Nachrichten • Nouvelles Immunstimulation – Aktivierung physiologischer Abwehrmechanismen Der Wunsch nach einer Steigerung der körpereigenen Abwehrkräfte, nach einer Stärkung des Immunsystems, kann verschiedene Gründe haben: Ein zunehmender Mangel an körperlicher Bewegung bei gleichzeitig bestehenden Konflikten und Stressfaktoren, eine umfassende Zerstörung der natürlichen Lebensresourcen mit Verschmutzung von Wasser, Luft und Boden sowie ein stärkeres Gesundheitsbewusstsein sind Faktoren, die in der heutigen Zeit insbesondere bei Gesunden gezielte Fragen nach Möglichkeiten der Vorbeugung aufkommen lassen. Bei Personen mit wiederkehrenden Infekten oder chronisch entzündlichen Erkrankungen der Atemwege (Bronchitis, Asthma, Emphysem) – und hier sind insbesondere immer mehr Kinder und Jugendliche betroffen – ist der Wunsch nach einem gestärkten Immunsystem besonders ausgeprägt und verständlich. Eine ganzheitlich verbesserte Abwehrlage, vor allem aber bessere Abwehrkräfte der Atemwege, soll mit möglichst natürlichen und physiologischen Methoden erreicht werden. Angeborene unspezifische Abwehr Gesunde Neugeborene sind bereits mit einer Reihe unspezifischer Abwehrmechanismen ausgestattet, die in der Summe als «natürliche Resistenz» bezeichnet werden. Diese Mechanismen sind nicht spezifisch gegen einen bestimmten Erreger gerichtet, sondern ständig bereit, viele potentiell pathogene Keime abzuwehren. Spezielle anatomisch-mechanische und physikalische Faktoren unterstützen diese Abwehr: • Die im peripheren Bereich zunehmende Enge der Atemwege verhindert ein tiefes Eindringen erregerbeladener Partikel entsprechend der Teilchengrösse. • Die in den Atemwegen herrschende Sauerstoffspannung hemmt ein unbegrenztes Wachstum von anaeroben Keimen. • Die normale Temperatur in den durchbluteten Schleimhäuten schützt vor Mikroorganismen, die sich bei 37° Celsius nur schlecht entwickeln können. • Der Mukoziliarapparat, d.h. die funktionelle Kombination von Sekretfilm und Zilien des respiratorischen Epithels, fängt inhalierte Keime ab, verhindert deren Adhäsion auf den unter dem Sekret 4 • liegenden Epithelzellen und befördert sie mit dem Sekretfilm nach aussen. Die optimale Leistungsfähigkeit dieser schützenden, reinigenden «feuchten Rolltreppe» hängt von mehreren Faktoren ab, wozu einerseits der pHWert des Sekretfilms, die Temperatur, eine genügende Feuchtigkeit, ausreichende Nasenatmung sowie das Meiden schädigender Gase gehören. Andererseits beeinträchtigen Unterkühlung und Austrocknung der Schleimhäute, zu enge Naseneingänge oder gar Zigarettenrauch die mukoziliare Abwehr und erhöhen das Risiko einer Infektion. Der Hustenreflex unterstützt den Abtransport von partikelbeladenem Sekret. In dem angesprochenen Sekretfilm, der schützend über dem Epithel liegt, befinden sich erste humorale Elemente der unspezifischen Infektabwehr: • Lysozym: eine Hydrolase, die Mukopolysaccharide und Mukopeptide in Bakterienzellwänden spalten und damit bakterizid wirken kann; • Transferrin (Siderophilin): ein Eisen-Transporteiweiss, das über den Eisen- • • stoffwechsel der Bakterien inhibierend auf deren Wachstum wirkt; Fibronektin: wichtig für die Hemmung der Adhärenz von Bakterien; Interferone: schnell wirkende antivirale und makrophagenaktivierende Proteine. Eine zweite, unspezifisch wirkende Verteidigungszone findet sich in der Lamina propria, also unterhalb von Sekretfilm und Epithelzellschicht. Es sind Elemente der zellulären Abwehr, phagozytierende Zellen, in erster Linie Makrophagen und neutrophile Granulozyten: Sie können sich selbständig bewegen, verlassen und betreten die Blutbahn und kriechen durch Gewebe hindurch. Neben ungerichteten Bewegungen reagieren sie auf chemotaktische Reize und lassen sich so von einigen Entzündungsmediatoren an bestimmte Orte locken. Sie phagozytieren, d.h. unbelebte und belebte Partikel (Keime) werden von ihnen in einem mehrphasigen Prozess in die Zelle aufgenommen, «verdaut» und zum Teil wieder an die Umgebung abgegeben. Keime werden dabei besser phagozytiert, wenn sie mit Immunglobulinen und Komplement (Elemente der Schweiz. Zschr. GanzheitsMedizin 1/94 humoralen Abwehr) besetzt sind, was als «Opsonierung» bezeichnet wird. Die Aufnahme solcher opsonierter Keime nennt man «Immunphagozytose». Makrophagen und Granulozyten haben auf ihrer Zelloberfläche Rezeptoren für Immunglobuline und Komplement, wodurch eine besondere Haftung zum opsonierten Keim entsteht. Meist gelingt es dem Makrophagen, den Keim auf diese Weise abzutöten. Andernfalls ist eine Unterstützung durch entsprechend stimulierte Lymphozyten und Granulozyten erforderlich. Erworbene spezifische Abwehr Haben Infektionserreger die anatomischen und physiologischen Schranken der unspezifischen Abwehr durchbrochen und droht damit eine weitere Vermehrung und Invasion, also eine Erkrankung, dann wird eine spezielle, gezielt gegen den Keim (das Antigen) gerichtete Immunantwort hervorgerufen. Diese erreger- und antigenspezifische Immunabwehr kann auf zwei Wegen reagieren: über die zellvermittelte Immunität, deren Träger die T-Lymphozyten sind, und über die humorale Immunität, deren Träger die B-Lymphozyten sind, die als reife Plasmazellen Antikörper sezernieren. T- und B-Zellen, wie man sie vereinfacht nennt, entwickeln sich aus den Stammzellen des Knochenmarks. T-Zellen wurden unter dem Einfluss des Thymushormons Thymosin auf ihre unterschiedlichen Aufgaben vorbereitet (geprägt); B-Zellen haben ihren Namen von einer zufälligen Erstbeobachtung bei Hühnern. Sie werden in deren Bursa fabricii geprägt, beim Menschen werden wahrscheinlich die Peyerschen Plaques, Tonsillen und der Appendix die B-Zellen zur späteren Antikörperproduktion prägen (Bursa-Äquivalente). Bei den T-Zellen finden sich zunächst T-Gedächtniszellen, welche die Information der Antigene gespeichert haben. Bei einem erneuten Kontakt übermitteln sie ihre Informationen kurzfristig an die T-Effektorzellen, wodurch eine schnelle zellvermittelte Immunreaktion ermöglicht wird. T-Effektorzellen vernichten als zytotoxische Zellen ihre Zielzellen (mit entsprechenden Antigenen versehene Keime) entweder im direkten Angriff («Killerzellen») oder nach einer Vermittlung durch Antikörper (antikörpervermittelte Zytotoxizität). T-Helferzellen aktivieren die B-Zellen zur Produktion spezifischer Antikörper. Falls erforderlich, kann dieser Vorgang durch T-Suppressorzellen unterdrückt werden: Ein ausgeglichenes Verhältnis von T-Helfer- und T-Suppressorzellen ist deshalb für die normale Antikörperbildung notwendig. Zu der zellvermittelten Immunabwehr zählen auch die «natürlichen Killerzellen» (NKZellen), die unspezifisch aktiviert werden und als fremd erkannte Zielzellen über eine direkte zytotoxische Reaktion (ohne Vermittlung von Antikörpern) zerstören können. Infektprophylaxe – nicht nur für den Winter Erkältungskrankheiten, wie sie vorwiegend im Winter auftreten, sind sozial-medizinisch von erheblicher Bedeutung, stehen sie doch in der Statistik für krankheitsbedingte Arbeitsausfalltage an erster Stelle. In den Wintermonaten werden generell an das Immunsystem besonders hohe Anforderungen gestellt, die Gefahr gehäufter Infektionen der Atemwege ist besonders gross. Einer wirksamen Prophylaxe gegen diese Art von Erkrankungen kommt daher nicht nur eine medizinische, sondern auch eine grosse volkswirtschaftliche Bedeu- tung zu, fällt doch der Grossteil der jährlichen Arbeitsunfähigkeitstage wegen Atemwegserkrankungen in diesen Zeitraum. Deshalb sollte frühzeitig mit einer entsprechenden Prophylaxe begonnen werden, um einen wirksamen Abwehrschutz insbesondere im Bereich der oberen Luftwege – dem Zentrum der Keiminvasion – aufzubauen. Echinaforce姞 ist ein alkoholhaltiger FrischpflanzenExtrakt. Als Gesamtpflanzenextrakt enthält er die Wirkstoffe aller Pflanzenteile des amerikanischen Roten Sonnenhutes. Dr. h. c. Alfred Vogel hat diese Pflanze bei den Indianern Nordamerikas kennengelernt, die sie unter anderem als Wundheilmittel einsetzen. Die heutigen Anwendungsgebiete von Echinaforce威 sind insbesondere grippale Infekte, Entzündungen, chronische Polyarthritis, Blasenerkrankungen, schlecht heilende Wunden und sogar die unterstützende Krebstherapie. Die Annahme, dass Echinaforce威 stimulierend und regulierend auf das unspezifische Immunsystem wirkt und somit die körpereigenen Abwehrkräfte steigert, wird durch zahlreiche Untersuchungen gestützt, welche in vivo und in Zellkulturen durchgeführt wurden. Dies sind die wichtigsten Ergebnisse: • Echinacea-Extrakte stimulieren bevorzugt Granulozyten und Makrophagen und wirken zum Teil hemmend auf die Lymphozytenpopulation. • Echinacea-Extrakte induzieren in vivo eine Erhöhung der Gesamtzahl an Leukozyten, grösstenteils bedingt durch eine Ausschwemmung von Granulozyten aus dem Knochenmark in den Kreislauf. • Echinacea-Extrakte steigern die Aktivität von Granulozyten und Makrophagen, gemessen als Zunahme der Phagozytoserate und als vermehrte Sauerstoff-Radikalproduktion. Dies führt zu einer Steige- • • rung der bakterizidenen und bakteriostatischen Aktivität dieser Zellen. Echinacea-Extrakte fördern die zelluläre Sekretion von Zytokinen, die entscheidend an immunregulatorischen Prozessen beteiligt sind. Unter anderem werden Interleukinund TumornekrosefaktorAktivitäten in Echinaceastimulierten Zellkulturen nachgewiesen. Echinacea-Extrakte zeigen antivirale Aktivitäten, insbesondere gegenüber Influenza- und Herpesviren. Aus der Fülle der immunologischen Daten lässt sich schliessen, dass Echinaforce威 unspezifische immunstimulatorische beziehungsweise immunmodulatorische Eigenschaften besitzt. Entsprechende Stoffklassen wurden in Echinacea-Extrakten identifiziert, waren jedoch in ihrer Wirkung nicht immer gleich. Man nimmt deshalb an, dass die Wirkung der EchinaceaExtrakte auf einer Addition mehrerer Wirkprinzipien beruht. Echinacea-Extrakte aus unterschiedlichen Pflanzenteilen zeigen unterschiedliche Wirkungsaktivitäten. Aus therapeutischer Sicht ist daher die Forderung nach einem Gesamtpflanzenextrakt sinnvoll und berechtigt. Red Schweiz. Zschr. GanzheitsMedizin 1/94 5