100-Jahr-Feier der Pharmazeutischen Gehaltskasse Festkonzert 11. Oktober 2008 Es spielt der Orchesterverein der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien. Dirigent: Robert Zelzer Solistin: Susanna Artzt (Klavier) Joseph Haydn Ouvertüre "Der Apotheker" (Lo Speziale) Wolfgang Amadeus Mozart Konzert für Klavier und Orchester d-moll KV 466 Pause Johann Strauß Sohn Ouvertüre "Waldmeister" op. 467 Eduard Lucerna 4. und 2. Satz aus der "Serenade für kleines Orchester nach italienischen Motiven" Aleksey Igudesman Winter Polka Richard Firbas Walzer "Unter Freunden" - Arrangement f. Orchester von Igor Lintz-Maués Johann Strauß Sohn Walzer "Wiener Blut" op. 354 Orchesterverein der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien Der Orchesterverein ist eine der traditionsreichsten Institutionen der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien. Nach der Vereinsgründung im Jahr 1859 wurde der Schwerpunkt der Aufführungen auf Werke vom Barock bis zur Romantik gelegt. In jüngerer Zeit wurden auch moderne Werke einstudiert Die Programme der letzten Jahre reichen von Werken von J. S. Bach, Beethoven, Brahms und Mahler bis zu Schostakowitsch, Gershwin und einem Auftragswerk von Fritz Keil. Das Orchester hat im Lauf der Zeit mit namhaften Solisten musiziert, unter anderem mit Johannes Brahms als Dirigent und Pianist, mit Alfred Brendel, Ernst Kovacic oder dem Altenberg Trio. Seit Herbst 2004 besteht eine Kooperation mit der Akademischen Bläserphilharmonie. Der Orchesterverein konzentriert seine musikalische Arbeit auf drei Produktionen im Jahr, wobei das Frühjahrskonzert seit 1994 im Goldenen Saal gespielt wird. Robert Zelzer Dirigent Robert Zelzer, 1967 in Wien geboren, war Mitglied und Solist der Wiener Sängerknaben. Während seiner Zeit am Musikgymnasium studierte er an der Wiener Universität für Musik und darstellende Kunst Fagott bei Camillo Öhlberger. 1988 belegte er die Fächer Schul- und Instrumentalmusik und wurde 1990 in die Dirigentenklasse Uroš Lajovic aufgenommen. Für seinen Studienabschluss erhielt er 1997 den Würdigungspreis der Republik Österreich. Robert Zelzer leitete von 1991 bis 1998 das Amstettener Symphonieorchester, von 1996 bis 2005 das Landesjugendorchester Niederösterreich, er war von 1990 bis 1995 zweiter Chorleiter des Concentus vocalis. Von 1998 bis 2000 dirigierte er die Johann Strauß Kapelle und 2001 auch das Oberösterreichische Landesjugendorchester. 2000 und 2001 war Robert Zelzer Gast des Orchestra da Camera di Siena, 2004 dirigierte er das Royal Philharmonic Orchestra Vienna im Rahmen einer Chinatournee. Seit 1994 ist Robert Zelzer ständiger künstlerischer Leiter des Orchestervereins der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien. Susanna Artzt Solistin (Klavier) Die österreichische Pianistin Susanna Artzt wurde in Kroatien geboren und studierte bereits als 15-jährige Klavier an der Musikakademie in Zagreb. Mit 16 Jahren wurde sie von Paul Badura-Skoda entdeckt, der sie als „außergewöhnliches Klaviertalent“ bezeichnete und sie umgehend in seine Meisterklasse an der Wiener Musikuniversität einlud, wo sie bald parallel zu ihrem Studium in Zagreb ihr zweites Klavierstudium begann. In Wien studierte sie außerdem bei Michael Krist (Magisterium) und Peter Efler (Post-graduate-Studium). Weiters arbeitete sie mit Jacob Lateiner, Murray Perahia, Rudolf Kehrer und Evgenij Timakin zusammen. Während ihrer Studien wurde Susanna Artzt mehrmals Preisträgerin bei internationalen Klavierwettbewerben. Beide ihrer bisher erschienenen CDs sorgten auch bei der internationalen Fachpresse für Aufsehen. So wurde bereits ihre Debut-CD von Piano News zur "CD des Doppelmonats" erkoren. Es folgten Recitals im Wiener Musikverein, beim Festival „KlangBogen Wien“, bei der „Biennale Zagreb – World Music Days“, dem Festival „Heidelberger Frühling“, dem Internationalen Chopin Festival Gaming, der „Woche der zeitgenössischen Musik“ in Bukarest, Live-Konzerte beim Westdeutschen Rundfunk in Köln und im Internationalen Schönberg Center in Wien, zahlreiche Klavierkonzerte mit Orchestern, sowie Rundfunk- und Fernsehaufnahmen für u.a. ORF, WDR, RAI und HRT. Den bisherigen Höhepunkt ihrer Karriere stellte zweifellos das Konzert mit Zubin Mehta dar, das auf Einladung des Maestros in München im Februar 2006 stattgefunden hat und bei dem sie mit dem 2. Klavierkonzert von Saint-Saens einen sensationellen Erfolg feierte. Im Oktober 2006 spielte sie zum ersten Mal in New York, wo sie die Walzer-Impromptus für Klavier op. 9 von Franz Schreker zur amerikanischen Erstaufführung brachte. Neben ihrer regen solistischen Konzerttätigkeit widmet sich Susanna Artzt immer wieder auch kammermusikalischen Begegnungen mit gefragten Partnern wie dem Cellisten Othmar Müller (Artis Quartett) oder Tamás Varga, dem Solocellisten der Wiener Philharmoniker. Mit ihrem Mann, dem Pianisten Manfred Wagner-Artzt, tritt sie seit 1998 erfolgreich als „Arsio Piano Duo“ auf. Susanna Artzts breitgefächertes Repertoire umfasst Werke vom Barock bis zur zeitgenössischen Moderne, wobei sie Mozart, Schubert und Chopin sowie den französischen und russischen Wegbereitern der Moderne besondere Aufmerksamkeit schenkt. Joseph Haydn (1732-1809) Ouvertüre zu „Lo Speziale“ Hob Ia/10 „Lo Speziale“ (Der Apotheker), ein dramma giocoso, entstand 1768 und wurde zur offiziellen Eröffnung des großen Opernhauses in Esterháza am 28. September 1768 uraufgeführt. Das Libretto, eine Bearbeitung des gleichnamigen Schauspiels von Carlo Goldoni, bietet eine typische Buffohandlung: Der alte, kauzige Apotheker Sempronio plant, sein Mündel Grilletta zu heiraten, was von Grillettas Verehrern erfolgreich hintertrieben wird. Wie viele Opernouvertüren dieser Zeit, die in keinem inhaltlichen Zusammenhang zur Oper standen und beliebig austauschbar waren, zeigt auch Haydns ursprünglich noch als Sinfonia bezeichnete Ouvertüre kaum gedankliche Zusammenhänge mit der Oper an sich. Das schwungvolle Thema drängt stürmisch vorwärts und wird verschiedentlich moduliert, wobei Haydn manche Überraschungseffekte einbaut. Es folgt ein sanglich-galantes Andante mit einer einprägsamen Melodie, worauf das Hauptthema wieder aufgegriffen wird und in seiner extremen Verkürzung den wirkungsvollen Schluss setzt. Wolfgang Amadeus Mozart (1756-1791) Konzert für Klavier und Orchester d-moll KV 466 Oft wird Mozart als Schöpfer des modernen Klavierkonzerts bezeichnet, zumal es ihm gelang, sich von den Fesseln der Konvention zu lösen und Kunstwerke zu schaffen, die in ihrer Individualität jeweils neue Dimensionen der musikalischen Gestaltung eröffneten. Allein zwischen 1784 und 1786 entstanden zwölf Konzerte. In den meisten seiner Klavierkonzerte spielte Mozart selbst den Solopart. Nicht selten aber geriet er während der Kompositionsarbeit unter Zeitdruck. Auch das d-moll-Konzert schrieb er Anfang Februar 1785 innerhalb weniger Tage und führte es am 11. Februar in seiner Akademie in der „Mehlgrube“ auf. Dennoch besticht das Werk durch gedanklich-musikalische Tiefe. In vielen Passagen des Konzertes wird ein geradezu romantischer Ton angeschlagen, der manche Entwicklungen dieses Genres im 19. Jh. initiiert. In der Tiefe der Empfindung und nicht bloß in der geforderten Virtuosität des Interpreten liegt auch der Grund für die außerordentliche Beliebtheit dieses Werkes. Johann Strauß Sohn (1825-1899) Ouvertüre zur Operette „Waldmeister“, op. 467 Walzer „Wiener Blut“ Jacques Offenbachs Operettenerfolge in Wien veranlassten Strauß, ebenfalls Operetten zu komponieren. Sein erstes erhaltenes Werk dieses Genres, „Indigo und die vierzig Räuber“, brachte ihm aber nicht den erwarteten Erfolg. Erst mit der Operette „Die Fledermaus“ (1874) wurde er auch als Operettenkomponist gefeiert. Nach durchschlagenden Erfolgen mit Werken wie z.B. „Der Zigeunerbaron“ versuchte er sich mit der komischen Oper „Ritter Pázmán“ (1892) auch als Opernkomponist. Nach deren Misserfolg wandte er sich wieder der Operette zu. Am 4. Dezember 1895 erfolgte die Uraufführung der Operette „Waldmeister“ im Theater an der Wien. Zwar fand das Werk den Beifall des Publikums, an seine großen Operettenerfolge konnte Strauß damit allerdings nicht anschließen. Ein kompositorisches Kleinod ist jedoch die Ouvertüre. Die weit ausschwingende, mehrmals wiederkehrende Leitmelodie stammt aus dem Walzer des 2. Aktes. Dazwischen finden sich Jagdmotive und flott dahintänzelnde Figuren. Eine Schnellpolka bildet den effektvollen Abschluss des Werkes. Strauß’ Beitrag zur Entwicklung des Walzers in seiner Anlage als fünfgliedrige Walzerkette mit Introduktion und Coda, mit der unverwechselbaren Melodik und einer raffinierten Instrumentierung brachten ihm die höchste Verehrung und Wertschätzung seiner Zeitgenossen ein. Oft waren äußere Anlässe für die Entstehung seiner Kompositionen ausschlaggebend. So wurde der Walzer „Wiener Blut“ mit seiner einschmeichelnden Melodie für den Ball der Wiener Hofoper am 22. April 1873 komponiert. Dabei dirigierte Strauß selbst die Wiener Philharmoniker im Musikvereinssaal. Eduard Lucerna (1869-1944) 4. und 2. Satz aus der Serenade für kleines Orchester nach italienischen Motiven Der Musiker Schon seit frühester Jugend beschäftigte sich der in Klagenfurt Geborene mit Musik, wobei ihn seine kunstsinnige Mutter unterstützte. So lernte er Klavier und Violine, später Viola, Violoncello und Pauke und begann alsbald auch zu komponieren, erhielt aber nie Kompositionsunterricht. Neben seiner Tätigkeit als Apotheker wirkte er regelmäßig als Bratscher in verschiedenen Kammermusikensembles mit, komponierte und stellte Forschungen zur Volksmusik an. Dabei zeichnete er Melodien aus Tirol, Kroatien, Slowenien und Italien auf. Diese Elemente der Volksmusik fanden auch Eingang in die meisten seiner Kompositionen. Sein umfangreiches, allerdings nur in wenigen Drucken vorliegendes Schaffen umfasst Kammermusik, Chorwerke, Lieder, Symphonien, diverse Orchesterwerke sowie die Oper „Zlatorog“ (Goldhorn). In Anerkennung seiner Verdienste als Volksliedforscher und als Komponist wurde ihm 1943 von der Universität Innsbruck der Mozart-Preis verliehen. Der Satz Allegro molto vivace bietet einige effektvolle Elemente, und lässt mit seinen rhythmischen Eigenheiten und interessanten harmonischen Wendungen, die dramatische Spannung suggerieren, das Bemühen um symphonische Struktur erkennen. Unüberhörbar sind die Elemente italienischer Volksmusik etwa in der Imitation des Mandolinenklangs. Der Apotheker Um sich eine solide wirtschaftliche Basis zu schaffen, studierte Eduard Lucerna Pharmazie, arbeitete nach Abschluss seines Studiums in verschiedenen Apotheken und erwarb 1900 die Kurapotheke in Gries bei Bozen, wo er bis zu seinem Tod wohnte. Seine Leidenschaft aber gehörte der Musik. So kam es öfters vor, dass er Kunden, die ihn in der Apotheke beim Komponieren gestört hatten, kurzerhand zur Konkurrenz in die Bozner Anna-Apotheke schickte. Aleksey Igudesman (*1973) Winter Polka Geboren als Spross einer musikalischen St. Petersburger Familie (der Vater war Konzertmeister im Opernorchester der Stadt, die Mutter Pianistin, der Großvater Geiger, die Großmutter Cellistin) emigrierte Igudesman mit seiner Familie 1979 zunächst nach Wien, ließ sich nach einigen Jahren aber in England nieder. Ab 1985 studierte Igudesman an der Yehudi Menuhin School in London Violine und Komposition. Einer seiner Lehrer war Menuhin selbst. Nach seiner Rückkehr nach Wien war er zwischen 1989 und 1998 Violinschüler Boris Kuschnirs am Wiener Konservatorium, studierte aber auch Jazzvioline am Linzer Konservatorium. Er beschäftigte sich schon früh mit nahezu allen musikalischen Formen und Stilrichtungen. Sein besonderes Anliegen ist es, die mitunter scharfen Grenzen zwischen Theater, Musik und Komödie verschwimmen zu lassen. Das mit der Geigerin Daisy Jopling und dem Cellisten Tristan Schulze gegründete Trio „Trilogy“ fühlte sich diesem Motto verpflichtet. Auch die etwas später gegründete „Musik & Comedy Company“ basiert auf dieser Grundidee. Die heute aufgeführte Winter Polka wurde manchmal auch (wiewohl vom Schöpfer nicht autorisiert) als Hustenpolka bezeichnet, und auch hier schlägt der Komödiant durch. Das von Musikern oftmals als störend empfundene Husten, Räuspern oder Niesen des Publikums wird nun ins Orchester verlagert und ist Bestandteil der Komposition. Die rasante Einleitung erinnert ein wenig an Passagen aus dem Schlusssatz von Tschaikowskijs Violinkonzert, doch das folgende, gefällige und zunächst konventionell wirkende Thema könnte man durchaus auch Johann Strauß zutrauen, wären da nicht einige harmonische und rhythmische Überraschungen, die den parodistischen Charakter des Werkes unterstreichen. Richard Firbas (1866-1944) Walzer „Unter Freunden“ op. 10 für Orchester bearbeitet von Igor Lintz Maués Der Musiker Soweit es die Zeit neben seiner intensiven beruflichen Tätigkeit zuließ, widmete Firbas sich der Musik, namentlich dem Klavier und komponierte mehrere Werke, von denen aber nur wenige erhalten sind. Der Walzer „Unter Freunden“ op. 10 entstand zwischen 1910 und 1920, ist dem Gremialvorstand der Apotheker, Alois Kreimel, gewidmet und liegt in einer Druckfassung für Klavier vor. Im Auftrag des Orchestervereins stellte Igor Lintz-Maués die heute zur Aufführung gelangende Orchesterversion her. In der formalen Anlage folgt Firbas der Strauß’schen Walzerkette mit Einleitung, Walzerfolge und Coda. Der Beginn des ersten Walzers erinnert ein wenig an Juventino Rosas’ Walzer „Über den Wellen“, gewinnt aber gleich darauf an motivischer Originalität, und auch die folgenden Walzer bieten eine Reihe gefälliger Melodien. Der Apotheker Geboren in Krumau als Sohn des fürstlich Schwarzenberg’schen Schlossapothekers Karl Firbas war auf Grund der über mehrere Generationen verfolgbaren Familientradition sein beruflicher Werdegang bereits vorgezeichnet. 1879 kam er nach Wien, vollendete 1884 das Schottengymnasium mit ausgezeichnetem Erfolg und legte 1885 die Tirozinal-Prüfung mit „valde bene“ ab. Nach Abschluss seines Pharmaziestudiums (Magister: 1887, Doktor: 1889) arbeitete er ab 1889 in der Apotheke „Zur heiligen Anna“ (Währingerstraße 56), die sein Vater erworben hatte. Nach längeren Studienreisen übernahm er 1894 die väterliche Apotheke, die er bis zu seinem Tode führte. 1903 wurde er zum Sektionsvorsteher und 1905 zum Präsidenten der Österreichischen Pharmazeutischen Gesellschaft gewählt. Richard Firbas war 21 Jahre lang Mitglied des Direktoriums des Österreichischen Apothekervereins, viele Jahre Lehrer für praktische Pharmazie, Prüfungskommissär bei den Praktikanten-Prüfungen, Ausschussmitglied des Wiener Apotheker-Hauptgremiums (Taxkomitee, Komitee der Zentralwerbestelle für Apotheken etc.) und Gastprüfer bei den pharmazeutischen Rigorosen an der Universität. Ausblick Mit dem heutigen Konzert eröffnet der Orchesterverein der Gesellschaft der Musikfreunde die Saison 2008/2009, in die auch das 150-jährige Bestandsjubiläum des Vereins fällt, das am 22. März 2009 mit einem Festkonzert gefeiert wird. Bei der nächsten Produktion stehen P. I. Tschaikowskijs Fantasie-Ouvertüre „Romeo und Julia“, C. M. v. Webers 1. Klarinettenkonzert sowie F. Mendelssohn-Bartholdys 5. Symphonie auf dem Programm. Sie können aus zwei Konzertterminen wählen: Freitag, 12. Dezember 2008, 19.30 im Jugendstiltheater Sonntag, 14. Dezember 2008, 11.00 im Jugendstiltheater Den Solopart wird der Klarinettist Martin Fluch ausführen. Dirigent ist Robert Zelzer. Mit freundlicher Unterstützung von Die CD-Produktion erfolgte mit Unterstützung von