Hinweis Bei dieser Datei handelt es sich um ein Protokoll, das einen Vortrag im Rahmen des Chemielehramtsstudiums an der Uni Marburg referiert. Zur besseren Durchsuchbarkeit wurde zudem eine Texterkennung durchgeführt und hinter das eingescannte Bild gelegt, so dass Copy & Paste möglich ist – aber Vorsicht, die Texterkennung wurde nicht korrigiert und ist gerade bei schlecht leserlichen Dateien mit Fehlern behaftet. Alle mehr als 700 Protokolle (Anfang 2007) können auf der Seite http://www.chids.de/veranstaltungen/uebungen_experimentalvortrag.html eingesehen und heruntergeladen werden. Zudem stehen auf der Seite www.chids.de weitere Versuche, Lernzirkel und Staatsexamensarbeiten bereit. Dr. Ph. Reiß, im Juli 2007 Schriftliche Ausarbeitung des Experimentalvortrags zum Thema "Organische Elektrochemie" Gehalten von: Yvonne Walter Dienbergstr.13 35305 Grünberg am21.01.1998 Chemie in der Schule: www.chids.de Inhaltsverzeichnis 1. Einleitung 2. Geschichte der Elektrochemie 3. Kolbe-Elektrolysen 3.1 Klassisches Kolbe-Schema 3.2 Elektrolyse einer Natrium-Acetat-Lösung (V1) 3.3 Elektrolyse einer Kalium-Propionat-Lösung (V2) 3.4 Die Acetat-Elektrolyse - eine Ausnahme? 4. Theorie elektrochemischer Umsetzungen 4.1 Einteilung der elektroorganischen Synthesen 4.2 Ladungsübertragung und Folgereaktionen 4.3 Das Schichtenmodell 5. Großtechnische Synthese 5.1 Arbeitsschritte der Synthese von Anisaldehyd durch Elektrooxidation 5.2 Zugehörige Reaktionsmechanismen 5.3 Nachweis per Dünnschichtchromatogramm (V3) 2 Chemie in der Schule: www.chids.de 6. Technische Anwendung 6.1 Brennstoffzellen 6.1.1 Allgemeines 6.1.2 Die Glucose-Brennstoffzelle ryS) 6.2 Leitfähige Polymere 6.2.1 Überblick 6.2.2 Polymerisation von Pyrrol (V4) 6.2.3 Bau eines Zink-Polypyrrol-Akkumulators ry6) 7. Vorteile der organischen Elektrochemie 8. Literaturverzeichnis 3 Chemie in der Schule: www.chids.de 1. Einleitung Als Elektrochemie wird ein Teilgebiet der Physikalischen Chemie bezeichnet, das sich mit der gegenseitigen Umwandlung von chemischer und elektrischer Energie auseinandersetzt. Dies umfaßt Vorgänge, bei denen chemische Reaktionen mit der Wanderung von elektrischen Ladungen oder dem Auftreten von elektrischen Potentialen verbunden sind. 2. Geschichte der Elektrochemie Bereits die alten Griechen entdeckten, daß geriebener Bernstein (gr.: elektron) kleine Gegenstände anziehen kann. Der englische Physiker Gilbert stellte um 1600 fest, daß auch andere Materialien - wie z.B. Glas-Gegenstände - anziehen können und bezeichnete diese Stoffe als "elektrisch geladen". Charles Francois de Cisternay du Fay, ein französischer Chemiker, erkannte, daß es zwei Arten elektrischer Ladung gibt und daß sich gleichgeladene Gegenstände abstoßen und entgegengesetzt geladene anziehen. Benjamin Franklin, bekannt als amerikanischer Staatsmann, definierte die Glaselektrizität als positiv und die des Bernsteins als negativ. Für das Gebiet, das man heute als Elektrochemie bezeichnet, wurde das Interesse im Jahr 1789 geweckt, als Luigi Galvani einen Froschschenkel eines gerade getöteten Frosches mit zwei verschiedenen Metallen berührte und Zuckungen beobachtete. 4 Chemie in der Schule: www.chids.de 1799 baute Graf Alessandro Volta die erste funktionierende Batterie. Bald darauf elektrolysierten die englischen Chemiker Carlisle und Nicholson erstmals verdünnte Schwefelsäure und erhielten an den Elektroden die Gase Wasserstoff und Sauerstoff. Durch Michael Faraday wurden wichtige quantitative Gesetze für die Elektrolyse entdeckt, und Begriffe eingeführt wie Ion, Anode, Kathode, Anion, Kation und Elektrolyt. Sir William Grove entwickelte 1839 die erste elektrochemische Zelle . 1849 wurden in Liebigs Annalen der Chemie und Pharmazie die "Untersuchungen über die Elektrolyse von organischen Verbindungen" von Hermann Kolbe veröffentlicht. Hermann Kolbe lebte von 1818 bis 1884 und war Professor der Chemie an den Universitäten in Marburg und später in Leipzig . 3. Kolbe-Elektrolysen 3.1 Klassisches Kolbe-Schema Unter dem "klassischen Kolbe-Schema" ist die Elektrolyse konzentrierter Lösungen der Salze der Carbonsäuren zu verstehen, die über einen radikalischen Mechanismus folgende Produkte ergibt: Kathode (-): Wasserstoff Anode (+): Kohlenstoffdioxid und ein geradzahliges Alkan. 5 Chemie in der Schule: www.chids.de Der zugrundeliegende Mechanismus ist im folgenden dargestellt: (Kathode) (Anode) ... 2R· + 2e R-R 3.2 Elektrolyse einer Natrium-Acetat-Lösung Versuch 1: Geräte: • Hofmannscher Wasserzersetzungsapparat • Kurzes Glasrohr mit ausgezogener Spitze und etwas Glaswolle bestückt • Einleitungsrohr • 2 Reagenzgläser • Feuerzeug • Regelbare Spannungsquelle • 3 Verbindungskabel • Stativmaterial 6 Chemie in der Schule: www.chids.de Chemikalien: • 200mI einer Lösung, die 23,6g NaAc und 40g Eisessig enthält • gesättigte Ba(OHh-Lösung Versuchsaufbau: + Durchführung: Der Hofmannsche Zersetzungsapparat wird mit der Lösung aus Natriumacetat und Eisessig bis knapp unter die Hähne der Schenkel gefüllt. Es wird dann eine Gleichspannung von 20V an die Platinelektroden angelegt. Wenn sich genügend Gas in den Schenkeln gebildet hat, wird die Reaktion gestoppt, und die Gase werden untersucht. Hierzu stülpt man ein Reagenzglas über den Kathodenschenkel, läßt das Gas hineinströmen, verschließt mit dem Daumen und entzündet das Gas (Knallgasprobe). Das Gas im Anodenschenkel wird zu einem kleinen Teil über ein Einleitungsrohr in ein mit gesättigter Barium7 Chemie in der Schule: www.chids.de hydroxid-Lösung gefülltes Reagenzglas eingeführt. Der Rest des Anodengases wird an der Spitze des ausgezogenen Glasrohres verbrannt. Reaktionen: Kathode: 2 H3 0 +(aq) + 2 e- Nachweisreaktionen : (1) Untersuchung des Kathodengases: (Knallgasprobe) (2) Untersuchung des Anodengases: a) Einleiten von Anodengas in gesättigte Ba(OHh-Lsg.: BaC0 3 .J..(S) + H20 (weißer Nd.) b) Brennbarkeit des Anodengases: 2 CH~H3(g) + 70 2(g) Ergebnis: Bei der durchgeführten Elektrolyse sind wie nach dem klassischen Kolbe-Schema erwartet an der Kathode Wasserstoff und an der Anode Kohlendioxid sowie ein geradzahliges Alkan (Ethan) entstanden. 8 Chemie in der Schule: www.chids.de 3.2 Elektrolyse einer Kalium-Propionat-Lösung Nimmt man nun für die folgende Elektrolyse einer Kalium-PropionatLösung die Produkte nach dem klassischen Kolbe-Schema an, so müßten demnach im Kathodenraum Kohlenstoffdioxid und n-Butan entstehen. Versuch 2: Geräte : • 250ml Becherglas • Polyethylenflasche (100ml) ohne Boden • Gebogenes Edelstahlblech (7cm x 10cm) • Blanke Platinelektrode • 2-fach durchbohrter Gummistopfen • Winkelrohr mit kurzem Schlauchstück • Kolbenprober mit 3-Wegehahn und Halterung • 2 Krokodilklemmen • regelbare Spannungsquelle • Amperemeter • 3 Strippen • Stativmaterial • Magnetrührer mit Rührfisch • 2 Reagenzgläser Chemikalien: • 200ml Kalium-Propionat-Lösung • wäßrige KMn04-Lösung 9 Chemie in der Schule: www.chids.de Versuchsaufbau: Becherglas mit "Glocke" Durchführung: Die Apparatur wird entsprechend der Abbildung aufgebaut und die Kalium-Propionat-Lösung in das Becherglas eingefüllt. Das Experiment wird gestartet, indem die Spannungsquelle auf etwa 10-12V eingestellt wird, wobei sich eine Stromstärke von 2A ergeben sollte. Der Kolbenprober wird vorsichtig immer soweit bewegt, daß keine Lösung in den Kolbenprober gelangt. Die Spannungsquelle wird abgestellt, wenn sich 100ml Gas entwickelt haben. Das entstandene Gas kann nun über den 3-Wegehahn in ein mit wäßriger KMn04-Lösung gefülltes Reagenzglas eingeleitet werden. 10 Chemie in der Schule: www.chids.de Reaktionen: Kathode: 2 H30+(aq) + 2 e Anode: H3C-CHz------COO -(aq) Nachweisreaktion : ---.:;Einleiten in wäßrige KMn04-Lsg. => Farbänderung /-~ 8 / 0-\\ /C)/ + Mn +7 l l o-~ ~o - 0 ---~ /f"'\ H C/-\+5/'" 2 1 Mn HC /~ 2 "0 - 0 8 I + H20 - Mn03- H2C-OH 1 H2C-OH Dial cyclischer Mangan(V)säureester Mn03- kann ein weiteres Alken-Molekül oxidieren ~ ~ +4 Mn02 als stabiles Endprodukt Ergebnis: Es ist anders als erwartet nicht n-Butan sondern das Alken Ethen entstanden . Der erste Reaktionsschritt sind in den Versuchen 1und 2 gleich, zur Ethenbildung ist die Abspaltung eines Protons nötig. Im Anodenraum ist tatsächlich eine saure Reaktion nachzuweisen. 11 Chemie in der Schule: www.chids.de (Die Tendenz der Produktbildung wird im nächsten Abschnitt erläutert.) 3.3 Die Acetat-Elektrolyse - eine Ausnahme? Tendenz der Produktbildung in Abhängigkeit von der Carbonsäure 100% 80% 60% H+ DA ; DA DA 40% 20% 0% Formiat Acetat Propionat Butyrat C1Dimeres Alkan (DA) OMonocarbonsäuren (MA) OH+ Valerat Capronat Enanthat Dimere Alkane u. Ester/Alkohole (E/A) Olefine Beim Betrachten der obigen Abbildung fällt auf, daß die Olefin-Bildung bei der Elektrolyse von der Propionsäure hin zu längerkettigen Carbonsäuren abnimmt. Eine Erklärung dafür könnte sein, daß längerkettige Radikale schwächer an die Elektrodenoberfläche adsorbiert sind und somit eine größere Chance haben mit anderren Radikalen zu dimerisieren. Laut dieser Interpretation müßte bei der Acetat - Elektrolyse die Olefinbildung in noch stärkerem Ausmaß stattfinden als bei höheren Carbonsäu resalz-Lösu ngen. 12 Chemie in der Schule: www.chids.de Dann: CHr • CH2: + H+ Entsprechend der Olefin-Synthese käme es so zur MethylenDiradikalbildung, dessen Energieaufwand allerdings zu hoch ist, so daß das System zur Bildung eines "dimeren Alkans" ausweicht. Hiermit wurde gezeigt, daß die weitbekannte Elektrolyse einer AcetatLösung ("Kolbe-Elektrolyse") eigentlich eine Ausnahme unter vergleichbaren Elektrolysen darstellt. 13 Chemie in der Schule: www.chids.de 4. Theorie elektrochemischer Umsetzunro!Q 4.1 Einteilung der elektroorganischen Synthesen Die elektroorganischen Synthesen werden folgendermaßen eingeteilt bzw. unterschieden: • Direkte Elektrosynthese: Hier findet an der Elektrode, welche rein die Funktion einer Elektronenquelle oder -senke ausübt, ein Elektronenentransfer zum oder vom organischen Substratmolekül statt. An der Kathode entsteht also z.B. aus einem neutralen Molekül ein Radikalanion. • Elektrokatalytische Synthese: Die Elektrode weist hier lediglich katalytische Eigenschaften auf. Mindestens einer der Reaktionspartner tritt in starke Wechselwirkung mit der Katalysatorelektrode, um aus dem adsorbierten Zustand heraus zu reagieren. • Indirekte Elektrosynthese: In der Zelle wird hierbei ein meist anorganisches Reduktionsoder Oxidationsmittel hergestellt. • Elektrochemische initiierte Reaktionen: Um die gewünschte Reaktion in Gang zu setzen, genügen katalytische Strommengen. 14 Chemie in der Schule: www.chids.de 4.2 Ladungsübertragung und Folgereaktionen Im ersten Schritt einer elektrochemischen Umsetzung, dem sogenannten Prlrnärprozeß, kommt es in der Regel lediglich zum Austausch eines einzigen Elektrons zwischen der Elektrode und dem organischen Substratmolekül. So entstehen aus neutralen Molekülen Radikal-Ionen aus I Anionen durch Oxidation und aus Kationen durch Reduktion Radikale: e A A e + B C+ e e A-+ A-- <3 .. B· 8 . C- e + .. .. e Nach diesem Ladungsübertritt sind Spezies entstanden, die eine wesentlich höhere freie Enthalpie als die Ausgangssubstanzen besitzen. Diese Spezies sind sehr reaktiv und weisen teilweise eine sehr kurze Lebensdauer auf. So reagieren diese meist unmittelbar vor der Elektrode oder bereits auf der Elektrodenoberfläche weiter zu intermediären Radikalen, Carbanionen und Carbkationen. In der Regel folgt diesem chemischen Folgeschritt ein weiterer elektrochemischer Schritt. Entsprechend der Reihenfolge der elektrochemischen ( E ) und chemischen ( C ) Einzelschritte charakterisiert man die Reaktionssequenzen. 15 Chemie in der Schule: www.chids.de 4.3 Das Schichtenmodell Zur Verdeutlichung der Vorgänge an der Phasengrenze dient die folgende Abbildung. ~i X:" k .. p ~l~ c: Cl> >- ... :;c 0 s: .~ ~ s: ... LJ..I '-' \Il Cl> \Il \Il c: ::> E ~ 0> ... Q,l ... QJ :0 c: ..s V> e ~ LJ..I \Il Cl> ~ \Il ... Cl> Cl> c: .s lp mm '.~-----...--. E l e k t ro IYl --------- Dargestellt ist ein nach Zudiffusion des Substrats X kathodisch erzeugtes Radikalanion X·- in einer Reaktionsschicht vor der Elektrode, das vor der Elektrode zum Produkt P abreagiert und wieder nach außen diffundiert. Chemie in der Schule: www.chids.de 16 5. Großtechnische Synthese Auch in der Industrie ist man teilweise dazu übergegangen, die elektrochemischen Möglichkeiten für die organische Chemie zu nutzen. So wird z.B. Adiponitril, das als Ausgangsprodukt zur Nylondarstellung benötigt wird, elektrochemisch dargestellt. Im folgenden wird hier ein Verfahren zur Synthese von Anisaldehyd vorgestellt, das 1979 von BASF entwickelt wurde. 5.1 Arbeitsschritte der Synthese von Anisaldehyd durch Elektrooxidation Dokumentation: Geräte: • 100ml Becherglas • 2 Kohleelektroden • 2 Krokodilklemmen • regelbarer Widerstand (330, 2,4A) • Voltmeter (Meßbereich 10V) • Amperemeter (Meßbereich O,5A) • Regelbare Spannungsquelle • 6 Verbindungskabel • Magnetrührer mit Rührfisch • 500ml Scheidetrichter • Rotationsverdampfer • Magnetrührer mit Rührfisch 17 Chemie in der Schule: www.chids.de • Trichter mit Filter • Destillationsapparatur Chemikalien: • BOml Methanol-Essigsäure-Mischung (9:1 bzw. 72ml:Bml) • 19 Tetrabutylammoniumbromid • 2,6ml (O,02mol) 4-Methylanisol (frisch destilliert) • 100ml gesättigte NaCI-Lösung • 2x (3x 50ml) Diethylether • 100ml 1O%ige Schwefelsäure • 10%ige NaHC0 3-Lösung • Calciumchlorid (wasserfrei) Versuchsaufbau: Spanmmgc;queUe Voltmeter Amperemeter n-t--Graphitelektrode -t-- Elektrolyt ~:=:§~:!:::; ROhrfisch 1 0 DD 0 Chemie in der Schule: www.chids.de 18 r~ Durchführung: In die Elektrolysezelle werden das Lösungsmittel, das Leitsalz, das Edukt gegeben und unter Rühren gelöst. Es folgt eine Elektrolyse über 11Stunden an den Graphit-Elektroden bei einer konstanten Stromstärke 1= 200mA und einer Spannung U = 7,6V. Danach wird das Elektrolyseprodukt in einem 500ml Scheidetrichter mit einer gesättigten NaCI-Lösung versetzt und durchmischt. Durch 3maliges Ausethern wird die organische Phase von der wäßrigen getrennt. Am Rotationsverdampfer kann das Lösungsmittel entfernt werden. Der Rückstand wird mit 1O%iger Schwefelsäure versetzt und 3 Stunden gerührt. Es folgt ein erneutes 3maliges Ausethern mit Diethylether und ein Waschen der etherischen Lösung mit 1O%iger NaHC0 3-Lösung. Vor dem Abzug des Lösungsmittels wird die Lösung über Nacht über Calciumchlorid getrocknet. Das so entstandene Rohprodukt wird zur Reinigung einer Destillation unter vermindertem Druck unterzogen. 5.2 Zugehörige Reaktionsmechanismen a) Anodische Oxidation von 4-Methylanisol b) Saure Hydrolyse des Zwischenprodukts Anisaldehyddimethylacetals 19 Chemie in der Schule: www.chids.de a) Anodische Oxidation von 4-Methylanisol: Hc-0-o' 3 _ CH3 !- E e- r C-O-( ·~ CH3 . • H3 !_ C H+ H3C -O-( ) = CH2 -+--+- E H3 c-o-o'~H " 1: c-o-O' C-H _ 2 .. H+ CH30H p-CH 3 H3 _ I - H erneuter ECE-Mechanismus .. .. H3 C-O _ \ -0 ~ r; - 1J~CH3 /j 0:J CI H Anisaldehyddimethylacetal 20 Chemie in der Schule: www.chids.de ... b) Saure Hydrolyse des Zwischenprodukts Anisaldehyddimethylacetals: H3C 10/CH 3 10 H3C \ I +H+ I - HOCI-I;, C-H / C<±l 10 \0\ ~ 'CH 3 /0" CH3 H I /., H C-O C:B I ' ,0 H -'CH 3 -H + H / C@ \ / H C ~@ 10-H 10-H / H c ~ ~/ Anisaldehyd 21 Chemie in der Schule: www.chids.de H + H20 5.3 Nachweis per Dünnschichtchromatogramm (V3) Geräte: • DC-Mikrokammer • Sprüher • Fön • Bleistift und Lineal Chemikalien: • Synthetisiertes Anisaldehyd (+ Vergleichssubstanz) • O,4%ige Lösung von 2,4-Dinitrophenylhydrazin in Salzsäure (c =2mol/l) • Aceton (Fließmittel) • DC-Mikrokarte mit Kieselgelschicht Durchführung: Auf die mit Bleistift gezogene Startlinie auf der DC-Mikrokarte werden punktförmig Proben des synthetisierten Anisaldehyds und der Reinsubstanz aus der Chemikaliensammlung aufgetragen. Fünf Minuten nach Befüllen der DC-Kammer mit Aceton (ca. O,7cm hoch) wird die DC-Karte in die Kammer gestellt. Nachdem die Fließmitteifront den oberen Rand der Karte fast erreicht hat, diese aus der Kammer entfernt und getrocknet wurde, besprüht man die Karte mit dem Detektionsreagenz. Ergebnis: Das entstandene Hydrazon ist als orangeroter Fleck erkennbar. 22 Chemie in der Schule: www.chids.de Reaktionmechanismus: H3C \ / \q., H °2 N C ~ über ,,0 / ~+H+J H3C \ / \q., - HN-N 2H H N0 2 .. C~"\ Q-iH ~+ °2 N H H3C I 0 C-N-N H2 H I 10-H \ \q., 1~ N0 2 -H+ °2 N H H3C \ I \~ 1l : ~~O r-,- - C-N-N H H \) 10-H ,0 H N0 2 °2 N H H 3C I \ C \q" N-N H Entstandenes Hydrazon 23 Chemie in der Schule: www.chids.de N0 2 6. Technische Anwendung 6.1 Brennstoffzellen 6.1.1 Allgemeines Unter Brennstoffzellen versteht man Geräte, die zur elektrochemischen Stromerzeugung dienen. Die Erzeugung von elektrischer Energie in dieser Form erfolgt nahezu wärmeverlustfrei. Charakteristisch für Brennstoffzellen ist das kontinuierliche Zuführen des Brennstoffs und des Oxidationsmittels. Die Kapazität wird durch die mögliche Speichermenge der Betriebsstoffe bestimmt. Im Gegensatz zu den Elektroden in Batterien erfahren die Elektroden in Brennstoffzellen keine Veränderungen, da sie hier lediglich als Katalysatoren fungieren und nicht in den stromliefernden Vorgang eingreifen. Anzumerken ist, daß die Zersetzungsprodukte anders als die Ausgangsstoffe (z.B. Methanol) umweltfreundlich sind. 6.1.2 Die Glucose-Brennstoffzelle Geräte : • Tondiaphragma • 600ml Becherglas • versilberte Graphit-Elektrode • platinierte Platin-Elektrode • 2 Krokodilklemmen • Verbindungskabel 24 Chemie in der Schule: www.chids.de • Kleiner Elektromotor • Magnetrührer mit Rührfisch Chemikalien: • 180ml Kalilauge (c =5mol/l) • 60ml wäßrige Glucose-Lösung (c = 1mol/I) • 50ml Wasserstoffperoxid-Lösung (w =0,3) Versuchsaufbau: _ 7önd/aflhr~~ ~tt---;;---r--:~ I/~- KOf!- LSJo versiiberk. i:a.phit. Ele.ktroolc UOJ!-LsJ- ~ I, ~I D- ' ----- J!u.cose - Ls~- -f pJaiinie.rle 21ati/1 - aeJdrodl!.. flagne..truuhra: Durchführung: Das in Kalilauge gewässerte Diaphragma wird mit 30ml Kalilauge .und 60ml wäßriger Glucose-Lösung befüllt. Die Tonzelle stellt den nun abgetrennten Anodenraum dar, in den die platinierte PlatinElektrode eintaucht. Die restliche Kalilauge wird in das Becherglas gegeben, in dem ',,~~ sich auch die Tonzelle befindet. Hier taucht die versilberte GraphitElektrode ein. Chemie in der Schule: www.chids.de 25 Die Elektroden werden über Verbindungskabel und den Elektromotor miteinander verbunden. Über einen Tropftrichter werden nun langsam 50ml Wasserstoffperoxid hinzugetropft. Ergebnis: Bei den hier verwendeten Mengen wird der Elektromotor länger als 45 Minuten betrieben. Elektrodenvorgänge: An den Elektroden verlaufen formal folgende Umsätze: ~.n.Q~tEr (u.a.) H", ~O C HO", 0 ~ C --i--OH HO-+--- OH • + 20H HO + 2 --i--OH OH --i--OH OH CH20H CH20H (Stark vereinfacht!!!) 26 Chemie in der Schule: www.chids.de e +~ Anmerkung: Aldosen und Ketosen sind enolisierbare Carbonylverbindungen, die im alkalischen Medium nicht beständig sind. Die Epimere Glucose und Mannose werden ebenso wie Fructose unter a-Inversion tautomerisiert. In konzenmtrierten Alkalihydroxid-Lösungen kommt es gar zur Spaltung der Aldosen und Ketosen in kleinere Moleküle (z.B. Fructose in Dihydroxyaceton und Glycerinaldehyd, dieses wiederum in Glycolaldehyd und Formaldehyd): H V O OH HO OH OH CH20H D-Glucose 3% H -, ~O C~ H -, /OH C I HO HO CH20H OH HO 0 HO OH OH OH OH OH OH CH20H CH20H CH20H D-Mannose ENDIOl D-Fructose 37 0/c3 27 28 % Chemie in der Schule: www.chids.de 6.2 Leitfähige Polymere 6.2.1 Überblick Zum Erhalt eines leitfähigen Polymers sind zunächst einmal folgende Schritte unerläßlich: • Polymerisation des Monomeren • Oxidation bzw. Reduktion des Polymeren • Einlagerung von Ionen des Trägerelektrolyten Unter Oxidation versteht man im vorliegenden Fall die Entfernung von Elektronen aus dem Valenzband und unter einer Reduktion die Elektroneneinschleusung ins bis dahin leere Leitungsband, wenn man das Bändermodell auf die leitfähigen Polymere anwendet. 6.2.2 Polymerisation von Pyrrol (V4) Geräte: • 400ml Becherglas • Magnetrührer mit Rührfisch • 2 Edelstahlbleche • 5 Verbindungskabel • 2 Krokodilklemmen • Stativmaterial • Klammer nach Kaufmann • regelbare Spannungsquelle • Amperemeter 28 Chemie in der Schule: www.chids.de • Voltmeter Chemikalien: • 5g KCI0 4 • 200m I Wasser • 2ml Pyrrol Versuchsaufbau : (i)- + ~ v- . ~ 1 , r Stahlbl eche ~ ._..--.--"-' --. _. ._.. ...... ._ .-._._.-._. VS"'OW",,"" .. _.. iriA ~ • • _ . _ __ -' _ 2 ml Pyrrol _. 0 - _._._. ._ . :- 5:::j: ::=i - Durchführung: Die angegebene Menge Leitsalz wird im Wasser - soweit möglichgelöst, der Rest wird abfiltriert. Nach Zugabe des Pyrrols wird 1-2 Minuten gerührt, bevor die Elektrolyse gestartet wird . Es wird bei 2 einer Stromdichte von maximal 20mAlcm elektrolysiert, dieser Wert ergibt sich hier bei einer angelegten Spannung von ca. 3,5V und einer Stromstärke von 300mA. Nach 1 minütiger Elektrolyse wird das Anodenblech umgedreht. Nach weiteren 10-15 Minuten wird die Elektrolyse vollständig beendet. Chemie in der Schule: www.chids.de 29 ',,~~ Das Edelstahlblech wird vorsichtig mit Wasser abgespült und kann nun entweder als Pluspol eines Akkumulators geschaltet werden oder die Schicht kann mit Hilfe einer Rasierklinge entfernt werden. Ergebnis: Das Anodenblech ist nun mit einem schwarzen Film von Polypyrrol überzogen. Reaktionsmechanismus: • Anodische Oxidation des Pyrrols zum Radikal-Kation: )eS N 0 + ~ ~­ -e .. . .. N N H H ~~ H • C-C-Verknüpfungen: ~. ~ ){~~ N JUd:i N H H R f:L{ L.». + :Z~~ N N H JUJS N H H 30 Chemie in der Schule: www.chids.de N H N H ~ciJ~ N H • Abspaltung positiver Ladung: )JJ::i N H N H )JJS N H N H Die Polymerisation wird eingeleitet durch direkte anodische Oxidation des Pyrrols zu einem Radikalkation. Aufgrund der mesomeren Grenzstruktur sollte das Radikal in 2-Stellung am stabilsten sein, weshalb die folgende C-C-Verknüpfung auch in 2-Stellung erfolgt. So gebildete Dimere bilden bald Trimere, diese werden bei niedrigeren Potentialen zu Radikalkationen oxidiert als Pyrrol. So kommt es zur raschen Bildung von Polymerketten. Als Nebenreaktion ist die Abspaltung positiver Ladung durch Reaktion mit kathodisch gebildeten Hydroxid-Ionen zu sehen. Die Polymerkette besteht aus neutralen und positiven Pyrrolmolekülen im Verhältnis 3:1. Die geladenen Polypyrrolketten bilden positive Schichten, in deren Zwischenräumen die Ionen des Trägerelektrolyten zum Ladungsausgleich eingelagert sind. 31 Chemie in der Schule: www.chids.de 6.2.3 Bau eines Zink-Polypyrrol-Akkumulators Geräte. • 250ml Becherglas (hohe Form) • Zink-Blech • Edelstahlelektrode mit Polypyrrolüberzug • 2 Krokodilklemmen • 2 Verbindungskabel • Stativmaterial • Klammer nach Kaufmann • 2 halbe größere Gummistopfen mit je 2 Ritzen zum Befestigen der Bleche • Spannungsquelle • Voltmeter • Amperemeter • Kleiner Elektromotor Chemikalien: • 5g Zinksulfat • 200ml Wasser Versuchsaufbau : Zinkbl ech ZinksuttatLösung Chemie in der Schule: www.chids.de Polypyrrol-Folie aul Stahlblech 32 Durchführung: Das Zinksulfat wird im Wasser gelöst. Das Becherglas wird mit Hilfe einer Kaufmann-Klammer an einem Stativ befestigt. Die beiden Elektroden werden in den Gummistopfen eingesetzt und in das Becherglas eingetaucht. Für den Ladevorgang werden zunächst die Geräte wie im Versuchsaufbau beschrieben geschaltet. Der Akkumulator wird 2 Minuten bei einer Stromdichte von ca. 30mAlcm 2 geladen (hier: ca.3,5V und 200mA). Danach trennt man die Zelle von der Spannungsquelle und schaltet stattdessen einen kleinen Spielzeugmotor zwischen die beiden Elektroden. Der Versuch läßt sich beliebig oft wiederholen. Entladereaktionen an den Elektroden: Kathode: Zn ~ Zn2+ + ze Beim Entladen wandern also die Anionen in Lösung, so daß folglich im Ladevorgang die Anionen als Gegenionen in die Polymermatrix eingebaut werden . 33 Chemie in der Schule: www.chids.de 7. Vorteile der organischen Elektrochemie Obwohl die Elektrochemie auch der Organischen Chemie die Möglichkeiten zu eleganten Synthesewegen bietet, ist sie hier wenig populär. Einer der Gründe dafür mag sein, daß die Kenntnisse und die nötige Ausrüstung wenig verbreitet sind. Auch muß zugegeben werden, daß die Wege der Organischen Elektrochemie nicht unbedingt besser "gehen". Dennoch sind einige Vorteile zu nennen, so entfallen z.B. bei der elektrolytischen Oxidation die kostenträchtige Entsorgung von Schwermetallabfällen. Des Weiteren sind der umweltfreundliche Einsatz und die verhältnismäßig niedrigen Investitionskosten nicht zu vergessen, wie auch die Möglichkeit zur Energieersparnis. Am Bedeutensten ist jedoch, daß die Pozesse unter milden Bedingungen durchgeführt werden können (Normaldruck und Zimmertemperatur) und man durch Variation der Spannung, der Stromdichte, der Diffusionsschichtdicke sowie auch der Zusammensetzung der Elektrolyten die Reaktion gelenkt / beeinflußt werden kann, was einer unglaublichen Variationsbreite entspricht. Außerdem lassen sich auf diese Weise (elektrochemisch) relativ leicht Radikale und Radikal-Ionen bilden noch dazu schnell und vor allem in relativ hoher Konzentration. 34 Chemie in der Schule: www.chids.de 8. Literaturverzeichnis Beck, F. Elekroorganische Chemie, Weinheim, 1974. Butenuth, Dr. J.; Netsch, K.P. und Steuber, Prof. Dr. F.W.. Lehrerfortbildung "Einführung in die Elektrochemief/ Fachbereich Chemie der Phil- ipps-Universität Marburg, Februar 1986. Flintjer, B. und Jansen, W .. .Polypyrro' und Polypyrrol-Batterien". In: PdN-Ch. 3/38. Jg. 1989. Falbe, J., Regitz, M. (Hrsg.). CD Rörnpp Chemie Lexikon - Version 1.0, StuttgartlNew York: Georg Thieme Verlag}1995. Flintjer, B. und Jansen, W .. "Der Polypyrrol-Akkumulator mit wäßrigen Elektrolyten". In: PdN-Ch . 7/39. Jg.1990. Jansen, W., Kenn, M. ; Flintjer, B.; Peper, R.. "Elektrochemie", AulisKolleg Chemie, Aulis Verlag Deubner & CO KG Köln, 1985. Menig, J.; Flintjer, B.; Bader, H.J.. "Versuche zur elektroorganischen Chemie (Kolbe-Elektrolyse) im Chemieunterricht Teill."(erschienen 03SEP-1996 im Internet), Institut dür Didaktik der Chemie, J.W.GoetheUniversität Frankfurt, ChemKon im Druck. Menke, K. und Roth, S., "Metallisch leitfähige Polymere I". In: ChiuZ, 20. Jahrg. 1986, Nr.1. 35 Chemie in der Schule: www.chids.de Menke, K. und Roth, S., "Metallisch leitfähige Polymere 11". In: ChiuZ, 20. Jahrg. 1986, Nr.2. Schmidt, J., "Brennstoffzellen für Flüssigkeiten und Gase". In: PdN-Ch. 3/38.Jg. 1989. Schmidt, J., "Ein Kunststoffakku". In: PdN-Ch. 3/38. 1989. Troll, Prof. Dr. Th., "Elektrochemie als Werkzeug in der Organischen Chemie - Grundlagen, Analytik, Anwendung". In: MNU 43/1 (15.1.1990) Seiten 6-11, © Ferd. Dümmler Verlag Bonn. Vorschrift "Herstellung von Anisaldehyd durch Elektrooxidation- Ein Beispiel für die technische Synthese eines Riechstoffes" unveröffentlicht, Quelle unbekannt. Wendt, H., "Organische Elektrochemie". In: ChiuZ 1 19.Jahrg. 19851 Nr.5, © VCH Verlagsgesellschaft mbH, Weinheim, 1985. 36 Chemie in der Schule: www.chids.de