Technische Universität München Zentrum Mathematik Herbst 2015 Blatt 3 Vorkurs Höhere Mathematik 1. Gehen Sie die Inhalte der heutigen Vorlesung in kleinen Gruppen durch und fertigen Sie eine Zusammenfassung bzw. ein Formelblatt an. √ 2 ̸∈ Q. √ Hinweis: Nehmen Sie an, es gilt 2 = mn , wobei m n vollständig gekürzt ist. √ √ Lösung: Angenommen, 2 ist rational. Dann wäre 2 = mn ∈ Q und durch Kürzen erhielten wir √ p 2 = q , wobei p und q teilerfremd wären. Mit Quadrieren folgte dann: 2. Begründen Sie, warum √ p2 ( 2)2 = 2 ⇐⇒ 2q2 = p2 . q Es müsste also die Zahl p2 gerade sein, da sie 2 als Teiler hat. Damit wäre dann auch p gerade, also p = 2r mit r ∈ Z. Einsetzen lieferte dann: 2q2 = p2 ⇐⇒ 2q2 = 4r2 ⇐⇒ q2 = 2r2 . Damit wäre also auch q gerade. Dann hätten sowohl p als auch q den Teiler 2. Das steht √ im Widerspruch dazu, dass p und q teilerfremd sind. Es gibt demnach keine Darstellung von 2 als Bruch. 3. Bestimmen Sie in den folgenden Fällen jeweils die Menge aller x ∈ R, die den Ungleichungen genügen, und skizzieren Sie diese Mengen auf der Zahlengeraden: (a) (b) x −1 x +1 < 1, x2 + x + 1 ≥ 0, (c) x3 − x2 < 2x − 2, (e) 15x2 ≤ 7x + 2, (d) |1 − x | ≤ 1 + 2x, (f) | x + 1| + |5x − 2| = 6, Lösung: (a) Die erste Idee ist, diese Ungleichung mit x + 1 zu multiplizieren. Dazu ist eine Fallunterscheidung x + 1 > 0 und x + 1 < 0 nötig (x + 1 = 0 ist gar nicht zugelassen). Wir vermeiden diese Fallunterscheidung durch folgenden Trick, wobei das Glück uns beisteht und sich der entstehende Quotient derart vereinfacht, sodass keine Fallunterscheidung nötig wird: x−1 x−1 x − 1 − ( x + 1) 2 <1 ⇔ −1<0 ⇔ <0⇔ − <0 x+1 x+1 x+1 x+1 ⇔ x + 1 > 0 ⇔ x > −1 , sodass L = { x ∈ R | x > −1}. (b) Die Mitternachtsformel zeigt, dass das Polynom x2 + x + 1 keine reellen Nullstellen hat: √ 1 1 1 x1/2 = − ± − 1 mit − 1 < 0 . 2 4 4 Damit gibt es keinen Vorzeichenwechsel. Setzt man x = 0 ein, so stimmt die Ungleichung, damit ist die Ungleichung aber für alle x ∈ R erfüllt, also L = R. Alternative: Mit quadratischer Ergänzung erhalten wir x2 + x + 1 = ( x + 1/2)2 + 3/4 . Da Quadrate immer nichtnegativ sind, gilt somit x2 + x + 1 > 0 für jedes reelle x. 1 (c) Es gilt: x3 − x2 < 2x − 2 ⇔ ( x − 1)( x2 − 2) < 0 . √ 2}. √ 2. Fall: x − 1 < 0 und x2 − 2 > 0. In diesem Fall gilt L2 = { x ∈ R | x < − 2}. √ √ Insgesamt erhalten wir L = { x ∈ R | x < − 2 ∨ 1 < x < 2}. 1. Fall: x − 1 > 0 und x2 < 2. In diesem Fall gilt L1 = { x ∈ R | 1 < x < (d) Wir unterscheiden 1 − x ≥ 0 und 1 − x < 0: 1. Fall: 1 − x ≥ 0. Dann erhalten wir: 1 − x ≤ 1 + 2x ⇔ 3x ≥ 0 ⇔ x ≥ 0 . Damit gilt L1 = { x ∈ R | 0 ≤ x ≤ 1}. 2. Fall: 1 − x < 0. Dann erhalten wir: −(1 − x ) ≤ 1 + 2x ⇔ x − 1 ≤ 2x + 1 ⇔ x ≥ −2 . Damit gilt L2 = { x ∈ R | x > 1}. Insgesamt erhalten wir L = { x ∈ R | x ≥ 0}. (e) Wir erhalten mit der Mitternachtsformel 15x2 ≤ 7x + 2 ⇔ 15( x − 2/3)( x + 1/5) ≤ 0 . 1.Fall: x − 2/3 > 0 und x + 1/5 < 0. Solche x ∈ R gibt es nicht, sodass L1 = ∅. 2. Fall: x − 2/3 ≤ 0 und x + 1/5 ≥ 0. In diesem Fall erhalten wir L2 = [−1/5, 2/3]. Insgesamt haben wir also L = [−1/5, 2/3]. (f) Wir lösen die Beträge auf, indem wir eine Fallunterscheidung gemäß der Teilmengen (−∞, −1), [−1, 2/5) und [2/5, ∞) betrachten: 1. Fall: x ≥ 2/5. Es gilt x + 1 + 5x − 2 = 6 ⇔ 6x = 7 ⇔ x = 7/6. Hier erhalten wir L1 = {7/6}. 2. Fall: x < −1. Es gilt − x − 1 − 5x + 2 = 6 ⇔ 6x = −5 ⇔ x = −5/6. Hier erhalten wir L2 = ∅. 3. Fall: −1 ≤ x < 2/5. Es gilt x + 1 − 5x + 2 = 6 ⇔ 4x = −3 ⇔ x = −3/4. Hier erhalten wir L3 = {−3/4}. Insgesamt erhalten wir die Lösungsmenge L = {−3/4, 7/6}. 4. Gegeben seien rationale Zahlen p, q und irrationale Zahlen r, s. Beweisen oder widerlegen Sie folgende Aussagen: 2 (a) x = p + q ist eine rationale Zahl. (b) y = r + s ist eine irrationale Zahl. (c) z = p + r ist eine irrationale Zahl. Lösung: (a) Es gelte p = hauptung. m1 n1 , q= m2 n2 ∈ Q. Dann gilt p + q = m1 n1 + m2 n2 = m1 n2 + m2 n1 n1 n2 (b) Diese Behauptung kann nicht stimmen: Es sind nämlich r = len, die Summe r + s = 0 hingegen rational. √ ∈ Q, also stimmt die Be- √ 2 und s = − 2 irrationale Zah- (c) Angenommen, z ∈ Q. Dann gilt r = z − p ∈ Q, das stimmt nicht. Damit kann z nicht rational sein, somit ist z irrational. 5. Welche der folgenden Aussagen sind richtig? Begründen Sie Ihre Antwort! (a) Für alle x, y ∈ R gilt | x − y| ≤ | x | − |y|. (b) Für alle x, y ∈ R gilt die Gleichung | x − y| = || x | − |y||. (c) Für alle x, y ∈ R gilt || x | − |y|| ≤ | x − y|. Lösung: (a) Falsch, da z.B. |0 − 1| = 1 ̸≤ −1 = |0| − |1|. (b) Falsch, da z.B. |1 − (−1)| = 2 ̸= 0 = ||1| − | − 1||. (c) Richtig: | x | = | x − y + y| ≤ | x − y| + |y| ⇒ | x | − |y| ≤ | x − y| |y| = |y − x + x | ≤ |y − x | + | x | ⇒ |y| − | x | ≤ |y − x | ⇒ −(| x | − |y|) ≤ | x − y| . Damit gilt also || x | − |y|| ≤ | x − y|. 6. Untersuchen Sie die Mengen (a) M = { x ∈ R | x = n/(n+1), n ∈ N}, { } (b) M = n2/2n | n ∈ N auf Beschränktheit und bestimmen Sie ggf. Infimum, Supremum, Minimum und Maximum. Lösung: (a) Die ersten Elemente der Menge lauten 1/2, 2/3, 3/4, 4/5 , . . .. Man schöpft schnell den Verdacht: 1/2 ≤ x ≤ 1 für alle x ∈ M. Obwohl dies eigentlich klar ist und als selbstverständlih hingenommen werden kann, begründen wir diese Aussage ganz formal. Wir beginnen mit der unteren Schranke: n 1 ≥ n+1 2 ∀ n ∈ N ⇔ 2n ≥ n + 1 ∀n ∈ N ⇔ n ≥ 1 ∀ n ∈ N . Damit ist gezeigt, dass 1/2 eine untere Schranke von M ist, insbesondere M also nach unten beschränkt ist. Wegen 1/2 ∈ M haben wir bereits auch gezeigt: inf( M) = 21 und min( M ) = 12 . Nun zur oberen Schranke: n ≤1 n+1 ∀n ∈ N ⇔ n ≤ n + 1 ∀n ∈ N ⇔ 0 ≤ 1 n ∈ N . 3 Damit ist gezeigt, dass 1 eine obere Schranke von M ist. Angenommen, es gibt eine weitere obere Schranke b < 1 von M, also x ≤ b für alle x ∈ M, dann folgt: n ≤ b ∀ n ∈ N ⇔ n ≤ bn + b ∀ n ∈ N n+1 b ⇔ (1 − b ) n ≤ b ∀ n ∈ N ⇔ n ≤ ∀n ∈ N, | {z } 1−b x ≤ b < 1 ∀x ∈ M ⇔ >0 das ist nicht möglich, da N unbeschränkt ist. Damit gilt sup( M ) = 1. Da 1 ∈ / M, hat die Menge M kein Maximum. (b) Wir berechnen zuerst ein paar Elemente der Menge: n 1 n2 2n 1 2 4 4 2 3 =1 9 8 16 16 4 5 6 =1 25 32 36 64 2 Es liegt die Vermutung nahe, dass 2nn ≤ 1 für n ≥ 4. Das ist aber gleichwertig zu n2 ≤ 2n ∀n ≥ 4. Dass diese Ungleichung stimmt, wissen wir längst, das haben wir nämlich per vollständiger Induktion gezeigt. Es ist demnach sup( M) = max( M) = 98 . Außerdem gilt wegen ( n +1)2 2n +1 n2 2n ( n +1)2 2n +1 ( n + 1)2 1 = = 2 2n2 ( n+1 n )2 ( ) 1 1 2 = 1+ <1 2 n ( 2) n2 2n ∀n ≥ 3, dass < ist, für alle n ≥ 3. Man sagt: Die Folge 2nn fällt „schließlich streng monoton“. Die Zahl werden also mit wachsendem n immer echt kleiner. Wegen der Beschränktheit nach unten durch 0, keine der Zahlen wird negativ, gilt inf( M) = 0; ein Minimum existiert nicht, es gibt in M nämlich kein kleinstes Element. 4