Prof. Dr. J. Willms Fachhochschule Südwestfalen Labor für Angewandte Informatik Meschede Auf der Suche nach Pokerstrategien: Ist der Zufall kalkulierbar? 52 Pokerkarten 4 Farben Rangfolge der Pokerkarten Prof. Dr. J. Willms Labor für Angewandte Informatik Meschede 2 Ziel: gutes Blatt bestehend aus fünf Karten zusammenzustellen Bestes Blatt gewinnt! Prof. Dr. J. Willms Labor für Angewandte Informatik Meschede 3 Die Spieler setzen in verschiedenen Wettrunden ohne die Karten der anderen Spieler zu kennen auf ihr eigenes Blatt Pokerblätter Vierer Full House Drilling Doppelpaar Prof. Dr. J. Willms Labor für Angewandte Informatik Meschede 4 Paar Pokerblätter Straight Flush Flush Prof. Dr. J. Willms Labor für Angewandte Informatik Meschede 5 Straight (Straße) Rangfolge Prof. Dr. J. Willms Labor für Angewandte Informatik Meschede 6 Straight Flush B♠ 10♠ 9♠ 8♠ 7♠ Vierer 7♣ 7♠ 7♥ 7♦ D♥ Full House D♣ D♥ D♦ 6♠ 6♠ Flush D♦ 10♦ 9♦ 7♦ 5♦ Straight (Straße) D♥ B♣ 10♦ 9♣ 8♠ Drilling 7♥ 7♠ 7♦ B♠ 9♠ Doppelpaar 7♥ 7♠ 8♥ 8♦ B♠ Paar 7♥ 7♠ 5♥ 9♠ B♠ Spielzüge Drei mögliche Spielzüge: Prof. Dr. J. Willms Labor für Angewandte Informatik Meschede 7 erhöhen raise falls in der Wettrunde noch niemand gesetzt hat setzen bet mitgehen call falls in der Wettrunde noch niemand gesetzt hat schieben check aufgeben (oder auch passen) fold Spielvariante Texas Hold‘em Jeder Spieler erhält zwei (verdeckte) Karten Es gibt 4 Wettrunden Nach der ersten Wettrunde werden 3 Gemeinschaftskarten offen aufgedeckt (Flop) Nach der zweiten Wettrunde wird 1 weitere Gemeinschaftskarte offen aufgedeckt (Turn) Prof. Dr. J. Willms Labor für Angewandte Informatik Meschede 8 Nach der dritten Wettrunde wird 1 weitere Gemeinschaftskarte offen aufgedeckt (River) Texas Hold‘em Big Blind Spieler C 2 Spieler B 1 Spieler D Small Blind Prof. Dr. J. Willms Labor für Angewandte Informatik Meschede 9 Spieler A Dealer Spielverlauf Flop Spielverlauf: 2/4-Limit Big Blind Spieler C 2 2 2 Spieler B 2 1 Small Blind 4 Spieler A Prof. Dr. J. Willms Dealer Labor für Angewandte Informatik Meschede 10 Spieler D Spielverlauf Turn Spielverlauf: 2/4-Limit Big Blind Spieler C 2 2 2 Spieler B 2 1 2 Small Blind 4 2 Spieler A Prof. Dr. J. Willms Dealer Labor für Angewandte Informatik Meschede 11 Spieler D Spielverlauf River Spielverlauf: 2/4-Limit Big Blind Spieler C 2 2 2 Spieler B 2 1 2 Small Blind 4 4 2 Spieler A Prof. Dr. J. Willms Dealer Labor für Angewandte Informatik Meschede 12 4 Spieler D Spielende: Showdown Big Blind Spieler C 2 2 2 2 1 Spieler B 2 Small Blind 4 4 2 Spieler A Prof. Dr. J. Willms Labor für Angewandte Informatik Meschede 13 1 Dealer 2 2 2 2 4 2 Spieler D 2 4 4 4 4 4 4 4 Spieler A hat gewonnen! Spieler A bekommt den Pott: 33 Spieleinheiten Einsatz: 14 Spieleinheiten Richtige Entscheidung? Zufall spielt eine große Rolle Poker ist ein Spiel mit unvollständigen Informationen Der Spieler, der an der Reihe ist, ist gezwungen, Informationen über sich preiszugeben Folgerung: der Dealer hat die beste Position Prof. Dr. J. Willms Labor für Angewandte Informatik Meschede 14 Gibt es Strategien? Kann Mathematik helfen? Wahrscheinlichkeitstheorie liefert mathematische Modelle für das Studium eines vom Zufall beeinflussten Geschehens Wie kann man den Begriff der Wahrscheinlichkeit genauer fassen? Prof. Dr. J. Willms Labor für Angewandte Informatik Meschede 15 In der Mathematik benutzt man die axiomatische Definition der Wahrscheinlichkeit nach Kolmogorow (1933) Axiomatische Definition (Kolmogorow) Eine Abbildung P: Potenzmenge von Ω → [0 , 1] heißt Wahrscheinlichkeitsmaß auf der endlichen Menge Ω , falls: Prof. Dr. J. Willms Labor für Angewandte Informatik Meschede 16 (K1) P(Ω) = 1 (K2) 0 ≤ P(A) ≤ 1 für alle A كΩ (K3) P(A B) = P(A) + P(B), falls A, B كΩ und A ∩ B = Ø Wahrscheinlichkeit Die Wahrscheinlichkeit P(A) eines Ereignisses A ist eine Zahl zwischen 0 und 1: 0 ≤ P(A) ≤ 1 P(A) die Wahrscheinlichkeit , dass A eintrifft 1- P(A) die Wahrscheinlichkeit , dass A nicht eintrifft P(A) = 1 = 100 % das Ereignis A trifft ein P(A) = 0 = 0 % das Ereignis A trifft nicht ein P(A) = 0,5 = 50% es ist gleich wahrscheinlich, dass das Ereignis eintrifft bzw. nicht eintrifft Prof. Dr. J. Willms Labor für Angewandte Informatik Meschede 17 Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass bei 23 zufällig von mir ausgewählten Personen zwei von Ihnen am gleichen Tag Geburtstag haben (ohne Beachtung des Jahrganges)? Sie ist größer als 50%! Prof. Dr. J. Willms Labor für Angewandte Informatik Meschede 18 Wie berechnet man dies? Drei modifizierte Würfel (jede der sechs Seiten besitzt weiterhin gleiche Wahrscheinlichkeit) Würfel A ist 3, 3, 3, 3, 3, 6 beschriftet Würfel B ist 2, 2, 2, 5, 5, 5 beschriftet Würfel C ist 1, 4, 4, 4, 4, 4 beschriftet Ziel: einen möglichst hohen Wert zu „erwürfeln“ Es gilt: Prof. Dr. J. Willms Labor für Angewandte Informatik Meschede 19 Verblüffend? P( A besiegt B ) > 50 % P( B besiegt C ) > 50 % aber auch: P( C besiegt A ) > 50 % Einschränkung auf folgendes Modell X ist eine unbekannte zufällige Größe (Zufallsvariable) X kann nur die Werte w1, w2, w3, … ¸wN annehmen {X = wj} nennen wir ein Elementarereignis Prof. Dr. J. Willms Labor für Angewandte Informatik Meschede 20 Sind alle Elementarereignisse gleich wahrscheinlich, dann: 1 P(X = w1) = P(X = w2) = P(X = wN) = N Beispiel A♣ A♠ A♥ A♦ K♣ K♠ K♥ K♦ D♣ D♠ D♥ D♦ B♣ B♠ B♥ B♦ 10♣ 10♠ 10♥ 10♦ 9♣ 9♠ 9♥ 9♦ 8♣ 8♠ 8♥ 8♦ 7♣ 7♠ 7♥ 7♦ 6♣ 6♠ 6♥ 6♦ 5♣ 5♠ 5♥ 5♦ 4♣ 4♠ 4♥ 4♦ 3♣ 3♠ 3♥ 3♦ 2♣ 2♠ 2♥ 2♦ Prof. Dr. J. Willms Labor für Angewandte Informatik Meschede 21 52 verdeckte Karten werden gut gemischt. X ist die oberste (immer noch verdeckte) Karte X ist eine unbekannte zufällige Größe (Zufallsvariable) X kann 52 Werte annehmen und zwar alle mit gleicher Wahrscheinlichkeit Jedes Elementarereignis wie z.B. { X = 9♣ } 1 hat die Wahrscheinlichkeit = 52 Beispiel A♣ A♠ A♥ A♦ K♣ K♠ K♥ K♦ D♣ D♠ D♥ D♦ B♣ B♠ B♥ B♦ 10♣ 10♠ 10♥ 10♦ 9♣ 9♠ 9♥ 9♦ 8♣ 8♠ 8♥ 8♦ 7♣ 7♠ 7♥ 7♦ 6♣ 6♠ 6♥ 6♦ 5♣ 5♠ 5♥ 5♦ 4♣ 4♠ 4♥ 4♦ 3♣ 3♠ 3♥ 3♦ 2♣ 2♠ 2♥ 2♦ Ereignis A: oberste Karte ist schwarz A= { X ist schwarz } Gesucht: P(A) also P( X ist schwarz ) Allgemein gilt für ein Ereignis A: P(A) = Anzahl der Werte in A Anzahl aller möglichen Werte Prof. Dr. J. Willms 26 1 = P(A) = 52 2 Labor für Angewandte Informatik Meschede 22 → → Wiederholungen 52 verdeckte Karten werden gut gemischt. X ist die oberste (immer noch verdeckte) Karte Ereignis A: P(A) = 0,25 = 25 % oberste Karte ist eine Kreuz-Karte A= { X ist Kreuz } Angenommen, wir wiederholen den „Versuch“ n-Mal: Sn:= Anzahl der „erfolgreichen“ Versuche (absolute Anzahl) (erfolgreich: oberste Karte ist Kreuz) Rn:= relative Häufigkeit der „erfolgreichen“ Versuche Also: Prof. Dr. J. Willms Labor für Angewandte Informatik Meschede 23 n: Anzahl der Versuche Wie groß ist Sn und Rn für z. B. n=4000? A= { X ist Kreuz } P(A) = 0,25 n: Anzahl der Versuche Sn: Anzahl der „erfolgreichen“ Versuche Rn: relative Häufigkeit der „erfolgreichen“ Versuche Gesetz der großen Zahl: Vermutung: S4000 ist ungefähr 1000 S400 ist ungefähr 100 S40 ist ungefähr 10 Prof. Dr. J. Willms Labor für Angewandte Informatik Meschede 24 A= { X ist Kreuz } P(A) = 0,25 n: Anzahl der Versuche Sn: Anzahl der „erfolgreichen“ Versuche Rn: relative Häufigkeit der „erfolgreichen“ Versuche = 1,46 % P(S4000 = 1000) = 0,0146 ? P( S4000 < 950 ) = ?0,032 = 3,2 % P(900 ≤ S4000 ≤ 1100) = 99,976 % Prof. Dr. J. Willms P(930 ≤ S4000 ≤ 1070) = 98,996 % Labor für Angewandte Informatik Meschede P(950 ≤ S4000 ≤ 1050) = 93,484 % 25 Verteilung von S4 Prof. Dr. J. Willms Labor für Angewandte Informatik Meschede 26 n=4 P(S4 = 0) = 0,316 P(S4 = 1) = 0,422 P(S4 = 2) = 0,211 P(S4 = 3) = 0,047 P(S4 = 4) = 0,004 Erwartungswert von S4 E(S4 ) = 0 · P(S4 = 0) + 1 · P(S4 = 1) + 2 · P(S4 = 2) + 3 · P(S4 = 3) + 4 · P(S4 = 4) = 1 Verteilung von S40 Prof. Dr. J. Willms Labor für Angewandte Informatik Meschede 27 n = 40 Verteilung von S400 Prof. Dr. J. Willms Labor für Angewandte Informatik Meschede 28 n = 400 Verteilung von S4000 Prof. Dr. J. Willms Labor für Angewandte Informatik Meschede 29 n = 4000 Zentraler Grenzwertsatz: Glockenkurve Gaußsche-Normalverteilung n = 4000 Breite (Streuung) der Kurve ist gegeben durch: Zentraler Grenzwertsatz: Glockenkurve Gaußsche-Normalverteilung 95% aller Werte liegen in der „doppelten Streuung“ vom Mittelwert: 95% aller Werte liegen somit zwischen 945 und 1055 Prof. Dr. J. Willms Labor für Angewandte Informatik Meschede 30 3,5 % aller Werte sind kleiner gleich 950 18,6 % aller Werte sind kleiner gleich 975 ← Breite → Fluktuation 25% Chance zu gewinnen Einsatz: 1 € Brutto-Gewinn: 4 € Dann ist dies ein faires Spiel: Im Schnitt gewinnt man: 0,25 · 4€ = 1 € Dies ist gerade der Einsatz! Wenn Sie 4000-Mal spielen: wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass Prof. Dr. J. Willms Labor für Angewandte Informatik Meschede 31 Ihr Verlust 200 € oder größer ist? Ihr Verlust 100 € oder größer ist ? Fluktuation 25% Chance zu gewinnen Einsatz: 1 € Brutto-Gewinn: 4 € Dann ist dies ein faires Spiel: Im Schnitt gewinnt man: 0,25 · 4€ = 1 € Dies ist gerade der Einsatz! Wenn Sie 4000-Mal spielen: mit einer Wahrscheinlichkeit von 95% liegen Verlust bzw. Gewinn in dem Bereich zwischen -220 € und +220 € Prof. Dr. J. Willms Labor für Angewandte Informatik Meschede 32 3,5 % ist Ihr Verlust größer gleich 200 € 18,6 % ist Ihr Verlust größer gleich 100 € Exkurs: Kombinatorik 4 Fußballmannschaften: A, B, C, D Turnier: jeder gegen jeden Wie viele Spiele? AB AC AD BC BD CD 52 Fußballmannschaften Prof. Dr. J. Willms Labor für Angewandte Informatik Meschede 33 Wie viele Spiele? Exkurs: Kombinatorik 49 Lottozahlen 6 werden gezogen Wie viele Möglichkeiten gibt es? Prof. Dr. J. Willms Labor für Angewandte Informatik Meschede 34 A♣ A♠ A♥ A♦ K♣ K♠ K♥ K♦ D♣ D♠ D♥ D♦ B♣ B♠ B♥ B♦ 10♣ 10♠ 10♥ 10♦ 9♣ 9♠ 9♥ 9♦ 8♣ 8♠ 8♥ 8♦ 7♣ 7♠ 7♥ 7♦ 6♣ 6♠ 6♥ 6♦ 5♣ 5♠ 5♥ 5♦ 4♣ 4♠ 4♥ 4♦ 3♣ 3♠ 3♥ 3♦ 2♣ 2♠ 2♥ 2♦ Prof. Dr. J. Willms Labor für Angewandte Informatik Meschede 35 52 Pokerkarten 5 Karten bilden eine Hand Wie viele Möglichkeiten gibt es? Beispiel: Poker - Starthand (Texas Hold‘em) X bezeichne die Starthand eines Spielers (bestehend aus zwei Karten) P( X ist ein Ass-Paar) = ??? Wie viele unterschiedliche Starthände gibt es? X kann also 1326 unterschiedliche Werte annehmen. Wie viele unterschiedliche Ass-Paare gibt es? A♣A♠ A♣A♥ A♣A♦ A♠A♥ Prof. Dr. J. Willms Labor für Angewandte Informatik Meschede 36 P( X ist ein Ass-Paar) A♠A♦ A♥A♦ Für Pokerexperten: X bezeichne die Starthand eines Spielers (bestehend aus zwei Karten) P( X ist German Virgin) = ??? German Virgin ist ein Neuner-Paar Nine Nine klingt wie „Nein, Nein“ Prof. Dr. J. Willms Labor für Angewandte Informatik Meschede 37 P(X ist German Virgin) = P(X ist Neuner-Paar) = P( X ist ein Ass-Paar) ≈ 0,45 % Beispiel: Poker-Starthand (Texas Hold‘em) X bezeichne die Starthand eines Spielers P( X ist ein Paar) = ??? Wir wissen: P( X ist ein Ass-Paar) = ebenso: P( X ist ein König-Paar) = P( X ist ein König-Paar oder Ass-Paar ) = P( X ist ein Ass-Paar) + P( X ist ein König-Paar) = Prof. Dr. J. Willms Labor für Angewandte Informatik Meschede 38 P( X ist ein Paar ) = Alternative Herleitung A♣ A♠ A♥ A♦ K♣ K♠ K♥ K♦ D♣ D♠ D♥ D♦ B♣ B♠ B♥ B♦ 10♣ 10♠ 10♥ 10♦ 9♣ 9♠ 9♥ 9♦ 8♣ 8♠ 8♥ 8♦ 7♣ 7♠ 7♥ 7♦ 6♣ 6♠ 6♥ 6♦ 5♣ 5♠ 5♥ 5♦ 4♣ 4♠ 4♥ 4♦ 3♣ 3♠ 3♥ 3♦ 2♣ 2♠ 2♥ 2♦ X bezeichne die Starthand eines Spielers (bestehend aus zwei Karten) P( X ist ein Paar) = ??? Nachdem der Spieler eine Karte bekommen, ist die Wahrscheinlichkeit, dass die zweite Karte die gleichen Wertigkeit hat (also dass X ein Paar ist): Prof. Dr. J. Willms Labor für Angewandte Informatik Meschede 39 P( X ist ein Ass-Paar) = Bedingte Wahrscheinlichkeit P( X ist ein Ass-Paar) : erneute Herleitung Ereignis A: erste Karte ist ein Ass Ereignis B: zweite Karte ist ein Ass A∩B A und gleichzeitig B („Durchschnitt“) = erste und zweite Karte bilden Ass-Paar Leicht bestimmen lässt sich die Wahrscheinlichkeit P(B | A), dass die zweite Karte ein Ass ist, wenn bekannt ist, dass die erste Karte bereits ein Ass ist! Allgemein gilt für die bedingte Wahrscheinlichkeit: Prof. Dr. J. Willms Labor für Angewandte Informatik Meschede 40 Einsatz: 6 € Ziel: Prof. Dr. J. Willms Labor für Angewandte Informatik Meschede 41 Genau eine drei Karten ist ein Ass Ass finden X ? Einsatz: 6 € Ziel: Genau eine drei Karten ist ein Ass Ass finden Sie wählen eine Karte aus Der Moderator deckt daraufhin eine andere Karte auf, welche er so wählt, dass sie nicht die Ass-Karte ist. (Wenn der Moderator eine Wahl hat, wählt er eine der beiden Karten mit gleicher Wahrscheinlichkeit aus) Sie haben nun die Möglichkeit, sich umzuentscheiden! Prof. Dr. J. Willms Labor für Angewandte Informatik Meschede 42 Haben Sie die richtige Entscheidung getroffen, so erhalten Sie 11 € (Ihren Einsatz und zusätzlich 5 €) X ? Einsatz: 6 € Gewinn: 11 € P( X ist ein Ass) = p: = Gewinnwahrscheinlichkeit Erwartete Gewinn pro Spiel = Prof. Dr. J. Willms Labor für Angewandte Informatik Meschede 43 X ? Ausgangspunkt: Sie haben Karte 1 ausgewählt Ereignis Ai: i-te Karte ist das Ass Ereignis B: Moderator deckt die 2. Karte auf, nachdem Sie die erste Karte gewählt haben Gesucht sind Es gilt: P(A1 | B) und P(A3 | B) P(A1 | B) + P(A3 | B) = 1, da P(A2 | B) = 0 Formal können wir den Satz von Bayes anwenden: Prof. Dr. J. Willms Labor für Angewandte Informatik Meschede 44 P(A3 | B) = wobei: X ? Ausgangspunkt: Sie haben Karte 1 ausgewählt Wahrscheinlichkeit, dass die ursprüngliche Wahl richtig ist: 33,33 % Strategie: stur bleiben Sie gewinnen genau dann, wenn Ihre ursprüngliche Wahl richtig war! Wahrscheinlickeit: Erwarteter Gewinn: -2,33 € Strategie: sich umentscheiden Prof. Dr. J. Willms Labor für Angewandte Informatik Meschede 45 Sie gewinnen genau dann, wenn Ihre ursprüngliche Wahl nicht richtig war! Wahrscheinlickeit: Erwarteter Gewinn: + 1,33 € A♣ A♠ A♥ A♦ K♣ K♠ K♥ K♦ D♣ D♠ D♥ D♦ B♣ B♠ B♥ B♦ 10♣ 10♠ 10♥ 10♦ 9♣ 9♠ 9♥ 9♦ 8♣ 8♠ 8♥ 8♦ 7♣ 7♠ 7♥ 7♦ 6♣ 6♠ 6♥ 6♦ 5♣ 5♠ 5♥ 5♦ 4♣ 4♠ 4♥ 4♦ 3♣ 3♠ 3♥ 3♦ 2♣ 2♠ 2♥ 2♦ Prof. Dr. J. Willms Labor für Angewandte Informatik Meschede 46 Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit ein Vierer (four of a kind) zu erhalten (5-Card-Poker) ? Allgemein gilt für ein Ereignis A: P(A) = Anzahl der Werte in A Anzahl aller möglichen Werte Anzahl der Vierer: 13 · 48 = 624 5-Card-Poker Anzahl Labor für Angewandte Informatik Meschede 47 Hand Anzahl Wahr‐ scheinlichkeit 27456 40 0,002% Straight Flush 41.584 0,031% 1410 1760 624 0,024% Vierling 224.848 0,168% 261 293 3.744 0,144% Full House 3.473.184 2,596% 17 215 5.108 0,197% Flush 4.047.644 3,025% 14 108 10.200 0,392% Straight 6.180.020 4,619% 9 20 54.912 2,113% Drilling 6.461.620 4,830% 9 9 123.552 4,754% Doppelpaar 31.433.400 23,496% 2 1 1.098.240 42,257% Paar 58.627.800 43,823% 1 1 1.302.540 50,118% Nichts 23.294.460 17,412% 3 Summe 133.784.560 2.598.960 Prof. Dr. J. Willms Wahr‐ scheinlichkeit 7-Card-Poker 0,6 0,6 0,5 0,5 0,4 0,4 0,3 0,3 0,2 0,2 0,1 0,1 0 0 Spielverlauf 4. Wettrunde Spielverlauf: 30/60-Limit Big Blind Spieler C 300 Spieler B Spieler D Small Blind Spieler A Prof. Dr. J. Willms Labor für Angewandte Informatik Meschede 48 60 Dealer Spieler D braucht eine weitere Herz-Karte. Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit (odds), dass er sie mit der fünften Karte (River) erhält? Dem Spieler bekannte Karten: unbekannte Karten: outs (hilfreiche Karten): 6 52 – 6 = 46 13 – 4 = 9 oder allgemeiner: da: Prof. Dr. J. Willms Labor für Angewandte Informatik Meschede 49 Zweier-Regel odds ≈ 18 % Zweier-Regel (vor dem River) outs (hilfreiche Karten für ein „straight“ ) 8 (fünf, zehn) Zweier-Regel: odds ≈ 2 ·Anzahl der outs % odds ≈ 16 % Prof. Dr. J. Willms Labor für Angewandte Informatik Meschede 50 (genauer Wert 17,39 %) Vierer-Regel vor dem Turn Spieler D braucht eine Herz-Karte. Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit (odds), dass Spieler D sie mit der vierten Karte (Turn) oder der fünften Karte (River) erhält? outs : 13 – 4 = 9 G4 : 4. Gemeinschaftskarte (Turn) G5 : 5. Gemeinschaftskarte (River) odds = P( {G4 ist ♥} oder {G5 ist ♥ } ) = P( {G4 ist ♥} ) + P( {G4 ist nicht ♥} · P( {G5 ist ♥ | G4 ist nicht ♥} ) Prof. Dr. J. Willms Labor für Angewandte Informatik Meschede 51 Vierer-Regel: odds ≈ 4 ·Anzahl der outs % Im obigen Beispiel: odds ≈ 36 % Vierer-Regel (vor dem Turn) outs (hilfreiche Karten für ein „straight“ ) 8 (fünf, zehn) Vierer-Regel: odds ≈ 4 ·Anzahl der outs % odds ≈ 32 % Prof. Dr. J. Willms Labor für Angewandte Informatik Meschede 52 (genauer Wert 31,45 %) Spielverlauf 3. Wettrunde Spielverlauf: 30/60-Limit Big Blind Spieler C 300 Spieler B Spieler D Small Blind Spieler A Prof. Dr. J. Willms Labor für Angewandte Informatik Meschede 53 60 Dealer Analyse aus Sicht von D Im Pott: Aktueller Einsatz: 360 = 300 + 60 + 60 Spieler C hat bis jetzt aggressiv gespielt Ziel von Spieler D ist ein Flush outs = 9 somit odds ≈ 18 % Prof. Dr. J. Willms Labor für Angewandte Informatik Meschede 54 Vermutung: Spieler D gewinnt genau dann, wenn die fünfte Gemeinschaftskarte ein Herz ist Pott-Odds Im Pott: Aktueller Einsatz: 360 = 300 + 60 + 60 Mitgehen lohnt sich, falls: erwartete Gewinn − Einsatz ≥ 0 also: odds · (neue Pot-Größe) − Einsatz ≥ 0 d.h: odds Prof. Dr. J. Willms Labor für Angewandte Informatik Meschede 55 ≥ Einsatz neue Pot-Größe Somit: odds ≥ pot-odds pot-odds Pott-Odds Im Pott: Aktueller Einsatz: 360 = 300 + 60 odds ≥ pot-odds Mitgehen ist eine gute Option! Im Schnitt gewinnt D: Prof. Dr. J. Willms Labor für Angewandte Informatik Meschede 56 +60 Pott-Odds Im Pott: 360 = 300 + 60 + 2 · 60 Erhöhen? Neue Pott: 360 + 120 + 60 = 540 odds ≥ pot-odds Prof. Dr. J. Willms Labor für Angewandte Informatik Meschede 57 Keine gute Idee: im Schnitt verliert D: Zum Vergleich: Mitgehen Poker is like sex – everyone thinks they’re the best at it, but only a few actually know what they’re doing Layne Flack Poker und Mathematik Prof. Dr. J. Willms Labor für Angewandte Informatik Meschede 58 Math is like love – a simple idea but it can get complicated R. Drabek Es gibt einen einfachen Weg ein Poker-Turnier mit einem kleinem Vermögen zu beenden – starten Sie einfach mit einem großem! Jack Yelton Prof. Dr. J. Willms Labor für Angewandte Informatik Meschede 59 Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! In the long run there‘s no luck in poker, but the short run is longer than most people know Rick Bennet Langfristig gesehen gibt es kein Glück im Poker, aber kurzfristig kann länger dauern als man glaubt Prof. Dr. J. Willms Labor für Angewandte Informatik Meschede 60