FPU 02/08 FORUM POLITIKUNTERRICHT Germaniastr. 5 80802 München Wolfgang Jäger/Christoph Haas/Wolfgang Welz (Hrsg.): Regierungssystem der USA. Lehr- und Handbuch. 3. überarb. u. aktual. Auflage. München Wien 2007: Oldenbourg. 549 S., € 49,80 Die drei Freiburger Politologen haben 21 Beiträge gebündelt und mit 50 Seiten Anhang (Wahlergebnisse, vor allem die US-Verfassung mit allen Amendments auch in deutscher Übersetzung) versehen. Überraschenderweise beginnt der Band mit einem Beitrag, der die USA als Einwanderungsland vorstellt und die Armuts-Reichtums-Schere beziffert. Es folgen gut portionierte, abgegrenzte Artikel zu den klassischen Themen der Regierungslehre: Verfassung, Bundesstaat, Kongress, Präsident, Oberster Gerichtshof, Parteien, aber auch Interessengruppen, Soziale Bewegungen und Medien. Wer aktuelle Vorgänge im Kontext des politischen Systems verstehen will, findet sich mit den Kapitelüberschriften oder über das Sachregister gut durch. Unter „Vorwahlen“ (nicht „primary“) trifft er dann auf eine Übersicht, die alle Varianten in den einzelnen Bundesstaaten aufzählt: Häufig muss sich der Vorwähler innerhalb bestimmter Fristen für eine Partei registrieren lassen, mancherorts kann er dies aber auch erst in der Wahlkabine festlegen. Die auch bei den eigentlichen Wahlen erforderliche Eintragung in Wählerlisten ist durchaus ein Grund für die schwache Wahlbeteiligung (gerade mal 55% bei Präsidentschaftswahlen). Ausführlich wird auch die „imperial presidency“ diskutiert: Historisch gesehen waren es fast ausnahmslos die Präsidenten, die Kriege beschlossen. Über die „War Powers Resolution“ des Kongresses von 1973, die diese Kompetenz auf den Notfall einschränkt und dem Kongress in jedem Fall ein Vetorecht gibt, haben sich nachfolgende Präsidenten häufig hinweggesetzt (z.B. militärische Interventionen ohne Kriegserklärung begonnen). Der Angriff auf den Irak 2003 jedoch wurde durch eine Resolution des Kongresses vorweg autorisiert. Im Hinblick auf die deutsche Föderalismusreform empfiehlt sich der letzte Beitrag: Die Staaten verfügen über erhebliche eigene Steuereinnahmen, Zuweisungen derZentrale machen weniger als ein Drittel aus und konzentrieren sich auf „Medicaid“, die Gesundheitsversorgung von Arbeitslosen – wobei die Einzelstaaten die Bundesmittel kofinanzieren müssen. Mit diesem umfangreichen Band in der Hand können wir gut nachvollziehen, wer wie den politischen Prozess bestimmt. Weshalb eine politische Entscheidung so und nicht anders ausfiel, wäre von Fall zu Fall noch zu untersuchen. Prof. Dr. Wolfgang Berg, Steuden www.sozialkunde.digitale-schule-bayern.de nach Forum Politikunterricht 02/08