Leichtsinn ist ansteckend!

Werbung
PRIVAT
Serie: Männergesundheit
Fragen zu beantworten: Was zeichnet eigentlich
eine Infektionserkrankung aus? Gegen welche
Formen kann man sich impfen lassen? Und wie
sieht überhaupt ein optimaler Impfschutz aus?
Ganz besonderes Augenmerk haben wir auf
HIV/AIDS gelegt – eine Erkrankung, um die es
erstaunlich still geworden ist.
Infektion versus
Infektionskrankheit
Leichtsinn ist ansteckend!
Aus der Serie Kapital Körper – Teil 5: Infektionserkrankungen
I
nfektionskrankheiten sind ein Problem
von Kindern, alten Menschen oder Bewohnern von Entwicklungsländern. Hepatitis,
AIDS, Lungenentzündung und Sepsis (Blutvergiftung) gehen uns Westeuropäer nichts
mehr an, schließlich genießen wir umfassenden
Impfschutz, haben ein ausgeprägtes Hygienebewusstsein und werden über Ansteckungsrisiken
teilweise schon in der Schule aufgeklärt. Könnte
man meinen. Die Realität sieht aber etwas anders
aus. Ganz aktuell vermittelt uns das Phänomen
„Schweinegrippe“, wie schnell und unberechenbar sich eine Infektion im Zeitalter der Globalisierung ausbreiten kann. Selbstverständlich sind
hierzulande die Ausmaße von Infektionskrankheiten aufgrund genannter Voraussetzungen
weitaus weniger katastrophal als zum Beispiel in
Afrika oder Südostasien. Nichtsdestotrotz sterben in Deutschland jährlich immer noch mehrere Tausende an einer Infektion. Lässt man die
laut Todesursachenstatistik gut 20.000 Todesfälle
Serie: Männergesundheit
Teil 1:
Teil 2:
Teil 3:
Teil 4:
Teil 5:
Teil 6:
Teil 7:
Teil 8:
Teil 9:
Teil 10:
58
Herz- und Kreislauf – Februar
Krebs (Darm, Prostata) – März
Atemwegserkrankungen (Lunge) – April
Lebererkrankungen – Mai
Infektionen – Juni/Juli
Allergien – August
Depressionen/Impotenz – September
Rückenschmerzen – Oktober
Haut- und Haarerkrankungen – November
Augenerkrankungen – Dezember/Januar
REVIER MANAGER 6-7/09
durch Lungenentzündung – hauptsächlich alte
geschwächte Menschen – einmal außen vor, erliegen jedes Jahr immer noch mehrere Tausende
auch jüngere Menschen einer Sepsis, und auch
HIV und Hepatitis fordern mehrere hundert
Opfer. Darüber hinaus steigen die Infektionsraten an vermeintlich kontrollierten Erkrankungen
wie zum Beispiel Masern. Auch die sich häufenden HIV-Neuinfektionen zeugen von einem
abnehmenden Präventionsbewusstsein. Selbst
der Zugriff auf den zuverlässigsten Schutz bei
vielen Infektionserkrankungen – das Impfen –
lässt neuesten Studien des Robert-Koch-Instituts
zufolge in Deutschland nach.
Das männliche Geschlecht kommt bei dieser negativen Bilanz besonders schlecht weg:
Die Mehrzahl der 20 häufigsten meldepflichtigen Infektionserkrankungen betrifft deutlich
mehr Männer als Frauen, allen voran sexuell und
durch Blut übertragbare Krankheiten wie AIDS,
Hepatitis B und C sowie Syphilis. Als Gründe dafür werden unter anderem ein riskanteres Sexualverhalten und häufigerer Drogengebrauch vermutet. Diese Tendenz unterstreicht einmal mehr
das Bild vom deutschen Durchschnittsmann,
der grundsätzlich rücksichtsloser mit seiner Gesundheit umgeht als das weibliche Geschlecht.
Das Thema „Infektionserkrankungen“ ist
sehr komplex, es zu oberflächlich zu behandeln,
würde dem Phänomen nicht gerecht werden.
Doch man kann nicht häufig genug das Bewusstsein dafür schärfen, was auf unser Immunsystem
einprasseln kann. REVIER MANAGER greift das
Thema auf, um vor allem den männlichen Leser
zum Präventionsprofi zu machen und folgende
Unter einer Infektion versteht man im Allgemeinen das Eindringen von Erregern wie Bakterien, Viren, Pilzen oder Parasiten in einen Wirt.
Ob es zu einer Vermehrung der Keime kommt,
hängt dabei vom Immunsystem des Wirts und
von der Menge und Aggressivität des Eindringlings ab. Infektionen können durchaus auch
symptomlos bleiben, man spricht dann von einer
inapparenten Infektion – die übrigens auch eine
Immunität gegen weitere Infektionen hinterlassen
kann. Mit der Infektionskrankheit im eigentlichen
Sinne sind die jeweiligen Symptome gemeint, die
sich in unterschiedlichen zeitlichen Verläufen
von nur leichten unspezifischen Störungen des
Allgemeinbefindens bei nicht immungeschwächten Menschen bis hin zu septischen Krankheitsbildern, gekennzeichnet durch Fieber, erhöhte
Atemfrequenz, beschleunigter Puls und Durst
(so genanntes systemisches inflammatorisches
Response-Syndrom), äußern können. Während
es gegen einige Erreger die Möglichkeit einer
vorbeugenden Impfung gibt, können gegen viele
Krankheiten nur Antibiotika, Antimykotika und
Virostatika eingesetzt werden.
Seit der Abschaffung der bis 1983 gesetzlich vorgeschriebenen Pockenschutzimpfung für
Kinder besteht in Deutschland keine Impfpflicht
mehr. Es werden vielmehr Empfehlungen der
Ständigen Impfkommission des Robert-Koch-Instituts abgegeben, die den lokalen und regionalen
Anforderungen entsprechend regelmäßig aktualisiert werden. Bei den Impfungen unterscheidet man zwischen so genannten Standardimpfungen und Indikationsimpfungen, die z. B. für
bestimmte Berufsgruppen (z. B. Landwirtschaft/
Forst: FSME), für bestimmte Reiseziele (z. B. Gelbfieber für Südostasien), Prophylaxe beim Kontakt
mit erkrankten Personen im Umfeld (Riegelungsimpfung) oder beim Kontakt mit einem Erreger
(postexpositionelle Impfung) vorgesehen sind. In
der Kindheit versäumte Impfungen können auch
heute noch zum Verhängnis werden – so kann
ein ungeimpfter Mann zum Beispiel unfruchtbar
werden, wenn er im Erwachsenenalter an Mumps
erkrankt. Informationen zu den Indikationsimp-
Serie: Männergesundheit
Impfstoff
gegen
Alter in Monaten
Geburt
2
3
4
1. Impfung 2. Impfung 3. Impfung 4. Impfung
Diphterie
1. Impfung 2. Impfung 3. Impfung 4. Impfung
Hepatitis B
Pneumokokken
schenken Sie
sich selbst!
Alter in Jahren
11 bis 14 15 bis 23
Tetanus
(Wundstarrkrampf)
Pertussis
(Keuchhusten)
Polio
(Kinderlähmung)
Haemophilus Typ b
Ihr schönstes Lächeln
PRIVAT
5 bis 6
9 bis 17
ab 18
Auffrischung alle
AuffriAuffri10 Jahre
schung mit schung mit mit 2-fach3-fach3-fachImpfstoff
Impfstoff Impfstoff
ab 60
Auffrischung alle
10 Jahre
mit 2-fachImpfstoff
1. Impfung 2. Impfung 3. Impfung 4. Impfung
1. Impfung 2. Impfung 3. Impfung 4. Impfung
Auffrischung
1. Impfung 2. Impfung 3. Impfung 4. Impfung
eventuell
postexpo1. Impfung 2. Impfung 3. Impfung 4. Impfung
sitionelle
Prophylaxe
Grundimmunisierung
1 x, danach
Auffrischung alle
6 Jahre
1. Impfung 2. Impfung 3. Impfung 4. Impfung
Meningokokken
1x
Varizellen
(Windpocken)
2. Impfung
bei Komb1. Impfung
iimpfung
mit MMR
Humane
Papilloviren
(HPV)
Influenza
(Grippe)
Masern
Mumps
1. Impfung 2. Impfung
Röteln
(MMR)
Standard-Impfungen laut Ständiger Impfkommission (Quelle: Robert-Koch-Institut)
1 x bei ungeimpften
Personen
ohne Windpocken
jedes Jahr
im Herbst
The fine art of dental science
Von ästhetischer Zahnmedizin, Zahnimplantaten,
fungen, die über diese Standardempfehlungen
hinausgehen, findet man auf den Internetseiten
des Robert-Koch-Instituts (www.rki.de). Welche
Impfungen die gesetzlichen Kassen übernehmen
müssen, richtet sich nach den Richtlinien des
Gemeinsamen Bundesausschusses (auf Basis der
STIKO-Empfehlungen). Die Krankenkassen können natürlich auch über diesen Rahmen hinaus
erstatten. Neben den Kassen können auch der
öffentliche Gesundheitsdienst (ÖGD) oder der
Arbeitgeber erstatten – sofern die Impfung als
Bestandteil von Arbeitsschutzmaßnahmen angesehen werden kann. Selbst wenn der Arbeitsbereich nicht in der sogenannten Biostoffverordnung aufgelistet wird, sollte der Arbeitgeber ein
Interesse an einer Impfung und damit an einem
langfristigen gesundheitlichen Schutz des Arbeitnehmers und seines Umfelds haben – nicht
zuletzt, um sich vor möglichen späteren Regressansprüchen im Schadensfall abzusichern.
ist es in der Öffentlichkeit still geworden um
diese Immunschwächekrankheit. Neue Therapiemöglichkeiten in den wohlhabenden Ländern wie die sogenannte HAART (hochaktive
antiretrovirale Therapie) haben in letzter Zeit
den Anschein erweckt, die Krankheit im Griff
zu haben. Diese Nachlässigkeit zeigt sich unter
anderem in einem Anstieg der Neuinfektionen
in Deutschland im Jahr 2008. Rund 2.500 der
etwa 3.000 Neuinfizierten sind Statistiken der
UN zufolge Männer. Das entspricht ungefähr
auch der Relation des AIDS-Vorkommens
zwischen den Geschlechtern in Deutschland:
Von den rund 64.000 HIV-Erkrankten sind
ca. 52.000 Personen Männer. AIDS ist nach
wie vor eine chronische und schwerwiegende
Erkrankung, die eine lebenslange regelmäßige Medikamenteneinnahme erfordert – die
wiederum viele Nebenwirkungen verursacht.
Viele Mythen und Vorurteile ranken sich um
dieses hochkomplexe Krankheitsbild.
Funktionsdiagnostik und -therapie über Endodontie
und Laserzahnheilkunde bis hin zum individuellen
Behandlungskonzept für Angstpatienten:
im geschmackvollen Wohlfühlambiente realisieren
die Spezialisten der Praxisklinik Dr. Schlotmann
und Partner das gesamte Spektrum der modernen
Zahnmedizin.
Dr. Thomas Schlotmann ist Zahnarzt und Zahntechnikermeister. Er leitet die Praxisklinik sowie das
Dentallabor ‘Centrum Schöne Zähne‘ und bietet
damit alles aus einer Hand und unter einem Dach.
Ästhetik
Die vernachlässigte Krankheit
Übertragung und Krankheitsverlauf:
Leider gibt es gegen viele Infektionserkrankungen noch keine Impfstoffe – eine davon ist HIV bzw. AIDS. In den letzten Jahren
Eine HIV-Übertragung ist möglich über
Blut (auch Menstruationsblut), Sperma, Scheidenflüssigkeit, Muttermilch sowie Genital- und
Rektalsekrete. Für eine Infektion muss das
REVIER MANAGER 6-7/09
Implantate
59
Funktion
Narkose
Platz der Deutschen Einheit 8
46282 Dorsten | Tel. 02362 - 61900
E-Mail: [email protected]
PRIVAT
Serie: Männergesundheit
AIDS-Tests: Welche gibt es und was bringen sie?
Wer ausschließen will, dass er sich mit HIV infiziert hat, sollte frühestens drei Monate nach der letzten
Risikosituation einen Antikörpertest durchführen lassen. Während der Test bei Gesundheitsämtern
(meist kostenlos oder gegen eine geringe Gebühr bis zu 15 Euro) anonym durchgeführt wird, wird er
in einer ärztlichen Praxis „aktenkundig“ – mit allen möglichen Folgen. Man unterscheidet mehrere
Testverfahren:
Suchtest und Bestätigungstest: Der Suchtest ELISA weist geringste Mengen Antikörper in der Blutprobe nach. Ist
dieser Suchtest „reaktiv“, liegen also Antikörper vor. Dann wird ein aufwendigerer Bestätigungstest vorgenommen.
ELISA kann aufgrund seiner hohen Empfindlichkeit nämlich auch „falsch positive“ Testergebnisse hervorbringen. Der
Bestätigungstest – meistens der so genannte „Western Blot“ – der an derselben Blutprobe durchgeführt wird, widerlegt oder bestätigt den Antikörpernachweis, erst dann wäre der Antikörpertest „positiv“.
Schnelltest und Heimtest: Bei bestimmten Notfallsituationen sind in Deutschland (in der Regel im Krankenhaus)
auch so genannte Schnell-Suchtests zugelassen. „Tests für zu Hause“ sind dagegen nicht zugelassen, da sie höchst
störanfällig sind.
Direkter Virusnachweis: Neben den Antikörpertests setzt man in seltenen Fällen (z.B. bei Neugeborenen von HIVpositiven Müttern) auch den direkten Nachweis von Viren bzw. Virus-Erbmaterial ein (meist mit einem so genannten
PCR-Test) ein. Aufgrund seiner größeren Störanfälligkeit muss das Ergebnis immer durch einen Antikörpertest frühestens drei Monate später bestätigt werden. Der sehr teure Virus-Nachweistest muss in der Regel selbst bezahlt werden.
HIV-Postexpositionsprophylaxe (PEP): Sollte das HI-Virus in den Körper gelangt sein, besteht innerhalb von 48 bis
72 Stunden noch die Möglichkeit einer vorsorglichen medikamentösen Behandlung, die das „Einnisten“ der Infektion
verhindert. Die so genannte HIV-Postexpositionsprophylaxe (PEP oder HIV-PEP) wird angeboten, wenn ungeschützter
Geschlechtsverkehr mit einem HIV-positiven Sexualpartner stattfand bzw. die Infektionswahrscheinlichkeit des Sexualpartners sehr hoch ist. Der Schutzeffekt der HIV-PEP wird auf zirka 80 Prozent geschätzt – wobei gilt: Je früher die
PEP, desto größer der Effekt. Nur der Arzt kann entscheiden, ob die rund vierwöchige Therapie sinnvoll ist.
Kontakt, Hilfe und Infos unter www.rki.de, Telefon: 030/18754-0 oder www.aidshilfe.de.
In dringenden Fällen bietet die AIDS-Hilfe die Hotline 0180-3319411 an.
Virus in ausreichender Menge in den Körper
oder auf Schleimhaut gelangen, d. h. eine sexuelle Übertragung ist auch ohne eine Ejakulation
über Schleimhaut-Schleimhaut-Kontakt möglich, wenn z. B. Entzündungen und kleine Verletzungen vorliegen. Zwar wurde HIV auch in
Urin, Kot, Speichel, Schweiß und Tränenflüssigkeit nachgewiesen, allerdings nur in Mengen, die
für eine Ansteckung nicht ausreichen. Es besteht
also keine Infektionsgefahr bei Küssen, Anhusten
oder Anniesen und Insektenstichen. Eine HIVInfektion lässt sich in drei Stadien einteilen, die
unterschiedliche Symptome charakterisieren: die
primäre oder akute HIV-Infektion, die Latenzphase und das AIDS-Stadium. Die Symptome
einer frischen HIV-Infektion ähneln meist einer
Grippe und sind gekennzeichnet durch Abgeschlagenheit, Lymphknotenschwellung, Appetitverlust und Hautausschlag. In dieser Phase,
die kurz nach der Infektion auftritt und bis zu
14 Tage anhalten kann, vermehren sich die Viren exponentiell und es kommt zu einem Abfall
der sogenannten CD4-Helferzellen, das sind bestimmte Abwehrzellen zum Schutz gegen krankmachende Organismen. In der Latenzphase
sinkt die Viruslast und ein von Individuum zu Individuum unterschiedlich langer Zeitraum ohne
spürbare Symptome tritt ein. Trotzdem verringert sich kontinuierlich die Anzahl der CD4-
60
REVIER MANAGER 6-7/09
Helferzellen, was wiederum zu einem Anstieg
der Viruslast führt. Wenn der Betroffene jetzt
nicht mit antiretroviralen Medikamenten behandelt wird, kann sich der Körper irgendwann
selbst gegen normalerweise leicht zu bekämpfende Krankheitserreger nicht mehr wehren,
das AIDS-Stadium tritt ein. AIDS ist durch das
Auftreten sogenannter „opportunistischer“ Infektionen gekennzeichnet: Beispiele hierfür sind
Lungenentzündung, Schäden im Gehirn durch
Toxoplasmose-Erreger und bestimmte Krebserkrankungen (z.B. Kaposi-Sarkom, Lymphome).
Behandlung:
Da in absehbarer Zeit kein Impfstoff gegen HIV zur Verfügung stehen wird, setzt man
auf medikamentöse Therapie. Standard ist die
hochaktive anti-retrovirale Therapie, abgekürzt
HAART, mit der das AIDS-Stadium über viele
Jahre hinausgezögert oder sogar vermieden werden kann. Für einen individuell abgestimmten
Einsatz von HAART sind zwei Indikatoren
wichtig: die Anzahl der CD4-Helferzellen und
die Viruslast. Fällt die Anzahl der Helferzellen
unter eine bestimmte Menge pro Mikroliter
Blut, muss umgehend mit der Therapie begonnen werden. In regelmäßigen Kontrolluntersuchungen wird dann geprüft, ob die Therapie anschlägt und sich die Helferzellen regenerieren.
Genau so wichtig ist die Bestimmung der Anzahl der vorhandenen Viren im Blut, die sogenannte Viruslast. Hier gilt, die Virenmenge unter eine bestimmte Nachweisgrenze zu bringen.
Dazu wird aus dem Blutplasma des Patienten
bestimmt, wie viel HIV-Erbmaterial (DNA/
RNA) vorhanden ist. Kann mithilfe der antiretroviralen Behandlung die Viruslast gesenkt
werden, erholt sich auch der Bestand an CD4Helferzellen und die Gefahr einer Erkrankung
an AIDS verringert sich. Derzeit gibt es mehr
als 20 HIV-Medikamente, die an unterschiedlichen Stellen des HIV-Vermehrungszyklus ansetzen, indem sie bestimmte Enzyme hemmen
(weitere sind in der Erprobung). Ganz wichtig
bei der anti-retroviralen Medikamententherapie ist die Compliance des Patienten, also die
Bereitschaft des Patienten die Vorgaben einzuhalten, denn Unregelmäßigkeiten können die
Resistenzentwicklung des Virus fördern und so
die Viruslast wieder steigern. Sollten die Helferzellen trotz oder wegen ausbleibender antiretroviraler Therapie unter einen bestimmten
Wert fallen, besteht das Risiko, an so genannten
Opportunistischen Infektionen (OI) zu erkranken, zum Beispiel an einer speziellen Lungenentzündung (Pneumocystis-Pneumonie) oder
an Toxoplasmose. Auch für dieses schwere
Krankheitsbild, das mittlerweile aufgrund der
erfolgreichen HAART viel seltener auftritt, gibt
es aber mittlerweile gezielte medikamentöse
Behandlungsmöglichkeiten und gute Therapieerfolge, ein frühes Erkennen vorausgesetzt. Um
das Immunsystem generell zu stärken und die
starken Nebenwirkungen der Therapie abzumildern, sind für die Betroffenen komplementäre
Therapien sinnvoll: Darunter fallen zum Beispiel
eine ausgewogene Ernährung, Homöopathie,
Yoga oder Autogenes Training. Dies alles soll
dennoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass
mit den derzeitigen Medikamenten noch keine
völlige Eliminierung des Virus möglich ist. Gute
Prävention ist daher nach wie vor oberstes Ziel.
Prävention:
Die Folgekosten, die bei einer Ausbreitung
von HIV/AIDS für die Gesellschaft entstehen,
sind laut WHO weitaus höher als Investitionen
in Präventionsprogramme. Ein wesentlicher Bestandteil dieser Programme ist die Aufklärung
über Safer Sex, von der richtigen Kondombenutzung bis hin zur Wissensvermittlung über
bestimmte sexuelle Praktiken. Gleichzeitig propagiert die WHO, die Anzahl der Sexualpartner
maßvoll zu halten und nicht zu früh mit dem
Geschlechtsverkehr anzufangen. Liegt eine frische HIV-Infektion vor, kann durch frühzeitige
Behandlung mit hochaktiven antiretroviralen
Serie: Männergesundheit
Medikamenten die Viruslast im Blut des Betroffenen gesenkt werden und dadurch auch die Weitergabe von Hi-Viren an Andere vermindert werden – was allein aber noch keinen ausreichenden
Schutz vor einer Übertragung bietet (die bereits
vorgestellte HIV-PEP). In der Entwicklungsphase
befinden sich außerdem die so genannten Mikrobizide, die bei Frauen auf chemischen Weg
in Form von Cremes oder Zäpfchen eine HIVInfektion verhindern sollen. Bisher wird dabei
aber die Schleimhaut so stark angegriffen, dass
sich das Infektionsrisiko sogar noch erhöht. Eine
verlässlichere Version wird erst in frühestens fünf
Jahren erwartet. Auch ist noch nicht abzusehen,
inwiefern die so genannte PrEP (Prä-ExpositionsProphylaxe) – die vorsorgliche Einnahme von
HIV-Medikamenten bei nichtinfizierten Risikopersonen – das Infektionsrisiko senken kann,
denn Viren sind bekanntermaßen „lernfähig“
und entwickeln Resistenzen. Erschwerend hinzu
kommen die starken Nebenwirkungen und die
immens hohen Kosten der Medikamente.
Man darf gespannt sein, mit welchen neuen Formen von Mikroorganismen wir in Zukunft zu tun haben werden und wie wir damit
umgehen werden. Deswegen panisch zu werden, ist aber überhaupt nicht angebracht. Das
aktuelle Beispiel „Schweinegrippe“ zeigt, dass
PRIVAT
Geschlechterverhältnis bei Infektionskrankheiten
Krankheit
0,59
Norovirus-Gastroenteritis*
Masern*
Shigellose*
Salmonellose*
EHEC-Erkrankung
Hepatitis A
Rotavirus-Erkrankung*
E.-coli-Enteritis*
Influenza*
Campylobacter-Enteritis*
Kryptosporidiose*
Yersiniose*
Giardiasis*
Tuberkulose*
Hepatitis C*
Malaria*
Hepatitis B*
Hantavirus-Erkrankung*
HIV-Infektion*
Syphilis*
0,83
0,86
0,96
1,00
mehr weibliche Fälle
1,01
1,02
1,10
mehr männliche Fälle
1,11
1,12
1,12
1,27
1,41
1,51
1,60
2,20
2,31
2,79
5,35
11,59
0,1
1,0
10,0
Inzidenz-Quotienten männlich/weiblich (logarithmisch)
* = Statistisch signifikanter Gechlechtsunterschied (p < 0,05; bezogen auf einen Inzidenzquotienten von 1)
100,0
Quelle: Robert-Koch-Institut
wir schon sehr viel dazugelernt haben und für
viele Ernstfälle gewappnet sind. Wenn jeder
Einzelne auch noch vorbildlich handelt, indem
er aufmerksam ist, Hygiene betreibt, für einen
bestmöglichen Impfschutz sorgt und auf einen
vorsichtigen Umgang im Sexualleben achtet,
dann sind die Chancen hoch, Epidemien zu
verhindern. Thomas Corrinth | [email protected]
/Ñ>€i›Ñ‹›Ñ`‹Åi‘ÓiÅÑÑÑÑBˆiÑ`iÈÑÑÑÑÑ>’`iÈ
7
DH STUDIO, Köln
/>€i›Ñ ‹–Ñ 7>’`ˆ Ói’Ñ ŠÑ `>ÈÑ ˆi‹ÓÑ iÅw ’€Š
Åi‹VˆÑ >ÅLi‹Ói›Ñ ‹›Ñ §íÑ – `iśi›]Ñ ˆi’’i›Ñ
6iÅ>›ÈÓ>’Óޛ€ÈÅBޖi›Ñޖŋ›€ÓÑä ›Ñi›ÓŠ
È°>››i›`i–]Ñ ä‹Ó>’i›Ñ Åá›Ñ ëi›ÓÅ>’Ñ ä ÅÑ
`i›Ñ/ Åi›ÑáÈÈi’` ÅwÈрi’i€i›µ
ˆÅÑ ›Ó>‘Ó
ˆ
1BSLTUSB•Ft)FJMJHFOIBVTCFJ%ÊTTFMEPSG
t5FMt'BY
&.BJMCBOLFUUCVFSP!XBMEIPUFMEFt*OUFSOFUXXXXBMEIPUFMEF
REVIER MANAGER 6-7/09
61
Herunterladen