LINK Bericht - Akkordeon

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Willi Vogl
Jung und Alt im konzertanten Wettstreit
Sommerorchester 2013 und Ostschweizer Regional Akkordeon Orchester mit Doppelkonzert
Grenzach-Wyhlen. „Nicht nur die Proben, sondern vor allem die Konzerte machen Spaß“, lobte
Dirigent Maic Widmann sein junges Orchester. Mit dem von ihm geleiteten Sommerorchester der
Akkordeonjugend Baden-Württemberg und dem Ostschweizer Regional Akkordeon Orchester unter
Leitung von Bruno Thomann lud sich das Grenzacher Akkordeonorchester als Gastgeber gleich zwei
wirklich hörenswerte Auswahlorchester ein. Zu Gehör kamen in der Hauptsache melodieverliebte
Bearbeitungen von Klassikern der Pop- und Filmmusik sowie daran angelehnte Originalwerke von
angesagten Komponisten der Akkordeonszene.
Wenngleich Stücke wie „Schweizerische Rhapsodie“ von Rudolf Würthner oder „Drei Impressionen“
von Paul Kühmstedt etwas zusammengeschustert erschienen, verstand es das Sommerorchester
etwa mit freischwingenden Melodiebögen über präzise pulsierenden Bässen oder auch kompakter
hymnischer Klanggebung gestalterisch zu überzeugen. Zupackend und differenziert gespielt wirkten
auch die insistierenden Melodiefolgen aus der Filmmusik „Der Fluch der Karibik“ von Klaus Badelt.
Solist Felix Kogel beeindruckte mit Würthners Orchesterfassung von Franz Liszt „La Campanella“. Mit
jugendlicher ungestümer Fingerakrobatik erweckte er diese Melodieperle des 19. Jahrhunderts zum
Leben und ließ an der einen oder anderen sensibel gestalteten Stelle vermuten, dass das
Sterbeglöckchen für die Musik des großen Ungarns noch lange nicht erklungen ist. Sichtliche Freude
und coolen Drive entwickelten die jungen Musiker in Stevie Wonders rhythmisch ambitioniertes
„Wave“. Schließlich kam mit Astor Piazzollas „Milonga del Angel“ auch ein atmosphärisch dichtes
Werk jenseits der szeneüblichen Wald- und Wiesenstücke zu Gehör. Einfühlsam und bestimmt setzte
die Konzertmeisterin Ilona Bauer hier ihren solistischen Part. Markant, stilsicher und
motivationsstark führte Maik Widmann die jungen Musiker durch die Partituren und das Publikum
charmant moderierend durch das Programm. Die gerechtfertigte Begeisterung des Publikums ob der
Musizierqualität führte zu zwei Zugaben.
„Wir wollten nur einen Abend musizieren. Dann kam Chile dazu, dann China…“, gab der kauzig
moderierende Dirigent Bruno Thomann preis. Nach 32 Jahren, seit der Gründung des Ostschweizer
Regional Akkordeon Orchester geht er nach diesem letzten Konzert im deutschen Ausland in Rente.
Allzeit mit agiler Zeichengebung und oftmals mit tänzerischen Ausfallschritten machte der kleine
drahtige, musikalische Weltenbummler Thomann nicht nur als Dirigent eine gute Figur, sondern
berührte auch als begnadeter Entertainer mit skurril-fröhlichen bis melancholischen Einlassungen.
Die Programmteile schienen ein „Best of“ der vergangenen 32 Jahre mit dem Orchester zu sein, unter
deren Mitgliedern etliche bei der Gründung bereits dabei waren. Angesichts des Abschieds schwang
bei aller vordergründigen Ausgelassenheit in einigen Titeln auch ein Stück Wehmut mit. Mit Sinn für
das Stimmengeflecht in der „Sinfonia alla Barocco“ von Ted Higgens, einer auf der Panflöte
musizierenden Konzertmeisterin in Andrew Lloyd Webbers „Amigos Para Siempre“ oder Astor
Piazzollas fein musiziertem „Zita“ überzeugte Bruno Thomann und das Orchester. Die jungen
Kollegen des Sommerorchesters jedenfalls waren so begeistert, dass sie noch während des Konzerts
dem Dirigenten auf der Bühne ihren Wunsch nach gemeinsamen Konzerten zuriefen. Ein
generationsübergreifendes Erlebnis für die Musiker und das Publikum. Mögen noch viele folgen!
Bildtext:
1. Solist Felix Kogler (rechts) mit flinken und sensiblen Fingern.
2. Der musikalische Weltenbummler Bruno Thomann und sein Orchester
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