Naturerlebnispfad „Blüsenpatt“ Sentrup Erstellung 2014 im Rahmen der DE Sentrup 1 Alnus glutinosa – Schwarz-Erle Baum des Jahres 2003 Familie: Birkengewächse (Betulaceae) Verbreitung: Fast ganz Europa, Sibirien, Westasien und Nordafrika. In Niederungen, Bruchwäldern und Übergangsmooren. Standort: Vorkommen insbesondere auf staunassen Überschwemmungsböden. Bevorzugt feuchte, schwach saure Böden und lichte Standorte. Wuchs: Laubbaum mit lockerer, malerischer Krone. Oftmals vielstämmig und bis zu 25 m hoch. Rinde: Im Austrieb grünlichbraun und klebrig. Später wird die Borke dunkelgrau und längsrissig. Blätter: Sommergrün und wechselständig. 4 bis 10 cm lange eiförmig bis rundliche Blätter. Oberseits dunkelgrün, unterseits mit gelblichen Haarbüscheln. Während des Austriebs klebrig. Keine Herbstfärbung. Blüten: Männliche Windbestäubung. Kätzchen bräunlich, weibliche Kätzchen unscheinbar. Früchte: Weibliche Blütenstände reifen zu holzigen, bis 2 cm langen, eiförmigen Zapfen heran. Windverbreitung. Wurzeln: Intensives Herzwurzelsystem. Wurzelt von allen heimischen Baumarten am tiefsten. Eigenschaften: Hohe Überflutungstoleranz und windfest. Kann bis zu 150 Jahre alt werden. Wie keine andere Art kann sie mit ihrem Wurzelwerk unter Wasser aushalten und selbst länger andauernde Hochwasser unbeschadet überleben. Verwendung: Von der Schwarz-Erle wird vor allem das Totholz sehr geschätzt. Ein großer Teil Venedigs wurde auf Erlenpfählen erbaut, da das Holz derart widerstandsfähig gegen den Verfall unter Wasser ist. Die Rinde wurde früher zum Schwarzfärben von Leder, die Fruchtzapfen zur Herstellung von Tinte verwendet, daher der Name „Schwarz-Erle“. Die botanische Bezeichnung „glutinosa“ dagegen bedeutet leimartig und bezieht sich auf die jungen klebrigen Blätter, welche früher gerne als Mückenfänger in Häusern aufgehängt wurden. Mythologie: Vereinzelt ist der Baum auf Grund der rötlichen Verfärbung des frisch geschlagenen Holzes als Rot-Erle bekannt. Bei den Germanen galt die Farbe Rot als Sinnbild des Teufels, der Hexen und des Bösen. So wagte man sich nur ungern in die moorigen Auen der Moorhexe, dessen Verkörperung die Erle darstellt. 2 Corylus avellana – Haselnuss Familie: Birkengewächse (Betulaceae) Verbreitung: Europa und Westasien. Lichte Laubwälder, Waldränder, in Hecken, Feldgehölzen und Knicks. Standort: Tiefgründige, nährstoffreiche Böden. Meidet stark saure und sumpfige Standorte. Wuchs: Breit aufrecht wachsender, meist vielstämmiger, bis 7 m hoher Großstrauch. Im Alter weit auseinanderstrebende, schirmartige Äste. Rinde: Junge Triebe glänzend hellbraun mit vielen Lentizellen (= luftdurchlässige Poren). Altes Holz braungrau und längsrissig. Blätter: 6 bis 10 cm lang und fast ebenso breit. Doppelt gesägt und etwas gelappt. Oberseits dunkelgrün, unterseits auf den größeren Blattnerven behaart. Schöne gelblich bis orange Herbstfärbung. Blüten: Männliche Kätzchen gelb, lange vor dem Laubaustrieb. Weibliche Blüten verborgen, nur rote, winzige Narben schauen aus der noch geschlossenen Zweigknospe heraus. Blütezeit: Februar bis April. Früchte: Essbare Nussfrüchte. Fruchtreife ab September/Oktober. Wurzeln: Flaches und weitstreichendes Horizontalwurzelsystem mit hohem Feinwurzelanteil. Eigenschaften: Absolut frosthart und relativ windfest. Selbst nach starkem Rückschnitt hat die Haselnuss ein sehr gutes Ausschlagsvermögen. Laub wirkt bodenverbessernd. Kann bis zu 100 Jahre alt werden. Verwendung: Im 17. Jahrhundert galt der Haselstrauch als Symbol für die Gerechtigkeit, daher wurden zum Beispiel Äcker mit Haselnussästen abgegrenzt. Auch der Amtssitz eines Richters wurde so abgesteckt. Wenn ein Ast den Kopf berührte während man unter einem Haselstrauch durchlief, so musste man um Gerechtigkeit beten. Mythologie: Im alten Volksglauben gilt ein Zweig der Haselnuss als Zauber und Unheil abwehrendes Mittel: Mit einem Haselzweig sollte man sich vor allem Schlangen und Hexen erwehren können. Daher wünschte sich auch Aschenputtel eine Haselgerte für das Grab ihrer Mutter. Außerdem sagt man, das sich mit einer Haselzweiggabel, einer sogenannten Wünschelrute, Wasseradern, Erzgänge und verborgene Schätze finden lassen. 3 Aesculus x carnea – Rotblühende Rosskastanie Familie: Rosskastaniengewächse (Hippocastanaceae) Verbreitung: Da die rotblühende Rosskastanie eine Züchtung ist, gibt es kein natürliches Verbreitungsgebiet. Sie wurde 1576 nach Europa eingeführt. Standort: Stellt keine besonderen Ansprüche an Böden, bevorzugt aber nährstoffreiche, nicht zu trockene, sandig-lehmige Böden. Wuchs: Mittelgroßer Baum bis 20 m Höhe. Rundlich bis breitgewölbte, dicht geschlossene Krone. Rinde: Glatt, dunkelgrün bis grau. Blätter: Sommergrün. 8-15 cm lange, dunkelgrüne Blätter mit leichtem Glanz, handförmig gefingert. Der Blattrand ist stumpf gesägt. Herbstfärbung gelbbraun. Blüten: Hellrote, in 15-20 cm langen, aufrechten Rispen stehende Blüten. Die Hauptblütezeit ist im Mai. Früchte: 3-4 cm breite, kugelige, kaum bestachelte Kapselfrüchte. Wurzeln: Herzwurzler mit sehr aggressiven Wurzeln. Eigenschaften: Bei der Rotblühenden Rosskastanie handelt es sich um eine Kreuzung zwischen der Gewöhnlichen Rosskastanie (Aesculus hippocastanum) und der Roten Rosskastanie (Aesculus pavia). Sie ist stadtklimafest, rauchhart und verträgt vorübergehende Überschwemmungen. Für den Menschen sind die Samen, Samenschalen und Rinde leicht giftig. Verwendung: Die Rotblühende Rosskastanie wird vor allem als Zierbaum verwendet. Mythologie: In der Mythologie hat die Rotblühende Rosskastanie keine besondere Bedeutung. 4 Quercus petraea – Trauben-Eiche Baum des Jahres 2014 Familie: Buchengewächse (Fagaceae) Verbreitung: Europa bis Kleinasien. In Deutschland allgemein verbreitet. Standort: Relativ anspruchslos, meidet aber hohes Grundwasser und Staunässe. Wuchs: Großer Laubbaum mit bis zu 40 m Höhe. Geschlossene, hoch gewölbte Krone und ein bis zum Wipfel durchgehender Stamm. Rinde: Triebe glänzend olivgrau. Im Alter graubraun und längsrissig, jedoch nicht so tief gefurcht wie die Stiel-Eiche. Blätter: Sommergrün, wechselständig. An beiden Seiten mit 5-7 dreieckigen, gerundeten Lappen, die fast symmetrisch angeordnet sind. Insgesamt 8 bis 12 cm lang. Oberseits dunkelgrün, glänzend, unterseits hellgrün. Herbstfärbung gelblich bis braun. Blüten: Gelbgrün und sehr unscheinbar. Blütezeit: Mai bis Juni. Früchte: Eicheln an fast ungestielten Fruchtbechern und zu Trauben gehäuft. Daher der Name Trauben-Eiche. Wurzeln: Erst stark ausgeprägte Herzsenkerwurzelsystem. Pfahlwurzeln. Ab dem 30. Lebensjahr Eigenschaften: Trockenresistent und stadtklimafest. Hohes Ausschlagvermögen. Kann bis zu 800 Jahre alt werdend. Alte Bäume sind blitzgefährdet. Verwendung: Eichenholz galt früher als klassisches Holz für den Bau von Fachwerkhäusern. Auch heute ist es noch auf Grund seiner Dauerhaftigkeit und Festigkeit sowie der einfachen Bearbeitung sehr beliebt für den Außen- und Innenausbau. Weiterhin findet das Holz im Wasser– und Schiffsbau eine traditionelle Verwendung. Mythologie: Früher galt die Eiche als heiliger Baum. Weise Frauen und „Kräuterweiber“ nutzten die Wirkungen der Eichen in der Volksmedizin. Pflanzen, welche auf dem heiligen Baum wuchsen, wie zum Beispiel die Eichenmistel, wurden daher magische Kräfte zugesprochen. Sie halfen nicht nur bei Krankheit sondern angeblich auch gegen den „Bösen Blick“ und hielten Dämonen von Viehställen fern. Auch heute werden mit der Eiche noch häufig die Begriffe Kraft, Stärke, Standhaftigkeit und Ewigkeit verbunden. 5 Pyrus communis – Kultur-Birne Baum des Jahres 1998 Familie: Rosengewächse (Rosaceae) Verbreitung: Europa und Kleinasien. Standort: Sonnig bis absonnig. Wuchs: Kleiner bis mittelgroßer, bis zu 15 m hoher Baum. Schlanke bis breitkegelförmige Krone. Äste und Zweige manchmal bedornt. Langsam wachsend. Rinde: Grau-braun und würfelartig eingeschnitten. Blätter: Sommergrün. Eirund bis elliptisch, 2 bis 8 cm lang. Oberseits glänzend hellgrün. Anfangs beidseitig behaart. Herbstfärbung lebhaft gelb bis orangerot. Blüten: Weiß in mehrblütigen Doldentrauben. Blütezeit: April bis Mai. Sehr auffälliger Blütenbaum mit leicht unangenehmem Duft. Früchte: Essbare Früchte, saftig-süß, zwischen Juli und Oktober pflückreif. Wurzeln: Tiefreichende Pfahlwurzel. Eigenschaften: Kreuzungsprodukt der heimischen Wildbirne und verschiedener südosteuropäisch/westasiatischer Wildarten. Stadtklimafest. Birnbäume können 100150 Jahre alt werden. Verwendung: Die Birne wird vor allem als Obstbaum verwendet. Die Früchte enthalten ca. 8 % Zucker und nur wenig Säure und gelten daher als nahrhaft und sehr bekömmlich. Aber auch das Holz der Birne ist wegen seiner Schwere und Härte sowie Politurfähigkeit sehr begehrt, jedoch ist es auf Grund seiner Seltenheit auf dem Holzmarkt kaum zu bekommen. Mythologie: Früher galt die Eiche als heiliger Baum. Weise Frauen und „Kräuterweiber“ nutzten die Wirkungen der Eichen in der Volksmedizin. Pflanzen, welche auf dem heiligen Baum wuchsen, wie zum Beispiel die Eichenmistel, wurden daher magische Kräfte zugesprochen. Sie halfen nicht nur bei Krankheit sondern angeblich auch gegen den „Bösen Blick“ und hielten Dämonen von Viehställen fern. Auch heute werden mit der Eiche noch häufig die Begriffe Kraft, Stärke, Standhaftigkeit und Ewigkeit verbunden. 6 Obstwiese Streuobstwiesen sind Teil einer naturnahen Kulturlandschaft und alte Tradition im Obstanbau. Sie bezeichnen Wiesen oder Weiden, auf denen hochstämmige Obstbäume verschiedener Arten und Sorten in weiten, lockeren Abständen stehen. Mit den auffälligen Blüten und Früchten betonen die Obstwiesen den Wandel der Jahreszeiten und prägen ganze Landschaften. Zudem bieten sie vielen seltenen und auch gefährdeten Pflanzen- und Tierarten einen Lebensraum. Anders als bei den „zerstreuten“ Obstwiesen Süddeutschlands grenzen die Obstwiesen hier in Nordwestdeutschland unmittelbar an die Höfe an. Die Bauern ernteten hier ihr Obst, das sie frisch verbrauchten, auf dem Markt verkauften oder als Wintervorrat konservierten. Zudem wurden die Flächen auch als Mähwiese zur Heugewinnung oder als Viehweide genutzt. Diese Nutzungen, insbesondere als Lebensmittellieferant, haben heute an Bedeutung verloren. Mit der Einführung moderner Produktionsverfahren in der Landwirtschaft und im Obstanbau, sowie aufgrund des Flächenverbrauchs durch das Bau- und Siedlungswesen wurden die Obstwiesen immer weiter reduziert. Landwirte erhielten in den 60er- und 70er-Jahren sogar Rodungsprämien für jede abgeholzte Obstwiese. Heute gehören die einst kulturell, sozial, landschaftlich und ökologisch besonders geschätzten Obstwiesen zu den am stärksten gefährdeten Biotopen Mitteleuropas. Lebensraum Obstwiese: Obstbäume haben viel zu bieten: bis zu 5000 Tierarten können hier beheimatet sein. Hauptanteil davon sind Insekten wie Käfer, Wespen, Hummeln und Bienen. Zum einen sind Obstbäume ideale Höhlenbäume, denn sie lassen die Bildung von Höhlen früher zu als andere Baumarten. Für viele Tiere sind Baumhöhlen unentbehrlich als Wohn-, Brut- und Schutzraum, z.B. für Star, Gartenrotschwanz, Steinkauz und Fledermäuse. Die Wurzeln dienen als Versteck für Spitz- oder Feldmäuse und Igel. Blätter und Triebe werden als Nahrung und Wohnung für Wickler und zahlreiche andere Insekten und ihre Larven genutzt. Wanzen und Milben zapfen hier den Saftstrom an. Die reiche Blütenpracht spendet Nektar für Bienen und Hummeln. Die Früchte, sofern sie nicht vollständig geerntet werden, werden auch gerne als Nahrung angenommen. Lurche und Kriechtiere, wie die Erdkröte, der Grasfrosch und die selten gewordene Blindschleiche und Waldeidechse waren früher ebenfalls häufig auf Obstwiesen anzutreffen. Obstarten- und sorten: Alte Obstwiesen kennzeichnen sich vor allem durch verschiedene robuste und regionaltypische alte Obstsorten aus. Diese sind an die regionaltypischen Böden und Klimaverhältnisse angepasst und dadurch weniger krankheitsanfällig und pflegeaufwendig. Klassisch kombinierte Obst-Arten und norddeutsche Sorten sind Apfel (Roter Eiserapfel), Birne (Gute Luise), Kirsche (Dönissens Gelbe Knorpelkirsche) und Pflaume (Bühlers Frühzwetsche). 7 Malus domestica – Kulturapfel Familie: Rosengewächse (Rosaceae) Verbreitung: Europa und Kleinasien. Standort: Sonniger Stand. Allgemein sehr anpassungsfähig an Boden und Standort. Wuchs: 8-15 m hoher Baum mit weit auslandender Krone. Rinde: Graubraune, längsrissige Schuppenborke. Blätter: 6-9 cm lang und bis 5 cm breit, kurz zugespitzt. Anfangs auf beiden Seiten dicht behaart, später oberseits verkahlend und glänzend dunkelgrün. Im Herbstaspekt unauffällig gelblich-braun. Blüten: In Doldentrauben am Ende von Kurztrieben. Kronblätter innen weiß bis hellrosa, außen dunkel rosa bis rötlich; Staubblätter gelb. Blütezeit: April bis Mai. Besonders reicher Bienenbesuch. Früchte: Apfelfrüchte, je nach Sorte unterschiedlich in Größe und Färbung. Erntezeit ist im Spätsommer bis ungefähr Oktober. Wurzeln: Herzwurzelwerk. Sehr tolerant gegenüber Unterbepflanzung. Eigenschaften: Stadtklimafest. Verwendung: Apfelbäume werden auf Grund ihrer schönen Blüte gerne als Zierbäume gepflanzt. Jedoch ist der Nutzwert der Apfelfrucht als gesundes VitaminC-reiches Obst sehr viel bekannter: ”An apple a day, keeps the doctor away!”. Schon seit Jahrhunderten baute man verschiedenste Apfelsorten als Nahrungsmittel zum Nebenerwerb oder Eigenbedarf an. Mythologie: Keine andere heimische Frucht kann sich mit der Symbolkraft des Apfels messen: Die Bandbreite reicht von Vollkommenheit und Liebe bis Macht, Streit und Sünde. In der griechischen Mythologie zum Beispiel widmete Dionysos, Schöpfer des Apfelbaumes, Aphrodite einen Apfel als Zeichen ihrer Schönheit und Liebe. Stattdessen nutzte Eris, die Göttin der Zwietracht, den Apfel als „Zankapfel“ um Streit zu verbreiten. Am bekanntesten ist aber wohl die Geschichte von Adam und Eva aus dem Christentum, in der der Apfel als Symbol der Versuchung und Erbsünde gilt. 8 Prunus avium – Vogel-Kirsche Baum des Jahres 2010 Familie: Rosengewächse (Rosaceae) Verbreitung: Europa bis Kleinasien, Kaukasus und West-Sibirien. In Wäldern, an Waldrändern und in Hecken. Standort: Sonnig bis halbschattig. Tiefgründige, nährstoffreiche, frische Lehmböden werden bevorzugt. Kalkliebend. Verträgt keine Staunässe. Wuchs: Bis zu 20 m hoher Baum mit eirunder Krone und geradem Stamm. Rinde: Rotbraune Zweige. Später glänzende Ringelborke. Blätter: Sommergrün. Lang zugespitzt, bis zu 15 cm lang und 6 cm breit. Oberseits kahl, dunkelgrün, unterseits nur auf den Blattnerven leicht behaart. Intensive Herbstfärbung von orangegelb bis scharlachrot. Blüten: Weiß, zu mehreren Büscheln. Blütezeit: April bis Mai. Sehr schöner Blütenbaum. Früchte: Schwarzrote, süße bis bittersüße Kirschen, ca. 1 cm dick, mit einsamigem Steinkern. Wurzeln: Flaches Herzwurzelsystem. Eigenschaften: Sehr frosthart. Lehmzeiger. Die im Fruchtkern enthaltenen Samen enthalten Blausäure und sind daher giftig. Verwendung: Das dem Wundverschluss dienende Harz, auch Kirschgummi oder Katzengold genannt, wurde früher zum Härten von Filzhüten genutzt. Aufgelöst in Wein galt es außerdem als hilfreicher Hustensaft. Auch die Kerne der Kirsche werden schon seit langer Zeit gerne genutzt. In Leinenbeuteln eingenäht und aufgewärmt dienen sie als Heizkissen. Mythologie: Früheren Vorstellungen zufolge treiben sich Elfen und Geister von Verstorbenen bei der Kirsche herum, besonders zur Blütezeit. Es schien fast nichts gefährlicher zu sein als sich einer Kirsche bei Mondlicht zu nähern. Es kann Kopf und Kragen kosten, denn die Geister haben nur Verführung und Vernichtung im Sinn. Auf Grund dessen war bei den Germanen das Ansehen von tanzenden Elfen unter einem Kirschbaum bei Vollmond nicht erlaubt. 9 Quercus robur – Stiel-Eiche Baum des Jahres 1989 Familie: Buchengewächse (Fagaceae) Verbreitung: Europa und nördliches Kleinasien. Flachland, Auen und Niederungen sowie natürliche Eichenmischwälder. Standort: Sonnig bis absonnig. Allgemein anspruchslos und sehr robust. Wuchs: Bis zu 40 m hoch. Mächtiger Laubbaum mit breiter hochgewölbter, lockerer und lichter Krone. Im Alter knorrig und malerisch gedreht. Rinde: Dunkelgrau bis braungrau, tief gefurcht. Blätter: Sommergrün, wechselständig. 10-15 cm lang und beiderseits mit 3-6 rundlichen Lappen. Leicht lederig, oberseits kräftig grün, leicht glänzend, unterseits heller und auf den Blattnerven leicht behaart. Herbstfärbung kräftig gelb bis bräunlich. Blüten: Blüten unscheinbar. Männliche Kätzchen, 2-4 cm lang, schlaff hängend. Weibliche Blüten in langgestielten Ähren zu 2-5 Blüten an den Triebenden. Früchte: Nussfrüchte, sogenannte Eicheln, in flachen Fruchtbechern auf 4-6 cm langen Stielen, deswegen der Name Stiel-Eiche. Im Unterschied dazu sitzen bei der Trauben-Eiche die Früchte traubig zusammen. Wurzeln: Tiefwurzler, im Alter Herzsenkerwurzelsystem. Eigenschaften: Verträgt hohe Temperatur- und Feuchtigkeitsextreme sowie Überschwemmungen bis zu 3 Monaten. Stiel-Eichen können bis zu 1.000 Jahre alt werden. Alte Bäume sind blitzgefährdet. Verwendung: Früher galten Eicheln als hervorragende Nahrung mit reichlich Stärke, Eiweiß und Fett. Oft dienten sie als günstiger Kaffeeersatz. Vor dem Verzehr mussten sie aber zuerst durch mehrfaches Waschen entbittert werden. Auch für Schweine sind Eicheln ein Leckerbissen. Damals wurden die Schweine oft zur Schweinemast in den Eichenwald getrieben. Das Fleisch bekommt durch die Eicheln eine besondere Festigkeit und Würze. Mythologie: Bei den Germanen war der Baum dem Donnergott Donar geweiht. Nach ihrem Glauben schleuderte Donar seine funkensprühenden Pfeile, die Blitze, am liebsten in große Eichen. Und tatsächlich schlagen Blitze häufiger in Eichen ein als in andere Bäume. 10 Aesculus hippocastanum – Rosskastanie Baum des Jahres 2005 Familie: Rosskastaniengewächse (Hippocastanaceae) Verbreitung: Ursprünglich aus den Balkanländern stammend, mittlerweile in Mitteleuropa eingebürgert. In feuchten Gebirgswäldern. Standort: Nährstoffreiche, tiefgründige Sand- und Lehmböden. Wuchs: Laubbaum mit bis zu 30 m Höhe. Breite bis hochgewölbte und dicht geschlossene Krone. Rinde: Triebe graubraun, im Alter dunkelgraue Schuppenborke. Blätter: Sommergrün, gegenständig, 25 cm lange, dunkelgrüne Blätter, handförmig gefingert. Herbstfärbung leuchtend gelbbraun. Blüten: Weiß, gelbrot gefleckt, in 20 bis 30 cm langen, aufrechten Rispen. Interessant ist der „Farbwechsel“ der Blüte: die Saftmale sind zuerst gelb, am 2.Tag ziegelrot dann karminrot. Blütezeit: Mai. Früchte: Große, grüne und stachelige Samenkapseln mit 1 bis 2 glänzenden dunkelbraunen Samen (Kastanien). Ungenießbar und leicht giftig. Trägt Früchte ab September. Wurzeln: Tiefgehendes und weitstreichendes Herzwurzelsystem. Eigenschaften: Empfindlich gegen Immissionen und Salz. Kastanienblüten produzieren viel Nektar und dienen als sehr gute Bienenweide. Häufig entdeckt man an den Blättern braune Platzminen, welche durch Larven der Balkan-Miniermotte verursacht werden. Das Laub sollte daher im Herbst unbedingt entsorgt werden. Verwendung: Der Baum liefert nur geringwertiges Holz, welches für Schnitzarbeiten und als Blindholz in der Tischlerei genutzt wird. In der Kosmetik und in der Medizin dagegen findet die Kastanie allerlei Verwendungen. Für die Gewinnung von Rosskastanienextrakten werden insbesondere die Samen verwendet. Seltener benutzt man auch die Rinde und die Blätter. Die Inhaltsstoffe wie zum Beispiel Gerbstoffe wirken blutflussfördernd und entzündungshemmend. Mythologie: Kastanien können angeblich eine außerordentliche Wärme entwickeln, so kann sich sogar bei Lagerung der Früchte die Raumtemperatur spürbar erhöhen. Ein alter Volksglaube besagt, dass man zur Vorbeugung von bestimmten Krankheiten, wie Gicht oder Rheuma, Kastanien in der Hosentasche mit sich tragen oder unters Bett legen soll. 11 Acer pseudoplatanus – Berg-Ahorn Baum des Jahres 2009 Familie: Ahorngewächse (Aceraceae) Verbreitung: Gebirge von Süd- und Mitteleuropa. Bestandsbildender Waldbaum in Laubmischwäldern, im Bergland gewöhnlich zusammen mit Nadelhölzern bis zur Baumgrenze aufsteigend. Standort: Sonnig bis halbschattig. Liebt luftfeuchte Lagen. Häufig in Alleen und Parks. Wuchs: Großer stattlicher Baum, bis zu 40 m hoch, mit eiförmiger, oft tief angesetzter Krone. Rinde: Zweige grau bis olivgrün. Im Alter silbrige bis graubraune Schuppenborke. Blätter: Sommergrün, gegenständig. Fünf stumpfe Lappen mit spitzen Buchten (lat. acer = spitz). Oberseits dunkelgrün, unterseits heller und auf den Hauptnerven behaart. Im Herbstaspekt leuchtend goldgelb. Blüten: Unscheinbare gelbgrüne Blüten, in traubenartigen, hängenden Rispen. Blütezeit: April bis Mai. Früchte: Flügelfrüchte, welche sich im Fall drehen (Hubschrauberprinzip). Für Pferde sind die reifen Früchte hochgiftig. Früchte ab September. Wurzeln: Herzsenkerwurzelsystem, bei dem der Oberboden intensiv durchwurzelt wird. Eigenschaften: Sehr frosthart und windresistent. Empfindlich gegenüber Hitze und Luftverschmutzung. Wird bis zu 500 Jahre alt. Verwendung: Das Holz, welches zu den Edellaubhölzern gezählt wird, lässt sich trotz seiner Härte sehr gut bearbeiten. Für qualitativ hochwertige Stämme können Preise von mehreren tausend Euro erzielt werden. Der Höchstpreis für einen französischen Bergahorn betrug dabei über 61.000 Euro. Neben Tischler- und Drechslerarbeiten wird das Holz wegen seiner Elastizität, Feinporigkeit und der optischen Auffälligkeit bevorzugt für den Bau von Musikinstrumenten verwendet. Mythologie: Früher war der Ahorn als Hausbaum in Hausnähe sehr beliebt, da ihm schützende Kräfte gegen Hexen, böse Geister und Vampire nachgesagt wurden. 12 Carpinus betulus – Hainbuche Baum des Jahres 1996 Familie: Birkengewächse (Betulaceae) Verbreitung: Europa, Kaukasus, Nordpersien. Charakterbaumart der EichenHainbuchen-Mischwälder. Standort: Sehr tolerant: von mäßig trocken bis feucht und sauer bis alkalisch. Wuchs: Mittelgroßer Baum, bis zu 25 m hoch, mit kegelförmiger aber im Alter hochgewölbter und rundlicher Krone. Rinde: Dunkelgrau bis silbrig, auch im Alter ziemlich glatt. Blätter: Sommergrün, wechselständig. 5-10 cm lang, eiförmig und frischgrün. Im Herbst hell- bis leuchtend gelb. Die Blätter bleiben häufig bis zum Frühjahr am Baum hängen. Blüten: Blütenkätzchen erscheinen mit der Belaubung. Männliche Kätzchen seitlich, 4-7 cm lang und schlaff hängend. Weibliche Blüten am Ende junger Triebe, zur Reife etwa fingerlang. Blütezeit: Mai-Juni. Früchte: Kleine Nüsschen an 3-lappigen Hochblättern, die als Flugorgan dienen. Wurzeln: Herzwurzelsystem. Eigenschaften: Sehr frosthart, windresistent und auch hitzeverträglich. Kann bis zu 150 Jahre alt werden. Sie neigt zu Stockausschlag und besitzt damit eine enorme Regenerationsfähigkeit, die selbst radikales Abholzen verträgt. Verwendung: Durch das hohe Ausschlagvermögen ist das Gehölz ideal für Hecken geeignet. Schon früher wurden Felder und Viehweiden mit dicht gepflanzten Hainbuchen abgegrenzt. Zudem wurden bereits in römischer Zeit und auch noch im Dreißigjährigen Krieg Wehrhecken in Mitteleuropa größten Teils aus Hainbuchen angepflanzt. Die Büsche wurden mit Äxten angehauen und umgeknickt. So wuchsen sie – zusammen mit Brombeeren, Heckenrosen und anderen undurchdringlichen „Knickicht“ zusammen. Dornensträuchern – zu einem Viele Ortsnamen mit den Endungen -hagen und -hain weisen auf solche Landwehren hin. Mythologie: Die Hainbuche symbolisiert Mut, Standhaftigkeit und Gerechtigkeit. Häufig gilt sie auch als Zeichen für Lebendigkeit und Frische. Grund dafür ist ihre besondere Eigenschaft, selbst schwerste Verstümmelungen zu ertragen und wieder neu auszutreiben. 13 Populus nigra – Schwarz-Pappel Baum des Jahres 2006 Familie: Weidengewächse (Salicaceae) Verbreitung: Mittel-, Süd- und Osteuropa, Teile Asiens, Persien, Nordwestafrika. Besonders in Flussniederungen und Auenwäldern. Standort: Allgemein anpassungsfähig. Vorliebe für nasse, periodisch überschwemmte und lockere, nährstoffreiche Sand-, Kies- und Lehmböden. Wuchs: Großer Laubbaum mit bis zu 30 m Höhe. Breite und lockere Krone und geradem Stamm. Äste weit ausladend. Rinde: Borke grau, tief längsfurchig. Zweige gelbbraun, glänzend, knotig mit vielen Lentizellen. Blätter: Sommergrün, wechselständig. Sehr unterschiedlich, eiförmig bis dreieckig geformt und zugespitzt. 5 bis 10 cm lang. Frischgrün. Klebrige Blattknospen. Herbstfärbung gelb. Blüten: Männliche Kätzchen rötlich-purpurn, hängend. Blühende weibliche Kätzchen gelbgrün. Blütezeit: März bis April. Früchte: Weiß-wollige Samen ab Mai. In Nähe von Pappelbeständen findet man häufig große Mengen miteinander verbundener Flugsamen, die sogenannte „Pappelwolle“. Wurzeln: Intensiver Flachwurzler. Ausläufer bildend. Eigenschaften: Gut frosthart und windresistent. Stark schattende Baumart. Kann bis zu 300 Jahre alt werden. In Deutschland wird die ursprüngliche Wildform der Schwarz-Pappel in den Roten Listen bundesweit als „gefährdet“ eingestuft. Verwendung: Das glatte Holz der Schwarz-Pappel gilt als das wertvollste unter den heimischen Pappeln. Es wird auf Grund seiner ausgesprochenen Leichte vor allem zu Kisten, Streichhölzern, Holzschuhen oder Zellstoff verarbeitet. Auch die klebrigen Knospen der Schwarzpappel finden schon seit geraumer Zeit Verwendung. Aus ihnen wird eine schmerzlindernde Salbe gegen Entzündungen hergestellt. Mythologie: Nach der griechischen Mythologie entstand die Pappel aus den Schwestern des Phaeton, Sohn des Sonnengottes Helios. Aus Trauer um ihren getöteten Bruder erstarrten die Schwestern zu Schwarz-Pappeln, deren klebrige Flüssigkeit der Knospen die Tränen waren. In der Antike wurde diese Pappelart deshalb immer wieder mit dem Tod in Verbindung gebracht. 14 Platanus x hispanica – Ahornblättrige Platane Familie: Platanengewächse (Platanaceae) Verbreitung: Mitteleuropa. Die Herkunft ist unklar, vermutlich handelt es sich um eine Kreuzung zwischen Morgenländischer und Amerikanischer (Westlicher) Platane. In Deutschland in Einbürgerung befindlicher Neophyt. Standort: Allgemein anpassungsfähig. Bevorzugt durchlässige Substrate und ist sehr lichtbedürftig. tiefgründige, feuchte und Wuchs: Großer, schnellwüchsiger Laubbaum mit bis zu 30 m Höhe. Breit ausladende und hochgewölbte Krone. Äste im unteren Kronenbereich leicht hängend. Rinde: Rinde gelblichgrün bis graubraun. In großen, unregelmäßigen Platten ablösend. Farblich sehr attraktiv. Blätter: Sommergrün, wechselständig. Ahornähnlich: Handförmig, in 3-5 ungleich große, breit dreieckige Lappen geteilt. Blattspreite von dreieckigem Umriss, 15-20 cm lang und fast ebenso breit. Oberseits glänzend tiefgrün, unterseits filzig oder zumindest auf den Blattnerven und in den Nervenwinkeln behaart, ziemlich derb und fest. Unauffällige Herbstfärbung. Blüten: Blüten unscheinbar, in lang gestielten, kugeligen Ständen. Früchte: Fruchtkugeln mit Nüsschen meist zu zweit an einem gemeinsamen, 15 bis 20 cm langen Stiel. Bleiben oft bis zum Frühjahr am Baum haften. Wurzeln: Herzwurzler mit hoher Wurzelkraft. Eigenschaften: Frosthart, verträgt bestens trocken-warmes Stadtklima und hat ein hohes Ausschlagvermögen. Platanen haben ein nachgewiesenes Alter von 300-500 Jahren. In Griechenland soll es sogar eine über 1.000-jährige Platane geben, es wird behauptet, sie bestehe seit 352 n. Chr. Sie ist heute mit 23 m Stammfußumfang die größte bekannte Platane. Verwendung: In vielen europäischen Ländern ist die Platane ein sehr beliebter Stadtbaum, da die Art durch Abgase verschmutzte Luft toleriert und unempfindlich gegenüber verdichteten Böden ist. Mythologie: In der griechischen Mythologie ist die Platane wegen ihrer SchuppenBorke, die sich stets erneuert, das Symbol der Regeneration und erinnert somit an Hydra, einem neunköpfigen Ungeheuer, dem die Köpfe nach dem Abschlagen doppelt nachwachsen. Zudem ist dieses Ungeheuer an einer Quelle unter einer Platane aufgewachsen. 15 Fraxinus excelsior – Gemeine Esche Familie: Ölbaumgewächse (Oleaceae) Verbreitung: Europa, Kleinasien. In Auen- und Schluchtwäldern, in krautreichen Laubmischwäldern, an Bächen und Flüssen. Standort: Humose, frische bis feuchte, nährstoffreiche und gut durchlüftete Böden. Liebt sauerstoffreiches, fließendes Wasser. Wuchs: Großer, bis zu 40 m hoher Laubbaum mit ovaler bis rundlicher und lichter Krone. Einzelne Äste sind im Alter oft weit ausladend. Rinde: Oliv bis graugrün. Später grau und lange glatt bleibend. Blätter: Sommergrün, gegenständig. Unpaarig gefiedert, bis 40 cm lang. 9 bis 13 Fiederblättchen, lanzettlich, bis 10 cm lang und 4 cm breit. Oberseits frischgrün, unterseits etwas heller und auf den Hauptnerven leicht behaart. Winterknospen schwarz, im Austrieb rötlich braun, im Herbst unauffällig gelblich-grün. Blüten: Blüten erscheinen vor dem Laubaustrieb in 10 cm langen unscheinbaren Rispen. Blütezeit: Mai. Früchte: Hellbraune geflügelte Nussfrüchte, zu vielen büschelig beisammen. Früchte ab September und oft bis zum Frühjahr am Baum hängend. Drehschraubenflieger. Wurzeln: Senkwurzelsystem mit sehr kräftigen, flachen und weitstreichenden Hauptseitenurzeln. Eigenschaften: Windfest und sehr hohes Ausschlagvermögen. Grundwasserabsenkung Wipfeldürre. Wird bis etwa 200 Jahre alt. Bei Verwendung: Das Holz der Gemeinen Esche ist bei der Möbelherstellung sehr beliebt, da es zäh und elastisch ist, aber nicht splittert. Schon sehr früh stellte man daraus vor allem Lanzen, Speere und Pfeile her. Heute ist das Eschenholz zur Fertigung von Turngeräten und Werkzeugstielen immer noch die erste Wahl. Mythologie: Die Esche gilt als „guter Diener“ und steht für Duldsamkeit und Opferbereitschaft. Auf Grund dessen wurde sie früher häufig als Glücksbringer und auch zum Schutz benutzt. Es heißt sie stärkt den Willen und fördert die mystischen Kräfte des Menschen, weshalb man auch Zauberstäbe aus Eschenholz fertigte. 16 Salix alba `Tristis´ – Trauer-Weide Familie: Weidengewächse (Salicaceae) Verbreitung: Europa, West- und Nordasien. Die Urform steht an Ufern von Gewässern, in Auenwäldern mit Pappeln, Erlen und anderen Weidenarten. Standort: Frische bis nasse, periodisch überschwemmte, nährstoffreiche Böden. Bevorzugt alkalische Böden sowie kalkhaltige Auenböden oder reine Schlick- und Tonböden. Wuchs: Mittelgroßer, malerischer Laubbaum bis zu 20 m Höhe. Die Äste sind weit ausladend mit senkrecht bis zum Boden herabhängenden Zweigen. Schnellwachsend. Rinde: Zuerst gelb, später bräunlich. Blätter: Sommergrün, gegenständig. Lanzettliche, 8 bis 12 cm lange Blätter. Im Austrieb sowie in der Herbstfärbung leuchtend gelbgrün. Blüten: Gelbe, schlanke Kätzchen. Blütezeit: April. Früchte: Unscheinbare, kegelförmige Fruchtknoten. Wurzeln: Sehr weitreichendes, dichtes Flachwurzelsystem. Eigenschaften: Verträgt sehr Überschwemmungsperioden. trockene Standorte aber auch längere Verwendung: Die langen Zweige dienten schon vor langer Zeit besonders als Flechtmaterial, zum Beispiel für Körbe. Heute findet man nur noch selten Menschen, die das traditionelle Handwerk des Flechtens mit Weiden beherrschen. Ebenso fanden Weidenzweige Verwendung für verschiedene Bindearbeiten oder sogar als Schnürsenkel armer Leute. Mythologie: Der Weidenrute werden auf Grund ihrer unglaublichen Regenerationsfähigkeit schon seit Urzeiten magische Kräfte zugesprochen. In den Boden gesteckte Weidenzweige sollen die Fruchtbarkeit der Felder verbessern und erhalten. 17 Betula pendula `Youngii´ – Trauer-Birke Familie: Birkengewächse (Betulaceae) Verbreitung: Europa, Kleinasien, Kaukasus. Standort: Sehr anspruchslos. Verträgt auch sehr trockene, nährstoffarme Sandböden. Wuchs: Kleiner Baum mit 4 bis 8 m Höhe und schirmartiger Krone und senkrecht herabhängenden Ästen, welche oft bis zum Boden reichen. Langsamwüchsig. Rinde: Anfangs glänzend hellgrau und glatt, später weiß und etwas abblätternd, längsrissig. Blätter: Sommergrün und wechselständig. Dreieckig lang zugespitzt. Blattrand meist doppelt gesägt. Herbstfärbung gelb. Blüten: Grüngelbe Kätzchen. Blüht selten. Blütezeit: März bis April. Windblüter. Früchte: Hängende Fruchtkätzchen. Wurzeln: Herzwurzel, oberflächennah, viele Feinwurzeln. Eigenschaften: Außerordentlich frosthart und trockenheitsresistent. Bodenfestiger. Wird bis zu 100 Jahre alt. Verwendung: Aufgrund ihrer eigenwilligen aber dennoch eleganten und kleinen Wuchsform wird die Trauer-Birke gerne als Solitärgehölz auf Rasenflächen oder in Vorgärten gepflanzt. Als Hochstamm eignet sie sich perfekt als "Sonnenschirm" an Sitzplätzen oder Terrassen. Mythologie: Die Birke gilt in vielen Kulturen als magischer Baum der böse Geister, Dämonen und Unheil abwehrt. Man sagt, dass ihr Holz, ebenso wie das der Gemeinen Esche, ein gutes Material für Zauberstäbe und Hilfsmittel der Magier sei. 18 Erlen-Eschen-Wald In den mehr oder weniger regelmäßig überfluteten Bach- und Flussauen stocken natürlicherweise Erlen- und Erlen-Eschen-Wälder. Man bezeichnet sie als "azonale" Waldgesellschaften, d. h. sie sind mehr von den Bodenverhältnissen geprägt als vom Klima. Sowohl die Erle als auch die Esche kommen mit „nassen Füssen“ in feuchten Senken oder direkt am Bachufer gut zurecht. An kleinen Bächen bilden sie oft nur schmale Galeriewälder. Erlen-Eschenwälder haben besondere ökologische Funktionen, auch für das Gewässer, wie zum Beispiel Beschattung des Gewässers und damit Vermeidung starker Temperaturschwankungen Einbringen organischer Substanzen und Produktion von Biomasse, die die Entwicklung des Lebens im Wasser fördert Stabilisierung und Erhalt der Ufer in Gebieten mit starker Erosionsdynamik Hochwasserschutz Filter und Selbstklärung der Oberflächengewässer und der Grundwasser speisenden Gewässer In Deutschland war der Lebensraumtyp ursprünglich an allen Fließgewässern, zum Teil auch mit größeren Beständen, vorhanden. Heute jedoch sind große Auwälder nur noch selten. Die wesentlichen Gefährdungen ergeben sich unter anderem aus Regulierung der Gewässer, wie zum Beispiel durch Begradigung und Uferausbau und den damit ausbleibenden Überflutungen. Zudem sind sie durch Grundwasserabsenkungen, Gewässerverschmutzung und übermäßigem Nährstoffeintrag beeinträchtigt. In feuchten Senken mit dauerhaft hohem Grundwasserspiegel finden sich Moorböden, auf denen die Erle so genannte Bruchwälder ausbildet. In den Erlenbruchwäldern oder auch in Quellwäldern, in denen das Grundwasser aus dem Boden quellt, finden sich typische, meist sehr selten gewordene Pflanzen- und Tierarten. 19 Baumstumpf Ein Baumstumpf ist der Überrest eines Baumes, der zum Beispiel nach einer Baumfällung verbleibt und aus dem Boden ragt. Er besteht aus dem nicht sichtbaren Wurzelholz und dem oberirdischen Stubbenholz. Das Holz eines Baumstumpfs hat keinen wirtschaftlichen Nutzwert und kann nur mit einem hohen Arbeitsaufwand geborgen werden. In der Erde belassen, hat er aber einen hohen ökologischen Wert. Er gehört zum so genannten Totholz und stellt ein Biotop für Lebewesen wie Insekten, Moose und Pilze dar. Je weiter der Baumstumpf zersetzt wird, desto mehr Lebewesen besiedeln das Totholz. Bei bestimmten Baumarten, insbesondere Laubholz, stirbt der verbleibende Stumpf nicht nach der Fällung. Ihm ist es möglich wieder neu auszutreiben (Stockausschlag). Diese neuen Triebe wachsen entweder zu einem mehrstämmigen Baum heran oder aber verwachsen zu einem einzelnen Stamm. Seltener kann man ein beeindruckendes Phänomen entdecken: Das Überwallen von Baumstümpfen. Es kommt vor, dass die Wurzeln verschiedener Bäume unterirdisch zusammenwachsen und sich verbinden. Wird nun ein Baum gefällt, so ist es dem Baumstumpf möglich Nährstoffe, die der benachbarte, noch lebende Baum in den grünen Blättern produziert hat, über diese Wurzelverwachsungen aufzunehmen. Der Baumstumpf zeigt dann weiterhin Reaktionen lebender Bäume, wie zum Beispiel Dickenzuwachs. Dabei wird auch die verwundete Oberfläche nach und nach von den Rändern her mit Rinde zugedeckt bis hin zu einer neuen Borkenbildung. Jahresringe Betrachtet man den Querschnitt eines Baumstamms, so kann man eine ringförmige Maserung erkennen, die so genannten Jahresringe. Die Jahresringe entstehen durch das unterschiedliche Wachstum des Baumes im Sommer und im Winter. Im Frühling, zu Beginn der Vegetationsperiode, bildet die Wachstumsschicht (Kambium) nach innen große Zellen, welche den Holzteil anwachsen lassen (helles Frühholz). Diese Zellen werden zum Herbst hin immer kleiner (dunkles Spätholz) bis der Baum schließlich sein Wachstum im Winter einstellt. Im nächsten Frühling, werden wieder größere Holzzellen gebildet, die an die kleinen aus dem letzten Herbst anschließen. An dieser Stelle ist die Jahresringgrenze als ein scharfer Übergang zu erkennen. So wächst der Baum Jahr für Jahr und bildet unter der Rinde neues Holz. Die helle und die dunkle Schicht zusammen bilden einen Jahresring. Zählt man diese, kann man das Alter des Baumes bestimmen. Die Jahresringe verraten uns jedoch nicht nur das Alter eines Baumes, sondern auch etwas über die Umweltbedingungen, unter denen der Baum herangewachsen ist. Breite Ringe: kräftiges Wachstum durch optimale Temperaturen und ausreichend Niederschläge. Schmale Ringe: schlechtes Wachstum, z.B. durch hohen Schädlingsbefall, wenig Regen oder zu viel Kälte. Ovale Ringe: unterschiedlich starkes Wachstum, d.h. der Baum hat eventuell an einem Hang gestanden oder war starkem Wind von einer bestimmten Seite ausgesetzt. 20 Tilia cordata – Winter-Linde Familie: Lindengewächse (Tiliaceae) Verbreitung: Europa. In lichten Laubmischwäldern, sommerwarmen Eichen-Hainbuchen-Wäldern. Auenwäldern und Standort: Lockere, humose, schwach saure bis alkalische Lehm-, Löß- und Tonböden. Wuchs: Stattlicher Großbaum bis zu 30 m Höhe und breiter, kegelförmiger und dichter Krone. Äste tief ansetzend und schräg aufsteigend. Rinde: Längs gefurchte, dicht gerippte, schwarzgraue Borke. Blätter: Sommergrün, wechselständig. Schief herzförmig bis rundlich, meist 5 bis 7 cm. Oberseits dunkelgrün und kahl, unterseits bläulich-graugrün mit braunen Haarbüscheln in den Winkeln zwischen Haupt- und Seitennerven. Herbstfärbung leuchtend gelb. Blüten: Blüten in 4 bis 12-blütigen Trugdolden mit gelblich-weißen Kronblättern. Angenehm süßlicher Duft. Blütezeit: Angang Juli. Früchte: Braun-filzig behaarte, ovale bis kugelige, dünnschalige Nüsschen. Wurzeln: Erst Pfahlwurzler, später kräftiges Herzwurzelsystem mit hohem Feinwurzelanteil. aber unregelmäßiges Eigenschaften: Sehr frosthart, windfest und stadtklimafest. Ausschlagvermögen. Können über 1.000 Jahre alt werden. Hohes Verwendung: Die Linde wird aufgrund des sehr hohen Zuckergehalts ihres Nektars (30–74 %) und seines hohen Zuckerwerts vor allem in der Imkerei sehr geschätzt, denn sie ist eine hervorragende Nektarquelle für Bienen. Pro Blühsaison sind Honigerträge von circa 2,5 kg je Baum möglich. Die getrockneten Blütenstände dienen als Heilmittel. Sie werden als Teezubereitungen bei Erkältungskrankheiten und damit verbundenem Hustenreiz eingesetzt. Mythologie: Schon seit sehr langer Zeit ist die Linde Sinnbild für Gerechtigkeit, Liebe, Frieden, Heimat und steht am Platz der Gemeinschaft. In Deutschland ist sie noch vor der Eiche der meist besungene und in Bildern und Wappen gezeigte Baum. Im Mittelalter hieß es: „Unter der Linde pflegen wir zu trinken, tanzen, fröhlich sein, denn die Linde ist unser Friede- und Freudebaum.“ 21 Hedera helix – Gemeiner Efeu Familie: Efeugewächse (Araliaceae) Verbreitung: West- und Mitteleuropa. In Laubwäldern, an schattigen, feuchten Waldstandorten, in Auen und auf Felsen. Standort: Wächst auf allen Bodenunterlagen außer auf reinem Torf. Insgesamt anspruchslos, bevorzugt aber nährstoffreiche und frische Böden. Wuchs: Kriechend oder mit Haftwurzeln an Bäumen und Mauern kletternder Strauch. Bis zu 20 m hoch. Rinde: Triebe auf der lichtabgewandten Seite mit 6 bis 10 mm langen Haftwurzeln. Ältere Stämme grauschuppig. Blätter: Immergrün, wechselständig. 5 - 12 cm große, 3- bis 5-lappige, dunkelgrüne Blätter. Rauten bis herzförmig und lang zugespitzt. Oft mit hellem Adernetz versehen. Blüten: Doldenartige, gelb-grüne Blütenstände mit reichlich Nektar. Blütezeit: September bis Oktober. Blüht erst ab dem 8. bis 10. Lebensjahr. Früchte: Kugelige, erbsengroße Steinfrüchte in Dolden. Zuerst rötlich-violett, reifen und färben sich dann im nächsten Frühjahr schwarzblau. Wurzeln: Dicht verzweigtes Herzwurzelsystem. Es kommt zur Arbeitsteilung in Nährwurzeln und in Luft- bzw. Haftwurzeln. Eigenschaften: Frostempfindlich, stadtklimafest. Verträgt sommerliche Hitzeperioden erstaunlich gut. Hohes Ausschlagvermögen. Langlebig, kann über 400 Jahre alt werden. Blätter, Triebe und Früchte schwach giftig. Verwendung: Efeu wird gerne als Zierpflanze genutzt und findet Verwendung zur Begrünung von Zäunen, Mauern und Fassaden. Nebenbei hat er auch eine wertvolle ökologische Bedeutung als Lebensraum für Insekten und als Nistplatz für Singvögel. Aber Vorsicht! Fassaden mit beschädigtem Mauerwerk oder vorgehängten Elementen sind für die Bepflanzung mit Efeu ungeeignet. Mythologie: In Griechenland war es bei Festen üblich die Trinkbecher zu Ehren des Gottes Bacchus mit Efeu zu schmücken sowie Kränze aus Efeu zu tragen, da die Blätter als gehirnkühlend galten. Efeu wurde deshalb bereits in der Antike in Gärten angebaut, obwohl behauptet wurde, dass sich unter ihren Blättern Schlangen verstecken. 22 Waldarten Ohne Einfluss des Menschen würde sich auf ca. 90 % der Landfläche Wald entwickeln. Unter natürlichen Bedingungen wäre dabei der größte Teil Deutschlands mit Buchen- oder Buchenmischwäldern bedeckt. Die Ausprägung der Wälder richtet sich nach dem jeweiligen Standort, der Bodenart, Feuchtigkeit, Licht und regionalen Klimaverhältnissen. Je nachdem welche Baum- oder Krautarten sich zusammen gesellen, unterscheidet man verschiedene Waldgesellschaften. Die auftretenden Krautarten können oft als Zeiger für bestimmte Standortverhältnisse, z.B. sehr sauer oder sehr trocken, herangezogen werden. Auch der hiesige Große Freeden ist vorherrschend mit Rotbuchen bewachsen. Dabei lassen sich zwei Buchenwaldgesellschaften mit unterschiedlichen Ausprägungen erkennen. Zum einen Waldmeister-Buchenwald und zum anderen Waldgersten-Buchenwald. Der Waldmeister-Buchenwald bevorzugt lehmige, nährstoffarme Böden. Häufig findet man sie als geschlossene „Hallen-Buchenwälder“ vor, das heißt es sind reine, hochwüchsige Buchenbestände. Hier wird nur eine schwache Krautschicht aus typischen Krautarten wie z.B. Waldmeister und Buschwindröschen gebildet. Waldmeister-Buchenwälder besitzen keine eigenen Krautarten, sie sind dadurch gekennzeichnet, dass sowohl starke Säurezeiger wie auch Kalkzeiger fehlen. Auf dem Großen Freeden findet man den Waldmeister-Buchenwald am Südhang und am flachgründigen Nordhang. Der Waldgersten-Buchenwald ersetzt den WaldmeisterBuchenwald auf nährstoffreicheren, meist kalkhaltigen Böden. Der Unterwuchs ist sichtbar artenreicher. Zum Beispiel treten hier Basenzeiger wie das Wald-Bingelkraut und die Frühlings-Platterbse auf. Charakteristisch ist die Waldgerste. Auf dem Großen Freeden findet man den Waldgersten-Buchenwald an den steilen Nordhangbereichen und teilweise am oberen Südhang. Im Frühjahr kennzeichnen sich diese Bereiche besonders durch das Blütenmeer des Hohlen Lerchensporns aus. Neben den verschiedenen Buchenwäldern sind Eichenmischwälder in Deutschland weit verbreitet. Auf nassen Standorten kommen in Flusstälern die Auwälder, auf Moorstandorten die Bruchwälder hinzu. Nadelwälder finden sich natürlicherweise als Kiefernwälder auf sehr armen Sandstandorten oder als hochmontane Fichtenwälder in den Bergen. Die heutigen Wälder sind das Ergebnis jahrhundertelanger Nutzung durch den Menschen. Alte Nutzungsspuren wie Hutewälder zur Beweidung von Haustieren oder Schneitelwälder sind manchmal noch zu erkennen. Durch Rodung und Wiederaufforstungen mit bevorzugten Baumarten haben die Wälder ihr heutiges Gesicht erhalten. 23 Forstwirtschaftliche Nutzung Seit der Sesshaftwerdung des Menschen wird Holz in vielfältiger Weise als Baumaterial oder Brennholz zum Kochen oder Heizen genutzt. Im 17. – 19. Jahrhundert fand in Mitteleuropa ein gewaltiger Raubbau an den Wäldern statt. Ende des 18. Jahrhunderts waren in Deutschland durch den hohen Verbrauch, auch durch Inanspruchnahme von Waldland für Siedlung und Ackerbau, kaum noch Wälder vorhanden. Der Teutoburger Wald war hauptsächlich von Weidewirtschaft und Buschwerk für Brennholz geprägt. Dieser Holzmangel führte zu der Erkenntnis, dass eine nachhaltige Bewirtschaftung von Wäldern von Nöten ist - die Forstwirtschaft wurde geboren. Auf den stark übernutzten und ausgelaugten Böden wurden zunächst Fichten- und Kiefernforste angepflanzt, die auf den nährstoffarmen Böden noch ein ausreichendes Wachstum aufweisen. Heute erfolgt die Auswahl der Baumarten und Zusammensetzung nach regionalen und standortökologischen Gesichtspunkten. In den Wäldern, wie hier am Freeden, findet sich meist ein Nebeneinander von Nadelforsten und Laubmischwäldern. Der Begriff Nachhaltigkeit betrifft den Waldbau in besonderer Weise, da die Anpflanzungen von heute erst den nächsten Generationen in 50, 100 oder gar 500 Jahren zugutekommt. Obwohl die wirtschaftliche Nutzung seit dem 2. Weltkrieg stetig zunimmt erreicht der jährliche Holzzuwachs in Deutschland ca. 120 Mio m³ bei einer Holzentnahme von nur ca. 70 Mio m³. Der Grundsatz der Nachhaltigkeit wird deutlich: es darf nur so viel Holz aus dem Wald geschlagen werden, wie auch wieder nachwächst. Forstwirtschaft heute stellt sich als Wirtschaftsunternehmen dar, das den Wald als Quelle des nachwachsenden Rohstoffs Holz, aber auch als natürlicher Lebensraum für Tiere und Pflanzen und als Umwelt für die Menschen berücksichtigen muss 24 Urwald Naturwald und Urwald von morgen Wie sahen die Wälder früher aus? Wie entwickelt sich Wald ohne Nutzung durch den Menschen? Wie verändern sich die Pflanzen- und Tierartengesellschaften? Um diese Fragen zu beantworten und um ein Netz repräsentativer, natürlicher Waldgesellschaften in den einzelnen Wuchsregionen zu erhalten, werden ausgewiesene Naturwälder unbewirtschaftet ihrer eigendynamischen Entwicklung überlassen. Neben dem Naturschutzwert liefern sie wertvolle Informationen für eine auf ökologischen Erkenntnissen beruhende Forstwirtschaft. Ein Naturwald wird weitreichend sich selbst überlassen, damit eine natürliche Entwicklung, ungestört von menschlichen Eingriffen, stattfinden kann. So gehören Wachsen, Sterben und Zersetzen der Gehölze wieder zum natürlichen Kreislauf des Waldes. Bestenfalls entsteht dadurch nach vielen Jahren wieder eine Urwalddynamik. Ein Urwald ist ein Wald, der sich von Menschen unberührt entwickeln konnte und noch nie bewirtschaftet wurde. Urwälder sind Rückzugsgebiete für viele Tier- und Pflanzenarten. Einige winzige Reste von Urwald oder urwaldähnlicher Gebiete sind auch in Deutschland noch übrig. Sie stehen unter Schutz und sind Bestandteil verschiedener Nationalparke. Der überwiegende Teil der deutschen Wälder wird aber schon seit Jahrhunderten bewirtschaftet. Dadurch entwickelt sich der Wald so, wie der Mensch es will. Ältere Bäume werden geerntet bevor sie ihre Altersgrenze erreicht haben, junge Bäume werden beim Wachsen unterstützt und neue Setzlinge angepflanzt. Dabei hat sich die Waldlandschaft bei uns nach und nach sehr verändert. Auf natürliche Weise würden bei uns vor allem Laubwälder mit einem großen Buchenbestand vorkommen. Der blühende Berg „Großer Freeden“ In Niedersachen gibt es über 100 Naturwälder mit einer Gesamtfläche von ca. 4.500 Hektar. Darunter fällt seit 1972 auch der hiesige Große Freeden mit mittlerweile 41,3 Hektar. Der historische Buchenwald ist ideal für die ungestörte Naturwaldentwicklung. Er weist unzählige Tier- und Pflanzenarten auf, die an dauerhaft bestehende Wälder gebunden sind und bietet somit beste Voraussetzungen für künftige urwaldähnliche Strukturen. Im Frühjahr zeigt sich der Große Freeden von einer besonders farbenfrohen Seite: Ende März/Anfang April blüht hier flächig der Hohle Lerchensporn in bunten Teppichen – Die sogenannte „Freedenblüte“. 25 Juglans regia – Walnuss Familie: Walnussgewächse (Juglandaceae) Verbreitung: Balkan-Halbinsel bis Südwestasien und Iran. In Mitteleuropa nur verwildert oder eingebürgert. Standort: Auf tiefgründigen, sickerfeuchten, nährstoff- und kalkreichen Lehm- und Tonböden. Wuchs: Mittelgroßer, meist breitkroniger Laubbaum bis etwa 30 m Höhe. Starke Hauptäste, malerisch geschwungen und weit ausladend. Langsam wachsend. Rinde: Graubraun bis schwarzgrau und korkig. Im Alter tiefrissig. Blätter: Sommergrün, wechselständig. Unpaarig gefiedert, 25 bis 35 cm lang. 5 bis 9 länglich-ovale Fiederblättchen, 7 bis 9 cm lang. Endfieder gestielt und deutlich größer als die übrigen. Riechen beim Zerreiben nach Terpentin. Herbstfärbung ist wenig auffällig gelblich-braun. Blüten: Gelbgrüne männliche Kätzchen, schlaff hängend. Weibliche Blüten am Ende von Jungtrieben. Blütezeit: vor dem Austrieb im Mai. Früchte: Essbare braune Nuss mit dicker, harter Schale in einer glatten, grünen und fleischigen Umhüllung. Fruchtertrag ab einem Alter von 10 bis 20 Jahren. Wurzeln: Pfahlwurzel mit einer sehr tiefen und dicken Hauptwurzel. Eigenschaften: Empfindlich gegenüber Frost. Stadtklimafest. Kann bis zu 600 Jahre alt werden. Wärme- und lichtbedürftig. Verwendung: Der Anbau der Walnuss erfolgt hauptsächlich wegen des Fruchtertrags. Das in den Nusskernen enthaltene fettende Öl wird durch Pressung als Speiseöl oder für technische Zwecke gewonnen. Immer häufiger wird aber auch das Holz der Walnuss in der deutschen Möbelindustrie verarbeitet. Das dunkelbraune Holz ist hart und dauerhaft, hat eine sehr schöne Maserung und lässt sich gut polieren. Da die Walnuss sehr langsam wächst, können einheimische Bestände den Nachfrage-Bedarf nicht immer decken. Deshalb versucht man, sie mit der Schwarznuss zu kreuzen, um schnell wachsende Hybriden für den forstlichen Anbau zu erhalten. Mythologie: Die Walnuss ist allgemein ein Sinnbild für Fruchtbarkeit. Vor allem in den römischen Hochzeitsbräuchen spielte sie eine wichtige Rolle: Der Bräutigam warf die Walnüsse unter die Gäste und ein heller Klang beim Aufprall versprach eine glückliche Ehe. Gerade als Symbol der Fruchtbarkeit und der Frau sahen manche Vertreter der Kirche in der Walnuss jedoch auch ein Zeichen der Wollust und Sünde. So warnten sie davor, dass auf jedem Blättchen ein Teufel wohne und der Schatten der Bäume gesundheitsschädlich sei. 26 Picea abies – Gemeine Fichte Familie: Kieferngewächse (Pinaceae) Verbreitung: Nord-, Mittel- bis Osteuropa in kühler, winterkalter Klimalage. Standort: Anspruchslos. Bevorzugt frische, sandig-lehmige und saure Böden. Wuchs: Bis zu 50 m hoher Nadelbaum mit regelmäßig kegelförmiger Krone und geradem, bis zur Spitze durchgehendem Stamm. Im Freistand bis zum Boden beastet. Schnellwüchsig. Rinde: Kupferbraun, löst sich in kleinen rundlichen Schuppen ab. Später graubraun und borkig. Blätter: Immergrün, nadelartig. Stechende, 1 bis 2 cm lange Nadeln, vierkantig und dunkelgrün. Blüten: Weibliche Blüten aufrecht, ziemlich groß und leuchtend purpur. Nur in den oberen Kronenregionen; bilden sie sich zu Zapfen aus. Männliche Blüten geschlossen rot und beim Stauben gelb. April bis Mai. Früchte: Bräunlich hängende Zapfen, 10 - 15 cm lang und 3 - 4 cm dick, immer etwas harzig. Wurzeln: Flach, weitstreichend und dicht verzweigt. Eigenschaften: Längere Hitze- und Trockenperioden werden schlecht vertragen. Nicht genügend windfest. Fichtennadeln verschlechtern die Bodenqualität. Verwendung: Im Christentum ist die Fichte ein traditioneller Weihnachtsbaum. Bis in die sechziger Jahre war sie der beliebteste Weihnachtsbaum der Deutschen. Da sie jedoch nach dem Einschlag schnell ihre Nadeln verliert, wurde sie durch robustere Bäume wie die Nordmann-Tanne und die Blaufichte weitgehend ersetzt. Mythologie: In vielen Kulturen galten Fichten aufgrund ihrer starken Wuchskraft, der hohen Wuchsgeschwindigkeit und der besonderen Winterhärte als ein HoffnungsSymbol bei Trauer und Tod. Sie stellt Kraft und Fruchtbarkeit sowie die Selbsterneuerungskräfte der Natur dar. Photosynthese Bei der Photosynthese produzieren Pflanzen aus Wasser, Kohlenstoffdioxid und Lichtenergie den Zucker Glucose und Sauerstoff. Die Photosynthese läuft in den Chloroplasten der Blätter ab. Sauerstoff ist im Rahmen der Photosynthese nur ein Abfallprodukt. Das geheime Leben der Bäume Autor: Peter Wohlleben