REPERES - Modul 5-0 - Notiz - Das Konzept der EU

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DAS KONZEPT DER EUROPÄISCHEN UNION
(Die vorliegende Notiz begleitet die gleichnamige Präsentation)
1.- TABELLE: DIE INTEGRATIONSSTUFEN EINES GEOGRAPHISCHEN RAUMS
Die
Freihandelszone
Abkommen über die Aufhebung der Grenzkontrollen in den betroffenen Ländern
(bspw. EFTA).
Die Zollunion
Freihandelszone, die einen gemeinsamen
Zollunion in Folge der Römischen Verträge).
Der gemeinsame
Markt
Freier Warenverkehr von Produktionsfaktoren (Kapital und Arbeit) und Führung
einiger gemeinsamer sektorieller Politiken, wobei ein hoher Grad an politischer
Autonomie der Partnerländer zugesichert wird (Vertrag von Rom).
Die
Wirtschaftsunion
(Wirtschaftsgegemeinschaft)
Führung der gemeinsamen Politiken, die darauf abzielt das gemeinsame
Wettbewerbspotenzial zu stärken, aber auch um grundlegende regionale
Ungleichheiten auszugleichen. Dies soll vor allem durch eine Solidaritätspolitik
zwischen den reichen und den armen Regionen und die Einrichtung eines
globalen Territoriums erreicht werden(bspw. Einführung des EFRE).
Die Wirtschaftsund
Währungsunion
Einführung (in zwei Schritten) einer gemeinsamen Währung und schließlich
einer Einheitswährung für die ganze Zone (mit notwendigen gemeinsamen
Währungsinstitutionen, um die Zone leiten zu können) (bspw. EWS, Euro).
Außenzolltarif
einführt
(bspw.
Die soziale Integration (die eine ausreichende wirtschaftliche und kulturelle
Integration annimmt) besteht daraus, eine gewisse gemeinsame Bürgerschaft zu
konkretisieren (Werte- und Rechtsgemeinschaft). Dabei übernimmt sie
insbesondere ein soziales System zum Schutz der Arbeiter und der Bürger
Die politisch und
seitens aller betroffenen nationalen Regierungen („Sozialmodell“).
soziale Union
Dieses Stadium setzt auch eine Finanzharmonisierung und den politischen
Wunsch ein Gesellschafts- und Regierungsmodell zu entwickeln voraus. Die
Frage stellt sich im Sinne einer politischen Union (bspw. Europäische Charta der
Grundrechte, Vertrag von Lissabon).
Die föderative
Union
Es handelt sich um die Vollendung der politischen Integration einer Zone
anhand eines Modells, das beispielsweise dem der USA nahe steht. Dies bedeutet
jedoch nicht, dass die Werte und Formen der gesamten föderativen Union dieses
Model inspirieren sollen. Ein hohes Niveau der politischen Integration kann mit
der Suche nach einem politischen, wirtschaftlichen, sozialen und kulturell
wandelnden Modell kompatibel sein.
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2.- DEFINITION DER EUROPÄISCHEN UNION:
Die Europäische Union ist eine politische, wirtschaftliche, soziale und
währungspolitische Union, die seit dem 1. Januar 2007 27 Länder vereint.
Man kann verschiedene progressive Stufen im Integrationsprozess
unterscheiden, in dem sich mehrere nationale souveräne Räume verbunden
haben, um nun nur noch einen einzigen integrierten Raum zu bilden.
Die Europäische Union kann als das vierte und das fünfte Niveau der
progressiven wirtschaftlichen Integration verstanden werden. Vergleiche
dazu das nachfolgende Schema (§ 3).
Die Europäische Union sieht sich heute zwei teilweise gegensätzlichen
Tendenzen gegenübergestellt:
Tendenzen zur Ausdehnung der geographischen Basis der Union im
kleinsten Sinne des Begriffs (Freihandelszone),
Tendenzen zu einer qualitativen Vertiefung der Union im weitesten
Sinne des Begriffs (enge politische Union mit einer gemeinsamen
Außen- und Sicherheitspolitik).
Die Ergebnisse dieser Tendenzen könnten die Bestätigung einer Entwicklung
hin zu einer Europäischen Union der verschiedenen Geschwindigkeiten oder
einer Europäischen Union à la carte bezüglich der Möglichkeit der
verstärkten Zusammenarbeit sein…
HÄUFIGER FEHLER:
Verwendung des Wortes ‚Europa‘, wenn man von der Europäischen Union
spricht: tatsächlich sind nämlich nicht alle europäischen Länder in der
Europäischen Union. Die beiden Begriffe sind keine Synonyme. Und auch
wenn einige Länder, die noch kein Teil der Europäischen Union sind, gerne
ein Teil von ihr werden möchten, ist das nicht bei allen Ländern der Fall (die
Schweiz beispielsweise hat zu keinem Zeitpunkt einen Beitrittsgesuch
gestellt). Dieser Fehler wird zu häufig begannen.
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3.- DIE GRUNDLEGENDEN STUFEN DER EUROPÄISCHEN UNION:
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4.- DIE VERSCHIEDENEN VERSUCHE EINER UNION EUROPAS:
4.1.- Das Römische Reich
http://de.wikipedia.org/wiki/R% C3%B6misches_Reich
Das antike Rom bezeichnet sowohl eine Stadt als auch einen Staat, der in
der Antike gegründet wurde. Der Gedanke des antiken Roms ist nicht von
dem der lateinischen Kultur zu trennen. Der Zusammenschluss von Dörfern
im 7. Jahrhundert v. Chr. stellt ein außergewöhnliches Schicksal dar. Er
wird vom 1. bis zum 5 Jahrhundert durch militärische Eroberung und
Verinnerlichung der lokalen Eliten die Gesamtheit der mediterranen und der
westeuropäischen Welt dominieren.
Während der Jahrhunderte, als das Reich bestand, wechselte die römische
Zivilisation von einer Monarchie, über eine oligarische Republik zu einem
autokratischen Reich. Die Herrschaft des Römischen Reiches über
Westeuropa und die mediterranen Regionen hat bedeutende archäologische
Spuren und zahlreiche literarische Zeugnisse hinterlassen. Und es hat
insbesondere für immer das Bild der westlichen Zivilisation geprägt.
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Die römische Zivilisation wurde in der klassischen Antike oft mit dem
antiken Griechenland zusammengefasst. Dies war eine Zivilisation, die einen
großen Teil der Kultur des antiken Roms inspiriert hat. Das antike Rom hat
in hohem Maße zu der Entwicklung des Rechts, der Verfassungen, der
Gesetze, des Krieges, der Kunst und der Literatur, der Architektur und der
Technologie und der Sprachen in der westlichen Welt beigetragen. Und auch
heute noch nimmt seine Geschichte einen bedeutenden Einfluss auf die
Welt.
4.2.- Europa zur Zeit Karl des Großen
Es besteht eine bemerkenswerte Koinzidenz zwischen dem Gebiet der ersten
europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl (EGKS), die auf den
Schuman Plan vom 9. Mai 1950 und den Vertrag von Paris aus dem Jahr
1951 zurückgeht.
Karl der Große (auf Latein Carolus Magnus, auf Französisch Charlemagne)
war der König des Fränkischen Reiches (768-814). Durch Eroberungen wird
er zum König der Lombarden (774-814) und wurde durch Papst Leo III am
25. Dezember 800 zum Kaiser gekrönt. Er nahm so eine prestigereiche
Würde an, die im Westen seit 476 verschwunden war.
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Als kriegerischer Monarch vergrößert er sein Königreich auf beträchtliche
Weise durch eine Serie an aufeinanderfolgenden Feldzügen, besonders aber
durch die langsame aber nichtsdestoweniger grausame Unterwerfung der
heidnischen Sachsen (772-804). Als reformatorischer Herrscher, der auf eine
orthodoxe Religion und Kultur bedacht war, hat er Kunst und Literatur
schützen lassen und begründete in seinem weiten Königreich die brillante
Bewegung, die später als Karolingische Renaissance beurteilt wurde.
Sein unmittelbares politisches Werk überlebte ihn nicht lange. Außerdem muss
festgehalten werden, dass Karl der Große, der selbst die germanische Tradition
des „Erbrechts“ befolgte, die Teilung seines Königreichs ab 806 unter seinen
drei Söhnen vorsah. Das Königreich wurde schließlich unter seinen drei Enkeln
bis zum Vertrag von Verdun im Jahr 843 aufgeteilt. Die feudalistische
Aufsplitterung der nächsten Jahrhunderte und schließlich die Teilung Europas
in rivalisierende Nationalstaaten führten diejenigen zur Machtlosigkeit, die
explizit versuchten das universale Reich Karl des Großen zu restaurieren. Es
handelte sich bei ihnen im Besonderen um die Herrscher des Heiligen
Römischen Reichs Otto I im Jahr 962 bis hin zu Karl V im 16. Jahrhundert,
oder bis hin zu Napoleon I, dem das Beispiel des berühmtesten Karolingers
umhertrieb.
Karl der Große kann als vorzeitiger „Vater Europas“ verstanden werden, da
er den Zusammenschluss eines bemerkenswerten Teils Westeuropas
gesichert hat. Er hat die Grundsätze der Regierung festgelegt, von denen
noch die großen europäischen Staaten profitiert haben. Karl der Große hat
eine Einheitswährung in seinem Reich eingeführt und die Nutzung der
Schrift als Wissensvermittlung entwickelt. Vor allem hat er die Nutzung der
lateinischen Sprache gefördert.
Das Königreich wurde durch die missi dominici verwaltet, die zu zweit
auftraten: ein Graf und ein Bischof. Diese Hohen Kommissare wurden
jährlich damit beauftragt, alle Provinzen des weiteläufigen Königreichs zu
besuchen und überall dafür zu sorgen, dass die zentrale Macht Kapitel nach
Kapitel respektiert wurde. Diese Kapitel waren Richtlinien, die während
großer Versammlungen erarbeitet wurden.
Denar unter Karl dem Großen
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4.3.- Eine utopische und moderne Architektur Europas
Die föderative Vorwegnahme von Georges Podiebrad, König von Böhmen:
Europa von 1464 als Universitas oder als ein Tractatus, um den Frieden
herzustellen.
Im Jahr 1463 hat Georges Podiebrad, König von Böhmen, Ludwig XI den
Bündnisvertrag und Konföderation zwischen Ludwig XI, Georges König von
Böhmen und dem herrschaftlichen Gebiet Venedig um den Türken Stand zu
halten vorgelegt. George Podiebrad verbündete auch den König von Polen
und Ungarn, den Herzog der Bourgogne und Bayern, den König von
Kastilien, den Prinzen von Germanien, den Dogen von Venedig und weitere
Prinzen und Kommunen Italiens, den Papst jedoch schloss er aus.
Dieser konföderative Plan beruhte auf einer neuen geopolitischen Realität:
verbündete Staaten, organisiert in einer Versammlung:
1. Wahlen mit einfacher Mehrheit,
2. Verantwortung vor einem Gerichtshof oder Konsistorium,
3. Unterwerfung unter ein Schiedsverfahren,
4. Ausstattung einer gemeinsamen bewaffneten Streitkraft,
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5. Verfügung über ein Budget, das den Kirchenzehnt ersetze.
Die Versammlung, die aus Botschaftern bestand, sollte sich während fünf
Jahren in Basel treffen und dann in einem Fünfjahresturnus in Frankreich,
Italien… „Und damit jedes Land seine eigenen Rechte unangetastet behalten
kann, entscheiden wir, dass in der Nation, in der sich die Versammlung
gerade befindet, Botschafter an die Spitze der Hauptämter der Versammlung
aus der Nation gestellt werden, die aus eben dieser der Nation stammen. So
werden die Bräuche und Sitten kennen und verstehen gelernt.“
Dieser Entwurf wird von Ludwig XI definitiv zurückgewiesen, da der Papst
mit der Exkommunikation der Herrscher, die den Vertragsentwurf
unterzeichnen wollten, drohte.
4.4.- Der Vorrang einer Nation und eines Modells
Der kontinentale und hegemoniale Traum des Kaisers von Frankreich
Napoleon I. Die „colonnes d’Hercule au Kamtchatka.“
Napoleon Bonaparte war General, Erster Konsul und schließlich Kaiser
Frankreichs. Er war ein Eroberer des kontinentalen Europas. Bereits seit
seiner Lebzeiten war er Gegenstand einer goldenen und einer schwarzen
Legende. Napoleon hat heute einen weltweiten Bekanntheitsgrad für sein
militärisches (Siege von Arcole, Rivoli, Pyramides, Marengo, Austerlitz, Iéna,
Friedland, Wagram, Moskava) und politisches Genie erlangt, aber auch für
seine autoritäre Herrschaft und für seine unaufhörlichen Feldzüge (gewollt
oder ungewollt), die viele Menschenleben kosteten und die mit schweren
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endgültigen Niederlagen in Spanien, Russland und Waterloo sowie seinem
Tod im Exil auf St. Helena unter englischer Aufsicht gezahlt werden
mussten.
Nur wenige Menschen haben eine solch gegensätzliche Leidenschaft
hervorgerufen, wie Napoleon Bonaparte. In den Worten des Historikers
Steven Englund heißt es: „der Ton […], der am angemessensten ist, um über
Napoleon zu sprechen wäre der einer Bewunderung, die an Verwunderung
grenzt und der einer Missbilligung, die an Traurigkeit grenzt.“
4.5.- Ein kurzer historischer Überblick über den europäische Gedanken
Der Gedanke einer föderativen Verbindung, die die europäischen Nationen
verbinden sollte, geht bis auf einen Entwurf des Neueres Aristide Briands
zurück, der im Jahr 1932 dem Völkerbund von Frankreich vorgelegt wurde.
Die Entstehung dieses Gedankens nimmt bereits im Laufe der Aufklärung
Formen an. Ganz konkret muss man zugeben, dass der Gedanke am Ende
des 19. Jahrhunderts gefasst wurde, vor allem bei der Gelegenheit der
Konferenzen von Den Haag in den Jahren 1899 und 1907. Bei dieser
Gelegenheit wurde der Europismus eine konkrete Doktrin, die in der
öffentlichen Meinung verankert war.
1814: Saint-Simon
Parlamentes vor
schlägt
die
Errichtung
eines
europäischen
Zu Beginn der industriellen Revolution hat der französische Philosoph Henri
de Saint-Simon die Befürchtung, dass die neuen Techniken die Beziehungen
zwischen den Nationen erschüttern werden.
Am Vortag des Wiener Kongresses hat er einen Text mit dem Titel „Über die
Reorganisation der europäischen Gesellschaft oder die Notwendigkeit und
Mittel, die Völker Europas in einem einzigen politischen Körper zu versammeln,
bei dem jeder seine nationale Unabhängigkeit beibehält“ veröffentlicht.
An die Spitze seines Bauwerks setzt er ein Parlament von 240 Mitgliedern:
„Europa hätte die bestmögliche Organisation, wenn alle Nationen, die es
einschließt und die alle durch ein Parlament regiert werden, die Oberhoheit
eines allgemeinen Parlaments anerkennen würden, das über alle nationalen
Regierungen gestellt werden würde und in die Macht, über
Grenzstreitigkeiten urteilen zu können investieren würde“.
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21. August 1849: Das Erwachen der Nationen inspiriert Victor Hugo zu
seiner Rede über die Vereinigten Staaten von Europa
Im Jahr 1848 verbreitet sich eine Welle der Revolutionen in ganz Europa: In
Italien, Österreich, Deutschland, Frankreich, Ungarn… Die Völker erheben
sich, um mehr Freiheiten zu verlangen. Im Herzen des österreichischen
Reichs werden diese Aufstände von nationalistischen Forderungen begleitet.
Der Schriftsteller und Abgeordnete Victor Hugo sieht in dem Erwachen der
Nationen das Versprechen einer europäischen Vereinigung. Anlässlich des
Friedenvertrags von Paris im Jahr 1849, erklärt er: „Es wird ein Tag
kommen, wo Ihr, Frankreich, Russland, Italien, England, Deutschland, wo Sie
alle, die Nationen des Kontinents, ohne den Verlust eurer zu unterscheidenden
Eigenschaften und eurer glorreichen Individualität, in einer höheren Einheit
eng verschmelzen werdet und Ihr werdet die europäische Bruderschaft
bilden“.
Die Erinnerung an Napoleon und die Revolution von 1848/1849 haben dem
Mythos um ein „Europäisches Reich“ in Verruf gebracht und den Platz für
einen Organisationsentwurf der föderativen Art frei gemacht. Der Traum vom
Frieden unter den europäischen Nationen wird bald den kriegerischen
Nationalismen weichen, die zu den beiden großen Konflikten im 20.
Jahrhundert führen.
1918: Louise Weiss und die pazifistische Bewegung
Noch vor dem Ende des Ersten Weltkrieges nimmt eine große pazifistische
Bewegung Form an. Tiefgreifend geprägt durch die besonders mörderischen
Konflikte, versucht die pazifistische Bewegung die europäischen Staaten
einander näher zu bringen, um den Frieden auf dem Kontinent zu sichern.
Eine besonders wichtige Person dieser Bewegung war Louise Weiss, eine
französische Intellektuelle. Sie veröffentlicht ab Januar 1918 eine
Wochenzeitung mit dem Titel „Ein neues Europa, das den Frieden und das
Verständnis der europäischen Staaten lobt“.
November 1922: Entstehung der Bewegung Paneuropa
Im November 1922 hat der österreicher Richard Coudenhove-Kalergi die
Verkündung "PANEUROPA, EIN VORSCHLAG" veröffentlicht, in der er den
Gedanken einer paneuropäischen Union unterstützt, der dem alten
Kontinent seinen Platz in der Welt wieder geben sollte.
Coudenhove-Kalergi, der sich sicher war, dass die deutsch-französische
Versöhnung zum Friedenserhalt notwendig war, schlägt vor, deutsche Kohle
und französisches Erz zu vereinen, mit dem Ziel eine paneuropäische
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Stahlindustrie zu schaffen. Bei der Entwicklung dieses Gedankens zieht
Coudenhove-Kalergi letztendlich eine Zollunion in Betracht, die die
Errichtung der Vereinigten Staaten von Europa ermöglichen würde. Die
Vereinigten Staaten von Europa verstand er als eine europäische
Konföderation, die die Herrschaft der Staaten respektieren sollte, aber sie
mit Institutionen und einer gemeinsamen Bürgerschaft, einer europäischen
Währung und mit einem militärischen Bündnis versehen sollte.
1924: Der Völkerbund, ein Forum für Europa
Der Völkerbund wurde im Jahr 1919 gebildet und ist die institutionelle
Antwort auf das pazifistische Ideal der Versöhnung. Als Ort der
Konfrontationen und Forum der Ideen, nimmt der Völkerbund an der
Errichtung des europäischen Gedankens teil und befürwortet mit einer
großen Mehrheit den Waffenabzug, die Entrüstung, und die Organisation
einer gemeinsamen Sicherheit. Bei der 5. Generalversammlung des
Völkerbundes im Jahr 1922 unterstützt der französische Außenminister
Aristide Briand die Ratifizierung eines Protokolls des Waffenstillstandes, der
Sicherheit und Abrüstung durch Frankreich. Trotz seiner Schwäche gewann
der Völkerbund an Friedensanhängern und Anhängern der europäischen
Zusammenarbeit.
16. Oktober 1925: Der Vertrag von Locarno, ein erster Schritt für die
deutsch-französische Versöhnung
Aristide Briand unterzeichnet mit Gustav Stresemann den Vertrag von
Locarno, der die Grenzen zwischen Frankreich, Deutschland und Belgien
regelt und einen Beistandspakt festlegt. Dieser Vertrag lässt zu, mit der
Isolation Deutschlands auf internationalem Niveau zu brechen und
Deutschland schließlich im Jahr 1926 in den Völkerbund zu integrieren. Im
gleichen Jahr wurden die Bemühungen der beiden Männer durch die
Verleihung des Friedensnobelpreises geehrt.
Im Jahr 1929 hat Briand mit der Unterstützung Stresemanns der
Versammlung des Völkerbundes den ersten offiziellen Entwurf einer
Europäischen Union vorgelegt, der hauptsächlich den wirtschaftlichen
Bereich betraf und der die staatliche Souveränität schützen sollte.
Der Entwurf sah auch die Erschaffung eines gemeinsamen Marktes vor, ein
Ziel, das erst mit dem Römischen Vertrag aus dem Jahr 1957 wieder
aufgenommen wurde. Das Wachrufen einer „föderativen Verbindung“
begeisterte die europäischen Staaten nicht, insbesondere Winston Churchill,
der englische Schatzkanzler war nicht begeistert.
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Der Entwurf wurde nach dem Tod Briands im Jahr 1932 aufgegeben.
1930: Die ‚Ordre nouveau‘ für ein menschliches Europa
Die Finanzkrise aus dem Jahr 1929 prägt das europäische Bewusstsein. Die
‚ordre nouveau‘, eine Bewegung, die durch den französischen Intellektuellen
Alexandre Marc im Jahr 1930 erschaffen wurde, weist die Anarchie, die
durch diese Krise hervorgerufen wurde zurück. Die Bewegung lehnt sich an
das Konzept des Personalismus an, der sich dadurch vom Individualismus
abgrenzt, dass die Person als ein integraler Teil einer Gemeinschaft gesehen
wird. Der Personalismus führt zu einer föderativen Vorstellung der
politischen Organisation, in der (kollektive, regionale…) Gemeinschaften
vollständig autonom sind, obwohl sie miteinander verbunden sind.
Auf der Grundlage dieser Ideologie hoffe Marc die europäischen Völker
einander näher bringen zu können, damit Europa eine menschliche
Dimension erlangen könnte. Der schweizerische Intellektuelle Denis de
Rougemont gehört ebenfalls der ‚ordre nouveau‘ an. Ab 1931 hat er an der
Revue mit demselben Namen und an der Revue „Esprit d’Emmanuel
Mounier“ mitgearbeitet.
1941: Die europäische Bewegung in der Résistance
Der europäische Gedanke ist innerhalb der Résistance sehr präsent. Der
Akzent liegt dabei auf dem demokratischen Charakter eines zukünftigen
vereinten Europas. Zwei Dokumente prägen die Renaissance des
europäischen Gedankens. Das Menifest von Ventotene mit dem Titel „Für ein
freies und vereintes Europa“ wurde 1941 größtenteils von dem italienischen
Widerstandskämpfer Altiero Spinelli verfasst. Er wurde von seinem Kamerad
Ernesto Rossi unterstützt. Der zweite Text, A l'échelle humaine des
französischen Sozialisten Léon Blum verkehrt seit 1941 im Untergrund. Er
wurde erst am Ende des Zweiten Weltkrieges veröffentlicht. Diese Autoren
sind davon überzeugt, dass eine europäische Föderation den Frieden auf
dem alten Kontinent sichern würde und das insbesondere durch eine
gemeinsame militärische Streitmacht.
Die europäischen nicht kommunistischen Streitmächte treffen sich 1944 in
Genf und erarbeiten ein Konzept über eine Erklärung des europäischen
Widerstands. Dieser Text, der sich in die Nachfolge Spinellis und Blums
einschreibt, nennt die Notwendigkeit über die staatliche Souveränität
hinauszuwachsen und eine föderative Union zu gründen, damit der Frieden
geschützt werden kann.
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1942: Winston Churchill verfasst
Vereinigten Staaten Europas
ein
Memorandum
über
die
Churchill hat im Jahr 1942 ein Memorandum über die Vereinigten Staaten
von Europa verfasst. Darin stellt er fest, dass Europa sich im Herzen beider
Weltkriege befand. Um dieser zwischenstaatlichen Gewalt zu begegnen,
schlägt er eine Union der europäischen Völker vor. Im September 1946
nimmt Churchill diese Idee wieder in einer Rede auf, die er an der
Universität Zürich gehalten hat. Dort erkennt er in Europa ein gemeinsames
Erbe an, das als Grundlage für die Erschaffung einer „europäischen Familie
in einem regionalen System, den Vereinigten Staaten von Europa“ dienen
könnte.
4.6.- Das Dritte Reich
Mit Drittem Reich (oder dem nationalsozialistischen Deutschland) wird der
deutsche Staat bezeichnet, der von Adolf Hitler geleitet wurde, als er an die
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Macht kam und sie monopolisiert hat. Der offizielle Name des Regimes war
Deutsches Reich und ab 1943 dann Großdeutsches Reich.
Hitler war der Vorsitzende der Nationalsozialistischen Deutschen
Arbeiterpartei (NSDAP). Der Nationalsozialismus war die Doktrin, die durch
Hitler und das politische Regime, das er führte, definiert wurde.
Das Regime hielt zwölf Jahre an: von der Benennung Hitlers zum Kanzler am
30. Januar 1933 bis zur bedingungslosen Kapitulation des besiegten Reichs
am 8. Mai 1945. Die nationalsozialistische Propaganda sah die Herrschaft
des Dritten Reichs bzw. des Großdeutschen Reichs für eine tausendjährige
Dauer vor.
Das Dritte Reich war ein Polizeistaat und ein totalitäres System, das vor
allem anderen auf der „charismatischen Macht“, die durch den Führer Adolf
Hitler ausgeübt wurde, beruhte. Das Dritte Reich war der Auslöser für den
Zweiten Weltkrieg in Europa, während dem Hitler unter anderen
Massenmorde ausübte, den Völkermord an den Juden (Shoah) und den
Zigeuners (Porajmos) in Europa vornahm, in dem er die systematische
Ermordung behinderter Personen veranlasste und er alle potentiellen
Gegener verfolgen ließ.
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4.7.- Die Quellen der Europäischen Union
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5.- BIBLIOGRAPHIE:
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G. A. C. BELJAARS, Bibliographie historique et culturelle de l'intégration européenne,
Bruxelles, 1957.
Bibliographie zur europäischen Integration, Düsseldorf, 1962.
J.-B. DUROSELLE, L'Idée d'Europe dans l'histoire, préf. J. Monnet, Paris, 1965.
M. FAUCHER, Bibliographie européenne, Paris, 1964.
D. DE ROUGEMONT, Vingt-huit Siècles d'Europe. La conscience européenne à travers les
textes, d'Hésiode à nos jours, Paris, 1961.
B. VOYENNE, Histoire de l'idée européenne, Paris, 1964.
5.2- Periode vor dem 20. Jahrundert
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5.3.- 20. Jahrhundert
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E. BONNEFOUS, L'Idée européenne et sa réalisation, Paris, 1950.
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