertant seine mitreißende Kraft. Es war der Sensationserfolg des Festivals Klangbogen Wien 2003, als Maria Husmann und Wolfgang Koch als Gerhard Schedls Julie & Jean ihre Beziehungsscharmützel austrugen, musikalisch angefeuert vom Wiener Kammerchor und dem Ensemble Kontrapunkte unter Peter Keuschnig. Im Wiener Musikverein kam es im Dezember 2007 nun zur willkommenen Neuauflage des packenden Musikdramas in konzertantem, aber nicht minder fesselndem Rahmen. „Der ewige Kampf der Geschlechter“ „Schon seit mehr als 30 Jahren bestreitet Peter Keuschnig mit seinem Ensemble Kontrapunkte einen eigenen Musikvereinszyklus. Eine Leistung, die nicht genug gewürdigt werden kann: Mit der Fokussierung auf die ‚klassische Moderne’ wird hier eine Lücke zwischen der Avantgarde-Lastigkeit von ‚Wien modern’ und dem klassisch-romantischen Mainstream des Musikbetriebes geschlossen. Was nicht heißen soll, dass das qualitätsvolle Neue zu kurz käme. Mit einer konzertanten Aufführung seiner Kammeroper Julie & Jean erinnerte jetzt das Ensemble an Gerhard Schedl: Der ebenso hochbegabte wie überaus erfolgreiche österreichische Komponist wäre heuer fünfzig Jahre alt geworden. Nach wie vor ist es unbegreiflich, dass er vor sieben Jahren freiwillig aus dem Leben schied. Julie & Jean mit dem Untertitel ‚Ein Match in zwölf Runden’ (Libretto: Bernhard Glocksin) komprimiert Strindbergs Fräulein Julie auf die beiden Protagonisten und ihren letal endenden Geschlechterkampf, erweitert um symmetrisch angeordnete Traumsequenzen. Das alles vor dem Hintergrund eines Chores, der mit dem katholischen Ordinarium Missae die ‚gesellschaftliche Ebene’ verkörpern soll. Was dramaturgisch vielleicht anfechtbar erscheinen mag, erweist Seite 8 sich musikalisch als ungemein reizvoller Kontrast zur Hauptebene: Plastisch hebt sich von der archaischen Ruhe des Chorsatzes die eruptive Gestik des kleinen Orchesters ab; da findet Schedl mit unerschöpflicher Fantasie immer wieder bestürzende Klangbilder zur Erhellung und Überhöhung des Geschehens. Keuschnig, Dirigent der szenischen Uraufführung vor vier Jahren, hat mit seinem brillanten Ensemble die Partitur auch diesmal auf das Prägnanteste formuliert. Und auch die beiden exzellenten Solisten von damals waren wieder zur Stelle: Maria Husmann mit ihrem intelligent geführten, durchschlagskräftigen Sopran, Wolfgang Koch mit seinem virilen, in der Höhe tenoral gefärbten Bariton. Reicher Beifall.“ (Gerhard Kramer, Wiener Zeitung, 5. Dezember 2007) „Wie bei der Uraufführung 2003 begeisterten auch diesmal die Akteure: die Sopranistin Maria Husmann, der Bariton Wolfgang Koch, der Wiener Kammerchor (Leitung: Michael Grohotolsky) sowie der Dirigent Peter Keuschnig mit seinem bravourösen Ensemble Kontrapunkte. Sie alle verstehen es, Schedls Gefühlswelt und Freude an raffinierten Effekten zum Klingen zu bringen. Eindrucksvolle Lyrik wechselt mit Orchesterausbrüchen; Eckpfeiler der beiden Akte sind Momente von melancholischem Kirchengesang. Eine hinreißende Aufführung!“ (Florian Krenstetter, Kronen Zeitung, 5. Dezember 2007) Erleben, erleiden, erdulden: Maria Husmann und Wolfgang Koch klang:echo Aufwühlender Orchester-Zauber EGON WELLESZ’ PROSPEROS BESCHWÖRUNGEN Als Egon Wellesz, damals gefeierter Bühnenkomponist, um das Jahr 1930 nach einem neuen Opernstoff Ausschau hielt, kam er auf Shakespeares Tempest, verwarf den Plan aber bald wieder: Die Fülle der Charaktere und die komplexen Dialoge wollten sich nicht befriedigend auf ein Libretto verknappen lassen. Dafür wandte er sich dem Stoff auf instrumentalem Wege zu. 1934 skizzierte er in Alt-Aussee fünf symphonische Stücke als musikalische Porträts der Hauptcharaktere. Die Uraufführung fand am 19. Februar 1938 mit den Wiener Philharmonikern unter Bruno Walter statt, der das Werk wegen des großen Erfolges dann auch in Amsterdam mit dem Concertgebouw Orkest vorstellte – am 13. März 1938, dem Tag der Annexion Österreichs durch Nazideutschland. Wellesz kehrte nicht mehr nach Wien zurück, sondern ging von den Niederlanden aus nach England in die Emigration. Prosperos Beschwörungen aber gingen in die ganze Welt – und errangen jüngst an der Uraufführungsstätte mit den Wiener Symphonikern unter Manfred Honeck einen neuerlichen Triumph: „Gewaltig massiv und Lust auf mehr Wellesz“ „Die Realisierung der fünfsätzigen Komposition Prosperos Beschwörungen nach Shakespeares Sturm von Egon Wellesz am Mittwoch im Wiener Musikverein machte Lust auf weitere Werke des gebürtigen Österreichers. Die Umsetzung besonders der drei mittleren Sätze gelang den Wiener Symphonikern aber auch wirklich toll: wahrlich ‚stürmisch‘ der zweite, mit feinen Einzelleistungen der Orchestermusiker der dritte und wie ein purer Höllenritt der vierte Satz. Das Finale leitete schließlich stimmig zu Bruckners ‚Romantischer‘ über. [...] Viel Applaus.“ (Alexander Opatrny, Kurier, 1. Februar 2008) „Eine uneitle Meisterleistung“ „[...] Zu mehr Konzentration fähig schien das Publikum vor der Pause bei Prosperos Beschwörungen von Egon Wellesz (1885– 1974). Der in Wien geborene Komponist hat Shakespeares Sturm im Jahr 1936 farben- und ideenreich in Töne gegossen. Er schuf impressionistische Gemälde, Szenen von Mahlerscher Jenseitigkeit und einen mächtigen, martialischen Tanz, der jeden Hollywood-Triumphmarsch mickrig erscheinen lässt. Ein Werk, das eigentlich ins Repertoire jedes großen Orchesters gehört. [...] Ergreifend.“ (r. e., Wiener Zeitung, 1. Februar 2008) „Romantisches Feuer“ „Nicht minder gewichtig [...] erwies sich der erste Teil des Konzertes mit Prosperos Beschwörungen, fünf symphonischen Stücken nach Shakespeares Sturm von Egon Wellesz. Wellesz (1885–1974) nähert sich Shakespeare klugerweise nicht durch Vertonung, sondern durch atmosphärische Annäherung an diverse Schlüsselszenen, die er mit wachem Instinkt für wirksame Theatralik und hohe Sensibilität für Klangfarben zu gestalten weiß. Honeck und die Symphoniker waren auch diesem in seiner eindringlichen Rhetorik sehr spannenden Werk die optimalen Interpreten.“ (Peter Vujica, Der Standard, 1. Februar 2008) BildtextPat. An endrem nonse dipit autQuismolorem ip ea amcore cor aliquat alit prat in utem vel ercinismod el utp Seite 9 klang:splitter FRIEDRICH CERHA Foto: media wien Am 7. März 2008 empfing Friedrich Cerha das Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien aus den Händen von Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny, der Cerha als „einen der bedeutendsten zeitgenössischen Komponisten unserer Zeit“ würdigte. Lothar Knessl in seiner persönlich gefärbten Laudatio: „Schritt für Schritt war Cerha suchend, forschend, erforschend unterwegs, um musikalisches Neuland auszuprobieren“, immer dem „Auftrag nur von innen, als schöpferisches Muss“ folgend. In seinen Werken habe er sich besonders „dem Einzelnen, dem Individuum“ zugewendet, als „Gegenpol einer derangierten, Werte missachtenden, machtorientierten, sensationsgierigen Gesellschaft“. ht bessere lung bis zum Ausblick auf eine vielleicht e er dank Zukunft reichen; diese Wandlung erzielte lfältiger differenzierter Instrumentierung und vielfältiger esichts klanglicher Nuancen. Adrian Eröd, angesichts e gefrüher Kenntnis der väterlichen Musiksprache em wissermaßen mit Heimvorteil (und exzellentem Bariton) singend, vermittelte eindrucksvoll den Wechsel von Aufruhr zu milder Zuversicht im Lichte des eigenen Endes.“ (Markus Hennerfeind, Wiener Zeitung, 10. Mai 2008) „Einen besseren Solisten konnte sich der im Saal anwesende Komponist und Sängervater Iván Eröd für dieses expressive, den kryptischen Textvorlagen adäquate Werk nicht wünschen.“ (opal, Kurier, 10. Mai 2008) „[Adrian Eröd] und dem Orchester gelang es, sowohl den ernsthaften Charakter als auch die melodiöse Stimmung überzeugend zu gestalten.“ (FK, Kronen Zeitung, 15. Mai 2008) JOSEF FRIEDRICH DOPPELBAUER Doppelbauer-Tage David Trio – Wels, Stadttheater, 27. Februar 2008 „Am Mittwoch eröffnete das oö. David-Trio die von den Welser Abonnementkonzerten initiierten Josef-Friedrich-DoppelbauerTage. Der in Wels geborene Komponist hätte heuer seinen 90. Geburtstag gefeiert. […] Diese Musik hat Seele […] Das DavidTrio bewies hier seine Meisterschaft im leidenschaftlich mitreißenden Musizieren und seinem sinnlich nachvollziehbaren Zugang zu scheinbar spröder Musik, deren Qualitäten nur durch minutiöse Arbeit freigelegt werden kann.“ (Michael Wruss, OÖ Nachrichten, 29. Februar 2008) DAVID NELSON RICHARD DÜNSER GERALD RESCH Die letzten Dinge. Liederzyklus für Bariton und Kammerorchester Wien, Musikverein – Brahmssaal. Adrian Eröd – Bariton, Ensemble Kontrapunkte, Dirigent: Peter Keuschnig „Die von starken Gegensätzen und heterogenen Elementen geprägte Musik orientiert sich an vom Text evozierten Bildern, die wiederum katholisch geprägte Vorstellungen benutzen. Das Spannungsfeld zwischen Licht und Dunkel der Textvorlage ist in alle Schichten der musikalischen Struktur getragen und entlädt sich in ekstatischen Ausbrüchen und grotesken Mitreißend Kulminationspunkten, wobei die Verarbeitung und eintraditioneller Stilmittel nicht gescheut wird, und drucksvoll: spätromantisch und expressionistisch anmu- Adrian Eröd tende Welten erstehen. Adrian Eröd gelang mit dem Ensemble eine brillante und in ihren Extremen authentische, mitreißende Aufführung.“ (E. H., ÖMZ 1/2008) Knoten für Fagott und Kammerorchester Wien, Musikverein – Brahmssaal, 11. November 2007. Robert Buschek – Fagott, Wiener Concert-Verein, Dirigent: Konstantin Ilievsky „Wie der Titel bereits verrät, weist diese Komposition für Fagott und Kammerorchester eine Verbindung unterschiedlicher Stränge auf: Sowohl tonale als auch atonale Elemente werden verknüpft, ebenfalls wird die Auflösung des 12-Ton-Systems durch Glissandi eingebunden. Zeigt sich in manchen Passagen die Gleichberechtigung von Solist und Orchester, geht das Fagott kurzzeitig im dichteren Klang der orchestralen Masse unter; neben dem solistischen Auftreten finden aber auch Duette, u.a. mit Horn oder Klarinette. ihren Raum. Wechselnde Klangfarben entstehen durch die Übernahme von einzelnen Tönen oder gesamten Motiven des Fagotts durch andere Instrumente, die sich immer weiter verdichten. um dann doch wieder zu reduzierteren Passagen zurück zu finden, bis am Ende ein tonales, absteigendes Motiv des Fagotts, das plötzlich abbricht, fragend im Raum stehen bleibt. Durch die Verknüpfung dieser vielfältigen Komponenten, lässt Resch ein abwechslungsreiches Gebilde entstehen, dessen Abschnitte starke Kontraste aufweisen und dennoch durch erneutes Aufgreifen zuvor erklungener Elemente zueinander in Bezug IVÁN ERÖD Schwarzerde. Fünf Gesänge für Bariton und Orchester op. 49 – Wien, Musikverein, 8. Mai 2008: Adrian Eröd – Bariton, RSO Wien, Dirigent: Anders Nelsons „Iván Eröds Schwarzerde, nach Gedichten von Ossip Mandelstam, stand im Zentrum eines ungarisch umflorten Konzertes des RSO Wien im Musikverein. Mitte der 80er Jahre komponiert, traf Eröd genau das Herz der Texte, die von anfänglicher VerzweifSeite 10 Der 1957 in Chicago geborene Dr. David Nelson ist Universitätsprofessor, Dirigent, Musikwissenschaftler und Buchautor: Sein Wien-Führer Vienna for the Music Lover, 2006 auf englisch und deutsch erschienen, kommt wegen der großen Nachfrage demnächst in einer chinesischen Ausgabe heraus. „Selbst für einen Kenner und Musikliebhaber der Stadt lassen sich hier noch Dinge entdecken […] eine Fundgrube!“ (Rubinstein World, 1-2008). Nun erhielt dieser musikalische Freund und Botschafter Wiens aus der Hand von Landesamtsdirektor Dr. Ernst Theimer das Goldene Verdienstzeichen des Landes Wien. stehen; besonders fasziniert dabei d das Gespür des Komponisten für den Spannungsaufbau. Robert Buschek/Fagott erfüllte die hohen technischen wie musikalisc musikalischen Anforderungen mit Feingefühl, und auch der Wiener Co Concert-Verein unter Konstantin Ilievsky setzte das Werk überze überzeugend um – vor begeistertem Publikum.“ (D. W., ÖMZ 1/200 1/2008) von 150 Euro) errungen. Piotrowska war zuvor bereits als Solistin wie Kammermusikerin mehrfach ausgezeichnet worden und hat mit den bedeutendsten Orchestern ihres Heimatlandes zusammengearbeitet. Ein weiterer Nachweis für das wache Interesse des polnischen Musiknachwuchses an zeitgenössischer Musik aus Österreich und für die verdienstvolle Tätigkeit des Kulturforums. Wir gratulieren herzlich! KARL SCHISKE THOMAS DANIEL SCHLEE Körper in Cafés. Fünf Szenen op. 69 auf Gedichte von Robert Gernhardt: Wien, Musikverein, Brahms-Saal, 23. April 2008 – Ildikó Raimondi (Sopran), Matthias Schulz (Flöte), Milan Turković (Fagott), Charles Spencer (Klavier) „Knisternde Töne der Zweisamkeit“ „Ein schillernder Abend über Zweisamkeit: Zentral waren Thomas Daniel Schlees neue Szenen Körper in Cafés […] Die Texte Robert Gernhardts bringen den ‚knisternden Alltag’ köstlich ans Licht, Schlee hat die Musik zur feinsinnigen Begleitung als zwinkernden Kommentar geformt.“ (Petra Haiderer, Der Standard, 26. April 2008) „Kunst des Humors in virtuoser Musik“ „Im Zentrum der Aufmerksamkeit stand [...] die Uraufführung von Thomas Daniel Schlees Szenenfolge Körper in Cafés op. 69, die auf Gedichten Robert Gernhards basiert. Dem unikalen Humor des sprachgewaltigen Dichters setzte Schlee subtil-witziges, ebenso eloquentes, geradezu spitzbübisches musikalisches Material gegenüber. Die virtuose Verbindung aus beidem ergab eine der ersprießlichsten musikalischen Viertelstunden der letzten Jahre.“ (Markus Hennerfeind, Wiener Zeitung, 25. April 2008) WOLFRAM WAGNER Im Zyklus „junges musikforum“ des Österreichischen Kulturforums Warschau war im vergangenen Herbst ein herzlich akklamiertes Porträtkonzert von Wolfgang Wagner zu erleben. Dabei hat die 1978 in Legnica geborene Fagottistin mit ihrer Aufführung der Zehn Haiku für Fagott solo in Anwesenheit des (höchst zufriedenen) Komponisten den von Doblinger für diese Reihe gestifteten Interpretationspreis (Notengutscheine im Wert ERICH ZEISL Requiem ebraico Cincinnati, Music Hall, May 17, 2008: May Festival Chorus, Cincinnati Symphony Orchestra, conductor: James Conlon “It was fitting that Beethoven’s Ninth would share a program with music by a survivor of the Holocaust. Conlon, who has made it his mission to resurrect music that might otherwise be lost to history, led the festival premiere of Eric Zeisl’s Requiem Ebraico (Hebrew Requiem) […]. Zeisl, a Jewish composer born in Vienna, barely escaped the Holocaust, Glänzte mit Wagner: eventually fleeing to Hollywood (as did Katarzyna Piotrowska other important refugee composers and artists) where he worked for Metro-Goldwyn-Mayer. His movie scores included Lassie Come Home and The Postman Always Rings Twice, although his list of classical works is impressive. He dedicated his Requiem Ebraico of 1942, a setting of Psalm 92, to his father, who perished in a concentration camp, and to the countless other victims of the Nazis. For the performance, the Cincinnati Children’s Chorus, prepared by Robyn Lana, joined the May Festival Chorus and soprano Ellie Dehn, mezzo-soprano Catherine Keen and baritone William McGraw. It was a piece with moments of enormous beauty […] Zeisl’s gift for melody was evident in his hauntingly beautiful themes, orchestrated with cinematic sweep. The opening chorus, sung in Hebrew, was deeply moving, as if these words of thanks were being sung against a veil of tears.” (Janelle Gelfand, The Enquirer, May 18, 2008) Fotos: Piotr Tarasewicz Bereits 2007 mit einer Aufführung von Karl Schiskes Trompetermusik feierlich eröffnet, lädt der SCHISKE-Raum im museum ORTH (Schloss Orth) auch im zweiten Jahr von Frühlingsbeginn bis Allerheiligen an Wochenenden und Feiertagen alle Musikbegeisterten zu einer spannenden Begegnung mit dem schon 1969 verstorbenen Komponisten und Lehrer ein: Der SüdwestTurm wurde als Gedenk- und Ausstellungsraum eingerichtet, in dem nicht zuletzt über Kopfhörerstationen sein musikalisches Wirken nachvollziehbar wird (Gestaltung und Rauminszenierung: Hilde Fuchs). NEUE INTERNATIONALE DOBLINGER-AUSLIEFERUNG Ab 1. Juli 2008 lässt Doblinger seinen Verkaufskatalog von der deutschen Auslieferungsfirma mds – music distribution services an den internationalen Handel ausliefern. mds betreut neben Doblinger eine ganze Reihe prominenter Verlage (Boosey&Hawkes, Schott-Music, Universal Edition u.a.), gilt als größte Notenauslieferung in Europa und bietet weltweit ein ausgezeichnetes Lieferservice. In Kombination mit unserer Werbung aus Wien erwarten wir uns wertvolle Synergieeffekte – u. a. geringere Portobelastungen für den Handel durch gebündelte Bestellmöglichkeit mehrerer Verlage von einer Adresse – und eine noch breitere internationale Präsenz als bisher. Seite 11 klang:jubiläum Der Talenteschmied mied HERBERT VOGG ZUM 80. GEBURTSTAG „Hast brav dei’ Aufgab’ g’macht?“ musste er sich in den langen Jahren seiner vielfältigen Tätigkeiten bei Doblinger ebenso wenig fragen lassen wie als Geschäftsführer und Präsident des Musikwissenschaftlichen Verlages, denn der (gerade in Wien?) weit verbreitete Satz „Tun ma uns nix an!“ war niemals seine Devise: Prof. Dr. Herbert Vogg vollendete am 17. Mai sein 80. Lebensjahr – und alle, die ihn kennengelernt, mit ihm zusammengearbeitet haben und sein reiches Wirken hochachten, werden einer Meinung sein: „Das muss g’feiert werd’n!“ Geboren in Wien, studierte Vogg Musikwissenschaft und Germanistik, wurde nach seiner Promotion Musikkritiker und kam ANNIVERSARIES: HERBERT VOGG 80, FRIDOLIN DALLINGER 75, DILETTO MUSICALE 50 Herbert Vogg studied musicology, became music critic and soon after joined Doblinger’s staff, where he became responsible for the editorial office, for production and advertising. Over several decades of developmental work, Vogg turned the former operetta publisher into a center for Austrian contemporary music and orientated the house’s program towards educational publications, choir and sacred music. One of the most enduring ‘children’ of his activity will shortly turn 50: the Diletto musicale series. Intimately connected to the composer Joseph Haydn and his indefatigable advocate and expert H. C. Robbins Landon, Diletto musicale made many beautiful early music works performable both by experts and amateurs, and even printed many works for the first time, thus saving them from oblivion. Doblinger celebrates Diletto’s golden jubilee and the Haydn anniversary of 2009 with a special edition: the score edition of the master’s complete string quartets in an elegant slipcase. Herbert Vogg, who celebrates his 80th birthday this year, is also a composer and, most importantly, a librettist – among others for Fridolin Dallinger. The latter, already the bearer of the Grand Austrian State Prize for Music and of other awards, received the Province of Upper Austria Culture Medal at the occasion of his 75th birthday. As a composer, musician, teacher, critic and painter he was, over the decades, not only a contemporary witness, but a contributor to the overall cultural development of Upper Austria and the entire country. Dallinger’s compositional output embraces almost all fields of the musical art. Curiosity, fondness of experimenting, versatility and openness towards current tendencies characterize his works. Seite 12 bald darauf als Lektor zu Doblinger, wo er auch noch die Lehre als Musikalienhändler absolvierte. Unter der Ägide von Doblinger-Geschäftsführer Christian Wolff rückte Vogg zunächst als Verlagsleiter in die Verantwortung für Lektorat, Produktion und Werbung auf, wurde schließlich auch Prokurist. Sein enges, auch persönliches Verhältnis zu den zeitgenössischen Komponisten Österreichs beflügelte ihn, dem einstigen Operetten-Verlag ein neues, aktuelles Gesicht zu geben: In jahrzehntelanger Aufbauarbeit machte Herbert Vogg den Musikverlag Doblinger recht eigentlich zu dem, was er heute ist – ein Zentrum der österreichischen Gegenwartsmusik. Daneben wurde der Verkaufskatalog in die Richtungen Pädagogik, Chor- und Kirchenmusik geschickt ausgebaut, wobei Vogg freilich die Ressourcen der damals noch groß besetzten Herstellungsabteilungen des Hauses voll zur Verfügung standen. Eines der nachhaltig erfolgreichsten Im Rahmen der Gegenwart FRIDOLIN DALLINGER 75 Er ist Träger des Österreichischen Staatspreises für Musik, des Goldenen Ehrenzeichens für Verdienste um die Republik Österreich sowie des Bruckner-Preises – und nun wurde Fridolin Dallinger bei einem Festakt in Linz mit der Kulturmedaille des Landes Oberösterreich ausgezeichnet. Wie Landeshauptmann Pühringer in seiner Laudatio ausführte, lebe Dallinger das Leben eines erfolgreichen Künstlers: als Komponist, Musiker, Pädagoge, Kritiker und Maler. Er war Jahrzehnte nicht nur Zeitzeuge, sondern Mitgestalter der Kulturentwicklung in Oberösterreich und darüber hinaus in der ganzen Republik. Dallingers musikalisches Schaffen umfasst nahezu alle Bereiche der Tonkunst. Neugierde, Experimentierfreude, Vielseitigkeit und Offenheit gegenüber aktuellen Strömungen prägen seine Werke. Er ist Mitglied der Eferdinger Künstlergilde und bevorzugt die Landschaftsmalerei. Modern, aber moderat, so lautet seine Devise in der Malerei wie in der Musik. „Meine Bekanntschaft mit dem Komponisten und Pädagogen Dallinger“, so erinnert sich dessen Freund und Weggefährte Herbert Vogg, „reicht weit zurück in den Umkreis von Robert Schollum und vor allem Helmut Eder. Doblingers erste, vom Kulturamt der Stadt Linz herausgegebene Druckausgabe war 1963 der Chorsatz Der blüahadö Kerschbam auf einen Text von Franz Stelzhamer. „Kinder“ seiner Tätigkeit bei Doblinger wird demnächst unglaubliche fünfzig Jahre alt, ist aber immer noch im Wachstum begriffen: die Reihe Diletto musicale. Voggs musikalisch-literarische Doppelbegabung brach sich freilich auch neben diesen verantwortungs- und verdienstvollen Tätigkeiten Bahn: Als Librettist von Komponisten wie Robert Schollum, Helmut Eder, Thomas Christian David, Herbert Lauermann und Gerhard Schedl (um nur einige zu nennen!), hat er die Texte zu einer stattlichen Zahl an Vokal- und Bühnenwerken geschrieben, die Geschichte des Hauses Doblinger 1976 in der umfangreichen Festschrift (09 549) zum Hunderter des Musikverlages protokolliert, unter dem Titel Am Beispiel Egon Wellesz (09 665) den aufschlussreichen Briefwechsel zwischen Komponist und Verleger herausgegeben (1996), war als Bearbeiter und Übersetzer tätig – und hat für die eingangs als Titel-Zitate eingestreuten Schlager sowohl Text als Musik geschrieben. Die Aufzählung von Herbert Voggs Werken und Verdiensten kann hier nicht vollständig sein; nicht unerwähnt darf freilich der Band Bilder einer Einstellung (09 694) bleiben, in dem viele von Voggs Texten für Musik zu einem Lesebuch zusammengefasst sind. Der Titel verweist auf eine Kantate von Fridolin Dallinger – und auch er zählt zu den Jubilaren dieses Jahres. W. W. Viel Kammermusik folgte. 1966 freuten wir uns gemeinsam über das erfolgreiche Concerto per orchestra d’archi, 1968 über das in Linz uraufgeführte Ballett Die sieben Todsünden, das 1971 in das Programm der Wiener Festwochen integriert wurde, und überhaupt gab es immer wieder Gelegenheit, Aufführungserfolge ausgiebig (und in jüngeren Jahren auch recht übermütig) zu feiern, denn über mangelnden Beifall des Publikums und der Fachwelt hatten wir nie zu klagen. Rezensionen betonten in Zeiten stilistischer Unruhe Dallingers kluge Position in der Mitte und trafen damit wohl den Kern seines ehrlichen, immer musikantisch-blutvollen Aussagewollens. Nebenbei: Mit Vergnügen erinnere ich mich an die von Dallinger initiierten alljährlichen Führungen seiner Pädagogikklassen durch die Verlagsräume (mit dem Schwerpunkt Notenherstellung). Schönster Ausdruck gemeinsamen Wollens und Sehens aber war und bleibt die glückliche Zusammenarbeit von Librettist und Komponist bei der Kantate Bilder einer Einstellung.“ Diese für das Linzer Brucknerfest 1984 geschaffene Kantate, fürwahr ein „Werk mit besonderem Stellenwert“, nimmt auch im gleichnamigen Kapitel der jüngst publizierten Biographie des Komponisten einen wichtigen Platz ein: Nach ihrem Kropfreiter-Buch hat sich die Musikjournalistin Georgina Szeless nun mit der Persönlichkeit Fridolin Dallingers auseinandergesetzt und eine ähnlich umfassende, lesenswerte Arbeit Für Kenner und Liebhaber DOBLINGERS DILETTO MUSICALE WIRD 50 Als 1958 die Nummer eins, Joseph Haydns Es-Dur-Trio für Horn, Violine und Violoncello (1767) erstmals in Druck erschien, konnte noch niemand den riesigen und nachhaltigen internationalen Erfolg bei Fachwelt, Profis und Laien ahnen, den die Reihe Diletto musicale innerhalb kurzer Zeit zu erringen fähig war. Dennoch war bereits diese Initialzündung symptomatisch, prangen doch jene zwei Namen auf dem Titelblatt, mit denen die mittlerweile jenseits der 1400 Veröffentlichungen rangierende Reihe untrennbar verbunden ist: der Joseph Haydns und jener seines unermüdlichen Anwalts und Experten, H. C. Robbins Landon. Dieser war anlässlich des bevorstehenden Haydn-Jahres 1959 mit einer langen Wunschliste unverlegter Stücke in den Verlag gekommen – und Herbert Vogg griff zu. Seither konnten auf diesem bald bewährten Wege viele wunderbare Werke älterer Musik aus allein der Wissenschaft dienenden Denkmäler-Ausgaben in spielbares Notenmaterial sowohl für Kenner, als auch für Liebhaber verwandelt oder überhaupt erstmals gedruckt und damit der Vergessenheit entrissen werden. Der Katalog reicht besetzungsmäßig von Cembalo, Orgel und Klavier über Kammermusik bis hin zu Orchesterwerken, etwa Haydns Sinfonien Nr. 1–49. Das goldene Diletto-Jubiläum und das Haydn-Jahr 2009 feiert Doblinger mit einer Sonderausgabe: Alle Streichquartette des Meisters als Partitur im repräsentativen Schuber (Stp. 750). vorgelegt. Der im Trauner Verlag erschienene Band zeichnet die familiäre Herkunft aus Eferding, Kindheit und Jugend, das Studium bei Schollum und Eder (Komposition) sowie bei Hans Swarowsky (Dirigieren), Ausbildung und Tätigkeit zum Lehrer ebenso nach wie Stilfindung, wichtige Aufführungen, Auszeichnungen und das Privatleben im Kreise einer großen Familie. Schlaglichter auf das bildnerische Schaffen sowie Zeugnisse von Freunden, Kollegen sowie ehemaligen Schülerinnen und Schülern runden das gelungene Porträt ab. W. W. Seite 13 klang:interpreten Lorca: Canciónes Españolas RAFAEL CATALÁ UND CARLOS ÁLVAREZ IM GESPRÄCH ÜBER DIE BERÜHMTE Ü LIEDERSAMMLUNG VON FEDERICO GARCÍA LORCA UND ÜBER GEMEINSAME CD-PLÄNE Von Renate Publig Probe bei Doblinger: Carlos Álvarez und Rafael Catalá Spaniens großer Dichter und Dramatiker Federico García Lorca (1898–1936) war ein großer Bewunderer des Volksliedschatzes seiner Heimat, hat Texte und Melodien populärer Lieder aufgeschrieben, gesammelt und selber gerne musiziert. Erstmals sind die bislang bekannten dreizehn Klassiker nun, erweitert um zwei unveröffentlichte Manuskripte, in einer Fassung für Gitarre und mittlere Stimme erhältlich, bearbeitet von Rafael Catalá. Die Anregung dazu kam von der berühmten spanischen Mezzosopranistin Teresa Berganza, und auf einer gemeinsamen JapanTournee wurden bereits einige dieser Arrangements zum Besten gegeben. Im Zuge seiner Recherchen traf Catalá mit Manuel Fernández Montesinos, Neffe von Lorca und Präsident der Lorca-Gesellschaft zusammen, der zwei weitere Manuskripte präsentierte, die jedoch lediglich als Melodie ohne Begleitung existierten: Duérmete niñito mío und Canción de otoño. Ausführliche Erläuterungen über Lorca und seine Zeit sowie zu den Canciónes können im Vorwort der Notenausgabe nachgelesen werden. Für Catalá war es essentiell, die jedem Lied eigene spezielle charakteristische Stimmung herauszuarbeiten, um so eine Vielfalt an Stilen anzubieten: „Mittlerweile existieren viele Arrangements, aber ich finde es schade, daraus nur Flamenco oder nur Jazz zu machen. Es gibt Romanzen, sehr alte Lieder, auch Flamencos, es ist wie ein Regenbogen!“ Einige Lieder wurden bisher vereinfacht in vier ¾-Takten notiert, diese stehen nun im vom Flamenco kommenden Rhythmus 1-2-3/ 1-2-3/ 1-2/ 1-2/ 1-2: „Ich wollte die Möglichkeit aufzeigen, rhythmisch anders zu denken, dadurch ergibt sich eine andere Spannung. Das ist wie rhythmisches Yoga: Warten… warten… Jetzt! Jetzt! Jetzt! Man muss eine gewisse ,Geduld‘ entwickeln, mit dem Zählen aufhören und versuchen, diese Taktwechsel zu spüren!“ Demnächst wird Catalá seine Bearbeitungen auf CD einspielen, ein idealer Partner war in Carlos Álvarez gefunden, der diese Seite 14 Lieder bereits in verschiedenen Versionen gesungen hat: Als Orchesterlieder (wie auf seiner CD „Andalucía“ zu hören) und mit Klavierbegleitung in Liederabenden. Ein Großteil der Lieder stammt aus Andalusien, wie Catalá und auch Carlos Álvarez: „Das Spezielle für mich ist die volkstümliche Art, diese Lieder zu singen. Diese Musik liegt mir sehr am Herzen, sie ist mit meiner eigenen Kultur verbunden, hier kann ich mich mit meiner eigenen Sprache, sogar mit meinem Dialekt ausdrücken!“ Muss man aus Spanien kommen, um diese Lieder interpretieren zu können? Dazu Álvarez: „Man muss vor allem bei den andalusischen Liedern auf die Aussprache, auf den Akzent achten. Ich singe keine deutschen Lieder, weil ich die Sprache nicht spreche, und somit die Feinheiten nicht herausarbeiten kann. Je besser man die Kultur versteht, umso besser kann man die Lieder interpretieren. Andererseits ist diese Art der Musik sehr mit dem Herzen verbunden, man ist sofort involviert.“ Auch für den Gitarrepart muss man vor allem die „Sprache“ beherrschen. Rein technisch nicht übermäßig anspruchsvoll, braucht man das richtige Gefühl für diese Musik: „Es muss leicht klingen – das ist die eigentliche Schwierigkeit!“ Álvarez sah sich zunächst mit anderen Anforderungen konfrontiert: „Durch die Oper bin ich an Orchester gewöhnt. Von einem einzelnen Instrument begleitet zu werden bedeutet eine große Umstellung! Das Klavier kann dann trotzdem kaschieren, aber mit der Gitarre fühlt man sich quasi nackt. Dadurch muss man noch mehr als sonst an den Feinheiten des Ausdrucks arbeiten. Das eine war eine gute Lektion, die ich nie vergessen werde!“ Immer wieder betonen beide ihre gegenseitige Wertschätzung, einen Partner gefunden zu haben, der mit dieser Art der Musik vertraut ist: „Das gemeinsame Proben war sehr aufregend, eigentlich das Schönste an dem ganzen. Wir konnten für jedes Lied unsere eigene Interpretation entwickeln, so kann das eine ganz gute Sache werden!“ Zu den einzelnen Liedern erzählt Álvarez: „Für mich war Duérmete eine Überraschung. Es handelt sich um ein sehr schlichtes Lied, eine zweizeilige Melodie mit Kontrapunkt. Die Schwierigkeit lag darin, das Lied zu arrangieren, ohne es zu überfrachten. Rafael ist das in einer simplen, aber sehr feinen Art wunderbar gelungen.“ Stimmlich ist für dieses Wiegenlied ein weiches, aber gleichzeitig dichtes Piano erforderlich. „Da muss man die Stimme sehr gut unter Kontrolle haben. Wir hatten jedoch auch genau gegenteilige Lieder, Zorongo oder Anda, jaleo, wo man die Stimme in der Emotion quasi explodieren lassen darf!“ tion in langDer Zorongo wird vor allem in der Flamencotradition en durch die samem Tempo gespielt, Catalá und Álvarez fanden d durch eine Wahl eines wesentlich energischeren Tempos und änzlich unterleicht perkussive Gitarrebegleitung zu einer gänzlich schiedlichen Interpretation. Für die Rezitative von Los Mozos de Monleon hat Catalá eine eigene Musik komponiert, wodurch dieses Lied einen sehr modernen Schliff erhält. Von seinen Bearbeitungen schätzt Catalá die Romance de Don Boyso besonders: „Dieses Lied ist einfach perfekt für Gitarre und Gesang.“ Das Spielen der eigenen Bearbeitungen ist für Catalá immer wieder eine interessante Erfahrung: „Ich muss diese Stücke lernen, als ob sie etwas ganz Neues, Fremdes wären!“ Ob er an der Notenausgabe etwas ändern würde? „Man kann und soll nicht alles hineinschreiben. Vielleicht ein paar Spiel- und Interpretationshinweise, die aber eher als Anregungen gedacht wären. Ich möchte niemanden einschränken, weil ich großen Respekt vor anderen Interpretationsmöglichkeiten habe! Die Noten sind ja nur das Fundament, alles Weitere muss man selbst finden. Und letzten Endes haben auch wir unsere Geheimnisse!“ (Beide lachen) „Wenn sich die Leute unsere CD anhören, dann bekommen sie ohnehin viele Hinweise!“ Die CD wird bei GRAMOLA erscheinen, über das Projekt berichtet Inhaber Richard Winter, dass er beide Künstler das erste Mal bei einer Probe in der Steiermark traf und sehr beeindruckt war, wie beide diese Lieder behandelten: „Die CD wollte ich sofort machen, aber es war ein besonderer Aspekt, die feine Gitarre mit dieser mächtigen Stimme zu verbinden. Deshalb machten wir Probeaufnahmen in Raiding, und aus dem gleichen Grund haben wir eine längere Zeitspanne für die Aufnahmen einkalkuliert. Wie beiden Herren des Öfteren betont haben, ist durch das gemeinsame Erarbeiten und durch das tiefe Verständnis für einander eine wunderbare Stimmung in diesen Liedern entstanden.“ Aus Zeitgründen finden die Aufnahmen erst im Juni statt, für Álvarez zwischen La forza del destino in Wien und Otello in Salzburg: „Aber so ist gewährleistet, dass wir geblockt mehrere Tage aufnehmen können. Im Februar hätte ich während der Proben zu Forza nur einzelne Tage Zeit gehabt. Da hätte ich Sorge um die CD gehabt, die Stimme braucht ihre Zeit, um sich zwischen diesen Extremen umstellen zu können!“ Die CD soll in Salzburg anlässlich seines Jago präsentiert werden, spätestens zu Saisonbeginn in Spanien. Wir dürfen jedoch sicher sein, mit dieser CD etwas ganz Besonderes zu bekommen! Fotos: Renate Publig LORCA: CANCIÓNES ESPAÑOLAS BY RENATE PUBLIG The thirteen classics are available for the first time augmented by two so far unpublished manuscripts. They were originally arranged for guitar and medium voice by Rafael Catalá on a suggestion made by Teresa Berganza. Manuel Fernández Montesinos, a nephew of Lorca and president of the Lorca society, supplied two further songs: Duérmete niñito mio and Cancion de otoño. Catalá found it essential to highlight the characteristic atmosphere inherent to each song, thus providing a variety of styles. The preface of the sheet music edition contains detailed explanations of the canciónes in English. In the near future, Catalá will record his versions of the songs on CD, together with Carlos Álvarez, who has sung the songs already with orchestral and piano accompaniment. A majority of the songs comes from Andalusia, as do Catalá and Carlos Álvarez: ‘This music is very close to me, it is connected to my own culture and I can express myself in my own language, even in my own dialect!’ But is it absolutely necessary to come from Spain in order to be able to perform these songs? ‘The better one understands the culture, the better one can interpret the songs. But, on the other hand, this type of music is very immediately connected to the heart, and one becomes involved at once.’ Not especially difficult in a strict technical sense, one still needs the real feeling for this music: ‘It must sound easy – that is the actual difficulty!’ Álvarez was at first confronted with different requirements: ‘Through opera I have become used to the orchestra, but with guitar accompaniment one has to work even more intensively than usual on the fine shadings of expression!’ Both musicians stress their mutual esteem: ‘Our rehearsing together was very exciting, actually the most beautiful part of the whole!’ The highlights were, for both, the unostentatious Duermete niñito mio, the Zorongo – which can be here heard in a faster and more percussive variant –, and Don Boyso’s romance, which Catalá thinks especially well suited for the guitar. The CD will be published by GRAMOLA, and its owner, Richard Winter, let us know: ‘It was a special aspect to combine the subtle guitar with this powerful voice. As the two men have repeatedly stated, their deep mutual understanding has created a wonderful atmosphere in these songs. The recording sessions will take place in June, by which time the booklet etc. will already be completed, so that the CD can be presented in Salzburg at the occasion of Álvarez’ singing Iago, or, at the latest, at the season’s beginning in Spain.’ WEITERFÜHRENDE INFORMATIONEN: zu Rafael Catalá: www.rafael-catala.com zu Carlos Álvarez: www.alfonsoleoz.com, www.wiener-staatsoper.at Zu Lorca und den 15 Canciónes españolas: im Vorwort der Notenausgabe, Bestellnummer: 08 951 Seite 15 klang:jubiläum Musik von allen Seiten HEINRICH GATTERMEYER ZUM 85. GEBURTSTAG MUSIC FROM ALL DIRECTIONS HEINRICH GATTERMEYER’S 85TH BIRTHDAY “From folk music to elaborate forms of new composition techniques, from parody to hardly distorted sentimentality: his music incorporates the entire vocabulary of Austrian musical thought; effectively orchestrated and comprehensible at first hearing”. This press quotation about Gattermeyer’s opera Kirbisch is valid for his entire output. The composer, born in 1923, has never forgotten his “grounding”; this has also enabled him to write meaningful pieces for enthusiastic amateurs. “I pledge myself to the elaborate, but practicable”. After service in the War, which had led Gattermeyer (who came from a religious and humanistic background) to contemplate suicide, he studied at Vienna’s Music Academy: piano, conducting and composition (with Alfred Uhl) – after meeting Logothetis, attending a conducting master class of Furtwängler and spending a year as an apprentice of Hauer. He taught music and German at Viennese secondary schools, and, from 1977, music theory and composition at the renamed Music University. A choir conductor of many years standing, he has his roots in the musical practice of amateur choirs, and wrote several well-liked choral works, but he also wrote in all other genres – from the popular Besenbinder variations for violin to chamber music, from the saucy Symphonische Tanzstücke and a double concerto to the opera (the impressive Kirbisch suite for orchestra has entered the concert repertoire), and for film and television. “He has remained faithful to his very own, highly musical style which gains its effectiveness not least by the confident mastery of the rhythmical component”, for “it is his aim, far from any ivory tower of puristical music ideology, to write attractive music in a conventional sense.” (Hartmut Krones) Seite 16 ist es nötig, „klar und deutlich“ zu sprechen, war sich Gattermeyer stets sicher: „Es ist eine große Kunst, schwierige Gedanken einfach und doch poetisch darzustellen“. Sein künstlerischer Schluss daraus: „Ich bekenne mich daher immer zum Kunstvollen, aber Musizierbaren“. Als Musiker im umfassenden Sinne war ihm das stets ein Leichtes. Nach dem Kriegsdienst (1941–45), der den religiös-humanistisch geprägten Gattermeyer bis zu Selbstmordabsichten getrieben hatte, studierte er an der damaligen Musikakademie in Wien Klavier bei Hans Weber und Bruno Seidlhofer, Dirigieren bei Ferdinand Grossmann und Komposition bei Alfred Uhl, wobei wichtige Begegnungen mit Anestis Logothetis, ein Dirigentenkurs bei Wilhelm Furtwängler und eine einjährige Lehrzeit bei Josef Matthias Hauer vorausgegangen waren. Als Lehrer für Musik und Deutsch unterrichtete er in der Folge bis 1969 an Wiener Gymnasien (galt dabei aufgrund seiner regen Tätigkeit in der Rosasgasse als „Musikpapst von Meidling“) und wurde 1964 an die Musikakademie berufen, wo er ab 1977 zehn Jahre lang als Professor für Tonsatz und Komposition der nunmehrigen Hochschule für Musik und darstellende Kunst wirkte. Seine Verwurzelung in der Musizierpraxis von Laienchören (Gattermeyer war fast 25 Jahre lang als Chorleiter tätig, nicht zuletzt beim Wiener Schubertbund) trieb auch kompositorisch viele schöne und ungebrochen beliebte Blüten. Doch neben wichtiger Funktionärstätigkeit etwa als ÖGZM-Vorsitzender (1973–84), AKM-Präsident (1984–90) und ÖKB-Präsident (1992–2001) hat er Musik in allen hehren Gattungen geschaffen – von den populären Besenbinder-Variationen für Solovioline (1983) über diverse Kammermusik, die malerisch-schmissigen Symphonischen Tanzstücke (1980) und ein Doppelkonzert für Flöte, Violine und Orchester (1998) hin zu der eingangs erwähnten Oper, die in Gestalt einer beeindruckenden Kirbisch-Suite für Orchester (1988) in den Konzertsaal Eingang gefunden hat. Zahlreiche Preise, darunter das Große Silberne Ehrenzeichen der Republik, zeugen von der auch internationalen Anerkennung seiner Verdienste. Ebenso wie bei zahlreichen Arbeiten für Film und Fernsehen „blieb er“, wie Hartmut Krones einmal feststellte, „seinem ureigenen, stets musikantischen und durch die souveräne Beherrschung der rhythmischen Komponente effektvollen Stil treu“, denn „fern von jedwedem elfenbeinernen Turm puristischer Musikideologien geht es ihm darum, ansprechende Musik in herkömmlichem Sinne zu schreiben, wobei ein gewisser ‚romantischer’ Gestus durchaus erwünscht ist.“ W. W. Foto: Archiv Doblinger „Von der Volksmusik bis zu kunstvollen Formen neuer Kompositionstechniken, von Parodie und Persiflage bis hin zu kaum verfremdeter Sentimentalität bezieht Gattermeyers Musik das ganze Vokabular österreichischer Musikvorstellungen mit ein; wirkungsvoll instrumentiert, durchaus sangbar und für den Hörer ohne Schwierigkeiten nachvollziehbar“: Was einst in der Presse zu Heinrich Gattermeyers überaus erfolgreicher Oper Kirbisch nach Anton Wildgans (UA 1987 in Linz) zu lesen war, darf in bestem Sinne auch für sein gesamtes Schaffen gelten. Denn niemals hat der 1923 in Sierning bei Steyr geborene Oberösterreicher, der als Professor der Wiener Musikhochschule nicht nur mit den längst erprobten, sondern stets auch mit den jüngsten kompositionstechnischen Entwicklungen aus eigener und lehrender Praxis vertraut war, jene „Erdung“ vergessen, die ihn befähigte, auch maßgeschneiderte, aussagekräftige Stücke für begeisterte Laien zu schreiben. Soll eine Botschaft viele erreichen, klang:jubiläum „Perfekte Gestalt zum Gesang ang erhoben“ MICHAEL RADULESCU: 65. GEBURTSTAG IN WIEN, URAUFFÜHRUNG IN SIBIU UND EIN JUNGES ORCHESTER Als Michael Radulescu 1968, also im Alter von 25 Jahren, als Professor an die Wiener Musikhochschule berufen wurde, hatte er bereits bewegte, ja schwierige Zeiten durchlebt und durchlitten: In Bukarest als Sohn einer Musikerfamilie geboren, war er „in einem ohnehin von der Geschichte fast durchwegs malträtierten Lande in der stalinistischen Zeit gnadenloser Verfolgung preisgegeben“, wie Thomas Daniel Schlee in seiner Laudatio auf den Komponisten- und Organistenkollegen, Freund und einstigen Lehrer anlässlich der Verleihung des Würdigungspreises für Musik 2007 formulierte. „Über Monate lebte die Familie versteckt, ins Gedächtnis Radulescus bleiben Wochen geätzt, in denen er kein Tageslicht erblickte.“ 1965 emigrierte er endgültig in den Westen, studierte in Wien Dirigieren bei Hans Swarowsky und vor allem Orgel bei Anton Heiller. „War Michael Radulescu von jeher davon beseelt, in seinem Tun zur Perfektion zu gelangen (und alle, die ihn als Interpreten, als Komponisten und als Lehrer kennen, wissen, dass er sein Ziel erreicht hat), so bereicherte ihn das gütige, im allgemeinen Sinne großzügige Wesen seines väterlichen, ja beinahe: brüderlichen Freundes um eine wahrhaft künstlerische Dimension: Bei Heiller, dann bei Radulescu, wird die perfekte Gestalt zum Gesang erhoben, sie wird beseelt, ihr Rhythmus – der nicht bloße Rasterung der Zeit, sondern harmonisches Schwingen und beziehungsreiches Verhältnis verschiedener Dichtegrade des Diskurses sein soll – ihr Rhythmus also gerät in Bewegung, und das bedeutet Leben. Auch die für das Denken Radulescus so bedeutsam gewordene subkutane Schicht des Symbolischen in der Musik hat ihren Ausgangspunkt in der Lehre Heillers.“ In seinem kompositorischen Schaffen hat Radulescu so unterschiedliche, ja zum Teil offen widersprüchliche Positionen wie beispielsweise jene Schönbergs, Hindemiths, Messiaens oder Boulez’ verinnerlicht, ist aber längst durch die schöpferische MICHAEL RADULESCU: 65TH BIRTHDAY IN VIENNA, WORLD PREMIERE IN SIBIU, AND A YOUNG ORCHESTRA Born in 1943 in Bucharest into a family of musicians, Michael Radulescu was persecuted in many ways by the communist dictature before he, a composition pupil of Mihail Jora, was able to emigrate into the West in 1965. In the following years he studied in Vienna: conducting with Hans Swarowsky, and, most importantly, organ with Anton Heiller. After 40 years in Heiller’s footsteps as an organ professor, Radulescu has, in his oeuvre as a composer, internalized positions as diverse as those taken by Schoenberg, Hindemith, Messiaen, and Boulez; but through creative reassessment and re-implementation of earlier concepts and strategies (plainchant, early polyphony) he has long since arrived at creating a highly individual world of sound Seite 17 Foto: Spirit of Europe Von Walter Weidringer Probe mit dem Komponisten: Pirjo Kalinowska, Michael Radulescu und Martin Sieghart Neubewertung und -erfüllung älterer, etwa mittelalterlicher Konzepte und Strategien (Gregorianik, frühe Mehrstimmigkeit) zu einer Klangwelt gelangt, die auch dort, wo sie nicht explizit auf Spirituelles verweist, stets unter die Oberfläche dringt, der Conditio humana nachspürt, mit Intellekt und Emotion den tieferen Sinn sucht. Das gilt auch für die jüngste Uraufführung, Soliloquia. Monologe für Singstimme und Orchester (2006/07). Darin verarbeitet Radulescu Texte aus dem Alten Testament, das Wessobrunner Gebet und das Gebet der antiken Stadt Ebla sowie ein Distichon aus Ovids Fasti in den Sprachen deutsch, altdeutsch, englisch und lateinisch. Musikalisch basiert das rein homophon angelegte Werk auf symmetrischen Achtton-Modi, wobei das in großer Ausdrucksbreite vom Meditativen bis hin which, even where it does not explicitly refer to the spiritual, always penetrates the surface, explores the human condition and searches for a deeper sense with intellect and emotion. This is also true for Soliloquia. Monologe für Singstimme und Orchester (Soliloquia. Monologues for Voice and Orchestra, 2006/07) written on biblical, antique and medieval texts. Pirjo Kalinowska and the orchestra Spirit of Europe, conducted by Martin Sieghart, celebrated an impressive success with this stirring work in Sibiu, European Capital of Culture 2007. The work was commissioned by Spirit of Europe, a young, international orchestra based in Lower Austria and sponsored by European companies, whose next concerts will take place mainly in countries of the European Union and whose repertoire reaches from baroque music to the present day. Seite 17 zu leidenschaftlichen Ausbrüchen reichende Sopransolo im Orchester als Resonanz, als sensibel reagierendes Echo nachklingt. Dass die Sopranistin Pirjo Kalinowska und das Orchester Spirit of Europe unter der Leitung von Martin Sieghart das eindrucksvolle Werk in Sibiu, einer europäischen Kulturhauptstadt 2007, aus der Taufe hoben, konnte den Komponisten freilich nicht von einem einst gefassten Entschluss abbringen: „Radulescu, er hat schon vor vielen Jahren Rumänien verlassen, weigert sich beharrlich, das Land jemals wieder zu besuchen“, berichtete Thomas Jorda in den Niederösterreichischen Nachrichten (50/2007). „Sein Soliloquia – Monologe für Singstimme und Orchester, das die aufwühlenden Erlebnisse des Komponisten und seine verwirrenden Gefühle der ehemaligen Heimat gegenüber musikalisch zur Sprache bringt, ging auch dem rumänischen Publikum im neuen Konzertsaal ‚Thalia’ nahe. Man wusste die Qualität der Tonschöpfung zu würdigen. Die polnische Solistin Pirjo Kalinowska meisterte den sehr anspruchsvollen Part [...] diszipliniert und mit großer Gestaltungskraft. Dass es Orchestern immer gut tut, sich mit zeitgenössischer Musik auseinander zu setzen, war auch hier deutlich zu spüren.“ Das gilt freilich auch umgekehrt: Das anlässlich der EU-Erweiterung 2004 gegründete Orchester „Spirit of Europe“ ist eine willkommene qualitätsvolle Erweiterung in der europäischen Klangkörperlandschaft. Im niederösterreichischen Melk ansässig, besteht das international zusammengesetzte Orchester aus 35 Musikern vor allem aus Ungarn, der slowakischen sowie der tschechischen Republik und Österreich, wobei internationale Unternehmen dem Orchester als Sponsoren die notwendige finanzielle Basis bieten. „Spirit of Europe“ wird in erster Linie in den Ländern der EU auftreten und zumindest ein Mal jährlich im Rahmen des von St. Pölten initiierten „Dialogs der Kulturen“ im islamischen Nahen Osten konzertieren. Unter der Leitung des renommierten Chefdirigenten Martin Sieghart werden Werke vom Barock bis zur Gegenwart erarbeitet; regelmäßig vergebene Kompositionsaufträge vertiefen die Beziehungen zu zeitgenössischen Komponisten und ihrer Musik – etwa auch anlässlich von Michael Radulescus Soliloquia. klang:echo Oscar-Star brummt mit Vergnügen KARL MARKOVICS ERZÄHLT TRISTAN SCHULZES „DER BÄR“ Foto: Armin Plankensteiner Neunmal zwischen Dornbirn und Zwettl ließen Dirigent Guntram Simma und das Jugendsinfonieorchester Dornbirn im April 2008 Tristan Schulzes Bären seine Zirkus-Abenteuer erleben: „eine astreine Kindergeschichte“ (Tiroler Tageszeitung). Als Sprecher war kein Geringerer als Film- und Fernsehstar Karl Markovics aufgeboten – „und zog jung und alt in seinen Bann“ (Neue Vorarlberger Zeitung). „Markovics spricht und spielt, als wär’s ein Auftritt an der Burg […]. Er gibt u.a. den geldgierigen Zirkusdirektor, den ungarischstämmigen Clown Bela, das kichernde Eichhörnchen, den gutmütigen Elefanten und randalierende Paviane - das Kinderpublikum zerkugelt sich“ (Tiroler Tageszeitung). „Dieser berühmte Künstler ohne irgendwelche Allüren gewann durch sein jungenhaftes, fröhliches Auftreten sofort die Herzen wohl aller Konzertbesucher. Der Bär, dieses musikalische Märchen mit seiner reizvollen, lautmalerischen und oft etwas modernschrägen Tonsprache (Tierstimmen!) kann in der Nachfolge von Saint-Saens’ Karneval der Tiere gesehen werden und Seite 18 hatte in Guntram Simma und seinem allemal für Neues aufgeschlossenes Jugendorchester die richtigen Interpreten. […] Ein Jubelorkan für eine gewiss singuläre Jugendveranstaltung!“ (VN Heimat) – „Der von herrlich schräg blasendem Blech illuminierte Wald verwandelte sich ‚in ein Honigfass’, was durch einen schleimtriefenden Streichersatz gelungen dargestellt wurde. Die Solo-Instrumente, die der fein ‚ungarnende’ Clown Bela den Bären lehrte, konnten bei ihren Soli überzeugen, genau wie Marimba und Xylophon bei den Kunststücken des Jongleurs. Als sich nach der Rettung der Seiltänzerin Philo (feine Piccolo-Flöte!) Bärs Geigen-Arpeggien mit dem ganzen Orchester zum großen Finale vereinte, war allseits kein Halten mehr. Langer Applaus, große gemeinsame Freude aller Beteiligten“ (Neue Vorarlberger Zeitung). „Tristan Schulze weiß, was ein qualitätsvolles Kinderstück ist, und der titelgebende Bär ist aber auch so was von witzig, dass das kleine und das große Publikum heftig applaudierte.“ (Vorarlberger Nachrichten) klang:gedenken Von Wien nach Guatemala Von Gerald Schwertberger „Ich denke oft mit Vergnügen zurück an die Zeit der ersten Konzerte, die du […] arrangiert hast“, schrieb Bernhard Herzmansky junior am 11. Dezember 1946 an Franz Ippisch nach Guatemala: Es handelte sich um so genannte Hauskonzerte im Barocksaal in der Dorotheergasse 10, Anfang der Zwanzigerjahre, Ippisch war damals rund um die 40 Jahre alt und offenbar höchst aktiv. Schon ein Jahr nach dem Ende des 2. Weltkriegs hatte Bernhard Herzmansky die Hauskonzerte neu eingeführt, allerdings „aus Spesengründen“ und schweren Herzens bald wieder „eingestellt“, wie er Ippisch berichtete. Franz Ippisch war offenbar gut im Überzeugen, im Organisieren, im Durchziehen von Plänen, er scheute aber auch keinen Zeit- und Arbeitsaufwand, um Publikum und Musikern, die mit den radikalen musikalischen Veränderungen des frühen 20. Jahrhunderts nicht mitgehen konnten, einen stilistisch „abgesicherten“ Rahmen zur Vorstellung neuer Werke zu bieten. Im Frühjahr 1922 war Ippisch Mitgründer eines Vereins, der sich – heute vielleicht etwas seltsam bis anmaßend wirkend – „Kunstkommission der Vereinigung Wiener Musiker“ nannte. Auf Ippischs Initiative kam es zu einer Zusammenarbeit mit dem Haus Doblinger, so fanden 1923/24 und 1924/25 je sechs Konzerte in Doblingers Barocksaal statt, das erste am 19. November 1923. Um nicht jedes Mal nach neuen Musikern suchen zu müssen, regte Ippisch den Opern- und Philharmoniker-Cellisten Fritz Sedlak zur Bildung eines Quartetts an, das als Sedlak-WinklerQuartett bald sehr gefragt war. Komponisten konnten dieser „Kunstkommission“ ihre Arbeiten zur Aufführung bei den Konzerten einreichen, Ippisch war bei der Auswahl der Werke und Zusammenstellung der Programme offenbar „federführend“, weil von anderen „Kommissionsmitgliedern“ meist allein gelassen, unterstützt teilweise von Bernhard Herzmansky (junior), der seinerseits Kompositionen zur Aufführung vorschlug und etliche neue Werke dieser Abende dann auch verlegte. Weitere „K. K.“Konzerte fanden in Salzburg und Graz statt. Ippisch verscherzte es sich allerdings mit der Salzburger Kritik dadurch, dass er von Kritikern eingereichte, eher dilettantische Werke ablehnte. Ippisch stellte immer hohe Ansprüche an sich – schon in den „Tagebüchern“ aus seiner Studienzeit am Wiener Konservatorium findet sich ab 1904 mehrmals programmatisch die Eintragung: „Der Welt kann nur mit Außerordentlichem gedient sein“ – ein Grundsatz, dem er lebenslang treu zu bleiben versuchte und den er schonungslos auch anderen gegenüber anwandte. Ippisch ließ es nie an Fleiß fehlen, schon der Umfang seiner Arbeiten im Nachlass (Wiener Stadt- und Landesbibliothek) ist überzeugender Beleg dafür. Neben seiner Tätigkeit an der Volksoper, 1898 als Kaiser-Jubiläums-Stadttheater gegründet, unterrichtete er privat, erhielt einen Substitutenposten bei der Dommusik am Stephansdom, in den Sommerferien musizierte er in Streichquartetten oder Kurorchestern, er nahm privaten Un- Da schien die Welt noch in Ordnung: Franz Ippisch 1927 Foto: Archiv Doblinger FRANZ IPPISCH ZUM 50. TODESTAG FROM VIENNA TO GUATEMALA 50TH ANNIVERSARY OF THE DEATH OF FRANZ IPPISCH The cellist and composer Franz Ippisch was born in 1883 in Vienna. He studied cello, piano and composition at the Vienna conservatory before becoming a private pupil of Franz Schmidt. 1903–33 he was principal cellist in the orchestra of the Vienna Volksoper, and became a leading spirit behind organizing the house concerts held from 1923 in the baroque hall of the publishing house Doblinger. For this occasion he also became a co-founder of the famous Sedlak-Winkler string quartet. A successful composer and, from 1934 through 1938, military band leader in Salzburg, he was banned from his profession by the Nazis, but managed to emigrate with his family to Guatemala in 1939. There he remained faithful to his motto “one can help the world only with the extraordinary” – by working as director general of the military bands, as a conductor and theory teacher at the national conservatory, thus becoming an invaluable musical pioneer in his adopted country, where he died 50 years ago. His substantial, often highly chromatic and polyphonically charged music which encompasses many genres deserves to be newly discovered. Seite 19 klang:gedenken ng:gedenken terricht bei Franz Schm Schmidt, kurzfristig offenbar auch bei Arnold kompon Rosé, und komponierte ausgiebig für verschiedene Ensembles Kirchenmusik (u. a. eine Messe für Soli, Chor, großes Orchester, k im konservativen Kirchenmusikstil), Streichquartette, Werke für kleinere Besetzungen, Lieder mit Klavier- und Orchesterbegleitung, später auch (vier) Symphonien, zum Teil hochchromatisch, polyphon durchsetzt, dennoch auch mit Anzeichen, dass er im 20. und nicht im 19. Jahrhundert komponierte. Dass Ippisch mit dieser stilistischen Positionierung nicht allein war, zeigen auch heute noch anerkannte traditionsbezogene Werke von Franz Schmidt, Joseph Marx, Richard Strauss, Hans Pfitzner, Otto Siegl und vielen heute weniger bekannten Komponisten der Zeit, allesamt unzweifelhaft hervorragende Musiker. Ippisch war – vor allem als Kammermusikkomponist – in den Jahren 1920–35 doch einigermaßen erfolgreich, auch im neuen Medium Rundfunk kam es zu etlichen Aufführungen. Seine Streichquartette wurden von renommierten Ensembles wie dem Rosé-Quartett (Streichquartett e-Moll, 1927), dem SedlakWinkler-Quartett (Streichquartett in C-Dur aus 1928, UA 1929; D-Dur-Quartett 1932) und dem Wiener Konzerthausquartett (Streichquartett c-Moll, 1936) gespielt. Diese Quartett-Werke erlebten jedoch keine weitere Verbreitung – sicher auch, weil nicht gedruckt – im Unterschied zur oben genannten Serenade für Streichquartett aus dem Jahr 1924, bei Doblinger verlegt und 1925 vom Michl-Quartett in Graz uraufgeführt. Nach dreißig Jahren Volksoperndienst – allerdings mit Unterbrechungen in der Anfangsphase ab 1903 –, erhielt der 50-jährige Ippisch vom Bundespräsidenten den Professorentitel verliehen, bildete sich aber noch zum Militärkapellmeister weiter und wur- Seite 20 de Dirigent der Militärmusik in Salzburg, wo er deutlich seinen Eifer entfaltete, seine Musiker menschlich und fachlich weiterzubilden. Ippisch hatte eine Frau jüdischer Herkunft geheiratet, was im liberalen Wien zunächst keine Rolle gespielt hatte. 1938 wurde seine Frau Maria aber schlagartig von den Damen der Salzburger Gesellschaft gemieden, und im Dezember bekam Ippisch einen Bescheid zugestellt: Weil er die „nach der Reichskulturkammergesetzgebung erforderliche Eignung im Sinne der nationalsozialistischen Staatsführung“ nicht besitze, habe er „das Recht zur weiteren Betätigung auf jedem zur Zuständigkeit der Reichsmusikkammer gehörenden Gebiete“ verloren – ohne weitere Argumente. Durch reinen Zufall erfuhr er, dass man in Guatemala gerade einen Dirigenten für die Militärmusik suchte. Mit List, Vorsicht und unter großen Ängsten gelang ihm und seiner Frau, bald danach auch seinem Sohn, die Ausreise, und am 5. August 1939 wurde Ippisch per Dekret des Diktators Jorge Ubico zum Dirigenten der guatemaltekischen Polizei- und Militärmusiken und des Studentenorchesters des „Conservatorio Nacionál“ ernannt, 1952 dann auch Professor. Für mich steht Franz Ippisch in der Reihe der großartigen Musiker und Lehrer, die von Österreich in die Welt gezogen sind oder hinaus gedrängt wurden und dort nachhaltige musikpädagogische Pionier- und Aufbauarbeit geleistet haben. Zu diesen gehören u. a. Egon Kornauth (1891--1959), Jenö Takács (1902–2005), Herbert Zipper (1904–1997), und Eric(h) Zeisl (1905–1959). Bleibt nur noch zu wünschen, dass auch Ippischs Musik nicht vergessen wird. klang:pädagogik Neue Musik fürr junge Klarinettisten Klari CLARINET UPDATE, HERAUSGEGEBEN VON PETRA STUMP UND HEINZ-PETER LINSHALM Von Claudia Böckle Als einen „wichtigen Bestandteil der Studienliteratur, der die exakte Ausführung vieler kompliziert scheinenden Spielweisen der Klarinette ‚spielend’ spielerisch ermöglicht“, rühmte Peter Schmidl, Soloklarinettist der Wiener Philharmoniker und selbst Lehrer mit jahrzehntelanger Erfahrung, das Heft clarinet update. „Vorzüglich“, urteilte etwa die Zeitschrift „Üben & Musizieren“ über diese „wichtige Neuerscheinung des Verlages Doblinger“, die „Bestandteil in jeder Lehrerbibliothek sein sollte“. Claudia Böckle hat mit dem erfolgreichen Klarinetten- und Herausgeber-Duo über diesen wunderbaren Einstieg in neue Klangwelten junger Komponisten gesprochen. Aus welchem Grund wolltet ihr clarinet update machen? bringen will, wird das auch sicherlich gelingen. Die ehrliche Begeisterung überträgt sich. Es gibt viel zu wenig bis keine „einfache“ Literatur im Bereich der zeitgenössischen Musik und mit clarinet update wollten wir diese Lücke schließen. Clarinet update soll die Ohren für zeitgenössische Musik öffnen, sodass erst gar keine Berührungsängste entstehen können. Clarinet update soll auch die Neugierde zum Experimentieren mit dem Instrument und zum freien Spiel – Improvisation – anregen. Was ist eurer Meinung nach eine Ursache dafür, dass Lehrer vor der Vermittlung von Neuer Musik zurückschrecken? Welche „Bedingungen“ hat es für die Komponisten bzw. die Kompositionen gegeben? Jeder Komponist durfte sich eine Spieltechnik aussuchen und damit ein Stück komponieren. Also prinzipiell gibt es immer nur ein Thema oder eine spezielle Technik pro Stück, damit man nicht überfordert ist. In einigen wenigen Stücken werden dann auch schon mehrere zeitgenössische Spieltechniken kombiniert. Die Details bezüglich der Techniken (z.B. welcher Mehrklang am leichtesten geht, welche Glissandi gut funktionieren oder welche Mikrotöne grifftechnisch einfach sind) wurden von uns vorgegeben. Zu wenig Erfahrung und Kontakt mit Neuer Musik oder einfach auch zu wenig Interesse, genauer hinzuschauen und hinzuhören. Neue Musik braucht Zeit und auch Offenheit, dann lässt sich viel Interessantes entdecken. Die ersten Schritte sind natürlich mühsam. Auf welche Weise finden Lehrer Zugang zu Neuer Musik? Wie versucht ihr in clarinet update den Lehrern den Einstieg zu erleichtern? Wir können nur die Neugierde wecken und versuchen, die Berührungsängste abzubauen. Das gelingt am leichtesten in Workshops. Damit beschäftigen und weiterentwickeln muss man sich aber alleine. Der Einstieg mit clarinet update ist insofern leicht, Wie waren die Rückmeldungen in der Testphase? Gab es Kritik, mit der ihr vorher nicht gerechnet habt? Eigentlich nicht, vielmehr das Gegenteil trat ein und wir waren immer wieder verwundert, wie einfach und gut schon Kinder ab 9 Jahren mit diesen Klängen umgehen können! Es gab natürlich schon ein paar kleine Schwierigkeiten in den Kompositionen, die aber in der Testphase alle gelöst worden sind. Spielt die Lehrerpersönlichkeit im Vermittlungsprozess in Bezug auf zeitgenössische Musik eine besondere Rolle? Ein Lehrer ist immer auch ein Vorbild, und wenn der Lehrer zeitgenössische Musik interessant findet und dem Schüler nahe Seite 21 klang:pädagogik weil alle Stücke sofort funktionieren und man nicht lange herumtüfteln muss. Clarinet update setzt auch keinerlei Grundwissen oder Erfahrungen mit Neuer Musik voraus. Auf welche Weise finden Schüler Zugang zu Neuer Musik? Spielen spielen spielen. Zeitgenössische Musik und Improvisationen werden oft aufgrund ihrer Andersartigkeit gerne angenommen (z.B. ein Stück mit Bewegung oder Schauspielelementen, spezielle Aufstellung der Musiker ...). Welche Erfahrungen macht ihr im Unterricht mit Kindern mit „euren“ Stücken? Stump-Linshalm Petra Stump und Heinz-Peter Linshalm haben sich in kurzer Zeit als Klarinetten-Duo im Bereich der klassischen und zeitgenössischen Musik einen Namen gemacht. Die Vermittlung der Freude an Musik ist ihnen nicht nur in Form von Konzerten wichtig: Sie halten regelmäßig Workshops sowohl mit Lehrern als auch mit Kindern über zeitgenössische und klassische Klarinettenmusik. Fotos: stump-linshalm Immer wieder mal eine moderne Komposition im Unterricht einbauen funktioniert eigentlich sehr gut. Und das Publikum ist auch dankbar für etwas Abwechslung, etwas Frisches und Neues. The Stump-Linshalm duo aims to reduce instrument teachers’ fears concerning contemporary music by working with them in workshops. Prejudices can only be overcome by playing and working with new music. In clarinet update, a collection of pieces which are suitable also for working with younger children, each composition deals with one single aspect. Stump-Linshalm have also added instructions and tips to each piece. Some problems with certain pieces could be fixed after a test phase, so that clarinet update now supplies an easy introduction into contemporary music – because all pieces ‘work’ at once. klang:novitäten Notenneuerscheinungen einungen zeitgenössischer Musik Rainer BISCHOF: Tronco – Rama – Hojas (Stamm – Ast – Blätter) für Gitarre solo Bestellnr.: 35 927 Richard DÜNSER: Die letzten Dinge Vier Lieder für Bariton und Klavier (Text: Thomas Höft) Bestellnr.: 08 693 Herbert LAUERMANN: Vater unser für gemischten Chor und Orgel Bestellnr.: 45 466 Seite 22 Peter PLANYAVSKY (J. P. HAYDN): Ankunftssymphonie für Orchester Bestellnr.: Stp. 733 (Aufführungsmaterial leihweise) Ein parodistisches Gegenstück zu Haydns Abschieds-Symphonie – ein musikalisches Vergnügen auf höchstem Niveau. Michael RADULESCU: Ecce Virgo für Sopran und Orgel (Neufassung) Bestellnr.: 08 886 Helmut SCHMIDINGER: Zupf di! Rondo für Streichquartett op. 62 / Four and more… (strings) op. 50 für Streichquartett Bestellnr.: 06 184 Partitur und Stimmen klang:träger Neue CDs Iván ERÖD Sonata milanese für Fagott und Klavier (+ Schubert, Saint-Saens, Dutilleux u.a.) David Seidel – Fagott, Herbert Rüdisser – Klavier CD „Bassoon and Piano“, ORF / Classic Concert Records CCR 62051 Eugene HARTZELL “An American in Vienna” – Porträt-CD Monologue 6 für Kontrabass, Monologue 8 für Trompete, u. a. Michael Seifried – Kontrabass, Martin Angerer – Trompete, Ensemble Wiener Collage, Dirigent: René Staar VMS / Zappel Music, VMS 175 Christian OFENBAUER Albumblatt für Karl Wagner für Klavier, Zerstörung des Zimmers / der Zeit (Klavierfassung) (+ Heinisch) Janna Polyzoides – Klavier CD ein klang_records EKR 33/34/35 (3 CDs) Gerald RESCH Passagen für Fagott solo (+ De La Cuesta, Klement, Herndler, Sanchez-Chiong) Robert Buschek – Fagott CD ein klang_records 32 GEBURTSTAGE 2008 (AB JUNI) 06. 06.: 19. 06.: 09. 07.: 18. 07.: 26. 07.: 01. 08.: 05. 08.: 01. 09.: 15. 09.: 22. 09.: 14. 10.: 15. 10.: 07. 12.: 11. 12.: 19. 12.: Ferdinand WEISS 75 Michael RADULESCU 65 Heinrich GATTERMEYER 85 Franz IPPISCH 125 (gest. 1958) Hans HASELBÖCK 80 Hans ROTT 150 (gest. 1884) Josef Friedrich DOPPELBAUER 90 (gest. 1989) Hans BAUERNFEIND 100 (gest. 1985) Anton HEILLER 85 (gest. 1979) Helmuth FROSCHAUER 75 Ernst Ludwig LEITNER 65 Augustin KUBIZEK 90 Georg PIRCKMAYER 90 (gest. 1977) Wolfgang LIEBHART 50 Erich EDER DE LASTRA 75 GEBURTSTAGE 2009 22. 01.: Petr EBEN 80 (gest. 2007) 23. 01.: Alexander MÜLLENBACH 60 26. 01.: Ernst KÖLZ 80 Egon WELLESZ Wie ein Bild op. 3 für Sopran und Klavier (+ Zemlinsky, Mittler, Urbancic, Korngold) Judith Kopecky – Sopran, Julia Tinhof - Klavier CD „Exiles“, Extraplatte, EX 662-2 klang:daten URAUFFÜHRUNGEN JUNI – DEZEMBER 2008 Gerald RESCH: Neues Werk für Orchester Bruckner Orchester Linz 14. September 2008 Linz, Brucknerhaus (Eröffnung des Internationalen Brucknerfestes) Christian OFENBAUER: Bruchstück VIII für Violine solo 01. November 2008 Salzburg (Wettbewerb Gradus ad Parnassum) 27. 02.: 18. 03.: 21. 03.: 21. 04.: 01. 05.: 03. 05.: 11. 05.: 05. 06.: 23. 06.: 11. 07.: 28. 07.: 08. 08.: 8.: 03. 09.: 17. 09.: 10. 10.: 06. 11.: 14. 11.: Heimo ERBSE 85 (gest. 2005) Kurt SCHMIDEK 90 (gest. 1986) Karl Heinz FÜSSL 85 (gest. 1992) Karl SCHEIT 100 (gest. 1993) Richard DÜNSER 50 Martin LICHTFUSS 50 Helmut SCHMIDINGER INGER 40 Alfred UHL 100 (gest. 1992) Hans ns Ulrich STAEPS (gest. 1988) Erich ROMANOVSKY 80 Hans-Dieter VERMEER 75 Walther NUSSGRUBER 90 José CARLI 80 Gerhard TRACK 75 Michael LANGER 50 Robert NESSLER 90 (gest. 1996) Paul ENGEL 60 schüre „Geburtstage/Gedenktage 2007 – 2011“ ka Die Broschüre kann kostenlos über unsere Informationsabteilung bezogen w werden. Seite 23 > EIN MOL IG I WIR TUN ETWAS FÜR DIE MUSIK I AUTOREN I KOMPONISTEN I MUSIKVERLEGER Baumannstraße 10, 1030 Wien T +43 (1) 71714–0 I F-DW 107 I E [email protected] http://www.akm.co.at