150 12 Struktur und Funktion der DNA Abb. 12.18 Nachweis fr die Durchtrennung und die Verschmelzung von DNA-Moleklen. a Die DNA der beiden l-Phagenstmme („schwere“ DNA, hellblau und „leichte“ DNA, dunkelblau). b Gleichzeitige Infektion von Bakterien mit den beiden Phagenstmmen. c CsCl-Dichtegradienten-Auftrennung der DNA aus Bakterien nach der Infektion. Das Vorkommen von DNA-Banden mit intermedirer Dichte zeigt, dass es DNA-Molekle gibt, die z. T. aus „leichter“, z. T. aus „schwerer“ DNA bestehen. a schwere DNA leichte DNA Kopf Schwanz Fibrillen Endplatte c+ mi+ Infektion schwere DNA c mi leichte DNA Infektion b infizierte Bakterien Phagen-DNA Rekombination Bakterien-DNA c c+ mi+ leichte DNA schwere DNA DNA intermediärer Dichte c mi+ c mi „leichte“ DNA (mit den „leichten“ Isotopen 14N und 12C markiert) (Abb. 12.18 a). Nach gleichzeitiger Infektion der Bakterien mit beiden Stmmen wurde die DNA isoliert und in einem CsCl-Dichtegradienten aufgetrennt. Es fanden sich neben den „schweren“ und „leichten“ DNA-Moleklen auch solche, deren Dichte zwischen diesen beiden Werten lag (Abb. 12.18 c). Einige rekombinante DNA-Molekle, deren Dichte sehr nah an der der „schweren“ DNA lag, besaßen den Genotyp c mi+, was nur durch Durchtrennung und anschließenden Austausch zwischen den beiden Genen c und mi zu erklren ist. Das rekombinante DNA-Molekl besteht also in diesem Fall zum grßten Teil aus „schwerer“ DNA, nur der letzte Abschnitt enthlt „leichte“ DNA (Abb. 12.18 c). Dies fhrte zur Formulierung des „Bruch-und-Reunion-Modells“ zur Erklrung der molekularen Vorgnge bei der Rekombination. 12.8.1 Das Holliday-Modell Ein Modell zur Erklrung der molekularen Vorgnge, die sich whrend der Rekombination ereignen, wurde 1964 von Robin Holliday formuliert Janning, Knust, Genetik (ISBN 3131287713), 2004 Georg Thieme Verlag 12.8 a 3' Chromatide 1 5' Chromosom 1 + ...vg 3' ...vg+ Chromatide 2 5' Tetrade 5' ...vg 3' Chromatide 3 Chromosom 2 5' ...vg 3' Chromatide 4 b ...vg+ Chromatide 2 ...vg Chromatide 3 G 5' bw... 3' C G 5' 3' Durchtrennen jeweils eines Einzelstrangs an homologen Positionen 3' durch Endonuklease bw+... 5' bw... C T A T bw+... 3' 5' A G bw... T C Holliday-Struktur + bw ... Auflösung der Holliday-Struktur Chromatide ...vg+ 2 Chromatide ...vg 3 Chromatide ...vg+ 2/3 Chromatide ...vg 3/2 Chromatide ...vg+ 2/3 Chromatide ...vg 3/2 G I T C A II bw+... ...vg bw... T C G T C A I G bw+... A Crossover G ...vg+ bw... ...vg+ ...vg G Chromatide 2 II Chromatide bw+... 3 bw... bw... T C bw+... A kein Crossover Chromatide 2 Chromatide 3 bw+... T C bw... A Rekombination 151 Abb. 12.19 Holliday-Modell zur Erklrung der Rekombination. a Tetrade whrend der Paarung der homologen Chromosomen in der ersten meiotischen Prophase. Rot = mtterliche Schwesterchromatiden, Genotyp (Beispiel Drosophila, s. Tab. 4.1): vg+ bw/ vg+ bw. blau = vterliche Schwesterchromatiden, Genotyp: vg bw+/vg bw+. Mtterliche und vterliche Chromosomen unterscheiden sich außerdem in einem Basenpaar (G-C bzw. A-T) Gelb = Endonuklease. b Nur noch die beiden am Crossover beteiligten Nicht-Schwesterchromatiden (Chromatide 2 und 3) sind whrend des Einzelstrangaustausches dargestellt. c Die Auflsung der Holliday-Struktur erfolgt durch Schneiden der Einzelstrnge. Dies kann auf zwei verschiedenen Wegen erfolgen. Weitere Erluterungen s. Text. A c Rekombination keine Rekombination (Holliday-Modell). Nach diesem erfolgt die Rekombination in der Meiose in mehreren Schritten (Abb. 12.19). 1. Wenn in der Meiose die vier Chromatiden einer Tetrade gepaart vorliegen (Prophase I), erfolgt in einem ersten Schritt die Durchtrennung von jeweils einem DNA-Einzelstrang einer mtterlichen und einer vterlichen Doppelhelix. Das Durchtrennen erfolgt durch Enzyme, die DNA-Einzel- oder Doppelstrnge intern schneiden (Endonukleasen), wobei die Schnittstellen jeweils an den homologen Stellen lie- Janning, Knust, Genetik (ISBN 3131287713), 2004 Georg Thieme Verlag