Physik-Labor Fachbereich Elektrotechnik und Informatik Fachbereich Mechatronik und Maschinenbau Physikalisches Praktikum M5 II.NEWTONsche Axiom Versuchsziel Aus Messungen an einer Rollenfahrbahn soll die Gültigkeit des II.NEWTONschen Axioms gezeigt werden. Dabei kann auftretende Rollreibung nachgewiesen und ihre Größe bestimmt werden. Die Geräte sind: Rollenfahrbahn mit Haltemagnet, 4 Gabellichtschranken, Digitalzähler, Stelltrafo Literatur Tipler Halliday/Resnick Höfling Stroppe Physik Physik 1 Physik Physik Grundlagen 1. Begriffe und Größen (werden als bekannt vorausgesetzt) Körper, Masse, Reibung, Kraft, Normalkraft, gleichmäßig beschleunigte Bewegung 2. Kräftediagramm Auf einer Schiene steht ein Wagen, der die Masse m hat. An diesem Wagen ist ein Seil befestigt, das über eine Umlenkrolle geführt wird und an dem die Masse mi hängt. Die Massen von Seil und Rolle sowie die Reibung am Rollenlager werden vernachlässigt. Ist mi groß genug, rollt der Wagen und für den Schwerpunkt des Systems gilt das II. Newtonsche Axiom (1) F = m⋅a d.h. die Kraft weist in die Richtung, in die der Wagen beschleunigt wird. In der folgenden Skizze wird gezeigt welche horizontalen und vertikalen Kräfte auftreten, aus denen sich F zusammensetzt. 1 Blech mit der Breite b y Fi 1 FR 2 x 1 FR 2 1 FN 2 1 FN 2 Schiene FG F = FG + FN + FR + Fi = m ⋅ a (2) mit FG FN FR Fi der Gewichtskraft der von der Schiene auf den Wagen wirkenden Normalkraft der auf beide Rollen wirkenden Rollreibungskraft; der Betrag ist FR = µ R ⋅ FN mit µ R dem Rollreibungskoeffizienten der Kraft, die der Fallkörper durch seine Gewichtskraft auf den Wagen ausübt Betrachtet man die Kräfte in x-Richtung – der möglichen Bewegungsrichtung des Wagens – so gilt (3) Fx = FGx + FNx + (-FRx) + Fix = m ּ◌ax Da FGx = 0 (4) m ּ◌a = Fi – FR (5) m ּ◌a = mi ּ◌g – µ R ּ◌mw ּ◌g (6) m = mi + mW und FNx = 0 ist, bleibt ist die Gesamtmasse des Systems, wobei mW die Eigenmasse des Wagens, die drei verschiedene Werte annehmen kann ; mi ist die aktuelle Beschleunigungsmasse (i = 1....3) ; 2 Aus den Gleichungen (5) und (6) folgt (8) a= mi ⋅ g µ R ⋅ g ⋅ (m − mi ) − m m a= µ ⋅g g ⋅ mi − µ R ⋅ g + R ⋅ mi m m a= g ⋅ (1 + µ R ) ⋅ mi − µ R ⋅ g m Diese Gleichung zeigt, dass für den Grenzwert m = mi (d.h. die Beschleunigungsmasse ist die Gesamtmasse) die Beschleunigung a gleich der Erdbeschleunigung g ist. Aufgabe 1. 2. 3. Messen Sie für drei verschiedene Massen des Rollwagens die Laufzeiten bis bzw. durch die Lichtschranken. Berechnen Sie die Geschwindigkeiten und stellen Sie jede Messreihe graphisch dar. Zeigen Sie anhand einer graphischen Darstellung die Abhängigkeit der Beschleunigung von der Beschleunigungsmasse (a = a (mi)) und die Gültigkeit von Gleichung (8). Wie groß ist µ R ? Durchführung Auf einer Rollenfahrbahn sind 4 Lichtschranken zur Geschwindigkeitsmessung angebracht. Der Wagen „triggert“ die Lichtschranken über einen am Wagen angebrachte Blechstreifen der Breite b (b mit dem Meßschieber messen!!). Der Wagen wird durch einen Elektromagneten in Ruheposition gehalten, der beim betätigen der „INIT“ - und „RUN“-Tasten stromlos geschaltet wird und damit den Wagen freigibt. Für die Messungen sind die Gabellichtschranken mit dem Zähler verbunden und der Magnet ist mit dem Stelltrafo über einen Kontakt des Digitalzählers verbunden: 3 Haltemagnet Zähler Stelltrafo R 12 V ++ Wenn die Geräte eingeschaltet sind, werden am Stelltrafo 12 V eingestellt und am Zähler die folgenden Funktionen FUNCT → TIME / SINCLE SEQ MODE → ms → _∏_ → kein Pfeil INPUT SELECT Taste 1 bis 4 STOP Wenn der Wagen laufbereit ist, INIT RUN drücken und über R auslösen. Die Ergebnisse werden über RESULTS abgerufen. Das Gerät liefert die Ankunftszeiten t1, t2, t3, t4 und die Durchlaufzeiten Δt1, …, Δt4 des am Wagen angebrachten Blechstreifen der Breite b (siehe auch Tabellen im Anhang). Es können also pro Wagenlauf 4 Geschwindigkeiten (Geschwindigkeit zur Zeit ti = Blechbreite b / Durchlaufzeit Δti ) und die Zeiten t1, …, t4 bei denen diese Geschwindigkeiten vorliegen, ermittelt werden. Die erste Messreihe wird mit dem Wagen ohne Zusatzgewicht durchgeführt und die Messwerte in einer Tabelle (Entwurf siehe Anhang) aufgenommen. Jeder Durchlauf wird für die Beschleunigungsmassen mi = 20 g, 40 g und 60 g einmal durchgeführt. Bei den folgenden Messreihen bekommt der Wagen je ein weiteres Zusatzgewicht von ca. 500 g (exakte Massenbestimmung mit der Waage). Auswertung Berechnen Sie alle Geschwindigkeiten bei allen Wagen- und Beschleunigungsmassen für alle Zeitpunkte und tragen Sie die Werte in die Meßtabellen ein. Zeichnen Sie die v – t – Diagramme für alle Beschleunigungsmassen (1 Diagramm pro Wagenmasse mit den 3 v – t – Geraden für mi = 20 g, 40 g, 60 g; insgesamt also 3 Diagramme mit je 3 Kurven (Ausgleichsgeraden!)). Beschriften Sie die Geraden mit den entsprechenden Beschleunigungsmassen mi. Ermitteln Sie die Steigungen (= Beschleunigung) aller Geraden und tragen Sie die Beschleunigungen in ein Diagramm ein (Horizontal: Beschleunigungsmasse mi ; Vertikal: Beschleunigung a(mi) – 1 Gerade für 1 Wagenmasse => 3 Geraden in einem Diagramm). Schreiben Sie die Wagenmasse an 4 die entsprechende Gerade im Diagramm. Die Rückwärtsverlängerung dieser 3 Geraden bis mi = 0 liefert 3 Schnittpunkte mit der a(mi) – Achse, also 3 Beschleunigungen. Nach (8) ist a(mi = 0) = - μR•g . Daraus kann μR ermittelt werden (1 Punkt auf der a – Achse als „Mittelwert“ auswählen). Fragen 1. 2. 3. 4. (zur Versuchsvorbereitung) Was besagt das Aktionsprinzip? Wo spielt die träge Masse eine Rolle? Wie groß ist µ R für Gummireifen auf Beton und für Stahlräder auf Stahlschienen? Wie unterscheiden sich die µ - Werte bei Haftreibung, Gleitreibung und Rollreibung betragsmäßig ? 5