Martin-Schleyer-Gymnasium: Bei Projekttagen viele Facetten und Bereiche erarbeitet Intensiv mit Thema „Judentum“ befasst LAUDA. Was bereits zu Beginn des Schuljahres geplant war, wurde jetzt mit großem Einsatz aller Lehrer und Schüler in die Tat umgesetzt. Geplant und organisiert von den Kollegen A. Roser und J. Seubert fand am Martin-Schleyer-Gymnasium in Lauda ein „Brundibár“-Projekttag statt. Denn die Aufführung der Kinderoper Brundibár an der Schule (wir berichteten) konnte nicht ohne eine Aufarbeitung der Geschichte dieser Oper erfolgen, der Zeit, in der sie gespielt wurde. In über 30 Projekten zum großen Thema „Judentum“ und der Zeit des Nationalsozialismus versuchte man, diesen Anspruch einzulösen. Ghetto Theresienstadt Das Ghetto Theresienstadt bei Prag als das „Lager der Kultur“, das propagandistisch genutzte „Vorzeigelager“ der Nationalsozialisten, stand dabei ganz besonders im Fokus. Dort war die Kinderoper von September 1943 bis September 1944 über 50 Mal aufgeführt worden, unter anderem auch vor einer internationalen Delegation des Roten Kreuzes. Weitere Themen zur Ausgrenzung und Vernichtung der Juden europaweit beziehungsweise im Taubertal wurden ebenfalls in Projekten bearbeitet, etwa das berühmte Tagebuch der Anne Frank oder die rechtliche Absicherung der Ausgrenzung durch viele neue Unrechts-Gesetze in Nazideutschland. „Nach dem Dunkel kommt das Licht“: Dieser Dokumentarfilm zur Deportation von über 6500 Juden aus Baden, der Pfalz und dem Saarland in das Lager Gurs am Fuß der Pyrenäen am 22./23. Oktober 1940 bot hinreichend Gesprächsstoff für ein Projekt. Sport in der NS-Zeit So auch das Thema „Sport“ in der NS-Zeit, mit dem sich die Schüler in zwei verschiedenen Projekten altersgemäß auseinandersetzen konnten: mit Sport als Propagandainstrument, etwa bei den Olympischen Spielen von 1936 in Berlin, oder beispielsweise mit dem praktischen Ausprobieren von Straßenspielen der 1930er Jahre in Deutschland. Die moralische Verantwortung der Naturwissenschaftler und der Umgang mit „jüdischen“ Wissenschaftlern waren weitere Projektthemen. Ebenso die „Schwulenverfolgung (nicht nur) im Dritten Reich“. Eigene Plakate gegen Rassismus zu gestalten, war Thema eines Projektes für die Klassenstufe sieben bis zehn. Auch Exkursionen wurden angeboten: nach Würzburg ins jüdische Gemeinde- und Kulturzentrum Shalom Europa, auf den jüdischen Friedhof in Unterbalbach und zur KZ-Gedenkstätte in SchwäbischHall. Der Psychologe Viktor E. Frankl, der selbst das Konzentrationslager überlebt hatte, sprach in seinen Erinnerungen vom tatsächlich erlebten „Lagerhumor“ als Trotzmacht. Er sei eine Waffe der Seele im Kampf um ihre Selbstbehauptung, geeignet, Distanz zu schaffen und sich über die Situation zu stellen. Der italienische Komiker Roberto Benigni spricht gar davon, dass das jüdische Volk, das in seiner Ge- Mit dem Thema „Judentum“ und der Zeit des Nationalsozialismus’ befassten sich die Schülerinnen und Schüler des MartinSchleyer-Gymnasiums Lauda und erhielten vielfältige Einblicke. BILD: TOBIAS HÖNIG schichte wenig Anlass zum Lachen gehabt hatte, den Humor erfunden habe. Projekte zu den Filmen „Das Leben ist schön“ und „Jakob der Lügner“ und zum jüdischen Witz als der schönsten Waffe einer Minderheit haben diese Zusammenhänge untersucht. Sehr anschaulich und nahrhaft für Leib und Seele waren auch Projekte zu den Themen „Jüdische Märchen und Legenden“, „Jiddische Lieder“, „Hebräisch schreiben“, „Zahlen und Judentum“, „Jüdische Feste“ und „Jüdische (koschere) Küche“. Sogar das moderne Israel als Reiseland und seine Geografie wurden in den Blick genommen. „lehrerkunst“ Ebenfalls genannt werden muss hier die beeindruckende Ausstellung „lehrerkunst“ mit Lehrer- und Schülerarbeiten zu diesem Themenkreis. Nur allzu gerne hätten auch die Mitwirkenden der Oper „Brundibár“ in Chor und Orchester an einem beziehungsweise mehreren dieser at- traktiven Projekte teilgenommen. Doch ihre Aufgabe an diesem Projekttag war die Probe für die Aufführungen am Vormittag und am Abend, bei denen sie mit reichlich Applaus für den Verzicht mehr als entschädigt wurden. Eine Dokumentation der Projektarbeit an diesem Tag durch ein Schülerfilmteam und die Präsentation der Ergebnisse auf Plakaten im Schulhaus bietet in den nächsten Tagen noch Gelegenheit, das Erarbeitete zu würdigen. msg/adh