Clowncerto - Tonkünstler

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Clowncerto
Ein Projekt im Rahmen der Tonspiele
für 6-10 jährige Schülerinnen und Schüler
Vorbereitende Unterrichtsmaterialien
für Lehrerinnen und Lehrer
zusammengestellt von Bettina Büttner-Krammer
EVN unterstützt das Projekt „Tonspiele“ des Tonkünstler-Orchesters Niederösterreich
– spielerisch Musik erleben
Die seriöse Wissensvermittlung an Kinder und Jugendliche in zielgruppengerechter Form ist
EVN ein großes Anliegen. Seit weit über 4 Jahrzehnten wird seitens EVN eine aktive
Schulbetreuung („Young Energy“) durchgeführt. Sowohl die Breite des Schulangebotes als
auch die lange Tradition der Betreuung sind unter den österreichischen EVU´s einmalig. Den
Schwerpunkt bildet die Bereitstellung von Lehrbehelfen über Energie, Vorträge der EVN
Schulbetreuer in den Klassen sowie Besichtigungen von Kraftwerken und Anlagen von EVN.
Mit der Unterstützung der „Tonspiele“, die Kinder und Jugendliche in einem sehr frühen
Stadium für klassische Musik begeistern sollen, leistet EVN einen Beitrag zu einer modernen
Musikvermittlung in Niederösterreich.
Dr. Burkhard Hofer, Vorstandssprecher EVN
www.young.evn.at
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Inhaltsverzeichnis
Einleitung-Konzertprogramm-Mitwirkende
S. 4
Arbeitsblätter für die SchülerInnen
Die Geschichte von Otto und Anna, den beiden Clowns
Clowns zum Ausmalen
Das Symphonieorchester/die Orchesterinstrumente
Biografie von Johann Strauß Sohn: Texte/Rätsel
S. 5
S. 6
S. 9
S. 14
Informationsblätter für die LehrerInnen
Biografien der Komponisten und Stückebeschreibungen
Walzer/Polka
Literatur-/Musiknachweise
S. 17
S. 21
S. 22
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Liebe Lehrerin, lieber Lehrer!
Anbei finden Sie Informationsblätter und Anregungen für die Vorbereitung im Unterricht auf
Ihren Konzertbesuch „Clowncerto“. Ergänzend zu meiner Info-Mappe würde ich sehr
empfehlen, zumindest einige der Stücke von der beigefügten CD mit den Kindern gemeinsam
anzuhören - ich habe auch in den Texten manchmal das Anhören eines bestimmten Stückes
angeregt.
Bei diesem Konzert tauchen zwei Clowns (Anna und Otto) überraschend bei einem
Tonkünstler-Konzert auf und betrachten sich als Mitglieder des Orchesters. Das kann
natürlich nur zu unzähligen Turbulenzen führen und die beiden tollpatschigen Clowns stören
permanent den Dirigenten und das Orchester bei ihrem Versuch, ein Konzert zu spielen …
Neben gemeinsamen Aktionen des Orchesters mit den Kindern im Saal gibt es viele
musikalische Überraschungen und am Ende führen die beiden Clowns eine große
Musiknummer auf. Freuen Sie sich mit Ihren Schülerinnen und Schülern auf einen massiven
Angriff auf die Lachmuskeln!
Viel Freude bei der gemeinsamen Vorbereitung und natürlich bei der Aufführung wünscht
Ihnen Bettina Büttner-Krammer / Tonspiele
Mitwirkende
Tonkünstler-Orchester Niederösterreich
Dirigent: Guntram Simma
Clowns: Tanja Simma und Georg Wacks
Programm (in der Konzert-Reihenfolge) = Titel auf der CD
Johann Strauß, Ouvertüre aus der Operette „Der Zigeunerbaron“
Johann Strauß, „Im Krapfenwaldl“. Polka Francaise op. 336
Joseph Strauß, „Feuerfest!“ Polka Francaise op. 269
Hans Christian Lumbye, „Indianischer Kriegstanz“
Leroy Anderson, “Waltzing Cat”
“Plink Plank Plunk”
Francis Poulenc, “Marche 1889” aus: „Deux Marches et un Intermède“
Joseph Strauß, „Mein Lebenslauf ist Lieb und Lust“ Walzer op. 263
Euday Louis Bowman, „12th Street Rag“
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Die Geschichte von Otto und Anna, den beiden Clowns
Es war einmal ein Clown. Er hieß Otto. Er hatte ein gemütliches Leben. An den
Wochenenden trat er gemeinsam mit der Clownfrau Anna in einem
Kindertheater auf, gemeinsam führten sie lustige Späße auf, sonst hatte Otto
aber die ganze Zeit Urlaub. Aber trotzdem war Otto nicht wirklich glücklich. Er
hatte nämlich einen Traum: er wollte so gerne einmal in einem Orchester
mitspielen! Otto liebte die Musik, er konnte auch Akkordeon spielen und Anna
spielte manchmal mit ihm gemeinsam ein Stück – sie spielte die Flöte.
Eines Tages kam ein Vater mit seiner kleinen Tochter in das Theater, in dem
Otto und Anna auftraten. Nach der Vorstellung kamen die beiden zu den Clowns
in die Garderobe und baten um ein Autogramm. Da sah Otto, dass der Vater
einen Geigenkoffer trug. „Spielen Sie in einem Orchester die Geige?“ fragte er
hoffnungsvoll. Und wirklich – der Mann spielte beim Tonkünstler-Orchester
Niederösterreich. Otto wollte gleich fragen, ob er einmal mitspielen dürfte, aber
vor lauter Aufregung brachte er plötzlich kein Wort heraus! Fast wollten die
beiden Besucher schon wieder gehen, da rettete Anna die Situation. Sie sagte:
„Wir würden sooo gerne einmal in Ihrem Orchester mitspielen. Glauben Sie,
dass das möglich wäre?“ Der Mann überlegte. „Naja, warum eigentlich nicht?
Ich werde unseren Dirigenten, den Guntram, einmal fragen. Und wenn er es
erlaubt, dann rufe ich Euch an!“.
Jetzt begann eine bange Zeit des Wartens. Otto konnte vor Angst kaum noch
essen, dafür übte er Tag und Nacht auf seinem Akkordeon. Doch am Ende der
nächsten Woche kam der ersehnte Anruf. Der Dirigent Guntram hatte es erlaubt
– die beiden Clowns durften mitspielen!
Und das Konzert, in dem die beiden Clowns mit dem Tonkünstler-Orchester
Niederösterreich spielen werden, werdet Ihr live miterleben! Viel Spaß!
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Bilder zum Ausmalen
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Das Orchester
Kennst du die Orchesterinstrumente? Ich möchte dir die
wichtigsten Instrumente vorstellen.
Die Streichinstrumente
Geige, Bratsche, Cello, Kontrabass
Die Streichinstrumente werden mit einem Bogen gespielt.
Über die Instrumentenkörper sind Saiten gespannt. Damit die
Instrumente klingen, streicht man mit dem Bogen über die
Saiten.
Die Geige ist das kleinste Mitglied der Familie. Die Bratsche
ist etwas größer als die Geige, und deshalb klingt sie auch ein
bisschen tiefer. Die Geige und die Bratsche werden beim
Spielen zwischen Schulter und Kinn geklemmt. Das Cello ist
noch größer, deshalb wird es zwischen den Knien fest
gehalten und auf einem Stachel abgestützt. Es klingt noch viel
tiefer als Geige und Bratsche. Das größte und tiefste
Saiteninstrument ist aber der Kontrabass. Er ist so groß, dass
man ihn nur stehend oder auf einem hohen Hocker sitzend
spielen kann.
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Die Holzblasinstrumente
Querflöte, Oboe, Klarinette, Fagott
Um einem Blasinstrument einen Ton zu entlocken, genügt es
nicht, mit voller Kraft in das Mundstück zu blasen. Der
Musiker muss seine Atmung vorsichtig einsetzen und genau
wissen, wie viel Luft er in das Instrument blasen muss. Es gibt
die Familie der Blechblasinstrumente und die Familie der
Holzblasinstrumente.
Die Querflöte ist zwar aus Metall gebaut, zählt aber trotzdem
zu den Holzblasinstrumenten, weil sie in früheren Zeiten aus
Holz gebaut wurde. Man hält die Querflöte seitlich und bläst
in das Mundloch – dann entsteht der Ton. Die Oboe ist
wirklich aus Holz und etwas größer als die Flöte. Sie klingt
auch etwas tiefer und hat kein Anblasloch, sondern ein
Mundstück mit einem Doppelrohrblatt. Die Klarinette hat
auch ein Mundstück, das sieht aber wie ein Schnabel aus. Der
Ton der Klarinette ist sehr weich und samtig. Das Fagott ist
viel größer als die anderen Instrumente und hat ein
Doppelrohrblatt wie die Oboe.
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Die Blechblasinstrumente
Trompete, Posaune, Horn, Tuba
Nun kommen wir zu den lauten Blechblasinstrumenten. Die
Trompete hat an einem Ende ein Mundstück, am anderen
Ende einen Schalltrichter. Die Töne kann man mit Ventilen
verändern. Die Trompete verleiht dem Orchester strahlenden
Glanz. Dann gibt es die Posaune. Die hat zum Verändern der
Töne eine Zugvorrichtung - zwei unterschiedlich große,
ineinander gesteckte Rohre, die sich verschieben lassen! Und
das Rohr zwischen Mundstück und Schalltrichter ist viel
länger, als bei der Trompete. Deshalb klingt die Posaune auch
tiefer. Das Horn wiederum kennt ihr sicher alle – es wird auch
heute noch bei der Jagd verwendet. Wenn man eine Hand in
den Schalltrichter steckt, kann man den Klang des Hornes
verändern. Aber es gibt auch die Ventile, um bestimmte Töne
zu spielen. Die Tuba ist das größte unter den
Blechblasinstrumenten, und daher auch das tiefste. Sie wird
normalerweise im Sitzen gespielt, wobei sie auf dem Schoß
des Tuba-Spielers ruht.
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Schlagzeug
Pauke, Xylophon, Trommeln,…
Die Schlaginstrumente funktionieren anders als die bisher
vorgestellten Instrumente: man schlägt, schüttelt oder reibt sie
und sie klingen. Der Schlagzeuger kann in einem Orchester
ganz schön viel zu tun haben. Es gibt nämlich sehr viele
verschiedene Schlaginstrumente, z.B. Trommeln, Becken,
Rasseln, Glocken und Pauken. Bei der Pauke kann man sogar
einen eigenen Ton einstellen. In den Pausen, wenn sie gerade
nicht spielen, sieht man die Pauker deshalb oft mit den
Fingern am Paukenfell spielen – sie hören vorsichtig ab, ob
die Pauke noch stimmt.
Dann gibt es das Xylophon und das Metallophon mit
verschieden großen Klangstäben, die ähnlich wie eine
Klaviatur angeordnet sind und auf denen man mit Schlegeln
Melodien spielen kann.
Harfe
Nun möchte ich euch die Harfe vorstellen. Sie ist
wahrscheinlich eines der ältesten Instrumente überhaupt! Sie
besteht aus Saiten, die in einen Rahmen gespannt sind. Die
große Konzertharfe ist sehr schwer zu spielen: sie hat 47
Saiten und 7 Pedale zum Umstimmen der Saiten!
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Das Orchester und sein Dirigent
Wenn dann alle Musikerinnen und Musiker
zusammenkommen, dann haben wir ein Orchester. In einem
großen Symphonieorchester sind das manchmal bis zu 100
Spielern!
Bei einem Konzert sind nicht immer alle Instrumente
gleichzeitig im Einsatz. Jedes Instrument erklingt nur an den
Stellen, an denen der Komponist es wollte. Ein Komponist ist
jemand, der sich ein Musikstück ausgedacht und es
niedergeschrieben hat. Jeder Musiker hat ein Notenheft, aus
dem er genau herauslesen kann, was er spielen muss und wann
er dran kommt. Beim Konzert müssen die Musiker und
Musikerinnen sehr einfühlsam spielen, alle Instrumente
müssen zusammenpassen. Und damit das auch funktioniert,
dafür gibt es den Dirigenten. Er zeigt den Musikern, wie sie
spielen sollen, schnell oder langsam, laut oder leise, sanft oder
energisch. Er zeigt ihnen, wann sie anfangen und wann sie
aufhören sollen. Damit alle seine Einsätze gut sehen können,
hat er einen Taktstock in der Hand.
Und damit die Musik im Konzert auch wirklich gut klingt,
müssen alle gemeinsam viel proben!
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Johann Strauß (Sohn)
Er lebte von 1825 bis 1899 in Wien.
Der berühmte Komponist Johann Strauß wurde vor fast 200 Jahren geboren.
Auch sein Vater hieß Johann – damit man sie nicht verwechselt, sagt man
Johann Strauß Vater und Johann Strauß Sohn. Der Vater war selbst ein begabter
und bekannter Musiker in Wien (ihr kennt sicher alle den Radetzky-Marsch).
Johann Strauß Sohn wollte Kapellmeister und Komponist werden. Der Vater
war aber dagegen, dass Johann auch die Musikerlaufbahn einschlagen wollte. Er
sollte eine Banklehre machen, doch er nahm heimlich Unterricht im
Geigespielen.
Mit 19 Jahren spielte Johann, gegen den Willen des Vaters, das erste Mal mit
seinem eigenen Orchester. Die Zuhörer waren begeistert und die Zeitungen
schrieben „Gute Nacht Vater- Guten Morgen Strauß Sohn!“
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Johann Strauß, der den Spitznamen „Schani“ hatte, hatte noch zwei jüngere
Brüder, Joseph und Eduard. Beide Brüder musizierten und komponierten auch,
waren aber nicht ganz so berühmt und begabt wie Johann. Seine ehrgeizige
Mutter Anna unterstützte und förderte das musikalische Talent ihrer Söhne und
setzte alles daran, um sie berühmt zu machen. Und es gelang! Bald war Johann
von Russland bis Amerika bekannt! Er schrieb im Laufe seines Lebens über 500
Musikstücke und dachte sich vor allem Melodien zum Tanzen aus: Walzer und
Polkas. Man nennt ihn daher auch „Walzerkönig“. Dabei konnte Johann Strauß
selbst gar nicht tanzen!
Drei Mal war Johann Strauß Sohn verheiratet: mit Henriette (genannt Jetty), Lily
und Adele. Am 3.Juni 1899 starb er in Wien. Er erhielt ein Ehrengrab auf dem
Wiener Zentralfriedhof neben seinem Vater.
Einige der berühmtesten Werke von Johann Strauß Sohn
Walzer: Donauwalzer, Kaiserwalzer, G´schichten aus dem Wienerwald,...
Operetten: Die Fledermaus, Der Zigeunerbaron, Eine Nacht in Venedig, Wiener
Blut,...
Im Konzert werdet Ihr zwei Stücke von Johann Strauß Sohn (Ouvertüre aus der
Operette „Der Zigeunerbaron“ und „Im Krapfenwald’l“) und zwei Stücke von
seinem Bruder Joseph Strauß hören („Feuerfest!“ Polka, „Mein Lebenslauf ist
Lieb und Lust“, Walzer). Hört Euch die Stücke mit Eurer Lehrerin auf CD an!
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Geschichte zum Vorlesen:
Johann Strauß erzählt sein eigenes Leben
„ Ich wurde am 25. Oktober 1825 in Wien geboren. Es war sicher kein Zufall,
dass ich denselben Namen wie mein berühmter Vater, der übrigens Komponist
war, bekommen habe! In der Schule hatte ich schon immer Probleme, aus dem
Schottengymnasium wurde ich hinausgeworfen – ich war halt schon immer
mehr ein künstlerisch – kreativer Typ!
Schon sehr früh, im Alter von 6 Jahren, unternahm ich meine ersten
Kompositionsversuche, diese Leidenschaft ließ mich auch nicht mehr los. Als
mein Vater unsere Familie verlassen hat, gründete ich – ein wenig zum Trotz –
meine eigene Kapelle – ein Ballorchester. In Wien hatte ich es da relativ leicht,
war diese Stadt im 19. Jahrhundert doch die „Welthauptstadt der Musik“.
Besonders beliebt war die Operette, die sehr schön die Gesellschaft
widerspiegelt. Eine Operette ist eine komische Oper. Auch in dieser Gattung
war ich sehr erfolgreich vertreten, mein bekanntestes Werk ist „Die
Fledermaus“.
Meinen eigentlichen Ruhm erreichte ich allerdings durch meine Walzer, nicht
umsonst nennt man mich den „Walzerkönig“. Mein „Donauwalzer“ ist auf der
ganzen Welt berühmt! Mein Lieblingsinstrument ist die Geige, die man auch
Violine nennt.“
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BIOGRAFIEN UND STÜCKEBESCHREIBUNGEN
JOHANN STRAUSS (SOHN)
Kurzbiografie
Der Komponist Johann Strauß wurde am 25. Oktober 1825 in Wien geboren. Er gründete früh
eine eigene Tanzkapelle, mit der er 1844 in Hietzing erstmalig auftrat. In der Folge unternahm
er als „Walzerkönig“ große Konzertreisen und feierte von Amerika bis Russland Erfolge.
Neben der Komposition von Walzern widmete sich Strauß ab 1871 zunehmend Operetten.
Unter anderem schuf er „Karneval in Rom“ (1873), „Die Fledermaus“ (1874) und „Der
Zigeunerbaron“ (1885). Zu seinen bekanntesten Walzern zählen „An der schönen blauen
Donau“, „Wiener Blut“ und „Kaiserwalzer“. Johann Strauß starb am 3. Juni 1899 in Wien.
Ouvertüre zur Operette „Der Zigeunerbaron“
Johann Strauß hat an der Partitur des „Zigeunerbaron“ sehr lange gearbeitet. Dabei wandelte
sich das Projekt von einer ungarischen, komischen Oper zu einer österreichisch-ungarischen
Operette. Am Abend der Uraufführung des Werkes im Theater an der Wien, am 24. Oktober
1885, stand fest, dass Johann Strauß abermals ein Meisterwerk geschaffen hatte. Die
Ouvertüre fasst in einem mit opernhaft symphonischen Übergängen ausgestatteten Potpourri
alle Hauptmelodien des Werkes zusammen. Die erste konzertante Aufführung erfolgte am 8.
November 1885 durch Eduard Strauß im Musikverein. Seither gehört die Ouvertüre zu „Der
Zigeunerbaron“ zur musikalischen Weltliteratur.
„Im Krapfenwaldl“. Polka Francaise op. 336
Das Krapfenwaldl ist ein Hügel und ein Waldgebiet im 19. Wiener Gemeindebezirk Döbling.
Nach ihm nannte Johann Strauß eine Polka (komponiert und uraufgeführt 1886) und auch die
Wiener Sage „Der Teufel im Krapfenwaldl“ spielte hier. Der Name „Krapfenwaldl“ stammt
vom Geheimen Kriegsrat Franz Joseph Krapf, der sich hier im 18. Jahrhundert ein Waldhaus
hatte bauen lassen. Zu dieser Zeit hieß das Gebiet auch „Musikantengehege“, da Karl VI. das
hier liegende Wildgehege den Mitgliedern seiner Hofmusikkapelle zur Jagd überlassen hatte.
1909 wurde das Krapfenwaldl von der Gemeinde Wien erworben, die dort 1911 ein großes
Volksrestaurant eröffnete. 1923 wurde das Krapfenwaldlbad (Freibad) erbaut, das später
durch die Wiener Höhenstraße erschlossen wurde. Das Gasthaus wurde in das neue Bad
integriert.
JOSEPH STRAUSS
Kurzbiografie
Joseph Strauß war der Bruder von Johann Strauß (Sohn) und Eduard Strauß und wurde 1827
in Wien geboren. Er strebte aber keine musikalische Karriere an, sondern absolvierte zunächst
ein Studium am Wiener Polytechnikum, arbeitete als Bauleiter bei der Errichtung eines Wehrs
in Trumau und konstruierte eine Straßenkehrmaschine. Als jedoch Johann Strauß Sohn im
Spätherbst 1852 von einer Konzertreise völlig erschöpft zurückkehrte, musste Joseph im
folgenden Jahr als Kapellmeister der Strauß-Kapelle einspringen. Damals komponierte er sein
erstes Werk, den Walzer "Die Ersten und Letzten". In den folgenden Jahren vertrat er
zunehmend seinen Bruder Johann in dessen Abwesenheit als Kapellmeister. Er nahm
Unterricht in Kompositionslehre und lernte Violine spielen. Auch er komponierte vorwiegend
Walzer und Polkas wie die berühmte Pizzicato-Polka (zusammen mit seinem Bruder Johann).
Seine Operette „Frühlingsluft“ wurde 1903 uraufgeführt. Seine Kompositionen haben einen
im Vergleich zu den Werken seiner Brüder etwas schwermütigeren Charakter. Nachdem er
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auf einer Konzertreise in Warschau bewusstlos zusammengebrochen war, starb Joseph Strauß
kurze Zeit später in Wien.
„Feuerfest!“ Polka Francaise op. 269
Die Polka francaise „Feuerfest“ ist zum ersten Mal bei einem Betriebsfest der Alt-Wiener
Firma des Unternehmers Franz Wertheim am 1. März 1869 in den Blumensälen der
Gartenbaugesellschaft an der damals im Entstehen begriffenen Ringstraße erklungen. Die
gesamte Belegschaft der Firma war versammelt, um die Fertigstellung der
zwanzigtausendsten eisernen Kasse zu feiern, eines Spitzenprodukts, das in der gesamten
Donaumonarchie verkauft und auch im Ausland hoch geschätzt wurde. Die Werbung hob den
wichtigsten Vorzug der Wertheim-Kassen hervor: sie waren feuerfest. In den Berichten über
das Fest in den Blumensälen wurde lobend erwähnt, es sei dabei „höchst demokratisch“
zugegangen. Direktoren und Arbeiter seien gleichberechtigt gewesen. Joseph Strauß, der beim
Wertheimfest für die Konzert- und Tanzmusik zuständig war, hatte als Widmung ein
Charakterstück im Rhythmus einer Polka francaise mitgebracht, das bei der Uraufführung mit
Begeisterung aufgenommen wurde. In diesem immer noch populären und viel gespielten
Werk klingen die Schmiedehämmer einer versunkenen Zeit auch in unseren Tagen nach. Der
Titel der Widmung ergab sich selbst: er entsprach der Werbelinie der Firma und lautete
„Feuerfest!“
„Mein Lebenslauf ist Lieb und Lust“ Walzer op. 263
Seinen Meisterwalzer „Mein Lebenslauf ist Lieb und Lust“ hat Joseph Strauß im Jahre 1869
für den „Ball der Studierenden an den Hochschulen Wiens“ komponiert. Daher wird in der
Introduktion das Studentenlied: „Ich hab den ganzen Vormittag“ zitiert und in der Coda klingt
dann die Melodie auf, deren Text dem Walzer seinen Titel gegeben hat. Der Walzer huldigt in
geradezu idealer Weise dem Lebensgefühl der Jugend: Überschwang ist darin ebenso zu
finden wie unbeschwerte Fröhlichkeit, graziöse Anmut wechselt mit stürmischem Jubel ab,
und über allem liegt ein strahlender Optimismus, wie er sonst gerade bei Joseph Strauß kaum
einmal zu finden ist. Doch wer genau hinhört, wird erkennen, dass der Komponist in diesem
Walzer gleichsam Abschied genommen hat vom Jungsein und vom Glauben an eine
glückliche Zukunft, weil er damals zumindest schon ahnte, dass die Tage seines Lebens und
Wirkens in nicht allzu ferner Zeit zu Ende sein würden. 1869 war das chronische Leiden, an
dem er seit seiner Kindheit litt, und dem er in kaum mehr als einem Jahr erliegen sollte, schon
so weit fortgeschritten, dass seine Symptome nicht mehr zu übersehen waren. Der Walzer ist
also eine Komposition für die lebenslustige Jugend, die zugleich ein beschwingter Abschied
vom Leben ist, wie er wohl nur in Wien geschrieben werden konnte.
HANS CHRISTIAN LUMBYE
Kurzbiografie
Als „Strauß des Nordens“ gebührt Hans Christian Lumbye zweifellos ein Platz in der
Sammlung der Komponisten von Wiener Musik. Geboren wurde Hans Christian Lumbye
1810 in Kopenhagen. Als im Jahre 1839 eine österreichische Musikkapelle in Kopenhagen
gastierte und Musik von Johann Strauß (Vater) und Joseph Lanner spielte, war Lumbye davon
dermaßen angetan, dass er bald darauf sein eigenes Orchester gründete, Strauß'sche und
Lanner'sche Werke spielte und damit auch außer Landes auftrat. Lumbyes Ansehen und
Bekanntheitsgrad stieg besonders stark mit der Eröffnung des weltberühmten Kopenhagener
Tivoli Vergnügungsgartens im Jahre 1843, in dem er bis 1872 das Orchester des großen
Ballsaales leitete und auch die Musik dafür komponierte.
Lumbye war kein besonders ehrgeiziger Mensch, aber sein Werkverzeichnis ist dennoch sehr
umfangreich (rund 700 Kompositionen). Seine Musik fand den Weg in die weite Welt und
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besonders auch ins Zentrum der damaligen Unterhaltungsmusik, nach Wien. Dies ist nicht
verwunderlich, umfasst Lumbyes Schaffen neben mehreren Orchesterphantasien und 25
Ballettsuiten doch in erster Linie Walzer, Polkas, Märsche, Mazurken und Galoppe. Seine
Musik war leichte Kost mit feinen Melodien und lieblichen Passagen, und ähnlich wie Joseph
Lanner bediente er sich öfters nicht-musikalischer Effekte wie beispielsweise dem Geräusch
eines herausspickenden Champagnerkorkens oder einer sich in Bewegung setzenden
Dampfmaschine. Hans Christian Lumbye verstarb 1874 im Alter von 64 Jahren.
„Indianischer Kriegstanz“ (1860)
Lumbyes Indianischer Kriegstanz, aus dem Ballett-Vaudeville von Bournonville „Weit weg
von Dänemark oder ein Maskenball an Bord eines Schiffes“ gehört zu seinen berühmtesten
Ballett-Musiken. Es wurde 1860 erstmals im Staatstheater aufgeführt. Der zweite Akt des
Ballettes findet an Bord der dänischen Fregatte Bellona statt, die an der Küste Südamerikas
vor Anker liegt. Mit seiner Dynamik und farbenreichen Orchestrierung ist der Indianische
Kriegstanz, der im Ballett von einem Indianerhäuptling, drei Indianern und zwei Squaws
getanzt wird, eine anschauliche musikalische Illustration des wilden Indianerstammes, so wie
sie dem Komponisten vorgeschwebt ist. Nach der ersten Ballett-Aufführung wurde die Musik
schnell auch in eine Version für die Konzerthalle umgewandelt und erreichte in dieser Form
internationale Anerkennung.
LEROY ANDERSON
Kurzbiografie
* 29. Juni 1908 in Cambridge, Massachusetts; † 18. Mai 1975 in Woodbury, Connecticut
Leroy Anderson war ein US-amerikanischer Komponist. Er wurde berühmt durch seine
kurzen, originellen Konzertstücke, die er auf Anregung von Arthur Fiedler für das Boston
Pops Orchestra komponiert hat.
Anderson studierte an der Harvard-Universität (Klavier, Posaune, Komposition, Orgel,
Kontrabass) und leitete das Universitätsorchester. Während des 2. Weltkriegs arbeitete
Anderson im Pentagon als Dolmetscher. Die Aufnahmen seiner Werke waren große
kommerzielle Erfolge. "Blue Tango" war die erste Instrumentalaufnahme, die sich eine
Million Mal verkauft hat. Seine Werke wurden auch in Film und Fernsehen eingesetzt:
„Der Ladenhüter”, 1963, mit Jerry Lewis, „The Typewriter”
„Büro, Büro”, 1983, TV-Serie von Reinhard Schwabenitzky, „The Typewriter”
„Schlaflos in Seattle”, 1993, „Sleigh Ride”
„Waltzing Cat” (1950, in diesem Stück hört man auf anschauliche Weise die miauende,
tanzende Katze)
„Plink Plank Plunk” (1953, eine Pizzicato-Übung für Streicher – die Saiten werden also
nicht wie sonst mit dem Bogen gestrichen, sondern mit den Fingern gezupft)
FRANCIS POULENC
Kurzbiografie
Der Komponist Francis Poulenc wurde am 7. Januar 1899 in Paris geboren. Gemeinsam mit
Arthur Honegger, Georges Auric, Darius Milhaud, Germaine Tailleferre und Louis Durey
bildete Poulenc die „Groupe des Six“, einem Verband in Paris, der die deutsche Romantik
ablehnte, ohne jedoch daraus ein weiteres Programm abzuleiten. Poulencs kompositorisches
Schaffen umfasst Orchesterwerke, Konzerte, Klaviermusik, Lieder, Opern und Ballette.
Francis Poulenc starb am 30. Januar 1963 in Paris.
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„Marche 1889” aus: „Deux Marches et un Intermède“
Im Grunde genommen handelt es sich bei Poulencs anlässlich der Weltausstellung 1937
komponierten « Deux marches et un intermède » um eine rein kulinarische Angelegenheit,
das heißt um eine Art « Tafelmusik », eine Gattung, die im 18. Jahrhundert die vornehme
Gesellschaft ergötzte, während köstliche Speisen und Getränke aufgetischt wurden. Ähnlich
hatte auch Poulencs Musik den Zweck, ein zu Ehren Harold Nicolsons während der
Weltausstellung 1937 veranstaltetes Bankett mit einer entsprechenden Tonkulisse zu
versorgen. Zu diesen Sätzen wurden die beiden letzten Gänge des Menüs, Ananas und Käse,
serviert.
EUDAY L. BOWMAN
„12th Street Rag“.
Euday Louis Bowman (1887 Fort Worth - 1949 New York) war ein amerikanischer Pianist
und Komponist von Ragtimes und Bluesmusik der den Stil des „Texas Ragtime“
repräsentierte. In seiner Teenagerzeit und in seinen frühen Zwanzigern reiste Bowman als
Pianist herum und verlor in dieser Zeit ein Bein, als er versuchte, auf einen Zug
aufzuspringen. Er ist vor allem als Komponist des „Twelfth Street Rag“ bekannt geworden,
ein Rag aus dem Jahr 1914 und Teil einer Serie von Ragtimes, die Bowman nach einer
Periode in seinem Leben schrieb, als er als Pianist in besseren Bordells in Kansas City
arbeitete. Die Melodien dieser Ragtime-Serie waren den Straßen des Rotlichtviertels
gewidmet, der „Sixth Street Rag“, der „Tenth Street Rag“, der „Eleventh Street Rag“ und der
„Twelfth Street Rag“. Bowman war aber auch Arrangeur für beliebte Orchester. Er lebte mit
seiner Schwester, Mary M. Bowman zusammen und sie schrieb auch einen Teil des Twelfth
Street Rag, der ein großer Erfolg wurde, vielleicht sogar der erfolgreichste Ragtime, der je
geschrieben wurde. Aber Bowman hat ihn für nur 100 US-Dollars verkauft! Viele Jahre später
erst erwarb er die Rechte daran zurück, hatte aber in der Zwischenzeit schon unglaubliche
Gewinne versäumt, die der Verleger durch unzählige erfolgreiche Interpretationen gemacht
hatte. Darunter waren Versionen von Künstlern wie z.B. Louis Armstrong (1927), Bennie
Moten (1927), Duke Ellington (1931), und Pee Wee Hunt (1940).
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WIENER WALZER
Geschichte
Der Walzer, zur Unterscheidung vom Langsamen Walzer und dem Französischen Walzer
meist Wiener Walzer genannt, ist der älteste der modernen bürgerlichen Gesellschaftstänze.
Er wird in den 1770er Jahren erstmals erwähnt und wurde vor der Französischen Revolution
berühmt, weil er das aristokratische Menuett als maßgebenden Gesellschaftstanz verdrängte.
Der Walzer war zunächst wegen Unzüchtigkeit, z. B. weil die Fußknöchel der Damen sichtbar
waren, aber vor allem wegen der ständigen Berührung der Paare, verpönt. Er wurde zunächst
sehr schnell getanzt und bekam erst im Lauf des 19. Jahrhunderts die heutige "schwebende"
Form. Offizielle Akzeptanz und sogar Beliebtheit gewann er durch den Wiener Kongress
1814/15. Die berühmten Musikstücke von Josef Lanner, Johann Strauß, dessen Sohn Johann
Strauß und später Pjotr Iljitsch Tschaikowski machten ihn zu einer respektierten
musikalischen Gattung. In der Wiener Operette gegen Ende des Jahrhunderts stand der
Walzer stets im Zentrum.
Rhythmus und Musik
Der Wiener Walzer basiert auf dem ¾-Takt, wobei ein Grundschritt aus sechs Schritten
besteht und somit zwei volle Takte umfasst.
Verbreitung
In Österreich wird mit dem Walzer "An der schönen blauen Donau" traditionell das Neue Jahr
(in der Silvesternacht im Österreichischen Fernsehen und einem Dutzend anderer Radio- und
TV-Sender rund um den Erdball) begrüßt und er ist auf vielen Hochzeiten der Tanz des
Brautpaares. Natürlich darf er bei dem Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker genauso
wenig fehlen, wie bei dem legendären Wiener Opernball, dem "Ball aller Bälle".
POLKA
Die Polka ist ein beschwingter Rundtanz im lebhaften bis raschen Zweivierteltakt. Der Name
stammt aus Böhmen. Die Grundform ist eine Folge von Polkaschritten oder Wechselschritten
(kurz-kurz-lang) mit Betonung auf dem ersten Kurzschritt, also abwechselnd auf dem linken
und rechten Fuß.
Geschichte
Als die Polka 1835 in Prag und 1840 in Wien und Paris Eingang gefunden hatte, verbreitete
sie sich rasch über ganz Europa. Sie wird nach sehr einfacher Musik im Zweivierteltakt
getanzt. Die Bewegung ist ziemlich geschwind, beim Volkstanz - wo die Polka seit etwa 1835
nachgewiesen ist, führt die Fröhlichkeit der Musik und die rasche Drehung dazu, dass oft
recht ausgelassen getanzt wird.
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Literatur, Quellen, Informationen
Hörgeschichten
CD: Marko Simsa präsentiert: Walzerschritt und Polkahit. Johann Strauß für Kinder.
Mit der Camerata Wien, Erke Duit, 2003
Schallplatte: Johann Strauß für Kinder. Vater und Sohn – Die Walzerkönige. Erzählt von
Karlheinz Böhm. 1981
Bücher
Anton Mayer, Johann Strauß. Ein Pop-Idol des 19. Jahrhunderts, Wien, Köln, Weimar 1998
Franz Mailer, Joseph Strauß. Genie wider Willen, Wien 1977
Marcel Prawy, Johann Strauß, Wien 1991
Internet
http://www.johann-strauss.at/biographie/biographie.html
Beilgelegte CD
Johann Strauß, Ouverture aus der Operette „Der Zigeunerbaron“
J. Strauss, Jr. Edition – Vol. 49 – Complete Overtures Vol. 2
Slovak State Philharmonic Orchestra, Alfred Walter, 1990
Johann Strauß, „Im Krapfenwaldl“. Polka Francaise op. 336
Wiener Musik Vol. 6
Berliner Symphoniker, Robert Stolz, 1971
Joseph Strauß, „Feuerfest!“ Polka Francaise op. 269
Josef Strauss Edition Vol. 17
Slovak State Philharmonic Orchestra, Ernst Märzendorfer, 1995
Hans Christian Lumbye, „Indianischer Kriegstanz“
H.C. Lumbye, Complete Orchestral Works Volume 10
Tivoli Symphony Orchestra, David Riddell, 2003
Leroy Anderson, „Waltzing Cat”, „Plink Plank Plunk”
American Classics, Leroy Anderson
Richard Hayman and his Orchestra, Naxos 1989
Francis Poulenc, „Marche 1889” aus: „Deux Marches et un Intermede“
Orchestre National de France, Charles Dutoit, 1996
Joseph Strauß, „Mein Lebenslauf ist Lieb und Lust“ Walzer op. 263
Josef Strauss Edition Vol. 15
Slovak State Philharmonic Orchestra, Arthur Kulling, 1995
Euday L. Bowman, „12th Street Rag“
Rhapsody in Blue. Diverse Interpreten. Dt. Grammophon 1973
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