Versuch M08: Auf- und Entladung von Kondensatoren 16. April 2014 I Einleitung I.1 Exponentieller Aufbau und Zerfall Thema dieses Versuches ist das exponentielle Zeitverhalten, wie es bei der Auf- und Entladung eines Kondensators über einen Widerstand auftritt. Das in diesem Versuch untersuchte monoexponentielle Zeitverhalten ist von genereller Bedeutung, das nicht nur in elektrischen Schaltkreisen, sondern auch bei Phänomenen der radioaktiven Zerfälle, Lebensdauern angeregter Zustände von Atomen und Molekülen, Populationsdynamiken in der Biologie, Reaktionen erster Ordnung in der Chemie u.a. eine wichtige Rolle spielt. Dierentialgleichung erster Ordnung beschrieben, bei der die erste Ableitung der In diesen Fällen ist das Zeitverhalten des Prozesses durch eine gemessenen Gröÿe nach der Zeit immer proportional zu dieser Gröÿe selbst ist, nämlich: 1 dA(t) = − · A(t) + E, dt τ (1) A(t) die gemessene Gröÿe ist, während E ein Eingangssignal bedeutet. Die Konstante τ wird als Zeitkonstante bezeichnet. Für sinusförmige Eingangssignale ist A(t) ebenfalls sinusförmig. (Dieser Fall spielt bei Versuchen wobei im Bereich Elektronik eine Rolle.) Für ein Eingangssignal E=0 E , das sich zur Zeit t = 0 sprungartig von E = A0 auf A(t) durch die Exponentialfunktion ändert, ist das Zeitverhalten von t A(t) = A0 · e− τ beschrieben. Springt das Eingangssignal E = A0 , E zur Zeit (2) t = 0 von E = 0 auf so gilt: t A(t) = A0 · 1 − e− τ . 1 (3) Gleichung (2) beschreibt den exponentiellen Abbau oder die Entladung A0 ), während Gleichung (3) den Aufbau oder die Aufladung von Null bis zum Endwert A0 wiedergibt. Aufgrund der sprungartigen Änderung von E zum Zeitpunkt t = 0 wird A(t) in Gleichun(beginnend beim Anfangswert gen (2) und (3) auch als I.2 Sprungantwort bezeichnet. Messung der Kondensatorentladung Abbildung 1: Zur Aufnahme der Entladefunktion Wird ein Kondensator der Kapazität so folgt die Spannung UC C über einen Widerstand R entladen, am Kondensator der Entladungsgleichung: t UC = U0 · e− RC . Zunächst wird die Kondensatorspannung U0 = 10 V (4) mit Hilfe des Voltme- ters exakt eingestellt. Dann trennt man die Kabelverbindung K und startet exakt zu diesem Zeitpunkt die Stopp-Uhr. Unter scharfer Beobachtung der Spannungsanzeige und mit Hilfe der Split-Funktion der Stopp-Uhr lassen sich jetzt sehr genaue Wertepaare von Spannung und Zeit aufnehmen. I.3 Messung der Kondensatoraufladung Hierzu dient die Messschaltung nach Figur 2, wobei lediglich die eine Leitung des Kondensators umgelegt werden muss. Für den Aufladevorgang des Kondensators C über den Widerstand 2 R gilt die Aufladegleichung: t UC = U0 · 1 − e− RC . (5) Abbildung 2: Zur Aufnahme der Aufladefunktion Zunächst wird der Kondensator mit dem Kabel nung U0 = 10 V K überbrückt und die Span- wieder mit Hilfe des Voltmeters exakt eingeregelt. Genau im Moment der Trennung der Kabelbrücke startet der Aufladevorgang des UC ergibt U + UC = 10 V. Kondensators. Die gesuchte Kondensatorspannung abgelesenen Wert U aus UC = 10 V − U , 3 da sich mit dem II Aufgaben 1.) Bestimmen Sie den Zeitverlauf der Kondensatoraufladung und -Entladung jeweils für 2 selbst ausgewählte nungssprung 10 V. RC -Kombinationen für den Span- Zur freien Auswahl stehen je 4 Kondensatoren und Widerstände zur Verfügung: C/µF 1 2,2 4,7 10 R/MΩ 1 2,21 4,75 10 Die Fehlertoleranz der einzelnen Bauteile beträgt 1% für die Widerstände und 5% für die Kondensatoren. Mit Hilfe der Zeitkonstante R·C τ = lässt sich der erforderliche Zeitaufwand pro Messbereich abschät- zen, was man bei der Versuchsplanung berücksichtigen sollte. 2.) Stellen Sie die 4 Zeitverläufe der Sprungantwort U (t) grasch auf zwei Bögen DIN A4 Millimeterpapier dar, wobei für jede RC-Kombination Auf- und Entladung gemeinsam auf demselben Blatt dargestellt sind. 3.) Entnehmen Sie den Graken die sogenannten Halbwertszeiten tH , das sind die Zeiten, bei denen die Spannung 50% des Spannungsendwertes erreicht hat. t auf (warum?). Tragen Sie RC U für die Kondensatorauf- und Entladung ln über der Zeit auf (U ist U0 dabei jeweils die gemessene Spannung). Zeichnen durch die jeweiligen 4.) Lösen Sie die Gleichungen 4 und 5 nach Messpunkte die Ausgleichsgeraden und bestimmen aus den Steigungen der 4 Geraden die Zeitkonstanten τ. 5.) Berechnen Sie die zu erwartenden Zeitkonstanten aus der Formel RC . Ri = 100 MΩ des 1 MΩ), der dem jeweils Hierbei muss der Innenwiderstand berücksichtigt werden (Oszilloskop: ten Widerstand R τ = Voltmeters ausgewähl- parallel geschaltet ist, wohingegen der Innenwider- stand der Gleichstromquelle vernachlässigbar gering ist. 6.) Vergleichen und diskutieren Sie die Ergebnisse von 3, 4 und 5. 4