Dokument_6.

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 Informationsübertragung im
Tetrazyklin-Repressor als Grundlage für den
allosterischen Induktionsmechanismus Der Naturwissenschaftlichen Fakultät
der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg
zur
Erlangung des Doktorgrades Dr. rer. nat.
vorgelegt von
Marcus Krüger
aus Forchheim Als Dissertation genehmigt von der Naturwissenschaftlichen Fakultät der
Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg.
Tag der mündlichen Prüfung:
18.12.2009
Vorsitzender der Prüfungskommission:
Prof. Dr. Eberhard Bänsch
Erstberichterstatter:
Prof. Dr. Wolfgang Hillen
Zweitberichterstatter:
Prof. Dr. Yves A. Muller
meinen Eltern
In der Wissenschaft gleichen wir alle nur den Kindern,
die am Rande des Wissens hie und da einen Kiesel aufheben,
während sich der weite Ozean des Unbekannten
vor unseren Augen erstreckt.
ISAAC NEWTON (1643-1727)
Diese Arbeit wurde von März 2006 bis August 2009 am Lehrstuhl für Mikrobiologie, Department
Biologie der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg angefertigt.
Danksagung
Meinem Doktorvater Herrn Prof. Dr. Wolfgang Hillen danke ich nicht nur für die Überlassung
eines sehr interessanten Themas, sondern auch für die stets offene Tür, seine
Diskussionsbereitschaft, die immer konstruktive Kritik sowie für die vielen Tipps und Anregungen
während der letzten dreieinhalb Jahre. Danke auch für das entgegengebrachte Vertrauen und die
Freiheit, Projekte selbständig gestalten zu können.
Herrn Prof. Dr. Yves Muller möchte ich für die freundliche Übernahme des Zweitgutachtens
danken sowie für die Gespräche über die „strukturelle“ Seite von TetR und die
Zurverfügungstellung der Strukturdaten von TetRr1 und TetRi2 vor ihrer Veröffentlichung.
Herrn Prof. Dr. Peter Gmeiner, Susanne Lochner und Igor Usai danke ich für die Bereitstellung
von 4-ddma-ATc, 4-ddma-Dox, sowie der „IU-Derivate“.
Danke auch an Herrn Prof. Dr. Tim Clark und Herrn Dr. Harald Lanig für Diskussionen über den
Induktionsmechanismus von TetR und für einen kleinen Einblick in die Computerchemie.
Den Mitgliedern der Tet-Arbeitsgruppe danke ich für Ratschläge, Diskussionen und Anregungen,
insbesondere Chris Berens für sein unerschöpfliches Literaturwissen, Janko Daam für zahlreiche
Unterhaltungen über Tip & Top, sowie Anja, Daggi, Sanya und Christoph für die gute
Arbeitsatmosphäre. Nicht zu vergessen die bereits Ehemaligen Oliver Scholz und Eva Henßler.
Olly möchte ich für die Heranführung an die TetR-Thematik danken und für unser geteiltes
Interesse, herumzubasteln und neue Methoden auszuprobieren. Eva danke ich für die Einführung
in die chromatographische Aufreinigung von TetR.
Darüber hinaus möchte ich mich auch bei allen derzeitigen und ehemaligen Mitgliedern des
Lehrstuhls für die angenehme Zusammenarbeit bedanken. Danke auch an Klaus Pfleiderer für
die Hilfe bei den Western-Blots und die lustigen Sondermüll-Entsorgungs-Aktionen.
Dann wären da noch „meine“ Praktikant(inn)en und Diplomandinnen der letzten drei Jahre,
Juliane Schmidt, Jasmin Popp, Daniela Kaspar, Sandra Grubmüller, Stephanie Platzer, René
Pfeifle, Janine Arlt und Saskia Letz, die durch ihre engagierte und hilfreiche Mitarbeit an den
jeweiligen Projekten auch wertvolle Beiträge zu dieser Arbeit geliefert haben.
Herrn Dr. Alfons Rösch danke ich für die vielen spontanen Hilfen im Alltag, die Gummibärchen,
die vielen (z.T. auch nicht-fachlichen) Gespräche und die gemeinsame Arbeit im Besucherlabor.
Nicht zu vergessen sind die vielen organisatorischen Dienste, die ein Arbeiten am Lehrstuhl erst
möglich gemacht haben. Besonders zu erwähnen sind dabei Markus Müller aus der Werkstatt,
Manuela Hanuschik und Hildegard Stork aus der Spül- und Medienküche sowie unsere beiden
Sekretärinnen Frau Donata Wehr und Julia Maresch. Danke auch an die CvDs, die bei
Computerproblemen stets zur Stelle waren.
Zum Thema „Organisatorisches“ möchte ich mich auch bei Christian Völk für das Weiterleiten von
zahlreichen wissenschaftlichen Artikeln während des Zusammenschreibens bedanken.
Freya Boggasch danke ich für die freundliche Erklärung der ChemiDoc-Anlage, dem Lehrstuhl für
Tierphysiologie für die Möglichkeit, meine ganzen Proteingele auszuwerten.
Und ganz besonders danke ich auch meinen Eltern, ohne deren Unterstützung die Arbeit nicht
möglich gewesen wäre.
INHALTSVERZEICHNIS
INHALTSVERZEICHNIS
INHALTSVERZEICHNIS ...................................................................................................... I
VERWENDETE ABKÜRZUNGEN ..................................................................................... V
1 ZUSAMMENFASSUNG .................................................................................................. 1
1 ABSTRACT .....................................................................................................................2
2 EINLEITUNG ...................................................................................................................3
2.1 Allosterie – „Fernsteuerung“ für Proteine ............................................................................. 3
2.1.1
Die „alte“ und die „neue“ Sichtweise der Allosterie ............................................................. 3
2.1.2
Protein-Effektor-Wechselwirkungen bei allosterischen Proteinen....................................... 4
2.1.3
Allosterische Transkriptionsregulatoren .............................................................................. 5
2.2 Der Tetrazyklin-Repressor TetR als Modellsystem für einen allosterischen Regulator ... 6
2.2.1
Regulation der Tetrazyklin-Resistenz ................................................................................. 6
2.2.2
Struktur und Funktion von TetR .......................................................................................... 8
2.2.2.1 Dimerisierung von TetR .................................................................................................. 9
2.2.2.2 DNA-Bindung von TetR .................................................................................................. 9
2.2.2.3 Induktorbindung und Induktion von TetR...................................................................... 10
2.3 Das Tet-System: Anwendung und Modifikationen von TetR ............................................. 13
2.3.1
TetR-Varianten mit geänderter Induktorspezifität ............................................................. 15
2.3.2
TetR-Varianten mit geänderter Operatorspezifität ............................................................ 15
2.3.3
Umkehr des Regulationsverhaltens: Der reverse Tet-Repressor ..................................... 16
2.4 Motivation, Fragestellung und Zielsetzung ......................................................................... 17
3 ERGEBNISSE ............................................................................................................... 19
3.1 Untersuchung der Signalübertragung in TetR .................................................................... 19
3.1.1
Alanin-Austauschmutagenese von TetR ........................................................................... 19
3.1.1.1 Austausche in der DNA-Bindedomäne ......................................................................... 20
3.1.1.2 Austausche in der Zwischenregion zwischen DNA-Bindedomäne und Proteinkörper . 21
3.1.1.3 Austausche im Proteinkörper ....................................................................................... 24
-I INHALTSVERZEICHNIS
3.1.1.4 Austausche in der Effektorbindetasche ........................................................................ 25
3.1.2
Erstellung einer Signalkarte aus den Ergebnissen der Alanin-Austauschmutagenese .... 27
3.1.3
Untersuchung der unterschiedlichen Kontakte in TetR(BD) und TetR(B) und deren
Einfluss auf die Signalübertragung ................................................................................... 29
3.1.3.1 Alanin-Austauschmutagenese in der DNA-Bindedomäne von TetR(B) ....................... 29
3.1.3.2 Angleichung der Kontaktfläche von DNA-Bindedomäne und Proteinkörper zwischen
TetR(B) und TetR(BD) .................................................................................................. 32
3.1.3.3 Stabilitätsuntersuchung von TetR(B) M59I H93Y ......................................................... 33
3.1.4
Einfluss des Induktors auf die Signalübertragung ............................................................. 34
3.1.4.1 TetR(BD): Tetrazyklin im Vergleich zu Anhydrotetrazyklin ........................................... 34
3.1.4.2 TetR(B): Tetrazyklin im Vergleich zu Tip ...................................................................... 35
3.1.5
Randomisierung von Aminosäure 49 ................................................................................ 37
3.1.6
Aufreinigung und Stabilitätsanalyse einer nicht-induzierbaren TetR-Mutante .................. 39
3.2 Untersuchung der Signalübertragung in revTetR............................................................... 40
3.2.1
Alanin-Austauschmutagenese von TetRr2 ......................................................................... 40
3.2.1.1 Austausche in der DNA-Bindedomäne ......................................................................... 41
3.2.1.2 Austausche in der Zwischenregion zwischen DNA-Bindedomäne und Proteinkörper . 42
3.2.1.3 Austausche im Proteinkörper ....................................................................................... 43
3.2.1.4 Austausche in der Effektorbindetasche ........................................................................ 45
3.2.2
Erstellung einer Signalkarte von TetRr2 ............................................................................ 47
3.2.3
Konstruktion eines reversen TetR(B) ................................................................................ 49
3.3 Untersuchung der Signalübertragung eines TetR mit geänderter Induktorspezifität ..... 53
3.3.1
Alanin-Austauschmutagenese von TetRi2 ......................................................................... 53
3.3.1.1 Austausche in der DNA-Bindedomäne ......................................................................... 54
3.3.1.2 Austausche in der Zwischenregion zwischen DNA-Bindedomäne und Proteinkörper . 55
3.3.1.3 Austausche im Proteinkörper ....................................................................................... 56
3.3.1.4 Austausche in der Effektorbindetasche ........................................................................ 57
3.3.2
Erstellung einer Signalkarte von TetRi2 ............................................................................. 58
3.3.3
Versuch der Übertragung der 4-ddma-ATc-Spezifität auf TetR(B) ................................... 61
3.4 4-de(dimetyhlamino)-Tetrazykline als Anti-Induktoren für TetR ....................................... 63
3.4.1
Verdrängungsexperimente mit verschiedenen 4-ddma-Derivaten .................................... 63
3.4.2
Limitierte Proteolyse in Anwesenheit von Induktoren und Anti-Induktoren ....................... 66
3.4.3
Stabilisierung von revTetR-Varianten durch 4-ddma-ATc................................................. 68
4 DISKUSSION ................................................................................................................ 69
4.1 Signalübertragung während der Induktion von TetR ......................................................... 69
- II INHALTSVERZEICHNIS
4.1.1
Induktion durch Tetrazyklin ............................................................................................... 70
4.1.1.1 Effektorbindung und Einleitung des Induktionsmechanismus ...................................... 70
4.1.1.2 Informationsübertragung zwischen den Domänen ....................................................... 71
4.1.2
Induktion durch das Oligopeptid Tip.................................................................................. 77
4.2 Der reverse Tetrazyklin-Repressor (revTetR) ...................................................................... 80
4.2.1
Die Destabilisierung erschwert eine Aussage über den Signalweg .................................. 80
4.2.2
Der reverse TetR(B): Hypothesen zur Erklärung des reversen Regulationsmechanismus‘ .
.......................................................................................................................................... 83
4.2.2.1 Hypothese I: Die Mutationen E15A L17G L25V ändern den Signalweg ...................... 84
4.2.2.2 Hypothese II: In revTetR-Varianten ist die Signalübertragung unterbrochen ............... 86
4.2.3
Spezifische Effektoren für revTetR induzieren nicht ......................................................... 87
4.3 4-ddma-Derivate: Vom Anti-Induktor zum Induktor ............................................................ 88
4.3.1
4-ddma-Derivate als Anti-Induktoren von TetR ................................................................. 88
4.3.2
Einzelmutationen verwandeln 4-ddma-ATc in einen Induktor ........................................... 90
4.3.3
Die 4-ddma-spezifische Variante TetRi2 (TetR H64K S135L S138I)................................. 91
4.3.3.1 TetRi2 ist destabilisiert .................................................................................................. 91
4.3.3.2 Die Austausche H64K-S135L-S138I ändern den Induktionsmechanismus ................. 92
4.3.3.3 Tetrazyklin als Korepressor: TetRi2 zeigt reverses Regulationsverhalten .................... 95
4.4 Fazit und Ausblick ................................................................................................................. 96
5 MATERIAL UND METHODEN ...................................................................................... 98
5.1 Materialien .............................................................................................................................. 98
5.1.1
Chemikalien ...................................................................................................................... 98
5.1.2
Verbrauchsmittel ............................................................................................................... 99
5.1.3
Geräte ............................................................................................................................. 100
5.1.4
Kommerziell erhältliche Reagenziensysteme („Kit“-Systeme) ........................................ 101
5.1.5
Enzyme, Proteine und Antikörper ................................................................................... 101
5.1.6
Größenmarker für DNA-Fragmente und Proteine ........................................................... 102
5.1.7
Oligonukleotide ............................................................................................................... 102
5.1.8
Bakterienstämme ............................................................................................................ 104
5.1.9
Plasmide ......................................................................................................................... 105
5.2 Medien, Lösungen und Puffer ............................................................................................ 107
5.2.1
Allgemeine Puffer ............................................................................................................ 107
5.2.2
Bakteriennährmedien ...................................................................................................... 107
5.2.3
Puffer und Lösungen für DNA-Versuche......................................................................... 108
- III INHALTSVERZEICHNIS
5.2.4
Puffer und Lösungen für Protein-Versuche ..................................................................... 108
5.3 Methoden .............................................................................................................................. 110
5.3.1
Arbeiten mit Mikroorganismen ........................................................................................ 111
5.3.1.1 Anzucht, Handhabung und Lagerung von E. coli-Kulturen ........................................ 111
5.3.1.2 Herstellung Calciumchlorid-kompetenter E. coli-Zellen .............................................. 111
5.3.1.3 Herstellung elektrokompetenter E. coli-Zellen ............................................................ 112
5.3.1.4 Transformation von E. coli .......................................................................................... 112
5.3.1.5 Elektroporation von E. coli .......................................................................................... 112
5.3.1.6 Präparation von Plasmid-DNA mittels TENS-Lyse ..................................................... 112
5.3.2
Arbeiten mit Nukleinsäuren ............................................................................................. 113
5.3.2.1 Restriktionsspaltung von DNA .................................................................................... 113
5.3.2.2 Dephosphorylierung von 5’-DNA-Enden .................................................................... 113
5.3.2.3 Ligation von DNA-Fragmenten ................................................................................... 113
5.3.2.4 Gelelektrophorese von DNA ....................................................................................... 113
5.3.2.5 Elution von DNA aus Agarose-Gelen ......................................................................... 114
5.3.2.6 Ethanol-Fällung von DNA ........................................................................................... 114
5.3.2.7 Mutagenese mittels zweistufiger Polymerase-Kettenreaktion (PCR) ......................... 114
5.3.2.8 Sequenzierung von Plasmid-DNA .............................................................................. 115
5.3.3
Arbeiten mit Proteinen..................................................................................................... 115
5.3.3.1 Überexpression und chromatographische Reinigung von TetR ................................. 115
5.3.3.2 Bestimmung von Proteinkonzentrationen ................................................................... 116
5.3.3.3 Western-Blot Analyse ................................................................................................. 116
5.3.3.4 Quantifizierung der β-Galaktosidase-Aktivität im 96-Napfplatten-Format .................. 117
5.3.3.5 Limitierte Proteolyse ................................................................................................... 118
5.4 Computerprogramme und Internetdienste ........................................................................ 119
6 LITERATURVERZEICHNIS ........................................................................................ 120
7 EIGENE PUBLIKATIONEN......................................................................................... 130
8 ANHANG ..................................................................................................................... 131
8.1 Ergebnisse aus den β-Galaktosidase-Aktivitätsmessungen ........................................... 131
8.1.1
TetR(BD)-Varianten ........................................................................................................ 131
8.1.2
TetR(B) Varianten ........................................................................................................... 136
8.2 Bisher verfügbare Kristallstrukturen von TetR ................................................................. 138
- IV VERWENDETE ABKÜRZUNGEN
VERWENDETE ABKÜRZUNGEN
Abb.
ApR
APS
ATP
ATc
BSA
CmR
CMV
4-ddma…
DMSO
DNA
dNTP
DTT
E. coli
EDTA
EtBr
EtOH
HTH
lacZ
LB
MIK
n.b.
oDx
ONPG
p.A.
PAA
persönl.
rev.
RF
RT
S.
SAP
SDS
Tab.
Tc
TEMED
tetO
Tip
Tris
ÜNK
ÜTK
v
w
wt
X-Gal
Abbildung
Ampicillin-Resistenz
Ammoniumperoxodisulfat
Adenosintriphosphat
Anhydrotetrazyklin
Rinderserumalbumin
Chloramphenicol-Resistenz
Cytomegalie-Virus
4-de(dimethylamino)…
Dimethylsulfoxid
Desoxyribonukleinsäure
Desoxyribonukleosidtriphosphat
Dithiothreitol
Escherichia coli
Ethylendiamintetraacetat
Ethidiumbromid
Ethanol
α-Helix-Turn-α-Helix
Gen für β-Galaktosidase
Luria-Bertani-Medium
Minimale inhibitorische Konzentration
nicht bestimmt
optische Dichte bei x nm
o-Nitrophenyl-β-D-galaktopyranosid
‘pro Analysis’
Polyacrylamid
persönlich
revers
Regulationsfaktor
Raumtemperatur
Seite
Shrimps alkalische Phosphatase
Natriumdodecylsulfat
Tabelle
Tetrazyklin
N, N, N’, N’-Tetramethylethylendiamin
tet-Operator
Transkription-induzierendes Peptid
Trishydroxymethylaminomethan
Über-Nacht-Kultur
Über-Tag-Kultur
Volumen
Gewicht, Masse
Wildtyp
5-Bromo-4-chloro-3-indolyl-β-galaktopyranosid
-V Einheiten
A
Å
bp
°C
D / Da
F
g
h
L
m
M
mol
min
s
U
Upm
V
W
Ω
Ampere
Ångström (=10-10 m)
Basenpaar
Grad Celsius
Dalton
Farad
Gramm
Stunde
Liter
Meter
molar (mol/L)
Mol
Minute
Sekunde
Unit (Einheit d. Enzymaktivität)
Umdrehungen pro Minute
Volt
Watt
Ohm
Vorsätze
M
k
m
µ
n
p
f
Mega
Kilo
Milli
Mikro
Nano
Piko
Femto
Basen
A (Ade)
C (Cyt)
G (Gua)
T (Thy)
N
(106)
(103)
(10-3)
(10-6)
(10-9)
(10-12)
(10-15)
Adenin
Cytosin
Guanin
Thymin
A, C, G, T
Nukleoside
Adenosin
Cytidin
Guanosin
Thymidin
VERWENDETE ABKÜRZUNGEN
Aminosäuren-Nomenklatur nach IUPAC-IUB Vereinbarung von 1969
Ala
A Alanin
Leu
L Leucin
Arg
R Arginin
Lys
K Lysin
Asn
N Asparagin
Met
M Methionin
Asp
D Aspartat (Asparaginsäure)
Phe
F Phenylalanin
Cys
C Cystein
Pro
P Prolin
Gln
Q Glutamin
Ser
S Serin
Glu
E Glutamat (Glutaminsäure)
Thr
T Threonin
Gly
G Glycin
Trp
W Tryptophan
His
H Histidin
Tyr
Y Tyrosin
Ile
I
Isoleucin
Val
V Valin
Protein
AcrR
AmtR
BirA
CamR
CAP
CcpA
CheY
CmeR
Crh
DhaS
EbgR
ErmC‘
FIS
Hpr
LacI
MurD
MurE
PurR
QacR
SbmC
TetA
TetR
TraR
TreR
TrpR
TrxA
Bezeichnung
Acriflavin-Repressor
Repressor des Ammonium-Aufnahmesystems
Biotin-Repressor
Repressor des Cytochrom P-450cam Hydroxylase Operons
Katabolit-Aktivator-Protein
Katabolit-Kontroll-Protein A
Chemotaxis-Protein CheY
Repressor des CmeABC Multidrug-Efflux-Systems
(Campylobacter multidrug efflux)
Hpr-ähnliches Protein der Katabolitenrepression
(Catabolite repression HPr-like protein)
Dihydroxyaceton-Aktivator
Repressor des ebg-Operons
(enhanced beta galactosidase)
Erythromycin-Methyltransferase
DNA-bindendes Protein für DNA-Inversion bei der
Rekombination (factor-of-inversion stimulation)
Phosphocarrier-Protein Hpr (Histidine-containing protein)
Laktose-Repressor
UDP-N-Acetylmuramoylalanin-D-glutamat-Ligase
UDP-N-Acetylmuramoyl-L-alanyl-D-glutamat-2,6diaminopimelat-Ligase
Purin-Repressor
Repressor eines Multidrug-Efflux-Systems
(quarternary ammonium compound)
DNA-Gyrase Inhibitor
membranständiger [Tc•Me]+/H+-Antiporter
Tetrazyklin-Repressor
Regulator für konjugalen Transfer des Ti-Plasmids
Trehalose-Repressor
Tryptophan-Repressor
Thioredoxin A
- VI Herkunfts-Organismus
Escherichia coli
Corynebacterium glutamicum
Escherichia coli
Pseudomonas putida
Escherichia coli
Bacillus subtilis
Escherichia coli
Campylobacter jejuni
Bacillus subtilis
Lactococcus lactis
Escherichia coli
Bacillus subtilis
Escherichia coli
Escherichia coli
Escherichia coli
Escherichia coli
Escherichia coli
Bacillus subtilis
Staphylococcus aureus
Escherichia coli
Escherichia coli
Escherichia coli
Agrobacterium tumefaciens
Escherichia coli
Escherichia coli
Escherichia coli
ZUSAMMENFASSUNG
1 ZUSAMMENFASSUNG
Der Tetrazyklin-Repressor (TetR) ist eines der am besten untersuchten bakteriellen Regulatorproteine
und schon seit Langem ein Modellsystem für die Effektor-gesteuerte Transkriptionsregulation. Nach der
Bindung des Effektors Tetrazyklin (Tc) muss ein Signal von der Effektor-Bindetasche über 33 Å auf die
N-terminale DNA-Bindedomäne übertragen werden, die daraufhin ihre Konformation ändert und so zu
einer Dissoziation des TetR-Operator-Komplexes führt.
In dieser Arbeit wurde durch eine Alanin-Austauschmutagenese die Bedeutung von 66 Aminosäuren für
die Induktion von TetR analysiert. Aus den Aktivitäten der Einzelmutanten konnte unter Verwendung
von Strukturdaten eine Signalkarte von TetR erstellt werden. Daraus ging hervor, dass durch die TcBindung zwei unabhängige Vorgänge ausgelöst werden: Eine spezifische Konformationsänderung
(Induktionsbewegung), welche die beiden Helix-turn-Helix-Motive des TetR-Homodimers relativ
zueinander verschiebt und eine zusätzliche Konformationsänderung, welche die induzierte
Konformation stabilisiert und TetR in seiner nicht DNA-bindenden Form „fixiert“. Für die
Induktionsbewegung wurden Asp95, Leu17 sowie weitere Aminosäuren innerhalb der hydrophoben
Zone zwischen den Helices α1, α4 und α6 ermittelt. Alanin-Austausche dieser Aminosäuren führen zu
einer generellen Beeinträchtigung der Induzierbarkeit. Für andere Alanin-Substitutionsmutanten wie
TetR R49A, bei welcher der stärkere Induktor Anhydrotetrazyklin (ATc) noch zu einer Rest-Induktion
führt, zeigte sich durch limitierte Proteolyse in Anwesenheit von Tc oder ATc ein geringerer
Stabilisierungseffekt als beim Wildtyp.
Dass die beiden oben genannten Vorgänge unabhängig voneinander ausgelöst werden ist
Voraussetzung, dass reverse Tet-Varianten (revTetR) überhaupt entstehen können. Für revTetR
konnte kein durchgehender Signalweg ermittelt werden. Darüber hinaus haben Alanin-Austausche der
für die Induktionsbewegung von TetR essentiellen Aminosäuren keinen oder nur geringen Effekt auf die
Korepression von revTetR. Das führt zu der Annahme, dass in revTetR keine Induktionsbewegung
ausgelöst wird und für die Korepression überwiegend die stabilisierenden Konformationsänderungen
eine Rolle spielen. Eine durch die Mutationen M59I S92R H93Y verursachte Unterbrechung der
Induktionsbewegung in TetR(B) E15A L17G L25V ermöglichte die Konstruktion einer reversen TetR(B)Variante.
Desweiteren konnten 4-de(dimethylamino)-Tetrazykline als Anti-Induktoren für TetR identifiziert
werden, die Tc aus der Bindetasche verdrängen und auf diese Weise eine durch Tc ausgelöste
Induktion von TetR „abschalten“ können. Da durch limitierte Proteolyse gezeigt werden konnte, dass
die Anwesenheit von 4-de(dimethylamino)-Anhydrotetrazyklin (4-ddma-ATc) die Proteaseanfälligkeit
von TetR herabsetzt, wird davon ausgegangen, dass durch die Bindung von 4-ddma-ATc an TetR
ebenfalls nur die stabilisierenden Konformationsänderungen ausgelöst werden, nicht jedoch die
Induktionsbewegung.
Durch eine Alanin-Austauschmutagenese der Variante TetRi2 (TetR H64K S135L S138I), die eine
Spezifität für 4-ddma-Tetrazykline aufweist, wurde die Signalübertragung einer Induktorspezifitätsmutante untersucht. Hierbei wurden mehrere Mutanten gefunden, bei denen die schon bei TetRi2
auftretende Korepression durch Tc deutlich wird. Daher wird davon ausgegangen, dass es sich bei
TetRi2 um eine „reverse“ TetR-Variante handelt, bei der die von Tetrazyklin abweichende Bindung von
Anhydrotetrazyklinen (4-ddma-ATc, ATc) zu einer speziellen Anordnung der Aminosäuren in der
hydrophoben Zone führt (insbesondere von Tyr93, Leu14, Leu55, deren Alanin-Austausche einen
Verlust der Induzierbarkeit bewirkt). Die dadurch mögliche Interaktion zwischen Leu55 und Val45 löst
wahrscheinlich die Induktionsbewegung aus.
-1 ABSTRACT
1 ABSTRACT
The tetracycline repressor (TetR) is one of the most intensely studied prokaryotic regulator proteins
and has become an invaluable model system for the study of effector-mediated regulation of
transcription. After the effector tetracycline (Tc) has bound to TetR, a signal must be transmitted
from the effector binding pocket to the N-terminal DNA binding domain over a distance of 33 Å.
This domain subsequently changes its conformation leading to a dissociation of the TetR-operator
complex.
In this work alanine scanning was used to analyze 66 residues in TetR for their importance for
induction. By interpreting the activities of the single mutants in the light of structural data, it was
possible to create a signalling landscape for TetR. From this, it was concluded that Tc binding
triggers two independent movements: Firstly, a specific conformational change (induction
movement) that moves both of the helix-turn-helix motifs against each other; and secondly, an
additional conformational change that locks the induced conformation of TetR in a non DNAbinding conformation. For the induction movement, Asp95, Leu17 and several additional amino
acids in the hydrophobic core between the helices α1, α4 and α6 are important. Alanine
substitutions of these amino acids lead to a generally impaired inducibility. For further alanine
substitution mutants, like in TetR R49A, the more potent inducer anhydrotetracycline (ATc) can
mediate residual induction. Limited proteolysis of this mutant in the presence of Tc or ATc showed
less stabilization than for the wild type.
That both movements are initiated independently is a precondition for the formation of reverse
TetR variants (revTetR). For revTetR, no continuous signalling pathway could be determined. In
addition, alanine exchanges of amino acids that were important for the induction of TetR have no
or only marginal effect on the corepression of revTetR. These observations suggest that revTetR
has lost the ability to trigger the induction movement and that corepression of is mainly based on
the stabilizing conformational changes. Disruption of the induction movement by introducing the
mutations M59I S92R H93Y made it possible to construct a reverse TetR(B) out of
TetR(B) E15A L17G L25V.
Additional 4-de(dimethylamino)-tetracycline derivatives were identified as anti-inducers for TetR, in
that they are able to replace Tc from the effector binding pocket. Thus, they can “switch off”
induction mediated by Tc. As it was shown by limited proteolysis, the presence of
4-de(dimethylamino)-anhydrotetracycline (4-ddma-ATc) decreased the susceptibility of TetR to
proteinase K. Hence it was assumed that binding of 4-ddma-ATc only triggers the stabilizing
conformational changes, but not the induction movement.
By alanine scanning of TetRi2 (TetR H64K S135L S138I), which mediates induction by 4-ddmaATc, signal transmission of a TetR variant with altered inducer specificity was explored. Here,
several mutants were found for which Tc shows corepression, as it does for TetRi2 to a lower
extent. So it is assumed that TetRi2 is a “reverse” TetR variant. In comparison to Tc, the different
binding of anhydrotetracyclines (4-ddma-ATc, ATc) to TetRi2 results in a special arrangement of
amino acids in the hydrophobic core (especially of Tyr93, Leu14, Leu55 whose alanine exchanges
lead to a loss of inducibility). Facilitated by this new arrangement, the interaction of Leu55 and
Val45 possibly triggers the induction movement. Thus, 4-ddma-ATc is able to induce TetRi2
whereas Tc mediates corepression.
-2 EINLEITUNG
2 EINLEITUNG
2.1 Allosterie – „Fernsteuerung“ für Proteine
Eine typische Bakterienzelle enthält ungefähr 250.000 Proteine, einschließlich unterschiedlicher
Mengen von mehreren tausend Genprodukten (Goodsell, 1991). Auf das Zellvolumen
hochgerechnet, sind die Proteine so dicht gepackt, dass zwischen zwei von ihnen nur ein Abstand
von wenigen Wassermolekülen herrscht. In dieser beengten Umgebung ist eine präzise Regulation
der Proteinaktivität notwendig, um ein Chaos im Stoffwechsel der Zelle zu vermeiden. Allosterie1
ist ein verbreiteter und effektiver Mechanismus, um die Proteinaktivität zu kontrollieren (Gao &
Jacobson, 2006; Gunasekaran et al., 2004; Hardy & Wells, 2004; Lindsley & Rutter, 2006).
2.1.1 Die „alte“ und die „neue“ Sichtweise der Allosterie
Bei allosterischen Proteinen führt die Bindung eines Effektors an einer Seite meist zu einer
Affinitätsänderung (Regulatoren) oder katalytischen Aktivität (Enzyme) an einer anderen Seite. Die
beiden „klassischen“ Modelle zur Beschreibung der Allosterie wurden in den 1960er Jahren von
Monod et al. (MWC-Modell) (Monod et al., 1965) und von Koshland et al. (KNF-Modell) (Koshland
et al., 1966) aufgestellt, die den physikalischen Übergang zwischen zwei festen Konformationen (R
und T)2 durch die Bindung eines Effektors interpretiert haben. Während das MWC-Modell eine
gemeinsame Konformationsänderung aller Untereinheiten vorschlägt („Symmetrie-Modell“),
schlägt
das
KNF-Modell
Konformationsänderung
eine
vor
durch
das
erste
(„Sequenz-Modell“)
Bindeereignis
(Abb.
2.1).
Erste
schrittweise
erfolgende
Kristallstrukturen
von
allosterischen Proteinen, die im freien und effektorgebundenen Zustand einen klaren
Konformationsunterschied auswiesen, unterstützten die beiden Modelle lange Zeit. Der Übergang
zwischen nur zwei Konformationen impliziert allerdings, dass die Signalübertragung über einen
einzigen, fest definierten Weg stattfinden muss, was einige experimentelle Studien auch belegen
(Suel et al., 2003).
Während Konformationsänderungen lange Zeit eine Voraussetzung für Allosterie waren, werden
immer mehr Fälle bekannt, in denen Allosterie scheinbar auch ohne Konformationsänderungen
auskommt (Cooper & Dryden, 1984; Popovych et al., 2006; Tsai et al., 2008). Neuere Modelle
berücksichtigen daher auch thermodynamische Faktoren, in denen es neben der enthalpischen
Komponente auch eine wachsende Bedeutung der entropischen Komponente gibt (Kern &
Zuiderweg, 2003; Popovych et al., 2006; Swain & Gierasch, 2006). Nach der „neuen Sicht“ der
1
2
Von griech. allo (anders) und steros (Ort), d.h. „am anderen Ort“.
Der induzierte Zustand wurde als R (engl. für relaxed = entspannt), der uninduzierte Zustand als T (engl. für tensed =
angespannt) bezeichnet. -3 EINLEITUNG
Allosterie sind Proteine durch ihre Flexibilität und Molekülschwingungen in komplexen Gruppen
aus zahlreichen Konformeren organisiert. Die Bindung eines Effektors führt zu einer
anteilsmäßigen Verschiebung einiger Konformere innerhalb dieser Gruppe („population shift“),
wodurch aus Strukturdaten nicht unbedingt Konformationsänderung herauszulesen sind (Cui &
Karplus, 2008; Pan et al., 2000). Das Vorhandensein von vielen (dynamischen) Konformationen
ermöglicht auch eine Vielzahl an Signalwegen, über die das Signal der Effektorbindung übertragen
werden kann. Forschungen an dem Chemotaxis-Protein CheY haben jedoch gezeigt, dass weder
die „alte“ noch die „neue“ Sicht alleine den Allosterie-Mechanismus von CheY vollständig erklären
können, sondern es sich um ein Zusammenwirken von lokalen Konformationsänderungen und
einem „population shift“ handeln muss (Formaneck et al., 2006). Somit scheinen sich die Modelle
der Allosterie zu ergänzen (Tsai et al., 2009).
Lange Zeit wurde Allosterie als Merkmal oligomerer Proteine beschrieben. Neuere Studien zeigen
aber, dass die Bindung eines Effektors auch bei vielen monomeren Proteinen Auswirkungen auf
Protein/Substrat-, Protein/Ligand- oder Protein/Protein-Wechselwirkungen an einer anderen Stelle
des Proteins haben kann (Volkman et al., 2001).
A
C
1
T
T
R
R
R
R
R
R
0
1
B
T
T
R
T
R
R
0
Abb. 2.1: Vereinfachte Gegenüberstellung der unterschiedlichen Allosterie-Modelle für ein dimeres Protein.
Die beiden Monomere sind in grau dargestellt. Die Quadrate stellen den inaktiven T-Zustand dar, die Kreise den
aktivierten R-Zustand. Der Effektor ist als gelbes Dreieck dargestellt. (A) Nach dem MWC-Modell befinden sich die
beiden Zustände TT und RR in einem Gleichgewicht. Die Bindung des Effektors stabilisiert eine dieser Formen und
verschiebt dadurch das Gleichgewicht. Die Konformationsänderung durch die Effektorbindung findet gleichzeitig in
allen Monomeren statt („Symmetrie-Modell“). (B) Nach dem KNF-Modell liegt das Protein im inaktiven TT-Zustand
vor. Durch Bindung des Effektors erfolgt eine schrittweise Änderung der Konformation in den aktiven RR-Zustand
(Sequenz-Modell“). (C) Das „population shift“-Modell ist eine Weiterentwicklung des MWC-Modells, bei der sich
eine Vielzahl möglicher Konformationen im Gleichgewicht befindet. Die Effektorbindung führt zu einer anteilsmäßigen
Verschiebung der Konformere.
2.1.2 Protein-Effektor-Wechselwirkungen bei allosterischen Proteinen
Wie bereits oben beschrieben, sind für die Funktion vieler allosterischer Proteine physikalische
Wechselwirkungen mit Subtanzen, sog. Effektoren, wichtig. Die kleinsten dieser Effektoren stellen
-4 EINLEITUNG
Protonen, wie z.B. bei pH-abhängigen Rezeptoren (Ludwig et al., 2003), oder Metallionen dar. Die
Fur-Proteinfamilie (engl. für ferric uptake regulators) ist eine große Familie bakterieller
Regulatorproteine, die durch Bindung zweiwertiger Metallionen wie Fe2+, Zn2+, Mn2+ oder Ni2+
reguliert wird (Lee & Helmann, 2007). Die Aktivierung des Laktose-Repressors LacI durch
Allolaktose (Lewis, 2005) oder die Korepression des Tryptophan-Repressors TrpR durch LTryptophan (Somerville, 1992) sind zwei bekannte Beispiele, bei denen niedermolekulare
Substanzen als Effektoren dienen. Zu den hochmolekularen Effektoren zählen andere Proteine wie
Hpr-Ser46-P oder Crh-Ser46-P, die als Effektoren für den katabolischen Regulator CcpA aus
Bacillus fungieren (Schumacher et al., 2004; Schumacher et al., 2006). Die Effektoren werden
reversibel durch nicht-kovalente Bindungen mit der Proteinoberfläche verknüpft. Oft hängt eine
effektive Bindung aber nicht nur von den direkten Kontakten zu dem Effektor ab, sondern auch von
entfernten Resten in der Tertiärstruktur (Hedstrom, 1996; Perutz et al., 1998). Die Spezifität wird,
je
nach
Art
des
Effektors,
über
ein
Zusammenspiel
von
hydrophoben
Kontakten,
Wasserstoffbrücken und ionischen Wechselwirkungen vermittelt. Die Koordination verändert die
Seiten- und Hauptketten-Positionen der kontaktierenden Aminosäuren. Durch die dichte Packung
von Atomen in globulären Proteinen werden selbst kleine Positionsänderungen über die Tertiärund Quartärstruktur des Proteins übertragen und können so zu Konformationsänderungen an weit
entfernten Orten des Proteins führen, was die Grundlage für zumindest einige allosterische
Prozesse ist (Daily & Gray, 2009). Da Effektorbindestelle und Ort der Konformationsänderung bei
einigen Proteinen mehrere zehn Ångström voneinander entfernt sind, ist es ein grundlegendes Ziel
zu verstehen, wie das Signal innerhalb von Proteinen über so weite Strecken übermittelt wird.
2.1.3 Allosterische Transkriptionsregulatoren
Organismen haben viele Mechanismen entwickelt, um auf innere und äußere Umwelteinflüsse zu
reagieren und ihren Stoffwechsel an die Veränderungen anzupassen. Ein weit verbreiteter
Regulationsmechanismus ist die strikte Kontrolle der Genexpression durch allosterische
Transkriptionsfaktoren (Huffman & Brennan, 2002). Bei diesen Transkriptionsfaktoren führt die
Bindung eines Effektors zu einer Affinitätsänderung des Proteins zur DNA. Dabei kann die
Effektorbindung entweder die DNA-Bindung ermöglichen, wie beim Tryptophan-Repressor TrpR
(Swint-Kruse & Matthews, 2009) oder verhindern, wie beim Laktose-Repressor LacI (Wilson et al.,
2007). Diese beiden Transkriptionsfaktoren wurden zu bedeutenden Modellsystemen für die
Effektor-gesteuerte Transkriptionsregulation.
In Abwesenheit von Laktose bindet LacI an zwei spezifische Operatorsequenzen als „Dimer eines
Dimers“ und reprimiert dadurch die Transkription des Laktose-Stoffwechsels (Wilson et al., 2007).
Nach der Bindung der Induktoren Allolaktose oder Isopropyl-β-D-thiogalaktopyranosid (IPTG) wird
ein Signal von der Effektorbindetasche zur DNA-Bindedomäne mit dem Helix-turn-Helix-Motiv
übertragen. Eine Konformationsänderung der Bindedomäne bewirkt die Dissoziation des LacI-5 EINLEITUNG
Operator-Komplexes. Da in der IPTG-induzierten Form von LacI keine Elektronendichte in der
DNA-Bindedomäne nachgewiesen werden konnte (Lewis et al., 1996), spricht das für eine IPTGinduzierte Entfaltung der Bindedomäne und erhöhte Mobilität im IPTG-gebundenen Zustand
(Taraban et al., 2008).
Bei TrpR ist der Regulationsmechanismus umgekehrt. Durch Bindung des Effektors Tryptophan
wird die Transkription durch Operatorbindung reprimiert (Gryk et al., 1996). Es wurde gezeigt, dass
die DNA-Bindedomäne in Abwesenheit von Tryptophan flexibel ist und einen schnellen AmidProton-Austausch besitzt (Gryk et al., 1995). Die Bindung von Tryotophan im Proteinkörper
verstärkt die Operator-Bindung, indem sie die Zahl an möglichen Konformationen der
Bindedomäne einschränkt. Mutationen in der Verbindungshelix zwischen Proteinkörper und DNABindedomäne verstärken diesen Effekt sogar, indem sie die DNA-Bindedomäne „versteifen“ (Gryk
et al., 1996). Als Transkriptionsregulator der Tryptophan-Biosynthese muss TrpR an eine Vielzahl
verschiedener Operatorsequenzen binden. Interessanterweise führen einige dieser Mutationen
auch dazu, dass manche Operatoren besser gebunden werden und andere schlechter (Gryk et al.,
1996). Das zeigt, dass die Evolution die richtige Balance aus „Steifheit“ und Flexibilität der TrpRDNA-Bindedomäne hervorgebracht hat, die für die korrekte Regulation benötigt wird.
2.2 Der Tetrazyklin-Repressor TetR
als Modellsystem für einen allosterischen Regulator
2.2.1 Regulation der Tetrazyklin-Resistenz
Die Zunahme bakterieller Resistenzen stellt sowohl Mediziner als auch Wissenschaftler vor immer
neue Herausforderungen. Tetrazyklin (Tc) und seine Derivate galten seit ihrer Entdeckung in den
1940er und 1950er Jahren als wirkungsvolle Breitband-Antibiotika gegen Gram-negative und
Gram-positive Bakterien, die darüber hinaus auch Wirkung gegen Chlamydien, Mykoplasmen und
Rickettsien zeigten (Roberts, 2003). Tc inhibiert die Proteinbiosynthese, indem es, vermutlich als
[Tc•Mg]+-Komplex, an die 16S rRNA der 30S-Untereinheit prokaryotischer Ribosomen bindet und
so die Assoziation der Aminoacyl-tRNA mit dem Ribosom verhindert (Brodersen et al., 2000;
Pioletti et al., 2001; Trieber & Taylor, 2002). Der extensive und zum Teil auch falsche Einsatz von
Tc, sowie die Verwendung als Wachstumsförderer in der Tierzucht, führten mit der Zeit zur
raschen Ausbreitung von Tc-Resistenzen unter den Bakterien (Mulvey & Simor, 2009; Neu, 1992).
Mittlerweile sind über 80% der aus Fäkalien isolierten Keime tetrazyklinresistent (Madigan et al.,
2008). Die Resistenzmechanismen reichen dabei von der Bildung ribosomaler Schutzproteine
(Connell et al., 2003) über Mutationen der 16S-rRNA (Trieber & Taylor, 2002) bis hin zur aktiven
Ausschleusung von Tc-Metall-Komplexen (Li & Nikaido, 2009). Auch eine oxidative Spaltung von
Tc wurde beschrieben (Speer & Salyers, 1989). Die Efflux-Resistenz ist am weitesten verbreitet
-6 EINLEITUNG
und wird durch Gene vermittelt, die meist auf Resistenzplasmiden (R-Plasmiden), Transposons
oder Integrons liegen und damit leicht auf andere Bakterien übertragen werden können (Chopra &
Roberts, 2001).
TetA ist das am besten untersuchte Efflux-Protein (Tamura et al., 2003). Es besteht aus 12
transmembranen α-Helices und fungiert als [Tc•Me]+-Proton-Antiporter. Eine konstitutive
Expression von tetA führt zu einem Wachstumsnachteil (Nguyen et al., 1989), eine Überproduktion
ist toxisch, da durch den unspezifischen Kationentransport das Membranpotential zusammenbricht
(Eckert & Beck, 1989). Deshalb ist es notwendig, dass die Expression von tetA streng reguliert
wird. Bei der Resistenzdeterminante Tet(B) auf dem Transposon Tn10 geschieht das durch den
Transkriptionsregulator TetR, der sowohl die Expression von TetA als auch seine eigene reguliert.
Hier sind das Resistenzgen tetA und das Regulatorgen tetR divergent um eine 81 bp lange
Kontrollregion angeordnet (Abb. 2.2). Diese besteht aus dem Promotor für tetA (PA) und den zwei
sich überlappenden Promotoren für tetR (PR1 und PR2), die durch zwei nahezu identische,
palindrome Operatoren tetO1 und tetO2 überlagert werden (Bertrand et al., 1983).
H+
Tc
TetA
N‘
C‘
Tc + Me2+
H+ + [Tc•Me]+
50S
106 M-1
109 M-1
30S
tetR
tetO1
tetA
tetO2
+
+
+
+
TetR
Abb. 2.2: Genetische Organisation der Tetrazyklin-Resistenzdeterminante auf dem Transposon Tn10.
Zwischen dem Resistenzgen tetA und dem Regulatorgen tetR befinden sich zwei Operatoren tetO1 und tetO2, die in
Abwesenheit von Tc von je einem TetR-Dimer besetzt werden. Dadurch wird die Transkription sowohl des
Membrantransportes TetA als auch des Repressors reprimiert. Tc (gelbe Dreiecke) diffundiert in seiner protonierten
2+
Form passiv durch die Cytoplamsamembran und wird im Cytoplasma mit zweiwertigen Metallionen Me
2+
+
(hauptsächlich Mg ) komplexiert und bildet erst dadurch den biologisch aktiven Komplex [Tc•Me] . Noch bevor in der
Zelle eine antibiotisch wirksame Konzentration an Tc erreicht wird, indem die Anlagerung von [Tc•Me]+ an die 30SUntereinheit des Ribosoms die Proteinbiosynthese inhibiert, induziert [Tc•Me]+ TetR, der sich daraufhin von den
+
Operatoren löst. Dadurch wird die Expression des Resistenzgens ermöglicht und [Tc•Me] kann aktiv aus der Zelle
ausgeschleust werden. Die roten Zahlen geben die jeweiligen Bindekonstanten (KA) an.
-7 EINLEITUNG
Die Transkription der beiden Gene wird durch die Bindung von TetR an die Operatoren so lange
reprimiert, bis Tc in die Zelle eindringt und den Repressor als [Tc•Mg]+-Komplex induziert (Hillen et
al., 1983). So wird TetA nur in Anwesenheit von Tc gebildet. Die Bindung von [Tc•Mg]+ an TetR ist
hochaffin und liegt mit einer Bindekonstante von 109 M-1 etwa drei Zehnerpotenzen über der
Bindekonstante von Tc an die ribosomale 30S-Untereinheit (Lederer et al., 1996; Takahashi et al.,
1986). Auf diese Weise wird sichergestellt, dass die Zelle bereits auf eingedrungenes Tc reagieren
kann bevor das Antibiotikum die Proteinbiosynthese inhibiert.
2.2.2 Struktur und Funktion von TetR
Der
Tetrazyklin-Repressor
(TetR)
ist
ein
Mitglied
der
TetR/CamR-Familie
von
Transkriptionsregulatoren (Ramos et al., 2005) und liegt in seiner biologisch aktiven Form als
46 kDa großes Homodimer vor. Jedes Monomer besteht aus zehn α-Helices und kann in zwei
Bereiche unterteilt werden: in die N-terminale DNA-Bindedomäne und in den C-terminalen
Proteinkörper, der die Effektorbindetasche und die Dimerisierungsdomäne enthält (Abb. 2.3).
Die DNA-Bindedomäne besteht aus einem Dreihelixbündel (α1-α3). Während α1 zur Konformation
der globulären Domäne beiträgt, bilden die Helices α2 und α3 mit der dazwischenliegenden
Schleife ein Helix-turn-Helix-Motiv (HTH-Motiv) aus, das isostrukturell zu den HTH-Motiven
anderer regulatorischer Proteine wie CAP oder FIS ist. Allerdings ist die Erkennungshelix α3 vom
N-Terminus her um eine Windung verkürzt, wodurch α3 invertiert wird und sich die N-terminalen
Enden beider HTH-Motive gegenüberstehen (Kisker et al., 1995). Die DNA-Bindedomäne ist mit
dem Proteinkörper durch Helix α4 verbunden (Orth et al., 2000). Der Proteinkörper selbst besteht
aus den Helices α5 bis α10 (und α5‘ bis α10‘ für das zweite Monomer). In jedem Monomer bilden
die antiparallelen Helices α8, α10 zusammen mit α5 eine flexible, tunnelartige Effektorbindetasche.
Abb. 2.3: Struktur der DNAgebundenen Form von TetR. Helices
der DNA-Bindedomäne sind blau, die
Helices α4, α5, α7 und α9, die an der
Konformationsänderung beteiligt sind,
grün dargestellt. Gelb eingefärbt sind
Helices, die ihre Position während der
Induktion
nicht
verändern.
Das
Desoxyribose-Phosphat-Rückgrat von
tetO ist in rot dargestellt, die Basen als
graue Stabmodelle. Die Abbildung
wurde aus (Orth et al., 2000)
entnommen.
-8 EINLEITUNG
Bisher
wurden
14
Tc-Resistenzdeterminanten
identifiziert,
die
einen
Repressor
zur
Transkriptionsregulation des Resistenzgens besitzen. Diese wurden verschiedenen Sequenzklassen zugeordnet (Klasse A bis E, G, H, J, Z, 30, 31, 33, 39 und 41) (Agersø & Guardabassi,
2005; Levy et al., 1999; Levy et al., 1989; Luo & Farrand, 1999; Thompson et al., 2007).
Von den Repressoren sind TetR(B) und TetR(D) am besten untersucht. Die ersten Experimente
wurden mit TetR(B) durchgeführt. Da sich am Anfang für TetR(B), im Gegensatz zu TetR(D), keine
Kristallstruktur anfertigen ließ, wurde die Chimäre TetR(BD) konstruiert. Sie besteht aus 208
Aminosäuren und trägt die DNA-Bindedomäne von TetR(B), während der Proteinkörper von
TetR(D) stammt. TetR(BD) vereint die guten Regulationseigenschaften von TetR(B) mit der
Stabilität von TetR(D) (Schnappinger et al., 1998). 2.2.2.1 Dimerisierung von TetR
Die beiden Monomere des TetR Dimers werden von hydrophoben Wechselwirkungen und
Wasserstoffbrücken zusammengehalten. Die Dimerisierungsfläche, in welche die Helices α6 bis
α10 involviert sind, macht 27% der gesamten TetR-Oberfläche aus (Kisker et al., 1995). Das
Vierhelixbündel aus den antiparallelen Helices α8 und α10 beider Monomere bildet das zentrale
Dimerisierungsmotiv (Kisker et al., 1995), was ein häufiges Strukturmotiv für die Oligomerisierung
von Proteinen ist (Lin et al., 1995). Obwohl die Aminosäuresequenzen der beiden Repressoren
TetR(B) und TetR(D) zu 63% übereinstimmen und die Proteine eine isomorphe Tertiär- und
Quartärstruktur besitzen (Hillen & Berens, 1994), werden aufgrund der fehlenden strukturellen
Komplementarität der Helices α10 und α10‘ keine Heterodimere gebildet. Austausche einzelner
Aminosäuren in dieser Helix können jedoch die Dimerisierungsspezifität ändern (Schnappinger et
al., 1998). Zusätzlich zu den hydrophoben Interaktionen im Proteinkern tragen solventsexponierte
Reste zur Stabilität des Dimers bei. So wurde eine große Bedeutung von Aminosäure 128 sowie
von der α9-α10-Schleife mit deren angrenzenden Resten (Aminosäuren 179-184) für die Stabilität
des Dimers ermittelt (Schnappinger et al., 1999; Schubert et al., 2001).
2.2.2.2 DNA-Bindung von TetR
Die kleinere N-terminale DNA-Bindedomäne beinhaltet ein klassisches Helix-turn-Helix-Motiv
(HTH-Motiv), das von der Positionierungshelix α2, der Erkennungshelix α3 und der dazwischenliegenden Schleife gebildet wird. Über zwei dieser HTH-Motive bindet das TetR-Dimer an den
palindromen tet-Operator, von dessen 19 bp langer Sequenz 12 bp spezifisch erkannt werden.
Positioniert wird das HTH-Motiv über die Aminosäuren 26, 27, 37, 40, 42, 44 und 48, deren
Seitenketten Wechselwirkungen mit den Phosphatgruppen der DNA eingehen. Die Aminosäuren
Gln38, Pro39, Thr40, Tyr42, Trp43 und His44 sind für die spezifische Basenerkennung
verantwortlich, welche über Wasserstoffbrücken und/oder Van-der-Waals-Kontakte erfolgt (Orth et
al., 2000). Erkannt werden dabei die Basen 2 bis 6 jeder Operatorhälfte (Helbl et al., 1995).
Vergleicht man die beiden tet-Operatoren miteinander, so unterscheiden sie sich nur in den
-9 EINLEITUNG
Positionen 0, 7, und 9. Die Bindung von TetR an tetO ist mit einer Bindekonstante1 von
KA ≈ 1011 M-1 hochaffin (Lederer et al., 1995). Nach der ersten Bindung des ersten [Tc•Mg]+
verringert sich die Affinität um etwa zwei bis drei Größenordnungen, nach der Bindung des zweiten
[Tc•Mg]+ um weitere vier bis sieben Größenordnungen (Lederer et al., 1995).
2.2.2.3 Induktorbindung und Induktion von TetR
Während der ebenfalls gut erforschte Multi-Resistenz-Repressor QacR aus der TetR/CamRFamilie durch verschiedenste kationische, lipophile Moleküle induziert werden kann (QACs:
Quaternary Ammonium Compounds) (Schumacher et al., 2001), interagiert TetR trotz einer
ähnlichen Gesamtstruktur spezifisch mit Tetrazyklinen. Allerdings wurden in jüngster Zeit auch
Oligopeptide und RNA-Aptamere gefunden, die in der Lage sind, eine Induktion von TetR zu
bewirken (Hunsicker et al., 2009; Klotzsche et al., 2005).
a) Induktion durch Tetrazykline
Tetrazyklin (Tc) ist der natürliche Induktor von TetR. Erst durch Bindung an Mg2+ entsteht die
biologisch aktive Form des Tetrazyklins [Tc•Mg]+. Auch für den durch Tc ausgelösten
Induktionsvorgang sind zweiwertige Metallionen wie Mg2+, Co2+, Fe2+, Ca2+, Mn2+ oder Ni2+
essentiell2 (Palm et al., 2008). Es gibt jedoch Derivate wie Anhydrotetrazyklin (ATc), für das
zumindest in vitro eine Mg2+-unabhängige Induktion gezeigt werden konnte (Scholz et al., 2000).
In jeder der beiden Effektor-Bindetaschen des Homodimers, wird ein [Tc•Mg]+-Komplex mit hoher
Affinität gebunden. Mit einer Bindekonstante von 3,3 • 109 M-1 (Takahashi et al., 1986) zählt die
Bindung zu den stärksten, die bisher für eine Induktor-Repressor-Wechselwirkung gefunden
wurden3. An der Bindung von [Tc•Mg]+ sind insgesamt 16 Aminosäuren aus beiden Monomeren
beteiligt, die hydrophile oder hydrophobe Wechselwirkungen mit dem Komplex eingehen (Kisker et
al.,
1995)
(Abb.
2.4).
Die
Aminosäuren
His64,
Asn82,
Phe86
und
Gln116
bilden
Wasserstoffbrücken zu dem A-Ring von Tc aus, der in einer überwiegend hydrophilen Umgebung
liegt.
Als
besonders
wichtig
hat
sich
dabei
der
Kontakt
zwischen
Asn82
und
der
4-Dimethylaminogruppe herausgestellt. Der Verlust dieser Gruppe führt zu einer 5000-fach
geringeren Affinität zu TetR (Lederer et al., 1996).
Für die oktaedrische Koordination des Mg2+ sind die Aminosäuren His100, Thr103 und Glu147
wichtig. Während der Stickstoff des Imidazols von His100 nahe genug an Mg2+ liegt, um direkt mit
diesem zu interagieren, tragen Thr103 und Glu147 aufgrund ihrer größeren Distanz zu Mg2+
vermutlich indirekt über Wassermoleküle zu der Koordination bei. His100 und Thr103 sind auch an
der Signaltransduktion beteiligt. Durch die Bindung von [Tc•Mg]+ wird Thr103 um etwa
1
2
3
Assoziations-Gleichgewichtskonstanten (KA) werden der Einfachheit nur als „Bindekonstanten“ bezeichnet.
In Bakterienzellen wird aufgrund der hohen Konzentration an Mg2+ im Vergleich zu den anderen zweiwertigen
Metallionen hauptsächlich [Tc•Mg]+ gebildet.
Andere gut charakterisierte bakterielle Repressoren wie LacI, TrpR, PurR oder TreR haben um zwei bis drei
Größenordnungen geringere Ligandenaffinitäten (Dunaway et al., 1980; Hars et al., 1998; Joachimiak et al., 1983; Xu
et al., 1998). - 10 EINLEITUNG
3,9 Å verschoben, was zu einer teilweisen Entwindung von Helix α6 führt. Ebenfalls wichtig hierfür
ist Gly102, das die notwendige Bildung einer β-Schleifenstruktur ermöglicht.
Die Ringe C und D befinden sich in einer hydrophoben Umgebung und werden von den
Aminosäuren Arg104, Pro105, Val113, Leu131, Ile134, Leu170‘, Leu174‘ und Met177‘ über Vander-Waals-Wechselwirkungen kontaktiert. Zwischen Val113 und der 6-Hydroxy-Gruppe entsteht
dabei eine abstoßende Wirkung. Die Eliminierung dieser Gruppe in Anhydrotetrazyklin (ATc)
verstärkt die Affinität zu TetR um den Faktor 5001 (Scholz et al., 2000).
Um das Signal der Tc-Bindung von der Effektor-Bindetasche auf die 33 Å entfernten DNAErkennungshelices zu übertragen, sind bestimmte Konformationsänderungen notwendig. Durch
den Vergleich der Kristallstrukturen der induzierten und operatorgebundenen Form von TetR
wurde ein Modell der Konformationsänderungen postuliert, die während des Induktionsvorgangs
stattfinden (Hinrichs et al., 1994; Kisker et al., 1995; Orth et al., 2000): Zuerst wird der A-Ring mit
Wasserstoffbrücken in der Bindetasche verankert. Die daran beteiligten Aminosäuren His64,
Asn82, Phe86 und Gln116 behalten ihre Position während des gesamten Induktionsvorgangs bei.
Die Koordination des Mg2+ erfordert eine Bewegung von His100 um 1,9 Å und von Thr103 um
3,9 Å (Orth et al., 2000), wodurch die α6-α7-Schleife um etwa 2,5 Å angehoben wird. Durch das
Anheben wird zum einen Helix α6 in Richtung C-Terminus gezogen, zum anderen werden mehrere
essentielle Reste der α6-α7-Schleife neu angeordnet, darunter Arg104, Pro105 und Gln109. Für
die Feinausrichtung spielen Gly102, das die Entwindung des C-Terminus von α6 zu einer Typ II βSchleife ermöglicht, und Pro105, das durch seine Struktur einen „Knick“ in der α6-α7-Schleife
verursacht, eine wichtige Rolle. Das führt dazu, dass Arg104 und Pro105 mit dem D-Ring von Tc
wechselwirken können und den hydrophoben Erkennungsbereich der Effektorbindetasche
vergrößern. Zusätzlich bewegt sich Helix α9 auf die α6‘-α7‘-Schleife zu, wodurch der Zugang zur
Bindetasche teilweise verschlossen und damit ein Austreten von Tc verhindert wird (Orth et al.,
1999a). Über Van-der-Waals-Kräfte zwischen Val99 und Thr103 zu Leu52 und Ala56 wird Helix α4
mit Helix α6 mitgezogen. Da der C-Terminus von α4 über den „Ankerrest“ His64 am Tc fixiert ist,
führt das zu einer pendelartigen Bewegung, worauf der Abstand zwischen den Erkennungshelices
α3 und a3‘ um etwa 3 Å auf etwa 39 Å vergrößert wird (Orth et al., 2000). Für eine Bindung der
HTH-Motive an die großen Furchen der DNA ist dieser Abstand zu groß, sodass TetR vom
Operator dissoziiert (die Bindekonstante sinkt durch die Abstandsänderung von 1011 M-1 auf
103 M-1 (Lederer et al., 1996)).
b) Induktion durch Oligopeptide
Über ein Phage Display wurde 2005 ein Oligopeptid aus 16 Aminosäuren isoliert, das TetR(B)
ebenfalls induzieren kann und das als „Transkription induzierendes Peptid“ (kurz: Tip) bezeichnet
wird (Klotzsche et al., 2005). Exprimiert wird Tip dabei als Fusion an den C- oder N-Terminus von
1
Mit einer Bindekonstante von ≈ 1012 M-1 für [ATc•Mg]+ stellt ATc bisher den am höchsten affinen Induktor dar (Scholz et
al., 2000).
- 11 EINLEITUNG
Thioredoxin A (TrxA)1. Während die C-terminale Fusion von Tip an TrxA (Tip-TrxA) einen
Induktionsfaktor von 12 aufweist, liegt der Induktionsfaktor von der N-terminale Fusion (TrxA-Tip)
bei 40. Damit induziert TrxA-Tip ähnlich effektiv wie Tc (Klotzsche et al., 2005). Trotzdem ist die
Affinität von TrxA-Tip zu TetR mit einer Bindekonstante von 1,6 • 106 M-1 etwa 1000-fach geringer
als bei Tc (Klotzsche, 2005).
Die Wechselwirkungen zwischen Tip und TetR unterscheiden sich erheblich von denen zwischen
Tc und TetR. Während die ersten vier Aminosäuren von Tip mit Resten aus der
Effektorbindetasche interagieren (Abb. 2.4), wechselwirken die Aminosäuren 5 bis 12 mit Resten
an der Proteinoberfläche (Luckner et al., 2007). Repressor-Mutanten und Chimären zeigten, dass
sowohl die Interaktionen mit den Seitenketten der Bindetasche, als auch die Kontakte zur
Oberfläche für die Induktion durch Tip essentiell sind (Klotzsche et al., 2005). Die Spezifität für
TetR(B) wird dabei durch die Helices α8, α9, sowie durch die dazwischenliegende Schleife
(Aminosäuren 128-182) vermittelt (Klotzsche et al., 2005).
Durch eine Randomisierung der ersten 12 Aminosäuren von Tip wurde herausgefunden, dass die
ersten 4 Aminosäuren sowie der aromatische Rest an Position 8 essentiell für die Induktion durch
Tip sind (Daam et al., 2008), während Positionen 5-7 verschiedene und 9-12 beinahe alle
Austausche zulassen. Obwohl die Induktion durch Tip zu derselben Bewegung der DNABindedomäne führt, die auch bei der Induktion durch Tc auftritt, wird aufgrund der sehr
unterschiedlichen Kontakte zwischen Tip und TetR ein anderer Induktionsmechanismus
angenommen (Luckner et al., 2007). In der bisherigen Literatur werden zwei Möglichkeiten für die
Tip-Induktion vorgeschlagen (Daam, 2008):
1) Die Bindung von Tip führt zu einer Wechselwirkung mit Thr103. In der Kristallstruktur von
[TetR(B)•Tip]
ist
die
Schleife
zwischen
α6
und
α7
angehoben;
eine
ähnliche
Konformationsänderung, wie sie auch bei der Tc-Induktion auftritt. Ob diese Verschiebung
jedoch allein auf die Wasserstoffbrücke zwischen Thr103 und W1 von Tip zurückzuführen ist,
dem einzigen Kontakt zwischen Tip und der α6-α7-Schleife (Luckner et al., 2007), kann mit den
bisherigen Daten nicht beantwortet werden. Es wird auch ein Beitrag von His151‘ vermutet, das
eine Wasserstoffbrücke zu Thr103 ausbildet. His151‘ liegt in Helix α8‘, die mehrere Tipkontaktierende Reste besitzt und durch die Bindung von Tip neu ausgerichtet wird. Durch die
Anhebung der α6-α7-Schleife verschiebt sich Helix α6. Helix α4, die über hydrophobe Kontakte
mit α6 verbunden ist, folgt dieser Bewegung, die dann auf die DNA-Bindedomäne übertragen
wird. Dadurch entfernen sich α3 und α3‘ voneinander und TetR löst sich vom Operator.
2) Helix α4 wird nicht über die Kontakte zu Helix α6 verschoben, sondern über Wechselwirkungen
mit Helix α8 und der Schleife zwischen α8 und α9. Die Bindung von Tip führt zu einer
Verlängerung der Helix α8 um eine Windung und einer Neuordnung der Seitenketten in der
1
Es wurden auch Fusionen mit SbmC und Hpr hergestellt, die in der Lage sind, TetR(B) in vivo zu induzieren (Capek,
2005; Friedlein, 2006; Klotzsche et al., 2005).
- 12 EINLEITUNG
Schleife zwischen α8 und α9, vermutlich ausgelöst durch hydrophobe Wechselwirkungen
zwischen den Resten dieser Region und den essentiellen Aminosäuren W3 und F8 von Tip
(Daam et al., 2008). Andere Reste aus dieser Schleife können in ihrer neuen Position direkt die
N-terminalen Seitenketten von Helix α4 kontaktieren. Diese Kontakte führen zu einer
Verschiebung von Helix α4 und der angrenzenden DNA-Bindedomäne, wodurch sich die beiden
Erkennungshelices voneinander entfernen und sich TetR vom Operator löst.
In der Zwischenzeit wurden weitere Peptide mit höherer Induktionseffizienz gefunden (D. Goeke,
unveröffentlicht), sowie ein Oligopeptid, das neben TetR(B) auch TetR(D) und TetR(BD) induziert
(Daam, 2008).
c) Induktion durch RNA-Aptamere
Die neueste Entdeckung ist ein RNA-Aptamer, das in der Lage ist, TetR genauso effizient wie Tc
zu induzieren. Im Gegensatz zu den Tetrazyklinen und Peptiden bindet das Aptamer aber
wahrscheinlich nicht in die Effektorbindetasche, sondern an die DNA-Bindedomäne (Hunsicker et
al., 2009).
Q116
Tc
L113
I174‘
C
D
R104
H 2N
OH
O
O
OH
A
B
-
N
F177‘
O
P105
O
OH
OH
N
O
W3
N82
R104
N82
A5
F86
T2
N4 W1
N
O
O
O
O
H139
D148‘
T103
E147‘
H64
P105
P105 N
N
O
Q116
L117
L131 L134
L113
L170‘
I174‘
F8
H 2N
NH+
O
H64
F86
D148‘
Q109
NH 2
OH
P105
N
N
O
L134 L131
F177‘ L170‘
L117
I174
F177
Tip
Q109
H100
O
H100
N
H139
HO
T103‘
E147‘
Abb. 2.4: Schematische Darstellung der Interaktionen zwischen Tc (links) und Tip (rechts) mit Aminosäuren der
Effektorbindetasche von TetR(B). Die hydrophobe Kontaktregion der Effektorbindetasche ist hellgrau, die beiden
hydrophilen Kontaktregionen sind dunkelgrau dargestellt. Tc und die ersten fünf Aminosäuren von Tip sind als
Stabmodell dargestellt. Mg2+ ist als graue, die für die Mg2+-Koordination wichtigen Wassermoleküle als schwarze Kugeln
eingezeichnet. Die schwarzen Pfeile deuten den Eintritt der Effektoren in die Bindetasche an. Für die Induktion wichtige
Aminosäuren sind fett gedruckt, Aminosäuren, die keinen (bedeutenden) Kontakt ausüben sind normal gedruckt.
Hydrophile Wechselwirkungen sind als grüne, gepunktete und hydrophobe Wechselwirkungen als rote gestrichelte Linien
eingezeichnet. Die Abbildung wurde nach (Klotzsche et al., 2007) verändert. Für die Erstellung der Abbildungen wurden
die Kristallstrukturen [TetR(D)•Tc] (PDB-Eintrag: 2TRT) und [TetR(B)•Tip] (PDB-Eintrag: 2NS8) verwendet.
2.3 Das Tet-System: Anwendung und Modifikationen von TetR
Das Tet-System ist bisher eines der effiktivsten Systeme zur Transkriptionsregulation (Hillen &
Berens, 2003). Das effiziente Eindringen von Tc in die meisten Zellen durch Diffusion und die hohe
Affinität der Tetrazykline zu TetR ermöglichen den Einsatz von geringen, nicht-toxischen
- 13 EINLEITUNG
Induktorkonzentrationen. Durch die Entwicklung von Varianten mit geänderter Induktor- oder
Operator-Spezifität, sowie der Möglichkeit, das Regulationsverhalten von TetR umzukehren, ist
das Tet-System zu einer Art „Baukasten“ für kontrollierte Genexpression geworden.
Aufgrund der hohen Affinität zu seiner spezifischen DNA-Erkennungssequenz sowie der niedrigen
Affinität zu unspezifischer DNA, kann TetR auch für die gezielte Regulation einzelner Gene in
eukaryotischen Zellen eingesetzt werden, die wesentlich größere Genome als Bakterien haben
(Gossen et al., 1993). Erfolgreich angewendet wurde das System bereits in Pilzen (Nagahashi et
al., 1997; Park & Morschhauser, 2005; Zarnack et al., 2006), Pflanzen (Gatz et al., 1991; Gatz &
Quail, 1988; Schernthaner et al., 2003), Drosophila (Stebbins et al., 2001), Mäusen (Lewandoski,
2001) sowie in einigen Säugerzelllinien (Fussenegger, 2001; Gossen et al., 1995), wobei hier
Doxyzyklin (Dox) der effektivste Induktor ist. Für die Anwendung in Säugetierzellen wird TetR
meist mit Regulatordomänen fusioniert1. Fusionen mit Aktivatordomänen wie VP16 aus Herpes
simplex oder p65 aus dem humanen NF-κB führen zu tetrazyklinabhängigen Transregulatoren
(tTA) (Baron et al., 1997; Gossen et al., 1995; Urlinger et al., 2000b), Fusionen mit
Repressordomänen
Transsilencern
wie
(tTS)
der
humanen
(Gossen
&
KRAB-Domäne
Bujard,
2002)
(Abb.
führen
zu
2.5).
Ob
tetrazyklinabhängigen
diese
Fusionen
die
Signalübertragung in TetR beeinflussen, ist nicht bekannt. Allerdings zeigen nicht alle bisher
untersuchten TetR-Varianten in Prokaryoten und Eukaryoten dasselbe Regulationsverhalten
(persönl. Mitteilung C. Berens).
Aktivatordomänen
- Dox
VP16
p65
mRNA
tTA
Repressordomänen
+ Dox
TATA
Gen X
TATA
Gen X
(tetO)7
KRAB
tTS
(tetO)7
Abb. 2.5: Regulation der Genexpression in Eukaryoten durch das tTA/tTS-basierte Tet-System. Die TetTransregulatoren bestehen aus dem TetR-Dimer (grau) und den daran fusionierten Aktivatordomänen (grün) [TetTransaktivatoren; tTA] bzw. Repressordomänen (rot) [Tet-Transsilencer; tTS]. Das Regulationsschema ist für
einen tTA gezeigt. Die tTA-Bindestelle besteht aus sieben tet-Operatoren (tetO)7, die vor einer TATA-Box
positioniert werden und eine Bindung der initialen Transkriptionsfaktoren ermöglicht. In Abwesenheit von Dox
bindet tTA an (tetO)7. Durch Wechselwirkungen der Aktivatordomänen mit dem Transkriptions-Initiationskomplex
wird Gen X exprimiert. In Anwesenheit von Dox (gelbe Dreiecke) führt die Konformationsänderung von TetR zur
Dissoziation von tTA von den Operatoren, wodurch Gen X reprimiert wird.
1
Das kommerzielle T-REx™-System der Firma Invitrogen (Karlsruhe, Deutschland) kommt ohne Fusion mit einer
Regulatordomäne aus. Bei diesem System befinden sich zwischen der TATA-Box des CMV-Promotors und dem
Transkriptionsstart des zu untersuchenden Gens zwei tet-Operatoren. Durch Bindung von TetR an tetO wird die
Transkription des nachgeschalteten Gens so lange inhibiert, bis TetR durch Dox induziert wird.
- 14 EINLEITUNG
2.3.1 TetR-Varianten mit geänderter Induktorspezifität
Obwohl der Einsatz von Tetrazyklin in der Viehzucht von der EU verboten wurde, ist dieses durch
den jahrelangen übermäßigen Einsatz als wachstumsförderndes Mittel oder als Antibiotikum
bereits in vielen Lebensmitteln nachweisbar (Oka et al., 2000). Das könnte zu möglichen
Komplikationen bei einem Einsatz des Tet-Systems in der Gentherapie führen. Daher wird seit
einiger Zeit an alternativen Effektoren für TetR geforscht. Auch für die unabhängige Regulation von
zwei Genen mit dem Tet-System werden zwei Repressoren mit unterschiedlicher Operator- und
Induktorspezifität benötigt.
Als Basis für neue Induktorspezifitäten werden schon seit Längerem Tc-Derivate ohne die
4-Dimethylaminogruppe verwendet, da diese Moleküle für TetR keine Induktoren darstellen
(Lederer et al., 1996; Scholz et al., 2003). Durch in vitro Evolution wurde eine Doppelmutante
H64K S135L identifiziert, die durch 4-de(dimethylamino)-Sanzyklin (4-ddma-San) induziert werden
kann und eine 300-fach bessere Bindung für dieses Derivat zeigt (Scholz et al., 2003). Da diese
Mutante auch noch durch starke Induktoren wie ATc und Dox induzierbar ist, wurde versucht, die
Bindetasche soweit zu verkleinern, dass nur noch Derivate ohne 4-Dimethylamino-Gruppe als
Induktor fungieren können. Dieses Ziel wurde durch die zusätzliche Mutation S138I in TetRi2
erreicht. TetRi2 ist nicht mehr durch Tc und Dox induzierbar und zeigt auch für ATc nur eine
schwache Sensitivität (Henssler et al., 2004). Diese geänderte Induktorspezifität für 4-ddma-ATc/
4-ddma-San konnte bisher nur für TetR(BD) etabliert werden.
Für die Peptid-basierte Induktion wurde die Mutante TetR(B) N82A F86A hergestellt, die aufgrund
fehlender Kontakte in der Effektorbindetasche nicht mehr durch Tetrazykline, sondern
ausschließlich durch verschiedene Tip-Varianten induzierbar ist (Klotzsche et al., 2007).
2.3.2 TetR-Varianten mit geänderter Operatorspezifität
Dass die DNA-Bindespezifität für bakterielle Regulatoren mit HTH-Motiv geändert werden kann,
wurde bereits bei dem Tryptophan-Repressor TrpR oder dem katabolischen Gen-Aktivatorprotein
CAP gezeigt (Ebright et al., 1984; Günes & Müller-Hill, 1996). Für die Operatorspezifität von TetR
spielt die Erkennungshelix α3 eine wichtige Rolle, deren Aminosäuren die tetO-Nukleotide 2 bis 6
kontaktieren (Orth et al., 2000). Bei der Erforschung der DNA-Erkennung von TetR wurde bei einer
ungerichteten Mutagenese die TetR-Variante TetRo1 (TetR E37A P39Q Y42M) gefunden, die
spezifisch an den tetO-4C Operator bindet (Helbl & Hillen, 1998) und bereits zur Konstruktion von
ersten Zwei-Schalter-Systemen verwendet wurde (Kamionka et al., 2004b; Krueger et al., 2004).
Da auch der Wildtyp-TetR noch über eine Resterkennung von tetO-4C verfügt, wurde der weitere
Nukleotidaustausch 5G in den Operator eingeführt. In vivo-Messungen zeigten, dass TetR nicht an
tetO-4C5G binden kann (Krueger et al., 2007).
Durch Randomisierung einzelner Positionen im HTH-Motiv von TetR, sowie gezielte Kombination
von Aminosäureaustauschen wurden drei Varianten gefunden, die spezifisch an tetO-4C5G binden
- 15 EINLEITUNG
(Krueger et al., 2007). Die für die Spezifitätsänderung entscheidenden Aminosäuren konnten dabei
auf Ala37 und Lys39 eingegrenzt werden. Während E37A essentiell ist, damit TetR andere
Operatoren als die Wildtyp-Sequenz erkennen kann1 (Wissmann et al., 1991), vermittelt P39K
durch direkte Wechselwirkungen mit der DNA die Spezifität für tetO-4C5G (Krueger et al., 2007).
Diese Operatorspezifität für tetO-4C5G wurde für TetR(BD) entwickelt und lässt sich auch auf
TetR(B) übertragen, wobei bei diesen Varianten die Repressionseigenschaften etwas schlechter
sind (Letz, 2009).
2.3.3 Umkehr des Regulationsverhaltens: Der reverse Tet-Repressor
Auf der Suche nach induktionsdefizienten TetR-Varianten wurde 1994 von Gerhard Müller eine
Mutante gefunden (TetR E71K D95N L101S G102D), die nur in Anwesenheit von Tetrazyklin an
den Operator binden kann, das in diesem Fall als Korepressor wirkt (Müller, 1995). Diese Variante
wurde aufgrund ihres Phänotyps als „reverser“ Tet-Repressor (revTetR) bezeichnet. In den
nachfolgenden Jahren wurden durch Mutagenese-Studien über 100 revTetR-Varianten mit z.T. viel
besseren Regulationseigenschaften entdeckt, von denen die meisten Aminosäure-Austausche in
den Helices α1, α4 und α6 tragen – der Kontaktfläche zwischen Proteinkörper und DNABindedomäne. Bereits einzelne Mutationen wie L17G oder V99E sind in der Lage, TetR in revTetR
umzuwandeln
(Scholz
et
al.,
2004).
In
vitro
Untersuchungen
der
reversen
Variante
TetR G96E L205S bestätigten die Funktion von ATc als Korepressor. Die Bindekonstante für die
Operator-Bindung stieg nach Zugabe von ATc um drei Größenordnungen von ≈105 M-1 auf
≈108 M-1 (Kamionka et al., 2004a). Stabilitätsanalysen des freien und ATc-gebundenen revTetR
führen zu der Annahme, dass der Phänotyp von revTetR auf eine partielle Entfaltung und
Destabilisierung der DNA-Bindedomäne zurückzuführen ist. Die Bindung von ATc initiiert – nach
dem Prinzip eines „disorder-to-order“-Übergangs, wie er schon für die Transkriptionsregulatoren
TraR oder BirA beschrieben wurde (Weaver et al., 2001; Zhu & Winans, 2001) – die Rückfaltung
der Bindedomäne in eine vermutlich flexible Konformation, die es revTetR erlaubt, an den Operator
zu binden (Resch et al., 2008) (Abb. 2.6).
TetR ist zurzeit der einzige bakterielle Regulator, für den eine durch Mutationen ausgelöste
Umkehrung des Regulationsverhaltens beschrieben wurde. Im Gegensatz hierzu war bisher nur
bekannt,
dass
die
Bindung
unterschiedlicher
Effektoren
zu
einem
unterschiedlichen
Regulationverhalten führen kann, wie es beim Laktose-Repressor LacI der Fall ist. Während LacI
durch Allolaktose oder Isopropyl-β-D-thiogalaktopyranosid (IPTG) induziert wird, stabilisiert orthoNitrophenyl-β-D-fukosid (ONPF) die DNA-gebundene Konformation (Bell & Lewis, 2000; Suckow
et al., 1996) und wirkt dadurch als „Anti-Induktor“.
1
Die Verkürzung der Seitenkette von Glu37 führt vermutlich zu einer erhöhten Flexibilität, die ähnlich wie bei TrpR dazu
führt, dass der Repressor an verschiedene DNA-Sequenzen binden kann (Gryk et al., 1996).
- 16 EINLEITUNG
Die Entdeckung des revTetR ermöglichte vor allem für die eukaryotische Genregulation ganz neue
Möglichkeiten. Fusioniert mit der Aktivatordomäne VP16 ermöglichte die Vierfachmutante von
Gerhard Müller als „reverser“ tTA (rtTA) in HeLa-Zellen das gezielte Anschalten von Genen durch
Zugabe von Doxyzyklin (Berens & Hillen, 2003; Forster et al., 1999; Gossen et al., 1995; Kistner et
al., 1996). Dies erwies sich als effizienter als das bisher übliche Anschalten von Genen durch den
Entzug von Dox, da sich Dox in Membranen einlagert und dieses „Dox-Depot“ auch noch nach
Absetzen der Effektor-Zugabe Dox freisetzen kann. Aufgrund eines geringen Regulationsfaktors,
bedingt durch eine Restaffinität des rtTA für tetO in Abwesenheit von Dox, war das
Anwendungsgebiet anfangs noch limitiert. Daher wurden durch gerichtete und ungerichtete
Mutagenesen in einem Auswahlverfahren mit Saccharomyces cerevisiae als Wirtsorganismus
verbesserte reverse Tet-Transaktivatoren der Klasse B hergestellt (Urlinger et al., 2000a), deren
Phänotypen jedoch nicht mehr auf E. coli übertragbar waren (Schubert, 2001).
A
B
revTetR
mRNA
TetR
tetO
tetO
Gen X
+Tc
+Tc
+
+
+
+
tetO
+
Gen X
mRNA
tetO
Gen X
Gen X
+
+
mRNA
tetO
tetO
Gen X
+
Gen X
Abb. 2.6: Gegenüberstellung des Regulationsverhaltens von TetR und revTetR. (A) In Abwesenheit von
Tc bindet TetR an den Operator und reprimiert die Transkription des nachgeschalteten Gens. Die Bindung von
Tc (gelbes Dreieck) führt zu einer Konformationsänderung, in der sich die beiden Erkennungshelices in der
DNA-Bindedomäne 3 Å voneinander entfernen. Durch diesen vergrößerten Abstand kann TetR nicht länger an
die großen Furchen der DNA binden, was dazu führt, dass sich der Repressor vom Operator löst. (B) Bei
revTetR ist die Bindedomäne im freien Zustand partiell entwunden, wodurch keine Repression möglich ist. Die
Bindung des Effektors führt zu einer Rückfaltung der DNA-Bindedomäne, die in diesem Zustand
wahrscheinlich noch recht flexibel ist und eine DNA-bindende Konformation einnehmen kann. Dadurch
reprimiert revTetR nur in Anwesenheit von Tetrazyklin.
2.4 Motivation, Fragestellung und Zielsetzung
Das Anwendungsgebiet des Tet-Systems konnte in den letzten 15 Jahren durch die Konstruktion
neuer Aktivitätsvarianten mit geänderter Induktor- oder Operatorspezifität (Helbl & Hillen, 1998;
Helbl et al., 1998; Henssler et al., 2004; Krueger et al., 2007; Scholz et al., 2003), sowie durch die
Entdeckung von reversen Repressoren (revTetRs) (Scholz et al., 2004) erheblich erweitert werden.
- 17 EINLEITUNG
Obwohl TetR seit fast drei Jahrzehnten intensiv untersucht wird, ist über die intramolekulare
Informationsübertragung noch wenig bekannt, ebenso über die Auswirkungen von den eingefügten
Mutationen auf den allosterischen Regulationsmechanismus. Zu wissen, wie die Informationen
innerhalb des Proteins übertragen werden, ist jedoch eine Grundlage um neue Varianten mit
neuen oder verbesserten Eigenschaften zu entwickeln – nicht nur für TetR, sondern auch für die
strukturell ähnlichen Mitglieder der TetR/CamR-Familie, die zurzeit die drittgrößte Familie von
Transkriptionsregulatoren darstellt (Ramos et al., 2005). Durch den Vergleich der Kristallstrukturen
im Operator-gebundenen und induzierten (Effektor-gebundenen) Zustand wurde bereits ein
möglicher Induktionsmechanismus postuliert (Orth et al., 2000). Diese Theorie konnte in jüngster
Zeit durch Computerberechnungen der Moleküldynamik ergänzt werden, wie sie bereits für TetR
(Aleksandrov et al., 2008; Haberl et al., 2009; Lanig et al., 2006a) und revTetR (Seidel et al., 2007)
durchgeführt wurden. In dieser Arbeit sollten nun erstmals in vivo-Daten zur Aufklärung der
Signalübertragung herangezogen werden, welche die Bedeutung von einzelnen Aminosäuren für
den Induktionsmechanismus aufzeigen sollten.
1.
Durch eine Austauschmutagenese sollte herausgefunden werden, welche Aminosäuren
wichtig sind, um das Signal der Tetrazyklin-Bindung von der Effektorbindetasche zu der 30 Å
entfernten DNA-Bindedomäne zu übertragen. Da Glycine Einfluss auf die Sekundärstruktur
haben können (Gunasekaran et al., 1998), wurde eine Alanin-Austauschmutagenese gewählt.
Bei der Auswahl der Aminosäuren sollte ein besonderes Augenmerk auf solche gelegt
werden, die mit ihren Seitenketten Wechselwirkungen zu anderen Aminosäuren ausüben. Auf
Basis der Ergebnisse sollte eine Signalweiterleitungskarte von TetR erstellt und ein möglicher
Signalweg ermittelt werden.
2.
Analog zu Punkt 1 sollte die Signalübertragung eines reversen Tet-Repressors untersucht
werden. Die Daten der beiden Austauschmutagenesen sollten dazu verwendet werden, um
herauszufinden, inwieweit sich die Induktion von TetR und die Korepression von revTetR
unterscheiden.
3.
Da nachgewiesen wurde, dass Tetrazyklin-Derivate ohne 4-Dimethylamino-Gruppe zwar an
TetR binden können, diesen jedoch nicht induzieren, sollte überprüft werden, ob es sich bei
diesen Molekülen um mögliche Anti-Induktoren für TetR handelt. Desweiteren sollte durch
eine Austauschmutagenese der Induktorspezifitätsmutante TetRi2 untersucht werden, auf
welche Weise 4-de(dimethylamino)-Anhydrotetrazyklin diese Variante spezifisch zu induzieren
vermag.
- 18 ERGEBNISSE
3 ERGEBNISSE
3.1 Untersuchung der Signalübertragung in TetR
3.1.1 Alanin-Austauschmutagenese von TetR
Die inter- und intramolekularen Wechselwirkungen zwischen Aminosäure-Resten, von denen
letztere auch für die Signalübertragung in einem Protein wichtig sind, werden hauptsächlich durch
das gezielte Austauschen von Aminosäuren untersucht. Die Alanin-Austauschmutagenese, d.h.
die Verkürzung von Seitenketten, ist eine der häufigsten Methoden, durch die bereits die
Bedeutung der Tc-bindenden Reste von TetR und der an der Dimerisierung beteiligten
Aminosäuren ermittelt wurde (Schubert, 2001). Diese Methode sollte nun dazu verwendet werden,
um herauszufinden, welche Aminosäuren von TetR das Signal der Effektorbindung von der
Bindetasche über etwa 30 Å zu der DNA-Bindedomäne übertragen. Hierfür wurde in den
verfügbaren Kristallstrukturen von TetR (vergl. Tabelle im Anhang) nach Aminosäuren gesucht, die
über ihre Seitenketten Wechselwirkungen mit anderen Aminosäuren ausüben oder in einer
günstigen Position dafür stehen. Insgesamt wurden 66 Aminosäuren für die Austauschmutagenese
ausgewählt,
die
Zwischenregion
in
vier
Proteinbereiche
zwischen
eingeteilt werden
DNA-Bindedomäne
und
können:
Proteinkörper,
DNA-Bindedomäne,
Proteinkörper
Effektorbindetasche (Tabelle 3.1).
DNA-Bindedomäne
Zwischenregion
Proteinkörper
Effektorbindetasche
Leu4, Val9,
Glu15, Leu16,
Leu25, Leu30,
Leu34, Leu41,
His44, Val45,
Asn47, Lys48
Ile10, Asn11, Leu14,
Leu17, Asn18, Ile22,
Glu23, Arg49, Leu51,
Asp53, Leu55, Glu58,
Ile59, Arg62, His63,
Arg92, Tyr93, Arg94,
Asp95, Lys98, Val99,
Lys108, Glu150,
Asp157, Arg158
Leu60, Tyr66,
Ser85, Arg87,
Leu90, Leu101,
Ser135, Gln148,
Asp181
His64, Ser67,
Asn82, Phe86,
His100, Thr103,
Arg104, Pro105,
Gln109, Thr112,
Val113, Gln116,
Leu117, Leu131,
Ile134, Ser138,
Glu147, Leu170,
Leu174, Met177
Tabelle 3.1: Ausgewählte Aminosäuren für die Alanin-Austauschmutagenese. Die Lage der einzelnen
Aminosäuren, die als Kalottenmodell dargestellt sind, ist für jeweils ein Monomer in der Kristallstruktur von
[TetR(D)•Tc] (PDB-Eintrag: 2TRT) gezeigt.
- 19 und
ERGEBNISSE
Durch zweistufige PCR-Mutagenesen wurden die Codons dieser Aminosäuren auf dem Plasmid
pWH1925 (Scholz et al., 2004) einzeln in Alanin-Codons umgewandelt. Der veränderte Bereich
wurde anschließend über benachbarte Restriktionsschnittstellen in den Ausgangsvektor
zurückkloniert. Bevor die modifizierten tetR-Allele für weitere Experimente verwendet wurden,
wurde die Sequenz überprüft, um mögliche Sekundärmutationen aus den PolymeraseKettenreaktionen auszuschließen.
3.1.1.1 Austausche in der DNA-Bindedomäne
Die für die Austauschmutagenese ausgesuchten Aminosäuren aus der Bindedomäne haben bis
auf Glu15, His44, Asn47 und Lys48 hydrophobe Seitenketten und bewirken hauptsächlich die
globuläre Struktur der DNA-Bindedomäne durch hydrophobe Kernpackung. Glu15 trägt mit der
Carboxylat-Gruppe in der Seitenkette eine oberflächenlokalisierte, negative Ladung (Kisker et al.,
1995). Lys48 bildet eine Salzbrücke zu Gua10-O1P, His44 eine Wasserstoffbrücke zu einem
Wassermolekül zwischen den Operatornukleotiden 7 und 8 (Aleksandrov et al., 2008; Orth et al.,
2000).
Die Repressionseigenschaften und Induzierbarkeiten der hergestellten Alanin-Mutanten wurden in
vivo in dem Stamm E. coli WH207λtet50 (Wissmann et al., 1991) ermittelt, welcher eine
chromosomale tetA:lacZ-Fusion trägt. Dieser Stamm wurde mit den tetR-Allelen auf dem Plasmid
pWH1925 transformiert; die Aktivitäten der Mutanten wurden durch Messung der β-GalaktosidaseAktivität bestimmt und sind in Tabelle 3.2 zusammengefasst. Alle Mutanten sind sowohl durch Tc
als auch durch ATc induzierbar. TetR L30A und -K48A reprimieren schlechter als der Wildtyp, bei
TetR L41A und -H44A konnte keine Repression nachgewiesen werden. Bis auf TetR E15A zeigen
alle Varianten höhere Induktionswerte für Tc, was eventuell durch eine leichtere Induzierbarkeit
erklärt werden könnte, die durch die Modifikationen an der DNA-Bindedomäne auftritt.
Von den Alanin-Mutanten mit verringerter Repression wurden die intrazellulären Proteinmengen
ermittelt, um auszuschließen, dass dieser Phänotyp durch einen Mengeneffekt zustande kommt.
Die Anzucht der Zellen erfolgte dabei analog zu den Induktionsmessungen im Stamm E. coli
WH207λtet50. Aus logarithmisch wachsenden Kulturen wurden Proteinextrakte hergestellt und die
Proteinkonzentrationen der Extrakte bestimmt (Material und Methoden, Seite 117). Der Gehalt an
TetR wurde mithilfe polyklonaler Antikörper in einem Western-Blot ermittelt. Wie aus Abb. 3.1
ersichtlich ist, gibt es zwischen den Mutanten TetR L41A, -H44A, -K48A und dem Wildtyp keine
drastischen Unterschiede in den Proteinmengen. Da dieser Faktor bei der Erklärung des
Phänotyps ausgeschlossen werden kann, hängt die schwächere Repression vermutlich mit einer
Affinitätsänderung zum Operator zusammen.
- 20 ERGEBNISSE
β-Galaktosidase-Aktivität [%]
TetR Variante
Repression
+ 0.4 µM Tc
+ 0.4 µM ATc
TetR
1.0 ± 0.0
59 ± 2
(59)
93 ± 3
(93)
TetR L4A
1.0 ± 0.1
71 ± 7
(71)
93 ± 6
(93)
TetR V9A
1.2 ± 0.2
85 ± 3
(71)
98 ± 5
(82)
TetR E15A
1.0 ± 0.1
57 ± 4
(57)
89 ± 8
(89)
TetR L16A
1.0 ± 0.1
83 ± 3
(83)
100 ± 4
(100)
TetR L25A
1.3 ± 0.1
86 ± 4
(66)
100 ± 3
(77)
TetR L30A
6.6 ± 0.3
88 ± 2
(13)
104 ± 3
(16)
TetR L34A
0.8 ± 0.0
55 ± 1
(69)
98 ± 4
(123)
TetR L41A
95 ± 1
112 ± 2
(1)
107 ± 4
(1)
TetR H44A
90 ± 4
109 ± 2
(1)
92 ± 5
(1)
TetR V45A
1.5 ± 0.1
93 ± 4
(62)
92 ± 5
(61)
TetR N47A
1.6 ± 0.1
77 ± 5
(48)
92 ± 4
(58)
TetR K48A
9.9 ± 0.2
90 ± 1
(9)
94 ± 3
(10)
K48A
H44A
L41A
wt
30 ng
Tabelle 3.2: Induzierbarkeit von TetR(BD)-Varianten mit Alanin-Austauschen in der DNA-Bindedomäne
durch Tc und ATc. Die Messungen wurden in E. coli WH207λtet50 mit tetR-Allelen auf dem Plasmid
pWH1925 durchgeführt. Die Expression der β-Galaktosidase in Abwesenheit von TetR wurde als 100%
gesetzt. Regulationsfaktoren sind in Klammern gesetzt. Vom Wildtyp-Verhalten abweichende Messwerte sind
fett gedruckt.
Abb. 3.1: Western-Blot von ausgesuchten TetR-Varianten mit
Alanin-Austauschen in der DNA-Bindedomäne und einem vom
Wildtyp-Verhalten abweichenden Phänotyp. Die Blots wurden
mit löslichem Protein aus Zellextrakten durchgeführt. In jeder Spur
wurden 30 µg Gesamtprotein aufgetragen. Die erste Spur enthält
30 ng von aufgereinigtem TetR.
3.1.1.2 Austausche in der Zwischenregion zwischen DNA-Bindedomäne und Proteinkörper
Die meisten der für die Austauschmutagenese ausgewählten Aminosäuren liegen in der
Zwischenregion zwischen der DNA-Bindedomäne und dem Proteinkörper, was die mögliche
Bedeutung dieser Region für die Signalübertragung von TetR wiederspiegelt. Überwiegend handelt
es sich um hydrophile, oftmals geladene Aminosäuren, die neben Wasserstoff- auch Salzbrücken
untereinander ausbilden. Einige dieser Kontakte verbinden die DNA-Bindedomäne über Helix α1
mit der Verbindungshelix α4, sowie mit Helix α6 aus dem Proteinkörper.
Die Aminosäuren Leu14, Leu17, Leu51 und Leu55 bilden eine hydrophobe Zone zwischen den
Helices α1 und α4 (Abb. 3.2), die bereits in früheren Arbeiten zur Signalübertragung erwähnt
wurde und welche die Region um Helix α4 in einer für die Tc-Bindung ungünstigen Konformation
stabilisiert (Reichheld & Davidson, 2006).
- 21 ERGEBNISSE
Ein Alanin-Austausch von Leu14 oder Leu51 verringert die Repression, während Alanine an den
Positionen 17 oder 55 die Induktion durch Tc beeinträchtigen (Tabelle 3.3). Auch TetR E23A,
-D53A, -E150A und -R158A zeigen eine verschlechterte Induktion durch Tc. Die Varianten
TetR L17A, -R49A und -D95A, die durch Tc nicht mehr induzierbar sind, können auch durch den
stärkeren Induktor ATc nicht mehr vollständig induziert werden. Der Austausch L17A verwandelt
Tc und ATc in Korepressoren, was man als „reversen Phänotyp“ bezeichnet.
In einer Western-Blot-Analyse wurde die Expression der Alanin-Mutanten mit beeinträchtigter
Induzierbarkeit überprüft. Alle getesteten Mutanten werden exprimiert und sind im Zellextrakt
nachweisbar (Abb. 3.3). TetR L17A, -N18A, -E23A, -I59A und -D95A werden in einer etwas
geringeren
Menge
als
der
Wildtyp
hergestellt,
was
aber
keinen
Einfluss
auf
das
Induktionsverhalten haben sollte. Bei den Mutanten TetR L55A und -I59A, bei denen die oben
erwähnte hydrophobe Zone verändert ist, erkennt man auf den Blots eine zweite Bande unterhalb
des TetR-Signals, was durch Abbau oder Abbruch zustande kommen könnte. So wurde zumindest
für polare Substitutionen von Leu51, Leu52 oder Leu55 eine erhöhte Flexibilität der Region um
Helix α4 beschrieben (Reichheld & Davidson, 2006). Auch in der Spur von TetR L14A ist eine
zweite, schwache Bande direkt unter dem TetR-Signal zu erkennen.
A
B
Tc
α4
Tc
Mg2+
Mg2+
H100
I59
R62
α6
V99
L55
L14
α8‘
N11
D53
94
N18
E150‘
D95
R49 R158‘
22
α1
L17
L51
E23
Abb. 3.2: Position und Wechselwirkungen wichtiger Seitenketten an der Kontaktfläche zwischen von
DNA-Bindedomäne und Proteinkörper. (A) Die als Kalottenmodell dargestellten Aminosäuren Leu14,
Leu17, Leu51, Leu55 und zum Teil Ile59 bilden zusammen mit Val99 eine hydrophobe Zone zwischen den
Helices α1, α4 und α6. (B) Seitenketten mit hydrophilen Wechselwirkungen in dieser Region.
Wasserstoffbrücken sind als grüne, gestrichelte Linien gezeichnet. Aminosäuren deren Austausch gegen
Alanin die Tc-Induktion beeinträchtigt, sind fett gedruckt. Mit einem Apostroph gekennzeichnete Aminosäuren
und Helices stammen vom zweiten Monomer des TetR-Dimers. Die Abbildung wurde mithilfe der
Kristallstruktur von [TetR(D)•Tc] (PDB-Eintrag: 2TRT) erstellt. Die kleinen Skizzen zeigen den Blickwinkel, aus
dem die Kristallstruktur betrachtet wird.
- 22 ERGEBNISSE
β-Galaktosidase-Aktivität [%]
TetR Variante
Repression
+ 0.4 µM Tc
+ 0.4 µM ATc
TetR
1.0 ± 0.0
59 ± 2
(59)
93 ± 3
(93)
TetR I10A
1.3 ± 0.3
84 ± 3
(65)
101 ± 2
(78)
TetR N11A
1.1 ± 0.0
52 ± 4
(47)
89 ± 4
(81)
TetR L14A
1.2 ± 0.2
21 ± 1
(18)
93 ± 4
(78)
TetR L17A
3.5 ± 0.3
1.2 ± 0.1 (0.3)
1.8 ± 0.4 (0.5)
TetR N18A
0.9 ± 0.1
29 ± 2
(32)
81 ± 2
(90)
TetR I22A
1.1 ± 0.1
67 ± 5
(61)
96 ± 3
(87)
TetR E23A
1.1 ± 0.0
11 ± 0
(10)
78 ± 2
(71)
TetR R49A
1.0 ± 0.1
1.1 ± 0.1
(1)
47 ± 3
(47)
TetR L51A
3.2 ± 0.2
82 ± 6
(26)
99 ± 5
(31)
TetR D53A
0.9 ± 0.1
4.8 ± 0.6
(5)
77 ± 1
(86)
TetR L55A
1.5 ± 0.0
15 ± 1
(10)
94 ± 3
(63)
TetR E58A
1.2 ± 0.0
59 ± 4
(49)
91 ± 5
(76)
TetR I59A
1.1 ± 0.0
26 ± 2
(24)
89 ± 1
(81)
TetR R62A
1.0 ± 0.1
41 ± 4
(41)
92 ± 4
(92)
TetR H63A
1.1 ± 0.1
61 ± 5
(56)
89 ± 2
(81)
TetR R92A
1.0 ± 0.1
55 ± 5
(55)
90 ± 2
(90)
TetR Y93A
1.1 ± 0.0
42 ± 4
(38)
93 ± 1
(85)
TetR R94A
0.9 ± 0.0
30 ± 1
(33)
74 ± 6
(82)
TetR D95A
0.8 ± 0.1
1.2 ± 0.1
(1)
17 ± 0
(21)
TetR K98A
1.1 ± 0.0
54 ± 1
(49)
92 ± 4
(84)
TetR V99A
1.0 ± 0.1
65 ± 7
(65)
93 ± 3
(93)
TetR K108A
0.9 ± 0.0
70 ± 4
(78)
96 ± 3
(107)
TetR E150A
1.0 ± 0.1
7.1 ± 0.3
(7)
74 ± 3
(74)
TetR D157A
1.3 ± 0.0
21 ± 2
(16)
81 ± 3
(62)
TetR R158A
0.8 ± 0.0
7.4 ± 0.8
(9)
47 ± 6
(59)
L158A
D157A
E150A
D95A
I59A
L55A
wt
30 ng
D53A
R49A
E23A
N18A
L17A
L14A
wt
30 ng
Tabelle 3.3: Induzierbarkeit von TetR(BD)-Varianten mit Alanin-Austauschen in der Zwischenregion
zwischen DNA-Bindedomäne und Proteinkörper durch Tc und ATc. Die Messungen wurden in E. coli
WH207λtet50 mit tetR-Allelen auf dem Plasmid pWH1925 durchgeführt. Die Expression der β-Galaktosidase in
Abwesenheit von TetR wurde als 100% gesetzt. Regulationsfaktoren sind in Klammern gesetzt. Vom WildtypVerhalten abweichende Messwerte sind fett gedruckt.
Abb. 3.3: Western-Blot von ausgesuchten TetR-Varianten mit Alanin-Austauschen in der
Zwischenregion zwischen DNA-Bindedomäne und Proteinkörper und einem vom WildtypVerhalten abweichenden Phänotyp. Die Blots wurden mit löslichem Protein aus Zellextrakten
durchgeführt. In jeder Spur wurden 30 µg Gesamtprotein aufgetragen. Die erste Spur von jedem Blot
enthält 30 ng von aufgereinigtem TetR.
- 23 ERGEBNISSE
3.1.1.3 Austausche im Proteinkörper
Auch innerhalb des Proteinkörpers ließen sich aus der Kristallstruktur Aminosäuren herauslesen,
die möglicherweise für die Signalübertragung in Frage kommen, indem sie das Signal von der
Effektorbindetasche zur Kontaktfläche zwischen Proteinkörper und DNA-Bindedomäne übertragen.
Die Repression und Induzierbarkeit der Alanin-Mutanten ist in Tabelle 3.4 gezeigt. TetR L60A ist
durch Tc nur zu 10% induzierbar. Obwohl alle Varianten durch Tc und ATc induziert werden, sind
die Regulationsfaktoren – mit Ausnahme von TetR R87A – niedriger als beim Wildtyp. Das
resultiert aus der durchweg schlechteren Repression der Alanin-Mutanten. TetR L101A und
-S135A reprimieren besonders schlecht (51% bzw. 53% β-Gal-Basalaktivität in den Messungen
ohne Induktor). Diese Mutanten sind auch nicht in einem Western-Blot nachweisbar (Abb. 3.4),
was entweder durch eine stark verringerte Proteinmenge oder eine Änderung der Löslichkeit, zum
Beispiel durch den Einschluss der Proteine in bakterielle Einschlusskörper (Wilkinson & Harrison,
1991) erklärt werden könnte.
β-Galaktosidase-Aktivität [%]
TetR Variante
Repression
+ 0.4 µM Tc
+ 0.4 µM ATc
TetR
1.0 ± 0.0
59 ± 2
(59)
93 ± 3
(93)
TetR L60A
1.6 ± 0.0
10 ± 1
(6)
86 ± 2
(54)
TetR Y66A
1.5 ± 0.1
27 ± 4
(18)
79 ± 6
(53)
TetR S85A
1.3 ± 0.0
29 ± 1
(22)
85 ± 4
(65)
TetR R87A
1.4 ± 0.1
88 ± 1
(63)
93 ± 6
(66)
TetR L90A
2.2 ± 0.1
85 ± 2
(38)
91 ± 1
(41)
TetR L101A
53 ± 2
103 ± 4
(2)
87 ± 4
(2)
TetR S135A
51 ± 3
92 ± 5
(2)
101 ± 2
(2)
TetR Q148A
1.5 ± 0.0
55 ± 2
(37)
70 ± 2
(47)
TetR D181A
1.3 ± 0.1
32 ± 1
(25)
72 ± 3
(55)
L101A
S135A
L90A
L60A
wt
30 ng
Tabelle 3.4: Induzierbarkeit von TetR(BD)-Varianten mit Alanin-Austauschen im Proteinkörper durch Tc
und ATc. Die Messungen wurden in E. coli WH207λtet50 mit tetR-Allelen auf dem Plasmid pWH1925
durchgeführt. Die Expression der β-Galaktosidase in Abwesenheit von TetR wurde als 100% gesetzt.
Regulationsfaktoren sind in Klammern gesetzt. Vom Wildtyp-Verhalten abweichende Messwerte sind fett
gedruckt.
Abb. 3.4: Western-Blot von ausgesuchten TetR-Varianten mit AlaninAustauschen im Proteinkörper und einem vom Wildtyp-Verhalten
abweichenden Phänotyp. Die Blots wurden mit löslichem Protein aus
Zellextrakten durchgeführt. In jeder Spur wurden 30 µg Gesamtprotein
aufgetragen. Die erste Spur enthält 30 ng von aufgereinigtem TetR.
Obwohl alle hier untersuchten Varianten ihre Mutationen weit entfernt von der DNA-Bindedomäne
tragen, haben die Alanin-Substitutionen Einfluss auf die Repression. Das spricht für die Theorie
von Reichheld & Davidson einer gegenseitigen, funktionellen Abhängigkeit der Domänen von
- 24 ERGEBNISSE
TetR, nach der Mutationen in der DNA-Bindedomäne die Effektorbindung und Mutationen im
Proteinkörper die DNA-Bindung beeinträchtigen können (Reichheld & Davidson, 2006).
Einen interessanten Phänotyp zeigt die Mutante TetR L90A, die ähnlich wie TetR S135L (Scholz et
al., 2003) eine relaxierte Induktorspezifität besitzt und neben Tc und ATc auch mit dem Derivat
4-de(dimethylamino)-Anhydotetrazyklin (4-ddma-ATc) zu 57% induziert werden kann (Abb. 3.5).
Da TetR L90A schlechter als TetR S135L reprimiert, erreicht diese Variante zwar höhere
Induktionswerte, die Regulationsfaktoren für die drei getesteten Effektoren sind allerdings niedriger
als bei TetR S135L.
-Galaktosidase-Aktivität [%]
100
38
41
80
ohne Effektor
+ 0.4 µM Tc
+ 0.4 µM ATc
+ 0.4 µM 4-ddma-ATc
88
26
60
51
40
20
S1
35
L
Te
tR
Te
tR
L9
0A
0
44
Abb. 3.5: Repression und Induzierbarkeit von zwei
TetR-Mutanten mit relaxierter Induktorspezifität. Die
Messungen wurden in E. coli WH207λtet50 mit tetRAllelen auf dem Plasmid pWH1925 durchgeführt. Die
Expression der β-Galaktosidase in Abwesenheit von TetR
wurde als 100% gesetzt. Die Werte für TetR S135L
stammen aus (Henssler, 2005). Die Regulationsfaktoren
sind über die Balken des Diagramms geschrieben.
. 3.1.1.4 Austausche in der Effektorbindetasche
Die Protein-Effektor-Wechselwirkungen zwischen TetR und Tc sind besonders wichtig, da sie den
Induktionsvorgang einleiten. Es wurde bereits eine Alanin-Austauschmutagenese in der
Bindetasche von TetR(D) durchgeführt, um zu klären, welche Seitenketten für die Erkennung von
Tc und ATc wichtig sind (Schubert, 2001). Da in dieser Arbeit die Chimäre TetR(BD) untersucht
wurde und nur wenige der vorhandenen Alanin-Mutanten durch Umklonierung aus den tetR(D)Allelen erhalten werden konnten, wurden die meisten Mutanten durch PCR-Mutagenesen direkt in
tetR(BD) hergestellt. Die Repressionseigenschaften und Induzierbarkeiten der Alanin-Mutanten
sind in Tabelle 3.5 gezeigt. Die meisten Mutanten sind nicht mehr durch Tc induzierbar. Da die
Induktion durch ATc nur bei TetR N82A, -T103A, -P105A und -E147A beeinträchtigt ist, spricht das
für die Beteiligung der Reste an der spezifischen Erkennung von Tc. Der Induktionsweg selbst
scheint durch die Austausche nicht betroffen zu sein.
Ein Alanin-Austausch von Ile134 führt, wie schon bei dem benachbarten Ser135 beobachtet, zu
einer Verschlechterung der Repression (vgl. Tabelle 3.4). Darüber hinaus ist TetR I134A die
einzige Alanin-Mutante der Effektorbindetasche, die sich auch zu 13% durch 4-ddma-ATc
induzieren lässt.
- 25 ERGEBNISSE
β-Galaktosidase-Aktivität [%]
TetR Variante
Repression
+ 0.4 µM Tc
+ 0.4 µM ATc
TetR
1.0 ± 0.0
59 ± 2
(59)
93
± 3
(93)
TetR H64A
1.2 ± 0.2
3.1 ± 0.1
(3)
85
± 4
(71)
TetR S67A
1.3 ± 0.1
43 ± 1
(33)
99
± 5
(76)
TetR N82A
1.0 ± 0.1
1.1 ± 0.1
(1)
14
± 0
(14)*
TetR F86A
1.0 ± 0.2
1.1 ± 0.1
(1)
64
± 3
(64)*
TetR H100A
1.0 ± 0.1
1.0 ± 0.1
(1)
64
± 3
(64)*
TetR T103A
1.0 ± 0.1
1.0 ± 0.2
(1)
5.9 ± 0.5
(6)*
TetR R104A
1.0 ± 0.0
2.1 ± 0.1
(2)
87
± 3
(87)
TetR P105A
0.9 ± 0.0
1.0 ± 0.1
(1)
33
± 1
(37)*
TetR Q109A
1.1 ± 0.1
1.6 ± 0.3
(2)
89
± 1
(81)
TetR T112A
1.2 ± 0.0
43 ± 1
(36)
87
± 1
(73)
TetR V113A
1.3 ± 0.1
71 ± 3
(55)
95
± 6
(73)*
TetR Q116A
1.3 ± 0.0
9.6 ± 0.9
(7)
77
± 5
(59)*
TetR L117A
1.3 ± 0.1
1.3 ± 0.1
(1)
78
± 5
(60)*
TetR L131A
1.2 ± 0.0
14 ± 0
(12)
97
± 0
(81)*
TetR I134A
3.4 ± 0.2
93 ± 2
(27)
107 ± 3
(32)*
TetR S138A
1.2 ± 0.2
49 ± 2
(41)
82
(68)*
TetR E147A
1.0 ± 0.0
1.1 ± 0.3
(1)
3.8 ± 0.4
(4)*
TetR L170A
1.3 ± 0.0
1.3 ± 0.1
(1)
77
± 2
(59)*
TetR L174A
1.3 ± 0.1
2.0 ± 0.2
(2)
83
± 4
(64)*
TetR M177A
1.3 ± 0.1
21 ± 1
(15)
91
± 5
(70)*
± 0
M177A
L174A
L170A
E147A
L131A
L117A
Q116A
Q109A
wt
30 ng
P105A
R104A
T103A
H100A
F86A
N82A
H64A
wt
30 ng
Tabelle 3.5: Induzierbarkeit
von TetR(BD)-Varianten mit
Alanin-Austauschen in der
Effektorbindetasche durch Tc und ATc. Die Messungen wurden in E. coli WH207λtet50 mit tetR-Allelen auf
dem Plasmid pWH1925 durchgeführt. Die Expression der β-Galaktosidase in Abwesenheit von TetR wurde
als 100% gesetzt. Regulationsfaktoren sind in Klammern gesetzt. Vom Wildtyp-Verhalten abweichende
Messwerte sind fett gedruckt. *) Diese ATc-Messungen wurden von C. Wimmer im Rahmen der Diplomarbeit
durchgeführt. Die Messwerte wurden übernommen.
Abb. 3.6: Western-Blot von ausgesuchten TetR-Varianten mit Alanin-Austauschen in der
Effektor-Bindetasche und einem vom Wildtyp-Verhalten abweichenden Phänotyp. Die Blots
wurden mit löslichem Protein aus Zellextrakten durchgeführt. In jeder Spur wurden 30 µg
Gesamtprotein aufgetragen. Die erste Spur enthält 30 ng von aufgereinigtem TetR.
In einer Western-Blot-Analyse wurde die intrazelluläre Expression der Alanin-Mutanten mit
beeinträchtigter Induzierbarkeit überprüft. Alle getesteten Mutanten werden exprimiert und sind im
Zellextrakt nachweisbar (Abb. 3.6). Nur TetR N82A, -F86A und -L117A werden in geringerer
- 26 ERGEBNISSE
Menge als der Wildtyp exprimiert, bei -E147A ist aufgrund der Western-Blot-Daten eine erhöhte
Expression anzunehmen. Die übrigen Mutanten zeigen im Vergleich zum Wildtyp keine
drastischen Unterschiede in den Proteinmenge.
3.1.2 Erstellung einer Signalkarte aus den Ergebnissen der Alanin-Austauschmutagenese
Um die Lage der für die Induktion wichtigen Aminosäuren in TetR darzustellen und daraus
möglicherweise einen Signalweg herauszulesen zu können, wurde eine Signalkarte von TetR
erstellt. Hierfür wurde die Kristallstruktur des Tc-induzierten TetR(D) verwendet (PDB-Eintrag:
2TRT). In Relation zu dem Induktionswert von Wildtyp-TetR, der den 100%-Wert darstellt, wurden
die Induktionswerte der Alanin-Mutanten in eine Farbskala umgewandelt. Anschließend wurden die
ausgetauschten Aminosäuren in der Kristallstruktur nach der Induzierbarkeit der jeweiligen AlaninMutanten eingefärbt (Abb. 3.7). Die Induktionen durch Tc und ATc wurden dabei getrennt
behandelt.
Bei der Karte für die Tc-Induktion ist zu erkennen (Abb. 3.7-A), dass sich ein Großteil der wichtigen
Aminosäuren auf einer Seite des Monomers häuft (aufgrund der Dimer-Symmetrie entspricht die
sichtbare „Vorderseite“ des rechten Monomers der „Rückseite“ des linken Monomers). Ausgehend
von der Effektorbindetasche, die fast ausschließlich von rot eingefärbten (=wichtigen)
Aminosäuren gebildet wird, scheint das Signal für die Induktion über Arg158, Arg49, Asp95, Leu17
und Glu23 zu der Bindedomäne übertragen zu werden.
Die Signalkarte für die ATc-Induktion (Abb. 3.7-B) unterscheidet sich von der Karte für die TcInduktion. Da noch keine Struktur von TetR im Komplex mit ATc vorlag, wurde die Struktur von
[TetR(D)•Dox] (PDB-Eintrag: 2O7O) zur Erstellung der Signalkarte verwendet. Dox(yzyklin) ist, wie
ATc, ein stärkerer Induktor als Tc. Die stärkere Induktionswirkung von ATc führt dazu, dass ein
Großteil der Aminosäuren, die bei der Tc-Induktion noch von Bedeutung waren, blau eingefärbt ist.
Neben einigen wichtigen Aminosäuren in der Effektor-Bindetasche (Asn82, Thr103, Pro105 und
Glu147), scheinen für die ATc-Induktion nur Leu17 und Asp95 essentiell zu sein. Andere Mutanten
wie TetR R49A und -R158A lassen sich noch etwa halb so effektiv wie der Wildtyp durch ATc
induzieren, so dass die jeweiligen Aminosäuren in der Karte grün eingezeichnet sind. Da keine
Mutante gefunden wurde, die durch Tc besser induzierbar ist als durch ATc, ist anzunehmen, dass
die beiden Tetrazykline bei der Induktion von TetR einen ähnlichen Signalweg verwenden. Der
Vorteil der ATc-Signalkarte liegt darin, dass durch die stärkere Induktionswirkung von ATc
Bindungseffekte besser kaschiert werden und sich so vor allem die für die Signalübertragung
wichtigen Aminosäuren herauslesen lassen.
- 27 ERGEBNISSE
Effektorbindetasche
A
L170
D181
R87
R92
R94
L14
L17
R104
P105
N18
R158
E157
E23
D95 R49
Tc-Induktion
+ Tc
Tc-Induktion
B
Effektorbindetasche
E147
N82
R92
P105
R104
P105
T103
N18
R158
D95
L17
R49
+ ATc
ATc-Induktion
Induzierbarkeit relativ zu TetR: 0%
100%
Abb. 3.7: Signalweiterleitungs-Karten für die Induktion von TetR durch Tc und ATc. In Relation zu dem
Induktionswert von Wildtyp-TetR, der den 100%-Wert darstellt, wurden die Induktionswerte der Alanin-Mutanten in eine
Farbskala umgewandelt. In der Kristallstruktur von TetR sind die ausgetauschten Aminosäuren nach der Induzierbarkeit
der jeweiligen Alanin-Mutanten eingefärbt. Die Bilder links wurden mithilfe der Kristallstruktur von [TetR•tetO] (PDBEintrag: 1QPI) erstellt und zeigen die Positionen der für die Induktion wichtigen Aminosäuren im DNA-gebundenen
Zustand. Verschiebungen, die während der Induktion auftreten, sind als gelbe Pfeile eingezeichnet. (A) Die Position der
wichtigen Aminosäuren für die Tc-Induktion im induzierten Zustand ist in der Kristallstruktur von [TetR(D)•Tc] (PDBEintrag: 2TRT) dargestellt. (B) Die Position der wichtigen Aminosäuren für die ATc-Induktion im induzierten Zustand ist
in der Kristallstruktur von [TetR(D)•Dox] (PDB-Eintrag: 2O7O) gezeigt.
- 28 ERGEBNISSE
In Abb. 3.7 sind deutliche Positionsänderungen einzelner Aminosäuren, die während der Induktion
durch Tc bzw. ATc auftreten, durch Pfeile angedeutet. Während auf der linken Seite des
Homodimers vor allem Bewegungen von der Effektorbindetasche weg stattfinden (eingezeichnet
für Arg92 und Asn18), werden auf der rechten Seite verschiedene Aminosäuren zur
Effektorbindetasche hingezogen (eingezeichnet für Arg104 und Pro105). Dieses „pull & push“Prinzip ist für beide Induktoren weitestgehend gleich. Interessant ist auch, dass sich die Positionen
von vielen für die ATc-Induktion essentiellen Resten (Leu17, Asn82, Asp95, Glu147) während der
Induktion nicht oder nur geringfügig verändern.
3.1.3 Untersuchung der unterschiedlichen Kontakte in TetR(BD) und TetR(B) und
deren Einfluss auf die Signalübertragung
Obwohl TetR(B) und die Chimäre TetR(BD) isostrukturell sind, gibt es auf funktioneller Ebene
einige Unterschiede. So sind beispielsweise die gefundenen oder konstruierten reversen TetRMutanten (revTetRs), bei denen Tc als Korepressor fungiert, sowie die Varianten mit geänderter
Induktorspezifität nur in TetR(BD) funktionsfähig. Besonders interessant ist dieser Effekt bei
einigen revTetRs, die Aminosäure-Austausche ausschließlich in der Bindedomäne tragen, die in
beiden TetR-Varianten identisch ist. Während die TetR(BD)-Varianten durch Tc koreprimiert
werden, sind die TetR(B)-Varianten repressionsdefekt (Genaueres dazu folgt in Kapitel 3.2.3). Um
dieses Phänomen aufzuklären, sollte zuerst eine Alanin-Austauschmutagenese in der DNABindedomäne durchgeführt werden, um die für die Induktion wichtigen Aminosäuren von TetR(B)
zu ermitteln und die Signalübertragung mit der von TetR(BD) zu vergleichen. Falls hierbei
Unterschiede
festgestellt
werden,
sollte
durch
gegenseitigen
Austausch
verschiedener
Aminosäuren in der Kontaktregion zwischen DNA-Bindedomäne und Proteinkörper versucht
werden, die Signalübertragungswege von TetR(BD) und TetR(B) aneinander anzugleichen.
3.1.3.1 Alanin-Austauschmutagenese in der DNA-Bindedomäne von TetR(B)
Die in tetR(BD) vorliegenden Alanin-Codons im Bereich der DNA-Bindedomäne wurden durch
Klonierung über die Restriktionsschnittstellen XbaI und BanII auf das tetR(B)-Allel von
pWH1925(B) übertragen (Abb. 3.8). Die veränderten Codons für TetR(B) K48A und -R49A
mussten wegen Überlappung mit der Erkennungssequenz von BanII über eine zweistufige PCRMutagenese in tetR(B) eingefügt werden. Nach Bestätigung der Sequenzen wurden die TetR(B)Mutanten ebenfalls auf ihre Induzierbarkeit durch Tc überprüft (Tabelle 3.6).
Trotz der isostrukturellen Faltung der DNA-Bindedomänen von TetR(B) und TetR(BD), ist die
Chimäre TetR(BD) sensitiver gegenüber Aminosäureaustauschen als TetR(B). Während die
Austausche L17A, E23A, E14A und N18A in TetR(BD) die Induzierbarkeit durch Tc
beeinträchtigen, haben diese Austausche in TetR(B) keinen Einfluss auf die Induktion. Gemeinsam
- 29 ERGEBNISSE
ist für beide TetR-Klassen der Verlust der Repression bei TetR L41A und -H44A, sowie die
verschlechtere Induzierbarkeit von TetR R49A, wobei hier in TetR(B) neben der Tc-Induktion
zusätzlich auch noch die ATc-Induktion beeinträchtigt wird (TetR(B) R49A: 5,3%, TetR(BD) R49A:
47% Induzierbarkeit in Anwesenheit von 0,4 μM ATc).
TetR(BD)
+ 0.4 µM Tc
Repression
TetR-Variante
TetR(B)
Repression
+ 0.4 µM Tc
59 ± 2 (59)
1.0 ± 0.0
TetR
1.1 ± 0.0
76 ± 5 (68)
71 ± 7 (71)
1.0 ± 0.1
TetR L4A
1.1 ± 0.0
87 ± 3 (76)
85 ± 3 (71)
1.2 ± 0.2
TetR V9A
1.2 ± 0.0
88 ± 4 (74)
84 ± 3 (65)
1.3 ± 0.3
TetR I10A
1.1 ± 0.0
87 ± 4 (76)
52 ± 4 (47)
1.1 ± 0.0
TetR N11A
1.1 ± 0.0
53 ± 4 (48)
21 ± 1 (18)
1.2 ± 0.2
TetR L14A
1.1 ± 0.0
83 ± 5 (76)
57 ± 4 (57)
1.0 ± 0.1
TetR E15A
1.0 ± 0.0
60 ± 2 (58)
83 ± 3 (83)
1.0 ± 0.1
TetR L16A
1.1 ± 0.0
90 ± 5 (83)
1.2 ± 0.1 (0,3)
3.5 ± 0.3
TetR L17A
4.8 ± 0.0
51 ± 2 (11)
29 ± 2 (32)
0.9 ± 0.1
TetR N18A
1.3 ± 0.0
82 ± 2 (64)
67 ± 5 (61)
1.1 ± 0.1
TetR I22A
1.0 ± 0.0
78 ± 6 (75)
11 ± 0 (10)
1.1 ± 0.0
TetR E23A
1.1 ± 0.0
69 ± 3 (63)
86 ± 4 (66)
1.3 ± 0.1
TetR L25A
1.1 ± 0.0
86 ± 4 (76)
88 ± 2 (13)
6.6 ± 0.3
TetR L30A
2.2 ± 0.0
90 ± 1 (41)
55 ± 1 (69)
0.8 ± 0.0
TetR L34A
1.0 ± 0.1
65 ± 2 (66)
112 ± 2
(1)
95 ± 1
TetR L41A
89 ± 4
87 ± 5
(1)
109 ± 2
(1)
90 ± 4
TetR H44A
94 ± 5
93 ± 5
(1)
93 ± 4 (62)
1.5 ± 0.1
TetR V45A
1.7 ± 0.0
94 ± 0 (54)
77 ± 5 (48)
1.6 ± 0.1
TetR N47A
1.4 ± 0.1
90 ± 4 (65)
90 ± 1
(9)
9.9 ± 0.2
TetR K48A
2.3 ± 0.0
97 ± 3 (43)
1.1 ± 0.1 (1)
1.0 ± 0.1
TetR R49A
1.3 ± 0.1
1.4 ± 0.2 (1)
Tabelle 3.6: Vergleich der Induzierbarkeit von TetR(BD)- und TetR(B)-Varianten mit AlaninAustauschen in der DNA-Bindedomäne. Die Messungen wurden in E. coli WH207λtet50 mit tetR-Allelen
auf dem Plasmid pWH1925 durchgeführt. Die Expression der β-Galaktosidase in Abwesenheit von TetR
wurde als 100% gesetzt. Regulationsfaktoren sind in Klammern gesetzt. Vom Wildtyp-Verhalten abweichende
Messwerte sind fett gedruckt. Abb. 3.9-A zeigt eine Überlagerung der DNA-Bindedomänen von TetR(B) und TetR(BD) mit den
Seitenketten der Aminosäuren, deren Austausch gegen Alanin die Tc-Induktion von TetR(B)
und/oder TetR(BD) beeinträchtigt. Während die Positionen der Seitenketten, die für die Induktion in
beiden Klassen wichtig sind, in TetR(B) und TetR(BD) gleich sind, weichen die Positionen der
übrigen Seitenketten, deren Austausch die Induktion nur in einer der beiden Repressor-Klassen
beeinflusst, voneinander ab. Die unterschiedliche Ausrichtung der funktionellen Gruppen könnte
die verschiedene Bedeutung dieser Reste für die Induzierbarkeit von TetR(B) und TetR(BD)
erklären. Abb. 3.9-B zeigt die Signalübertragungskarten für beide DNA-Bindedomänen.
- 30 ERGEBNISSE
R92
M59
I59
A61
D61
Y93
S92
H93
TetR(B)
TetR(BD)
x
Codon 1 2
50
XbaI
208
tetR(D)
tetR(B)-x
pWH1925
BanII
pWH1925(B)
tetR(B)
tetR(B)
Abb. 3.8: Klonierungsschema für die Alanin-Codons aus der DNA-Bindedomäne und Unterschiede in der
Kontaktfläche zwischen Bindedomäne und Proteinkörper bei TetR(BD) und TetR(B). Die tetR-Allele auf dem Vektor
pWH1925 sind als graue Balken dargestellt. Die Codons 2 bis 49 inkl. der Alanin-Mutationen (rotes Kreuz) wurden aus
der Sequenz von tetR(BD) ausgeschnitten und in ein ebenfalls geschnittenes tetR(B)-Allel einkloniert. Die Unterschiede
in der Kontaktfläche zwischen Proteinkörper und DNA-Bindedomäne sind als Strukturbilder gezeigt, die betroffenen
Aminosäuren beschriftet.
B
A
R49
L17
E23
L14
L14
N11
R49
L17
R49
N11
E23
N18
L17
E15
E15
TetR(BD)
TetR(B)
Abb. 3.9: Wichtige Aminosäuren für Signalübertragung in der DNA-Bindedomäne von TetR(BD) und TetR(B).
(A) Überlagerung der DNA-Bindedomänen von TetR(B) (blau; PDB-Eintrag: 2NS7) und TetR(BD) (grün; PDB-Eintrag:
1A6I). Aminosäuren mit abweichender Orientierung in beiden TetR-Klassen sind unterstrichen. (B)
Signalübertragungskarten der DNA-Bindedomänen von TetR(BD) und TetR(B). Die ausgetauschten Aminosäuren
wurden auf Basis der Induzierbarkeit der Einzelmutanten eingefärbt. Es wurde dieselbe Farbcodierung wie in Abb. 3.7
verwendet. Als Kristallstruktur diente [TetR(D)•Tc] (PDB-Eintrag: 2TRT), wobei die unterschiedlichen Aminosäuren für
die Bindedomäne mit dem Programm SWISS PDB-Viewer 4.01 durch die entsprechenden TetR(B)-Aminosäuren in der
energetisch günstigsten Position ausgetauscht wurden. In den Skizzen ist Tc ist als gelbes Dreieck, die
unterschiedlichen Proteinkörper sind in verschiedenen Grautönen dargestellt.
- 31 ERGEBNISSE
3.1.3.2 Angleichung der Kontaktfläche von DNA-Bindedomäne und Proteinkörper
zwischen TetR(B) und TetR(BD)
Von den Alanin-Austauschen in der DNA-Bindedomäne
rief L17A den größten Aktivitätsunterschied in TetR(B)
und TetR(BD) hervor. Während TetR(B) L17A normal
durch ATc induzierbar ist, wirkt ATc bei TetR(BD) als
Korepressor. Da die Bindedomänen beider Proteine
identisch sind müssen folglich die unterschiedlichen
Reste
im
Proteinkörper
unterschiedliche
besonderes
Regulationsverhalten
Augenmerk
Zwischenregion
verantwortlich
wurde
zwischen
auch
für
das
sein.
Ein
hier
auf
DNA-Bindedomäne
die
und
L17A
Proteinkörper gerichtet – die Region, die für die
Signalübertragung in TetR eine entscheidende Rolle
TetR(B)
spielt. Daher wurden von den 61 Aminosäuren, in denen
sich
die
Proteinkörper
unterscheiden,
13
Bindedomäne
und
in
von
der
TetR(B)
Region
und
TetR(D)
zwischen
Effektor-Bindetasche
DNA-
ausgewählt
(Tabelle 3.7, Abb. 3.10). Diese Aminosäuren wurden
einzeln in TetR(BD) und TetR(BD) L17A gegen die
TetR(BD)
Abb. 3.10: Position der ausgesuchten
Aminosäuren in TetR(B) und TetR(BD).
Überlagerung der Strukturen vom TetR(B)
(linkes Monomer, PDB-Eintrag: 2NS7) und
TetR(BD) (rechtes Monomer, PDB-Eintrag:
1A6I). Ala17 ist in rot eingezeichnet, der
Effektor als gelbe Ellipse angedeutet.
jeweiligen (B)-Aminosäuren ausgetauscht.
Position
Protein
57
59
61
66
67
68
84
88
92
93
106
148
157
TetR(B)
I
M
D
H
F
C
K
C
S
H
T
D
E
TetR(D)
V
I
A
Y
S
L
M
R
R
Y
D
Q
D
Tabelle 3.7: Unterschiedliche Aminosäuren im Proteinkörper von TetR(B) und TetR(D), die in der Region
zwischen DNA-Bindedomäne und Effektorbindetasche liegen.
Die Mutanten wurden anschließend auf Repression und Induktionsverhalten überprüft. Die
Austausche haben keinerlei Einfluss auf Repression und Induzierbarkeit von TetR(BD). Alle
TetR(BD)-Einzelmutanten besitzen ein Wildtyp-Induktionsverhalten (Daten im Anhang). Die
Ergebnisse der TetR(BD) L17A-Mutanten sind in Abb. 3.11 (oben) gezeigt. Obwohl keiner der
Austausche den Phänotyp von TetR(B) L17A herstellen konnte, fielen vor allem die Austausche
I59M und Y93H, aber auch A61D und R92S auf, bei denen das reverse Regulationsverhalten von
TetR(BD) L17A zu einem induzierbaren Repressor invertiert ist. Tauscht man I59M und Y93H
zusammen aus, so erhält man wieder einen reversen TetR, dessen Repression jedoch weitaus
schwächer als bei TetR(BD) L17A ist.
- 32 ERGEBNISSE
Die umgekehrten Aminosäureaustausche M59I, H93Y, sowie der der M59I H93Y-Doppelaustausch
wurden daraufhin in TetR(B) und TetR(B) L17A eingefügt. Wie bei TetR(BD) haben die
Austausche keinen Einfluss auf das Regulationsverhalten des Wildtyps (Daten im Anhang). In
Kombination mit TetR(B) L17A führt M59I zu einer Verschlechterung und H93Y zu einer
Verbesserung der Repression. Beide Doppelmutanten sind durch ATc normal induzierbar. Die
Dreifachmutante TetR(B) L17A M59I H93Y zeigt im Vergleich zu TetR(B) L17A eine niedrigere
120
ohne Effektor
+ 0,4 µM ATc
100
80
60
40
20
A
)L
17
Te
tR
(B
H
Y9
3
...
I5
9M
A
D
)L
17
120
100
80
Abb. 3.11: Repression und Induzierbarkeit
von verschiedenen TetR-Varianten mit dem
L17A-Austausch. Oben: TetR(BD)-Varianten
mit einzelnen Aminosäuresubstitutionen der
Klasse B. Unten: TetR(B)-Varianten mit
einzelnen Aminosäuresubstitutionen der Klasse
D. Die Messungen wurden in E. coli
WH207λtet50 mit tetR-Allelen auf dem Plasmid
pWH1925 durchgeführt. Die Expression der
β-Galaktosidase in Abwesenheit von TetR wurde
als 100% gesetzt.
60
40
20
...
A
D
)L
17
Te
tR
(B
...
M
59
I
H
93
Y
H
93
Y
...
M
...
A
Te
tR
(B
)L
17
59
I
0
...
-Galaktosidase-Aktivität [%]
Te
tR
(B
...
I5
9M
...
A6
1D
...
Y6
6H
...
S6
7F
...
L6
8C
...
M
84
K
...
R
88
C
...
R
92
S
...
Y9
3H
...
D
10
6T
...
Q
14
8D
...
D
15
7E
0
...
-Galaktosidase-Aktivität [%]
Basalaktivität sowie eine auf 55% erniedrigte Induzierbarkeit.
3.1.3.3 Stabilitätsuntersuchung von TetR(B) M59I H93Y
Inwiefern der Doppelaustausch M59I H93Y Auswirkungen auf die Stabilität von TetR(B) hat, sollte
durch
eine
limitierte
Proteolyse
untersucht
werden.
Hierfür
wurde
das
Allel
in
den
Überexpressionsvektor pWH610 (Ettner et al., 1995) umkloniert und das Protein in dem Stamm
E. coli RB791 (Brent & Ptashne, 1981) bei 37°C überexprimiert. Die Aufreinigung des Proteins
erfolgte über Kationen-Austauschchromatographie und Gelfiltration (siehe Material und Methoden,
Seite 115). Die Proteinaseanfälligkeit wurde durch 30-minütige Inkubation des aufgereinigten
Proteins mit der subtilisinähnlichen Proteinase K in Anwesenheit von ATc bestimmt. Zum Vergleich
wurden auch TetR(BD), TetR(B) einer limitierten Proteolyse unterzogen. Die Fragmente wurden
anschließend auf einem 15%igen SDS-Gel analysiert (Abb. 3.12).
- 33 ERGEBNISSE
Während sich die Fragmentmuster von TetR(BD) und TetR(B) in Anzahl und Größe der
Degradationsbanden unterscheiden, ist das Fragmentmuster von TetR(B) M59I H93Y identisch
dem von TetR(B). Somit scheinen die beiden Aminosäure-Austausche keine Auswirkung auf die
Faltungsweise bzw. Proteaseanfälligkeit von TetR(B) zu haben. Die in den Induktionsmessungen
beobachteten Unterschiede müssen folglich auf Affinitätsänderungen zum Effektor/Operator oder
TetR(B) M59I H93Y
TetR(B)
TetR(BD)
TetR(BD)
TetR(BD)
auf Änderungen in der Signalübertragung zurückzuführen sein.
+ Proteinase K
+ ATc
25 kDa
20 kDa
15 kDa
10 kDa
Abb.
3.12:
Limitierte
Proteolyse
von
verschiedenen TetR-Varianten. Für die Reaktion
wurde eine Phosphat-gepufferte, 0,1 mM TetRLösung mit einem zehnfachen Überschuss an Mg2+
und ATc eingesetzt. Die Proteolyse wurde durch
Zugabe von 0,25 µg/µL Proteinase K gestartet. Die
Proben wurden für 30 Minuten bei 37°C inkubiert.
Nach Hitzeinaktivierung der Proteinase K wurden die
Proben auf ein 15%iges SDS-Gel aufgetragen. Jede
Spur enthält insgesamt 23 µg von partiell verdautem
TetR.
3.1.4 Einfluss des Induktors auf die Signalübertragung
3.1.4.1 TetR(BD): Tetrazyklin im Vergleich zu Anhydrotetrazyklin
In Abb. 3.13 sind die Induktionswerte der Alaninfür
Tc
und
ATc
gegeneinander
aufgetragen. Es können drei Gruppen von
Mutanten unterschieden werden: Mutanten, die
weder durch Tc noch durch ATc induziert werden
können (rot umrandet); Mutanten, die nur durch
ATc induzierbar sind (grün umrandet) und
Mutanten, die sowohl durch Tc als auch durch
100
Induktion durch ATc [%]
Mutanten
120
80
Wildtyp
60
Ala-Austausch in:
40
Bindekopf
Zwischenregion
20
Proteinkörper
ATc induzierbar sind. Da ATc die TetR-Mutanten
0
hinaus keine Variante gefunden wurde, bei der
dieselbe Signalübertragung für die Induktion
- 34 40
60
80
100
120
Abb. 3.13: Gegenüberstellung der Induktionswerte der Alanin-Mutanten für Tc und ATc.
verwenden.
20
Induktion durch Tc [%]
Tc eine stärkere Induktionswirkung als ATc hat,
ist anzunehmen, dass die beiden Tetrazykline
Bindetasche
0
durchweg besser induziert als Tc und darüber
ERGEBNISSE
3.1.4.2 TetR(B): Tetrazyklin im Vergleich zu Tip
Um den Einfluss verschiedenartiger Induktoren auf die Signalübertragung in der DNABindedomäne zu klären, wurde neben der Tc-abhängigen Induktion von TetR(B) auch die Peptidbasierte Induktion durch Tip untersucht. Dafür wurde zuerst ein zu den pWH1925-Derivaten
kompatibles Plasmid hergestellt. Die trxA-tip-Fusion wurde samt tac-Promotor über die
Schnittstellen EcoRI und SphI aus pWH2201 (Klotzsche et al., 2005) ausgeschnitten und in den
ebenfalls mit EcoRI und SphI geschnittenen Vektor pWH1411 (Baumeister et al., 1992) umkloniert.
Um die größtmögliche Konzentration an Tip in der Zelle zu erreichen, wurden die Messungen
weiterhin in E. coli WH207λtet50 (ein Stamm ohne Lac-Repressor) durchgeführt. Somit wurde auf
eine Regulation der Tip-Expression durch LacI verzichtet. Das komplette Messsystem mit allen
Komponenten ist in Abb. 3.14 dargestellt. Die Induzierbarkeiten der TetR(B)-Alanin-Mutanten
durch Tc und Tip sind in Tabelle 3.8 gezeigt.
CmR
pWH1300
tetR
ApR
pWH1925
Plasmid-Serie
p15A
Ptac
trxA-tip
TrxA
pMB1
Tip
β-Gal-mRNA
tetO
lacZ
Genom
Abb. 3.14: Schematische
Darstellung des in vivo
Messsystems für die TipInduktion
der
AlaninMutanten. Der Stamm E. coli
WH207λtet50 enthält eine
chromosomale
tetA:lacZFusion. Die TetR-Variante auf
dem Plasmid pWH1925 wird
konstitutiv exprimiert und
bindet an tetO. Die TrxA-TipFusion
wird
ebenfalls
konstitutiv von dem Plasmid
pWH1300 exprimiert. Wird
TetR von Tip induziert, kann
das
Reportergen
lacZ
transkribiert werden.
Während sich alle Alanin-Mutanten bis auf TetR R49A durch Tc induzieren
lassen, werden die
Varianten TetR L17A und TetR E23A sehr schwach, die Varianten TetR N11A und TetR R49A
nicht durch Tip induziert. Da für die Tc- und die Tip-basierte unterschiedliche Aminosäuren
essentiell sind, können Unterschiede in der Bindeaffinität weitestgehend ausgeschlossen werden.
Stattdessen sind unterschiedliche Signalübertragungswege wahrscheinlich, was bereits aufgrund
der voneinander abweichenden Kontakte zwischen TetRTc und TetRTip vermutet wurde
(Resch et al., 2008). Zusätzlich zu den Alanin-Mutanten aus der TetR(B)-Bindedomäne wurden die
in Tabelle 3.7 aufgelisteten TetR(BD)-Mutanten mit einzelnen TetR(B)-Aminosäuresubstitutionen
auf ihre Induzierbarkeit mit Tip überprüft. Die Zugabe von Tip hat bei keiner der Varianten einen
Effekt (Daten im Anhang). Auch die Doppelmutante TetR(BD) I59M Y93H zeigt in Anwesenheit
von Tip keine Änderung der Aktivität. Folglich muss mehr als nur eine Aminosäure in der
Kontaktregion ausgetauscht werden, um die Tip-Induzierbarkeit auf TetR(BD) zu übertragen. Das
lässt sich auch aus den Daten anderer Experimente ableiten, die sich mit den Kontakten zwischen
Tip und TetR beschäftigten. Die TetR(B)-spezifische Induktion durch Tip erfordert zahlreiche
- 35 ERGEBNISSE
Wechselwirkungen
mit
Resten
von
TetR(B)
und
reagiert
sehr
sensitiv
auf
einzelne
Aminosäureaustausche (pers. Mitteilung J. Daam).
β-Galaktosidase-Aktivität [%]
TetR Variante
Repression
TetR(B)
1.1 ± 0.0
50 ± 1
(44)
76 ± 5
(68)
TetR(B) L4A
1.1 ± 0.0
70 ± 3
(62)
87 ± 3
(76)
TetR(B) V9A
1.2 ± 0.0
89 ± 4
(75)
88 ± 4
(74)
TetR(B) I10A
1.1 ± 0.0
99 ± 8
(86)
87 ± 4
(76)
TetR(B) N11A
1.1 ± 0.0
1.4 ± 0.1
(1)
53 ± 4
(48)
TetR(B) L14A
1.1 ± 0.0
47 ± 2
(43)
83 ± 5
(76)
TetR(B) E15A
1.0 ± 0.0
58 ± 1
(57)
60 ± 2
(58)
TetR(B) L16A
1.1 ± 0.0
76 ± 7
(70)
90 ± 5
(83)
TetR(B) L17A
4.8 ± 0.0
7.8 ± 0.1
(2)
51 ± 2
(11)
TetR(B) N18A
1.3 ± 0.0
68 ± 4
(53)
82 ± 2
(64)
TetR(B) I22A
1.0 ± 0.0
65 ± 3
(62)
78 ± 6
(75)
TetR(B) E23A
1.1 ± 0.0
6.5 ± 0.1
(6)
69 ± 3
(63)
TetR(B) L25A
1.1 ± 0.0
76 ± 1
(67)
86 ± 4
(76)
TetR(B) L30A
2.2 ± 0.0
82 ± 9
(38)
90 ± 1
(41)
TetR(B) L34A
1.0 ± 0.1
59 ± 5
(60)
65 ± 2
(66)
TetR(B) L41A
89 ± 4
98 ± 5
(1)
87 ± 5
(1)
TetR(B) H44A
94 ± 5
97 ± 5
(1)
93 ± 5
(1)
TetR(B) V45A
1.7 ± 0.0
90 ± 2
(52)
94 ± 0
(54)
TetR(B) N47A
1.4 ± 0.1
64 ± 6
(46)
90 ± 4
(65)
TetR(B) K48A
2.3 ± 0.0
94 ± 5
(41)
97 ± 3
(43)
TetR(B) R49A
1.3 ± 0.1
1.8 ± 0.1
(1)
1.4 ± 0.2
(1)
+ Tip
+ 0.4 µM Tc
Tabelle 3.8: Induzierbarkeit von TetR(B)-Varianten mit Alanin-Austauschen in der DNA-Bindedomäne
durch Tc und Tip. Die Messungen wurden in E. coli WH207λtet50 mit tetR-Allelen auf dem Plasmid
pWH1925 durchgeführt. Tip wurde von dem Plasmid pWH1300 exprimiert. Die Expression der
β-Galaktosidase in Abwesenheit von TetR wurde als 100% gesetzt. Regulationsfaktoren sind in Klammern
gesetzt. Vom Wildtyp-Verhalten abweichende Messwerte sind fett gedruckt.
N11
R49
N11
L17
R49
L17
E23
E15
Tc-Induktion
Tip-Induktion
- 36 Abb. 3.15: Wichtige Aminosäuren in der DNABindedomäne TetR(B) für die Tc- und TipInduktion. Die ausgetauschten Aminosäuren
wurden auf Basis der Induzierbarkeit der
Einzelmutanten eingefärbt. Es wurde dieselbe
Farbcodierung wie in Abb. 3.7 verwendet. Als
Kristallstruktur für die Tc-Induktion wurde aus
Mangel an TetR(B)-Strukturen [TetR(D)•Tc]
(PDB-Eintrag: 2TRT) verwendet, wobei die
unterschiedlichen
Aminosäuren
für
die
Bindedomäne mit dem Programm SWISS PDBViewer 4.01 durch die entsprechenden
B-Aminosäuren in der energetisch günstigsten
Position ausgetauscht wurden. Für die TipInduktion diente [TetR(B)•Tip] (PDB-Eintrag:
2NS8). In den Skizzen ist Tc ist als gelbes
Dreieck, Tip als gelbes Kreuz dargestellt. ERGEBNISSE
3.1.5 Randomisierung von Aminosäure 49
Nachdem der Aminosäureaustausch R49A die Induktion in allen untersuchten TetR-Varianten
verhindert, sollte über eine Randomisierung von Position 49 herausgefunden werden, welche
Aminosäuren an dieser Position eine Signalweiterleitung erlauben. Dafür wurde das Codon für
Aminosäure 49 mittels einer zweistufigen PCR-Mutagenese randomisiert und die PCR-Produkte in
pWH1925 kloniert.
Für das in vivo Auswahlverfahren wurde E. coli WH207λtet50 verwendet. Da sich die Selektion von
induzierbaren Mutanten auf Platten mit X-Gal als zu sensitiv herausstellte, wurde auf McConkeyPlatten mit 0,4 µM Tc nach gelben Kolonien gesucht. Positive Kolonien wurden ein zweites Mal auf
McConkey-Medium mit 0,4 µM Tc ausgestrichen und ein weiteres Mal vereinzelt. Nach
Bestätigung des Phänotyps wurde das Plasmid präpariert und sequenziert. Zusätzlich wurden
zufällig Kolonien ausgesucht und sequenziert, um die Variabilität in dem Mutantengemisch zu
überprüfen. Aus den insgesamt 50 überprüften Kolonien (30 gelbe und 20 weiße) wurden 11
Varianten mit unterschiedlichen Aminosäuren an Position 49 erhalten (Abb. 3.16). Diese wurden in
vivo auf ihre Induzierbarkeit mit Tc und ATc überprüft. Die Ergebnisse sind in Tabelle 3.9
dargestellt. Neben der Wildtyp-Aminosäure Arginin ermöglichen auch Leucin, Isoleucin,
Tryptophan und Tyrosin an Position 49 eine Signalweiterleitung der Tc-Induktion. Bei TetR R49L
ist die Affinität zum Operator verringert, so dass die β-Gal-Werte sowohl für die Repression als
auch für die Induktion höher sind. Alle Mutanten sind durch ATc induzierbar, wobei TetR R49K mit
34% die schlechteste Induzierbarkeit besitzt. Das ist insofern interessant, als dass Lysin der
Wildtyp-Aminosäure Arginin chemisch am ähnlichsten ist.
R49...
L
I
W
Y
R
Stopp
30 gelbe Kolonien
(25 Seq. auswertbar)
+
+
X
X
tetO
20 weiße Kolonien
(13 Sequenzen auswertbar)
+
+
X
McConkey-Agar + 0,4 µM Tc
X
X
tetO
X
tetO
A
P
N
D
E
K
0
2
4
6
8
10
Anzahl gefundener Varianten
Abb. 3.16: Ausstrich von Kolonien auf McConkey-Agar mit 0.4 µM Tc. Die Kolonien stammen aus einer
Transformation von E. coli WH207λtet50 mit dem Mutantengemisch. Durch Tc induzierbare Mutanten erscheinen auf
dem Medium gelb. Bei weißen Kolonien wird TetR nicht induziert, was entweder durch eine Unterbrechung im Signalweg
oder eine drastische Verringerung der Effektorbindeaffinität zustande kommt. Von 30 gelben und 20 weißen Kolonien
wurden die Plasmide präpariert und tetR sequenziert. Die Anzahl der erhaltenen TetR-Varianten ist als Balkendiagramm
dargestellt.
- 37 ERGEBNISSE
β-Galaktosidase-Aktivität [%]
TetR Variante
Repression
+ 0.4 µM Tc
+ 0.4 µM ATc
TetR R49A
1.0 ± 0.1
1.1 ± 0.1
(1)
47 ± 3
(46)
TetR R49L
4.3 ± 0.3
95 ± 5
(22)
101 ± 3
(23)
TetR R49I
1.3 ± 0.1
70 ± 0
(54)
93 ± 1
(72)
TetR R49P
1.3 ± 0.1
10 ± 1
(8)
95 ± 2
(71)
TetR R49W
1.6 ± 0.2
87 ± 2
(53)
99 ± 2
(60)
TetR R49N
1.3 ± 0.0
3.3 ± 0.5
(2)
63 ± 4
(47)
TetR R49Y
1.3 ± 0.1
76 ± 1
(60)
101 ± 4
(79)
TetR R49D
1.1 ± 0.1
1.7 ± 0.2
(2)
64 ± 1
(60)
TetR R49E
1.4 ± 0.0
2.8 ± 0.1
(2)
71 ± 3
(51)
TetR R49K
1.0 ± 0.1
0.7 ± 0.2
(1)
34 ± 3
(47)
TetR R49 (wt)
1.0 ± 0.0
59 ± 2
(58)
88 ± 2
(87)
Tabelle 3.9: Repression und Induzierbarkeit von TetR-Varianten mit unterschiedlichen Aminosäuren
an Position 49. Die Messungen wurden in E. coli WH207λtet50 mit tetR-Allelen auf dem Plasmid pWH1925
durchgeführt. Die Expression der β-Galaktosidase in Abwesenheit von TetR wurde als 100% gesetzt.
Regulationsfaktoren sind in Klammern gesetzt.
Wie Abb. 3.17 zeigt, sind die Proteinmengen der Mutanten mit hydrophoben Aminosäuren an
Position 49 verringert. Von TetR R49L wird weniger Protein als beim Wildtyp hergestellt, bei
TetR R49P und TetR R49W sind die Proteinmengen stark verringert und von TetR R49I konnte
kein lösliches Protein nachgewiesen werden. Der Austausch von Arg gegen hydrophile
Aminosäuren hatte nur geringen Effekt auf die Proteinmenge. Während TetR R49E und
TetR R49K eine etwas verringerte Proteinmenge zeigten, war von TetR R49D sogar etwas mehr
-
+
TetR R49K
TetR R49D
TetR R49Y
TetR R49N
TetR R49W
hydrophil
TetR R49P
TetR R49I
TetR R49L
hydrophob
TetR R49A
TetR R49*
+
Ladung
Größe
Löslichkeit h.phil
TetR R49E
als vom Wildtyp nachweisbar.
Abb. 3.17: Western-Blot mit löslichem Protein aus Zellextrakten. In jeder Spur wurden
30 µg Gesamtprotein aufgetragen. Der Wildtyp ist mit einem * gekennzeichnet. Zur
besseren Übersicht wurden die wichtigsten Eigenschaften der Aminosäuren an Position 49
über dem Blot aufgelistet.
- 38 ERGEBNISSE
3.1.6 Aufreinigung und Stabilitätsanalyse einer nicht-induzierbaren TetR-Mutante
Zur Aufreinigung wurde die Mutante TetR R49A ausgewählt. Das entsprechende Allel wurde in
den Überexpressionsvektor pWH610 (Ettner et al., 1995) umkloniert, das Protein in dem Stamm
E. coli RB791 (Brent & Ptashne, 1981) bei 28°C überexprimiert. Die Aufreinigung erfolgte über
Kationen-Austauschchromatographie und Gelfiltration (siehe Material und Methoden, Seite 115).
Die
Proteaseanfälligkeit
wurde
durch
Inkubation
des
aufgereinigten
Proteins
mit
der
subtilisinähnlichen Proteinase K bei 37°C in Anwesenheit und Abwesenheit von Tc bzw. ATc
bestimmt.
Die Ergebnisse der limitierten Proteolyse sind in Abb. 3.18 dargestellt. Im Vergleich zu TetR ist
TetR R49A sensitiver gegenüber der Behandlung mit Proteinase K (die TetR-Daten sind in
Abb. 3.35, Seite 67 gezeigt). Sowohl die Bindung von ATc als auch die Bindung von Tc
stabilisieren TetR R49A, obwohl Tc für die Mutante keinen Induktor darstellt. Das steht im
Widerspruch zu dem allosterischen Modell der Davidson-Arbeitsgruppe (Universität Toronto), die
bei nicht-induzierbaren TetR-Varianten (ninTetR, für „non inducible“ = nicht-induzierbarer TetR)
wie TetR L146F (Müller et al., 1995) keine Änderung der Flexibilität des DNA-Bindedomäne
beobachten
konnten
und
die
Einschränkung
dieser
Flexibilität
für
einen
Teil
Induktionsmechanismus halten (Reichheld et al., eingereicht).
Inkubation mit
Proteinase K
60‘
15‘
30‘
60‘
30‘
15‘
20‘
10‘
5‘
1‘
Inkubation mit
Proteinase K
2‘
TetR R49A + 10x Tc
60‘
30‘
15‘
20‘
10‘
5‘
2‘
10‘
Inkubation mit
Proteinase K
TetR R49A ohne Effektor
1‘
5‘
1‘
2‘
TetR R49A + 10x ATc
60‘
15‘
30‘
10‘
5‘
2‘
1‘
TetR R49A ohne Effektor
Inkubation mit
Proteinase K
Abb. 3.18: Limitierte Proteolyse von TetR R49A in Abwesenheit und Anwesenheit der Effektoren Tc
und ATc. Für die Reaktion wurde eine Phosphat-gepufferte, 0,1 mM TetR-Lösung mit einem zehnfachen
2+
Überschuss an Mg und des jeweiligen Effektors eingesetzt. Die Proteolyse wurde durch Zugabe von
0,25 µg/µL Proteinase K und anschließende Inkubation bei 37°C durchgeführt. Nach Hitzeinaktivierung der
Proteinase K wurden die Proben auf ein 15%iges SDS-Gel aufgetragen. Jede Spur enthält insgesamt 23 µg
von partiell verdautem TetR. - 39 des
ERGEBNISSE
3.2 Untersuchung der Signalübertragung in revTetR
Anders als der Widtyp-TetR reprimieren reverse TetR-Varianten (revTetRs) nur in Anwesenheit
von Tc, das in diesem Fall als Korepressor fungiert. Die vollständig geänderte Allosterie der
revTetRs macht diese Varianten besonders interessant, wobei die durch die Mutationen
hervorgerufenen Änderungen bis heute noch nicht vollständig geklärt sind. Nach den neuesten
Erkenntnissen scheinen bei revTetR-Varianten die DNA-Bindedomänen in der effektorfreien Form
entwunden zu sein (Reichheld et al., eingereicht; Resch et al., 2008). Die Bindung des
Korepressors Tc führt zu einer Faltung der Bindedomäne in eine – immer noch flexible –
Konformation, die es revTetR erlaubt, an den Operator zu binden. Es wird angenommen, dass für
diese allosterische Konformationsänderung ebenfalls ein Signal von der Effektorbindetasche zur
DNA-Bindedomäne übertragen werden muss, worauf sich diese faltet (Reichheld & Davidson,
2006). In dem folgenden Teilprojekt sollte daher – analog zu TetR – durch eine AlaninAustauschmutagenese der Signalweg von revTetR ermittelt und herausgefunden werden,
inwiefern sich die Signalübertragung von TetR und revTetR unterscheidet.
3.2.1 Alanin-Austauschmutagenese von TetRr2
Für die Austauschmutagenese wurde die reverse Variante TetRr2 (TetR E15A L17G L25V)
ausgewählt, da sich diese durch einen der besten Regulationsfaktoren (RF:102) unter den
revTetRs auszeichnet (Scholz et al., 2004) und da sie aufgrund des L17G-Austausches1 strukturell
ähnlich zu der Einfachmutante TetRr1 (TetR L17G) sein sollte, für die bereits Strukturdaten
vorliegen (Resch et al., 2008).
tetRr2
ApR
pWH1925(r2)
XbaI
25
15
17
Umklonierung
x
HindIII
35
NcoI
208
BanII
PCR-Mutagenese
pMB1
Abb. 3.19: Schema zum Einbringen der Alanin-Codons in tetRr2. tetRr2 ist als grauer Pfeil dargestellt, die
Codons 15, 17 und 25 die für die Aminosäureaustausche des revTetR verändert wurden, sind als schwarze
Kästchen in das Gen eingezeichnet. Während sich die modifizierten Codons für die Aminosäuren 35-208
umklonieren ließen, mussten die Codons für die Alanin-Austausche im Bereich der Aminosäuren 2 bis 34
durch zweistufige PCR-Mutagenese verändert werden. Die Primer sind als Pfeile dargestellt
(Mutageneseprimer mit rotem Kreuz).
1
Die Mutation L17G trägt den Hauptteil zum veränderten Regulationsverhalten von TetRr2 bei.
- 40 ERGEBNISSE
Für die Herstellung der Alanin-Mutanten wurden zwei Strategien verfolgt: Die Punktmutationen
außerhalb der DNA-Bindedomäne (Codons 35-208) wurden über die Schnittstellen HindIII und
NcoI von tetR in ein tetRr2-Allel auf dem Plasmid pWH1925 umkloniert. Die Mutationen in der
Bindedomäne (Codons 2-34) wurden mittels einer zweistufigen PCR-Mutagenese direkt in das
tetRr2-Allel eingeführt. Der veränderte Bereich der Bindedomäne wurde anschießend über die
Schnittstellen XbaI und BanII in den Ausgangsvektor pWH1925(r2) zurückkloniert (Abb. 3.19).
Bevor die modifizierten tetRr2-Allele für weitere Experimente verwendet wurden, wurden die
Sequenzen überprüft, um mögliche Sekundärmutationen aus der Polymerase-Kettenreaktion
auszuschließen und die korrekte Klonierung zu überprüfen.
3.2.1.1 Austausche in der DNA-Bindedomäne
Die DNA-Bindedomäne von revTetR vollzieht während des Korepressions-Vorgangs die größte
Konformationsänderung des Proteins. Eine Überlagerung verschiedener DNA-Bindedomänen aus
diversen Kristallstrukturen von TetR zeigt, dass die rückgefaltete Bindedomäne von revTetR trotz
ihrer DNA-Bindefähigkeit mehr Ähnlichkeit mit dem induzierten TetR besitzt als mit der DNAgebundenen Form (Abb. 3.20-A). Das könnte aber auch damit zu tun haben, dass die Struktur in
einem Komplex ohne DNA hergestellt wurde und die anscheinend flexiblen Bindedomänen noch
nicht die richtige Position für die Operatorbindung eingenommen haben. Vergleicht man die
Bindedomäne des Tc-gebundenen TetR mit der von revTetR, so fallen vor allem unterschiedlichen
Positionen der Seitenketten von Leu41 und His44 auf – Reste, die auch einen großen Einfluss auf
die Repression von TetR haben (Abb. 3.20-B). Die übrigen Aminosäuren sind in [TetRr1•ATc]
ähnlich positioniert wie in [TetR•Tc].
A
B
L41
H44
Abb. 3.20: Überlagerung der DNA-Bindedomänen von TetR und revTetR. (A) Das
Peptidrückgrat von revTetR ist in rot, das von [TetR•Tc] in dunkelgrau und das von
[TetR•tetO] in hellgrau dargestellt. Die Überlagerung wurde mit SWISS PDB-Viewer 4.01
unter Verwendung der Cα-Atome erstellt. (B) Positionen der Reste Leu41 und His44 in
r1
[TetR •ATc] (orange) und [TetR•Tc] (grau).
- 41 ERGEBNISSE
In Tabelle 3.10 ist das Regulationsverhalten von TetRr2-Varianten mit Alanin-Substitutionen in der
DNA-Bindedomäne gezeigt. Bis auf TetRr2 L34A, der mit ATc eine schwache Korepression zeigt,
ist keine der Alanin-Mutanten durch Tc oder ATc koreprimierbar. Das legt die Vermutung nahe,
dass alle untersuchten Reste der Bindedomäne eine entscheidende Rolle für die korrekte
Rückfaltung dieser Domäne spielen, die durch Mutationen E15A L17G L25V destabilisiert wird.
TetR Variante
β-Galaktosidase-Aktivität [%]
ohne Effektor
+ 0.4 µM Tc
+ 0.4 µM ATc
r2
98 ± 4
18 ± 1
(5)
1.4 ± 0.3
(70)
r2
TetR L4A
96 ± 0
95 ± 2
(1)
77 ± 4
(1)
r2
TetR V9A
94 ± 1
91 ± 5
(1)
88 ± 5
(1)
r2
TetR V25A
97 ± 3
99 ± 4
(1)
75 ± 1
(1)
TetRr2 L30A
TetR
97 ± 5
103 ± 4
(1)
104 ± 5
(1)
r2
110 ± 1
62 ± 7
(2)
36 ± 1
(3)
r2
104 ± 4
99 ± 2
(1)
104 ± 3
(1)
r2
104 ± 4
101 ± 4
(1)
101 ± 3
(1)
r2
108 ± 5
93 ± 2
(1)
93 ± 5
(1)
r2
98 ± 3
97 ± 5
(1)
72 ± 2
(1)
r2
98 ± 1
99 ± 4
(1)
94 ± 3
(1)
TetR L34A
TetR L41A
TetR H44A
TetR V45A
TetR N47A
TetR K48A
Tabelle 3.10: Korepression von TetRr2-Varianten mit Alanin-Austauschen in der DNA-Bindedomäne
r2
durch Tc und ATc. Die Messungen wurden in E. coli WH207λtet50 mit tetR -Allelen auf dem Plasmid
pWH1925 durchgeführt. Die Expression der β-Galaktosidase in Abwesenheit von TetR wurde als 100%
gesetzt. Regulationsfaktoren sind in Klammern gesetzt. Vom Wildtyp-Verhalten abweichende Messwerte sind
fett gedruckt.
3.2.1.2 Austausche in der Zwischenregion zwischen DNA-Bindedomäne und Proteinkörper
Ein Großteil der bisher gefundenen revTetR-Varianten trägt Aminosäureaustausche in den Helices
α1, α4 oder α6 – der Kontaktregion zwischen Proteinkörper und DNA-Bindedomäne (Scholz et al,
2004). Es wird angenommen, dass Mutationen in dieser Region eine Destabilisierung der DNABindedomäne und der Kontaktregion selbst bewirken. Welche Auswirkungen die drei Mutationen
von TetRr2 auf die Signalweiterleitung in der Kontaktregion haben, sollte nun durch die
Austauschmutagenese geklärt werden.
Die meisten Alanin-Substitutionen führen zum Verlust der Korepression, was für die schon
erwähnte Destabilisierung von revTetR spricht (Tabelle 3.11). Nur TetRr2 R92A, -Y93A, -V99A,
-E150A, -D157A und -R158A zeigen keine Veränderung des TetRr2-Phänotyps. TetRr2 G17A kann
auch in Abwesenheit eines Effektors schwach an den Operator binden und die Expression des
Reportergens auf 21% senken. Somit hat der Rest an Position 17 vermutlich den größten Einfluss
auf das veränderte Repressionsverhalten von TetRr2. TetRr2 I10A, -N11A, -I59A, -H63A, und
-K108A sind weder durch Tc noch durch ATc koreprimierbar. Die übrigen Varianten lassen sich
durch Tc nur schlecht oder gar nicht reprimieren.
- 42 ERGEBNISSE
TetR Variante
β-Galaktosidase-Aktivität [%]
ohne Effektor
+ 0.4 µM Tc
+ 0.4 µM ATc
r2
98 ± 4
18 ± 1
(5)
1.4 ± 0.3
(70)
r2
TetR I10A
100 ± 4
95 ± 1
(1)
88 ± 5
(1)
r2
105 ± 4
91 ± 2
(1)
97 ± 4
(1)
r2
21 ± 0
3.7 ± 0.9
(6)
3.0 ± 0.2
(7)
r2
106 ± 5
90 ± 5
(1)
5.0 ± 0.1
(21)
r2
102 ± 7
87 ± 9
(1)
3.8 ± 0.2
(27)
r2
105 ± 6
98 ± 1
(1)
7.9 ± 0.2
(13)
r2
95 ± 5
101 ± 8
(1)
6.7 ± 0.2
(14)
r2
TetR I59A
98 ± 6
99 ± 5
(1)
27 ± 0
(4)
r2
106 ± 9
90 ± 4
(1)
4.8 ± 0.3
(22)
r2
85 ± 3
96 ± 6
(1)
33 ± 1
(3)
r2
92 ± 7
19 ± 0
(5)
2.3 ± 0.1
(40)
r2
98 ± 5
19 ± 2
(5)
2.5 ± 0.1
(38)
r2
92 ± 7
59 ± 4
(2)
2.2 ± 0.2
(42)
r2
95 ± 3
78 ± 1
(2)
6.0 ± 0.1
(16)
r2
97 ± 7
110 ± 5
(1)
5.4 ± 0.2
(18)
r2
102 ± 2
29 ± 2
(4)
6.0 ± 5.6
(17)
r2
94 ± 5
97 ± 7
(1)
100 ± 5
(1)
r2
87 ± 2
21 ± 0
(4)
2.1 ± 0.4
(41)
r2
92 ± 2
17 ± 1
(5)
1.8 ± 0.1
(51)
r2
102 ± 5
42 ± 0
(2)
3.3 ± 0.0
(31)
TetR
TetR N11A
TetR G17A
TetR R49A
TetR D53A
TetR L55A
TetR E58A
TetR R62A
TetR H63A
TetR R92A
TetR Y93A
TetR R94A
TetR D95A
TetR K98A
TetR V99A
TetR K108A
TetR E150A
TetR D157A
TetR R158A
Tabelle 3.11: Korepression von TetRr2-Varianten mit Alanin-Austauschen in der Zwischenregion
zwischen DNA-Bindedomäne und Proteinkörper durch Tc und ATc. Die Messungen wurden in E. coli
WH207λtet50 mit tetRr2-Allelen auf dem Plasmid pWH1925 durchgeführt. Die Expression der β-Galaktosidase
in Abwesenheit von TetR wurde als 100% gesetzt. Regulationsfaktoren sind in Klammern gesetzt. Vom
Wildtyp-Verhalten abweichende Messwerte sind fett gedruckt.
3.2.1.3 Austausche im Proteinkörper
Die Repressionseigenschaften der TetRr2-Varianten mit Alanin-Austauschen im Proteinkörper sind
in Tabelle 3.12 gezeigt. Die Aminosäuren Gln148 und Asp181 haben keinen Einfluss auf die
Korepression durch Tc und ATc und können ohne Veränderung des TetRr2-Regulationsverhaltens
gegen Alanin ausgetauscht werden. Eine Alanin-Substitution von Leu60, Tyr66, Arg87 und Leu90
führt zum Verlust der Korepression durch Tc. TetRr2 L60A und -R87A sind weder durch Tc noch
durch ATc koreprimierbar.
Ein interessanter Aspekt sind die antagonistischen Effekte, die von dem Austausch L101A in TetR
und revTetR verursacht werden. Während TetR L101A repressionsdefekt ist, verbessert der
Alaninaustausch die Korepression durch Tc um das Zehnfache. Leu101 ist Teil einer hydrophoben
„Packung“ im Bereich zwischen Proteinkörper und DNA-Bindedomäne und ist auch mit den
- 43 ERGEBNISSE
wichtigen Aminosäuren für die Mg2+-Koordination (His100, Thr103 und Glu147) benachbart (Abb.
3.21). Die durch L101A möglicherweise geänderten Kontakte in dieser Region könnten die
Stellung der Bindedomäne feinausrichten.
TetR Variante
β-Galaktosidase-Aktivität [%]
ohne Effektor
+ 0.4 µM Tc
+ 0.4 µM ATc
r2
98 ± 4
18 ± 1
(5)
1.4 ± 0.3
(70)
r2
92 ± 0
105 ± 8
(1)
23 ± 1
(4)
r2
90 ± 2
63 ± 1
(1)
3.7 ± 0.1
(24)
r2
TetR S85A
99 ± 6
92 ± 3
(1)
12 ± 1
(8)
TetRr2 R87A
TetR
TetR L60A
TetR Y66A
93 ± 1
101 ± 2
(1)
44 ± 3
(2)
r2
89 ± 1
91 ± 0
(1)
4.8 ± 0.8
(19)
r2
100 ± 4
2.0 ± 0.2
(50)
1.4 ± 0.1
(71)
r2
107 ± 7
21 ± 3
(5)
3.1 ± 0.6
(35)
r2
98 ± 3
27 ± 3
(4)
3.7 ± 1.0
(27)
TetR L90A
TetR L101A
TetR Q148A
TetR D181A
Tabelle 3.12: Korepression von TetRr2-Varianten mit Alanin-Austauschen im Proteinkörper durch Tc
und ATc. Die Messungen wurden in E. coli WH207λtet50 mit tetRr2-Allelen auf dem Plasmid pWH1925
durchgeführt. Die Expression der β-Galaktosidase in Abwesenheit von TetR wurde als 100% gesetzt.
Regulationsfaktoren sind in Klammern gesetzt. Vom Wildtyp-Verhalten abweichende Messwerte sind fett
gedruckt.
-Galaktosidase-Aktivität [%]
A
TetR
120
TetRr2
100
ohne Effektor
+ 0,4 µM Tc
+ 0,4 µM ATc
80
60
40
20
0
wt
L101A
wt
L101A
B
E147‘
L146‘
T103‘
L98‘ E150‘
L98
V99 R49
R158‘
Weitere beteiligte Aminosäuren:
A97, H100, G102, L142, L146, G143‘
- 44 Abb. 3.21: Antagonistischer Effekt
des Aminosäureaustausches L101A
r2
in TetR und TetR . (A) Repression
und Induzierbarkeit des Wildtyps und
der L101A-Mutante durch Tc und ATc.
Die Messungen wurden in E. coli
r2
WH207λtet50 mit tetR -Allelen auf
dem Plasmid pWH1925 durchgeführt.
Die Expression der β-Galaktosidase in
Abwesenheit von TetR wurde als
100%
gesetzt.
(B)
Lage
der
Aminosäure Leu101 (rot) in revTetR.
Die beiden Monomere von TetRr2 sind
in blau und grün dargestellt.
ERGEBNISSE
Von ausgesuchten, nicht koreprimierbaren revTetR-Alanin-Mutanten wurden Western-Blots
angefertigt, um festzustellen, ob die schwache Repression auf eine stark verringerte Proteinmenge
zurückzuführen ist. Das Ergebnis ist in Abb. 3.22 gezeigt. Die Mutanten TetRr2 N11A und -K108A
können im Zellextrakt nicht nachgewiesen werden, die Menge von TetRr2 R87A ist im Vergleich
zum Wildtyp erheblich verringert. Auch TetRr2 I59A und -H63A zeigen eine erniedrigte
Proteinmenge. Sowohl bei TetRr2 als auch bei TetRr2 R49A und -L60A erkennt man auf den
Western-Blots eine zweite Bande direkt unterhalb der Haupt-Bande. Da diese beiden Varianten
funktionsfähig sind, könnte dieses Ergebnis mit der verringerten Stabilität gegenüber dem WildtypTetR korrelieren.
r2R87A
r2L60A
r2K108A
r2H63A
r2I59A
r2R49A
r2N11A
r2I10A
r2wt
30 ng
Zwischenregion Proteinkörper
Abb. 3.22: Western-Blot von ausgesuchten
revTetR-Alanin-Mutanten mit ungewöhnlichem
Phänotyp. Die Blots wurden mit löslichem Protein aus
Zellextrakten durchgeführt. In jeder Spur wurden 30 µg
Gesamtprotein aufgetragen. Die erste Spur enthält
30 ng von aufgereinigtem TetR.
3.2.1.4 Austausche in der Effektorbindetasche
In den Strukturdaten von TetRr1 sieht es so aus, als ob die Interaktionen zwischen [ATc-Mg]+ und
TetRr1 sehr ähnlich zu denen zwischen [Tc-Mg]+ und TetR sind (Resch et al., 2008). In vivo wurden
die Protein-Ligand-Wechselwirkungen eines reversen TetR bisher noch nicht untersucht. So war
bislang unklar, ob für die Korepression von revTetR dieselben Reste in der Effektorbindetasche
wichtig sind wie für die Induktion von TetR. Für den direkten Vergleich wurden alle Tckontaktierenden Reste in TetRr2 (analog zu Kapitel 3.1.1.4) einzeln durch Alanine ersetzt und auf
ihre Regulationseigenschaften mit Tc und ATc überprüft. Die Ergebnisse sind in Tabelle 3.13
gezeigt.
Mit Ausnahme der Reste Val113, Leu131 und Ile134 spielen für die Korepression dieselben Reste
in der Effektorbindetasche eine Rolle wie für die Induktion von TetR (Abb. 3.23). Die Seitenkette
von Leu131 hat keine Bedeutung für die Korepression von TetRr2. Val113 und Ile134 sind bei der
Alanin-Austauschmutagenese von TetR nicht aufgefallen, stellen aber wichtige Reste für die
Korepression durch Tc dar. TetRr2 I134L ist darüber hinaus auch nicht durch ATc koreprimierbar,
was allerdings mit einer allgemeinen Verschlechterung der Repression zu tun haben könnte, die
der Austauch I134A auch in TetR bewirkt. Die Bedeutung der übrigen Aminosäuren ist ähnlich wie
bei TetR, wobei Alanin-Austausche von His64, Phe86, Gln116 und Leu117 einen größeren Effekt
und ein Austausch von Glu147 einen geringeren Effekt auf die Regulation von revTetR hat als auf
- 45 ERGEBNISSE
die von TetR. Damit konnten die experimentellen Daten bestätigen, wie aus den Strukturdaten
schon vermutet wurde: Die Wechselwirkungen zwischen Tc und TetR sind ähnlich zu denen
zwischen Tc und TetRr2 sind, wobei bei TetRr2 die Kontakte zur 6-Methyl-Gruppe (Leu117, Ile134),
sowie zu der 3-Hydroxy- (His64) und 12a-Hydroxy-Gruppe (Phe86) wichtiger sind als bei TetR und
die Wechselwirkung von Thr103 mit dem Mg2+-koordinierendem H2O bei der Tc-Korepression eine
geringere Rolle spielt als bei der Tc-Induktion von TetR.
TetR Variante
β-Galaktosidase-Aktivität [%]
ohne Effektor
+ 0.4 µM Tc
+ 0.4 µM ATc
r2
98 ± 4
18 ± 1
(5)
1.4 ± 0.3
(70)
r2
98 ± 1
108 ± 1
(1)
43 ± 1
(2)
r2
95 ± 5
18 ± 0
(5)
1.7 ± 0.2
(56)
r2
100 ± 3
102 ± 5
(1)
101 ± 4
(1)
r2
TetR F86A
102 ± 2
110 ± 3
(1)
94 ± 1
(1)
TetRr2 H100A
TetR
TetR H64A
TetR S67A
TetR N82A
82 ± 6
83 ± 4
(1)
6.1 ± 0.1
(13)
r2
95 ± 4
91 ± 4
(1)
8.4 ± 0.7
(11)
r2
98 ± 2
102 ± 0
(1)
5.4 ± 0.3
(18)
r2
97 ± 4
100 ± 3
(1)
63 ± 6
(2)
r2
99 ± 1
100 ± 2
(1)
4.7 ± 0.2
(21)
r2
100 ± 5
37 ± 6
(3)
2.3 ± 0.1
(44)
r2
101 ± 5
81 ± 2
(1)
16 ± 0
(6)
r2
96 ± 5
107 ± 3
(1)
40 ± 1
(2)
r2
88 ± 5
96 ± 5
(1)
90 ± 5
(1)
r2
TetR L131A
94 ± 1
50 ± 1
(2)
3.3 ± 0.3
(29)
TetRr2 I134A
TetR T103A
TetR R104A
TetR P105A
TetR Q109A
TetR T112A
TetR V113A
TetR Q116A
TetR L117A
90 ± 4
97 ± 10
(1)
37 ± 3
(2)
r2
92 ± 1
31 ± 3
(3)
2.2 ± 0.1
(42)
r2
90 ± 3
99 ± 5
(1)
76 ± 4
(1)
r2
97 ± 2
108 ± 5
(1)
27 ± 1
(3)
r2
105 ± 5
94 ± 1
(1)
3.4 ± 0.9
(31)
r2
105 ± 3
62 ± 1
(2)
3.0 ± 0.5
(35)
TetR S138A
TetR E147A
TetR L170A
TetR L174A
TetR M177A
Tabelle 3.13: Koreprimierkeit von TetRr2-Varianten mit Alanin-Austauschen in der Effektorbindetasche
r2
durch Tc und ATc. Die Messungen wurden in E. coli WH207λtet50 mit tetR -Allelen auf dem Plasmid
pWH1925 durchgeführt. Die Expression der β-Galaktosidase in Abwesenheit von TetR wurde als 100%
gesetzt. Regulationsfaktoren sind in Klammern gesetzt. Vom Wildtyp-Verhalten abweichende Messwerte sind
fett gedruckt.
- 46 ERGEBNISSE
TetR
Q116
V113
I134
F177
L174‘
L117
M177‘
H 2N
OH
O
P105
N
R104
D
C
OH
O
NH+
OH
O
L174‘
O
OH
A
B
-
I174
F177
H64
M177‘
N82
D
C
OH
O
H 2N
O
OH
A
B
-
NH+
OH
O
F86
OH
N
O
N
NH 2
O
P105
N
O
OH
R104
O
Q109
I134 L117
V113
L170‘
P105
N
H 2N
Q116
L131
N
NH 2
L170‘
P105
N
O
L131
I174
TetRr2
Q109
H64
H 2N
O
N82
F86
N
OH
O
T103
N
O
N
O
T103
E147‘
H100
E147‘
H100
r2
Abb. 3.23: Gegenüberstellung wichtiger Effektor-kontaktierender Reste bei TetR und TetR . Die hydrophobe
Kontaktregion der Effektor-Bindetasche ist hellgrau, die beiden hydrophilen Kontaktregionen sind dunkelgrau dargestellt.
Tetrazyklin ist als graues Stabmodell gezeigt. Mg2+ ist als graue Kugel dargestellt, die an der Mg-Koordination beteiligten
Wassermoleküle als schwarze Kugeln. Wasserstoffbrücken sind als grüne, Van-der-Waals Wechselwirkungen als rote
gestrichelte Linien eingezeichnet. Fett gedruckte Aminosäuren sind für die Induktion durch Tc und ATc wichtig. Die
schwarzen Pfeile deuten die Eintrittsbewegung von Tc in die Bindetasche an. Für die Erstellung der Abbildung wurden
r1
die Kristallstrukturen [TetR•Tc] (PDB-Eintrag: 2TRT) und [TetR •ATc] (PDB-Eintrag: 2VKV) verwendet.
3.2.2 Erstellung einer Signalkarte von TetRr2
Analog zu TetR wurde aus den Ergebnissen der Repressionstests der Alanin-Mutanten eine
Signalkarte für die Signalweiterleitung in revTetR erstellt. Da bis zum Ende dieser Arbeit noch
keine Kristallstruktur von TetRr2 zur Verfügung stand, wurde für die Karte die bereits veröffentlichte
Struktur von TetRr1 (TetR L17G; PDB-Eintrag 2VKV) (Resch et al., 2008) verwendet, die – wie
bereits erwähnt – wahrscheinlich recht ähnlich zu TetRr2 ist (persönl. Mitteilung Y. Muller) (Abb.
3.24).
TetRr2 reagiert insgesamt sensitiver auf Aminosäureaustausche als TetR. Die meisten AlaninAustausche führen zu einem Verlust der Korepression durch Tc. Das spricht für die
Destabilisierung des reversen TetR durch die Mutationen in der Kontaktfläche zwischen
Proteinkörper und DNA-Bindedomäne. Da ein Großteil der Alanin-Mutanten nicht durch Tc
koreprimierbar ist, lässt sich aus der Karte kein eindeutiger Signalweg herauslesen (Abb. 3.24-B).
Auch bei der Korepression durch ATc, die durch Kaschierung von Bindeeffekten besser zwischen
wichtigen und weniger wichtigen Resten differenziert, lässt sich kein durchgehender Signalweg
herauslesen (Abb. 3.24-B). Sichtbar ist nur: für die Korepression von TetRr2 spielen andere
Aminosäuren eine Rolle als für die Induktion von TetR. Während bei TetR die essentiellen Reste in
der Region zwischen Effektorbindetasche und DNA-Bindedomäne zu finden sind, liegen diese bei
revTetR scheinbar an der Oberfläche des Proteinkörpers (Lys108), der Zwischenregion zwischen
Proteinkörper und DNA-Bindedomäne (Ile10, Asn11) und – sehr gehäuft – in der destabilisierten
DNA-Bindedomäne.
- 47 ERGEBNISSE
A
Effektorbindetasche
L117
N82
K108
P105
H64
R92
R62
N11
F86
E147
R104
P105
K108
I10
N11
R94
N18
L34
V9
L30
L41
H44
V45
K48
V25
+ ATc
ATc-Korepression
Abb. 3.24: Signalweiterleitungs-Karten für die
Korepression von TetRr2 durch ATc und Tc. In
Relation zu dem Korepressionswert von TetRr2, der
den
100%-Wert
darstellt,
wurden
die
Korepressionswerte der Alanin-Mutanten in eine
Farbskala umgewandelt. In der Kristallstruktur von
r1
TetR wurden die ausgetauschten Aminosäuren
nach der Induzierbarkeit der jeweiligen AlaninMutanten
eingefärbt.
Besonders
wichtige
Aminosäuren sind fett gedruckt. (A) Um die Position
der für die Korepression wichtigen Aminosäuren im
effektorfreien Zustand zu zeigen, wurde die
Kristallstruktur von TetR(BD) (PDB-Eintrag: 1A6I)
verwendet. Über die tatsächliche Faltung der
Bindeköpfe von revTetR im freien Zustand kann
keine Aussage gemacht werden. Verschiebungen,
die während der Korepression durch ATc auftreten,
sind als gelbe Pfeile eingezeichnet. Die Positionen
der Aminosäuren im koreprimierten Zustand sind in
r1
der Kristallstruktur von [TetR •ATc] (PDB-Eintrag:
2VKV) gezeigt. Wichtige Aminosäuren sind
beschriftet. (B) Die Bedeutung der Aminosäuren für
die Korepression durch Tc ist ebenfalls in die
Kristallstruktur von [TetRr1•ATc] eingezeichnet.
Beschriftet sind Aminosäuren, die bei der ATcKorepression nicht nicht aufgefallen sind.
B
Effektorbindetasche
Y66
H63
R62
K98
D95
R94 R49
Tc-Korepression
Korepression relativ zu TetRr2: 0%
100%
Abb. 3.24-A zeigt die für die Korepression durch ATc wichtigen Aminosäuren im effektorfreien
TetR(BD) (PDB-Eintrag: 1A6I), der, bis auf eine andere Faltung der DNA-Bindedomäne, am
ehesten einem effektorfreien TetRr2 entsprechen sollte. Die Positionsänderungen einzelner
Aminosäuren, die während der Korepression durch ATc stattfinden, sind durch Pfeile angedeutet.
- 48 ERGEBNISSE
Auch beim reversen TetR finden auf der linken Seite des Homodimers überwiegend Bewegungen
von der Effektorbindetasche weg statt (eingezeichnet für Arg92, Arg62 und Asn11). Auf der
rechten Seite werden Aminosäuren wie Arg104 und Pro105 zur Effektorbindetasche hingezogen.
Insofern ähneln die Aminosäurebewegungen denen, die bei der Induktion von TetR durch ATc
auftreten, mit einem Unterschied: auf der linken Seite des Dimers findet keine durchgehende
„Schieb“-Bewegung von der Effektorbindetasche zur DNA-Bindedomäne statt, was durch den
Austausch L17G und den damit verbundenen Änderungen in der hydrophoben Zone
zusammenhängen könnte. 3.2.3 Konstruktion eines reversen TetR(B)
Während es in Eukaryoten bislang einige funktionsfähige reverse Tet-Transaktivator-Varianten
gibt, die aus einem TetR(B) konstruiert wurde (Gossen et al, 1995), sind in Prokaryoten nur
revTetR-Varianten der Klasse BD bekannt. TetR(BD)-basierte Varianten sind jedoch, wenn sie in
Eukaryoten verwendet werden, instabiler (persönl. Mitteilung C. Berens) und auch in
Mykobakterien aufgrund niedriger intrazellulärer Proteinmengen wenig effiziente Regulatoren
(Klotzsche et al., 2009). Zwar wurde versucht, die Mutationen, welche in TetR(BD) zur Umkehrung
des Regulationsverhaltens führen, in TetR(B) zu überführen, aber die daraus erhaltenen TetRVarianten waren durch Tc und ATc entweder nur sehr schwach oder gar nicht koreprimierbar.
Für
die
Konstruktion
eines
reversen
TetR(B)
wurden
vier
revTetR(BD)-Varianten
mit
Aminosäureaustauschen in der DNA-Bindedomäne ausgewählt, die durch einen hohen
Regulationsfaktor gekennzeichnet sind: TetRr2 (E15A L17G L25V), TetRr6 (L17S E23K), TetRr8
(E15V L17A E19D) und TetRr9 (V20G G21R I22N) (Scholz et al., 2004). Da die DNABindedomänen bei TetR(B) und TetR(BD) identisch ist, sollten die eingeführten Mutationen in
beiden Proteinen dieselbe Auswirkung haben: die Destabilisierung und partielle Entwindung der
Bindedomäne. Die Allele wurden durch Umklonierung der Codons 2 bis 48 über die Schnittstellen
XbaI und BanII erhalten. Die Proteine wurden anschließend auf ihre Regulationseigenschaften in
Abwesenheit und Anwesenheit von ATc überprüft (Abb. 3.25). TetR(B)r6 reprimiert besser als
TetR(BD)r6, sodass ohne Effektor schon nur eine Basalaktivität von 29% erreicht wird. Bis auf
TetR(B)r9 zeigte keine der TetR(B)-Varianten ein reverses Regulationsverhalten. Das legte die
Vermutung nahe, dass es eine Interferenz im Proteinkörper von TetR(B) gibt, die verhindert, dass
es zu den allosterischen Konformationsänderungen für die Korepression kommt. Als Grund hierfür
wurden die unterschiedlichen Seitenketten in der Region zwischen Effektor-Bindetasche und DNABindedomäne angenommen. 13 dieser Aminosäuren wurden bereits in TetR(BD) L17A einzeln
gegen die jeweilige B-Aminosäure ausgetauscht, um das Regulationsverhalten dieser Variante an
TetR(B) L17A anzugleichen (Kapitel 3.1.4) Dabei hatten die Austausche I59M und Y93H den
größten Effekt. Deshalb wurden diese beiden Positionen ausgewählt und die reziproken
Austausche M59I und H93Y, sowie der Doppelaustausch mit den TetR(B)r-Varianten kombiniert.
- 49 ERGEBNISSE
Dafür wurde der Gen-Bereich der Bindedomäne mit den r-Mutationen über XbaI und ApaI in
tetR(B) umkloniert. Anschließend wurden die TetR(B)r-Varianten auf ihr Regulationsverhalten hin
überprüft (Abb. 3.25).
TetR(B)
M59I
TetR(BD)
H93Y
M59I H93Y
TetRr2
100
100
100
100
100
(E15A
L17G
L25V)
60
60
60
60
60
20
20
20
20
20
1.2
TetRr6
(L17S
E23K)
1.1
1.5
4.6
68.7
100
100
100
100
100
60
60
60
60
60
20
20
20
20
20
1.3
0.6
2.1
12.5
58.4
TetRr8
100
100
100
100
100
(E15V
L17A
E19D)
60
60
60
60
60
20
20
20
20
20
1.1
1.3
1.2
2.2
27.8
TetRr9
100
100
100
100
100
(V20G
G21R
I22N)
60
60
60
60
60
20
20
20
20
20
1.8
1.7
4.4
2.5
19.5
Abb. 3.25: Regulationsfaktoren von revTetR-Varianten in den Klassen B und BD. Dargestellt sind die
β-Galaktosidase-Aktivitäten in Abwesenheit (weiße Balken) und Anwesenheit (schwarze Balken) von 0,4 µM ATc. Die
Messungen wurden in E. coli WH207λtet50 mit tetR-Allelen auf dem Plasmid pWH1925 durchgeführt. Die Expression der
β-Galaktosidase in Abwesenheit von TetR wurde als 100% gesetzt. Die Regulationsfaktoren sind unter die Diagramme
geschrieben. Auf TetR(B)r2 hat der Austausch M59I keinen Effekt, H93Y verbessert die Regulation auf den
Faktor 1,5. Der Doppelaustausch M59I H93Y führt zu einem reversen Regulationsverhalten mit
dem Regulationsfaktor 4,6.
Bei TetR(B)r6 führt der Austausch M59I zur Umkehrung des Regulationsverhaltens und verwandelt
den Korepressor ATc in einen Induktor. Allerdings kann ATc die Mutante nicht vollständig
induzieren. Der Austausch H93Y führt zu einer erhöhten Basalaktivität im effektorfreien Zustand.
Daraus resultiert ein Regulationsfaktor von 2,1. Mit dem Doppelaustausch M59I H93Y verbessert
sich die Korepression, sodass die Variante mit dem Doppelaustausch einen Regulationsfaktor von
12,5 besitzt.
- 50 ERGEBNISSE
Auf TetR(B)r8 haben die Einzelaustausche M59I und H93Y nur einen geringen Effekt. Erst der
Doppelaustausch führt zu einem reversen Regulationsverhalten mit einem Regulationsfaktor von
2,2.
Auch bei TetR(B)r9 hat M59I keinen Einfluss auf das Regulationsverhalten. H93Y verbessert die
Korepression durch ATc (RF: 4,4). TetR(B)r9 ist die einzige Variante, bei der der Doppelaustausch
keine weitere Verbesserung der Regulation mit sich bringt. Im Gegenteil: TetR(B)r9 M59I H93Y ist
durch ATc sogar schlechter koreprimierbar (RF: 2,5) als TetR(B)r9 H93Y.
Alle TetR(B)r-Varianten zeigen nach dem Austausch von den zwei Aminosäuren Met59 und His93
gegen die jeweiligen D-Aminosäuren ein reverses Regulationsverhalten. Die Regulationsfaktoren
sind jedoch durchweg niedriger als bei den jeweiligen TetR(BD)r-Varianten. Daher wurde
beschlossen, weitere Aminosäuren in der Region zwischen Effektorbindetasche und DNABindedomäne durch die TetR(D)-Aminosäuren auszutauschen. Hierfür kamen die Positionen 92
und 61 in Frage, deren DB-Austausche, wie in Abb 3.11 gezeigt, ebenfalls zu einer Umkehrung
des Regulationsverhaltens von TetR(BD) L17A führen, wenn auch in schwächerer Form als es bei
den Positionen 59 und 93 der Fall ist. Da TetR(B)r6 M59I H93Y mit 12,5 zwar den besten
Regulationsfaktor besitzt, aber auch im effektorfreien Zustand reprimiert, wurde mit der Variante
TetR(B)r2 M59I H93Y weitergearbeitet (TetRr2 besitzt überdies auch als BD-Variante ein besseres
Regulationsverhalten als TetRr6). Zu der Variante TetR(B)r2 M59I H93Y wurden nun der Austausch
S92R sowie der Doppelaustausch S92R D61A hinzugefügt und das Regulationsverhalten mit ATc
überprüft (Abb. 3.26). Bereits die Variante TetR(B)r2 M59I S92R H93Y ist durch ATc 12-fach
besser koreprimierbar als die Ausgangsmutante (RF: 61,8). Der zusätzliche Austausch von Asp61
durch
Alanin
erhöht
den
Faktor
weiter
auf
70,1.
Damit
reguliert
die
Mutante
TetR(B)r2 M59I D61A S92R H93Y ähnlich gut wie TetR(BD)r2 und stellt damit eine der ersten
reversen TetR(B)-Varianten mit guten Regulationseigenschaften dar (Klotzsche et al., 2009).
Die Mutanten aus Abb. 3.26 wurden auch auf ihr Regulationsverhalten mit Tc und dem TetR(B)spezifischen Effektor Tip überprüft (Tabelle 3.14). TetR(B)r2 kann nicht durch Tc koreprimiert
werden. Auch durch das Einfügen von H93Y (72%) und M59I H93Y (63%) wird die Korepression
durch Tc kaum beeinflusst. Erst die Dreifachmutante TetR(B)r2 M59I S92R H93Y ist durch Tc
koreprimierbar,
mit
11%
sogar
besser
als
die
BD-Variante.
Die
Vierfachmutante
r2
TetR(B) M59I D61A S92R H93Y wird durch Tc auf 22% koreprimiert, was aber immer noch in der
Größenordnung der Korepression von TetR(BD)r2 durch Tc liegt.
Während bei TetR(B)r2 M59I S92R H93Y und TetR(B)r2 M59I D61A S92R H93Y eine Korepression
durch Tc gezeigt werden konnte, wurde keine der TetR(B)r2-Varianten durch Tip koreprimiert, was
wiederum für einen unterschiedlichen Induktionsmechanismus von Tc und Tip spricht. Ob die
Verringerung der β-Gal-Expression von 104% auf 75% bei TetR(B)r2 M59I D61A S92R H93Y einen
geringen Effekt von Tip darstellt, kann aus den vorliegenden Daten nicht geschlossen werden.
- 51 ERGEBNISSE
TetR(B)
M59I H93Y
TetR(BD)
M59I
S92R H93Y
M59I D61A
S92R H93Y
TetRr2
100
100
100
100
100
(E15A
L17G
L25V)
60
60
60
60
60
20
20
20
20
20
1.2
4.6
61.8
70.9
68.7
Abb. 3.26: Verbesserung der Regulation von TetR(B)r2 M59I H93Y durch zusätzliche Aminosäureaustausche.
Dargestellt sind die β-Galaktosidase-Aktivitäten in Abwesenkeit (weiße Balken) und Anwesenheit (schwarze Balken) von
0,4 µM ATc. Die Messungen wurden in E. coli WH207λtet50 mit tetR-Allelen auf dem Plasmid pWH1925 durchgeführt.
Die Expression der β-Galaktosidase in Abwesenheit von TetR wurde als 100% gesetzt. Die Regulationsfaktoren sind
unter die Diagramme geschrieben.
TetR-Variante
β-Galaktosidase-Aktivität [%]
ohne Effektor
+ 0.4 µM Tc
+ 0.4 µM ATc
+ Tip
TetR(B)r2
98 ± 3
91 ± 4
91 ± 6
102 ± 4
H93Y
100 ± 2
72 ± 4
67 ± 5
91 ± 5
M59I H93Y
99 ± 2
63 ± 2
23 ± 1
97 ± 2
M59I S92R
H93Y
95 ± 5
11 ± 1
1.5 ± 0.0
87 ± 1
M59I D61A
S92R H93Y
104 ± 4
22 ± 1
1.5 ± 0.0
75 ± 2
TetR(BD)r2
98 ± 4
18 ± 1
1.4 ± 0.3
104 ± 2
r2
Tabelle 3.14: Koreprimierkeit von verschiedenen TetR -Varianten durch Tc, ATc und Tip. Die
Messungen wurden in E. coli WH207λtet50 mit tetRr2-Allelen auf dem Plasmid pWH1925 durchgeführt. Tip
wurde von dem Plasmid pWH1300 exprimiert. Die Expression der β-Galaktosidase in Abwesenheit von TetR
wurde als 100% gesetzt.
- 52 ERGEBNISSE
3.3 Untersuchung der Signalübertragung eines TetR mit geänderter
Induktorspezifität
Durch ungerichtete Mutagenese wurde die Zweifachmutante TetR H64K S135L (TetRi1) erzeugt,
die nicht mehr durch Tetrazyklin, sondern durch das Derivat 4-de(dimethylamino)-Sanzyklin1
induzierbar ist (Scholz et al., 2003). Da TetRi1 immer noch durch starke Induktoren wie ATc,
Doxyzyklin (Dox) und Sanzyklin (San) induzierbar ist, wurde durch in vitro-Evolution die
Dreifachmutante TetR H64K S135L S138I (TetRi2) konstruiert, die nach einer Verkleinerung der
Effektor-Bindetasche durch Dox und San nicht mehr und durch ATc nur noch schwach induzierbar
ist (Henssler et al., 2004). Inwiefern diese Mutationen die Signalübertragung von TetR
beeinflussen, sollte durch eine Alanin-Austauschmutagenese herausgefunden werden.
3.3.1 Alanin-Austauschmutagenese von TetRi2
Aufgrund der Verteilung der i2-Mutationen und der begrenzten Anzahl an singulären
Restriktionsschnittstellen in der Nähe der Codons 64, 135 und 138 mussten die meisten AlaninMutationen über PCR-Mutagenesen hergestellt werden. So konnten bis auf wenige Ausnahmen
alle Alanin-Austausche von TetR auf TetRi2 übertragen werden.
64
135
138
PCR-Mutagenese
4
tetRi2
ApR
48
XbaI
pWH1925(i2)
BanII
82 102
FspI MluI
208
NcoI
Umklonierung
pMB1
Abb. 3.27: Schema zum Einbringen der Alanin-Codons in tetRi2. tetRi2 ist als grauer Pfeil dargestellt, die
i2
Codons 64, 135 und 138, die für die Aminosäureaustausche von TetR verändert wurden, sind als schwarze
Kästchen in das Gen eingezeichnet. Während sich die modifizierten Codons für die Aminosäuren 35-208
umklonieren ließen, mussten die Codons für die Alanin-Austausche im Bereich der Aminosäuren 2 bis 34
durch zweistufige PCR-Mutagenese verändert werden.
Die Aktivitätsmessungen der TetRi2-Alanin-Mutanten wurden in Ab- und Anwesenheit von 4-ddmaATc bzw. Tc durchgeführt. Stichprobenartig wurden einige Mutanten zusätzlich mit ATc
vermessen. Diese Daten befinden sich in der Gesamttabelle im Anhang.
1
4-ddma-Sanzyklin wurde in früheren Arbeiten oft als cmt3 (chemisch modifiziertes Tetrazyklin 3) oder col3 (abgeleitet
von dem Hersteller CollaGenex) bezeichnet.
- 53 ERGEBNISSE
3.3.1.1 Austausche in der DNA-Bindedomäne
Obwohl die i2-Mutationen keinen direkten Einfluss auf die Struktur der DNA-Bindedomäne haben
und sich aus den Strukturdaten für TetR und TetRi2 nur geringe Positionsunterschiede einzelner
Aminosäuren in diesem Bereich herauslesen lassen, führen alle untersuchten AlaninSubstitutionen in der DNA-Bindedomäne zu einer Verschlechterung oder einem Verlust der
Repression (Tabelle 3.15). Während TetRi2 L4A, -E15A, -L34A und -H44A noch schwach
reprimieren und auch noch durch 4-ddma-ATc induziert werden, binden TetRi2 V9A, -L16A, -L25A,
-L30A, -L41A, -V45A, -N47A, -K48A nicht mehr an den Operator. Die Variante TetRi2 E15A zeigt
mit Tc ein reverses Verhalten, d.h. Tc agiert als Korepressor wohingegen die Zugabe von 4-ddmaATc eine Induktion bewirkt. Ein ähnliches Verhalten, wenn auch in stark abgeschwächter Form,
wurde auch schon des Öfteren bei TetRi2 beobachtet. Das deutet darauf hin, dass es eventuell
doch eine Bindung von Tc an TetRi2 geben muss1 und dass diese Bindung eine andere
Konformationsänderung bewirkt als die Bindung von 4-ddma-ATc. Die starke Auswirkung von den
Alanin-Substitutionen auf die Repression könnte, ähnlich wie beim reversen TetR, durch eine
erhöhte Instabilität von TetRi2 erklärt werden.
TetR Variante
β-Galaktosidase-Aktivität [%]
Repression
+ 0.4 µM 4-ddma-ATc
+ 0.4 µM Tc
i2
2.3 ± 0.2
72 ± 4
(31)
1.9 ± 0.1
(1)
TetRi2 L4A
25 ± 1
65 ± 2
(3)
21 ± 3
(1)
i2
TetR V9A
83 ± 4
96 ± 5
(1)
89 ± 4
(1)
i2
17 ± 1
76 ± 1
(5)
7.1 ± 0.7 (0.4)
i2
83 ± 3
94 ± 3
(1)
84 ± 1
(1)
i2
94 ± 5
95 ± 4
(1)
90 ± 2
(1)
i2
98 ± 3
95 ± 2
(1)
93 ± 2
(1)
i2
56 ± 4
77 ± 3
(1)
54 ± 1
(1)
i2
100 ± 3
96 ± 3
(1)
81 ± 5
(1)
i2
55 ± 4
75 ± 5
(1)
i2
TetR V45A
87 ± 3
107 ± 2
(1)
78 ± 7
(1)
TetRi2 N47A
96 ± 5
92 ± 1
(1)
92 ± 2
(1)
98 ± 5
88 ± 6
(1)
86 ± 6
(1)
TetR
TetR E15A
TetR L16A
TetR L25A
TetR L30A
TetR L34A
TetR L41A
TetR H44A
i2
TetR K48A
n.b.
Tabelle 3.15: Induzierbarkeit von TetRi2-Varianten mit Alanin-Austauschen in der DNA-Bindedomäne
durch 4-ddma-ATc und Tc. Die Messungen wurden in E. coli WH207λtet50 mit tetRi2-Allelen auf dem Plasmid
pWH1925 durchgeführt. Die Expression der β-Galaktosidase in Abwesenheit von TetR wurde als 100%
gesetzt. Regulationsfaktoren sind in Klammern gesetzt. Vom Wildtyp-Verhalten abweichende Messwerte sind
fett gedruckt. n.b.: Diese Messwerte wurden nicht bestimmt.
1
In den Kristallen von [TetRi2•Tc] war keine Tc-Elektronendichte in der Effektorbindetasche vorhanden (Klieber, 2003).
i2
Auch Fluoreszenztitrationen zeigten keine (starke) Bindung von Tc an TetR (Wimmer, 2007).
- 54 ERGEBNISSE
3.3.1.2 Austausche in der Zwischenregion zwischen DNA-Bindedomäne und Proteinkörper
Auch viele der Alanin-Austausche an der Kontaktfläche zwischen Proteinkörper und DNABindedomäne
verschlechtern
die
Repression
von
TetRi2
(Tabelle
3.16).
TetRi2 I10A,
-L55A, -Y93A und -V99A reprimieren schlechter als der Wildtyp, TetRi2 I22A und -L51A binden
nicht mehr an den Operator. In Anwesenheit von 4-ddma-ATc zeigt sich keine Änderung der
Aktivität. Die Bindung von Tc führt bei TetRi2 L55A und -V99A zu einer schwachen Korepression.
Anders verhält es sich bei TetRi2 L14A, -L17A, -I59A, -R94A, -D95A und -K98A: bei diesen
Varianten, die ebenfalls eine stark verringerte Repression aufweisen, wirkt 4-ddma-ATc als
Korepressor.
TetR Variante
β-Galaktosidase-Aktivität [%]
Repression
+ 0.4 µM 4-ddma-ATc
+ 0.4 µM Tc
i2
2.3 ± 0.2
72 ± 4
(31)
1.9 ± 0.1
(1)
i2
TetR I10A
94 ± 4
83 ± 6
(1)
72 ± 4
(1)
i2
2.3 ± 0.1
68 ± 3
(30)
i2
67 ± 2
30 ± 3
(0.5)
55 ± 5
(1)
i2
89 ± 4
8.5 ± 2.0 (0.1)
83 ± 4
(1)
i2
5.2 ± 0.1
19 ± 2
(4)
4.7 ± 0.3
(1)
i2
TetR I22A
29 ± 2
91 ± 5
(3)
i2
3.7 ± 0.1
34 ± 4
(9)
3.6 ± 0.0
(1)
i2
4.0 ± 0.1
7.4 ± 1.8
(2)
3.3 ± 0.1
(1)
i2
97 ± 5
101 ± 5
(1)
89 ± 7
(1)
i2
4.4 ± 0.1
37 ± 2
(8)
3.5 ± 0.5
(1)
i2
38 ± 1
42 ± 6
(1)
25 ± 3
(1)
i2
11 ± 1
75 ± 4
(7)
11 ± 1
(1)
i2
TetR I59A
63 ± 6
16 ± 2
(0.3)
67 ± 2
(1)
i2
2.1 ± 0.1
48 ± 2
(23)
2.1 ± 0.0
(1)
i2
40 ± 3
49 ± 1
(1)
i2
37 ± 1
9.8 ± 0.5 (0.1)
31 ± 2
(1)
i2
51 ± 1
3.6 ± 0.2 (0.1)
43 ± 2
(1)
i2
66 ± 2
43 ± 0
(1)
44 ± 3
(1)
i2
55 ± 2
49 ± 3
(1)
35 ± 2
(1)
i2
3.1 ± 0.2
77 ± 3
(25)
2.1 ± 0.1
(1)
i2
1.7 ± 0.0
13 ± 1
(8)
2.7 ± 0.0
(2)
i2
1.2 ± 0.1
37 ± 1
(31)
1.0 ± 0.1
(1)
TetR
TetR N11A
TetR L14A
TetR L17A
TetR N18A
TetR E23A
TetR R49A
TetR L51A
TetR D53A
TetR L55A
TetR E58A
TetR R92A
TetR Y93A
TetR R94A
TetR D95A
TetR K98A
TetR V99A
TetR K108A
TetR E150A
TetR D157A
n.b.
n.b.
n.b.
Tabelle 3.16: Induzierbarkeit von TetRi2-Varianten mit Alanin-Austauschen in der Zwischenregion
zwischen DNA-Bindedomäne und Proteinkörper durch 4-ddma-ATc und Tc. Die Messungen wurden in
i2
E. coli WH207λtet50 mit tetR -Allelen auf dem Plasmid pWH1925 durchgeführt. Die Expression der
β-Galaktosidase in Abwesenheit von TetR wurde als 100% gesetzt. Regulationsfaktoren sind in Klammern
gesetzt. Vom Wildtyp-Verhalten abweichende Messwerte sind fett gedruckt. n.b.: Diese Messwerte wurden
nicht bestimmt.
- 55 ERGEBNISSE
Damit zeigen diese Mutanten ein 4-ddma-ATc-abhängiges, reverses Regulationsverhalten. Tc hat
nur bei TetRi2 K98A einen Effekt, der durch dessen Bindung ebenfalls koreprimiert wird.
TetRi2 R49A und -E150A sind zwei Mutanten, die zwar noch reprimieren, aber nicht mehr durch
4-ddma-ATc induzierbar sind. TetRi2 E150A und -D157A sind die einzigen Varianten mit
Aminosäureaustauschen in der Zwischenregion zwischen Proteinkörper und DNA-Bindedomäne,
die besser als der TetRi2-Wildtyp reprimieren. Allerdings sind diese Varianten, vermutlich aufgrund
einer stärkeren Operator-Bindung oder einer erhöhten Stabilität, auch schlechter durch 4-ddmaATc induzierbar.
3.3.1.3 Austausche im Proteinkörper
Von den TetRi2-Mutanten mit Alanin-Austauschen im Proteinkörper sind TetRi2 R87A, -L90A und
-L101A repressionsdefekt. Während die Bindung von 4-ddma-ATc bei TetRi2 R87A und -L101A
keinen Effekt hat, kann man bei TetRi2 L90A sowohl bei der Zugabe von 4-ddma-ATc als auch bei
der Zugabe von Tc eine schwache Korepression erkennen. TetRi2 L60A reprimiert die Expression
des Reportergens auf nur 18%. Die Zugabe von 4-ddma-ATc hat keinen Effekt auf das
Regulationsverhalten, Tc wirkt als Korepressor und verstärkt die Operatorbindung. Damit ist
TetRi2 L60A neben der bereits erwähnten TetRi2 E15A die zweite Variante, bei der die
Korepressor-Wirkung von Tc deutlich wird.
TetR Variante
TetRi2
β-Galaktosidase-Aktivität [%]
Repression
+ 0.4 µM 4-ddma-ATc
+ 0.4 µM Tc
2.3 ± 0.2
72 ± 4
(31)
1.9 ± 0.1
i2
18 ± 1
16 ± 2
(1)
7.3 ± 0.3 (0.4)
i2
TetR S85A
4.4 ± 0.1
45 ± 2
(10)
7.0 ± 0.2
(2)
TetRi2 R87A
TetR L60A
(1)
78 ± 4
95 ± 2
(1)
66 ± 1
(1)
i2
91 ± 2
73 ± 2
(0.8)
64 ± 2
(0.7)
i2
83 ± 6
85 ± 7
(1)
83 ± 4
(1)
i2
3.8 ± 0.4
74 ± 5
(20)
2.7 ± 0.4
(1)
i2
1.8 ± 0.0
93 ± 2
(52)
1.7 ± 0.0
(1)
TetR L90A
TetR L101A
TetR Q148A
TetR D181A
Tabelle 3.17: Koreprimierkeit von TetRi2-Varianten mit Alanin-Austauschen im Proteinkörper durch
4-ddma-ATc und Tc. Die Messungen wurden in E. coli WH207λtet50 mit tetRi2-Allelen auf dem Plasmid
pWH1925 durchgeführt. Die Expression der β-Galaktosidase in Abwesenheit von TetR wurde als 100%
gesetzt. Regulationsfaktoren sind in Klammern gesetzt. Vom Wildtyp-Verhalten abweichende Messwerte sind
fett gedruckt.
TetRi2 D181A ist die einzige Alanin-Mutante von TetRi2, die ein besseres Regulationsverhalten als
TetRi2 selbst besitzt. Sie zeichnet sich durch eine stärkere Repression und höhere Induzierbarkeit
durch 4-ddma-ATc aus. Dieser Phänotyp könnte mit einer erhöhten Stabilität von TetRi2 D181A
gegenüber TetRi2 erklärt werden. Asp181 liegt in einem Bereich mit mehreren kumulierten
negativen Ladungen (Asp178, Asp180, Glu183). Ein Austausch von Asp181 gegen Glycin führt
zumindest in TetR(D) zu einer Erhöhung der Stabilität, was entweder auf die Reduktion der
- 56 ERGEBNISSE
Ladungsdichte oder auf eine durch den D181G-Austausch verursachte, erhöhte Flexibilität1 der α8α9-Schleife zurückgeführt wurde (Schubert et al., 2001). 3.3.1.4 Austausche in der Effektorbindetasche
Die Effektorbindetasche von TetRi2 wurde dem Induktor 4-ddma-ATc durch Einfügen der großen,
positiv geladenen Aminosäure Lys64 sowie der hydrophoben Aminosäuren Leu135 und Ile138
angepasst. Erste Strukturdaten des [TetRi2•4-ddma-ATc]-Komplexes lassen, mit Ausnahme von
Lys64, ähnliche Wechselwirkungen wie zwischen TetR und Tc vermuten (Klieber et al., 2009).
Durch die Alanin-Austauschmutagenese sollte nun die Bedeutung der einzelnen Effektorkontaktierenden Reste für die Induktion von TetRi2 ermittelt werden. Die Induzierbarkeiten der
Alanin-Mutanten durch 4-ddma-ATc sind in Tabelle 3.18 gezeigt.
TetR Variante
β-Galaktosidase-Aktivität [%]
Repression
+ 0.4 µM 4-ddma-ATc
+ 0.4 µM Tc
i2
2.3 ± 0.2
72 ± 4
(31)
1.9 ± 0.1
(1)
i2
2.5 ± 0.1
2.7 ± 0.2
(1)
2.3 ± 0.1
(1)
i2
2.0 ± 0.1
72 ± 5
(36)
1.3 ± 0.2
(1)
i2
89 ± 1
95 ± 1
(1)
90 ± 5
(1)
i2
31 ± 2
13 ± 3
(0.4)
22 ± 2
(1)
i2
0.9 ± 0.1
0.9 ± 0.0
(1)
1.3 ± 0.0
(1)
i2
TetR T103A
1.3 ± 0.1
1.1 ± 0.1
(1)
1.9 ± 0.1
(2)
TetRi2 R104A
TetR
TetR K64A
TetR S67A
TetR N82A
TetR F86A
TetR H100A
2.0 ± 0.1
10 ± 1
(5)
i2
1.7 ± 0.1
1.7 ± 0.7
(1)
1.6 ± 0.3
(1)
i2
1.3 ± 0.1
19 ± 0
(15)
1.9 ± 0.1
(2)
i2
4.8 ± 0.3
67 ± 3
(14)
4.0 ± 0.3
(1)
i2
1.9 ± 0.1
2.1 ± 0.1
(1)
2.0 ± 0.0
(1)
i2
3.6 ± 0.1
74 ± 2
(21)
1.8 ± 0.1
(1)
i2
1.4 ± 0.1
69 ± 2
(49)
1.7 ± 0.1
(1)
i2
0.9 ± 0.1
83 ± 3
(92)
2.4 ± 0.1
(3)
i2
2.7 ± 0.3
3.8 ± 0.2
(1)
4.0 ± 0.1
(2)
i2
TetR L170A
6.4 ± 0.2
38 ± 2
(6)
4.0 ± 0.2
(1)
TetRi2 M177A
2.2 ± 0.1
75 ± 1
(34)
1.7 ± 0.0
(1)
TetR P105A
TetR Q109A
TetR T112A
TetR Q116A
TetR L131A
TetR I134A
TetR I138A*
TetR E147A
n.b.
Tabelle 3.18: Induzierbarkeit von TetRi2-Varianten mit Alanin-Austauschen in der Effektorbindetasche
i2
durch 4-ddma-ATc und Tc. Die Messungen wurden in E. coli WH207λtet50 mit tetR -Allelen auf dem Plasmid
pWH1925 durchgeführt. Die Expression der β-Galaktosidase in Abwesenheit von TetR wurde als 100%
gesetzt. Regulationsfaktoren sind in Klammern gesetzt. Auffällige Phänotypen sind fett gedruckt. n.b.: Diese
i2
Messwerte wurden nicht bestimmt. *) Die Messungen von TetR I138A wurden bereits von Eva-Maria Henßler
im Rahmen ihrer Doktorarbeit durchgeführt. Die Messwerte wurden übernommen.
1
Es wurde vermutet, dass sich Gly leichter in eine linksgedrehte, helikale Peptidrückgratstruktur einpassen kann,
wodurch der D181G-Austausch zu mehr Freiheitsgraden in der Polypeptidkette führt (Schubert et al., 2001).
- 57 ERGEBNISSE
Obwohl es nach den Strukturdaten so aussieht, als ob die Wechselwirkungen zwischen TetRi2 und
4-ddma-ATc denen von TetR und Tc sehr ähnlich sind (Klieber et al., 2009), gibt es bei den in vivoDaten einige Unterschiede (Abb. 3.28). Die Mutanten TetRi2 K64A, -H100A, -T103A, -R104A,
-P105A, -Q109A, -Q116A und -E147A sind nicht mehr durch 4-ddma-ATc induzierbar. Die für die
Tc-Induktion von TetR wichtigen Aminosäuren Leu131 und Met177 können in TetRi2 ohne
Auswirkungen auf die Induktion durch 4-ddma-ATc gegen Alanin ausgetauscht werden. Damit
entsprechen die essentiellen Aminosäuren für die 4-ddma-ATc-Induktion – bis auf His100 und
Gln116 – denen, die für die Tc-Induktion von TetR wichtig sind. Die Alanin-Substitution von Asn82
oder Phe86 führt zu einem Repressionsdefekt von TetRi2. Während die Bindung von 4-ddma-ATc
bei TetRi2 N82A keine Auswirkung hat, wirkt der Effektor bei TetRi2 F86A als Korepressor und führt
zu einem reversen Regulationsverhalten.
TetR
Q116
V113
I134
L131
I174
F177
L174‘
N
O
L117
M177‘
H 2N
OH
O
P105
N
P105
R104
D
C
OH
O
NH+
OH
O
Q109
I134
L170‘
L131
L117
H64
NH 2
H3 N
M177‘
K64
P105
H 2N
R104
O
O
V113
L174‘
O
OH
A
B
-
N
NH 2
L170‘
Q116
TetRi2
Q109
D
C
OH
O
-
N82
A
B
O
O
O
OH
N
O
O
H2N
F86
OH
OH
N82
F86
N
OH
O
T103
N
O
N
O
T103
E147‘
H100
E147‘
H100
i2
Abb. 3.28: Gegenüberstellung wichtiger Effektor-kontaktierender Reste bei TetR und TetR . Die hydrophobe
Kontaktregion der Effektor-Bindetasche ist hellgrau, die beiden hydrophilen Kontaktregionen sind dunkelgrau dargestellt.
Tc (links) und 4-ddma-ATc (rechts) sind als graue Stabmodelle gezeigt. Mg2+ ist als graue Kugel dargestellt, die an der
Mg2+-Koordination beteiligten Wassermoleküle als schwarze Kugeln. Wasserstoffbrücken sind als grüne, Van-der-Waals
Wechselwirkungen als rote gestrichelte Linien eingezeichnet. Besonders wichtige Kontakte sind fett gedruckt. Die
schwarzen Pfeile deuten die Eintrittsbewegung des Effektors in die Bindetasche an. Für die Erstellung der Abbildung
i2
wurden die Kristallstrukturen [TetR•Tc] (PDB-Eintrag: 2TRT) und [TetR •4-ddma-ATc] (PDB-Eintrag: 3FK7) verwendet.
Die Bedeutung der kursiv gedruckten Reste konnte bisher noch nicht untersucht werden.
3.3.2 Erstellung einer Signalkarte von TetRi2
Wie schon für TetR und revTetR geschehen, wurde für TetRi2 aus den Ergebnissen der AlaninAustauschmutagenese
eine
Karte
der
Signalweiterleitung
erstellt.
Hierfür
wurden
die
Kristallstrukturen von TetRi2 im freien Zustand (PDB-Eintrag: 3FK6) und im Komplex mit [4-ddmaATc•Mg]+ (PDB-Eintrag: 3FK7) verwendet (Klieber et al., 2009) (Abb. 3.29-A). Wie bereits erwähnt,
wurde aufgrund der zu schlechten Induktionseigenschaften von ATc und Tc nur die Induktion
durch 4-ddma-ATc betrachtet.
- 58 ERGEBNISSE
Wie schon beim Wildtyp-TetR, häuft sich ein Großteil der wichtigen Aminosäuren auf der rechten
Seite des Dimers (was aufgrund der Symmetrie der „Rückseite“ des linken Monomers entspricht).
Ausgehend von der Effektor-Bindetasche, wo vor allem die Kontakte zu der unteren Hälfte von
4-ddma-ATc wichtig sind (Lys64, Asn82, Phe86, His100, Thr103, Pro105, Gln116, Glu147), wird
das Signal für die Induktion vermutlich über Aminosäuren wie Val99, Leu55 und Arg49 zur DNABindedomäne übertragen. Auch das zu Arg49 benachbarte Asp53 trägt einen Teil zur
Signalübertragung bei. Ein Austausch gegen Alanin verhindert die Induktion zwar nicht,
beeinträchtigt sie jedoch (D53 ist grün eingefärbt). Die Seitenkette von Asn18, die einen Teil der
Kontaktfläche der DNA-Bindedomäne zum Proteinkörper bildet, wird ebenfalls für den
Induktionsvorgang benötigt, obwohl hier kein „Gegenkontakt“ ermittelt werden konnte. Somit ist
anzunehmen, dass es sich vielleicht um eine Wechselwirkung mit dem Peptidrückgrat handelt, wie
es auch in der Kristallstruktur von TetR zwischen Asn18 und Arg94 der Fall ist (Hinrichs et al.,
1994). Auch eine Alanin-Substitution von Glu23, das eine Art „Kontaktfläche“ zwischen den beiden
DNA-Bindeköpfen bildet, beeinträchtigt die Induktion und stellt damit eine weitere Parallele zur
Induktion von TetR mit Tc dar.
In Abb. 3.29-A sind durch Pfeile sichtbare Positionsänderungen einzelner Aminosäuren
angedeutet, die während der Induktion durch 4-ddma-ATc auftreten. Man erkennt, dass sich die
Reste auf der rechten Seite des Homodimers nach unten in Richtung DNA-Bindedomäne
bewegen, während sich auf der linken Seite ein Teil der Aminosäuren zur Bindedomäne (z.B.
Tyr93) und ein anderer Teil davon weg bewegt (z.B. Arg92).
Im Unterschied zur Alanin-Austauschmutagenese in TetR, beeinflussen viele Alanin-Substitutionen
die Repression von TetRi2. Abb. 3.29-B zeigt die Positionen, bei denen eine Alanin-Substitution die
Repression beeinträchtigt. Bei einigen der Einzelmutanten fungiert 4-ddma-ATc als Korepressor
(orange dargestellt), bei den Alanin-Mutanten der grau dargestellten Positionen hat die Bindung
von 4-ddma-ATc keinen Effekt auf die Repression von TetRi2. Man erkennt, dass Austausche in
der DNA-Bindedomäne meist zu einem Repressionsdefekt von TetRi2 führen und Austausche im
Bereich
zwischen
Effektorbindetasche
und
DNA-Bindedomäne
das
Regulationsverhalten
umkehren und den Induktor 4-ddma-ATc in einen Korepressor verwandeln. Erwähnenswert ist
dabei, dass alle Aminosäuren, deren Alanin-Substitution das Regulationsverhalten umkehrt, auf
der gegenüberliegenden Seite von den Aminosäuren liegen, die für die Induktion wichtig sind und
vermutlich den Signalübertragungsweg bilden.
- 59 ERGEBNISSE
Effektorbindetasche
A
D181
R92
L90
D106
E107
V57
K98
A56
Y93
L55
D53
V99
E23
N18
R49
R94
E23
L155
+ 4-ddma-ATc
Induzierbarkeit relativ zu TetRi2: 0%
4-ddma-ATc-Induktion
100%
B
Abb. 3.29: Signalweiterleitungs-Karte für die
Induktion von TetRi2 durch 4-ddma-ATc. In Relation
zu dem Induktionswert von TetRi2, der den 100%-Wert
darstellt, wurden die Induktionswerte der AlaninMutanten in eine Farbskala umgewandelt. In der
i2
Kristallstruktur von TetR wurden die ausgetauschten
Aminosäuren nach der Induzierbarkeit der jeweiligen
Alanin-Mutanten eingefärbt. (A) Die Kristallstruktur von
i2
TetR (PDB-Eintrag: 3FK6) zeigt die Positionen der für
die Induktion wichtigen Aminosäuren im uninduzierten
Zustand. Verschiebungen, die während der Induktion
durch 4-ddma-ATc auftreten, sind als gelbe Pfeile
eingezeichnet und mit den betroffenen Aminosäuren
beschriftet. Die Positionen der wichtigen Aminosäuren
im induzierten Zustand sind in der Kristallstruktur von
i2
[TetR •4-ddma-ATc] (PDB-Eintrag: 3FK7) gezeigt.
Besonders wichtige Aminosäuren sind beschriftet.
Kursiv
gedruckte
Aminosäuren
wurden
nicht
untersucht. (B) Darstellung der Postionen von
Aminosäuren, deren Alanin-Austausch gegen Alanin
zum Repressionsdefekt führt (grün) oder 4-ddma-ATc
in einen Korepressor verwandelt (orange).
Alanin-Substitutionen
mit Einfluss auf die Repression
- 60 ERGEBNISSE
3.3.3 Versuch der Übertragung der 4-ddma-ATc-Spezifität auf TetR(B)
Die 4-ddma-ATc/San-Spezifität der Dreifachmutante TetR 64K 135L 138I (TetRi2) wurde in
TetR(BD) entwickelt und lässt sich durch einfaches Einbringen der drei Aminosäureaustausche
bisher weder auf TetR(B) noch auf TetR(E) übertragen (pers. Mitteilung C. Berens). Es wurde
bereits nachgewiesen, dass 4-ddma-ATc und 4-ddma-San sowohl an TetR(BD) als auch an
TetR(B) binden, aber keine Induktion des Tet-Repressors auslösen, was aller Voraussicht nach ein
Signalübertragungsproblem darstellt. In TetR(BD) konnte die Informationsübertragung für eine
Induktion durch Einfügen von drei Aminosäureaustauschen H64K S135L S138I hergestellt werden.
Abb. 3.30 zeigt die Positionen der Aminosäuren 64, 135 und 138, die für die Variante TetRi2
ausgetauscht wurden. His64 ist in allen bisher gefundenen Tet-Repressoren konserviert. Auch die
Position in TetR(B) und TetR(BD) ist nahezu identisch. Darüber hinaus besitzen beide
Repressoren ein Ser135, das sich nur geringfügig in der Ausrichtung der Seitenkette
unterscheidet. Unterschiedlich ist einzig der Rest an Position 138: in TetR(B) befindet sich an
dieser Stelle ein Glycin, während TetR(BD) ein Isoleucin besitzt.
TetR(B)
TetR(BD)
Ser135
Abb. 3.30: Position der Aminosäuren 64,
135 und 138 in TetR(B) und TetR(BD). Für
die Abbildung wurden die Strukturen von
TetR(BD) (PDB-Eintrag: 1A6I) und dem
cysteinfreien TetR(B) (PDB-Eintrag: 2NS7)
überlagert. Das Peptidrückgrat von TetR(B) ist
in hellblau, das von TetR(BD) in hellgrün
dargestellt. Die Aminosäuren von TetR(B) sind
in dunkelblau, die von TetR(BD) in dunkelgrün
eingezeichnet. Die Position des Effektors ist als
gelbe Ellipse angedeutet.
Gly138
Ile138
His64
Trotz der ähnlichen Ausrichtung der drei Aminosäuren reagiert die Variante TetR(B) H64K S135L
G138I (=TetR(B)i2) anders auf die Effektoren als TetRi2 (Abb. 3.31). Während TetRi2 durch 4-ddmaATc gut und durch ATc schwach induzierbar ist, verhält sich TetR(B)i2 genau andersherum.
Gemeinsam ist bei den beiden Varianten, dass Tc keine induktorische Wirkung besitzt.
Wie schon bei der Konstruktion des reversen TetR(B), wurde angenommen, dass die
unterschiedlichen Induktionsphänotypen von TetRi2 und TetR(B)i2 durch die unterschiedlichen
Aminosäuren in der Region zwischen Effektorbindetasche und DNA-Bindedomäne zustande
kommen. Daher wurden die Austausche M59I S92R H93Y und D61A M59I S92R H93Y, die bei
der Konstruktion des revTetR(B) zu Erfolg führten, über PCR-Mutagenesen in TetR(B)i2 eingefügt.
- 61 ERGEBNISSE
Die Induzierbarkeit der TetRi2-Varianten ist in Abb. 3.31 dargestellt. Die Spezifität für 4-ddma-ATc
ließ sich durch die zusätzlichen Aminosäureaustausche nicht auf TetR(B) übertragen. Weder
TetR(B)i2 M59I S92R H93Y noch -D61A M59I S92R H93Y ist spezifisch durch 4-ddma-ATc
induzierbar, bei TetR(B)i2 M59I S92R H93Y ist die Induzierbarkeit durch 4-ddma-ATc im Vergleich
zu TetR(B)i2 sogar verschlechtert. TetR(B)i2 D61A M59I S92R H93Y wird durch 4-ddma-ATc zwar
zu 19% induziert, jedoch führt die Bindung von ATc zu einer doppelt so starken Induktion. Durch
das Einbringen der zusätzlichen Aminosäureaustausche lassen sich jedoch zwei Dinge
beobachten: Zum einen haben die Austausche einen negativen Effekt auf die Induktion durch ATc,
zum anderen auf die Repression, was sich durch eine erhöhte Basalaktivität zeigt (derselbe Effekt
wie bei TetRi2, der im Vergleich zu TetR auch schlechter reprimiert). Zusätzlich fungiert Tc bei den
beiden neuen Varianten als Korepressor. Das ist ein Effekt, der zwar bei TetR(BD)i2 beobachtet
wurde, den aber TetR(B)i2 nicht zeigt, was jedoch unter Umständen auch mit der niedrigen
80
ohne Effektor
+ 0,4 µM Tc
+ 0,4 µM ATc
+ 0,4 µM 4-ddma-ATc
60
40
20
H
D
61
A
Te
tR
S9
2R
R
92
IS
M
59
...
M
59
...
(B
D
)i
2
93
Y
93
H
)i
2
(B
tR
Te
Y
0
...
-Galaktosidase-Aktivität [%]
Basalaktivität dieser Mutante zusammenhängen könnte.
Abb. 3.31: Repression und Induzierbarkeit von verschiedenen TetRi2-Varianten mit einzelnen
Aminosäuresubstitutionen der Klasse D. Die Messungen wurden in E. coli WH207λtet50 mit tetRAllelen auf dem Plasmid pWH1925 durchgeführt. Die Expression der β-Galaktosidase in Abwesenheit von
TetR wurde als 100% gesetzt.
Diese Experimente haben gezeigt, dass sich durch das schrittweise Anpassen der Kontaktfläche
von TetR(B) an TetR(BD) nicht alle Aktivitätsvarianten von TetR(BD) auf TetR(B) übertragen
lassen. Da sich die beiden TetR-Klassen in insgesamt 62 Aminosäuren unterscheiden und es
zahlreiche
Ansätze
mit
ungewissen
Erfolgsaussichten
gibt,
wurde
der
Versuch,
Induktorspezifität auf TetR(B) zu übertragen, im Rahmen dieser Arbeit nicht weiter verfolgt.
- 62 die
ERGEBNISSE
3.4 4-de(dimetyhlamino)-Tetrazykline als Anti-Induktoren für TetR
Seit den ersten biochemischen Untersuchungen von Tetrazyklin-Derivaten ist bekannt, dass TcDerivate ohne die 4-Dimethylaminogruppe zwar an TetR binden, diesen jedoch nicht induzieren
können (Lederer et al., 1996). Als effektiver Anti-Induktor kommen jedoch nur Substanzen in
Frage, die von ihrer Affinität vergleichbar mit dem Induktor sind und so eine eingeleitete Induktion
durch ihre Bindung „abschalten“ können. Da für 4-ddma-ATc eine 100-fach geringere
Bindekonstante (KA) für die TetR-Bindung als für Tc ermittelt wurde und die Affinität von 4-ddmaTc für TetR zu gering für die Bestimmung einer Bindekonstante war (Lederer et al., 1996), hat man
4-ddma-Derivate bei der Suche nach möglichen Anti-Induktoren nicht weiter beachtet. Durch
neuere Fluoreszenz-Titrationen hat sich herausgestellt, dass das Derivat 4-ddma-ATc mit
derselben Effizienz an TetR(BD) binden müsste wie Tetrazyklin (Wimmer, 2007). Mit dieser
Kenntnis wurde nochmals überprüft, ob 4-de(dimethylamino)-Derivate für TetR als Anti-Induktor
fungieren können, obwohl dies – zumindest für das Beispiel 4-ddma-ATc – in früheren Arbeiten
bereits ausgeschlossen wurde (Wimmer, 2007).
3.4.1 Verdrängungsexperimente mit verschiedenen 4-ddma-Derivaten
Wenn 4-ddma-Derivate Anti-Induktoren darstellen, müssen sie die Eigenschaft besitzen, Tc aus
der Bindetasche von TetR verdrängen zu können. Dies wurde für drei Substanzen getestet:
4-ddma-Anhydrotetrazyklin
(4-ddma-ATc),
4-ddma-Sanzyklin
(4-ddma-San)
und
4-ddma-
Doxyzyklin (4-ddma-Dox) (Abb. 3.32). 4-ddma-Tetrazyklin selbst wurde aufgrund einer nicht
feststellbaren Bindung an TetR nicht berücksichtigt (Lederer et al., 1996).
CH 3
CH 3
OH
O
OH
OH
O
NH 2
4-ddma-Doxyzyklin
(4-ddma-Dox)
O
O
O
OH
OH
OH
OH
OH
OH
O
OH
O
NH 2
4-ddma-Anhydrotetrazyklin
(4-ddma-ATc)
OH
O
OH
OH
O
NH 2
4-ddma-Sanzyklin
(4-ddma-San)
Abb. 3.32: Strukturvergleich der verwendeten 4-ddma-Derivate.
Die
Verdrängungsexperimente
wurden
in
vivo
durchgeführt.
Aufgrund
der
schlechten
Aufnahmebedingungen von 4-ddma-Tetrazyklinen über die äußere Membran von gram-negativen
Zellen, wurden die Messungen in dem Stamm E. coli NR698λtet50 durchgeführt (Wimmer, 2007),
der durch eine Mutation im imp-Gen (engl. für increased membrane permeability) eine gestörte
Anordnung der Lipopolysaccharide in der äußeren Membran besitzt (Ruiz et al., 2005; Ruiz et al.,
2006). Dadurch wird die Aufnahme sowohl von hydrophilen als auch von hydrophoben Substanzen
- 63 - 64 0
20
40
60
80
OH
OH
O
O
NH 2
ohne Effektor
+ 0,4 µM Tc
+ 0,4 µM Tc + 0,2 µM 4-ddma-Dox
+ 0,4 µM Tc + 0,4 µM 4-ddma-Dox
+ 0,4 µM Tc + 0,6 µM 4-ddma-Dox
TetR(BD)
4-ddma-Dox
O
TetR(B)
OH
OH
B
0
20
40
60
80
O
OH
O
O
NH 2
OH
ohne Effektor
+ 0,4 µM Tc
+ 0,4 µM Tc + 0,2 µM 4-ddma-ATc
+ 0,4 µM Tc + 0,4 µM 4-ddma-ATc
+ 0,4 µM Tc + 0,6 µM 4-ddma-ATc
TetR(BD)
4-ddma-ATc
OH
TetR(B)
OH
CH 3
0
20
40
60
80
C
OH
OH
O
O
NH 2
ohne Effektor
+ 0,4 µM Tc
+ 0,4 µM Tc + 0,2 µM 4-ddma-San
+ 0,4 µM Tc + 0,4 µM 4-ddma-San
+ 0,4 µM Tc + 0,6 µM 4-ddma-San
TetR(BD)
4-ddma-San
O
TetR(B)
OH
OH
Abb. 3.33: Verdrängung von Tetrazyklin durch 4-ddma-Derivate. Die Messungen wurden in E. coli NR698λtet50 mit tetR-Allelen auf dem Plasmid pWH1925
durchgeführt. Die Expression der β-Galaktosidase in Abwesenheit von TetR wurde als 100% gesetzt.
-Galaktosidase-Aktivität [%]
OH
-Galaktosidase-Aktivität [%]
CH 3
-Galaktosidase-Aktivität [%]
A
ERGEBNISSE
ERGEBNISSE
erleichtert. Dieser Stamm wurde mit den tetR-Allelen auf dem Plasmid pWH1925 transformiert. Die
Übernachtkultur wurde mit 0,4 µM Tc versetzt. Zu den Kulturen, die für die Messungen verwendet
wurden, wurden zusätzlich verschiedene Konzentrationen (von 0,2 µM bis 0,6 µM) des 4-ddmaDerivats zugegeben. Die Repression von TetR wurde durch Messung der β-GalaktosidaseAktivität bestimmt (Abb. 3.33). Aus den Messungen geht hervor, dass 4-ddma-ATc Tetrazyklin aus
der Effektorbindetasche verdrängen kann. Die Aktivität sinkt durch Zugabe einer äquimolaren
Konzentration an 4-ddma-ATc auf 50% der Tc-Induktion. Dieser Effekt ist sowohl bei TetR(B) als
auch bei TetR(BD) zu beobachten, wobei TetR(BD) in dem Stamm E. coli NR698λtet50 generell
schlechter durch Tc induzierbar ist als TetR(B). Auch 4-ddma-San verdrängt Tc erfolgreich aus der
Bindetasche, wobei hier der Effekt bei TetR(B) deutlicher ist als bei TetR(BD). 4-ddma-Dox besitzt
die geringste Verdrängungswirkung. Durch Zugabe von 0,4 µM 4-ddma-Dox wird die Induktion von
TetR(B) nur auf 24% und die von TetR(BD) auf 20% verringert.
Damit ist für alle untersuchten 4-ddma-Derivate eine anti-induktorische Wirkung zu erkennen. Die
Effizienz als Anti-Induktor hängt anscheinend mit der Anzahl der funktionellen Gruppen an der
„Oberseite“ der Derivate (C5- und C6-Substituenten) und deren Wechselwirkungen mit den Resten
der Effektorbindetasche zusammen.
Da
Messungen
mit
der
durch
4-ddma-Derivate
induzierbaren
Variante
TetRi2
(TetR H64K S135L S138I) ergaben, dass die Bindung von Tc zu einer stärkeren Repression führt,
wurde zur Vollständigkeit mit TetRi2 ein Verdrängungsexperiment von 4-ddma-ATc durch Tc
durchgeführt. Allerdings wurde die Verdrängung in dem „normalen“ Stamm E. coli WH207λtet50
durchgeführt, da Tc scheinbar ungehindert durch die äußere Membran gram-negativer Zellen
-Galaktosidase-Aktivität [%]
transportiert wird. Das Ergebnis ist in Abb. 3.34 gezeigt.
80
ohne Effektor
+ 0,4 µM 4-ddma-ATc
+ 0,4 µM 4-ddma-ATc + 0,2 µM Tc
+ 0,4 µM 4-ddma-ATc + 0,4 µM Tc
+ 0,4 µM 4-ddma-ATc + 0,6 µM Tc
60
40
20
0
TetR-i2
Abb. 3.34: Verdrängung von 4-ddma-ATc durch Tetrazyklin an
TetRi2. Die Messungen wurden in E. coli WH207λtet50 mit tetRAllelen auf dem Plasmid pWH1925 durchgeführt. Die Expression der
β-Galaktosidase in Abwesenheit von TetR wurde als 100% gesetzt.
Durch Zugabe von Tc ist ab einer Konzentration von 0,6 µM eine schwache Verdrängung von
4-ddma-ATc aus der Effektorbindetasche zu erkennen. Im Vergleich zu der Verdrängung von Tc
durch 4-ddma-ATc bei TetR ist dieser Effekt aber sehr gering, was vermutlich mit der sehr
niedrigen Affinität von TetRi2 für Tc zu tun hat, die schon in Fluoreszenztitrationen von TetRi2 mit
- 65 ERGEBNISSE
Tc aufgefallen ist (Wimmer, 2007). Bindekonstanten von Tc an TetRi2 wurden bisher nicht
bestimmt. Desweiteren können 4-ddma-Derivate im Gegensatz zu Tc die äußere Membran gramnegativer Zellen nicht ungehindert passieren (Wimmer, 2007). Dadurch ist die intrazelluläre
Konzentration des Induktors vermutlich weit geringer als 0,4 µM und es bedarf mit 0,6 µM einem
sehr großen Überschuss an Tc, um überhaupt einen geringen Effekt zu sehen. In der „Leaky“Mutante, in der die Messung nicht mehr durchgeführt werden konnte, würde man bei den oben
verwendeten
molaren
Verhältnissen
vermutlich
keinen
Effekt
sehen
und
höhere
Tc-
Konzentrationen sind wegen der Toxizität von Tetrazyklin nicht einsetzbar. Das macht die
Verwendung von Tc als Anti-Induktor für TetRi2 uninteressant.
3.4.2 Limitierte Proteolyse in Anwesenheit von Induktoren und Anti-Induktoren
Die Bindung eines Induktors hat einen stabilisierenden Effekt auf die Struktur von TetR,
insbesondere auf die DNA-Bindedomäne (Reichheld & Davidson, 2006; Reichheld et al.,
eingereicht; Resch et al., 2008). TetR ist im induzierten Zustand unanfälliger gegenüber dem
Verdau mit Proteasen, was durch eine Einschränkung der Flexibilität zustande kommt. Diese
Stabilisierung
wird
nur
vollwertigen
Induktoren
zugeschrieben
und
als
Teil
des
Induktionsmechanismus‘ angenommen (Reichheld et al., eingereicht). Demnach dürfte die
Bindung eines Anti-Induktors wie 4-ddma-ATc keine Stabilisierung bewirken.
Um dies zu überprüfen, wurde TetR ohne Effektor, mit den Induktoren Tc, ATc und dem AntiInduktor 4-ddma-ATc einer limitierten Proteolyse unterzogen. Nach verschiedenen Zeitabständen
wurden Proben entnommen und diese auf einem 15%igen SDS-Gel analysiert. Mithilfe der
Software QuantityOne von Bio-Rad war es möglich, die Menge an nicht verdautem Protein aus
dem Gel zu quantifizieren und als Grafik darzustellen (Abb. 3.35). Nach einer 30-minütigen
Behandlung mit Proteinase K sind von TetR nur noch 10% an unverdautem Protein vorhanden.
Die Bindung von 4-ddma-ATc stabilisiert die Proteinstruktur, so dass nach 30 Minuten noch 51%
unverdautes
Protein
vorhanden
sind.
Die
Induktoren
Tc
haben
einen
stärkeren
Stabilisierungseffekt auf TetR (Tc: 82%, ATc: 79% unverdautes Protein nach 30-minütiger
Inkubation).
Dieses Experiment hat gezeigt, dass TetR nicht nur durch die Bindung eines Induktors, sondern
auch durch die eines Anti-Induktors stabilisiert werden kann.
- 66 ERGEBNISSE
B
100
Menge an unverdautem TetR [%]
TetR
100
80
60
20
60
WH207
NR698
Menge an unverdautem TetR [%]
A
-Gal Aktivität [%]
40
20
0
0
10
20
30
40
50
TetR + 10x 4-ddma-ATc
100
80
60
100
40
60
20
20
-Gal Aktivität [%]
0
60
0
10
20
Inkubatioszeit [min]
0
1
2
5
10 15 20 30
60
0
40
50
60
1
2
5
10 15 20 30 60
25
20
25
20
15
15
10
kDa
kDa
10
C
D
TetR + 10x Tc
100
Menge an unverdautem TetR [%]
Menge an unverdautem TetR [%]
30
Inkubatioszeit [min]
80
60
100
40
60
20
20
-Gal Aktivität [%]
0
0
10
20
30
40
50
60
TetR + 10x ATc
100
80
60
100
40
60
20
20
-Gal Aktivität [%]
0
0
10
20
Inkubatioszeit [min]
0
1
2
5
10 15 20 30
30
40
50
60
Inkubatioszeit [min]
60
0
15
15
10
10
1
2
5
10 15 20 30 60
kDa
25
20
kDa
25
20
Abb. 3.35: Limitierte Proteolyse von TetR in Ab- und Anwesenheit der Effektoren 4-ddma-ATc, Tc und ATc. Für
2+
die Reaktion wurde eine Phosphat-gepufferte, 0,1 mM TetR-Lösung mit einem zehnfachen Überschuss an Mg und des
jeweiligen Effektors eingesetzt. Die Proteolyse wurde durch Zugabe von 0,25 µg/µL Proteinase K und anschließende
Inkubation bei 37°C durchgeführt. Nach Hitzeinaktivierung der Proteinase K wurden die Proben auf ein 15%iges SDSGel aufgetragen. Jede Spur enthält insgesamt 23 µg von partiell verdautem TetR. Die Menge der Hauptbanden wurde
mit dem Programm QuantityOne (Bio-Rad) ermittelt und grafisch aufgetragen. Die kleinen Bilder zeigen die Aktivität von
TetR in Anwesenheit von 0,4 µM des jeweiligen Induktors in E. coli WH207λtet50 (graue Balken) und E. coli
NR698λtet50 (schwarze Balken).
- 67 ERGEBNISSE
3.4.3 Stabilisierung von revTetR-Varianten durch 4-ddma-ATc
Nachdem durch Proteolyse-Experimente gezeigt wurde, dass auch die Bindung eines AntiInduktors einen stabilisierenden Effekt auf TetR hat, wurde die Wirkung von 4-ddma-ATc auf
verschiedene reverse Tet-Repressoren getestet. Für diesen Versuch wurden die Varianten TetRr2
(E15A L17G L25V), TetRr6 (L17S E23K), TetRr8 (E15V L17A E19D) und TetRr9 (V20G G21R I22N)
(Scholz et al., 2004) ausgewählt, die bereits für die Konstruktion einer reversen TetR(B)-Variante
zum Einsatz kamen. Zusätzlich wurden auch die TetR(B)-Varianten dieser Mutanten in der
Messung eingesetzt, die nur schlecht oder gar nicht durch ATc koreprimierbar sind. Da
angenommen wurde, dass die TetR(B)-Varianten durch ATc „induziert“ werden (wodurch auch in
Anwesenheit von ATc eine Repression verhindert wird), sollte auf diese Weise überpüft werden,
welchen Effekt die Bindung eines nicht-induzierenden Tc-Derivats auf die revTetR hat.
Für die Messung wurde E. coli WH207λtet50 mit den tetR-Allelen auf dem Plasmid pWH1925
transformiert. Die Aktivität der TetR-Varianten wurde in Ab- und Anwesenheit von 1,0 µM 4-ddmaATc bestimmt (Abb. 3.36). Die Anwesenheit von 4-ddma-ATc verbessert bei allen vier TetR(BD)rVarianten die Repression, wobei der Effekt bei TetR(BD)r6 mit einem Regulationsfaktor von 3,5 am
stärksten ist. Auch bei TetR(B)r2, TetR(B)r8 und TetR(B)r6 führt die Anwesenheit von 4-ddma-ATc
zu einer besseren Repression, die sogar stärker als nach Zugabe von 0,4 µM ATc ist (und MIKMessungen haben gezeigt, dass die Aufnahme von ATc in gram-negative Zellen nicht in dem
Ausmaß beeinträchtigt wird, wie es bei 4-ddma-ATc der Fall ist; Wimmer, 2007). Einzig auf die
Variante TetR(B)r9 hat 4-ddma-ATc keinen Effekt. Die Ergebnisse aus dieser Messung lassen
vermuten, dass auch die Bindung von 4-ddma-ATc zu einer Konformationsänderung der revTetRDNA-Bindedomäne führt, was sich durch eine verbesserte Repression zeigt.
-Galaktosidase-Aktivität [%]
TetR(BD)
TetR(B)
120
100
80
60
40
20
0
r2
r6
r8
r2
r9
r6
r8
r9
ohne Effektor
+ 1,0 µM 4-ddma-ATc
Abb. 3.36: Aktivitäten verschiedener revTetR-Varianten in Abwesenheit und Anwesenheit von 1,0
µM 4-ddma-ATc. Die Messungen wurden in E. coli WH207λtet50 mit tetR-Allelen auf dem Plasmid
pWH1925 durchgeführt. Die Expression der β-Galaktosidase in Abwesenheit von TetR wurde als 100%
gesetzt. Die transparenten Balken mit dem dickeren Umriss deuten die Aktivität in Anwesenheit von
0,4 µM ATc an. - 68 DISKUSSION
4 DISKUSSION
4.1 Signalübertragung während der Induktion von TetR
TetR ist eines der am intensivsten untersuchten bakteriellen Regulatorproteinen und stellt
mittlerweile ein Musterbeispiel für einen prokaryotischen, genetischen Schalter dar (Berens &
Hillen, 2003; Bertram & Hillen, 2008; Saenger et al., 2000). Anders als bei TrpR, bei dem der
Effektor L-Tryptophan in eine Tasche direkt unter den C-terminalen Helix-turn-Helix-Motiven bindet
und sogar selbst zur DNA-Bindung beiträgt, indem die Indolgruppen Wasserstoffbrücken zu den
DNA-Phosphaten ausbilden (Otwinowski et al., 1988; Zhang et al., 1987), ist bei TetR die
Effektorbindetasche von der N-terminalen DNA-Bindedomäne über 30 Å entfernt. Somit ist eine
direkte Beteiligung des Effektors an der Konformationsänderung des Helix-turn-Helix-Motivs nicht
möglich, sondern es muss ein Signal über die Proteinstruktur übertragen werden, um die für die
Induktion notwendigen Konformationsänderungen auszulösen. Den Informationsweg zu kennen,
über den dieses Signal von der Effektorbindetasche zu der DNA-Bindedomäne übermittelt wird, ist
eine Voraussetzung, um verschiedene Aktivitätsvarianten von TetR zu verstehen und Varianten
mit neuen Eigenschaften zu konstruieren. Während alle bisherigen Untersuchungen auf diesem
Gebiet auf Computersimulationen, Berechnungen der Moleküldynamik (Aleksandrov et al., 2008;
Haberl et al., 2009; Lanig et al., 2006a) oder dem einfachen Vergleich von DNA- und Effektorgebundenen Kristallstrukturen (Orth et al., 1998; Orth et al., 2000) beruhen, wurden in dieser
Arbeit zum ersten Mal experimentelle Daten verwendet, um einzelne Aminosäuren zu ermitteln, die
für die Signalübertragung in TetR von Bedeutung sind. Die so erhaltenen SignalweiterleitungsKarten ermöglichen einen tieferen Einblick in den Induktionsmechanismus von TetR.
Von „dem Mechanismus der Induktion“ zu sprechen, ist allerdings irreführend. Wie bereits von
Haberl et al. vorgeschlagen, gibt es für TetR mehrere Möglichkeiten der Induktion (Haberl et al.,
2009). Die einfachste ist partielle Denaturierung (Resch et al., 2008). Auch thermodynamische
Effekte können Einfluss auf die Repression haben. Peter Schubert verglich in seiner Doktorarbeit
die Repression von Alanin-Einzelmutanten bei 28°C und 37°C. Die Repression bei 37°C war
durchweg zwei- bis zehnfach schwächer als bei 28°C (Schubert, 2001), was einer Induktion durch
Temperaturerhöhung gleichkommt. Neben der Induktion durch den natürlichen Induktor Tetrazyklin
und seinen Derivaten ist seit Kurzem auch die induktorische Wirkung des Oligopeptids Tip
(Klotzsche et al., 2005; Luckner et al., 2007) und eines RNA-Aptamers (Hunsicker et al., 2009)
bekannt. Da sich diese synthetischen Effektoren strukturell sehr stark von Tetrazyklin
unterscheiden, geht man davon aus, dass sie TetR auch auf unterschiedliche Weise induzieren. Im
Folgenden wird vor allem auf die Tetrazyklin-abhängige sowie die Peptid-basierte Induktion von
TetR eingegangen, die durch die Alanin-Austauschmutagenese untersucht wurden.
- 69 DISKUSSION
4.1.1 Induktion durch Tetrazyklin
4.1.1.1 Effektorbindung und Einleitung des Induktionsmechanismus
Während andere Repressoren der TetR/CamR-Familie, wie QacR aus Staphylococcus aureus,
AcrR aus Escherichia coli oder CmeR aus Campylobacter jejuni, verschiedene Effektoren binden
können (Routh et al., 2009; Schumacher et al., 2001), ist die Erkennung von Tetrazyklin durch
TetR ziemlich spezifisch. Bei der variablen Effektorbindung von QacR spielen überwiegend
Tyrosin- und Tryptophanreste eine Rolle, die über Van-der-Waals-Interaktionen die aromatischen
Ringsysteme der Effektoren binden, sowie Glutamin- und Glutamatreste, die hydrophile oder
ionische Interaktionen zum quartären Stickstoff der Effektoren ausbilden (Peters et al., 2008;
Schumacher et al., 2001). Aus der Tc-gebundenen Kristallstruktur von TetR geht hervor, dass die
funktionellen Gruppen des Tetrazyklins durch hydrophile und hydrophobe Interaktionen mit den
Resten in der Effektorbindetasche völlig abgesättigt sind, was zum einen die hochaffine Bindung
und zum anderen die oben genannte spezifische Erkennung des Effektors erklärt (Abb. 4.1).
QacR
Y123
W61
TetR
Q116
L131
L174‘
E120
F162‘
Q109
N82
H64
M177‘
P105
Q96
I99
F86
Mg2+
Y103
E147‘
H100
T103
Abb. 4.1: Vergleich der Effektor-kontaktierenden Reste von QacR (links) und TetR (rechts). Die Effektoren
sind in grün dargestellt, das Peptidrückgrat der beiden Proteine in orange. Hydrophile Wechselwirkungen sind als
dünne, hydrophobe als dicke, gestrichelte Linien eingezeichnet. Während bei QacR überwiegend Van-der-WaalsInteraktionen mit den aromatischen Ringen der Effektoren (hier: Malachitgrün) gebildet werden, spielen bei der
spezifischen Erkennung von Tetrazyklin durch TetR sowohl hydrophile als auch hydrophobe Wechselwirkungen
eine Rolle, die alle funktionellen Gruppen des Tetrazyklins absättigen. Zur Wahrung der Übersicht wurden nur die
2+
wichtigsten Reste aus den Bindetaschen dargestellt. Die Mg -Koordination von TetR ist nur angedeutet. Zur
Erstellung der Abbildung wurden die Kristallstrukturen von [QacR•Malachitgrün] (PDB-Eintrag: 3BQZ) (Brooks et
al., eingereicht) und von [TetR(D)•Tc] (PDB-Eintrag: 2TRT) verwendet.
Von den 20 Resten der Effektorbindetasche konnten nur 5 (Ser67, Thr112, Val113, Ile134 und
Ser138) durch Alanin ausgetauscht werden, ohne die Induzierbarkeit von TetR durch Tc zu
beeinflussen. Die übrigen Alanin-Substitutionsmutanten zeigten verminderte Induktion, was in den
meisten Fällen mit einer starken Verringerung der Tc-Bindeaffinität einhergeht. So liegen zum
Beispiel die Bindekonstanten für TetR(D) F86A, -H100A und -T103A etwa 50-fach, die für -H64A
und -P105A etwa 10-fach unter der des Wildtyps (Scholz et al., 2000). Somit wird durch die
Verkürzung der Seitenketten scheinbar nicht der Signalübertragungsweg unterbrochen, sondern
- 70 DISKUSSION
nur die Bindung von Tc verschlechtert. Dafür spricht, dass die singulären Alanin-Mutanten durch
den stärkeren Binder und Induktor ATc besser induziert werden können als durch Tc.
Strukturdaten eines [TetR•ATc]-Komplexes liegen bisher noch nicht vor, jedoch haben
Modellierungsrechnungen gezeigt, dass ATc etwas anders als Tc in der Bindetasche liegt und im
Vergleich zu diesem leicht „nach hinten gekippt“ ist (persönl. Mitteilung H. Lanig). Ob die in der
Simulation gesehenen unterschiedlichen Wechselwirkungen von Gln109 mit Tc und ATc (Tc:
Gln109 interagiert mit der 6-OH-Gruppe; ATc: Gln109 interagiert mit O1 und dem Sauerstoff der
Amidgruppe) allerdings wirklich einer der Gründe für die stärkere Induktionswirkung von ATc sind
(Lanig et al., 2006b), kann durch die experimentellen Daten aus der Austauschmutagenese nicht
bestätigt werden. Der Alanin-Austausch von Gln109 hat keinerlei Auswirkungen auf die Induktion
durch ATc. Die geänderte Lage von ATc in der Effektorbindetasche erklärt aber eventuell andere
Effekte. In der etwas nach hinten gedrehten Position bleiben zwar die wichtigen Kontakte zur
„Unterseite“ von ATc erhalten (Asn82, Thr103, Pro105, Glu147), die Kontakte zur „Oberseite“, wie
sie durch Val113, Gln116, Leu117, Leu131, Ile134 sowie Leu170‘, Leu174‘ und Met177‘ vom
zweiten Monomer gebildet werden, können von denen zu Tc abweichen. Das würde erklären,
warum Alanin-Austausche dieser Aminosäuren gegen Alanin keinen Effekt auf die Induktion durch
ATc in vivo haben. Einige Austausche setzen jedoch die Affinität für ATc herab. Die
Bindekonstanten der Mutanten TetR(D) V113A und -Q116A sind 8-fach bzw. 34-fach niedriger als
beim Wildtyp (Scholz et al., 2000), wobei die Bindung hier trotzdem noch um den Faktor 25 bzw. 5
stärker ist als die Bindung von Tc an TetR.
4.1.1.2 Informationsübertragung zwischen den Domänen
Die Bindung von Tc führt zu einer Verschiebung mehrerer angrenzender Helices von revTetR
(Abb. 4.2). Die Anhebung der α6-α7-Schleife, ausgelöst durch die Mg2+-Koordination von His100
und Thr103, ist eines der Schlüsselereignisse während der Induktion. Durch das Anheben werden
mehrere Reste der α6-α7-Schleife neu angeordnet, darunter auch Arg104, das in der neuen
Position eine Salzbrücke mit Asp178‘ aus Helix α9‘ bildet. Das Induktionsverhalten der in der
Austauschmutagenese hergestellten Variante TetR R104A wirft die Frage auf, ob diese Salzbrücke
nur zur Stabilisierung zwischen der α6-α7-Schleife und α9‘ beiträgt (Aleksandrov et al., 2008) oder
ob erst durch die Ausbildung dieser Wechselwirkung Tc-kontaktierende Reste von α9‘ wie Met177‘
(und Arg104 selbst) in eine günstigere Position für die Interaktion mit Tc gebracht werden.
TetR R104A ist nicht durch Tc induzierbar. Der Austausch hat in vivo keinen Effekt auf die ATcInduktion. Für die koordinierende Wirkung spricht, dass die Austausche R104A und D178G (Müller
et al., 1995) einen viel stärkeren Einfluss auf die Induktion als beispielsweise M177A haben. Der
geringe Effekt auf die ATc-Induktion könnte auf die oben erwähnte andere Ausrichtung des ATcMoleküls in der Bindetasche zurückzuführen sein. Da auch Alanin-Austausche von Leu170,
Leu174 oder Met177 keine Auswirkung auf die ATc-Induktion haben, dürfte auch eine fehlende
„Feinausrichtung“ dieser Seitenketten, wie es durch den Wegfall der Salzbrücke zwischen Arg104
- 71 DISKUSSION
und Asp178‘ vermutet wird, keinen Einfluss haben. Dies konnte durch Aktivitätsmessungen von
TetR R104A gezeigt werden.
α7
α4
Q116
α9'
H64
L170‘
L174‘
H100
M177‘
R104
α6
T103
D178‘
Abb. 4.2: Einfluss der TetrazyklinBindung auf angrenzende Helices
von TetR. Die Position der Helices
im DNA-gebundenen Zustand ist in
hellgrau, die im induzierten Zustand
in dunkelgrau dargestellt. Der
Induktor (hier: Doxyzyklin) ist gelb
eingezeichnet. Hydrophile Wechselwirkungen
sind
als
grüne,
hydrophobe Wechselwirkungen als
rote gestrichelte Linien dargestellt.
Aminosäuren und Helices vom
zweiten Monomer sind mit einem
Apostroph gekennzeichnet. Für die
Abbildung wurden die Strukturen
[TetR(D)•tetO] (PDB-Eintrag: 1QPI)
und [TetR(D)•Dox] (PDB-Eintrag:
2O7O) überlagert.
Nach dem Induktionsmodell wird durch die Bewegung von Helix α6 in C-terminaler Richtung Helix
α4, die mit α6 über hydrophobe Kontakte verbunden ist (Leu52••Val99, Ala56••Thr103),
mitgezogen, worauf sich die für die Induktion nötigen Konformationsänderungen in der DNABindedomäne ergeben (Orth et al., 2000). Die Alanin-Austauschmutagenese hat allerdings noch
weitere wichtige Aminosäuren wie Arg49, Asp53, Asp95, Asp157 oder Arg158 aufgedeckt, deren
Bedeutung für den Induktionsvorgang mit diesem Modell nicht erklärt werden kann. Desweiteren
hat auch eine der letzten Computersimulationen ergeben, dass die Bewegung von α6, die nach
15 ps auftritt, zu einer Unterbrechung der Kontakte zwischen α6 und α4 führt. Erst nach weiteren
80 ps werden die hydrophoben Kontakte zwischen beiden Helices wieder ausgebildet und beide
Helices wieder aneinander fixiert (Aleksandrov et al., 2008). Obwohl hier Kinetik und
Thermodynamik aufeinander treffen, lässt sich nicht ausschließen, dass neben der hydrophoben
Interaktion zwischen α4 und α6 noch weitere Kräfte für die Verschiebung und die daraus
resultierenden Konformationsänderungen in der DNA-Bindedomäne verantwortlich sind.
In den Liganden-gebunden Strukturen von TetR, sowohl im Komplex mit einem Effektor als auch
im Komplex mit DNA, erkennt man eine Entwindung des N-Terminus von Helix α7, die in der freien
Struktur von TetR nicht auftritt (Abb. 4.3). Anders als beim DNA-gebundenen TetR ist das
N-terminale Ende von Helix α7 in den induzierten Strukturen nach außen gedrückt, vermutlich
ausgelöst durch die Wechselwirkung von Gln109 und Val113 mit Tetrazyklin. Dabei verschiebt sich
der N-Terminus von α7 in dieselbe Richtung, in die sich auch α4 bewegt. Ob dies nur zur
Stabilisierung der angehobenen α6-α7-Schleife beiträgt, oder ob Reste in dieser Region (z.B.
Asp106, Lys108) ebenfalls an der Verschiebung von α4 beteiligt sind (z.B. über Glu58), kann mit
den vorliegenden Daten nicht beantwortet werden. Fakt ist: die Seitenkette von Gln109 ist für die
Induktion durch Tc wichtig und der Austausch K108A führt zumindest beim reversen TetR zu
- 72 DISKUSSION
einem vollständigen Verlust der Korepression, sodass eine mögliche Interaktion zwischen Helix α4
und dem N-terminalen Ende von Helix α7 nicht ausgeschlossen werden kann.
A
B
α7
C
K108
V113
Q109
E58
K108
H100
Dox
K108
D106
H100
Q116
Q109
Tc
K108
D106
E58
V113
Q116
Q109
V113
Q109
D106
V113
Q116
Q116
D
E58
H100
D106
E58
H100
α6
α4
Abb. 4.3: Partielle Entwindung von Helix α7 bei der Bindung eines Liganden. Die Abbildung zeigt wichtige
Reste am N-terminalen Ende von Helix α7 sowie von benachbarten Helices im freien TetR (PDB-Eintrag: 1BJZ)
(A), im DNA-gebundenen TetR (PDB-Eintrag: 1QPI) (B), im Tc-induzierten TetR (PDB-Eintrag: 2TRT) (C) und im
Dox-induzierten TetR (PDB-Eintrag: 2O7O) (D). Bei den Liganden-gebundenen Strukturen (dunkelgrau) ist zum
Vergleich das Peptidrückgrat des freien TetR (hellgrau) angedeutet. Hydrophile Wechselwirkungen sind als
grüne, gestrichelte Linien eingezeichnet. Die Effektoren sind gelb dargestellt. Aminosäuren, welche die Induktion
durch Tc beeinträchtigen, sind fett gedruckt.
Durch die Tc-Bindung wird das C-terminale Ende von Helix α8‘ in Richtung α4 geschoben. Die
molekulare Ursache, die zu dieser Verschiebung führt, ist nicht bekannt. Es konnte nachgewiesen
werden, dass die Bindung von ATc die Flexibilität der α8-α9-Schleife erhöht (Vergani et al., 2000).
Polyalanin-Studien der α8-α9-Schleife zeigten, dass die Induzierbarkeit erhöht wird, wenn die
konservierten Reste Asp157‘ und Arg158‘ vorhanden sind. Damals lag noch keine Kristallstruktur
mit einer aufgelösten α8-α9-Schleife vor und so vermutete man, dass diese Reste für die
Repositionierung von α9‘ während des Induktionsvorgangs wichtig sind (Scholz et al., 2001). Lanig
et al. diskutierten eine magnesiumkoordinierende Wirkung von Glu157‘, das nach der Bindung von
Tc eine Wechselwirkung mit Glu23 ausbildet (Lanig et al., 2006a). Es wurde auch ein möglicher
Kontakt zwischen Glu150‘ und Lys98 beschrieben (Aleksandrov et al., 2008), der α8‘ an Helix α6
fixiert. Die Kristallstrukturen, die nur Anfangs- und Endpunkt einer Molekülbewegung darstellen,
können diese Theorien weder bestätigen noch widerlegen. Aktivitätsmessungen der AlaninMutanten zeigten aber, dass sowohl E23A als auch D157A die Induktion durch Tc (nicht jedoch
durch ATc) beeinträchtigen. Auch der Austausch E150A verschlechtert die Induktion durch Tc. Der
Alanin-Austausch von Lys98 hat keinen Einfluss auf die Induzierbarkeit. Damit konnte gezeigt
werden, dass Glu23, Glu150 und Asp157 zumindest für die Induktion durch Tc von Bedeutung
sind.
- 73 DISKUSSION
A
H64
H100
Dox
α4
L60
V99
I59
D95
L14
E23
L17
K98
L55
R62
N18
α6
E150
D95
L14
N11
L17
E23
α1
B
α4
E147‘
E150‘
R158‘
D53
R49
H64
L60
Dox
H100
α8'
V99
N18
L55
A
90°
R62
R158‘
D53
E157‘
α1
N11
R49
Abb. 4.4: Position und Wechselwirkungen wichtiger Seitenketten für die Induktion von TetR(BD) durch
Tetrazykline. Die Abbildungen links sind Ausschnitte aus den Signalkarten und zeigen die Position und Bedeutung der
durch die Alanin-Austauschmutagenese untersuchten Aminosäuren. Das Peptidrückgrat des DNA-gebundenen TetR
(PDB-Eintrag: 1QPI) ist in hellgrau, das des induzierten TetR (PDB-Eintrag: 2O7O) in dunkelgrau dargestellt. Doxyzyklin
ist gelb eingezeichnet. Hydrophile Wechselwirkungen sind als grüne, hydrophobe Wechselwirkungen als rote
gestrichelte Linien gezeichnet. Alanin-Austausche der fett gedruckten Aminosäuren verhindern die Induktion durch Tc
und ATc. (A) Detailansicht der Zwischenregion zwischen DNA-Bindedomäne und Proteinkörper. Glu23, Lys98 und
Glu150 stabilisieren die induzierte Form durch Wasserstoffbrückenbindungen zu strukturell wichtigen Wassermolekülen
(als Kalottenmodell dargestellt). (B) Seitenansicht der DNA-Bindedomäne mit den benachbarten Helices α4 und α8‘. Der
schwarze Pfeil deutet die Induktionsbewegung an.
- 74 DISKUSSION
In der Struktur von TetR mit Dox (PDB-Eintrag: 2O7O), das wie ATc einen starken Induktor
darstellt, ist Helix α8‘ am C-Terminus um eine Windung verlängert, was bisher nur in der Tipinduzierten Struktur von TetR beobachtet wurde (Luckner et al., 2007). In den beiden Tckomplexierten Strukturen, in denen die α8‘-α9‘-Schleife vollständig aufgelöst ist, ist diese
zusätzliche Windung entweder gar nicht ([TetR•Tc]; PDB-Eintrag: 2TRT1) (Hinrichs et al., 1994)
oder nur ansatzweise vorhanden ([TetR•7-Chlor-Tc]; PDB-Eintrag: 2FJ1) (Palm et al., 2008).
Durch die Verlängerung von α8‘ steht Arg158‘ mit nur noch 2,9 Å Abstand in einer Position, welche
die Ausbildung einer Salzbrücke zu Asp53 ermöglicht. Die Bildung der Salzbrücke wird unterstützt,
indem Arg49, das in der DNA-gebundenen Struktur von TetR mit Asp53 interagiert, sich mit Val99
einen neuen Interaktionspartner sucht (Abstandsänderung Arg49Val99 von 8,1 Å auf 3,2 Å)
(Hinrichs et al., 1994), zu dessen Peptidrückgrat es eine Wasserstoffbrücke ausbildet. Damit gäbe
es eine weitere, stabilisierende Interaktion zwischen dem N-Terminus von α4 und der
verschobenen Helix α6. Aktivitätsmessungen der Alanin-Mutanten zeigten, dass sowohl R158A als
auch D53A zu einer erheblichen Verschlechterung der Tc-Induktion führen. R49A unterbricht die
Tc-Induktion vollständig. Die Austausche R158A und R49A beeinträchtigen darüber hinaus auch
noch die Induktion durch ATc. Damit sind die Aminosäuren Arg49, Asp53 und Arg158 ein wichtiger
Teil des Induktionsvorgangs. Da die Positionsänderung von Arg49 oder Asp53 zu gering ist, um
die Induktionsbewegung der DNA-Bindedomäne zu verursachen, und Computerberechnungen
ergeben haben, dass Tyr49 oder Ile49 (in den ebenfalls induzierbaren Varianten TetR R49Y und
-R49I)
keine
Wechselwirkung
zu
Helix
α6
ausbilden,
wurde
TetR R49A
auf
eine
Stabilitätsänderung hin überprüft. Proteolyse-Experimente bestätigten eine Beteiligung von
Aminosäure 49 auf die Gesamtstabilität von TetR: Die Mutante TetR R49A ist im uninduzierten
Zustand etwas und im induzierten Zustand erheblich instabiler als der Wildtyp. Damit scheint die
Wechselwirkung von Arg49 TetR während der Induktion zu stabilisieren. Einen ähnlichen Effekt
könnte auch die Wechselwirkung von Arg158 mit Asp53 haben, da der R158A-Austausch die
Induktion von ATc nicht komplett verhindert und diese Interaktion somit kein essentieller
Bestandteil der Induktionsbewegung zu sein scheint.
Als weitere wichtige Aminosäuren wurden durch die Alanin-Austauschmutagenese Asp95 und
Leu17 ermittelt. Asp95 ist ein Kontakt zwischen Helix α6 und der DNA-Bindedomäne. Fehlt dieser
Kontakt, wird die Induktion durch Tc vollständig verhindert, die durch ATc deutlich verschlechtert.
Aus den Strukturdaten lässt sich eine Wechselwirkung mit dem Peptidrückgrat von Ile22
herauslesen. Da dieser Kontakt sowohl in der induzierten, als auch in der DNA-gebundenen
Struktur vorhanden ist, wird davon ausgegangen, dass es sich hier um eine Fixierung von α6 an
α1 handelt und α1 bei der Bewegung von α6 an diese gekoppelt ist. Eine ähnliche Funktion hat
wohl auch der Kontakt von Asn18 zu dem Peptidrückgrat von Arg94, wobei N18A die Induktion
durch Tc nur geringfügig beeinträchtigt. Essentiell dagegen ist Leu17 aus α1, das Teil der
1
Von 2TRT stand eine Version mit modellierter α8-α9-Schleife zur Verfügung (Hinrichs et al., 1994).
- 75 DISKUSSION
hydrophoben Zone zwischen den Helices α1, α4 und α6 ist (Abb. 4.4). TetR L17A kann weder
durch Tc noch durch ATc induziert werden. Im Gegensatz zu Leu14, Leu55 und Ile59, deren
Alanin-Austausche die Induzierbarkeit durch Tc und ATc nur verringern, scheint die Seitenkette
von Leu17 für die Stabilität der hydrophoben Zone besonders wichtig zu sein. Wie bereits
beschrieben, führen Mutationen in der hydrophoben Zone, die für die Übertragung der α6Bewegung auf die DNA-Bindedomäne wichtig ist, zu einer Änderung der Flexibilität in diesem
Bereich, wodurch es zur Umkehrung des Regulationsverhaltens und damit zur Ausbildung von
„reversen“ TetR-Varianten kommen kann (Resch et al., 2008), wie das auch bei TetR L17A
(schlecht regulierbar) bzw. TetR L17G oder -V99E (gut regulierbar) Fall ist (Henssler, 2005; Scholz
et al., 2004).
Zusammengefasst besteht der Induktionsvorgang also scheinbar aus zwei unabhängigen
Vorgängen, die durch die Tetrazyklinbindung ausgelöst werden:
1) Konformationsänderung (Induktionsbewegung): Die Bindung von Tc führt durch die Mg2+Koordination zu einer Verschiebung von Helix α6. Diese Bewegung wird durch einen
essentiellen Kontakt zwischen Asp95 und dem Peptidrückgrat von Ile22 auf Helix α1
übertragen. Zusätzlich folgt Helix α4 dieser Bewegung, die durch hydrophobe Kontakte mit α1
und α6 verbunden ist. Hier haben sich Leu14, Leu17, Leu55 und Ile59 als wichtig
herausgestellt,
deren
Alanin-Austausche
zu
einer
generellen
Verschlechterung
der
Induzierbarkeit führen. Die Bewegung wird über α4 direkt auf die DNA-Bindedomäne
übertragen, was dazu führt, dass sich wichtige Protein-DNA-Kontakte wie Lys48••Gua10 lösen
(Aleksandrov et al., 2008) und der TetR-Operator-Komplex dissoziiert. Die DNA-Bindedomäne
ist in der geänderten Position vermutlich immer noch flexibel genug, um erneut eine DNAbindende Konformation anzunehmen und wieder an den Operator zu binden. Dies wird
beispielsweise für TetR R49A vermutet.
2) Stabilisierung der geänderten Konformation: Durch die Tetrazyklin-Bindung werden weitere
Konformationsänderungen ausgelöst, die u.a. zu einer Annäherung von Helix α8‘ an Helix α4
führen. Diese ist bei starken Induktoren wie Dox (und evtl. auch ATc) ausgeprägter als bei Tc.
Über Wechselwirkungen zwischen den Resten am C-terminalen Ende von α8‘ (Arg158,
Asp157) und dem N-terminalen Ende von α4 (Arg49, Asp53) sowie einer Interaktion zwischen
Arg49 und dem Peptidrückgrat von Val99 wird die DNA-Bindedomäne in der nicht DNAbindefähigen Position fixiert, wodurch die beiden Erkennungshelices α3 und α3‘ in ihrem um 3 Å
vergrößerten Abstand bleiben. Sowohl Arg49 als auch Asp53 und Arg158 konnten als wichtige
Aminosäuren
identifiziert
werden,
deren
Alanin-Substitutionsmutanten
nicht
durch
Tc
induzierbar sind, bei denen ATc aber noch eine Rest-Induktion zeigt. Bei TetR R49A konnte
durch limitierte Proteolyse in Anwesenheit von Tc und ATc ein geringerer Stabilisierungseffekt
als beim Wildtyp nachgewiesen werden.
- 76 DISKUSSION
Für eine erfolgreiche Induktion von TetR sind beide Vorgänge wichtig (Abb. 4.5). Da die Bewegung
der Bindedomäne bei der Induktion durch Tc und ATc gleich ist, setzt diese Theorie allerdings
voraus, dass sich die beiden Effektoren durch ihre stabilisierende Wirkung auf TetR unterscheiden.
Das wird zumindest durch die Ergebnisse aus der limitierten Proteolyse gestützt, die z.B. bei
TetR R49A, bei dem einer der Stabilisierung-vermittelnden Reste ausgetauscht ist, nach Zugabe
von ATc eine stärkere Degradation gezeigt haben.
A
Induktionsbewegung
+ Tc
TetR
+
+
tetO
Induktionsbewegung
+ Tc
TetR-R49A
+
+
+
+
tetO
tetO
B
x x
Stabilisierung des
induzierten Zustands
keine Stabilisierung
des induzierten Zustands
+
+
x x
x x
x x
tetO
tetO
tetO
Abb. 4.5: Schematische Darstellung des Induktionsvorgangs von TetR. (A) Im freien Zustand ist die
DNA-Bindedomäne flexibel wodurch TetR eine DNA-bindende Konformation annehmen kann und an tetO
+
bindet. Die Bindung von [Tc•Mg] (gelbe Dreiecke) löst die spezifische Induktionsbewegung aus, wodurch sich
TetR vom Operator löst. Auch nach dieser Konformationsänderung sind die DNA-Bindedomänen noch flexibel
genug, um erneut an die DNA zu binden. Erst in Kombination mit einer zusätzlichen Konformationsänderung,
die den induzierten Zustand stabilisiert (durch rote Striche gekennzeichnet), wird TetR erfolgreich induziert.
(B) Bei einigen nicht-induzierbaren Varianten wie TetR R49A verhindern Mutationen die Stabilisierung des
induzierten Zustands, wodurch sich TetR nicht dauerhaft von Operator lösen kann.
4.1.2 Induktion durch das Oligopeptid Tip
Während TetR zur Zeit das einzige Protein aus der TetR/CamR-Familie ist, das durch ein Peptid
induziert werden kann1, ist die Idee, durch Phage-Display isolierte Peptide zur Regulation und
Modulation von Proteinaktivitäten (meistens von Enzymen) zu verwenden, nicht neu. So wurden
bereits Peptide dazu verwendet, Resistenz-Enzyme wie die Erythromycin-Methyltransferase ErmC‘
aus Bacillus subtilis oder verschiedene Lactamasen aus Bacillus anthracis zu inhibieren
(Giannattasio & Weisblum, 2000; Huang et al., 2003). Es wurden mittlerweile auch Oligopeptide
gefunden, die Zellwandsynthese-Enzyme wie MurD oder MurE inhibieren und so neue
antimikrobielle Agenzien darstellen (Bratkovic et al., 2008). Peptidische Effektoren haben aufgrund
ihrer großen Variabilität und der zahlreichen Interaktionsmöglichkeiten ein sehr breites
Anwendungsspektrum, das bisher erst in Ansätzen erschlossen ist.
1
Ausgenommen sind hiervon Regulatoren, die durch (hochmolekulare) Protein-Effektoren induziert werden, wie
beispielsweise AmtR oder DhaS (Beckers et al., 2005; Christen et al., 2006).
- 77 DISKUSSION
Obwohl das aus 16 Aminosäuren bestehende Peptid Tip TetR mit gleicher Effizienz wie Tc
induziert und die die Bindung beider Effektoren dieselbe Bewegung der DNA-Bindedomäne
auslöst, wird aufgrund der sehr unterschiedlichen Kontakte zwischen TetR und Tip, bei der neben
der
Effektor-Bindetasche
auch
die
Proteinoberfläche
involviert
ist,
ein
anderer
Induktionsmechanismus angenommen (Klotzsche et al., 2005; Luckner et al., 2007). Da diese
Arbeit schwerpunktmäßig die Signalübertragung von TetR(BD) zur Aufgabe hatte, standen für die
Untersuchung der Tip-Induktion von TetR(B) nur die Alanin-Mutanten der DNA-Bindedomäne
(Aminosäuren 4-49) zur Verfügung. Dennoch ließen sich aus den Messungen wichtige
Erkenntnisse für die Interpretation des Induktionsvorgangs gewinnen. Für die Induktion durch Tip
spielen Asn11, Leu17, Glu23 und Arg49 eine wichtige Rolle. Ein Austausch dieser Aminosäuren
gegen Alanin führt zu einem vollständigen Verlust der Induzierbarkeit, die für die Mutanten einem
Alles-oder-Nichts-Prinzip zu folgen scheint.
Die Bedeutung von Arg49 ist dabei die einzige Gemeinsamkeit zur Tc-Induktion. Allerdings
interagiert Arg49 in der Tip-induzierten Struktur nicht mit α6 (Val99), sondern mit Glu150‘ und
Glu157‘ in der Schleife zwischen α8‘ und α9‘ (Abb. 4.6-B). Durch diese Wechselwirkung könnte
Helix
α4
näher
an
Helix
α8
herangezogen
werden
und
dadurch
entscheidend
zur
Induktionsbewegung beitragen. Verstärkt wird die Interaktion zwischen der α8‘-α9‘-Schleife und
Helix α4 durch eine Salzbrücke zwischen Arg158‘ und Asp53, die analog zur Dox-induzierten
Struktur ausgebildet wird. Die Mutante TetR(B) R158A ist ebenfalls nicht mehr durch Tip
induzierbar (persönl. Mitteilung J. Daam). Auch TetR(B) N11A kann nicht durch Tip induziert
werden. Asn11 bildet zu Arg62 eine Wasserstoffbrücke und stabilisiert damit die N-terminale
Region von Helix α1 relativ zu Helix α4 (Abb. 4.6). Diese Fixierung scheint eine entscheidende
Rolle für die Konformationsänderung der Bindedomäne zu spielen. Dass TetR(B) E23A nicht durch
Tip induzierbar ist, könnte durch eine verringerte Stabilisierung erklärt werden. Glu23 bildet
zusammen mit Lys98 und Glu150 über strukturell wichtige Wassermoleküle ein Netzwerk an
Wasserstoffbrücken, das die induzierte Konformation stabilisiert (Kisker et al., 1995). TetR(B) L17A
ist durch Tc, nicht jedoch durch Tip induzierbar. Leu17 liegt im Zentrum der hydrophoben Zone
zwischen den Helices α1, α4 und α6, der auch die Aminosäuren Leu14, Ile22, Leu55, Met59 und
Val99 angehören und die in TetR(BD) sowohl wichtig für die Induktion, als auch für die Stabilität
der DNA-Bindedomäne ist (Kapitel 4.1.1). Da sich die Positionen der hydrophoben Seitenketten
zueinander während des Induktionsvorgangs nicht oder nur kaum ändern, wird hier von einer
Stabilisierung bzw. Fixierung der Helices α6, α4 und α1 ausgegangen. Durch den Austausch L17A
wird die hydrophobe Zone wahrscheinlich durch den Wegfall von hydrophoben Wechselwirkungen
destabilisiert (wie es auch bei L17G der Fall ist; Resch et al., 2008), wodurch die drei Helices
während des Induktionsvorgangs nicht in ihrer relativen Position zueinander verankert sind. Die im
Vergleich zur Tc-Induktion geringere Verschiebung von Helix α6 könnte dabei für die
unterschiedliche Induzierbarkeit von TetR(B) L17A durch Tip und Tc verantwortlich sein.
- 78 DISKUSSION
A
N11
W1
L17
α4
T103
E23
M59
V99
α6
K98
R62
E150
L55
L14
N11
L17
I22
E23
α1
B
α4
R158‘
W1
N4
R49
R62
T103
N11
D148 ‘
α6
A
90°
N11
H151‘
E150‘
N12
α1
E156‘
E157‘
R49
α8'
Abb. 4.6: Position und Wechselwirkungen wichtiger Seitenketten für die Induktion von TetR(B) durch Tip. Die
Abbildungen links sind Ausschnitte aus den Signalkarten und zeigen die Position und Bedeutung der durch die AlaninAustauschmutagenese untersuchten Aminosäuren. In den Detailansichten ist das Peptidrückgrat von TetR (PDB-Eintrag:
1QPI) ist hellgrau, das des Tip-induzierten TetR (PDB-Eintrag: 2NS8) in dunkelgrau dargestellt. Tip ist gelb
eingezeichnet. Hydrophile Wechselwirkungen sind als grüne, hydrophobe Wechselwirkungen als rote gestrichelte Linien
dargestellt. Alanin-Austausche der fett gedruckten Aminosäuren führen zum Verlust der Tip-Induktion, kursiv gedruckte
Aminosäuren wurden nicht untersucht. (A) Detailansicht der hydrophoben Zone zwischen den Helices α1, α4 und α6.
Glu23, Lys98 und Glu150 stabilisieren die induzierte Form durch Wasserstoffbrückenbindungen zu strukturell wichtigen
Wassermolekülen (als Kalottenmodell dargestellt). (B) Seitenansicht der DNA-Bindedomäne mit den benachbarten
Helices α4 und α8‘. Der schwarze Pfeil deutet die Induktionsbewegung an. Die Salzbrücke zwischen Arg158‘ und Asp53
wurde in de Detailzeichnung zur Wahrung der Übersicht weggelassen.
- 79 DISKUSSION
Die Bedeutung von Arg49 und Arg158 für die Induktion von TetR durch Tip und die Tatsache, dass
die stärkste Verschiebung von Helix α4 an ihrem N-terminalen Ende (bei Arg49) stattfindet sowie
die nur geringe Positionsänderung von Helix α6 würden für den zweiten vorgeschlagenen
Induktionsmechanismus sprechen, bei dem die Induktionsbewegung durch Kontakte zwischen den
Helices α4 und α8‘ ausgelöst wird (Kapitel 2.2.2.3). Allerdings scheint die alleinige Verschiebung
von Helix α4 durch die „ziehenden“ Kontakte zu Helix α8‘ nicht ausreichend für eine erfolgreiche
Induktion zu sein. Wie Aktivitätsmessungen der Mutanten TetR(B) L17A sowie -E23A gezeigt
haben, spielen auch weitere (stabilisierende) Wechselwirkungen innerhalb der hydrophoben Zone
sowie zwischen den beiden DNA-Bindedomänen eine Rolle. Die Zugbewegung von Helix α8‘ führt
in Kombination mit der relativen Fixierung der Helices α1, α4 und α6 während des
Induktionsvorgangs vermutlich zu einer Konformationsänderung innerhalb der DNA-Bindedomäne,
bei der Helices α1 bis α3 in eine andere, starrere Anordnung gebracht werden, die es TetR nicht
mehr ermöglicht, an den Operator zu binden.
4.2 Der reverse Tetrazyklin-Repressor (revTetR)
4.2.1 Die Destabilisierung erschwert eine Aussage über den Signalweg
Die meisten Alanin-Substitutionen in der reversen Variante TetRr2 (TetR L15A L17G L25V)1 führen
zu einem Verlust der Korepression durch Tc. Das spricht für die von Reichheld & Davidson
publizierte These einer Destabilisierung. Die beiden Forscher vermuten, dass revTetR durch
Mutationen in der hydrophoben Zone eine destabilisierte DNA-Bindedomäne besitzt, durch die
eine Repression nicht möglich ist (Reichheld & Davidson, 2006). Eine erste Bestätigung dafür
erbrachten zwei unabhängige Studien, die durch limitierte Proteolyse zeigen konnten, dass
revTetR-Varianten anfälliger für Proteasen sind als der Wildtyp-TetR (Reichheld et al., eingereicht;
Resch et al., 2008).
Bei den Protein-Effektor-Kontakten gibt es nur wenige Unterschiede zwischen TetR und revTetR.
Eine Ausnahme ist Thr103, das bei TetR wichtiger Bestandteil der Signalübertragung ist und in
revTetR nur Bedeutung für die Korepression durch ATc hat, nicht für die durch Tc. Wichtiger als
bei TetR sind hingegen die „Ankerreste“ His64, Phe86, Gln116, sowie die hydrophoben Kontakte
von Leu117 und Ile134. Auch der Austausch von Val113 gegen Alanin führt in revTetR nicht wie
bei TetR zu einer Verbesserung, sondern zu einer Verschlechterung der Regulation. Die erhöhte
Bedeutung einzelner Effektor-kontaktierender Reste könnte mit der geringeren Affinität von
revTetR für Tetrazykline zusammenhängen (Henssler, 2005), die bei vielen TetR-Mutanten mit
destabilisierter DNA-Bindedomäne auftritt (Reichheld & Davidson, 2006). Dass ATc bei der
Korepression von revTetR anders in der Effektorbindetasche bindet (wie ONPF bei LacI), konnte
1
TetRr2 wird in den folgenden Kapiteln meist als „revTetR“ bezeichnet.
- 80 DISKUSSION
die Auflösung der Struktur von [TetRr1•ATc] widerlegen (Resch et al., 2008). Wie auch beim
induzierten TetR tritt beim ATc-gebundenen revTetR eine Anhebung der α6-α7-Schleife, eine
Entwindung des N-Terminus von Helix α7 und die Erweiterung von Helix α8‘ um eine Windung auf.
Auch die Verschiebung von α6 und α4 ist vergleichbar mit dem Dox-induzierten TetR (Abb. 4.7).
Bis auf eine etwas andere Anordnung der variablen α8-α9-Schleife, sowie eine andere Ausrichtung
von α9, unterscheidet sich der koreprimierte revTetR nur in der Konformation der DNABindedomäne vom induzierten TetR (Resch et al., 2008).
Helix α4 ist wie beim induzierten TetR durch die stabilisierenden Wechselwirkungen zwischen
Arg49, Asp53 und Arg158‘, Glu157‘ mit dem C-Terminus der erweiterten Helix α8‘ verbunden.
R49A und D53A führen zu einer Verschlechterung der Korepression durch Tc. Als zusätzlicher
Kontakt tritt eine Wasserstoffbrücke zwischen Asn47 und dem Peptidrückgrat von Asp157‘ auf,
welche die α3-α4-Schleife zusammen mit Helix α3 stärker an α8‘ heranzieht (Abb. 4.7-B). Die
Bedeutung dieses Restes zeigt sich auch bei dem Regulationsverhalten der Alanin-Mutante:
TetRr2 N47A ist vollständig repressionsdefekt. Asn11 im N-terminalen Ende von Helix α1 steht in
Kontakt mit Arg62 aus Helix α4. Das C-terminale Ende von Helix α1 ist über Asn18 mit dem
Peptidrückgrat von Arg94 verbunden und gleichzeitig kontaktiert Asp95 das Peptidrückgrat von
Ile22 – diese Kontakte sind ebenfalls identisch zu TetR und koppeln Helix α1 an α6. Ein Austausch
von Arg94 und Asp95 gegen Alanin führt zum Verlust der Korepression durch Tc. Eine mögliche
Interaktion von Glu23 ließ sich aus den Strukturdaten nicht herauslesen. Der Hauptunterschied
zum induzierten TetR liegt bei revTetR in dem größeren Abstand zwischen α1 und α4/α6, durch
den die hydrophobe Zone teilweise „unterbrochen“ wird und die DNA-Bindedomäne nicht die
vollständige Verschiebung von α4 mitmacht (Abb. 4.7-A).
Zusammengefasst gibt es also zwei Unterschiede zum induzierten TetR: Die zusätzliche
Wechselwirkung von Asn47 mit der Peptidgruppe von Glu157‘ zieht Helix α3 in Richtung α8‘. Die
r2-Mutationen führen zu einer Destabilisierung der hydrophoben Zone, wodurch α1 weiter von α4/
α6 entfernt ist. Durch die fehlende Zugbewegung der hydrophoben Zone wird das C-terminale
Ende von α1 bei der Bewegung von α4/α6 nicht vollständig mitgezogen. Das führt zu einer
anderen Anordnung des Helix-turn-Helix-Motivs innerhalb der Bindedomäne (Abb. 4.7), die es
revTetR erlaubt, an die DNA zu binden. Die Empfindlichkeit dieser Anordnung wird deutlich, wenn
man bedenkt, dass alle Alanin-Austausche in der DNA-Bindedomäne zum Verlust der
Koreprimierbarkeit führen.
Außerhalb der DNA-Bindedomäne führen nur wenige Alanin-Substitutionen zu einem generellen
Verlust der Koreprimierbarkeit. Die Bedeutung von Lys108 lässt sich aus den Strukturdaten alleine
nicht erklären. Eine Western-Blot-Analyse hat jedoch ergeben, dass TetRr2 K108A nicht als
lösliches Protein in der Zelle vorliegt. So könnte Lys108 auch zur Faltung von TetRr2 beitragen.
Ähnlich verhält es sich bei Asn11. TetRr2 N11A, ebenfalls nicht als lösliches Protein im WesternBlot nachweisbar, lässt sich weder durch Tc noch durch ATc koreprimieren. N11A könnte Einfluss
- 81 DISKUSSION
H64
A
K108
H63
I59
ATc
α4
H63
I10
V99
I59
N11
α6
L55
I22
I10
α1
L14
D95
G17
B
K108
α4
ATc
α8'
N11
N47
K108
D53
R62
E58
R49
V9
N11
L34
A
90°
V45
α1
D157‘
N47
H44
α3
Abb. 4.7: Position und Wechselwirkungen wichtiger Seitenketten für die Korepression von revTetR durch
Tetrazyklin. Die Abbildungen links sind Ausschnitte aus den Signalkarten und zeigen die Position und Bedeutung der
durch die Alanin-Austauschmutagenese untersuchten Aminosäuren. In den Detailansichten ist das Peptidrückgrat von
[TetRr1•ATc] (PDB-Eintrag: 2VKV) in dunkelgrau dargestellt. Zum Vergleich ist das Peptidrückgrat von [TetR•Dox] (PDBEintrag: 2O7O) überlagert (hellgrau). ATc ist gelb dargestellt. Hydrophile Wechselwirkungen sind als grüne, hydrophobe
Wechselwirkungen als rote gestrichelte Linien gezeichnet. Alanin-Austausche der fett gedruckten Aminosäuren
verhindern die Korepression durch Tc und ATc, kursiv gedruckte Aminosäuren wurden nicht untersucht. Die schwarzen
Pfeile deuten eine die Verschiebung gegenüber der Dox-induzierten Struktur an. (A) Detailansicht der hydrophoben
Zone zwischen den Helices α1, α4 und α6. Das Volumen, das die Leucin-Seitenkette an Position 17 in etwa einnehmen
würde, ist schwarz umrandet. Wechselwirkungen von Leu17 sind angedeutet. (B) Seitenansicht der DNA-Bindedomäne
mit den benachbarten Helices α4 und α8‘. Die Wechselwirkung zwischen Asn47 und dem Peptidrückgrat von Asp157‘ ist
in der induzierten Struktur von TetR nicht vorhanden und vermutlich der Grund für eine andere Ausrichtung der DNAErkennungshelix α3.
- 82 DISKUSSION
auf die Faltung der DNA-Bindedomäne haben, was sich möglicherweise durch eine geänderte
Löslichkeit äußert.
Aufgrund dieser Sensitivität gegenüber den Alanin-Austauschen ist es schwierig, aus den Daten
der Austauschmutagenese einen Signalweg für revTetR zu erstellen. Die Messungen haben
ergeben, dass ein Großteil Alanin-Mutanten nicht durch Tc koreprimierbar ist. Dass ATc, das nach
dem vorgeschlagenen Induktionsmodell durch seine Bindung eine stärkere Stabilisierung von TetR
als Tc bewirkt, viele dieser Mutanten koreprimieren kann, spricht dafür, dass die Stabilisierung
durch den Effektor auch bei der Korepression eine entscheidende Rolle spielt.
4.2.2 Der reverse TetR(B):
Hypothesen zur Erklärung des reversen Regulationsmechanismus‘
Die Mutationen L15A L17G L25V, die den Regulationsmechanismus von TetR(BD) umkehren,
zeigen nicht denselben Effekt, wenn sie in TetR(B) eingeführt werden. TetR(B) L15A L17G L25V
(=TetR(B)r2) wird weder durch Tc noch durch ATc koreprimiert. Erst durch den zusätzlichen
Austausch von drei (M59I S92R H93Y) bzw. vier (M59I D61A S92R H93Y) weiteren Aminosäuren
in der Region zwischen DNA-Bindedomäne und Effektor-Bindetasche durch die jeweiligen
Aminosäuren aus TetR(D) lässt sich das reverse Regulationsverhalten auf TetR(B)r2 übertragen1
(Abb. 4.8). Zur Erklärung dieses Verhaltens können zwei Hypothesen aufgestellt werden:
Hypothese I: Es wird angenommen, dass für die Korepression, analog zur Induktion, ebenfalls ein
Signal von der Effektorbindetasche zu der DNA-Bindedomäne übertragen werden muss
(Reichheld & Davidson, 2006). Das Signal für die Korepression in TetR(B)r2 wird durch die TcBindung zwar erzeugt, aber kann im Gegensatz zu der BD-Variante nicht zu der Bindedomäne
übertragen werden. Da beide Proteine, TetR(B) und TetR(BD), durch Tc induzierbar sind, aber nur
TetR(BD)r2 durch Tc koreprimierbar ist, müssen die Mutationen den Signalweg von TetR ändern.
Dieser geänderte Signalweg ist in TetR(B) durch die unterschiedliche Interaktionsfläche zwischen
B-Bindedomäne und B-Proteinkörper unterbrochen (Abb. 4.9-A).
Hypothese II: Die Rückfaltung der DNA-Bindedomäne und die Induktionsbewegung von TetR sind
zwei unterschiedliche, voneinander unabhängige Vorgänge. In diesem Fall könnte die Bindung von
Tc auch in TetR(B)r2 eine Rückfaltung der DNA-Bindedomäne bewirken. Unabhängig davon wird
jedoch auch ein Signal für die Induktionsbewegung zu der DNA-Bindedomäne übertragen. Das
führt dazu, dass die Bindedomäne in einer nicht DNA-bindenden Konformation stabilisiert wird und
TetR(B)r2
nicht
reprimieren
kann.
revTetR-Varianten
dürften
in
diesem
Fall
keine
„Induktionsbewegung“2 besitzen (Abb. 4.9-B).
1
2
Parallel zu dieser Arbeit hat auch eine andere Arbeitsgruppe einen reversen TetR(B) entwickelt, der dieselben
Austausche besitzt (Klotzsche et al., 2009).
Da revTetR eigentlich nicht „induziert“ werden kann, wird der eingeführte Begriff „Induktionsbewegung“ im
Zusammenhang mit revTetR in Anführungszeichen gesetzt.
- 83 DISKUSSION
Diese beiden Hypothesen werden im Folgenden anhand der Strukturdaten und Erkenntnissen aus
der Alanin-Austauschmutagenese einzeln diskutiert.
4.2.2.1 Hypothese I: Die Mutationen E15A L17G L25V ändern den Signalweg
Nach dem Austausch von Met59, Ser92 und His93 durch die entsprechenden Aminosäuren von
TetR(D) kann TetR(B)r2 in gleicher Effizienz wie TetR(BD)r2 durch Tc und ATc koreprimiert werden.
Durch limitierte Proteolyse konnte gezeigt werden, dass der Doppelaustausch M59I H93Y keinen
Effekt auf die Proteinaseanfälligkeit von TetR(B) hat, wie er zum Beispiel durch unterschiedliche
Faltungsweisen oder Stabilität zustandekommen kann. Das legt die Vermutung nahe, dass diese
Mutationen nur Einfluss auf die Signalübertragung haben, die für den Korepressionsvorgang von
B
A
H64
I59
A61
R92
Y93
S92
H63
D61
R92
M59
H93
D95
R62
N11
TetR(BD)
I59
A61
L14
Y93
TetR(B)
Abb. 4.8: Aminosäuren an der Kontaktfläche von DNABindedomäne und Proteinkörper bei TetR(BD) und
TetR(B). (A) Überlagerung der Kristallstrukturen von TetR(D)
(linkes Monomer) und TetR(B) (rechtes Monomer). Die
Aminosäuren Ala15, Gly17 und Val25, die zum reversen
r2
Regulationsverhalten von TetR(BD) führen, sind in hellrot
eingezeichnet. Die übrigen als Kalottenmodell dargestellten
Aminosäuren wurden einzeln zwischen den Klassen TetR(D)
und TetR(B) ausgetauscht (zur Wahrung der Übersicht
wurde die Gesamtzahl der Aminosäuren nur in das linke
Monomer eingezeichnet). Für die Übertragung des reversen
r2
Regulationsverhaltens auf TetR(B) hat ein Austausch der
Aminosäuren 59 und 93 (dunkelgrün/dunkelblau) den
größten Effekt und ein Austausch von 61 und 92
(hellgrün/hellblau) einen unterstützenden Effekt. (B)
Detailübersicht der Wechselwirkungen von Ile59, Ala61,
Arg92 und Tyr93 in TetR(BD). (C) Detailübersicht der
Wechselwirkungen von Met59, Asp61, Ser92 und His93 in
TetR(B). Hydrophile Wechselwirkungen sind als grüne,
hydrophobe Wechselwirkungen als rote gestrichelte Linien
dargestellt.
- 84 C
H64
D61
H63
S92
M59
R62
H93
D95
L14
N11
DISKUSSION
revTetR offenbar geändert ist und nur über die Kontaktfläche des D-Proteinkörpers zur
B-Bindedomäne stattfinden kann.
Tyr93 bildet in TetR(BD) nach der Bindung von ATc über die Hydroxy-Gruppe der Seitenkette eine
Wasserstoffbrücke zu His63 aus, welche das Signal der Effektorbindung von His64
möglicherweise weiterleitet (Abb. 4.8-B). Desweiteren steht der aromatische Ring in hydrophobem
Kontakt mit Ile591 und Leu14 und stellt somit sowohl Wechselwirkungen von Helix α6 zu α4 als
auch von α6 zu α1 her. Die Seitenkette von His93 in TetR(B) kann keine dieser Interaktion
ausbilden. Die beiden positiven Ladungen der Histidin-Seitenketten 93 und 63 könnten sogar zu
einer abstoßenden Wechselwirkung zwischen den beiden Aminosäuren führen. Andere
Interaktionen, wie zwischen Arg62 und Asn11 oder zwischen Asp95 und Ile22, sind davon nicht
betroffen. Diese fehlende Wechselwirkung zwischen den Helices α4, α6 und α1 könnte aber zur
Unterbrechung eines Korepressions-Signalweges in TetR(B) führen. Auf der anderen Seite konnte
jedoch gezeigt werden, dass der Austausch Y93A, d.h. der Wegfall der Interaktion von Tyr93, in
TetR(BD)r2 alleine keinen Effekt auf die Korepression hat.
A
Signalübertragung
für Rückfaltung
+ Tc
+
+
Signalübertragung
unterbrochen
Stabilisierung
+
+
+ Tc
+
+
tetO
tetO
tetO
+
+
TetR(B)r
TetR(BD)r
B
„Induktionsbewegung“
Stabilisierung
+ Tc
+
+
tetO
+
+
+ Tc
+
+
+
+
tetO
tetO
TetR(BD)r
Stabilisierung des
„induzierten“ Zustands
TetR(B)r
Abb. 4.9: Schematische Gegenüberstellung der beiden Hypothesen für das unterschiedliche
Regulationsverhalten von TetR(BD)r2 und TetR(B)r2. TetR ist in grau, [Tc•Mg]+ als gelbes Dreieck dargestellt. (A)
In Hypothese I gibt es analog zu TetR eine Signalübertragung, die zu einer spezifischen Konformationsänderung der
DNA-Bindedomäne führt (roter Pfeil), die sich aufgrund der r2-Mutationen nur anders auf die Bindedomäne
auswirken. Das führt einmal zur Induktion (TetR) und einmal zur Repression (revTetR). Durch die unterschiedlichen
Kontaktflächen von DNA-Bindedomäne und Proteinkörper in TetR(BD) und TetR(B) ist diese Signalübertragung bei
TetR(B)r2 unterbrochen. (B) In Hypothese II ist die Signalübertragung, die zu einer spezifischen Konformationsänderung der DNA-Bindedomäne führt, unterbrochen. Die Rückfaltung der DNA-Bindedomäne basiert hier nur auf
den ungerichteten, stabilisierenden Konformationsänderungen, die auch durch die Effektorbindung ausgelöst
r2
werden. In TetR(B) funktioniert zusätzlich auch noch die Signalübertragung für die „Induktionsbewegung“, wodurch
r2
TetR(B) direkt von einem nicht-DNA-bindenden in einen induzierten Zustand übergeht und dadurch keine
Korepression feststellbar ist.
1
Aufgrund sterischer Behinderung von Met59 und Tyr93 müssen die beiden Austausche H93Y und M59I immer
zusammen vorgenommen werden. - 85 DISKUSSION
4.2.2.2 Hypothese II: In revTetR-Varianten ist die Signalübertragung unterbrochen
Diese
Hypothese
basiert
darauf,
dass
die
Signalübertragung
für
eine
gerichtete
Konformationsänderung der DNA-Bindedomäne („Induktionsbewegung“) unterbrochen sein muss
und die Korepression überwiegend auf die ungerichteten, stabilisierenden Konformationsänderungen zurückzuführen ist. Zwar wurde angenommen, dass nicht-induzierbare TetRVarianten (ninTetRs) nicht durch die Effektorbindung stabilisiert werden (Reichheld et al.,
eingereicht), dies konnte jedoch sowohl durch die stabilisierende Wirkung von Tc auf den nichtinduzierbaren TetR R49A als auch durch die Stabilisierung von TetR und revTetR durch den AntiInduktor 4-ddma-ATc widerlegt werden. Darüber hinaus wurde ebenfalls eine korepressorische
Wirkung von Tc bei der Induktorspezifitätsvariante TetRi2 (TetR H64K S135L S138I) festgestellt,
die nicht mehr durch Tc induzierbar ist (Henssler et al., 2004; Klieber et al., 2009; Telorack, 2008).
Auf dieses Phänomen wird in dem folgenden Kapitel noch genauer eingegangen. Für diese
Hypothese spricht, dass durch die Alanin-Austauschmutagenese kein Signalweg von TetR(BD)r2
ermittelt werden konnte und dass Alanin-Substitutionen, die in TetR zum Verlust der
Induzierbarkeit geführt haben (R49A, D95A, R158A), keinen Einfluss auf die Korepression von
TetR(BD)r2 haben.
In TetR(B)r2 bildet Ser92 zwei Wasserstoffbrücken: eine zum Peptidrückgrat von Ala89, die andere
zum Imidazol-Ring von His93. Auf diese Weise wird die Schleife zwischen den Helices α5 und α6
stabilisiert und etwas an Helix α1 herangezogen. Diese Wechselwirkungen gehen verloren, wenn
Ser92 durch Arginin ersetzt wird. Vermutlich stoßen sich in diesem Fall die positiv geladenen
Reste von Arg92 und His63 sogar gegenseitig ab und drücken auf diese Weise die Helices α4 und
α6 auseinander (Positionierungen einer Arg92-Seitenkette in der Kristallstruktur von TetR(B)
reichen von direkten sterischen Hinderungen mit His63 bis hin zu einem Abstand von 3,5 Å). Der
größere Abstand könnte zu einer Unterbrechung in der hydrophoben Zone führen, wodurch die
Signalübertragung für eine „Induktionsbewegung“ verhindert wird.
Eine weitere Möglichkeit wäre, dass TetR(B)r2 weder die „Induktionsbewegung“ ausführen, noch
eine Stabilisierung bewirken kann. TetR(D) (KA: 9,1 • 1011 M-1) besitzt für [ATc•Mg]+ eine höhere
Bindekonstante als TetR(B) (KA: 2,3 • 1011 M-1). Durch die Austausche I57V M59I A61R wird die
Bindekonstante auf 7,6 • 1011 M-1 erhöht (Schubert et al., 2004). Falls dieser Effekt auch in
Kombination
mit
den
r2-Mutationen
auftritt,
könnte
erst
die
durch
die
zusätzlichen
Aminosäureaustausche erreichte stärkere Bindung des Effektors die nötige Stabilisierung von TetR
bewirken, die für die Korepression notwendig ist.
Die Hypothese geht mit dem in Kapitel 4.1.1.2 aufgestellten Induktionsmodell einher. Bei revTetR
ist Signalübertragung für die „Induktionsbewegung“ durch die eingebrachten Mutationen in der
hydrophoben Zone beeinträchtigt. Die Stabilisierung, ausgelöst durch die Effektorbindung,
funktioniert aber weiterhin. Dafür sprechen zahlreiche Stabilitätsanalysen, die mit verschiedenen
revTetR-Varianten in Ab- und Anwesenheit eines Effektors durchgeführt wurden (Reichheld et al.,
- 86 DISKUSSION
eingereicht; Resch et al., 2008). Desweiteren hat der stärkere Induktor ATc, für den eine stärkere
Stabilisierung vermutet wird (Kapitel 4.1.1.2), eine höhere Korepressionswirkung als Tc, wie
Messungen mit zahlreichen Alanin-Einzelmutanten gezeigt haben (Kapitel 3.2). Dass TetR(B)r2
zwar nicht durch Tc oder ATc, aber durch 4-ddma-ATc (einen Effektor, der TetR nicht induzieren
kann) koreprimiert werden kann, spricht ebenfalls für die Vermutung, dass in TetR(B)r2 sowohl
Stabilisierung als auch Konformationsänderung der DNA-Bindedomäne funktionieren und dass die
„Induktionsbewegung“ der Bindedomäne durch die zusätzlichen Aminosäureaustausche verhindert
wird.
4.2.3 Spezifische Effektoren für revTetR induzieren nicht
Wie Messungen von revTetR mit 4-ddma-ATc sowie frühere Untersuchungen mit den Derivaten
IU127 und IU129 gezeigt haben (Pfeifle, 2008), scheinen Effektoren, die spezifisch revTetR
koreprimieren, die Induktionsbewegung in TetR nicht auslösen zu können (Abb. 4.10).
CH 3
OH
4-ddma-ATc
( 1 | 1,5 | --- | --- )
O
OH
OH
O
OH
O
NH 2
CH 3
H
N
H2N
O
N
N
N
H3C
CH 3
OH
N
OH
O
IU127
( 1,8 | 1,7 | 1,1BD 1,7B | 10BD 34B )
N
H
O
OH
O
OH
OH
O
NH 2
Abb. 4.10: 4-ddma-ATc und IU127 stellen zwei Effektoren dar, die spezifisch revTetR koreprimieren.
Aufgrund der schlechten Aufnahmebedingungen der beiden Substanzen in gram-negative Zellen, ist der
Effekt allerdings nur bei Messungen in der „Leaky“-Mutante E. coli NR698λtet50 ausgeprägt. Die Zahlen in
Klammen geben die Regulationsfaktoren an: (TetR in E. coli WH207λtet50 | revTetR in E. coli WH207λtet50 |
TetR in E. coli NR698λtet50 | revTetR in E. coli NR698λtet50). BD = TetR(BD)-Variante, B = TetR(B)-Variante.
Aktivitätsmessungen in einem System mit niedriger TetR-Expression haben ergeben, dass TetRr2
bei verringerter Proteinmenge keine Korepression durch Tc zeigt (Pimenta, 2007) und TetR(BD)
ab 4 µM 4-ddma-ATc eine schwache Induktion vermuten lässt1 (Wimmer, 2007). Daher müsste
noch durch Bestimmung von Bindekonstanten geklärt werden, inwieweit bei diesen Effektoren die
Affinität zu TetR eine Rolle spielt und ob jeder Effektor bei genügend hoher Konzentration als
Induktor wirken kann.
1
Hier lässt sich allerdings nicht genau sagen, ob der Induktionseffekt durch eine synthesebedingte, geringfügige
Verunreinigung durch ATc zurückzuführen ist.
- 87 DISKUSSION
Falls dies zutrifft, ließe sich daraus ableiten, dass die Stabilisierung beim Induktionsvorgang schon
bei
schwächerer
Effektorbindung
(bzw.
niedrigerer
Konzentration)
auftritt
als
die
Induktionsbewegung. Vielleicht trägt dieser Effekt auch dazu bei, dass revTetR bereits auf
geringere Effektor-Konzentrationen mit Korepression anspricht als TetR mit Induktion1 (wobei sich
bei TetR aufgrund der geringen Basalaktivität im DNA-gebundenen Zustand in vivo keine
Stabilisierung erkennen lässt) (Henssler, 2005; Wimmer, 2007). Die Stabilisierung von TetR durch
4-ddma-ATc konnte zumindest in vitro durch Proteolyse-Experimente bestätigt werden.
4.3 4-ddma-Derivate: Vom Anti-Induktor zum Induktor
4.3.1 4-ddma-Derivate als Anti-Induktoren von TetR
Obwohl durch die Bestimmung von Bindekonstanten gezeigt wurde, dass TetR(BD) im Vergleich
zu Tc (KA: 530 • 107 M-1) eine 1000- bis 1750-fach geringere Affinität zu 4-ddma-ATc (KA: 0,3 • 107
M-1) und 4-ddma-San (KA: 0,5 • 107 M-1) besitzt (Henssler et al., 2004; Scholz et al., 2003), sind
4-ddma-ATc, 4-ddma-San und auch 4-ddma-Dox dennoch in der Lage, Tc aus der
Effektorbindetasche zu verdrängen und eine durch Tc-Bindung ausgelöste Induktion abzuschalten.
Auf diese Weise funktionieren diese Moleküle als Anti-Induktoren für TetR. Die Seitenketten von
His64, Asn82 und Phe86 bilden Wasserstoffbrücken zum A-Ring von Tc. Asn82 kontaktiert
zusätzlich die 4-Dimethylamino-Gruppe (Kisker et al., 1995; Orth et al., 2000). Diese Kontakte sind
essentiell, um die Induktion von TetR durch Tc einzuleiten (Abb. 4.11-A). Die Eliminierung der
4-Dimethylaminogruppe vergrößert den Abstand von His64 und Asn82 und beeinflusst eventuell
auch die Wechselwirkungen mit Phe86. Vermutlich aufgrund dieser geänderten Interaktionen
können 4-ddma-Tetrazykline zwar an TetR binden, diesen aber nicht induzieren. Ein ähnlicher
Effekt wurde auch für die tetrazyklinähnlichen Substanz GR30076X beschrieben (Abb. 4.11-B),
deren Bindung an TetR(B) basierte Tet-Transaktivatoren (tTAs) die Repression des TetR-Anteils
verstärkt (Chrast-Balz & Hooft van Huijsduijnen, 1996). Dies konnte auch einer weiteren Studie mit
tTAs in Gewebekulturen der Tabakpflanze Nicotiana tabacum nachgewiesen werden (Love et al.,
2002). Bei der Variante TetR V99G, die von Ralph Bertram und Eva-Maria Henßler untersucht und
beschrieben wurde, verstärkt die Bindung von 4-ddma-ATc die Repression. Diese Wirkung als
Korepressor konnte jedoch bei den Alanin-Mutanten, die stichpunktartig mit 4-ddma-ATc überprüft
wurden, nicht beobachtet werden. Die Varianten V9A und L16A, die in der 4-ddma-ATcdurchlässigeren „Leaky“-Mutante E. coli NR698λtet50 auf ihre Induzierbarkeit mit 4-ddma-ATc
überprüft wurden, sind durch dieses schwach induzierbar, was von den meisten TetR-Varianten
1
Dieses Phänomen lässt sich über das Massenwirkungsgesetz erklären: Die (Ko)Repression der ReportergenExpression zeigt schneller einen Effekt als die Induktion, da sich ein Großteil von TetR in der induzierten Form
befinden muss, damit genügend Genprodukt für eine Quantifizierung vorhanden ist, bzw. da wenige DNA-bindende
Repressoren bereits für eine effiziente Repression genügen (Bertrand et al., 1984).
- 88 DISKUSSION
vermutet wird. So bewirkt die Bindung von 4-ddma-ATc bei TetR L90A, -S135L oder -I134A auch
keine verbesserte Repression, sondern eine Induktion.
Auch bei dem zur Eliminierung der 4-Dimethylgruppe entgegengesetzten Fall, wenn die
Seitenketten der „Ankerreste“ His64, Asn82 oder Phe86 durch eine Alanin-Substitution verkürzt
sind, kann TetR nicht mehr durch Tc induziert werden.
Obwohl ein stabilisierender Effekt nur vollwertigen Induktoren zugeschrieben wurde (Reichheld et
al., eingereicht), konnten partielle Proteolyse-Experimente zeigen, dass TetR auch durch die
Bindung von 4-ddma-ATc stabilisiert wird, wenn der Effekt auch geringer als bei den Induktoren Tc
und ATc ist. Dies lässt sich auch in das vorgeschlagene Induktionsmodell eingliedern. Demnach
führt die Bindung des Anti-Induktors zwar nicht zu der nötigen Induktionsbewegung der DNABindomäne, die durch ungerichtete Konformationsänderungen ausgelöste Stabilisierung von TetR
findet aber dennoch statt. Der umgekehrte Fall, dass die Bindung von 4-ddma-ATc die
Bindedomäne in eine nicht DNA-bindende Stellung verschiebt (Induktionsbewegung), diese
Konformation aber nicht durch die stabilisierende Wirkung anderer Aminosäuren „fixiert“ werden
kann, lässt sich durch Messungen mit revTetR-Varianten wiederlegen. Hier führt die Bindung von
4-ddma-ATc lediglich zu einer Korepression, was eine Induktionsbewegung ausschließt (Kapitel
4.2.2.2).
A
B
Q116
H 3C
H 3C
OH
7
D
10
6
C
11
5
B
12
OH
O
OH
N
4
A
1
OH
O
CH 3
OH
O
NH 2
Tetrazyklin
N82
CH 3
H64
OH
A
B
C
D
O
OH
OH
O
OH
O
NH 2
4-ddma-ATc
F86
O
OH
H100
O
OH
O
OH
O
GR33076X
O
CH3
Abb. 4.11: (A) Verankerung von Tetrazyklin in der Effektor-Bindetasche von TetR. Das Peptidrückgrat ist
in grau angedeutet. Tetrazyklin ist gelb, hydrophile Wechselwirkungen sind als grüne, gestrichelte Linien
gezeichnet. Asn82 (fett gedruckt) kontaktiert die 4-Dimethylamino-Gruppe von Tetrazyklin. (B) Vergleich der
chemischen Strukturen von Tc, 4-ddma-ATc und GR33076X. Bei Tc sind einige Kohlenstoff-Atome, sowie
die vier Ringe des Tetrazyklin-Grundgerüstes nach der IUPAC-Nomenklatur nummeriert.
- 89 DISKUSSION
4.3.2 Einzelmutationen verwandeln 4-ddma-ATc in einen Induktor
Obwohl die Reste der Aminosäuren 135 oder 90 nicht in direktem Kontakt mit dem Effektor stehen,
können Modifikationen wie S135L oder L90A dazu führen, dass TetR durch 4-ddma-Derivate
induziert werden kann (Scholz et al., 2003; Wimmer, 2007). Erklärt werden kann die relaxierte
Induktorspezifität durch geänderte Wechselwirkungen der ausgetauschten Aminosäuren mit
Effektor-kontaktierenden Aminosäuren. So wurde von Michael Klieber, der die Kristallstruktur von
TetRi2 im Rahmen seiner Diplomarbeit aufklärte, eine mögliche Interaktion des hydrophoben
Leu135 mit Met177‘ vermutet, das in Kontakt mit dem D-Ring von Tc steht (Klieber, 2003).
Tatsächlich steht Met177‘ in der Kristallstruktur von TetRi2 (TetR H64K S135L S138I) in einer
anderen Position als in der Struktur des Wildtyp-TetR (Klieber et al., 2009). Der Austausch von
Ser135 durch das zu Leucin chemisch ähnliche Isoleucin wurde als globaler Suppressor für
induktionsdefekte
TetR(B)-Mutanten
beschrieben
und
eine
direkte
Beeinflussung
der
Konformationsänderung bei der Induktion postuliert (Biburger et al., 1998). Ähnliches wird auch für
S135L vermutet. Wie bei S135I führt der S135L-Austausch zu einer Erhöhung der Effektorbindeaffinität. Die Bindekonstante für [4-ddma-ATc•Mg]+ ist in TetR S135L im Vergleich zum Wildtyp um
den Faktor 250 erhöht (Henssler, 2005). Somit ist denkbar, dass durch die Interaktionen zwischen
Leu135 und Met177‘ die Form der Effektorbindetasche etwas geändert und dadurch die Bindung
von 4-ddma-ATc (z.B. durch andere Interaktionen mit den übrigen Resten der Bindetasche) soweit
verstärkt
wird,
dass
das
Molekül
durch
Bindung
an
TetR
nicht
nur
die
wichtigen
Konformationsänderungen für die Stabilisierung, sondern auch jene für die Verschiebung der DNABindedomäne auslösen kann. Da bisher weder Strukturdaten von [TetR•4-ddma-ATc] noch von
[TetR S135L•4-ddma-ATc] vorliegen, lässt sich diese Vermutung jedoch nicht bestätigen.
Q116
N82
L135
H64
M177‘
F86
H100
L90
Abb. 4.12: Position und Wechselwirkungen
von Aminosäuren, die 4-ddma-ATc in einen
Induktor verwandeln. Sowohl S135L als auch
L90A oder L90Q sind durch 4-ddma-ATc
induzierbar. Dargestellt sind die möglichen
Wechselwirkungen von Leu135 mit Met177‘
sowie von Leu90 und Phe86. Der Bereich der
Seitenkette, der durch den L90A-Austausch
wegfällt ist schwarz umrandet. Hydrophile
Wechselwirkungen sind als grüne, hydrophobe
Wechselwirkungen als rote gestrichelte Linien
gezeichnet. 4-ddma-ATc ist gelb dargestellt.
Für die in der Alanin-Austauschmutagenese gefundene Variante TetR L90A liegen bisher nur in
vivo-Daten vor. Leu90 könnte über Van-der-Waals-Wechselwirkungen in Kontakt mit Phe86 stehen
- 90 DISKUSSION
und bei dessen Feinausrichtung eine Rolle spielen. Der Austausch L90A erlaubt möglicherweise
eine höhere Flexibiliät der Seitenkette von Phe86, was entweder für die Verankerung von 4-ddmaDerivaten wichtig sein könnte oder die Form der Bindetasche soweit ändert, dass 4-ddma-ATc mit
den übrigen kontaktierenden Resten der Bindetasche „besser“ interagieren kann. Ganz verzichtet
werden kann auf die Seitenkette jedenfalls nicht. Die Mutante TetR F86A ist weder durch Tc, ATc,
noch durch 4-ddma-ATc induzierbar. Oliver Scholz fand bei einer ungerichteten Mutagenese
bereits eine andere Substitution von Leu90, die eine relaxierte Induktorspezifität besitzt: die
Variante TetR L90Q ist ebenfalls durch Tc und 4-ddma-San induzierbar (Scholz et al., 2003).
Eine beinahe spezifische Induktion von TetR durch 4-ddma-Derivate kann durch Kombination von
drei
Aminosäureaustauschen
H64K S135L S138I
(=TetRi2)
erreicht
werden,
welche
die
Bindetasche an das kleinere 4-ddma-ATc anpassen (Henssler et al., 2004; Klieber et al., 2009),
und somit die Induktion von Tc und ATc weitestgehend verhindern. Die Tripelmutante und ihre
Eigenschaften werden im Folgenden näher besprochen.
4.3.3 Die 4-ddma-spezifische Variante TetRi2 (TetR H64K S135L S138I)
Dass die Induktorspezifität bakterieller Repressoren durch den Austausch einzelner Aminosäuren
erweitert werden werden kann, wurde schon Ende der 1970er Jahre für EbgR, den Repressor des
EBG-Operons aus E. coli (engl. für: enhanced beta galactosidase), gezeigt. Es wurden neun
Varianten von EbgR beschrieben, die durch Laktulose induzierbar sind, während der Wildtyp keine
Sensitivität dafür aufweist (Hall, 1978). Durch in vitro Evolution wurde das Spektrum an möglichen
Induktoren für EbgR bis heute erheblich erweitert (Hall, 2003). Bei TetR konnte die
Induktorspezifität durch Einzelaustausche von Aminosäuren, die in direktem Kontakt oder zu Tckontaktierenden Aminosäuren stehen, nicht nur erweitert, sondern geändert werden. Durch
Kombination des Aminosäureaustausches S135L, der die Induktion durch 4-ddma-Tetrazykline
ermöglicht, mit H64K (=TetRi1) wurde eine Variante erhalten, die zwar durch 4-ddma-ATc und
4-ddma-San, aber nicht mehr durch den natürlichen Induktor Tc induzierbar ist (Scholz et al.,
2003). Die von Eva-Maria Henßler weiterentwickelte Variante TetRi2 weist sogar eine stringente
Spezifität gegenüber 4-ddma-ATc auf, da durch den zusätzlichen Austausch von Ser138 gegen
Isoleucin zusätzlich auch noch die Induzierbarkeit durch starke Induktoren wie ATc und Dox
weitestgehend unterbunden wurde (Henssler et al., 2004). In dem in dieser Arbeit verwendeten
Messsystem ist TetRi2 allerdings noch zu etwa 20% durch ATc induzierbar.
4.3.3.1 TetRi2 ist destabilisiert
Ein Großteil der Alanin-Substitutionen in TetRi2 hat einen negativen Einfluss auf die Repression,
was für eine Destabilisierung des Proteins, ähnlich wie bei revTetR, spricht (Abb. 4.13). Worin
genau diese Destabilisierung begründet ist, lässt sich auch durch Verwendung der Strukturdaten
- 91 DISKUSSION
nicht genau interpretieren. Die effektorfreie Struktur von TetRi2 (PDB-Eintrag: 3FK6) hat, bis auf
eine andere Anordnung des Helix-turn-Helix-Motivs, mehr Ähnlichkeit mit dem induzierten TetR als
mit dem freien TetR(BD) oder TetR(D) (PDB-Einträge: 1A6I, 1BJZ). Das wird zum Beispiel durch
eine partielle Entwindung der Helix α6 und Anhebung der α6-α7-Schleife, sowie durch eine
verstärkte Verschiebung des C-terminalen Endes von Helix α4 in Richtung α8-α9-Schleife deutlich,
was bisher nur in den induzierten Strukturen vorkam. Desweiteren ist der C-Terminus von α7
entwunden, was bisher nur bei Liganden-gebundenen TetR-Strukturen nachgewiesen wurde (Abb.
4.3). Die effektorfreie Struktur von TetRi2 wurde zwar in Anwesenheit von Tc hergestellt, jedoch
war keine Tc-Elektronendichte in der Effektorbindetasche vorzufinden (Klieber, 2003). Dies wurde
dadurch erklärt, dass TetRi2 für [Tc•Mg]+ nur eine sehr geringe Affinität aufweist (Henssler, 2005).
Da man davon ausging, dass Konformationsänderungen nur mit gebundenem Effektor ausgelöst
werden, wurde diese Struktur als „uninduzierter“ TetRi2 behandelt. Mittlerweile weiß man, dass bei
TetRi2 und einigen der TetRi2-Alanin-Mutanten die Bindung von Tc die DNA-bindende
Konformation stabilisiert und Tc in diesem Fall als Korepressor fungiert (Kapitel 4.3.3.3). Ob diese
strukturellen Eigenheiten nun durch eine mögliche Beeinflussung durch Tc zustandekamen oder
ob TetRi2 in seiner freien Form wirklich mehrere Eigenschaften eines induzierten TetR aufweist,
kann zum jetzigen Zeitpunkt nicht beantwortet werden. Eine Anlehnung an die induzierte Form
könnte aber die schlechteren Repressionseigenschaften der TetRi2-Varianten erklären. Demnach
müssten während der DNA-Bindung von TetRi2 weitaus größere Konformationsänderungen
stattfinden als bei der Repression des Wildtyp-TetR.
Abb. 4.13: Einfluss der AlaninSubstitutionen auf die Repression
i2
von TetR und TetR . Die Basalaktivität
der Alanin-Einzelmutanten wurde in
eine Farbskala umgewandelt, bei der
Blautöne für eine unveränderte und
Rottöne für verschlechterte Repression
stehen. In der Kristallstruktur von TetR
wurden die ausgetauschten Aminosäuren nach der Basalaktivität der
jeweiligen Alanin-Mutanten eingefärbt.
TetR
TetRi2
Repression der Alanin-Mutanten: 100%
0%
4.3.3.2 Die Austausche H64K-S135L-S138I ändern den Induktionsmechanismus
Überlagert man die 4-ddma-ATc-induzierte Struktur von TetRi2 (PDB-Eintrag: 3FK7) mit anderen
vorhandenen Strukturen von TetR, so zeigt diese besonders im Bereich der Bindedomäne eher
Ähnlichkeit mit der des koreprimierten revTetR (PDB-Eintrag: 2VKV) als mit der eines induzierten
TetR (PDB-Einträge: 2TRT, 2O7O). Dass TetRi2, im Gegensatz zu revTetR, in diesem Zustand
nicht reprimieren kann, könnte mit einer eingeschränkten Flexibilität der DNA-Bindedomäne durch
- 92 DISKUSSION
A
K64
4-ddma-ATc
H100
α4
R92
L14
H63
Y93
V99
α6
R92
Y93
I59
N18
D95
L55
R94
α1
B
L14
K64
E147‘
E150‘
R49
N18
L17
K64
R92
L60
H100
α8'
4-ddma-ATc
α4
E150‘
N18
R49
L55
N47
A
Y93
L55
L51
V45
90°
L14
α1
α3
Abb. 4.14: Position und Wechselwirkungen wichtiger Seitenketten für die Induktion von TetRi2 durch 4-ddmaATc. Die Abbildungen links sind Ausschnitte aus den Signalkarten und zeigen die Position und Bedeutung der durch die
i2
Alanin-Austauschmutagenese untersuchten Aminosäuren. Das Peptidrückgrat von [TetR •4-ddma-ATc] (PDB-Eintrag:
3FK7) ist in dunkelgrau dargestellt. Zum Vergleich ist das Peptidrückgrat von [TetR•Dox] (PDB-Eintrag: 2O7O)
überlagert (hellgrau). 4-ddma-ATc ist gelb dargestellt. Hydrophile Wechselwirkungen sind als grüne, hydrophobe
Wechselwirkungen als rote gestrichelte Linien dargestellt. Alanin-Austausche der fett gedruckten Aminosäuren führen
zum Verlust der Induktion durch 4-ddma-ATc, Alaninaustasche der unterstrichenen Aminosäuren führen zu Korepression
durch 4-ddma-ATc. Kursiv gedruckte Aminosäuren wurden nicht untersucht. Die Pfeile deuten die Unterschiede
gegenüber der Dox-induzierten Struktur an. (A) Vorderansicht einer DNA-Bindedomäne mit den benachbarten Helices
α4 und α6. Die andere Positionierung der Tyr93-Seitenkette führt zu anderen Wechselwirkungen innerhalb der
hydrophoben Zone. (B) Seitenansicht der DNA-Bindedomäne mit den benachbarten Helices α4 und α8‘. Durch die
andere Ausrichtung von Tyr93 werden Leu14, Leu55 und Leu51 verschoben, wodurch ein Kontakt zwischen Val45 und
Leu51 möglich wird.
- 93 DISKUSSION
andere Wechselwirkungen zwischen dem Proteinkörper und der DNA-Bindedomäne erklärt
werden, die nach Bindung von 4-ddma-ATc in einer nicht-DNA-bindenden Konformation fixiert wird
(Strukturanalysen führen zu der Vermutung, dass im reversen TetR die Bindedomäne – ausgelöst
durch Mutationen in der hydrophoben Zone – auch in der Effektor-gebundenen Form flexibel
genug ist, dass revTetR an den Operator binden kann (Resch et al., 2008)).
Bei TetRi2 sind einige Reste zwischen den Helices α4 und α5 anders angeordnet als bei TetR.
Durch die Wechselwirkungen zwischen Asn82 und 4-ddma-ATc wird Helix α5 etwas in Richtung
des N-Terminus geschoben. Die Seitenkette von Arg92 ist in Richtung Proteinkörper gerichtet und
bildet eine Wasserstoffbrücke zur Peptidgruppe von His63, was bisher noch in keiner bekannten
Struktur von TetR beobachtet wurde. Durch diese Wechselwirkung wird die α5-α6-Schleife stärker
an Helix α4 gezogen. Die geänderte Position dieser Schleife zwingt die Seitenkette von Tyr93,
nach unten in Richtung DNA-Bindedomäne auszuweichen (Abb. 4.14-A). Da Tyr93 vermutlich in
hydrophobem Kontakt zu Leu14 steht, wird durch diese Bewegung die ganze Helix α1 etwas nach
unten gedrückt (was in ähnlicher Weise auch bei revTetR passiert, allerdings wird es hier durch
Aminosäureaustausche in der hydrophoben Zone verursacht). Diese Verschiebung beeinflusst
auch Leu55, das nun über das hydrophobe Leu51 eine Zugbewegung auf Val45 ausübt. Dadurch
wird Helix α3 in Richtung Proteinkörper gezogen und in dieser Position evtl. durch Interaktionen
von Asn47 fixiert (Abb. 4.14-B). Alanin-Austausche von Leu55, Leu51 und Val45 verschlechtern
nicht nur die Repression von TetRi2, die Einzelmutanten zeigen auch bei Bindung von 4-ddma-ATc
keinerlei Änderung der Aktivität. Die andere Anordnung von der DNA-Erkennungshelix α3 könnte
der Grund sein, warum TetRi2 im Gegensatz zu revTetR im Effektor-gebundenen Zustand nicht
reprimieren kann.
Wichtig für die Induktionsbewegung sind Arg94 und Asp95 die über ihre Seitenketten das
Peptidrückgrat von Asn18 und Ile22 kontaktieren. Ein Alaninaustausch der beiden Aminosäuren
führt zu einer verschlechterten Repression, was durch eine andere Faltung der Bindedomäne
zustandekommen könnte. Da die Varianten TetRi2 R94A und -D95A durch Bindung von 4-ddmaATc nicht induziert sondern koreprimiert werden, deutet das auch auf eine Inhibierung der
Konformationsänderung für die Induktion hin. Der Austausch von Leu14, Leu17 oder Ile59 gegen
Alanin hat einen ähnlichen Effekt, was auch eine Beteiligung der hydrophoben Zone bei der
Induktionsbewegung vermuten lässt.
Die genaue Beteiligung von Arg49 und Asp53 bei der Stabilisierung des induzierten Zustands, wie
es bei TetR durch Wechselwirkungen mit Asp157‘ oder Arg158‘ der Fall ist, kann durch die
Strukturdaten nicht beantwortet werden, da diese Region in den beiden vorliegenden Strukturen
von TetRi2 nicht aufgelöst ist. Eine herabgesetzte Induktion bei TetRi2 R49A, -D53A, -E150A und
-D157A spricht aber dafür, dass es bei TetRi2 eine ähnliche Stabilisierung geben muss, wie bei
TetR.
- 94 DISKUSSION
Als weiterer Unterschied zur Induktion von TetR spielen bei der 4-ddma-ATc-abhängigen Induktion
von TetRi2 die Reste Leu170, Met177, Leu131, Ile134, die bei TetR hydrophobe Kontakte zu dem
D-Ring bzw. der 6-Methylgruppe von Tc ausüben, keine Rolle.
Der Induktionsmechanismus von TetRi2 läuft also scheinbar folgendermaßen ab: Das Signal der
Effektorbindung löst eine Verschiebung von Helix α6 in N-terminale Richtung aus. Diese
Bewegung wird anschließend sowohl über hydrophile Wechselwirkungen zwischen α6 und α1 wie
Asp95••Ile22 oder Arg94••Asn18 als auch über die hydrophobe Zone zu der DNA-Bindedomäne
übertragen. Die besondere Bindung von 4-ddma-ATc führt zu einigen veränderten Interaktionen
zwischen α4 und α5, wodurch sich die Seitenketten von Tyr93, Leu14, Leu55 in Richtung α4
verschieben und so über eine Wechselwirkung mit Leu51 und Val45 die DNA-Erkennungshelix α3
anheben. Stabilisiert wird dieser „induzierte“ Zustand möglicherweise über Wechselwirkungen von
Glu23, Asn47, Arg49, Asp53 mit Resten aus Helix α8‘ (wie Glu150‘) und der α8‘-α9‘-Schleife (wie
Asp157‘).
4.3.3.3 Tetrazyklin als Korepressor: TetRi2 zeigt reverses Regulationsverhalten
Bereits bei TetRi2 zeigt sich in Anwesenheit von Tc eine Verbesserung der DNA-Bindung (ohne
Effektor 2,3% β-Gal-Aktivität, mit Tc: 1,9% β-Gal-Aktivität). Dieser Effekt wird deutlicher, wenn man
die Repression durch Einfügen weiter Mutationen verringert. Die Mutanten TetRi2 E15A und -L60A
besitzen eine Basalaktivität von 17% bzw. 18%. Die Zugabe von Tc führt zu einer Verringerung der
Aktivität um etwa 60%, ausgehend von dem Wert ohne Effektor. Somit wirkt Tc als Korepressor für
TetRi2, der zumindest wenn man von der Tc-abhängigen Regulation ausgeht, eine revTetRVariante
darstellt.
Da
keine
der
Varianten
TetR H64K S135L,
-H64K S138I
oder
-S135L S138I durch Tc koreprimierbar ist, die Bindung von Tc sogar scheinbar zu einer
schwachen Induktion führt (Henssler, 2005), muss die Umkehrung des Regulationsverhaltens
durch Zusammenwirken der drei Aminosäureaustausche zustandekommen. Allerdings wird auch
erst durch die Kombination der drei Austausche die Repression von TetR soweit verringert (von
1,1% auf 2,9% Basalaktivität) (Henssler, 2005), dass eine anti-induktorische Wirkung eines
Effektors mit dem verwendeten Messsystem, dessen untere Messgrenze bei etwa 1% liegt,
überhaupt sinnvoll detektierbar ist.
Da es keine Strukturdaten eines Tc-gebundenen TetRi2 gibt, lässt sich nur vermuten, inwiefern die
i2-Austausche Auswirkungen auf den Effekt von Tc haben. Tc wird durch den H64K-Austausch
vermutlich etwas anders gebunden als im Wildtyp-TetR. Zumindest eine Überlagerung der
Strukturen des Tc-induzierten TetR mit der des 4-ddma-ATc-induzierten TetRi2 zeigt eine
Verringerung des Abstandes Lysin und Tc, woraus andere Wechselwirkungen resultieren können.
Die Bindung von Tc könnte zu anderen Konfomationsänderungen in TetRi2 führen, sodass Tyr93
nicht
die
oben
beschriebene
Verschiebung
der
Erkennungshelix
Konformationsänderungen, die zur Stabilisierung von TetR
- 95 i2
α3
auslöst.
Andere
führen, verstärken die Operator-
DISKUSSION
Bindung, sodass Tc in diesem Fall als Korepressor fungiert. Das wäre ein weiteres Indiz dafür,
dass reverse TetR-Varianten ihre Effektoren zwar binden können, dass die Korepression aber
überwiegend auf ungerichteten, stabilisierenden Konformationsänderungen beruht.
Dass Tc als Anti-Induktor für TetRi2 eingesetzt werden kann, ist eher unwahrscheinlich. Für
[ATc•Mg]+ wurde eine beinahe 100-fach schwächere Bindung an TetRi2 ermittelt, als für [4-ddmaATc•Mg]+ (Henssler, 2005). Die Bindekonstante für [Tc•Mg]+ an TetRi2 wurde bisher nicht zwar
bestimmt,
wenn
man
der
Berechnung
aber,
rein
hypothetisch,
einen
ähnlichen
Affinitätsunterschied wie bei TetR zu Grunde legen würde (Scholz et al., 2000), wäre diese
vermutlich um den Faktor 5000 niedriger als für [4-ddma-ATc•Mg]+ – und damit wäre die Bindung
für eine eventuelle Verwendung als Anti-Induktor zu schwach. Darüber hinaus konnte in gramnegativen Zellen, die das Konzentrationsverhältnis von 4-ddma-ATc und Tc zugunsten von Tc
verschieben, auch nur eine sehr schwache Verdrängung von Tc durch 4-ddma-ATc festgestellt
werden.
Während Tc für TetRi2 und viele der Alanin-Mutanten als Korepressor fungiert, hat ATc, das sich
von Tc nur durch das Fehlen der 6-Hydroxy-Gruppe unterscheidet, immer die gleiche Wirkung auf
die TetRi2-Varianten wie 4-ddma-ATc, nur in abgeschwächter Form. Eine zu 4-ddma-ATc
entgegengesetzte Wirkung von ATc konnte bei den getesteten Alanin-Mutanten nicht beobachtet
werden. Dieser Effekt wurde bisher nur einmal für die Mutante TetRi2 V99T beschrieben, bei der
4-ddma-ATc als Induktor und ATc als Korepressor fungiert (Henssler et al., 2005). Demnach
scheint die zu Tc abweichende Bindung von Anhydrotetrazyklinen (4-ddma-ATc, ATc) in der
Effektorbindetasche (Kapitel 4.1.1.1) für die unterschiedliche Wirkung auf TetRi2 verantwortlich zu
sein.
4.4 Fazit und Ausblick
Seit der Veröffentlichung des Induktionsvorgangs von TetR im Jahr 2000 (Orth et al., 2000), der
damals noch auf dem schlichten Vergleich von zwei Kristallstrukturen beruhte, wurde die Theorie
stetig
durch
Resultate
biochemischer
Untersuchungen,
neue
Erkenntnisse
aus
der
Moleküldynamik, sowie die Interpretation weiterer Strukturdaten ergänzt. Die in vivo Daten aus
dieser Arbeit sind eine weitere Komponente, um den allosterischen Regulationsmechanismus
eines sehr „wandlungsfähigen“ Repressors zu verstehen.
TetR besitzt einen extrinsischen Induktionsmechanismus, d.h. eine relative Verschiebung der
DNA-Bindedomänen zueinander bewirkt die Dissoziation von der DNA. Dies wird sowohl durch
Computersimulationen als auch durch experimentelle Daten gestützt (Aleksandrov et al., 2008;
Haberl et al., 2009; Seedorff et al., 2009). Die geänderten Signalwege bei der Tip-Induktion von
TetR(B) oder der Induktion von TetRi2 durch 4-ddma-ATc haben gezeigt, dass das Signal auf
verschiedene Weisen zu der DNA-Bindedomäne übertragen werden kann. Ähnliches könnte auch
- 96 DISKUSSION
für die Induktion von QacR durch verschiedene Effektoren zutreffen, die in verschiedenen
Regionen der Effektor-Bindetasche binden (Schumacher & Brennan, 2003).
Die Ergebnisse aus dieser Arbeit zeigen auch, dass die Tc-Bindung bei TetR nicht nur eine
spezifische Konfomationsänderung, die Induktionsbewegung, einleitet, sondern auch weitere
Konformationsänderungen, die zu einer Stabilisierung des Proteins führen und TetR damit in
seiner induzierten Form „fixieren“. Stabilisierung durch Effektorbindung ist eine Eigenschaft, die für
verschiedene Regulationssysteme beschrieben wird. So wird TrpR durch die Bindung von
Tryptophan stabilisiert (Fernando & Royer, 1992) oder das Katabolit-Aktivator-Protein CAP durch
Bindung des Koaktivators cAMP (Polit et al., 2003). Da beide Vorgänge scheinbar unabhängig
voneinander ausgelöst werden, ist es möglich, dass „reverse“ TetR-Varianten überhaupt entstehen
können oder der 4-ddma-ATc/San-spezifische TetRi2 durch Tc koreprimiert werden kann. Reverse
Tet-Repressoren
können
durch
eine
Unterbrechung
in
der
Signalübertragung
keine
Induktionsbewegung auslösen. Die Korepression dieser Varianten kommt wahrscheinlich
überwiegend durch die ungerichteten, stabilisierenden Konformationsänderungen zustande.
Nur da sich die beiden Vorgänge durch Mutationen entkoppeln lassen, war es möglich, dass das
Tet-System um verschiedene Aktivitätsvarianten erweitert werden konnte. Bei der Variante TetRi2,
die, wenn man von Tc ausgeht, ebenfalls „revers“ ist, wurde durch eine Modifikation im Signalweg
erreicht, dass die Bindung von Anhydrotetrazyklinen eine Induktionsbewegung auslösen kann und
auf diese Weise eine neue Induktorspezifität konstruiert (Henssler et al., 2004). Durch die
Unterbrechung der Signalübertragung für die Induktionsbewegung in TetR(B) E15A L17G L25V
durch drei zusätzliche Aminosäureaustausche (M59I S92R H93Y), konnte eine im Rahmen dieser
Arbeit reverse TetR(B)-Variante hergestellt werden.
Basierend auf diesen neuen Erkenntnissen des Induktionsmechanismus‘ werden sich in Zukunft
bestimmt weitere Aktivitätsphänotypen erklären oder vielleicht sogar weitere TetR-Varianten mit
neuen Eigenschaften konstruieren lassen.
- 97 MATERIAL UND METHODEN
5 MATERIAL UND METHODEN
5.1 Materialien
5.1.1 Chemikalien
Die wichtigsten verwendeten Chemikalien sind in der folgenden Tabelle aufgeführt. Alle übrigen
Chemikalien wurden von Merck, Darmstadt, Roth, Karlsruhe oder Sigma, München in p.A.-Qualität
bezogen.
Chemikalie
Bezugsquelle
Aceton
Roth, Karlsruhe (D)
Acrylamid : Methylenbisacrylamid (19:1), 40%
Roth, Karlsruhe (D)
Adenosintriphosphat (ATP)
Boehringer, Mannheim (D)
Agar
Oxoid, Heidelberg (D)
Agarose
PeqLab, Erlangen (D)
Ammoniumperoxodisulfat (APS)
Sigma, München (D)
Ammoniumsulfat
Merck, Darmstadt (D)
Ampicillin (Ap)
Sigma, München (D)
Anhydrotetrazyklin-Hydrochlorid (ATc)
Acros, Belgien (D)
4-de(dimethylamino)-Anhydrotetrazyklin (4-ddma-ATc)
S. Lochner, Uni Erlangen (D)
Borsäure
Roth, Karlsruhe (D)
Bromphenolblau
Serva, Heidelberg (D)
Calciumchlorid-Dihydrat
Merck, Darmstadt (D)
Chloramphenicol (Cm)
Roth, Karlsruhe (D)
Desoxyribonukleosidtriphosphate (dNTPs)
PeqLab, Erlangen, D
Dimethylsulfoxid (DMSO)
Roth, Karlsruhe (D)
N,N-Dimethylformamid (DMF)
Sigma, München (D)
Dithiothreitol (DTT)
Roth, Karlsruhe (D)
4-de(dimethylamino)-Doxyzyklin (4-ddma-Dox)
I. Usai, Uni Erlangen (D)
Essigsäure
Roth, Karlsruhe (D) Ethanol (EtOH)
Roth, Karlsruhe (D) Ethidiumbromid (EtBr)
Roth, Karlsruhe (D) Ethylendiamintetraacetat (EDTA)
Roth, Karlsruhe (D) Formamid, deionisiert
Sigma, München (D)
5-Bromo-4-chloro-3-indolyl-β-Galaktopyranosid (X-Gal)
PeqLab, Erlangen (D)
Glycerin
Roth, Karlsruhe (D) L-Glycin
Roth, Karlsruhe (D) Hefeextrakt
Oxoid, Heidelberg (D)
Isopropyl-β-D-thiogalaktopyranosid (IPTG)
Roth, Karlsruhe (D) Isopropanol (2-Propanol)
Roth, Karlsruhe (D) Kaliumchlorid
Merck, Darmstadt (D)
- 98 MATERIAL UND METHODEN
Kaliumhydroxid
Merck, Darmstadt (D)
Kanamycin (Km)
Sigma, München (D)
Laktose
Roth, Karlsruhe (D) Magermilchpulver
Roth, Karlsruhe (D) Magnesiumchlorid
Roth, Karlsruhe (D) McCONKEY Bouillon
Merck, Darmstadt (D) β-Mercaptoethanol
Merck, Darmstadt (D) Methanol (MeOH)
Roth, Karlsruhe (D)
Natriumacetat
Merck, Darmstadt (D)
Natriumcarbonat
Roth, Karlsruhe (D)
Natriumchlorid
Merck, Darmstadt (D)
Natriumdihydrogenphosphat
Roth, Karlsruhe (D)
Natriumdodecylsulfat (SDS)
Serva, Heidelberg (D)
di-Natriumhydrogenphosphat
Roth, Karlsruhe (D) Natriumhydroxid
Roth, Karlsruhe (D) o-Nitrophenyl-β-D-galaktopyranosid (ONPG)
Sigma, München (D)
Salzsäure
Roth, Karlsruhe (D)
4-de(dimethylamino)-Sanzyklin (4-ddma-San)
CollaGenex, Ft. Worth (USA)
Stickstoff, flüssig
Linde, Höllriegelskreuth (D)
N,N,N’,N’-Tetramethylethylendiamin (TEMED)
Merck, Darmstadt (D)
Tetrazyklin-Hydrochlorid
Sigma, München (D)
Trichlormethan (Chloroform)
Roth, Karlsruhe (D) Tris(hydroxymethyl)aminomethan (Tris Base)
Roth, Karlsruhe (D) Triton X-100
Serva, Heidelberg (D)
Trypton
Oxoid, Heidelberg (D)
Tween 20
Roth, Karlsruhe (D)
Xylencyanol
Merck, Darmstadt (D)
5.1.2 Verbrauchsmittel
Hilfsmittel und Verbrauchsgüter
Bezugsquelle
8-Kanal-Pipette Research pro
Eppendorf, Hamburg (D)
96-Napfplatten
Greiner, Nürtingen (D)
96-Tiefnapfplatten (1,2 mL, 2,0 mL)
PeqLab, Erlangen (D)
Atmungsaktive Abdeckfolie („Breathseal“) für 96-Napfplatten
Greiner, Nürtingen (D)
Dispenser (mechanisch)
LKB Instruments, Mt. Waverley (USA)
®
Dispenser Multipette stream (elektronisch)
Eppendorf, Hamburg (D)
Einmalspritzen
Becton Dickinson, Heidelberg (D)
Elektroporationsküvetten
PeqLab, Erlangen (D)
Entwickler und Fixierer für Röntgenfilme
Tetenal, Norderstedt (D)
Eppendorf Reaktionsgefäße (1,5 mL, 2 mL)
Eppendorf, Hamburg (D)
Erlenmeyerkolben
Schott Duran, Jena (D)
Filterpapier
GE Healthcare, München (D)
Glaspipetten
Brand, Wertheim (D)
- 99 MATERIAL UND METHODEN
Halbmikroküvetten, Kunststoff
Greiner, Nürtingen (D)
Makro-Pipettierhelfer
Brand, Wertheim (D)
MF-Millipore Membran Filter (0,025 µm)
Millipore, Schwalbach (D)
Mikroliterpipetten PIPETMAN (2 µL, 20 µL, 200 µL, 1000 µL)
Gilson, Limburg-Offheim (D)
PCR-Reaktionsgefäße
Applied Biosystems, Weiterstadt (D)
Petrischalen, Kunststoff (rund, eckig)
Greiner, Nürtingen (D)
Pipettenspitzen, Kunststoff
Greiner, Nürtingen (D)
Polypropylenröhrchen (15 mL, 50 mL)
Greiner, Nürtingen (D)
PVDF-Membran
Pall, East Hills (USA)
Reagenzgläser
Schott Duran, Jena (D)
Röntgenfilm X-AR-5
Eastman Kodak, Rochester (USA)
Röntgenfilmkasetten
Goos, Heidelberg (D)
Schikanekolben
Schott Duran, Jena (D)
Sterilfilter Filtropur S 0,2
Sarstedt, Nümbrecht (D)
Zentrifugenbecher (JA10, JA14)
Nalgene, Rochester (USA)
Beckman Coulter, Krefeld (D)
5.1.3 Geräte
Gerät
Bezugsquelle
Äkta FPLC UPC-900
Amersham Bioscience (U.K.)
Autoklav Systec 5075 EL
Systec GmbH, Wettenberg (D)
Biofuge (pico, pico17, fresco und primoR)
Heraeus-Christ, Osterode (D)
Bio-Print Video-Geldoku-System Mod. 215
PeqLab, Erlangen (D)
Blotkammer EBX-700
C.B.S. Scientific, Del Mar (USA)
Eismaschine Ziegra
Kurt Hilbinger, Heßdorf (D)
Elektrophoreseapparaturen,
horizontal, für Agarose-Gele
M. Müller, Uni Erlangen (D)
Elektrophoreseapparatur Mini-PROTEAN® Tetra Cell
BioRad, München (D)
Feinwaage Sartorius Analytic
Sartorius, Göttingen (D)
Heizblock Dri Block DB3
Techne, Cambridge (U.K.)
Horizontalschüttler Gio Gyrotory Shaker
New Brunswick, Neu Isenburg (D)
Konstanträume (4°C, 28°C, 37°C)
Zimmermann, Nürnberg (D)
Kühlschrank mit Gefrierfächern (+4°C/-20°C)
Liebherr, Ochsenhausen (D)
Kühlzentrifuge Avanti J-25
Beckman Coulter, Krefeld (D)
Kulturschüttler Modell G25
New Brunswick, Neu Isenburg (D)
Labofuge A
Heraeus-Christ, Osterode (D)
®
Magnetrührer IKAMAG REO
Magnet-Heizrührer IKAMAG® RET
IKA-Labortechnik, Staufen (D)
Mikrotiterplattenschüttler Bühler TiMix 5 (beheizbar)
Bühler, Tübungen (D)
Mikrowellengerät Micromat
AEG, Frankfurt/M. (D)
©
Milli-Q PF Plus
Millipore, Eschborn (D)
pH-Meter 766 Calimatic
Knick, Berlin (D)
Reaktionsgefäßeschüttler
Sequenzierer ABI PRISM
TM
Eppendorf, Hamburg (D)
310 Genetic Analyzer
- 100 Applied Biosystems, Weiterstadt (D)
MATERIAL UND METHODEN
Spannungsnetzgerät TN 300-120
Heinzinger, Rosenheim (D)
SpeedVac Concentrator
Bachofer, Reutlingen (D)
Spektralphotometer Novaspec II, Ultrospec 4000 UV/VIS
Pharmacia Biotech, Freiburg (D)
SpectraFluor Plus
Tecan, Crailsheim (D)
Thermocycler Primus 96 advanced
PeqLab, Erlangen (D)
Tiefkühltruhe (-70°C)
Heraeus-Christ, Osterode (D)
Ultraschallgerät Sonoplus HD 2070 / HD 2200
Bandelin electronic, Berlin (D)
Ultrazentrifuge L7-55
Beckman Coulter, Krefeld (D)
UV-Schirm 366 nm
Vetter, Wiesloch (D)
TM
Geldokumentationssystem ChemiDoc
XRS
BioRad, München (D)
Vortexer VF2
IKA Labortechnik, Staufen (D)
Wasserbad 5M
Julabo, Seelbach (D)
Wasserbad Eco Temp TW 12
Julabo, Seelbach (D)
Wippe
GFL (D)
5.1.4 Kommerziell erhältliche Reagenziensysteme („Kit“-Systeme)
System
Bezugsquelle
Anwendung
Big Dye Terminator Mix
Perkin Elmer, Waltham (USA)
DNA-Sequenzierung
Bio-Rad Protein Assay
BioRad, München (D)
Bestimmung von
Proteinkonzentrationen
ECL+plus Kit
GE Healthcare, München (D)
Western Blot
GFX™ PCR Kit
GE Healthcare, München (D)
DNA-Elution aus Agarose,
Aufreinigung von PCRs
Nucleobond® AX 20, 100
Macherey-Nagel, Düren (D)
Plasmidpräperation
®
NucleoSpin Extract II
Macherey-Nagel, Düren (D)
DNA-Elution aus Agarose,
Aufreinigung von PCRs
NucleoSpin® Plasmid
Macherey-Nagel, Düren (D)
Plasmidpräperation
PhastGel Blue R
Pharmacia, Freiburg (D)
Färbung von Proteingelen
puRE™Taq Ready-To-Go™
PCR Beads
GE Healthcare, München (D)
PolymerasekettenReaktion
®
5.1.5 Enzyme, Proteine und Antikörper
Enzym
Bezugsquelle
anti-Kaninchen-IgG-AP-Konjugat
GE Healthcare, München (D)
anti-TetR-IgG, polyklonal, FBZ 3091
MoBiTec, Göttingen (D)
Phusion DNA-Polymerase
Finnzymes, Espoo (FIN)
Restriktionsendonukleasen
NEB, Frankfurt/M. (D)
MBI Fermentas, St. Leon-Rot (D)
Rinderserumalbumin (BSA)
BioRad, München (D)
Proteinase K
Ribonuclease A
Serva, Heidelberg (D)
Shrimps Alkalische Phosphatase
Roche, Mannheim (D)
T4 DNA-Ligase, QuickLigase
NEB, Frankfurt/M. (D)
- 101 MATERIAL UND METHODEN
5.1.6 Größenmarker für DNA-Fragmente und Proteine
Marker
Bezugsquelle
peqGOLD DNA Leiter-Mix
PeqLab, Erlangen (D)
(100, 200, 300, 400, 500, 600, 700, 800, 900,1000, 1200, 1500, 2000,
2500, 3000, 3500, 4000, 5000, 6000, 8000, 10000 bp)
peqGOLD Protein-Marker II
PeqLab, Erlangen (D)
(10, 15, 20, 25, 30, 40, 50, 60, 70, 85, 100, 120, 150, 200 kDa)
Precision Plus Protein™ Dual Color Standards
BioRad, München (D)
(10, 15, 20, 25, 37, 50, 75, 100, 150, 250 kDa)
5.1.7 Oligonukleotide
Die folgenden Oligonukleotide wurden von Eurofins MWG (Ebersberg, Deutschland) bezogen und
in Wasser mit einer Konzentration von 100 pmol/µL gelöst:
Name
Sequenz (von 5’ nach 3’)
Verwendung
(D)N82A
CA TTT CTG CGC AAT GCT GCA ATG AGT TTC
PCR-Mutagenese
(D)F86A
C AAT AAT GCA ATG AGT GCT CGC CGC GCG C
PCR-Mutagenese
(D)R94A
CTG CGT TAC GCT GAC GGG GCA AAA G
PCR-Mutagenese
(D)N95A
CGT TAC CGT GCT GGG GCA AAA G
PCR-Mutagenese
(D)P105A
G TTT TTC ATC AGC ACG CGT GCC
PCR-Mutagenese
(D)V113A
G TAA CTG GGT TTC AGC CGT ATC ATA CTG
PCR-Mutagenese
(D)L117A
CAT AAA GCG AGC CTG GGT TTC
PCR-Mutagenese
(D)E147A
GT ATG CTC CTG CTG AGC CAG TAC GGC ACC
PCR-Mutagenese
610gv
GGA TAA CAA TTT CAC ACA G
Sequenzierung
1925gv
GGG CGA TCG GTG CGG GCC
Sequenzierung,
PCR-Mutagenese
B_64K_bwd
A GCT TTC CCC TTC TAA AGG GCA AAA GTG
AGT TTT GTG CCT ATC
PCR-Mutagenese
B_135L-138I_bwd
AC GCA ACC TAA GGT AAA ATG GAT CAC AGC
TAA GAG TGC ATA TAA CG
PCR-Mutagenese
B>D_59
GCC ATT GAG ATC TTA GAT AGG C
PCR-Mutagenese
B>D_59-61
GCC ATT GAG ATC TTA GCG AGG CAC CAT AC
PCR-Mutagenese
B>D_92-93
GCT TTA CTA CGT TAC CGC GAT GGA GC
PCR-Mutagenese
BD_4A
ATG ATG TCT AGA GCA GAT AAA AG
PCR-Mutagenese
BD_9A
AAA AGT AAA GCG ATT AAC AGC
PCR-Mutagenese
BD_10A
AGT AAA GTG GCC AAC AGC GC
PCR-Mutagenese
BD_11A
AAA GTG ATT GCC AGC GCA TTA G
PCR-Mutagenese
BD_14A
AAC AGC GCA GCA GAG CTG C
PCR-Mutagenese
BD_15A
AGC GCA TTA GCG CTG CTT AAT GAG G
PCR-Mutagenese
BD_16A
GCA TTA GAG GCG CTT AAT GAG
PCR-Mutagenese
BD_17A
TTA GAG CTG GCA AAT GAG GTC
PCR-Mutagenese
BD_18A
GAG CTG CTT GCT GAG GTC GG
PCR-Mutagenese
BD_22A
GAG GTC GGA GCC GAA GGT TTA AC
PCR-Mutagenese
BD_23A
GTC GGA ATC GCA GGT TTA AC
PCR-Mutagenese
BD_25A
ATC GAA GGT GCA ACA ACC CG
PCR-Mutagenese
- 102 MATERIAL UND METHODEN
BD_30A
ACC CGT AAA GCC GCC CAG AAG C
PCR-Mutagenese
BD_34A
GCC CAG AAG GCT GGT GTA GAG
PCR-Mutagenese
BD_41A
CAG CCT ACA GCG TAT TGG CAT G
PCR-Mutagenese
BD_44A
TTG TAT TGG GCT GTA AAA AAT AAG
PCR-Mutagenese
BD_45A
TAT TGG CAT GCA AAA AAT AAG
PCR-Mutagenese
BD_47A
CAT GTA AAA GCT AAG CGG GCC
PCR-Mutagenese
BD_48A
GTA AAA AAT GCG CGG GCC
PCR-Mutagenese
BD_49A
AAA AAT AAG GCG GCC CTA CTG
PCR-Mutagenese
BD_49X_bwd
CAA GAT CTC CAC CGC CAG CGC ATC CAG TAG
GGC NNN CTT ATT TTT TAC
PCR-Mutagenese
BD_51A
AAG CGG GCC GCA CTG GAT GC
PCR-Mutagenese
BD_53A
GCC CTA CTG GCT GCG CTG GCG
PCR-Mutagenese
BD_55A_bwd
C CAA GAT CTC CAC CGC CGC CGC ATC CAG
PCR-Mutagenese
BD_58A
CTG GCG GTG GCG ATC TTG GCG
PCR-Mutagenese
BD_59A
GCG GTG GAG GCC TTG GCG CG
PCR-Mutagenese
BD_60A
GTG GAG ATC GCG GCG CGT CAT C
PCR-Mutagenese
BD_62A
GTG GAG ATC TTG GCG GCG CAT CAT G
PCR-Mutagenese
BD_63A
GTG GAG ATC TTG GCG CGT GCG CAT GAT TAT
TC
PCR-Mutagenese
BD_64A
GTG GAG ATC TTG GCG CGT CAT GCG GAT TAT
TC
PCR-Mutagenese
BD_66A
CAT CAT GAT GCG TAT TCG CCT G
PCR-Mutagenese
BD_67A
GAT TAT GCA CTG CCT GCG GCG
PCR-Mutagenese
BD_82A
TTT CTG CGC AAT GCT GCA ATG AGT TTC CGC
PCR-Mutagenese
BD_85A_bwd
TTT CTG CGC AAT AAT GCA ATG GCA TTC CGC
PCR-Mutagenese
BD_87A
ATG AGT TTC GCC CGC GCG CTG
PCR-Mutagenese
BD_90A
CGC CGC GCG GCG CTG CGT TAC
PCR-Mutagenese
BD_92A
CGC CGC GCG CTG CTG GCA TAC CGT G
PCR-Mutagenese
BD_93A
CGC CGC GCG CTG CTG CGT GCC CGT GAC
PCR-Mutagenese
BD_98A
GAC GGG GCA GCA GTG CAC
PCR-Mutagenese
BD_100A
GGG GCA AAA GTC GCT CTC GGC ACG CG
PCR-Mutagenese
BD_101A
AAA GTG CAC GCT GGC ACG
PCR-Mutagenese
BD_103A
C ATC AGG ACG AGC GCC GAG GTG
PCR-Mutagenese
BD_104A
G TTT TTC ATC AGG AGC CGT GCC GAG
PCR-Mutagenese
BD_108A
GGC ACG CGT CCT GAT GAA GCA CAG TAT G
PCR-Mutagenese
BD_109A
GAT GAA AAA GCG TAT GAT AC
PCR-Mutagenese
BD_112A
CAG TAT GAT GCG GTG GAA ACC
PCR-Mutagenese
BD_116A
GTG GAA ACC GCG TTA CGC TTT ATG
PCR-Mutagenese
BD_131A
CTG CGC GAC GGG GCA TAT GCG
PCR-Mutagenese
BD_134A
TAT GCG GCT TCA GCG GTC AGT C
PCR-Mutagenese
BD_148A
CC GTA CTG GAG GCG CAG GAG C
PCR-Mutagenese
BD_150A
GAG GCG CAG GCG CAT ACT GCC
PCR-Mutagenese
BD_157A
GCC CTG ACC GCC CGC CCT G
PCR-Mutagenese
BD_158A
CTG ACC GAC GCG CCT GCA GCA CCG
PCR-Mutagenese
- 103 MATERIAL UND METHODEN
BD_170A
CCG CCG CTA GCT CGG GAA GCG
PCR-Mutagenese
BD_174A
CGG GAA GCG GCG CAG ATT ATG
PCR-Mutagenese
BD_177A
CTG CAG ATT GCG GAC ATG GAT G
PCR-Mutagenese
BD_181A
GAC ATG GAT GCT GGT GAG CAG
PCR-Mutagenese
D>B_66
CAT CAT GAT GAT TCA CTG CCT G
PCR-Mutagenese
D>B_67
CAT GAT TAT TTT CTG CCT GCG
PCR-Mutagenese
D>B_68
GAT TAT TCA TGT CCT GCG GCG
PCR-Mutagenese
D>B_84
AAT AAT GCA AAA AGT TTC CGC
PCR-Mutagenese
D>B_88
AGT TTC CGC TGT GCG CTG CTG
PCR-Mutagenese
D>B_148
GTA CTG GAG GAC CAG GAG CAT AC
PCR-Mutagenese
D>B_157
GCC CTG ACC GAA CGC CCT GCA G
PCR-Mutagenese
DP4
CGG TCG GTC AGG GCG GC
Sequenzierung
DP6
CTC GAC ATC TTG GTT ACC
Sequenzierung
DP9
GTG AAA AGC CGT TTT CTG TC
Sequenzierung
r2_9A
AAA AGT AAA GCG ATT AAC AGC
PCR-Mutagenese
r2_10A
AGT AAA GTG GCC AAC AGC GC
PCR-Mutagenese
r2_11A
AAA GTG ATT GCC AGC GCA TTA G
PCR-Mutagenese
r2_14A
ATT AAC AGC GCA GCA GCG CTG GG
PCR-Mutagenese
r2_16A
GCA TTA GCG GCG GGT AAT GAG G
PCR-Mutagenese
r2_17A
TTA GCG CTG GCG AAT GAG GTC GG
PCR-Mutagenese
r2_18A
GCG CTG GGT GCG GAG GTC GGA ATC G
PCR-Mutagenese
r2_22A
GAG GTC GGA GCC GAA GGT GTA ACA ACC
PCR-Mutagenese
r2_23A
GTC GGA ATC GCA GGT GTA ACA ACC C
PCR-Mutagenese
r2_51A
AAG CGG GCC GCA CTG GAT GC
PCR-Mutagenese
tyr93his
CGC CGC GCG CTG CTG CGT CAC CGT GAC
GGG GCA AAA
PCR-Mutagenese
* Restriktionsschnittstellen sind unterstrichen, eingeführte Mutationen fett gedruckt.
5.1.8 Bakterienstämme
Stamm
relevante genetische Marker
Referenz
E. coli DH5α
recA1, endA1, gyrA96, thi, relA1;
hsdR17(rK-, mK+), supE44,
Φ80dlacZ∆Μ15; ∆(lacZYA-argF)U169
(Hanahan, 1983)
E. coli RB791
IN[rrnD-rrnE]l, lacIq, L8
(Brent & Ptashne, 1981)
E. coli NR698λtet50
MC4110 imp4213; Tn10 tetA:lacZTranskriptionsfusion, bet+, gam+, clII+, cl+,
lacZ+
(Wimmer, 2007)
E. coli WH207λtet50
galK, rpsL, thi, ∆lacX74, recA13; Tn10
tetA:lacZ-Transkriptionsfusion, bet+, gam+,
clII+, cl+, lacZ+
(Wissmann et al., 1991)
- 104 MATERIAL UND METHODEN
5.1.9 Plasmide
Verwendete Plasmide aus anderen Arbeiten:
Plasmid
relevante Sequenz(en) und Charakteristika
R
Referenz
pWH610
Ap , ori pMB1; tetR unter transkriptioneller Kontrolle
des tac-Promotors
(Ettner et al., 1996)
pWH1411
pACYC177-Derivat; CmR, ori p15A, tetR(B); TetR(B)
wird konstitutiv auf mittlerem Niveau exprimiert
(Baumeister et al., 1992)
pWH1925
pUC19-Derivat; ApR, ori pMB1, tetR(BD); TetR(BD)
wird konstitutiv auf mittlerem Niveau exprimiert
(Scholz et al., 2004)
pWH1925∆
pUC19 Derivat; ApR, ori pMB1
(Scholz et al., 2004)
R
pWH1925(B)
pUC19-Derivat; Ap , ori pMB1, tetR(B); TetR(B) wird
konstitutiv auf mittlerem Niveau exprimiert
pWH1925(i2)
pUC19-Derivat; ApR, ori pMB1, tetR(BD)-H64K-S135LS138I; TetR(BD)-H64K-S135L-S138I wird konstitutiv
auf mittlerem Niveau exprimiert
(Henssler et al., 2004)
pWH1925(r2)
pUC19-Derivat; ApR, ori pMB1, tetR(BD)-E15A-L17GL25V; TetR(BD)-E15A-L17G-L25V wird konstitutiv auf
mittlerem Niveau exprimiert
(Scholz et al., 2004)
pWH1925(r6)
pUC19-Derivat; ApR, ori pMB1, tetR(BD)-E17S-E23K;
TetR(BD)-E17S-E23K wird konstitutiv auf mittlerem
Niveau exprimiert
(Scholz et al., 2004)
pWH1925(r8)
pUC19-Derivat; ApR, ori pMB1, tetR(BD)-E15V-L17AE19D; TetR(BD)-E15V-L17A-E19D wird konstitutiv auf
mittlerem Niveau exprimiert
(Scholz et al., 2004)
pWH1925(r9)
pUC19-Derivat; ApR, ori pMB1, tetR(BD)-V20G-G21RI22N; TetR(BD)-V20G-G21R-I22N wird konstitutiv auf
mittlerem Niveau exprimiert
(Scholz et al., 2004)
pWH2201
pWH610-Derivat; ApR, ori pMB1; trxA(N)-tip unter
transkriptioneller Kontrolle des tac-Promotors
(Klotzsche et al., 2005)
Im Rahmen dieser Arbeit konstruierte Plasmide:
Plasmid
relevante Sequenz(en) und Charakteristika
pWH610(BD)-X
X = R49A; R49E; R49L; R49P; R49W
pWH610(B)-X
X = M59I-H93Y
Kapitel
3.1.6
3.1.3.3
R
pWH1300
pWH1411-Derivat; Cm , trxA-tip; TrxA-Tip unter
transkriptioneller Kontrolle des tac-Promotors
3.1.4.2
pWH1925-X
X = L4A; V9A; E15A; L16A; L25A; L30A; L34A; L41A; H44A;
V45A; N47A; K48A
3.1.1.1
X = I10A; N11A; L14A; N18A; I22A; E23A; R49A; L51A;
D53A; L55A; E58A; I59A; R62A; H63A; R92A; Y93A; R94A;
D95A; K98A; V99A; K108A; E150A; D157A; R158A
3.1.1.2
X = L60A; Y66A; S85A; R87A; L90A; L101A; Q148A; D181A
3.1.1.3
X = H64A; S67A; N82A; F86A; H100A; T103A; R104A;
P105A; Q109A; T112A; V113A; Q116A; L117A; L131A;
I134A; S138A; E147A; L170A; L174A; M177A
3.1.1.4
X = V57I; I59M; A61D; Y66H; S67F; L68C; M84K; R88C;
R92S; Y93H; D106T; Q148D; D157E; I59M-Y93H
3.1.3.2
X = L17A-V57I; L17A-I59M; L17A-A61D; L17A-Y66H; L17AS67F; L17A-L68C; L17A-M84K; L17A-R88C; L17A-R92S;
L17A-Y93H; L17A-D106T; L17A-Q148D; L17A-D157E
- 105 MATERIAL UND METHODEN
X = R49L; R49I; R49P; R49W; R49N; R49Y; R49D; R49E;
R49K
pWH1925(B)-X
3.1.5
X = L4A; V9A; I10A; N11A; L14A; E15A; L16A; L17A; N18A;
I22A; E23A; L25A; L30A; L34A; L41A; H44A; V45A; N47A;
K48A; R49A
3.1.3.1
X = M59I; H93Y; M59I-H93Y
3.1.3.2
X = L17A-M59I; L17A-H93Y; L17A-M59I-H93Y
X = E15A-L17G-L25V; E15A-L17G-L25V-M59I; E15A-L17GL25V-H93Y; E15A-L17G-L25V-M59I-H93Y; E15A-L17GL25V-M59I-S92R-H93Y; E15A-L17G-L25V-M59I-D61AS92R-H93Y
3.2.3
X = E17S-E23K; E17S-E23K-M59I; E17S-E23K-H93Y; E17SE23K-M59I-H93Y
X = E15V-L17A-E19D; E15V-L17A-E19D-M59I; E15V-L17AE19D-H93Y; E15V-L17A-E19D-M59I-H93Y
X = V20G-G21R-I22N; V20G-G21R-I22N-M59I; V20G-G21RI22N-H93Y; V20G-G21R-I22N-M59I-H93Y
X = H64K-S135L-G138I; H64K-S135L-G138I-M59I-S92RH93Y; H64K-S135L-G138I-M59I-D61A-S92R-H93Y
pWH1925(r2)-X
3.3.3
X = L4A; V9A; V25A; L30A; L34A; L41A; H44A; V45A; N47A;
K48A
3.2.1.1
X = I10A; N11A; G17A; R49A; D53A; L55A; E58A; I59A;
R62A; H63A; R92A; Y93A; R94A; D95A; K98A; V99A;
K108A; E150A; D157A; R158A
3.2.1.2
X = L60A; Y66A; S85A; R87A; L90A; L101A; Q148A; D181A
3.2.1.3
X = H64A; S67A; N82A; F86A; H100A; T103A; R104A;
P105A; Q109A; T112A; V113A; Q116A; L117A; L131A;
I134A; S138A; E147A; L170A; L174A; M177A
3.2.1.4
X = Y93H; I59M-Y93H
3.2.3
pWH1925(r6)-X
X = Y93H; I59M-Y93H
3.2.3
pWH1925(r8)-X
X = Y93H; I59M-Y93H
3.2.3
pWH1925(r9)-X
X = Y93H; I59M-Y93H
3.2.3
pWH1925(i2)-X
X = L4A; V9A; E15A; L16A; L25A; L30A; L34A; L41A; H44A;
V45A; N47A; K48A
3.3.1.1
X = I10A; N11A; L14A; N18A; I22A; E23A; R49A; L51A;
D53A; L55A; E58A; I59A; R92A; Y93A; R94A; D95A; K98A;
K108A; E150A; D157A
3.3.1.2
X = L60A; S85A; R87A; L90A; L101A; Q148A; D181A
3.3.1.3
X = K64A; S67A; N82A; F86A; H100A; T103A; R104A;
P105A; Q109A; T112A; Q116A; L131A; I134A; E147A;
L170A; M177A
3.3.1.4
- 106 MATERIAL UND METHODEN
5.2 Medien, Lösungen und Puffer
Medien und Puffer wurden mit Millipore- oder deionisiertem Wasser angesetzt und bei Bedarf für
25 min bei 121°C und 2 bar autoklaviert. Lösungen mit hitzelabilen Stoffen wurden durch Filter mit
einer Porengröße von 0,2 µm sterilisiert. Puffer für säulenchromatographische Experimente
wurden sterilfiltriert und im Ultraschallwasserbad 15 min entgast. Puffer für Gelelektrophoresen
und Western-Blots wurden nicht sterilisiert.
5.2.1 Allgemeine Puffer
10 mM Tris-HCl, pH 8,0
1 mM EDTA
TE-Puffer
TENS-Puffer
10 mM
1 mM
0,1 M
0,5% (w/v)
Tris-HCl, pH 8,0
EDTA
NaOH
SDS
5.2.2 Bakteriennährmedien
für Platten:
5 g/L
10 g/L
10 g/L
15 g/L
für Platten:
60 g/L McConkey-Bouillon
7 g/L Laktose
15 g/L Agar
LB-Medium
(Luria Bertani-Medium)
McConkey-Medium
Hefeextrakt
Trypton
Natriumchlorid
Agar
Fakultative Zusätze
Fakultative Zusätze wurden bei Plattenmedien nach dem Abkühlen auf etwa 50°C zugegeben, bei
Flüssigmedien nach Erkalten. Antibiotika wurden in 1000-fach konzentrierter Lösung angesetzt
und bei -20°C gelagert (Sambrook & Russel, 2001).
Antibiotika
Stammlösungen
Ampicillin
100 mg/mL in H2O
Kanamycin
60 mg/mL in H2O
30 mg/L oder 60 mg/L
Chloramphenicol
25 mg/mL in 70% (v/v) EtOH
25 mg/L
Effektoren für TetR
Stammlösungen
Endkonzentration (für E. coli)
4-ddma-ATc
8 mM in DMSO
0,4 µM (bei Titration: 0,2-0,6 µM)
4-ddma-Dox
4 mM in DMSO
0,4 µM (bei Titration: 0,2-0,6 µM)
4-ddma-San
4 mM in DMSO
0,4 µM (bei Titration: 0,2-0,6 µM)
Anhydrotetrazyklin
20 mM in 70% (v/v) EtOH
0,4 µM
20 mM in 70% (v/v) EtOH
0,4 µM (bei Titration: 0,2-0,6 µM)
1
Tetrazyklin
Endkonzentration (für E. coli)
100 mg/L
Platten für E. coli NR698tet50: 10 mg/L
1
Tetrazyklin-Lösungen wurden immer frisch hergestellt.
- 107 MATERIAL UND METHODEN
sonstige Zusätze
Stammlösungen
Endkonzentration
IPTG
500 mM in H2O
0,5 mM
X-Gal
20 mg/mL in
Dimethyl-Formamid
40 µg/mL
IPTG diente zur Induktion der Expression von Genen unter Kontrolle des tac-Promotors,
X-Gal für Farbplattentests. 5.2.3 Puffer und Lösungen für DNA-Versuche
Puffer für die DNA-Gelelektrophorese:
2 M Tris Base
1 M Natriumacetat
62,5 mM EDTA
50x TAE–Puffer
0,89 M Tris Base
0,89 M Borsäure
20 mM EDTA
10x TBE-Puffer
5x DNAAuftragepuffer
0,05% (w/v)
0,05% (w/v)
0,2% (w/v)
0,1 mM
50% (v/v)
2% (v/v)
Bromphenolblau
Xylencyanol
SDS
EDTA
Glycerin
50x TAE
0,5 mg/L Ethidiumbromid
Färbelösung
für DNA-Gele
5.2.4 Puffer und Lösungen für Protein-Versuche
Puffer für die Protein-Gelelektrophorese:
6,9 mL
3,5 mL
1,3 mL
1,5 mL
800 µL
400 µL
5 µL
Trenngel (10%|15%)
(denaturierend)
H2O
40% Acrylamid-Lsg.
1M Tris-HCl, pH 8,8
1M Tris-Borat, pH 8,8
2% SDS
10% APS
TEMED
H2O
40% Acrylamid-Lsg.
Tris-HCl, pH 6,8
2% SDS
10% APS
TEMED
Sammelgel (4%)
(denaturierend)
10,7 mL
1,5 mL
1,3 mL
750 µL
750 µL
7 µL
10x ProteinLaufpuffer
1,92 M Glycin
0,5 M Tris-HCl, pH 8,8
1% (w/v) SDS
- 108 5,1 mL
5,3 mL
1,3 mL
1,5 mL
800 µL
400 µL
5 µL
H2O
40% Acrylamid-Lsg.
1M Tris-HCl, pH 8,8
1M Tris-Borat, pH 8,8
2% SDS
10% APS
TEMED
MATERIAL UND METHODEN
5x ProteinAuftragepuffer
250 mM
250 mM
10% (w/v)
5% (w/v)
50% (v/v)
Waschlösung
10% (v/v) Essigsäure
45% (v/v) Methanol
für Proteingele
Färbelösung
für Proteingele
Entfärbelösung
Tris-HCl, pH 6,8
β-Mercaptoethanol
SDS
Bromphenolblau
Glycerin
0,2% (w/v) PhastGel® Blue R
60% (v/v) Methanol
10% (v/v) Essigsäure
für Proteingele
Puffer für die Proteinaufreinigung und -lagerung:
250 mM Na2HPO4
250 mM NaH2PO4
pH 6,8 mit NaOH einstellen
0,5 M Phosphat-Puffer
Puffer A
(Niedrigsalzpuffer)
Puffer B
(Hochsalzpuffer)
Zellaufschluss-Puffer
(ZAP)
50 mM NaCl
20 mM Phosphat-Puffer
für TetR(B): + 2 mM Dithiothreitol (DTT)
1 M NaCl
20 mM Phosphat-Puffer
für TetR(B): + 2 mM Dithiothreitol (DTT)
10 mM Tris-HCl, pH 8,0
200 mM NaCl
für TetR(B): + 2 mM Dithiothreitol (DTT)
1x ZAP
50% (v/v) Glycerin
2 mM Dithiothreitol (DTT)
Proteinlagerpuffer
Puffer für immunologische Experimente:
Transferpuffer
für Western-Blots (WB)
10x PBS-Puffer
Waschpuffer (PBS-T)
für WB-Membranen
Blockierlösung
für WB-Membranen
Waschlösung
für WB-Membranen
10 mM NaHCO3
3 mM Na2CO3
20% (v/v) Methanol
580 mM Na2HPO4
170 mM NaH2PO4
680 mM NaCl
1x PBS
0,1% (v/v) Tween 20
1x PBS
0,1% (v/v) Tween 20
5% (w/v) Magermilchpulver
50% (v/v) Blockierlösung
50% (v/v) Waschpuffer
Puffer für die β-Galaktosidase-Aktivitätsmessung:
5x Z-Puffer
300 mM
200 mM
50 mM
5 mM
250 mM
pH 7,0
Na2HPO4
NaH2PO4
KCl
MgCl2
β-Mercaptoethanol
mit NaOH einstellen
- 109 MATERIAL UND METHODEN
Lyse-Lösung
1x Z-Puffer
Start-Lösung
1x Z-Puffer
4 mg/mL ONPG
Stopp-Lösung
1 M Na2CO3
5.3 Methoden
Die in dieser Arbeit verwendeten allgemeinen und gängigen Methoden sind in der folgenden
Tabelle aufgelistet. Sofern Abweichungen von diesen Protokollen vorgenommen wurden, wird dies
im entsprechenden Kapitel angegeben.
Proteine
DNA
Methode
Referenz
Präparation von Plasmid-DNA mittels „Kit“-Systemen
Protokoll des Herstellers
Photometrische Mengenbestimmung von DNA
(Sambrook & Russel, 2001)
Präzipitation von DNA
- mittels Ethanol
- mittels PEG
(Ausubel et al., 1995)
(Ausubel et al., 1995)
Ethidiumbromid-Färbung von DNA
(Sambrook & Russel, 2001)
Gelelektrophorese von DNA
(Sambrook & Russel, 2001)
Elution von DNA
- aus Agarosegelen
- aus nativen PAA-Gelen
(Sambrook & Russel, 2001)
(Sambrook & Russel, 2001)
Polymerase-Kettenreaktion (PCR)
(Mullis & Faloona, 1987)
Sequenzierung von DNA nach der Kettenabbruch-Methode
(Sanger et al., 1977)
Denaturierende Gelelektrophorese von Proteinen
(Laemmli, 1970)
®
PhastGel Blue R Färbung von Proteinen in PAA-Gelen
Protokoll des Herstellers
Proteinkonzentrationsbestimmung nach Bradford
Protokoll des Herstellers
Bestimmung von β-Galaktosidase-Aktivitäten
- in 96-Napfplatten
(Miller, 1972)
(Griffith & Wolf, 2002)
Autoklavieren
Die zu autoklavierenden Substanzen wurden in geeigneten Gefäßen im entsprechenden
Autoklaviergerät (Systec, Sitram) mindestens 20 min unter Druck feuchter Hitze von 121°C
ausgesetzt. Dadurch war die notwendige Keimfreiheit für die meisten molekularbiologischen
Arbeiten gewährleistet.
Sterilfiltration
Lösungen mit hitzeinstabilen Komponenten, wie z.B. Antibiotika-Lösungen, wurden durch
Sterilfiltration keimfrei gemacht. Anschließend konnten sie als sterile Komponenten den schon
autoklavierten und heruntergekühlten Medien zugesetzt werden.
- 110 MATERIAL UND METHODEN
5.3.1 Arbeiten mit Mikroorganismen
5.3.1.1 Anzucht, Handhabung und Lagerung von E. coli-Kulturen
Anzucht, Inkubation und Lagerung von Flüssigkulturen
Sofern nicht anders vermerkt, wurde das benötigte Volumen an Flüssigmedium in Reagenzgläsern
oder Schikanekolben mit einer einzelnen Kolonie von einer Agarplatte angeimpft und bei der
gewünschten Temperatur auf einem Rundschüttler inkubiert.
 Über-Nacht-Kulturen (ÜNK) wurden 10 bis 16 h bei 37°C oder 20 bis 24 h bei 28°C
inkubiert.
 Über-Tag-Kulturen (ÜTK) wurde maximal 1:100 mit einer ÜNK angeimpft und bis zu einer
oD600 von 0,4-0,6 inkubiert.
Flüssigkulturen wurden nicht gelagert. Falls nötig wurden die Zellen abzentrifugiert, der Überstand
verworfen und das Zellpellet bei -20°C gelagert.
Anzucht, Inkubation und Lagerung von Kulturen auf Festmedium
Vereinzelungen von Bakterienkolonien wurden mit
einer sterilen Impföse auf Agar-haltigem Medium
(ggf. versetzt mit Induktoren und/oder SelektionsAntibiotika) ausgestrichen (Abb. 5.1). Aliquots von
Flüssigkulturen
oder
Transformationsansätzen
wurden auf dem angegebenen Medium ausplattiert. Kulturen auf Festmedium wurden entweder 10 bis
16 h bei 37°C oder bis zu 48 h bei 28°C inkubiert.
Abb. 5.1: Skizze der verwendeten Vereinzelungsmethode. Die Abbildung wurde nach (Madigan et
al., 2008) modifiziert und erweitert.
Sofern das Medium lichtempfindliche Induktoren (wie Tetrazykline) oder X-Gal enthielt, wurden die
Platten in einem lichtundurchlässigen Karton oder im Brutschrank bebrütet.
Die Lagerung erfolgte im Kühlschrank bei 4°C. Kulturen auf Festmedium, die für Messungen
bestimmt waren, wurden maximal eine Woche aufgehoben.
5.3.1.2 Herstellung Calciumchlorid-kompetenter E. coli-Zellen
modifiziert nach (Hanahan, 1983)
LB-Medium wurde 1:100 mit einer E. coli Über-Nacht-Kultur angeimpft und bei 37°C bis zu einer
Zelldichte von oD600 ≈ 0,5 geschüttelt. Das Wachstum der Zellen wurde durch 30-minütiges
Abkühlen auf Eis gestoppt. Die Zellen wurden durch Zentrifugation (15 min, 5000 Upm, 4°C)
geerntet und in einem halben Volumen der ursprünglichen Kultur kalter 0,1 M CaCl2-Lösung
resuspendiert und 1 h auf Eis gestellt. Anschließend wurden die Zellen erneut abzentrifugiert, in
einem Zehntel Volumen kalter 0,1 M CaCl2-Lösung resuspendiert und zur Aufbewahrung mit
sterilem Glycerin (Endkonzentration 15%) versetzt. Die Zellsuspension wurde in 1,5 mLReaktionsgefäße aliquotiert, in flüssigem Stickstoff schockgefroren und bei -70°C bis -80°C
aufbewahrt.
- 111 MATERIAL UND METHODEN
5.3.1.3 Herstellung elektrokompetenter E. coli-Zellen
modifiziert nach (Sambrook & Russel, 2001)
LB-Medium wurde 1:100 mit einer E. coli Über-Nacht-Kultur angeimpft und bei 37°C bis zu einer
Zelldichte oD600 ≈ 0,4 geschüttelt. Wachstum der Zellen wurde durch 30-minütiges Abkühlen auf
Eis gestoppt, die Zellen durch Zentrifugation (10 min, 5000 Upm, 4°C) geerntet und in einem
halben Volumen1 kaltem Millipore resuspendiert. Nach erneutem Abzentrifugieren wurden die
Zellen in einem Viertel Volumen kalter 10% Glycerin-Lösung gewaschen. Die gelösten Zellen
wurden nochmals abzentrifugiert und anschließend in einem Tausendstel Volumen kaltem
10%igem Glycerin gelöst. Die Zellsuspension wurde in 1,5 mL-Reaktionsgefäße aliquotiert, in
flüssigem Stickstoff schockgefroren und bei -70°C bis -80°C aufbewahrt.
5.3.1.4 Transformation von E. coli
modifiziert nach (Sambrook & Russel, 2001)
CaCl2-kompetente Zellen wurden auf Eis aufgetaut. 100 μL Zellen wurden mit 50-100 ng DNA oder
einem Ligationsansatz versetzt und 60 min auf Eis inkubiert. Nach einer Hitzeschock-Behandlung
von 30 s bei 42°C wurde 1 mL auf 37°C vorgewärmtes LB-Flüssigmedium zugegeben und die
Zellen für 30 min bei 37°C auf einem Eppendorf-Schüttler inkubiert. Auf entsprechende
Selektionsplatten wurden anschließend Aliquots von 100 μL und der abzentrifugierte, im Rücklauf
resuspendierte Rest ausplattiert.
5.3.1.5 Elektroporation von E. coli
modifiziert nach (Sambrook & Russel, 2001)
Jeweils 40 μL elektrokompetente Zellen wurden mit etwa 50 ng Plasmid-DNA oder einem halben
Ligationsansatz vermischt und in eine gekühlte Elektroporationsküvette zwischen die
Kondensatorplatten (Abstand 2 mm) unter Vermeidung von Luftblasen gefüllt. Das Spannungsfeld
(Einstellungen am Bio-Rad Gene Pulser®: U = 2,5 kV / R = 200  / C = 25 μF) wurde 3,5 bis 4,5 s
aufrechterhalten. Anschließend wurden die Zellen sofort mit 2 mL vorgewärmtem LB-Medium
versetzt und 30 min bei 37°C auf einem Eppendorf-Schüttler inkubiert. Von einer 1:100Verdünnung der Ansätze wurden jeweils 100 µL auf die entsprechenden Selektionsmedien
ausplattiert.
5.3.1.6 Präparation von Plasmid-DNA mittels TENS-Lyse
Bei dieser alkalischen Lyse wurden die Zellen von jeweils 4 mL Flüssigkultur durch Zentrifugation
(3 min, 13000 Upm) geerntet und das Pellet im Rückfluss des Überstandes durch Vortexen
resuspendiert. Die Zellsuspension wurde mit 300 µL TENS-Puffer versetzt und mehrmals invertiert.
Anschließend wurden 150 µl 3 M Natriumacetat zugegeben und vorsichtig invertiert. Nach mind.
30-minütiger Zentrifugation (13000 Upm, 4°C) wurde der Überstand in ein neues Reaktionsgefäß
überführt und die Plasmid-DNA durch die Zugabe von 900 µL 96% Ethanol (EtOH) und
Zentrifugation (15 min, 13000 Upm) gefällt. Die ausgefällte DNA wurde mit 500 µL 70% EtOH
gewaschen und erneut abzentrifugiert (13000 Upm, 5 min). Das Pellet wurde in der
Vakuumzentrifuge etwa 15 min getrocknet und anschließend in 50 µl TE mit RNase (10 µg/mL)
aufgenommen.
1
Bezogen auf die ursprüngliche Kultur.
- 112 MATERIAL UND METHODEN
5.3.2 Arbeiten mit Nukleinsäuren
5.3.2.1 Restriktionsspaltung von DNA
Die Restriktion von DNA mit Endonukleasen wurde in dem jeweiligen vom Hersteller empfohlenen
Puffersystem durchgeführt. Die Menge an Enzym und die Inkubationsdauer richteten sich dabei
nach der eingesetzten DNA-Menge und der Anzahl an Schnittstellen im Plasmid. Zur Vermeidung
von Star-Aktivität bei zu hoher Glycerin-Konzentration betrug das Gesamtvolumen eines
Restriktionsansatzes mindestens dem Zehnfachen des Enzymvolumens. Vektor-DNA wurde meist
60 min verdaut, lineare und kleinere Fragmente 90 min. Die Inaktivierung der Enzyme wurde, falls
möglich, nach Anleitung des Herstellers durchgeführt.
5.3.2.2 Dephosphorylierung von 5’-DNA-Enden
Zur Vermeidung der Religation kompatibler Enden von linearisierten Vektoren wurden, falls
notwendig, die 5’-Phosphat-Gruppen mittels Shrimps Alkalischer Phosphatase (Gibco BRL, Life
Technologies) entfernt. Dazu wurde die DNA-Lösung nach Angaben des Herstellers auf 1x SAPPuffer eingestellt und mit der empfohlenen Menge an Enzym versetzt. Nach 10-minütigem
Inkubation bei 37°C wurde das Enzym 15 min bei 65°C inaktiviert.
5.3.2.3 Ligation von DNA-Fragmenten
modifiziert nach (Sambrook & Russel, 2001)
Durch Ligasen können DNA-Fragmente kovalent verknüpfen, sofern die Enden kompatibel sind. In
dieser Arbeit wurde entweder die T4-DNA-Ligase (NEB) oder die QuickLigase (NEB) in dem vom
Hersteller gelieferten Puffer verwendet. Zusätzlich wurden 10 µM ATP zu den Ligationsansätzen
gegeben. In die Ligation wurden jeweils 50-200 ng Vektor mit Insert in den molaren Verhältnissen
1:2, 1:3 oder 1:5 eingesetzt. Die Ligation erfolgte im Dunkeln. Bei überhängenden Enden wurde 30
min bei Raumtemperatur oder 2 bis 3 h bei 15°C ligiert, bei glatten Enden über Nacht bei 4°C.
5.3.2.4 Gelelektrophorese von DNA
modifiziert nach (Sambrook & Russel, 2001)
Um die Größe von DNA-Fragmenten zu bestimmen und zur präparativen Auftrennung derselben
wurden Gelelektrophoresen durchgeführt, wobei je nach Fragmentgröße 1, 2 oder 3%ige (w/v)
Agarosegele bzw. 8%ige native PAA-Gele verwendet wurden.
Die Agarose wurde auf rechteckige Kunststoffplatten bis zu einer Schichtdicke von 2-3 mm
gegossen; vor ihrem Erstarren wurden mit einem Kunststoffkamm Taschen ausgespart, in welche
dann die mit DNA-Auftragepuffer (DAP) versetzten DNA-Lösungen pipettiert wurden. Die
Auftrennung erfolgte meist 1 h bei 100 V horizontal in einer mit TAE-Puffer gefüllten Kammer.
Die Acrylamid-Lösung ließ man senkrecht zwischen zwei Glasplatten, die unten mit einem
Agarosestopfen abgedichtet waren, polymerisieren; die Auftrennung der mit DAP versetzten DNA
erfolgte wiederum meist 1 h bei 100 V senkrecht in einer Elektrophoreseapparatur mit oberem und
unterem Reservoir für den TBE-Puffer.
Zur Sichtbarmachung der DNA wurden die Gele 10 min in einem Ethidiumbromidbad (ca. 5 µg/mL)
gefärbt und unter UV-Licht (254 nm) fotografiert.
- 113 MATERIAL UND METHODEN
5.3.2.5 Elution von DNA aus Agarose-Gelen
Zur Elution bestimmte DNA-Fragmente wurden elektrophoretisch aufgetrennt, mit Ethidiumbromid
gefärbt und mit langwelligem UV-Licht (366 nm) sichtbar gemacht. Die Bande der entsprechenden
Größe wurde mit einem Skalpell ausgeschnitten. Die Elution aus Agarosegelen erfolgte mit dem
GFX™ PCR-Kit (GE Healthcare) oder dem NucleoSpin® Extract II (Macherey-Nagel) gemäß den
Angaben des Herstellers. Eluiert wurde die DNA mit 25-30 µL auf etwa 50°C vorgewärmten TEPuffer.
5.3.2.6 Ethanol-Fällung von DNA
modifiziert nach (Ausubel, et al, 1995)
Die DNA-Lösung wurde mit einem Zehntel des Volumens 3 M Natriumacetat (pH 5,2) versetzt.
Anschließend wurden drei Volumina 96%iger Ethanol zugegeben. Nach Zentrifugation (30 min,
13000 Upm) wurde der Überstand abgenommen, 1 mL 70% Ethanol zum Rückstand gegeben und
erneut für 10 min zentrifugiert. Nach Abziehen des Überstandes wurde der Niederschlag in der
Vakuumzentrifuge getrocknet und anschließend in TE-Puffer aufgenommen.
5.3.2.7 Mutagenese mittels zweistufiger Polymerase-Kettenreaktion (PCR)
Die Einführung der Mutation erfolgt im ersten PCR-Schritt, wobei das jeweilige Ausgangsplasmid
als Matrize diente. Als hitzestabile DNA-Polymerase wurde die mit Fehlerkorrektur ausgestattete
Phusion-Polymerase (Finnzymes) in dem vom Hersteller gelieferten Puffersystem verwendet.
Für die zweite Stufe der PCR-Mutagenese wurde das mittels Gelelektrophorese gereinigte und
durch das NucleoSpin® Extract II-Kit (Macherey-Nagel) bzw. GFX™ PCR Kit (GE Healthcare)
isolierte Produkt der ersten PCR als Primer eingesetzt. Um die optimale Annealing-Temperatur zu
bestimmen, wurde ein Temperaturgradienten-PCR-Gerät verwendet.
Reaktionsansatz
PCR-Stufe I
PCR-Stufe II
Matrizen-DNA
300 ng
300 ng
Oligonukleotid I
10 pmol
10 µL PCR-Produkt Stufe I
Oligonukleotid II
10 pmol
10 pmol
10 mM dNTP-Stammlösung
1 µL
1 µL
5x Polymerase-Puffer
5 µL
5 µL
Polymerase
1 µL
1 µL
ad 25 µL
ad 25 µL
Millipore-Wasser
Für die PCR-Mutagenese wurde folgendes Programm verwendet:
Denaturierung
Hybridisierung
Elongation
94°C
52-60°C
72°C
30 s
30 s
20 s
25-30 Zyklen
Nach Abschluss des Programms wurde auf 4°C abgekühlt.
- 114 MATERIAL UND METHODEN
5.3.2.8 Sequenzierung von Plasmid-DNA
modifiziert nach (Sanger et al., 1977)
Das verwendete Verfahren zur Sequenzierung von DNA beruht auf der Kettenabbruch-Methode
nach
Sanger.
Als
Terminatoren
der
Sequenzierreaktion
dienten
unterschiedlich
fluoreszenzmarkierte di-Desoxynukleotide, die als vorgefertigtes Reagenz bezogen wurden (Big
Dye Terminator Mix, Perkin Elmer). Die Durchführung der Sequenzierreaktion erfolgte nach den
Empfehlungen des Herstellers. Ein Ansatz von 10 μL enthielt dabei 400-500 ng Matrizen-DNA, 10
pmol eines Oligonukleotides sowie 3 μL des Terminator-Mixes. Die Sequenzierreaktion erfolgte im
Thermocycler bei folgendem Programm:
Denaturierung
Hybridisierung
Elongation
96°C
55°C
60°C
10 s
5s
4 min
25 Zyklen
Nach Abschluss des Programms wurde der Reaktionsansatz auf 4°C abgekühlt. Anschließend
wurde eine Ethanolfällung durchgeführt und der Niederschlag in 10 μL Formamid aufgenommen.
Analysiert wurden die Produkte der Sequenzierreaktion mit dem ABI PRISMTM 310 Genetic
Analyzer, die Auswertung erfolgte am Computer mithilfe des Programms SeqMan II von
DNASTAR.
5.3.3 Arbeiten mit Proteinen 5.3.3.1 Überexpression und chromatographische Reinigung von TetR
Anzucht und Überexpression
Zur Überexpression von Proteinen wurde E. coli RB791, transformiert mit pWH610 Derivaten, bei
20°C oder 28°C angezogen und bei einer Optischen Dichte oD600 zwischen 0,4 und 0,6 mit einer
Endkonzentration von 0,5 mM IPTG induziert und für mindestens 3 Stunden weiter inkubiert. Für
Überexpressionstests wurden 20 mL LB-Medium 1:100 mit einer Übernachtkultur angeimpft. Es
wurden 10 mL vor der Induktion und 10 mL der Kultur nach der Induktion durch Zentrifugation
geerntet und in Puffer A resuspendiert. Für die Aufreinigung von Protein wurden mindestens 3 L
LB-Medium verwendet. Die Kulturen wurden in JA10 Zentrifugenbecher überführt und in einer
Beckmann Zentrifuge 10 min bei 4°C mit 5000 Upm sedimentiert.
Aufschluss der Zellen
Die sedimentierten Zellen wurden in einem Hundertstel des Ausgangsvolumens Puffer A
resuspendiert und unter Verwendung der Ultraschallsonde Sonoplus HD 2200 aufgeschlossen
(30% Leistung, Intervall 0.9 s, 5 x 30 s). Durch Kühlung mit Eiswasser wurde verhindert, dass die
Temperatur der Zellsuspension während der Beschallung 10°C überstieg. Nach dem
Zellaufschluss wurden die löslichen Bestandteile von den unlöslichen durch Ultrazentrifugation
abgetrennt.
Säulenchromatographische Reinigung
Die säulenchromatographische Reinigung erfolgte über eine Kationenaustauschersäule (Poros
HS/M 20 mL Volumen - Applied Biosystems) und eine Gelfiltrationssäule (Superdex G75, 1,6 x 60
cm) an einer Äkta FPLC Anlage. Die Proteine, die sich nach Zellaufschluss und Zentrifugation im
Überstand befanden, wurden auf den Kationentauscher aufgetragen und durch einen linearen
NaCl-Gradienten eluiert. Die Flussgeschwindigkeit betrug zwischen 4 und 20 mL/min. Protein
- 115 MATERIAL UND METHODEN
enthaltende Fraktionen wurden auf einem 10%-SDS-PAA-Gel analysiert und die Fraktionen mit
den geringsten Verunreinigungen vereinigt. Die vereinigten Fraktionen wurden mit einer
Endkonzentration von 60% Ammoniumsulfat gefällt und das Pellet nach der Zentrifugation in 2 bis
5 mL ZAP-Puffer resuspendiert. Die Gelfiltration wurde mit einer Flussgeschwindigkeit zwischen
0,5 und 1 mL/min durchgeführt.
Die Fraktionen mit dem meisten Protein wurden vereinigt und in einem Mikrokonzentrator (Filtron
centrifugal concentrator, 30 kDa) auf Volumina zwischen 300 μL und 1 mL eingeengt. Das so
erhaltene Protein wurde zu einem Endgehalt von 50% Glycerin und 1x ZAP verdünnt und bei
-20°C gelagert.
5.3.3.2 Bestimmung von Proteinkonzentrationen
Bestimmung der Gesamtproteinkonzentration
Die Bestimmung der Proteinkonzentration für Überexpressionstests oder Western Blots wurde
nach der Methode von Bradford (Bradford, 1976) mit einem vorgefertigten Reagenz (Bio-Rad,
München) durchgeführt. Die Messungen wurden in 96-Napfplatten im TECAN Plattenleser
vorgenommen. Als Referenz diente eine BSA-Lösung, deren Konzentration spektralphotometrisch
bestimmt wurde und die zur Erstellung einer Kalibriergeraden verwendet wurde. Anhand dieser
wurden die Proteinkonzentrationen der Proben ermittelt.
Bestimmung der Konzentration an aufgereinigtem TetR
Die Konzentration an aufgereigigtem TetR wurde durch Messung der Absorption bei 280 nm
bestimmt. Nach Lambert-Beer lässt sich aus der Absorption die Konzentration c einer
Proteinlösung bestimmen, wenn der Extinktionskoeffizient ε bekannt ist:
c=
A
ε·d
A ist dabei Absorption bei 280 nm und d die Schichtdicke, die bei Küvetten normalwerweise 1 cm
beträgt. Der Extinktionskoeffizient ε lässt sich durch folgende Gleichung theoretisch bestimmen:
ε = x · εTrp + y · εTyr
Dabei entspricht εTrp = 5700 M-1 und εTyr = 1300 M-1. x steht für die Anzahl der Tryptophane (Trp)
und y für die Anzahl der Tyrosine (Tyr) in einem TetR-Monomer.
5.3.3.3 Western-Blot Analyse
E. coli WH207λtet50 Zellen wurden in einem Volumen von 100 mL bis zu einer Zelldichte von
oD600 ≈ 0,5 angezogen: Die Zellen wurden bei 4°C mit 8500 Upm 10 min pelletiert. Die Pellets
wurden in 300 μL 1x ZAP aufgenommen und 1 x 30 s bei 40% mit der kleinen Ultraschallsonde
aufgeschlossen. Die Gesamt-proteinkonzentration wurde mittels Bradford bestimmt und dann je 30
bis 50 μg Proteinrohextrakt auf das Gel aufgetragen. Als Kontrolle wurden jeweils 30 ng bereits
aufgereinigter Tet-Repressor verwendet. Der Proteintransfer wurde nach der Methode von Towbin
(Towbin et al., 1979) mit folgenden Modifikationen durchgeführt: Nach der Elektrophorese wurde
das Gel 30 min in Transferpuffer geschwenkt, während die PVDF-Transfermembran für 10 min in
Methanol eingelegt und anschließend in Transferpuffer gewaschen wurde. Die Übertragung der
Proteine aus dem PAA-Gel auf die PVDF-Membran erfolgte über Nacht in Transferpuffer in einer
EBX-700 Blotkammer (C.B.S. Scientific) bei 4°C und 120 mA.
- 116 MATERIAL UND METHODEN
Nach dem Blot-Vorgang wurden die Membranen bei RT auf einem Schwenkbad in
Kunststoffpetrischalen mit folgenden Lösungen behandelt:
2 x 10 min
1-2 h
20 min
2 x 10 min
30 min
3 x 10 min
5 min
Waschpuffer
Blockierlösung
1 : 20.000-Verdünnung eines Gemisches polyklonaler TetRAntikörper in Waschlösung
Waschlösung
1 : 5000-Verdünnung eines anti-Kaninchen-IgG-AP-Konjugats
in Waschlösung
Waschlösung
ECL+plus-Kit-Lösung
Nach der Inkubation der PVDF-Membran mit der ECL+plus-Kit-Lösung wurde auf die Membranen
ein Röntgenfilm aufgelegt und dieser nach unterschiedlicher Belichtungszeit entwickelt.
5.3.3.4 Quantifizierung der β-Galaktosidase-Aktivität im 96-Napfplatten-Format
modifiziert nach (Griffith & Wolf, 2002; Miller, 1972)
Für die Messungen wurde der Stamm E. coli WH207λtet50, der ein chromosomales lacZ unter TetKontrolle
besitzt,
mit
dem
TetR-Expressionsvektor
pWH1925
transformiert.
Die
Aktivitätsbestimmung erfolgte durch die Reaktionseigenschaft der β-Galaktosidase, das farblose
Substrat ONPG in Galaktose und gelbes o-Nitrophenol zu spalten. o-Nitrophenol kann bei 420 nm
photometrisch bestimmt werden. Anzucht der Zellen
Die Vertiefungen einer sterilen 96-Tiefnapfplatte (Napfvolumen 2,2 mL) wurden mit jeweils 1 mL
LB-Medium befüllt, das bereits das Selektionsantibiotikum und ggf. einen Effektor enthielt. Jeder
Napf wurde mit einer einzelnen Kolonie angeimpft. Anschließend wurde die Napfplatte mit einer
atmungsaktiven Klebefolie („Breathseal“, Greiner, Nürtlingen) verschlossen und für 12-16 Stunden
auf einem temperierten, abgedunkelten1 Mikrotiterplatten-Schüttler (Bühler TiMix 5) bei 37°C und
1000 Upm inkubiert.
Diese Kulturen, die sich nach der Inkubationszeit alle in der stationären Phase des Wachstums
befinden sollten, dienten dem Animpfen der Kulturen für die Messung. Von einer zweiten, analog
befüllten 96-Tiefnapfplatte, wurde jeder Napf mit 20 µL der Flüssigkultur angeimpft und bei
denselben Bedingungen in dem Mikrotiterplattenschüttler inkubiert. Beim Erreichen einer oD600 von
0,4-0,5 wurde das Wachstum durch eine einstündige Inkubation im Kühlschrank gestoppt. Von
jeder Kultur wurden 200 µL in einer 96-Napf-Flachbodenplatte überführt und die Absorption bei
595 nm im TECAN Plattenleser bestimmt.
Lyse der Zellen
Parallel dazu wurden von jeder Kultur 60 µL eine 1,2 mL-96-Tiefnachpflatte transferiert, in der
bereits 340 µL Lyse-Lösung und 35 µL Chloroform vorgelegt waren. Durch zweiminütiges Vortexen
auf einem für 96-Napfplatten modifizierten Heidolph-Schüttler wurden die Zellen lysiert. Nach der
Lyse wurden die Zellen für 30 min bei 28°C inkubiert, damit sich zum einen Zelltrümmer absetzen
können und zum anderen die Temperatur des Zelllysats auf die für die Messung benötigten 28°C
äquilibriert.
1
Die Abdunklung ist wichtig, um die lichtempfindlichen Effektoren zu schützen.
- 117 MATERIAL UND METHODEN
Start und Stopp der β-Galaktosidase-Reaktion, Bestimmung der Aktivität
Die Messung erfolgte in einem 28°C-Konstantraum. Eine 96-Napf-Flachbodenplatte wurde mit
270 µL Start-Lösung befüllt. Der Start der Reaktion erfolgte durch Hinzufügen von 50 µL des
Zellysats, das durch mehrmaliges Auf- und Abpipettieren mit der Startlösung vermischt wurde.
Mithilfe einer 8-Kanal-Pipette konnten immer 8 Reaktionen auf einmal gestartet werden. Die Hälfte
jedes Reaktionsansatzes (160 µL) wurde in eine zweite 96-Napf-Flachbodenplatte umgefüllt. Um
eine Diffusion des gelben o-Nitrophenols zu verhindern, wurde jede Achterreihe der 96-Napfplatte
sofort nach dem Umfüllen mit einer zurechtgeschnittenen Noppenfolie abgedeckt.
Die Reaktionen der ersten Napfplatte wurden nach 10 Minuten, die der zweiten nach 2-3 Stunden
durch Zugabe von 75 µL Na2CO3-Lösung gestoppt. Von beiden Platten wurde im TECAN
Plattenleser die Absorption bei 420 nm und 550 nm bestimmt.
Zusammen mit der bereits bestimmten Zelldichte (oD595), der Reaktionszeit ∆t und dem
Reaktionsvolumen V lässt sich die Aktivität der β-Galaktosidase nach Methode von Miller (Miller,
1972) berechnen:
U =
oD
oD420
oD550
oD595
1,754
- 1,754 · oD
oD
· V · ∆t
V
∆t
Absorption von o-Nitrophenol
Absorption der Zelltrümmer
Zelldichte der Kultur
Korrekturfaktor für die
Lichtstreuung durch Zelltrümmer
Probenvolumen in mL
Reaktionszeit in min
(Zeitdifferenz zwischen
Reaktionsstart und -stopp)
Für jede Mutante wurden zweimal 3 unabhängige Messungen durchgeführt. Die Aktivitäten aus
den drei Messungen wurden jeweils gemittelt.
5.3.3.5 Limitierte Proteolyse
0,1 mM aufgereinigter TetR wurden mit 0,25 µg/µL der unspezifischen, Subtilisin-ähnlichen SerinProtease Proteinase K (Merck, Darmstadt) in Puffer A versetzt. Zusätzlich wurden 1 mM MgCl2
und bei Bedarf 1 mM eines Effektors (Tc, ATc, 4-ddma-ATc) zu dem Reaktionsansatz
(Gesamtvolumen 200 µL) gegeben. Die Inkubation erfolgte im Wasserbad bei 37°C. Nach
unterschiedlichen Inkubationszeiten wurden jeweils 10 µL des Ansatzes entnommen, mit 5 µL
SDS-Protein-Auftragepuffer versetzt und zur Inaktivierung der Proteinase K sofort für 20 Minuten in
ein 95°C heißes Wasserbad gestellt. Anschließend wurden die Reaktionsansätze auf einem
15%igen SDS-Gel aufgetrennt, die Proteine mit Coomassie angefärbt und analysiert. Die relative
Quantifizierung der Proteinbanden auf den Gelen erfolgte mithilfe einer Bio-Rad ChemiDoc™ XRS
Videodokumentationsanlage und der Software QuantityOne.
- 118 MATERIAL UND METHODEN
5.4 Computerprogramme und Internetdienste
Die für diese Arbeit genutzten Computerprogramme, Datenbanken und Internetdienste sind in den
folgenden zwei Abschnitten tabellarisch aufgeführt.
Programm
Anwendung
DNASTAR SeqManTM II 4.00
Analyse von Elektropherogrammen
SciEd CloneManager 5.1
Erstellung von Plasmidkarten
SciEd Enhance 3.1
Aufbereitung von Plasmidkarten
BioRad QuantityOne
Quantifizierung von Proteinbanden
Corel PaintShopPro Photo 12.5
Bildbearbeitung
PovRay 3.61c
Erstellung von Struktur-Abbildungen
SWISS PDB-Viewer 4.01
Betrachtungsprogramm und Editor für
Kristallstrukturen
Systat SigmaPlot
Erstellung von Diagrammen
Microsoft® Office Professional 2007
Erstellung von Dokumenten und Abbildungen,
sowie Durchführung von Tabellenkalkulationen
EndNote
Verwaltung des Literaturverzeichnis‘
URL
Anbieter
Anwendung
http://www.ncbi.nlm.nih.gov
(http://www.pubmed.com)
National Institutes of Health,
Bethesda, MD, USA
Literaturrecherche, Datenbank
http://www.rcsb.org
Research Collaboratory for
Structural Bioinformatics, USA
Suche von Kristallstrukturen
- 119 LITERATURVERZEICHNIS
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- 130 ANHANG
8 ANHANG
8.1 Ergebnisse aus den β-Galaktosidase-Aktivitätsmessungen
Die folgenden Tabellen enthalten alle im Rahmen dieser Arbeit bestimmten bzw. verwendeten
Werte aus den Aktivitätsmessungen. Alle Messungen wurden in E. coli WH207λtet50 mit dem
TetR-Expressionsvektor pWH1925 durchgeführt. Als Effektorkonzentration wurden 0,4 µM
eigesetzt. Kursiv gedruckte Messwerte lagen bereits vor.
8.1.1 TetR(BD)-Varianten
β-Galaktosidase-Aktivität [%]
TetR(BD)…
Repression
+ Tc
+ ATc
Wldtyp
1.0 ± 0.0
59 ± 2
93 ± 3
L4A
1.0 ± 0.1
71 ± 7
93 ± 6
V9A
1.2 ± 0.2
85 ± 3
98 ± 5
I10A
1.3 ± 0.3
84 ± 3
101 ± 2
N11A
1.1 ± 0.0
52 ± 4
89 ± 4
L14A
1.2 ± 0.2
21 ± 1
93 ± 4
E15A
1.0 ± 0.1
57 ±
4
89 ±
8
L16A
1.0 ± 0.1
83 ±
3
100 ±
4
L17A
3.5 ± 0.3
1.2 ± 0.1
L17A V57I
16 ±
0
1.4 ± 0.0
L17A I59M
52 ±
2
90 ±
2
L17A I59M Y93H
98 ±
1
52 ±
3
L17A A61D
3.7 ± 0.3
9.4 ± 0.4
L17A Y66H
1.4 ± 0.1
1.4 ± 0.0
L17A S67F
6.6 ± 0.1
3.2 ± 0.0
L17A L68C
19 ±
2.4 ± 0.1
L17A M84K
5.1 ± 0.3
2.2 ± 0.1
L17A R88C
12 ±
5.4 ± 0.5
L17A R92S
6.4 ± 0.3
10 ±
0
L17A Y93H
53 ±
64 ±
3
L17A D106T
2.2 ± 0.1
1.1 ± 0.4
L17A Q148D
30 ±
1.8 ± 0.0
1
1
1
2
1.8 ± 0.4
L17A D157E
5.1 ± 0.2
N18A
0.9 ± 0.1
29 ±
2
81 ±
2
I22A
1.1 ± 0.1
67 ±
5
96 ±
3
E23A
1.1 ± 0.0
11 ±
0
78 ±
2
L25A
1.3 ± 0.1
86 ±
4
100 ±
3
L30A
6.6 ± 0.3
88 ±
2
104 ±
3
L34A
0.8 ± 0.0
55 ±
1
98 ±
4
L41A
95 ±
112 ±
2
107 ±
4
1
3.2 ± 0.1
- 131 + 4-ddmaATc
+ Tip
1.0 ± 0.0
1.4 ± 0.0
1.3 ± 0.1
3.5 ± 0.1
2.6 ± 0.1
ANHANG
H44A
90 ±
V45A
4
109 ±
2
92 ±
5
1.5 ± 0.1
93 ±
4
92 ±
5
N47A
1.6 ± 0.1
77 ±
5
92 ±
4
K48A
9.9 ± 0.2
90 ±
1
94 ±
3
R49A
1.0 ± 0.1
1.1 ± 0.1
47 ±
3
R49D
1.1 ± 0.1
1.7 ± 0.2
64 ±
1
R49E
1.4 ± 0.0
2.8 ± 0.1
71 ±
3
R49I
1.3 ± 0.1
70 ±
93 ±
1
R49K
1.0 ± 0.1
0.7 ± 0.2
34 ±
3
R49L
4.3 ± 0.3
95 ±
101 ±
3
R49N
1.3 ± 0.0
3.3 ± 0.5
63 ±
4
R49P
1.3 ± 0.1
10 ±
1
95 ±
2
R49W
1.6 ± 0.2
87 ±
2
99 ±
2
R49Y
1.3 ± 0.1
76 ±
1
101 ±
4
6
0
5
1.2 ± 0.0
1.6 ± 0.0
L51A
3.2 ± 0.2
82 ±
99 ±
5
D53A
0.9 ± 0.1
4.8 ± 0.6
77 ±
1
L55A
1.5 ± 0.0
15 ±
94 ±
3
V57I
0.9 ± 0.0
84 ±
4
E58A
1.2 ± 0.0
59 ±
4
91 ±
5
I59A
1.1 ± 0.0
26 ±
2
89 ±
1
I59M
0.9 ± 0.1
84 ±
2
1.6 ± 0.1
I59M Y93H
1.2 ± 0.2
93 ±
2
1.5 ± 0.3
L60A
1.6 ± 0.0
86 ±
2
A61D
0.8 ± 0.1
91 ±
3
R62A
1.0 ± 0.1
41 ±
4
92 ±
4
H63A
1.1 ± 0.1
61 ±
5
89 ±
2
H64A
1.2 ± 0.2
3.1 ± 0.1
85 ±
4
Y66A
1.5 ± 0.1
27 ±
79 ±
6
Y66H
1.4 ± 0.0
69 ±
2
S67A
1.3 ± 0.1
99 ±
5
S67F
1.4 ± 0.0
87 ±
3
1.7 ± 0.0
L68C
1.4 ± 0.0
86 ±
5
1.6 ± 0.0
N82A
1.0 ± 0.1
M84K
1.4 ± 0.1
S85A
1.3 ± 0.0
29 ±
F86A
1.0 ± 0.2
R87A
1.4 ± 0.1
R88C
1.4 ± 0.0
L90A
2.2 ± 0.1
85 ±
2
R92A
1.0 ± 0.1
55 ±
5
R92S
1.0 ± 0.1
Y93A
1.1 ± 0.0
Y93H
0.9 ± 0.1
R94A
0.9 ± 0.0
30 ±
D95A
0.8 ± 0.1
K98A
1.1 ± 0.0
10 ±
43 ±
1
1
4
1
1.1 ± 0.1
14 ±
0
91 ±
5
85 ±
4
1.1 ± 0.1
64 ±
3
88 ±
93 ±
6
84 ±
0
91 ±
1
1
1
90 ±
2
91 ±
5
93 ±
1
97 ±
4
74 ±
6
1.2 ± 0.1
17 ±
0
54 ±
92 ±
4
42 ±
4
1
1
- 132 1.3 ± 0.1
1.7 ± 0.0
1.7 ± 0.1
1.3 ± 0.0
1.6 ± 0.0
1.3 ± 0.0
1.3 ± 0.0
1.5 ± 0.1
1.5 ± 0.0
1.6 ± 0.0
57 ±
3
1.5 ± 0.2
1.7 ± 0.2
1.1 ± 0.1
ANHANG
V99A
1.0 ± 0.1
65 ±
H100A
1.0 ± 0.1
1.0 ± 0.1
L101A
53 ±
103 ±
T103A
1.0 ± 0.1
1.0 ± 0.2
5.9 ± 0.5
1.2 ± 0.1
R104A
1.0 ± 0.0
2.1 ± 0.1
87 ±
3
1.2 ± 0.0
P105A
0.9 ± 0.0
1.0 ± 0.1
33 ±
1
1.2 ± 0.0
D106T
1.0 ± 0.1
79 ±
4
K108A
0.9 ± 0.0
70 ±
96 ±
3
1.4 ± 0.1
Q109A
1.1 ± 0.1
1.6 ± 0.3
89 ±
1
1.1 ± 0.1
T112A
1.2 ± 0.0
43 ±
1
87 ±
1
1.2 ± 0.0
V113A
1.3 ± 0.1
71 ±
3
95 ±
6
1.2 ± 0.0
Q116A
1.3 ± 0.0
9.6 ± 0.9
77 ±
5
1.2 ± 0.1
L117A
1.3 ± 0.1
1.3 ± 0.1
78 ±
5
1.1 ± 0.0
L131A
1.2 ± 0.0
14 ±
0
97 ±
0
1.2 ± 0.0
I134A
3.4 ± 0.2
93 ±
2
107 ±
3
13 ±
1
S135A
51 ±
92 ±
5
101 ±
2
76 ±
3
S138A
1.2 ± 0.2
49 ±
2
82 ±
0
1.3 ± 0.1
E147A
1.0 ± 0.0
1.1 ± 0.3
3.8 ± 0.4
Q148A
1.5 ± 0.0
55 ±
70 ±
2
Q148D
1.5 ± 0.1
84 ±
2
E150A
1.0 ± 0.1
7.1 ± 0.3
74 ±
3
D157A
1.3 ± 0.0
21 ±
81 ±
3
D157E
1.5 ± 0.1
102 ±
5
R158A
0.8 ± 0.0
7.4 ± 0.8
47 ±
6
L170A
1.3 ± 0.0
1.3 ± 0.1
77 ±
2
1.1 ± 0.0
L174A
1.3 ± 0.1
2.0 ± 0.2
83 ±
4
1.2 ± 0.0
2
3
7
4
4
2
2
93 ±
3
64 ±
3
87 ±
4
1.3 ± 0.0
1.5 ± 0.1
1.2 ± 0.1
1.6 ± 0.0
1.6 ± 0.1
M177A
1.3 ± 0.1
21 ±
1
91 ±
5
1.2 ± 0.0
D181A
1.3 ± 0.1
32 ±
1
72 ±
3
1.2 ± 0.1
i2 (H64K S135L S138I)
2.3 ± 0.2
1.9 ± 0.1
20 ±
1
72 ±
4
i2 L4A
25 ±
1
21 ±
3
65 ±
2
i2 V9A
83 ±
4
89 ±
4
96 ±
5
i2 I10A
94 ±
4
72 ±
4
83 ±
6
i2 N11A
2.3 ± 0.1
68 ±
3
i2 L14A
67 ±
2
55 ±
5
30 ±
3
i2 E15A
17 ±
1
7.1 ± 0.7
76 ±
1
i2 L16A
83 ±
3
84 ±
1
94 ±
3
i2 L17A
89 ±
4
83 ±
4
i2 N18A
5.2 ± 0.1
i2 I22A
29 ±
i2 E23A
3.7 ± 0.1
i2 L25A
94 ±
5
i2 L30A
98 ±
i2 L34A
4.7 ± 0.3
55 ±
5
8.5 ± 2.0
19 ±
2
91 ±
5
3.6 ± 0.0
34 ±
4
90 ±
2
95 ±
4
3
93 ±
2
95 ±
2
56 ±
4
54 ±
1
77 ±
3
i2 L41A
100 ±
3
81 ±
5
96 ±
3
i2 H44A
55 ±
4
75 ±
5
i2 V45A
87 ±
3
107 ±
2
2
78 ±
7
- 133 ANHANG
i2 N47A
96 ±
5
92 ±
2
92 ±
1
i2 K48A
98 ±
5
86 ±
6
88 ±
6
i2 R49A
4.0 ± 0.1
3.3 ± 0.1
i2 L51A
97 ±
89 ±
i2 D53A
4.4 ± 0.1
i2 L55A
38 ±
i2 E58A
i2 I59A
5
3.5 ± 0.3
7.4 ± 1.8
101 ±
5
3.5 ± 0.5
37 ±
2
1
25 ±
3
42 ±
6
11 ±
1
11 ±
1
75 ±
4
63 ±
6
67 ±
2
16 ±
2
i2 L60A
18 ±
1
7.3 ± 0.3
16 ±
2
i2 K64A
2.5 ± 0.1
2.3 ± 0.1
2.7 ± 0.2
i2 S67A
2.0 ± 0.1
1.3 ± 0.2
22 ±
1
72 ±
5
i2 N82A
89 ±
90 ±
99 ±
4
95 ±
1
i2 S85A
4.4 ± 0.1
7.0 ± 0.2
45 ±
2
i2 F86A
31 ±
22 ±
13 ±
3
1
2
7
5
2
29 ±
1
i2 R87A
78 ±
4
66 ±
1
95 ±
2
i2 L90A
91 ±
2
64 ±
2
73 ±
2
i2 R92A
2.1 ± 0.1
48 ±
2
i2 Y93A
40 ±
3
49 ±
1
i2 R94A
37 ±
1
31 ±
2
11 ±
i2 D95A
51 ±
1
43 ±
2
8.5 ± 0.2
i2 K98A
66 ±
2
44 ±
3
43 ±
0
i2 V99A
55 ±
2
35 ±
2
49 ±
3
i2 H100A
0.9 ± 0.1
1.3 ± 0.0
i2 L101A
83 ±
83 ±
i2 K108A
3.1 ± 0.2
2.1 ± 0.1
i2 T103A
1.3 ± 0.1
1.9 ± 0.1
1.3 ± 0.2
6
2.1 ± 0.0
1
1.3 ± 0.0
4
9.8 ± 0.5
3.6 ± 0.2
0.9 ± 0.0
85 ±
7
77 ±
3
1.1 ± 0.1
i2 R104A
2.0 ± 0.1
1.8 ± 0.4
10 ±
i2 P105A
1.7 ± 0.1
1.6 ± 0.3
1.9 ± 0.1
1.7 ± 0.7
i2 Q109A
1.3 ± 0.1
1.9 ± 0.1
1.4 ± 0.0
19 ±
0
i2 T112A
4.8 ± 0.3
4.0 ± 0.3
67 ±
3
i2 Q116A
1.9 ± 0.1
2.0 ± 0.0
i2 L131A
3.6 ± 0.1
1.8 ± 0.1
74 ±
2
i2 I134A
1.4 ± 0.1
1.7 ± 0.1
69 ±
2
i2 I138A
0.9 ± 0.1
2.4 ± 0.1
80 ±
83 ±
3
i2 E147A
2.7 ± 0.3
4.0 ± 0.1
3.8 ± 0.3
i2 Q148A
3.8 ± 0.4
2.7 ± 0.4
74 ±
5
i2 E150A
1.7 ± 0.0
2.7 ± 0.0
13 ±
1
i2 D157A
1.2 ± 0.1
1.0 ± 0.1
37 ±
1
i2 L170A
6.4 ± 0.2
4.0 ± 0.2
38 ±
2
i2 M177A
2.2 ± 0.1
1.7 ± 0.0
75 ±
1
i2 D181A
1.8 ± 0.0
1.7 ± 0.0
93 ±
2
r2 (E15A L17G L25V)
98 ±
4
18 ±
1
1.4 ± 0.3
67 ±
4
r2 L4A
96 ±
0
95 ±
2
77 ±
4
r2 V9A
94 ±
1
91 ±
5
88 ±
5
r2 I10A
100 ±
4
95 ±
1
88 ±
5
r2 N11A
105 ±
4
91 ±
2
97 ±
4
- 134 2.0 ± 0.1
2
1
2.1 ± 0.1
3.8 ± 0.2
104 ±
2
ANHANG
r2 G17A
21 ±
0
3.7 ± 0.9
3.0 ± 0.2
r2 V25A
97 ±
3
99 ±
4
75 ±
1
r2 L30A
97 ±
5
103 ±
4
104 ±
5
r2 L34A
110 ±
1
62 ±
7
36 ±
1
r2 L41A
104 ±
4
99 ±
2
104 ±
3
r2 H44A
104 ±
4
101 ±
4
101 ±
3
r2 V45A
108 ±
5
93 ±
2
93 ±
5
r2 N47A
98 ±
3
97 ±
5
72 ±
2
r2 K48A
98 ±
1
99 ±
4
94 ±
3
r2 R49A
106 ±
5
90 ±
5
5.0 ± 0.1
r2 D53A
102 ±
7
87 ±
9
3.8 ± 0.2
r2 L55A
105 ±
6
98 ±
1
7.9 ± 0.2
r2 E58A
95 ±
5
101 ±
8
6.7 ± 0.2
r2 I59A
98 ±
6
99 ±
5
27 ±
r2 I59M
98 ±
1
11 ±
1
r2 I59M Y93H
96 ±
0
83 ±
1
r2 L60A
92 ±
0
105 ±
8
23 ±
1
r2 R62A
106 ±
9
90 ±
4
4.8 ± 0.3
r2 H63A
85 ±
3
96 ±
6
33 ±
1
r2 H64A
98 ±
1
108 ±
1
43 ±
1
r2 Y66A
90 ±
2
63 ±
1
3.7 ± 0.1
r2 S67A
95 ±
5
18 ±
0
1.7 ± 0.2
r2 N82A
100 ±
3
102 ±
5
101 ±
4
r2 S85A
99 ±
6
92 ±
3
12 ±
1
r2 F86A
102 ±
2
110 ±
3
94 ±
1
r2 R87A
93 ±
1
101 ±
2
44 ±
3
0
r2 L90A
89 ±
1
91 ±
0
4.8 ± 0.8
r2 R92A
92 ±
7
19 ±
0
2.3 ± 0.1
r2 Y93A
98 ±
5
19 ±
2
2.5 ± 0.1
r2 Y93H
91 ±
2
r2 R94A
92 ±
7
59 ±
4
2.2 ± 0.2
r2 D95A
95 ±
3
78 ±
1
6.0 ± 0.1
r2 K98A
97 ±
7
110 ±
5
5.4 ± 0.2
r2 V99A
102 ±
2
29 ±
2
6.0 ± 5.6
r2 H100A
82 ±
6
83 ±
4
6.1 ± 0.1
r2 L101A
100 ±
4
2.0 ± 0.2
1.4 ± 0.1
r2 T103A
95 ±
4
91 ±
4
8.4 ± 0.7
r2 R104A
98 ±
2
102 ±
0
5.4 ± 0.3
r2 P105A
97 ±
4
100 ±
3
63 ±
6
r2 K108A
94 ±
5
97 ±
7
100 ±
5
r2 Q109A
99 ±
1
100 ±
2
4.7 ± 0.2
r2 T112A
100 ±
5
37 ±
6
2.3 ± 0.1
r2 V113A
101 ±
5
81 ±
2
16 ±
0
r2 Q116A
96 ±
5
107 ±
3
40 ±
1
r2 L117A
88 ±
5
96 ±
5
90 ±
5
r2 L131A
94 ±
1
50 ±
1
3.3 ± 0.3
56 ±
- 135 2
ANHANG
r2 I134A
90 ±
4
97 ± 10
37 ±
r2 S138A
92 ±
1
31 ±
3
2.2 ± 0.1
r2 E147A
90 ±
3
99 ±
5
76 ±
r2 Q148A
107 ±
7
21 ±
3
3.1 ± 0.6
r2 E150A
87 ±
2
21 ±
0
2.1 ± 0.4
r2 D157A
92 ±
2
17 ±
1
1.8 ± 0.1
r2 R158A
102 ±
5
42 ±
0
3.3 ± 0.0
r2 L170A
97 ±
2
108 ±
5
27 ±
r2 L174A
105 ±
5
94 ±
1
3.4 ± 0.9
r2 M177A
105 ±
3
62 ±
1
3.0 ± 0.5
r2 D181A
98 ±
3
27 ±
3
3.7 ± 1.0
r6 (L17S E23K)
80 ±
3
1.4 ± 0.2
r6 I59M
96 ±
3
6.5 ± 0.1
r6 I59M Y93H
93 ±
4
15 ±
3
4
1
23 ±
5
69 ±
2
55 ±
1
2
r6 Y93H
77 ±
4
7.5 ± 0.3
r8 (E15V L17A E19D)
94 ±
2
3.4 ± 0.1
r8 I59M
97 ±
6
37 ±
1
r8 I59M Y93H
99 ±
2
81 ±
3
r8 Y93H
99 ±
4
76 ±
5
r9 (V20G G21R I22N)
97 ±
4
5.0 ± 0.1
r9 I59M
95 ±
3
6.7 ± 0.1
r9 I59M Y93H
93 ±
4
45 ±
6
r9 Y93H
102 ±
3
11 ±
0
8.1.2 TetR(B) Varianten
β-Galaktosidase-Aktivität [%]
TetR(B)…
Repression
Wildtyp
1.1 ± 0.0
76 ±
5
L4A
1.1 ± 0.0
87 ±
V9A
1.2 ± 0.0
I10A
1.1 ± 0.0
+ Tc
+ ATc
101 ±
5
+ 4-ddma-ATc
+ Tip
50 ±
1
3
70 ±
3
88 ±
4
89 ±
4
87 ±
4
99 ±
8
N11A
1.1 ± 0.0
53 ±
4
1.4 ± 0.1
L14A
1.1 ± 0.0
83 ±
5
47 ±
2
E15A
1.0 ± 0.0
60 ±
2
58 ±
1
L16A
1.1 ± 0.0
90 ±
5
76 ±
7
L17A
4.8 ± 0.0
51 ±
2
L17A M59I
10 ±
1
101 ±
5
89 ±
3
7.8 ± 0.1
L17A M59I H93Y
1.8 ± 0.1
55 ±
4
L17A H93Y
2.0 ± 0.1
91 ±
8
N18A
1.3 ± 0.0
82 ±
2
68 ±
4
I22A
1.0 ± 0.0
78 ±
6
65 ±
3
E23A
1.1 ± 0.0
69 ±
3
6.5 ± 0.1
L25A
1.1 ± 0.0
86 ±
4
76 ±
1
L30A
2.2 ± 0.0
90 ±
1
82 ±
9
L34A
1.0 ± 0.1
65 ±
2
59 ±
5
- 136 ANHANG
L41A
89 ±
4
87 ±
5
98 ±
5
H44A
94 ±
5
93 ±
5
97 ±
5
V45A
1.7 ± 0.0
94 ±
0
90 ±
2
N47A
1.4 ± 0.1
90 ±
4
64 ±
6
K48A
2.3 ± 0.0
97 ±
3
94 ±
5
R49A
1.3 ± 0.1
1.4 ± 0.2
M59I
1.1 ± 0.0
97 ±
4
M59I H93Y
1.6 ± 0.0
102 ±
3
H93Y
1.0 ± 0.0
i2 (H64K S135L S138I)
2.1 ± 0.2
25 ±
i2 M59I S92R H93Y
2.7 ± 0.0
i2 M59I D61A S92R H93Y
89 ±
4
56 ±
1
13 ±
1.8 ± 0.1
34 ±
1
3.8 ± 0.7
7.7 ± 0.2
26 ±
0
37 ±
2
19 ±
r2 (E15A L17G L25V)
105 ±
2
91 ±
4
91 ±
6
62 ± 10
r2 M59I
104 ±
1
94 ±
4
r2 M59I H93Y
99 ±
2
63 ±
2
23 ±
1
r2 H93Y
100 ±
2
72 ±
5
67 ±
5
r2 M59I S92R H93Y
95 ±
5
11 ±
1
1.5 ± 0.0
92 ±
r2 M59I D61A S92R H93Y
104 ±
4
22 ±
1
1.5 ± 0.0
r6 (L17S E23K)
29 ±
0
22 ±
1
r6 M59I
13 ±
0
22 ±
1
r6 M59I H93Y
59 ±
2
4.7 ± 0.3
r6 H93Y
58 ±
3
28 ±
1
r8 (E15V L17A E19D)
103 ±
3
91 ±
3
r8 M59I
97 ±
4
73 ±
2
r8 M59I H93Y
88 ±
1
41 ±
1
r8 H93Y
92 ±
2
74 ±
2
r9 (V20G G21R I22N)
105 ±
2
59 ±
1
r9 M59I
105 ±
2
62 ±
2
r9 M59I H93Y
97 ±
4
38 ±
1
r9 H93Y
97 ±
2
22 ±
1
0
1.8 ± 0.1
- 137 66 ±
0
1
4
102 ±
4
97 ±
2
91 ±
5
6
87 ±
1
71 ±
2
75 ±
2
17 ±
2
71 ±
2
103 ±
0
ANHANG
8.2 Bisher verfügbare Kristallstrukturen von TetR
TetR(D)•Tc TetR(D)•7-Chlor-Tc
TetR(BD) PDB-Eintrag: 2TRT
Veröffentlichung: 04.03.1994
Auflösung: 2.50 Å
Aminosäuren: 2-155, 165-208
PDB-Eintrag: 2TCT
Veröffentlichung: 02.03.1995
Auflösung: 2.10 Å
Aminosäuren: 2-155, 165-208
PDB-Eintrag: 1A6I
Veröffentlichung: 25.02.1998
Auflösung: 2.40 Å
Aminosäuren: 2-151, 166-208
(Hinrichs et al., 1994)
(Kisker et al., 1995)
(Orth et al., 1998)
TetR(D)-A2S•9-DMG1 TetR(D)-A2S•7-Chlor-Tc
PDB-Eintrag: 1ORK
Veröffentlichung: 21.05.1998
Auflösung: 2.40 Å
Aminosäuren: 2-154, 165-208
PDB-Eintrag: 1BJY
Veröffentlichung: 29.06.1998
Auflösung: 2.70 Å
Aminosäuren: 2-208
PDB-Eintrag: 1BJZ
Veröffentlichung: 29.06.1998
Auflösung: 2.20 Å
Aminosäuren: 2-151, 165-208
(Orth et al., 1999b)
(Orth et al., 1999a)
(Orth et al., 1999a)
TetR(D)-A2S•7-Chlor-Tc TetR(D)•tetO
TetR(D)-A2S•epi-Tc
PDB-Eintrag: 1BJ0
Veröffentlichung: 29.06.1998
Auflösung: 2.40 Å
Aminosäuren: 2-151, 166-208
PDB-Eintrag: 1QPI
Veröffentlichung: 25.05.1999
Auflösung: 2.50 Å
Aminosäuren: 4-155, 164-206
PDB-Eintrag: 1DU7
Veröffentlichung: 14.01.2000
Auflösung: 2.51 Å
Aminosäuren: 4-153, 163-208
(Orth et al., 1999a)
(Orth et al, 2000)
(Orth et al, 2000)
1
TetR(D)-A2S 9-(N,N-Dimethylglycylamido)-6-demethyl-6-deoxy-tetrazyklin
- 138 ANHANG
TetR(D)-A2S•7-Chlor-Tc TetR(B)
TetR(B)•Tip
B(1-187)D(188-208)
B(1-187)D(188-208)
PDB-Eintrag: 2FJ1
Veröffentlichung: 30.12.2005
Auflösung: 2.20 Å
Aminosäuren: 2-208
PDB-Eintrag: 2NS7
Veröffentlichung: 03.11.2006
Auflösung: 2.40 Å
Aminosäuren: 5-155, 162-206
PDB-Eintrag: 2NS8
Veröffentlichung: 03.11.2006
Auflösung: 2.55 Å
Aminosäuren: 3-207
(Palm et al., 2008)
(Luckner et al., 2007)
(Luckner et al., 2007)
TetR(D)•Dox
TetR(D)•Tc (+Co2+)
TetRr1•ATc PDB-Eintrag: 2O7O
Veröffentlichung: 11.12.2006
Auflösung: 1.89 Å
Aminosäuren: 2-208
PDB-Eintrag: 2VKE
Veröffentlichung: 18.12.2007
Auflösung: 1.62 Å
Aminosäuren: 2-156, 164-208
PDB-Eintrag: 2VKV
Veröffentlichung: 02.01.2008
Auflösung: 1.74 Å
Aminosäuren: 6-205
(Aleksandrov et al., 2007) (Palm et al., 2008)
(Resch et al., 2008) TetR(H)•ATc PDB-Eintrag: 2VPR
Veröffentlichung: 03.03.2008
Auflösung: 2.49 Å
Aminosäuren: 2-157, 165-205
(Aleksandrov et al, 2008)
TetRi2
TetRi2•4-ddma-ATc
PDB-Eintrag: 3FK6
Veröffentlichung: 16.12.2008
Auflösung: 2.10 Å
Aminosäuren: 4-155, 165-204
PDB-Eintrag: 3FK7
Veröffentlichung: 16.12.2008
Auflösung: 2.06 Å
Aminosäuren: 7-154, 161-204
(Klieber et al, 2009) (Klieber et al, 2009)
Als Veröffentlichung wurde das Ablage-Datum (Deposition) aus PDB verwendet.
- 139 Lebenslauf
Persönliche Daten
Marcus Krüger
geboren am 09.05.1980 in Forchheim
ledig
Schulausbildung
09.1986 – 07.1990
Grundschule Hallerndorf
09.1990 – 06.2000
Ehrenbürg-Gymnasium Forchheim, Abitur
Hochschulausbildung
10.2000 – 10.2005
Studium der Biologie an der
Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg,
Diplomarbeit am Lehrstuhl für Mikrobiologie
bei Prof. Dr. Wolfgang Hillen zum Thema:
„Ein Tet-Repressor mit neuer Operator-Spezifität“
Abschluss: Diplom-Biologe
01.2006 – 03.2006
Weiterführende Arbeiten zum Thema der Diplomarbeit als
wissenschaftlicher Angestellter am Lehrstuhl für Mikrobiologie
seit 03.2006
Promotion am Lehrstuhl für Mikrobiologie
bei Prof. Dr. Wolfgang Hillen zum Thema:
„Signalübertragung im Tetrazyklin-Repressor als Grundlage
für den allosterischen Induktionsmechanismus“
Erlangen, den 06.10.2009 
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