V A R I A AUS UNTERNEHMEN Dexibuprofen: Ein NSAR der neuen Generation „Bei Langzeitbehandlung mit nichtsteroidalen Antirheumatika (NSAR) betragen die Kosten, die durch Nebenwirkungen verursacht werden, etwa die Hälfte der Gesamttherapiekosten“, erklärte Dr. Friedrich Wolf (Strathmann AG) bei einer Pressekonferenz in Tremsbüttel. Von allen NSAR gelte Ibuprofen bisher als der Wirkstoff mit den geringsten Nebenwirken. In den nächsten Wochen wird mit Dexibuprofen (Deltaran®) auch in Deutschland eine wirksamere Form des Ibuprofen zur Verfügung stehen. Klassisches Ibuprofen ist ein razematisches Gemisch aus optisch „rechts drehenden“ und spiegelbildlich dazu „links drehenden“ Molekülen. Dieser Unterschied sei klinisch relevant, sagte Prof. Bernhard Manger (Erlangen-Nürnberg). Nur die „rechts drehende“ Variante (Dexibuprofen) hemme die Prostaglandinsynthese und wirke damit antiphlogistisch, analgetisch und antipyretisch, erklärte Manger. Dexibuprofen löst sich im Magensaft schneller als Razemat-Ibuprofen, und am Wirkort entstehen dosisabhängig schnell hohe Wirkstoffkonzentrationen. Anders beim RazematIbuprofen: Hier sei der Anteil der aktiven Substanz nicht vorhersehbar. Es gebe starke interindividuelle Schwankungen der Umwandlung der inaktiven in die aktive Form. Neben Arthrose und Arthritis zählen Weichteilrheumatismus, Sportverletzungen wie Stauchungen und Zerrungen, Dysmenorrhö und leichte bis mittelschwere Schmerzen (auch Zahnschmerzen) zu den Indikationen. In einer randomisierten Cross-over-Studie zum Vergleich Ibuprofen versus Dexibuprofen anhand von 1 000 Patienten mit Rheumaschmerzen durften die Betroffenen (nach initial dreimal 300 mg/d Dexibuprofen beziehungsweise dreimal 600 mg/d Ibuprofen) die Dosis anhand der Schmerzintensität titrieren. Beim Dexibuprofen sei, verglichen mit dem RazematIbuprofen, nur jeweils die Hälfte der Dosis zur äquivalenten Wirkung nötig gewesen, berichtete Wolf. In einer weiteren kontrollierten Studie an 110 Patienten mit schmerzhafter Gonarthrose anhand eines validierten Fragebogens, dem WOMAC-Index, erwies sich Dexibuprofen (dreimal täglich 300 mg) als ebenso wirksam wie Diclofenac (dreimal täglich 50 mg), bei weniger Nebenwirkungen. Wolfgang Sass Studie zur Mortalität durch NSAR Schwerwiegende Nebenwirkungen der nichtsteroidalen Antirheumatika NSAR auf den Magen-Darm-Trakt sind häufiger als bisher angenommen: Eine aktuelle, noch unveröffentlichte Studie zeigt die Dimension der Problematik in Deutschland. Sie bestätigt frühere Erhebungen aus den USA, Kanada und Großbritannien. In der Untersuchung der Rheumaklinik Wiesbaden wurden aus 61 repräsentativ ausgewählten Hausarztpraxen alle 18 177 Patienten einbezogen, die im Zeitraum von 1996 bis einschließlich 1998 mit einem Nicht-Acetyl-Salicylsäure-NSAR behandelt wurden. Das Ergebnis: NSAR-induzierte gastrointestinale Perforationen, Ulcera und Blutungen führen bundesweit zu 157 000 Krankenhaustagen im Jahr. Die gesetzliche Krankenversicherung wird durch die Behandlung von NSARNebenwirkungen mit rund 226 Millionen DM belastet. Schätzungsweise 1 100 bis 2 200 Todesfälle sind jährlich in der Bundesrepublik auf NSAR-Komplikationen zurückzuführen. EB Deutsches Ärzteblatt 97, Heft 9, 3. März 2000 A-549