Elfenbeintürme im Wanken

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Marketing
Juni_2009
Elfenbeintürme im Wanken
Der Glanz glamouröser Luxusmarken bröckelt. Labelhörigkeit scheint erst einmal passé,
Markenprotzerei gilt als schlechter Geschmack. Was gefragt ist, ist Stil – aber bitte
preisgünstig. So hat die Modebranche also zwei Krisen zu bewältigen:
die Wirtschaftskrise und eine Legitimationskrise. text doris rasshofer
J
eden Morgen dieselbe schwierige
Frage: Was ziehe ich heute an? Der
Blick streift hilflos suchend durch die
Kleiderstange, durch die Regale, durch
die Schubladen. Welches Outfit soll’s denn
heute sein? Supermieze? Business-Matrone? Sportlicher Kumpel? Oder doch
heute eher ethnisch geerdet? Die Riesenauswahl wird zur Qual. Und mir wird wieder eines klar: „Mei Kleiderschrank hat
­sicher ka Krise“ (getreu dem OttakringerMotto). Das sieht die Modebranche derzeit natürlich ganz anders, zumindest
­außerhalb unseres Landes, wo die Auswirkungen der Wirtschaftskrise schon ganz
andere Ausmaße angenommen haben. Gerade die großen Luxusmodelabels waren
in den vergangenen Wochen und Monaten
immer wieder in den Schlagzeilen: Der
deutsche Luxuskonzern Escada kämpft
ums Überleben, die Pariser Haut-CoutureMarke Lacroix ist pleite, Chanel hat im
Frühjahr 200 Mitarbeiter entlassen und
auch die italienische IT-Holding (Roberto
Cavalli, Gianfranco Ferré) hat den Insolvenzberater im Haus. „Ist den Reichen die
Kohle ausgegangen?“, wird sich so manch
Beobachter fragen. Und in der Tat. Die
bisher erfolgsverwöhnte und als krisen­
resistent geltende Luxusbranche muss
derzeit gewaltig Federn lassen. Laut Boston Consulting Group ist dieser Markt im
ersten Quartal dieses Jahres in den USA
um fünfzehn Prozent eingebrochen und in
Europa und Japan jeweils um zehn Prozent – zur Verdeutlichung: In diesen drei
Regionen werden drei Viertel aller Luxusgüter weltweit verkauft. Für 2009 prog-
70_BESTSELLER
Diesel will heuer in
­ sterreich vor allem
Ö
in Viral­Marketing investieren und die Visibility
im Out-of-Home-Bereich
verstärken – wie hier vor
dem Cafe Landtmann.
Frauen-Power à la Sex and the
City, das will das österreichische
­Modelabel Jones für diesen
Herbst zeigen – nicht mit
­Models, sondern mit der Chefin
selbst, Doris Rose & Friends.
nostiziert das Beratungsunternehmen einen
derstatement.“ Zeit Online freute sich
gekauft, sondern lieber das vorhandene
internationalen Rückgang der Umsätze
gleich: „Ist die Krise etwa eine Chance zur
Repertoire mit einem neuen Teil aufge-
um bis zu 8 Prozent – hier sind allerdings
Läuterung für die Luxusindustrie? Könnte
frischt.“ Oder wie ein Hamburger Design-
sowohl die „harten“ Luxusgüter wie Yach-
die Modebranche sich in dieser Zeit zu ei-
händler gegenüber der Welt den Konsum-
ten, Immobilien, etc. enthalten als auch
nem Hort der Kreativität, der Diskretion
wandel beschrieben hat: „Uns bricht eine
der „sanfte Luxus“ der Mode.
und Schönheit wandeln, weg vom Lauten
ganze Gruppe von Modeverrückten weg.
Letzterer leidet nicht nur darunter, dass of-
und Vulgären des Überflusses?“ Und selbst
Früher haben die Frauen das komplette
fenbar selbst superreiche Amerikanerin-
die sonst sehr pressescheue Chefin der
Outfit bei uns gekauft, heute gehen sie zu
nen, Russinnen und orientalische Öl-Prin-
amerikanischen Vogue, Anna Wintour, sah
Zara, kaufen die Kopie und bei uns nur
zessinnen das Geld ihrer Ehemänner nicht
sich offenbar veranlasst, sich zu diesem
noch die Schuhe dazu.“ Denn Smart-Shop-
mehr so locker für ein Haut-Couture-
Thema öffentlich zu Wort zu melden:
ping heißt nun einmal auch: Qualität zum
Abendkleid für 200.000 Euro ausgeben dür-
„Wenn wir ehrlich sind, gab es in den Boom-
guten Preis. „Warum ein Leiberl für 100
fen – denn die Haut-Couture war noch nie
Jahren zu viele Produkte, zu viele Tritt-
Euro kaufen, nur weil es Krokodilschwan-
ein Umsatzbringer – sondern vor allem an
brettfahrer und zu viel Konsumdenken.
zerl drauf hat, wenn es das gleiche zur glei-
einem Imageproblem. Luxus ist gerade da-
Wir brauchen einen neuen Realitätssinn.“
chen Qualität für 20 Euro gibt“, äußert sich
bei, peinlich zu werden. Die Zeit, als man
fotos Dolce & Gabbana, Diesel, Jones, Hermes
Auch die Janek GmbH, österreichischer Repräsentant unter anderem
für Armani und Versace, verlagert
ihr Budget hin zum Kunden – zum
Beispiel mit Trunk-Shows in den
Boutiquen.
Benedikt Lauck, Marketingleiter von C&A-
noch gerne zur Schau stellte, wenn man es
Gift für den Konsum
Österreich, zu dieser Entwicklung.
„geschafft“ hatte, ist offenbar vorbei, oder
Die Konsumenten machen es ja bereits
Für die meisten von uns gäbe es welch
macht zumindest Pause. „In New York oder
vor: Smart-Shopping lautet das Schlagwort
Glück eigentlich noch überhaupt keinen
Mailand fragt so mancher Kunde eines teu-
– das Geld sitzt nicht mehr ganz so locker,
Grund, an unserem Konsumverhalten ir-
ren Designerladens nach einem neutralen
dennoch möchte sich jeder hie und da et-
gendetwas zu verändern. Denn in einer
Sackerl, um seine teure Anschaffung unbe-
was Hübsches für sich leisten, doch diese
Umfrage von GfK Austria gaben 70 Pro-
merkt nach Hause zu schaffen“, so die Bos-
Investitionsentscheidung
überlegt
zent an, dass ihr Einkommen von der Wirt-
ton Consulting Group, „Konsum ist out,
und wählerisch getroffen sein. Vor allem
schaftskrise noch unbeeinflusst sei. Wenn
Schichtheit in.“ Karl Lagerfeld kommen-
lässt die Labelhörigkeit allmählich zu wün-
da nicht die Angst wäre. „Unsere Kaufbe-
tierte diese Entwicklung in seiner ihm ei-
schen übrig: Es wird gemixt, was das Zeug
reitschaft wird sowohl von unserem tat-
genen Art mit „Bling ist tot“. Also weg von
hält. Da geht dann schon mal das Luxusteil
sächlich vorhandenen Geld beeinflusst,
der Protzigkeit hin zur tragbaren Schlicht-
mit dem Flohmarkt-Lieblingsstück und
aber auch von dem, was wir subjektiv zu
heit. Ein Österreicher dieses Metiers, Erich
­einem billigen Basic-Shirt in trauter Ein-
haben glauben“, erklärt Michael Oberwe-
Mayr, Chef der heimischen Fussl Mode-
tracht flanieren. „Der Trend geht hin zur
ger, Leiter der Consultingabteilung der
straße, erklärte dieses Phänomen so: „Bis-
Einzelteiligkeit“, meint Gabor Rose, Ge-
Regioplan, „deshalb sind schlechte Nach-
her hat man sich darüber definiert, was
schäftsführer der Magda Rose KG und He-
richten über die Krise Gift für den Kon-
man sich leisten kann. Aber mittlerweile
rausgeber des österreichischen Modela-
sum.“ Knapp 20 Prozent der Befragten
ist bekannt, dass viele Menschen auf unmo-
bels Jones: „Zum einen gibt es kaum noch
wollen heuer laut GfK in Sachen Mode und
ralische Weise, nämlich auf Kosten ande-
den Großeinkauf, stattdessen wird eher in
Schuhe etwas kürzer treten. Kein Wunder.
rer, reich geworden sind. Und weil das nie-
kleinen Portionen geshoppt, und zum ande-
Schließlich ist der meiste Platz in unseren
mand auf der Stirn stehen haben möchte,
ren wird auch keine komplette Gruppe,
Schränken schon längst nicht mehr von
setzen viele nun sicherheitshalber auf Un-
kein Hosenanzug samt Bluse und Top mehr
„Bedarfskleidung“ okkupiert, sondern
will
BESTSELLER_71
Marketing
Juni_2009
Zur Abgrenzung von ausländischen Billigketten betont die
Fussl Modestraße ihre österreichische Herkunft und will
diesen Sommer der Krise mit
der Kampagne „Gönn’ Dir was
Schönes!“ trotzen.
Mit der Crazy-Prices-Kampagne zelebriert C&A Der Textildiskonter KiK setzt noch mehr als
derzeit sein 25-jähriges Jubiläum – die Schnäppchen- ­bisher auf seine Preisführerschaft und verspricht
jäger des mittelmodischen Massenmarktes im Visier. nun: „Komplett einkleiden für unter 30 Euro.“
von erfüllten Wünschen, von Nice-to-
Jones-Chef Gabor Rose. Im Gegenteil. Die
erklärt Branch Director Lisa Köstl von
Haves – und die fallen bei Bedarf als Ers-
Kette freue sich über Neukunden dank ei-
Diesel Österreich, das heißt: Nicht stur im
tes dem Rotstift zum Opfer.
ner Umschichtung von der Luxusschicht
mittleren Segment bleiben, sondern dazwi-
hinab zu Jones. Und auch Rose sucht die
schen auch „Entry-Preislagen“ anbieten.
Klamottentausch bei Swap-Partys
Nähe zur Kundin: Forciert werden POS-
Werblich hat Diesel seine Aktiviäten in Ös-
Welche Segmente in Österreich mittler-
Aktionen wie Late-Night-Shopping oder
terreich neben dem Viral Marketing aktu-
weile wie stark betroffen sind, ist schwer
Bring-your-Friends. Auch die Werbelinie
ell auf den Out-of-Home-Bereich fokus-
auszumachen. Branchenkenner behaup-
wurde dem aktuellen Konsumentinnenbe-
siert. „Wir wollen mehr kreative Visibility“,
ten, dass es derzeit vor allem die Pre-
dürfnis angepasst. Unter dem Motto „Rose
so Köstl – das Cafe Landtmann wurde die
mium-Labels wie Dolce & Gabbana, Gabor
& Friends“ posierten nicht fremde Models
letzten Wochen nachts haushoch bebeamt.
& Co zu spüren bekommen, andere deuten
vor der Kamera, sondern erstmals die Che-
Zu den absoluten Gewinnern in der Krise
den Abgang von Schöps und Adessa als
fin selber, Creative Director Doris Rose –
scheinen die günstigeren Ketten, von den
das Ende der Diskonter. Und wieder an-
und zwar mit ihren Freundinnen. „Im Stil
Labels gerne als „billige Nachmacher“
dere wie zum Beispiel Madonna-Heraus-
von Sex and the City wollten wir mit unse-
verschrien, wie H&M, Zara, C&A und Co
geberin Uschi Fellner sehen vor allem das
ren Sujets eine private Wohlfühlatmos­
zu gehören. H&M verbuchte im ersten
mittelpreisige Segment wegbrechen: „Der
phäre schaffen, schließlich geht der Trend
Quartal weltweit ein Umsatzplus von 18
modische Anzug von H&M für 99 Euro
zum privaten Get-together hin.“ Nicht ver-
Prozent, die spanische Inditex-Gruppe
geht, und der noble von Boss für 900 Euro
wunderlich, dass die berühmten Tupper-
(Zara) ein Plus von 10 Prozent, jeweils
geht. Den klassischen für 300 Euro kauft
Partys derzeit einen modischen Nachfol-
­jedoch aufgrund starker Expansionstätig-
kein Mensch.“
ger zu bekommen scheinen. In Amerika
keiten. Marketingchef Lauck von C&A Ös-
Florian Jonak, Geschäftsführer der Jonak
gelten gerade die so genannten Swap-Par-
terreich dazu: „Der Markt in Österreich ist
GmbH und österreichischer Repräsentant
tys als sehr in – Frau trifft sich im Freun-
seit Jahren um rund 3 Prozent rückläufig.
von Armani, Hermes, D&G und Versace,
des- und Bekanntenkreis, um Klamotten zu
C&A ist nach wie vor besser als der Markt.“
spricht wiederum von einem „überschau-
­tauschen. Keinen Ramsch oder Humana-
Das Erfolgskonzept seines Hauses lautet
baren“ und vor allem „handelbaren“ Um-
Aussortierung.
High-Quality-
„value for money“ für den mittelmodi-
satzrückgang im zweiten Quartal dieses
Fehlkäufe und andere Schrank-Mauer-
schen Massenmarkt, „eine Kundschaft, die
Jahres in seinem Bereich. Dennoch schaut
blümchen, die bei einer anderen Besitzerin
besonders gut auf Schnäppchen reagiert“,
er nicht tatenlos zu, sondern schichtet sein
durchaus fashionmäßig aufblühen können.
so Lauck. Deshalb zelebriere die Kette ihr
Sondern
25-jähriges Jubiläum derzeit sehr erfolg-
Marketingbudget um – weg von der Imageanzeige, dafür „näher hin zum Kunden“.
Gönn’ Dir was Schönes!
reich mit der Crazy-PricesKampagne.
Mit Trunk-Shows (auf Deutsch: Koffer-
Kontakt zur zurückschaltenden Luxus-
Selbst Billig-Diskonter wie KiK setzen nun
raum) werden die Kollektionen den Kun-
kundschaft versucht auch das italienische
noch stärker auf Preisführerschaft und
den in den Boutiquen präsentiert. Auch das
Fashion-Label Diesel mit seinem neu ge-
werben für cleveres Einkaufen: „Komplett
östereichische Modelabel Jones gibt sich
schaffenen Premium-Label „Black Gold“
einkleiden für 30 Euro“, heißt es da zum
unberührt von der aktuellen Situation. „In
zu finden, eine „Alternative zum Luxus“,
Beispiel. Die Fussl Modestraße hingegen
unserem gehobenen Mittelsegment spüren
wie es im Untertitel heißt. „Wir wollen aber
versucht sich von diesen Preispositionie-
wir noch nichts, denn unsere Kundinnen –
auch den Kunden aus dem unteren Seg-
rungen klar abzugrenzen – seit jeher durch
von Politikerin bis Ärztin – sind von der
ment nicht verlieren und bemühen uns um
Personal und Beratung, in der aktuellen
­Arbeitslosigkeit nicht betroffen“, erklärt
preisliche Diversifikation in den Stores“,
Kampagne aber vor allem durch zwei
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Und es gibt sie doch, die Nachhaltigkeit in der Mode
Michael Michalsky gilt als einer der einflussreichsten Designer Deutschlands
Punkte: die Betonung auf die österreichische Herkunft und die Aufforderung
„Gönn’ Dir was Schönes!“.
Comeback von Huckleberry Finn
Wie sieht sie denn nun aus, die Krisenmode?
Düster, freudlos, minimalistisch-reduziert?
Davon kann bis dato noch keine Rede sein:
Karl Lagerfeld hielt zwar seine aktuelle
Sommerkollektion komplett in weiß – „Eine
leichte Kollektion für schwere Zeiten“, wie
er sagte, aber uns Otto-Normal-Trägerinnen drohen eher die 80er-Jahre, wie es aussieht. „Die Mode peppt statt zu reduzieren“,
meint Uschi Fellner. Männermode hingegen scheint auf Huckleberry Finn zurückzugreifen und setzt auf Hochwasserhosen.
Bis 10 Zentimeter oberhalb des Knöchels.
Also doch Krisenmode.
Aber wenn schon Wertewandel weg vom
Markenprotz hin zum Understatement,
warum dann nicht gleich die ausgeflippten
Fummel gegen längerfristige Mode eintauschen? Länger haltbare Materialien,
länger tragbarer Stil, längere Modezyklen? Wie bei den Männern. Das wäre nicht
nur eine echte Erleichterung für so manchen Geldbeutel, sondern auch für den einen oder anderen Kleiderschrank. Doch
daraus wird nichts. „Das Tempo wird im
Gegenteil immer schneller, H&M bringt
mittlerweile alle 2 Wochen eine neue Kollektion heraus“, winkt die Madonna-Chefin ab. Der Grund: „Längerfristigkeit und
Mode sind ein Widerspruch in sich“, meint
Janek. „Das wäre einfach ruinös“, ergänzt
Jones-Chef Rose, „wir müssen Lust auf
Shopping machen, Begierden schaffen.“
Und auch aus dem C&A-Marketing heißt
es sehr ehrlich: „Wir hoffen, dass Ihre
fotos Michalsky (4)
Schränke noch voller werden.“
bestseller Herr Michalsky, Sie haben sich als Chefdesigner bei
Levi’s und internationaler ­Kreativdirektor von adidas einen Namen
­gemacht. Mittlerweile haben Sie mit Ihr eigenes Label geschaffen.
Ist es krisensicher?
michael michalsky Schauen Sie, es gibt zwei Lager in der Modewelt.
Das eine ist die Fashion-Seite, das Theater, die Fantasie. Das wird es
­immer geben. Das andere ist das Gebrauchsdesign, das was ich mache,
bei dem ich mich freue, wenn viele Kunden meine Sachen tragen. Es wird
beides bleiben. Dennoch habe ich schon immer für Nachhaltigkeit
­ge­predigt, also einen höheren Preis für etwas qualitativ Wertvolles
­anstatt eines Fast-Food-Wegwerfartikels.
Der Claim Ihrer Kollektionen heißt auch „Real Clothes for
Real People“.
michalsky Das ist auch meine Maxime. Zum einen soll meine ­Mode
die eigene Persönlichkeit meiner Käufer unterstreichen und sie nicht
verkleiden, und zum anderen setze ich auf die Verbindung von Qualität,
Tradition und aktuellen Trends.
Tradition hört man aber in der Fashion-Welt eher selten.
michalsky Für die Produktion meiner Hemden arbeite ich mit dem
­ eutschen Traditionshaus Seidensticker zusammen und bei den Schuhen
d
mit Ludwig Reiter. Hier wird Style-Expertise mit Manufaktur-Expertise
­verbunden.
Und wie sehen Ihre „Real Clothes“ aus?
michalsky Es ist eine Verbindung aus klassischen Styles mit
Streetware-Einflüssen, diskreter Luxus. Ein Stil, den ich selber trage.
Damit liegen Sie ja voll im Trend.
michalsky Die Krise ist in der Tat meine persönliche B­ estätigung.
Wie nehmen Sie das Shopping-Verhalten von Modekonsumenten
jetzt in der Krise wahr?
michalsky Ich sag’ Ihnen was, ich schau schon nicht mehr Fern­
sehen, weil ich das Wort Krise schon nicht mehr hören kann. Aber was
ich im Alltag so sehe, ist, dass die Menschen nach wie vor Lust haben
zu konsumieren, das aber jetzt nicht mehr so blind tun, sondern überlegter, eben nachhaltiger. Lieber zwei geile Teile als zehn, und die d
­ afür
kombinieren. Alt und neu, Design und Nicht-Design, das hat heute
­wirklich Stil.
Das Ende der Labelhörigkeit?
michalsky Es galt schon früher als schlechter Geschmack, sich von
Kopf bis Fuß in eine Marke zu kleiden. Heute gehen die Menschen eben
leichtfüßiger damit um. ­Dennoch werden Labels auch in Zukunft ihre
Daseinsberechtigung haben, da bin ich ­sicher, schließlich sind sie
ein Identitätsanker. Ich persönlich liebe Marken, ich bin ein Kind der
80er-Jahre und damit der Blueprint für alle nachfolgenden Zielgruppen.
Die 80er sollen ja jetzt wieder Mode werden …
michalsky Klassiker von damals sind jetzt sehr cool. Man darf
­einfach nur nichts ­wegwerfen.
Oh Gott, mein Kleiderschrank.
„Real Clothes for Real People“, lautet die Maxime von
Michael Michalsky und
seinen Kollektionen – Nachhaltigkeit ohne Verkleiden.
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