6.12 Fortpflanzungsmedizin a b Sperma- Zentrifugation Zugabe von spende zur Erhöhung Medikamenten der Spermien- zur Förderung konzentration der Beweglichkeit Übertragung der Spermien in die Gebärmutter Entnahme der Eizelle Befruchtung Embryonen Übertragung der Embryonen in die Gebärmutter 1 Verschiedene Methoden medizinischer Fortpflanzungstechnik: a) künstliche Besamung, b) künstliche Befruchtung Man schätzt, dass in Deutschland zwei Millionen Paare ungewollt kinderlos sind. Manche Paare überlegen, ob sie ein Kind adoptieren. Andere Paare wünschen sich ein eigenes Kind. In vielen Fällen kann die Unfruchtbarkeit durch Psychotherapie, medikamentöse Behandlung oder durch Operationen behoben werden. Wenn das nicht hilft, stehen verschiedene medizinische Fortpflanzungstechniken zur Verfügung. Ihnen ist gemeinsam, dass Teilbereiche des Fortpflanzungsgeschehens außerhalb des Körpers stattfinden. Bei der künstlichen Besamung werden Spermien konzentriert und mit einer Kanüle in die Gebärmutter übertragen (Abb. 1 a). Künstliche Befruchtung (In-vitro-Fertilisation), ist eine Technik, bei der Eizellen außerhalb des Körpers im Reagenzglas befruchtet werden (Abb. 1 b). Durch Hormongaben wird die Reifung der Eizellen und später dann der Eisprung in den Eierstöcken der betreffenden Frau stimuliert. Kurz vor dem Eisprung werden die reifen Eizellen mit Hilfe einer feinen Kanüle abgesaugt. Im Reagenzglas werden sie mit Spermien zusammengebracht und befruchtet. Die entstandenen Embryonen wer- 118 den im Stadium von vier bis acht Zellen in die Gebärmutter übertragen. Das nennt man Embryotransfer. In Deutschland dürfen pro künstlicher Befruchtung maximal drei Embryonen herangezogen werden, die alle zurückgepflanzt werden müssen. Nach deutschem Recht müssen die Partner für eine künstliche Befruchtung verheiratet sein oder in einer eheähnlichen Gemeinschaft leben. Eine Fremdspende ist verboten, in einigen anderen Ländern jedoch erlaubt. Eine Leihmutterschaft ist in Deutschland nach dem Embryonenschutzgesetz ebenfalls verboten, in bestimmten anderen Ländern jedoch nicht. Unter Leihmutterschaft versteht man, dass eine fremde Frau und nicht die Eizellspenderin den Embryo austrägt. Heute ist es möglich, Spermien, Eizellen und auch frühe Embryonen bei minus 196 Grad Celsius in flüssigem Stickstoff tiefzugefrieren. Man spricht von Kryokonservierung (Abb. 3). So können sie aufbewahrt und später wieder aufgetaut werden. Ungefähr 50 bis 80 Prozent der so eingefrorenen Eizellen oder Spermien überleben die Prozedur. In Deutschland dürfen befruchtete Eizellen und Embryonen nicht tiefgefroren werden. Reproduktion Grundwissen 1 Vergleich verschiedener medizinischer Fortpflanzungstechniken. Erstelle in Form einer tabellarischen Übersicht einen Vergleich der natürlichen Vorgänge bei der Fortpflanzung mit den in Abbildung 1 dargestellten Fortpflanzungstechniken. Beachte dabei folgende Gesichtspunkte: – Herkunft der Eizelle(n) – Herkunft der Spermien – Ort der Befruchtung – Zeitpunkt der Befruchtung – Ort der ersten Zellteilungen des Embryos – Ort der Einnistung des Embryos. Entnahme von Eizellen Gefrieren und lagern bei –196 °C Auftauen 2 Ein Wunschkind um jeden Preis? Welche menschlichen Probleme siehst du in den Fällen der Abbildung 4 für alle Beteiligten? Diskutiere im Hinblick auf die Frage „Ein Wunschkind um jeden Preis?“. Spermium wird in die Eizelle gespritzt 3 Späte Erstgeburten. „Eine wesentliche Ursache für ungewollte Kinderlosigkeit liegt darin, dass Paare immer später ein Kind haben wollen. Am fruchtbarsten ist eine Frau im dritten Lebensjahrzehnt, danach wachsen die Probleme. Eine 20-Jährige wird, wenn sie einen Kinderwunsch hat – statistisch gesehen – nach fünf Menstruationszyklen schwanger, eine 40Jährige erst nach zwanzig.“ a) Beschreibe Abbildung 2. Nenne mögliche Ursachen für die Veränderungen. b) Welcher Zusammenhang könnte zwischen dem in Abbildung 2 sichtbaren Trend und der zunehmenden Nachfrage nach künstlicher Befruchtung bestehen? Anzahl der Erstgeburten Embryonen im Reagenzglas Übertragung der Embryonen in die Gebärmutter 3 Kryokonservierung von Eizellen Fall 1: „Das späte Kind“ Beschreibe die in Abbildung 3 dargestellte Technik. Erläutere die Abbildungsunterschrift. Mit dieser Technik gelang es, eine 55-jährige Frau Mutter werden zu lassen. Fall 2: „Ein Kind für ein lesbisches Paar“ Ein lesbisches Paar möchte mit Hilfe medizinischer Fortpflanzungstechnik ein Kind bekommen. Erläutere ein mögliches Verfahren. Alter der Mutter 2 Alter der Mutter bei der ersten Geburt im Jahr 1961 und 2000 Fall 3: „Kind mit fünf Eltern“ In den USA gibt es Kinder mit fünf Eltern: Die biologischen Eltern (Eizellspenderin und Samenspender), eine Leihmutter und die beiden sozialen Eltern, die sich ein Kind gewünscht haben und bei denen es aufwächst. Beschreibe die medizinischen Fortpflanzungstechniken, die in diesem Fall notwendig sind. 4 Ein Wunschkind um jeden Preis? 119 Arbeitsmaterial