Bahnstreik als Thema bei Anne Will

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19.11.2007
PRESSEMITTEILUNG
Bahnstreik als Thema bei Anne Will – Verhandlungsforscher
sind entsetzt
Bahn und GDL verstoßen durch Show-Time-Einlagen gegen einfachste Regeln des
Verhandlungsmanagements, urteilen Wirtschaftswissenschaftler der Universität
Hohenheim
Millionen Deutsche haben am Sonntag-Abend in der ARD-Sendung „Anne Will“ miterlebt,
wie die Haupt-Verhandlungsführer des Bahntarifkonflikts vor laufender Kamera
aufeinander trafen. Was zur Unterhaltung und Information des Fernsehpublikums gedacht
war, entsetzt die Verhandlungsforscher der Universität Hohenheim. Aus ihrer Sicht
verstoßen Bahn und GDL durch solche Show-Time-Einlagen gegen einfachste Regeln des
Verhandlungsmanagements und machen eine kurzfristige Einigung damit
unwahrscheinlich.
Auch Prof. Dr. Markus Voeth, Inhaber des Lehrstuhls für Marketing mit dem Spezialgebiet
„Verhandlungsforschung“, hat am Sonntag-Abend die TV-Sendung „Anne Will“ verfolgt – mit
zunehmendem Entsetzen: Zum einen plant er am Dienstag mit der Bahn von Stuttgart über
Darmstadt nach Köln zu reisen und befürchtet daher, die ab Dienstag erneut drohenden Streiks.
Zum anderen ist er als Verhandlungsforscher vom Verhalten der Bahn sowie der GDL entsetzt:
„Eine noch nicht abgeschlossene Verhandlung in einer TV-Show vor Millionenpublikum
weiterzuführen, widerspricht den Grundregeln erfolgreicher Verhandlungsführung. Hier verhalten
sich Bahn und Gewerkschaft in Sachen professionellen Verhandelns wie Laienschauspieler!“,
meint der Verhandlungsforscher. Denn durch den TV-Auftritt werde es für beide Seiten noch
schwerer, in den Verhandlungen von ihren noch weit auseinander liegenden Positionen
abzurücken. „Auch wenn ich Frau Suckale und Herrn Schell verstehen kann, dass sie ein großes
Bedürfnis haben, ihre Positionen den Deutschen näherzubringen, hätten sich Bahn und
Gewerkschaft diesen Fehler nicht erlauben dürfen. Wenn in den nächsten Tagen wieder gestreikt
wird, können beide Seiten nicht mehr auf Verständnis in der Bevölkerung hoffen: Wer den
Tarifkonflikt in einer Polit-Talk-Show behandelt, hat anschließend ein Seriositätsproblem.“, meint
Prof. Voeth.
Auch Dr. Uta Herbst, Juniorprofessorin für Industriegütermarketing von der European Business
School (ebs), die in der vergangenen Woche für ihre im Bereich der Verhandlungsforschung an
der Universität Hohenheim angefertigte Dissertation den renommierten Südwestmetallpreis des
Verbandes der Metall- und Elektroindustrie Baden-Württemberg e.V. erhalten hat und weiterhin
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als Lehrbeauftragte an der Universität Hohenheim tätig ist, schüttelt angesichts von soviel
Unprofessionalität nur den Kopf: „Durch solche Fernsehauftritte verändern die
Verhandlungsführer Suckale und Schell ihre Interessenpositionen in den Verhandlungen. Da sie
nun bei einem Entgegenkommen das Gefühl haben, ihr Gesicht nicht mehr nur gegenüber dem
Verhandlungspartner, sondern auch gegenüber einem Millionenpublikum zu verlieren, nehmen
die nicht-sachbezogenen Verhandlungsinteressen der Beiden durch solche Auftritte extrem zu.“
Daher seien solche Medienauftritte wenig hilfreich, ist sich Herbst sicher.
Prof. Voeth geht da in seiner Kommentierung noch weiter: „Meines Erachtens tun
Bahn-Verantwortliche und Gewerkschafter gut daran, jetzt endlich die Notbremse zu ziehen: Sie
sollten, die durch ihre TV-Auftritte für eine professionelle Verhandlungsführung unbrauchbar
gemachten Protagonisten abziehen und mit unbelasteten, vor allem aber professionelleren
Verhandelnden an den Verhandlungstisch zurückkehren. Dann ist die Einigungschance sicherlich
größer!“ Und dies würde dann sicher nicht nur die Verhandlungsforscher, sondern vor allem die
Bahnkunden freuen.
Nähere Informationen auch unter www.verhandlungsforschung.de.
Kontaktadresse (nicht zur Veröffentlichung):
Prof. Dr. Markus Voeth, Universität Hohenheim, Lehrstuhl für Marketing
Tel.: 0711 459-22925, E-Mail: [email protected]
Jun.-Prof. Dr. Uta Herbst, Universität Hohenheim, Lehrstuhl für Marketing
Tel.: 0711 459-23410, E-Mail: [email protected]
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