gute pillen − schlechte pillen - Guten Pillen, schlechte Pillen

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GUTE PILLEN − SCHLECHTE PILLEN
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Pressemitteilung 31.3.2011
Aus alt mach neu
Abzocke mit zweifelhaftem Abführmittel (Chol-Kugeletten®)
Dies könnte ein Aprilscherz sein, ist es aber nicht: Im Jahr 2011 wird ein
Abführmittel zugelassen, dessen Wirkprinzip längst überholt ist und das mit sehr
lästigen „Neben“wirkungen verbunden ist. Die unabhängige Gesundheitszeitschrift
Gute Pillen – Schlechte Pillen kritisiert die Zulassung in ihrer aktuellen Ausgabe
(GPSP 2/2011) und macht auf den hohen Phantasiepreis aufmerksam. „Dabei helfen
Quellmittel oder Laktulose gut, wenn Verstopfung ein echtes Problem ist“, sagt
Wolfgang Becker-Brüser von Gute Pillen – Schlechte Pillen.
Nichts verhindert, dass unsinnige Präparate auf den Markt kommen, wenn sie zumindest
das erledigen, was sie laut Indikation erledigen sollen. In diesem Fall ist es das Abführen.
Und natürlich haben Arzneimittelhersteller ein Interesse daran, einen bekannten
Präparatenamen zu retten. Genau das ist hier geschehen: Die Firma Dolorgiet brachte 1954
einen Mix aus mehreren Bestandteilen auf den Markt und verkaufte ihn als Mittel gegen
„Erkrankungen des Leber-Galle-Systems“ unter dem Namen Chol-Kugeletten®. Den
Nutzen für diese Indikation zu belegen, war seinerzeit noch nicht nötig – vor dem
Contergan-Skandal und ohne Arzneimittelgesetz. Den Beleg hat es auch später nicht
gegeben. Bekannt und beliebt war allerdings die abführende Wirkung des Wirkstoffmix,
der unter anderem Aloeextrakt enthielt.
In den 1970er Jahren musste aus dem Präparat zunächst ein leberschädlicher Wirkstoff
entfernt werden, und als in den 1980er Jahren Kombinationspräparate in die Kritik
gerieten, reduzierte der Hersteller die Menge der Bestandteile: Statt der ursprünglich elf,
enthält Chol-Kugeletten® Neu seit 1990 nur noch zwei Bestandteile. Was blieb, war die
Marke. Die wurde auch jetzt gerettet, denn die Neuauflage in 2011 mit Aloeextrakt als
einzigem Wirkstoff wurde von der Firma Chol-Kugeletten® Mono getauft.
Das ist aber noch nicht alles: Im Gegensatz zur Wirkstoffvielfalt ist der Preis nicht
geschrumpft. 30 Tabletten des Monopräparats kosten 14,99 €. Dabei verkauft die Firma
noch ein zweites Präparat, das ebenfalls abführenden Aloeextrakt enthält. Die 30 Tabletten
GPSP Pressmitteilung
Chol-Kugeletten®
31.3.2011
Kräuterlax® kosten aber nur 4,97 €. Sie enthalten übrigens sogar mehr Aloe-Wirkstoff,
dessen lästige unerwünschte Wirkung kolikartige Bauchschmerzen sein kann.
Gute Pillen – Schlechte Pillen rät, die Verdauung zum Beispiel mit ballaststoffreicher
Nahrung wie Vollkornprodukten und mit Bewegung auf Trab zu bringen. Wer durch
Krankheiten oder bestimmte Medikamente an Verstopfung leidet, kann sich entweder mit
Quellmitteln wie Flohsamenschalen helfen oder Präparate mit Laktulose wählen.
Weitergehende Informationen finden Sie hier:
Der Artikel zu Chol-Kugeletten® in GPSP 2/2011, S. 5. Die Parallelvermarktung von einem neuen teueren und
einem günstigen Präparat mit gleichem Wirkstoff war uns einen Cartoon wert (Thomas Kunz) http://gutepillenschlechtepillen.de/pages/archiv/jahrgang-2011/nr.-2-maerzapr.-2011/wundersame-wandlung-chol-kugelettenrndash-frueher-nutzlos-jetzt-ueberteuert.php
arznei-telegramm (2011) CHOL-KUGELETTEN – vom nutzlosen Cholagogum zum überteuerten Laxans. 42,
S. 23
A.V.I. alarm-telegramm (1989) S.37 kritisierte, dass die empfohlene kurmäßige Anwendung von CholKugeletten® zum Abführmittelmissbrauch verführt.
Redaktion Gute Pillen – Schlechte Pillen
August-Bebel-Str. 62
D-33602 Bielefeld
[email protected]
www.gutepillen-schlechtepillen.de
Gute Pillen – Schlechte Pillen ist ein Gemeinschaftsprojekt von: DER ARZNEIMITTELBRIEF, arzneitelegramm, Arzneiverordnung in der Praxis und Pharma-Brief. Alle beteiligten Zeitschriften sind Mitglied der
International Society of Drug Bulletins (ISDB). Herausgeber: Gute Pillen, Schlechte Pillen - Gemeinnützige
Gesellschaft für unabhängige Gesundheitsinformation mbH, Bergstr. 38A, 12169 Berlin, HRB 98731B
Amtsgericht Berlin-Charlottenburg, Geschäftsführer: Wolfgang Becker-Brüser, Jörg Schaaber, Prof. Dr. Walter
Thimme. Steuernr. 27/603/52625
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