Judentum In den FS prägt Hegels Haltung dem Judentum

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Judentum
In den FS prägt Hegels Haltung dem Judentum gegenüber seine These, dass die jüdische
Religion und der Geist des Judentums eine wesentliche erklärende Rolle für die Pervertierung
des von Jesu gepredigten wahrhaften Glaubens bilden. In der PR (1795/96) hält er die jüdische
Religion dafür mitverantwortlich, dass die rein moralische Verkündigung Jesu zur positiven
christlichen Religion werden konnte. Die jüdische Religion bildet für ihn das Musterbeispiel
einer statutarischen Religion, gegen welche sich Jesus widersetzte, aber an die er sich in ihrer
Wirkungsweise anpassen musste, um überhaupt wirken zu können: “[D]as charakteristische der
jüdischen Religion [ist] die Knechtschaft unter einem Gesetze” (GW 1, 346). Dieser Charakter
entspricht dem traurigen Zustand der jüdischen Nation, “einer Nation, die ihre Gesezgebung
von der höchsten Weisheit selbst ableitete und deren Geist nun unter einer Last statutarischer
Gebote zu Boden gedrükt war, die pedantisch jeder gleichgültigen Handlung des täglichen
Lebens eine Regel vorschrieben, und der ganzen Nation das Ansehen eines Mönchordens gaben
– sowie sie das heiligste, den Dienst Gottes und der Tugend, in todte Formulare geordnet und
eingezwängt hatten” (GW 1, 282). Auch in dem in Frankfurt geschriebenen GS (1797/99)
behandelt Hegel ausführlich ‘den Geist des Judentums’, aber er hält ihn auf eine noch viel
radikalere Weise als in der PR verantwortlich für das Schicksal, das dem Geist des Christentums
zuteil wurde. Dieses Schicksal wird hier jedoch nicht mehr als das Positiv-werden der rein
moralischen Religion Jesus gedeutet; Hegel denkt dieses Schicksal vielmehr mittels einer
Kontrastierung der Entzweiung, die das Judentum kennzeichnet, und der Vereinigung, die in
der von Jesus gepredigten Religion der Liebe hervortritt. Bestimmend für den Geist des
Judentums sind die Entzweiung mit der sowie die Herrschaft über die Natur, und Hegel
versucht, dies anhand der Beispiele Abrahams und Moses darzulegen. “Der erste Akt, durch
den Abraham zum Stammvater einer Nation wird, ist eine Trennung, welche die Bande des
Zusammenlebens und der Liebe zerreißt, das Ganze der Beziehungen, in denen er mit
Menschen und Natur bisher gelebt hatte.” Dadurch wurde er „ein Fremdling auf Erden“ (Nohl,
246-7). Weil die Lebensgeschichte Abrahams das Muster für das jüdische Volk als solches ist,
wird es von derselben Trennung von der Natur und den Mitmenschen gekennzeichnet. Im
Grunde genommen ist Hegels verständnislose und historisch verfehlte Darstellung der
jüdischen Religion das begriffliche Resultat der prekären religionstheoretischen Applikation
einer Vereinigungslogik, ähnlich wie sie früher einer problematischen Voraussetzung des
Begriffs der Positivität entsprang.
Hegels Behandlung der jüdischen Religion in seinen späteren Schriften ist wesentlich positiver.
Bezüglich der Frage, ob den Juden Bürgerrechte verleiht werden sollten, wendet er sich gegen
das ‚Geschrei’ jener, die „übersehen, dass sie [die Juden] allererst Menschen sind und dass das
nicht nur eine flache, abstrakte Qualität ist” (Grl §270, Fußnote). In dem der bestimmten
Religion gewidmeten Teil der VPhRel nennt Hegel die jüdische Religion die Religion der
Erhabenheit, weil in ihr „das Geistige sich über das Natürliche erhebt zur Freiheit“ (VPhRel 4,
532). Aber trotzdem hat sie darin keine feste systematische Stelle: Nach dem Manuskript von
1821 kommt die Religion der Erhabenheit vor der Religion der Schönheit, nach der Vorlesung
von 1824 gehört sie den Religionen der geistigen Individualität an, und nach der Vorlesung von
1827 kommt sie nach der Religion der Schönheit. Übrigens deutet Hegel die
‚mohammedanische Religion’ als eine Variante der jüdischen: Jene ist auch geistige Religion,
aber es ist in ihr „keine Beschränkung auf ein besonderes Volk“ (VPhRel 5, 172).
Peter Jonkers
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