DAS KONZEPT DER EUROPÄISCHEN UNION (Die vorliegende Notiz begleitet die gleichnamige Präsentation) 1.- TABELLE: DIE INTEGRATIONSSTUFEN EINES GEOGRAPHISCHEN RAUMS Die Freihandelszone Abkommen über die Aufhebung der Grenzkontrollen in den betroffenen Ländern (bspw. EFTA). Die Zollunion Freihandelszone, die einen gemeinsamen Zollunion in Folge der Römischen Verträge). Der gemeinsame Markt Freier Warenverkehr von Produktionsfaktoren (Kapital und Arbeit) und Führung einiger gemeinsamer sektorieller Politiken, wobei ein hoher Grad an politischer Autonomie der Partnerländer zugesichert wird (Vertrag von Rom). Die Wirtschaftsunion (Wirtschaftsgegemeinschaft) Führung der gemeinsamen Politiken, die darauf abzielt das gemeinsame Wettbewerbspotenzial zu stärken, aber auch um grundlegende regionale Ungleichheiten auszugleichen. Dies soll vor allem durch eine Solidaritätspolitik zwischen den reichen und den armen Regionen und die Einrichtung eines globalen Territoriums erreicht werden(bspw. Einführung des EFRE). Die Wirtschaftsund Währungsunion Einführung (in zwei Schritten) einer gemeinsamen Währung und schließlich einer Einheitswährung für die ganze Zone (mit notwendigen gemeinsamen Währungsinstitutionen, um die Zone leiten zu können) (bspw. EWS, Euro). Außenzolltarif einführt (bspw. Die soziale Integration (die eine ausreichende wirtschaftliche und kulturelle Integration annimmt) besteht daraus, eine gewisse gemeinsame Bürgerschaft zu konkretisieren (Werte- und Rechtsgemeinschaft). Dabei übernimmt sie insbesondere ein soziales System zum Schutz der Arbeiter und der Bürger Die politisch und seitens aller betroffenen nationalen Regierungen („Sozialmodell“). soziale Union Dieses Stadium setzt auch eine Finanzharmonisierung und den politischen Wunsch ein Gesellschafts- und Regierungsmodell zu entwickeln voraus. Die Frage stellt sich im Sinne einer politischen Union (bspw. Europäische Charta der Grundrechte, Vertrag von Lissabon). Die föderative Union Es handelt sich um die Vollendung der politischen Integration einer Zone anhand eines Modells, das beispielsweise dem der USA nahe steht. Dies bedeutet jedoch nicht, dass die Werte und Formen der gesamten föderativen Union dieses Model inspirieren sollen. Ein hohes Niveau der politischen Integration kann mit der Suche nach einem politischen, wirtschaftlichen, sozialen und kulturell wandelnden Modell kompatibel sein. REPERES – Modul 5 – Notiz- Das Konzept der EU - DE Autor & ©: Richard Stock, European Network for Education and Training (EUNET), 2011 1/17 2.- DEFINITION DER EUROPÄISCHEN UNION: Die Europäische Union ist eine politische, wirtschaftliche, soziale und währungspolitische Union, die seit dem 1. Januar 2007 27 Länder vereint. Man kann verschiedene progressive Stufen im Integrationsprozess unterscheiden, in dem sich mehrere nationale souveräne Räume verbunden haben, um nun nur noch einen einzigen integrierten Raum zu bilden. Die Europäische Union kann als das vierte und das fünfte Niveau der progressiven wirtschaftlichen Integration verstanden werden. Vergleiche dazu das nachfolgende Schema (§ 3). Die Europäische Union sieht sich heute zwei teilweise gegensätzlichen Tendenzen gegenübergestellt: Tendenzen zur Ausdehnung der geographischen Basis der Union im kleinsten Sinne des Begriffs (Freihandelszone), Tendenzen zu einer qualitativen Vertiefung der Union im weitesten Sinne des Begriffs (enge politische Union mit einer gemeinsamen Außen- und Sicherheitspolitik). Die Ergebnisse dieser Tendenzen könnten die Bestätigung einer Entwicklung hin zu einer Europäischen Union der verschiedenen Geschwindigkeiten oder einer Europäischen Union à la carte bezüglich der Möglichkeit der verstärkten Zusammenarbeit sein… HÄUFIGER FEHLER: Verwendung des Wortes ‚Europa‘, wenn man von der Europäischen Union spricht: tatsächlich sind nämlich nicht alle europäischen Länder in der Europäischen Union. Die beiden Begriffe sind keine Synonyme. Und auch wenn einige Länder, die noch kein Teil der Europäischen Union sind, gerne ein Teil von ihr werden möchten, ist das nicht bei allen Ländern der Fall (die Schweiz beispielsweise hat zu keinem Zeitpunkt einen Beitrittsgesuch gestellt). Dieser Fehler wird zu häufig begannen. REPERES – Modul 5 – Notiz- Das Konzept der EU - DE Autor & ©: Richard Stock, European Network for Education and Training (EUNET), 2011 2/17 3.- DIE GRUNDLEGENDEN STUFEN DER EUROPÄISCHEN UNION: REPERES – Modul 5 – Notiz- Das Konzept der EU - DE Autor & ©: Richard Stock, European Network for Education and Training (EUNET), 2011 3/17 4.- DIE VERSCHIEDENEN VERSUCHE EINER UNION EUROPAS: 4.1.- Das Römische Reich http://de.wikipedia.org/wiki/R% C3%B6misches_Reich Das antike Rom bezeichnet sowohl eine Stadt als auch einen Staat, der in der Antike gegründet wurde. Der Gedanke des antiken Roms ist nicht von dem der lateinischen Kultur zu trennen. Der Zusammenschluss von Dörfern im 7. Jahrhundert v. Chr. stellt ein außergewöhnliches Schicksal dar. Er wird vom 1. bis zum 5 Jahrhundert durch militärische Eroberung und Verinnerlichung der lokalen Eliten die Gesamtheit der mediterranen und der westeuropäischen Welt dominieren. Während der Jahrhunderte, als das Reich bestand, wechselte die römische Zivilisation von einer Monarchie, über eine oligarische Republik zu einem autokratischen Reich. Die Herrschaft des Römischen Reiches über Westeuropa und die mediterranen Regionen hat bedeutende archäologische Spuren und zahlreiche literarische Zeugnisse hinterlassen. Und es hat insbesondere für immer das Bild der westlichen Zivilisation geprägt. REPERES – Modul 5 – Notiz- Das Konzept der EU - DE Autor & ©: Richard Stock, European Network for Education and Training (EUNET), 2011 4/17 Die römische Zivilisation wurde in der klassischen Antike oft mit dem antiken Griechenland zusammengefasst. Dies war eine Zivilisation, die einen großen Teil der Kultur des antiken Roms inspiriert hat. Das antike Rom hat in hohem Maße zu der Entwicklung des Rechts, der Verfassungen, der Gesetze, des Krieges, der Kunst und der Literatur, der Architektur und der Technologie und der Sprachen in der westlichen Welt beigetragen. Und auch heute noch nimmt seine Geschichte einen bedeutenden Einfluss auf die Welt. 4.2.- Europa zur Zeit Karl des Großen Es besteht eine bemerkenswerte Koinzidenz zwischen dem Gebiet der ersten europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl (EGKS), die auf den Schuman Plan vom 9. Mai 1950 und den Vertrag von Paris aus dem Jahr 1951 zurückgeht. Karl der Große (auf Latein Carolus Magnus, auf Französisch Charlemagne) war der König des Fränkischen Reiches (768-814). Durch Eroberungen wird er zum König der Lombarden (774-814) und wurde durch Papst Leo III am 25. Dezember 800 zum Kaiser gekrönt. Er nahm so eine prestigereiche Würde an, die im Westen seit 476 verschwunden war. REPERES – Modul 5 – Notiz- Das Konzept der EU - DE Autor & ©: Richard Stock, European Network for Education and Training (EUNET), 2011 5/17 Als kriegerischer Monarch vergrößert er sein Königreich auf beträchtliche Weise durch eine Serie an aufeinanderfolgenden Feldzügen, besonders aber durch die langsame aber nichtsdestoweniger grausame Unterwerfung der heidnischen Sachsen (772-804). Als reformatorischer Herrscher, der auf eine orthodoxe Religion und Kultur bedacht war, hat er Kunst und Literatur schützen lassen und begründete in seinem weiten Königreich die brillante Bewegung, die später als Karolingische Renaissance beurteilt wurde. Sein unmittelbares politisches Werk überlebte ihn nicht lange. Außerdem muss festgehalten werden, dass Karl der Große, der selbst die germanische Tradition des „Erbrechts“ befolgte, die Teilung seines Königreichs ab 806 unter seinen drei Söhnen vorsah. Das Königreich wurde schließlich unter seinen drei Enkeln bis zum Vertrag von Verdun im Jahr 843 aufgeteilt. Die feudalistische Aufsplitterung der nächsten Jahrhunderte und schließlich die Teilung Europas in rivalisierende Nationalstaaten führten diejenigen zur Machtlosigkeit, die explizit versuchten das universale Reich Karl des Großen zu restaurieren. Es handelte sich bei ihnen im Besonderen um die Herrscher des Heiligen Römischen Reichs Otto I im Jahr 962 bis hin zu Karl V im 16. Jahrhundert, oder bis hin zu Napoleon I, dem das Beispiel des berühmtesten Karolingers umhertrieb. Karl der Große kann als vorzeitiger „Vater Europas“ verstanden werden, da er den Zusammenschluss eines bemerkenswerten Teils Westeuropas gesichert hat. Er hat die Grundsätze der Regierung festgelegt, von denen noch die großen europäischen Staaten profitiert haben. Karl der Große hat eine Einheitswährung in seinem Reich eingeführt und die Nutzung der Schrift als Wissensvermittlung entwickelt. Vor allem hat er die Nutzung der lateinischen Sprache gefördert. Das Königreich wurde durch die missi dominici verwaltet, die zu zweit auftraten: ein Graf und ein Bischof. Diese Hohen Kommissare wurden jährlich damit beauftragt, alle Provinzen des weiteläufigen Königreichs zu besuchen und überall dafür zu sorgen, dass die zentrale Macht Kapitel nach Kapitel respektiert wurde. Diese Kapitel waren Richtlinien, die während großer Versammlungen erarbeitet wurden. Denar unter Karl dem Großen REPERES – Modul 5 – Notiz- Das Konzept der EU - DE Autor & ©: Richard Stock, European Network for Education and Training (EUNET), 2011 6/17 4.3.- Eine utopische und moderne Architektur Europas Die föderative Vorwegnahme von Georges Podiebrad, König von Böhmen: Europa von 1464 als Universitas oder als ein Tractatus, um den Frieden herzustellen. Im Jahr 1463 hat Georges Podiebrad, König von Böhmen, Ludwig XI den Bündnisvertrag und Konföderation zwischen Ludwig XI, Georges König von Böhmen und dem herrschaftlichen Gebiet Venedig um den Türken Stand zu halten vorgelegt. George Podiebrad verbündete auch den König von Polen und Ungarn, den Herzog der Bourgogne und Bayern, den König von Kastilien, den Prinzen von Germanien, den Dogen von Venedig und weitere Prinzen und Kommunen Italiens, den Papst jedoch schloss er aus. Dieser konföderative Plan beruhte auf einer neuen geopolitischen Realität: verbündete Staaten, organisiert in einer Versammlung: 1. Wahlen mit einfacher Mehrheit, 2. Verantwortung vor einem Gerichtshof oder Konsistorium, 3. Unterwerfung unter ein Schiedsverfahren, 4. Ausstattung einer gemeinsamen bewaffneten Streitkraft, REPERES – Modul 5 – Notiz- Das Konzept der EU - DE Autor & ©: Richard Stock, European Network for Education and Training (EUNET), 2011 7/17 5. Verfügung über ein Budget, das den Kirchenzehnt ersetze. Die Versammlung, die aus Botschaftern bestand, sollte sich während fünf Jahren in Basel treffen und dann in einem Fünfjahresturnus in Frankreich, Italien… „Und damit jedes Land seine eigenen Rechte unangetastet behalten kann, entscheiden wir, dass in der Nation, in der sich die Versammlung gerade befindet, Botschafter an die Spitze der Hauptämter der Versammlung aus der Nation gestellt werden, die aus eben dieser der Nation stammen. So werden die Bräuche und Sitten kennen und verstehen gelernt.“ Dieser Entwurf wird von Ludwig XI definitiv zurückgewiesen, da der Papst mit der Exkommunikation der Herrscher, die den Vertragsentwurf unterzeichnen wollten, drohte. 4.4.- Der Vorrang einer Nation und eines Modells Der kontinentale und hegemoniale Traum des Kaisers von Frankreich Napoleon I. Die „colonnes d’Hercule au Kamtchatka.“ Napoleon Bonaparte war General, Erster Konsul und schließlich Kaiser Frankreichs. Er war ein Eroberer des kontinentalen Europas. Bereits seit seiner Lebzeiten war er Gegenstand einer goldenen und einer schwarzen Legende. Napoleon hat heute einen weltweiten Bekanntheitsgrad für sein militärisches (Siege von Arcole, Rivoli, Pyramides, Marengo, Austerlitz, Iéna, Friedland, Wagram, Moskava) und politisches Genie erlangt, aber auch für seine autoritäre Herrschaft und für seine unaufhörlichen Feldzüge (gewollt oder ungewollt), die viele Menschenleben kosteten und die mit schweren REPERES – Modul 5 – Notiz- Das Konzept der EU - DE Autor & ©: Richard Stock, European Network for Education and Training (EUNET), 2011 8/17 endgültigen Niederlagen in Spanien, Russland und Waterloo sowie seinem Tod im Exil auf St. Helena unter englischer Aufsicht gezahlt werden mussten. Nur wenige Menschen haben eine solch gegensätzliche Leidenschaft hervorgerufen, wie Napoleon Bonaparte. In den Worten des Historikers Steven Englund heißt es: „der Ton […], der am angemessensten ist, um über Napoleon zu sprechen wäre der einer Bewunderung, die an Verwunderung grenzt und der einer Missbilligung, die an Traurigkeit grenzt.“ 4.5.- Ein kurzer historischer Überblick über den europäische Gedanken Der Gedanke einer föderativen Verbindung, die die europäischen Nationen verbinden sollte, geht bis auf einen Entwurf des Neueres Aristide Briands zurück, der im Jahr 1932 dem Völkerbund von Frankreich vorgelegt wurde. Die Entstehung dieses Gedankens nimmt bereits im Laufe der Aufklärung Formen an. Ganz konkret muss man zugeben, dass der Gedanke am Ende des 19. Jahrhunderts gefasst wurde, vor allem bei der Gelegenheit der Konferenzen von Den Haag in den Jahren 1899 und 1907. Bei dieser Gelegenheit wurde der Europismus eine konkrete Doktrin, die in der öffentlichen Meinung verankert war. 1814: Saint-Simon Parlamentes vor schlägt die Errichtung eines europäischen Zu Beginn der industriellen Revolution hat der französische Philosoph Henri de Saint-Simon die Befürchtung, dass die neuen Techniken die Beziehungen zwischen den Nationen erschüttern werden. Am Vortag des Wiener Kongresses hat er einen Text mit dem Titel „Über die Reorganisation der europäischen Gesellschaft oder die Notwendigkeit und Mittel, die Völker Europas in einem einzigen politischen Körper zu versammeln, bei dem jeder seine nationale Unabhängigkeit beibehält“ veröffentlicht. An die Spitze seines Bauwerks setzt er ein Parlament von 240 Mitgliedern: „Europa hätte die bestmögliche Organisation, wenn alle Nationen, die es einschließt und die alle durch ein Parlament regiert werden, die Oberhoheit eines allgemeinen Parlaments anerkennen würden, das über alle nationalen Regierungen gestellt werden würde und in die Macht, über Grenzstreitigkeiten urteilen zu können investieren würde“. REPERES – Modul 5 – Notiz- Das Konzept der EU - DE Autor & ©: Richard Stock, European Network for Education and Training (EUNET), 2011 9/17 21. August 1849: Das Erwachen der Nationen inspiriert Victor Hugo zu seiner Rede über die Vereinigten Staaten von Europa Im Jahr 1848 verbreitet sich eine Welle der Revolutionen in ganz Europa: In Italien, Österreich, Deutschland, Frankreich, Ungarn… Die Völker erheben sich, um mehr Freiheiten zu verlangen. Im Herzen des österreichischen Reichs werden diese Aufstände von nationalistischen Forderungen begleitet. Der Schriftsteller und Abgeordnete Victor Hugo sieht in dem Erwachen der Nationen das Versprechen einer europäischen Vereinigung. Anlässlich des Friedenvertrags von Paris im Jahr 1849, erklärt er: „Es wird ein Tag kommen, wo Ihr, Frankreich, Russland, Italien, England, Deutschland, wo Sie alle, die Nationen des Kontinents, ohne den Verlust eurer zu unterscheidenden Eigenschaften und eurer glorreichen Individualität, in einer höheren Einheit eng verschmelzen werdet und Ihr werdet die europäische Bruderschaft bilden“. Die Erinnerung an Napoleon und die Revolution von 1848/1849 haben dem Mythos um ein „Europäisches Reich“ in Verruf gebracht und den Platz für einen Organisationsentwurf der föderativen Art frei gemacht. Der Traum vom Frieden unter den europäischen Nationen wird bald den kriegerischen Nationalismen weichen, die zu den beiden großen Konflikten im 20. Jahrhundert führen. 1918: Louise Weiss und die pazifistische Bewegung Noch vor dem Ende des Ersten Weltkrieges nimmt eine große pazifistische Bewegung Form an. Tiefgreifend geprägt durch die besonders mörderischen Konflikte, versucht die pazifistische Bewegung die europäischen Staaten einander näher zu bringen, um den Frieden auf dem Kontinent zu sichern. Eine besonders wichtige Person dieser Bewegung war Louise Weiss, eine französische Intellektuelle. Sie veröffentlicht ab Januar 1918 eine Wochenzeitung mit dem Titel „Ein neues Europa, das den Frieden und das Verständnis der europäischen Staaten lobt“. November 1922: Entstehung der Bewegung Paneuropa Im November 1922 hat der österreicher Richard Coudenhove-Kalergi die Verkündung "PANEUROPA, EIN VORSCHLAG" veröffentlicht, in der er den Gedanken einer paneuropäischen Union unterstützt, der dem alten Kontinent seinen Platz in der Welt wieder geben sollte. Coudenhove-Kalergi, der sich sicher war, dass die deutsch-französische Versöhnung zum Friedenserhalt notwendig war, schlägt vor, deutsche Kohle und französisches Erz zu vereinen, mit dem Ziel eine paneuropäische REPERES – Modul 5 – Notiz- Das Konzept der EU - DE Autor & ©: Richard Stock, European Network for Education and Training (EUNET), 2011 10/17 Stahlindustrie zu schaffen. Bei der Entwicklung dieses Gedankens zieht Coudenhove-Kalergi letztendlich eine Zollunion in Betracht, die die Errichtung der Vereinigten Staaten von Europa ermöglichen würde. Die Vereinigten Staaten von Europa verstand er als eine europäische Konföderation, die die Herrschaft der Staaten respektieren sollte, aber sie mit Institutionen und einer gemeinsamen Bürgerschaft, einer europäischen Währung und mit einem militärischen Bündnis versehen sollte. 1924: Der Völkerbund, ein Forum für Europa Der Völkerbund wurde im Jahr 1919 gebildet und ist die institutionelle Antwort auf das pazifistische Ideal der Versöhnung. Als Ort der Konfrontationen und Forum der Ideen, nimmt der Völkerbund an der Errichtung des europäischen Gedankens teil und befürwortet mit einer großen Mehrheit den Waffenabzug, die Entrüstung, und die Organisation einer gemeinsamen Sicherheit. Bei der 5. Generalversammlung des Völkerbundes im Jahr 1922 unterstützt der französische Außenminister Aristide Briand die Ratifizierung eines Protokolls des Waffenstillstandes, der Sicherheit und Abrüstung durch Frankreich. Trotz seiner Schwäche gewann der Völkerbund an Friedensanhängern und Anhängern der europäischen Zusammenarbeit. 16. Oktober 1925: Der Vertrag von Locarno, ein erster Schritt für die deutsch-französische Versöhnung Aristide Briand unterzeichnet mit Gustav Stresemann den Vertrag von Locarno, der die Grenzen zwischen Frankreich, Deutschland und Belgien regelt und einen Beistandspakt festlegt. Dieser Vertrag lässt zu, mit der Isolation Deutschlands auf internationalem Niveau zu brechen und Deutschland schließlich im Jahr 1926 in den Völkerbund zu integrieren. Im gleichen Jahr wurden die Bemühungen der beiden Männer durch die Verleihung des Friedensnobelpreises geehrt. Im Jahr 1929 hat Briand mit der Unterstützung Stresemanns der Versammlung des Völkerbundes den ersten offiziellen Entwurf einer Europäischen Union vorgelegt, der hauptsächlich den wirtschaftlichen Bereich betraf und der die staatliche Souveränität schützen sollte. Der Entwurf sah auch die Erschaffung eines gemeinsamen Marktes vor, ein Ziel, das erst mit dem Römischen Vertrag aus dem Jahr 1957 wieder aufgenommen wurde. Das Wachrufen einer „föderativen Verbindung“ begeisterte die europäischen Staaten nicht, insbesondere Winston Churchill, der englische Schatzkanzler war nicht begeistert. REPERES – Modul 5 – Notiz- Das Konzept der EU - DE Autor & ©: Richard Stock, European Network for Education and Training (EUNET), 2011 11/17 Der Entwurf wurde nach dem Tod Briands im Jahr 1932 aufgegeben. 1930: Die ‚Ordre nouveau‘ für ein menschliches Europa Die Finanzkrise aus dem Jahr 1929 prägt das europäische Bewusstsein. Die ‚ordre nouveau‘, eine Bewegung, die durch den französischen Intellektuellen Alexandre Marc im Jahr 1930 erschaffen wurde, weist die Anarchie, die durch diese Krise hervorgerufen wurde zurück. Die Bewegung lehnt sich an das Konzept des Personalismus an, der sich dadurch vom Individualismus abgrenzt, dass die Person als ein integraler Teil einer Gemeinschaft gesehen wird. Der Personalismus führt zu einer föderativen Vorstellung der politischen Organisation, in der (kollektive, regionale…) Gemeinschaften vollständig autonom sind, obwohl sie miteinander verbunden sind. Auf der Grundlage dieser Ideologie hoffe Marc die europäischen Völker einander näher bringen zu können, damit Europa eine menschliche Dimension erlangen könnte. Der schweizerische Intellektuelle Denis de Rougemont gehört ebenfalls der ‚ordre nouveau‘ an. Ab 1931 hat er an der Revue mit demselben Namen und an der Revue „Esprit d’Emmanuel Mounier“ mitgearbeitet. 1941: Die europäische Bewegung in der Résistance Der europäische Gedanke ist innerhalb der Résistance sehr präsent. Der Akzent liegt dabei auf dem demokratischen Charakter eines zukünftigen vereinten Europas. Zwei Dokumente prägen die Renaissance des europäischen Gedankens. Das Menifest von Ventotene mit dem Titel „Für ein freies und vereintes Europa“ wurde 1941 größtenteils von dem italienischen Widerstandskämpfer Altiero Spinelli verfasst. Er wurde von seinem Kamerad Ernesto Rossi unterstützt. Der zweite Text, A l'échelle humaine des französischen Sozialisten Léon Blum verkehrt seit 1941 im Untergrund. Er wurde erst am Ende des Zweiten Weltkrieges veröffentlicht. Diese Autoren sind davon überzeugt, dass eine europäische Föderation den Frieden auf dem alten Kontinent sichern würde und das insbesondere durch eine gemeinsame militärische Streitmacht. Die europäischen nicht kommunistischen Streitmächte treffen sich 1944 in Genf und erarbeiten ein Konzept über eine Erklärung des europäischen Widerstands. Dieser Text, der sich in die Nachfolge Spinellis und Blums einschreibt, nennt die Notwendigkeit über die staatliche Souveränität hinauszuwachsen und eine föderative Union zu gründen, damit der Frieden geschützt werden kann. REPERES – Modul 5 – Notiz- Das Konzept der EU - DE Autor & ©: Richard Stock, European Network for Education and Training (EUNET), 2011 12/17 1942: Winston Churchill verfasst Vereinigten Staaten Europas ein Memorandum über die Churchill hat im Jahr 1942 ein Memorandum über die Vereinigten Staaten von Europa verfasst. Darin stellt er fest, dass Europa sich im Herzen beider Weltkriege befand. Um dieser zwischenstaatlichen Gewalt zu begegnen, schlägt er eine Union der europäischen Völker vor. Im September 1946 nimmt Churchill diese Idee wieder in einer Rede auf, die er an der Universität Zürich gehalten hat. Dort erkennt er in Europa ein gemeinsames Erbe an, das als Grundlage für die Erschaffung einer „europäischen Familie in einem regionalen System, den Vereinigten Staaten von Europa“ dienen könnte. 4.6.- Das Dritte Reich Mit Drittem Reich (oder dem nationalsozialistischen Deutschland) wird der deutsche Staat bezeichnet, der von Adolf Hitler geleitet wurde, als er an die REPERES – Modul 5 – Notiz- Das Konzept der EU - DE Autor & ©: Richard Stock, European Network for Education and Training (EUNET), 2011 13/17 Macht kam und sie monopolisiert hat. Der offizielle Name des Regimes war Deutsches Reich und ab 1943 dann Großdeutsches Reich. Hitler war der Vorsitzende der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP). Der Nationalsozialismus war die Doktrin, die durch Hitler und das politische Regime, das er führte, definiert wurde. Das Regime hielt zwölf Jahre an: von der Benennung Hitlers zum Kanzler am 30. Januar 1933 bis zur bedingungslosen Kapitulation des besiegten Reichs am 8. Mai 1945. Die nationalsozialistische Propaganda sah die Herrschaft des Dritten Reichs bzw. des Großdeutschen Reichs für eine tausendjährige Dauer vor. Das Dritte Reich war ein Polizeistaat und ein totalitäres System, das vor allem anderen auf der „charismatischen Macht“, die durch den Führer Adolf Hitler ausgeübt wurde, beruhte. Das Dritte Reich war der Auslöser für den Zweiten Weltkrieg in Europa, während dem Hitler unter anderen Massenmorde ausübte, den Völkermord an den Juden (Shoah) und den Zigeuners (Porajmos) in Europa vornahm, in dem er die systematische Ermordung behinderter Personen veranlasste und er alle potentiellen Gegener verfolgen ließ. REPERES – Modul 5 – Notiz- Das Konzept der EU - DE Autor & ©: Richard Stock, European Network for Education and Training (EUNET), 2011 14/17 4.7.- Die Quellen der Europäischen Union REPERES – Modul 5 – Notiz- Das Konzept der EU - DE Autor & ©: Richard Stock, European Network for Education and Training (EUNET), 2011 15/17 5.- BIBLIOGRAPHIE: 5.1.- Allgemeine Werke G. A. C. BELJAARS, Bibliographie historique et culturelle de l'intégration européenne, Bruxelles, 1957. Bibliographie zur europäischen Integration, Düsseldorf, 1962. J.-B. DUROSELLE, L'Idée d'Europe dans l'histoire, préf. J. Monnet, Paris, 1965. M. FAUCHER, Bibliographie européenne, Paris, 1964. D. DE ROUGEMONT, Vingt-huit Siècles d'Europe. La conscience européenne à travers les textes, d'Hésiode à nos jours, Paris, 1961. B. VOYENNE, Histoire de l'idée européenne, Paris, 1964. 5.2- Periode vor dem 20. Jahrundert H. GOLLWITZER, Europabild und Europagedanke. Breiträge zur deutschen Geistgeschichte des 18. und 19. 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