HPV-Impfung für Jungs

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FOKUS GESUNDHEIT
Walliser Bote
Donnerstag, 13. Oktober 2016
HPV-Impfung für Jungs
HPV – KURZ GEFASST
Papillomaviren sind Krankheitserreger,
welche die Haut oder die Schleimhäute
infizieren. Sie werden durch vaginalen,
oralen oder analen Geschlechtsverkehr
übertragen. In seltenen Fällen ist während der Geburt eine Übertragung von
der Mutter auf das Kind möglich.
Risiken. Bei Infektionen des Genitalbereichs verursachen HPV Warzen
oder Läsionen, die von selbst abklingen können, oder aber verschiedene
Krebsvorstufen und -erkrankungen
auslösen können (Gebärmutterhals,
Vagina, Vulva, Penis, After, Hals usw.).
Symptome sind zunächst nicht
sichtbar. Im Gebärmutterhals kann
das Virus nur durch einen Abstrich
nachgewiesen werden.
Versorgung. Jugendlichen zwischen
11 und 14 Jahren wird eine Impfung
empfohlen, das heisst vor dem ersten
sexuellen Kontakt. Die Impfung ist
keine Freikarte für ungeschützten Sex!
Bei Krebsverdacht wird chirurgisch
vorgegangen.
Impfung – Humane Papillomaviren (HPV) sind für Genitalwarzen und eine Vielzahl von Krebserkrankungen im Genital- und
Analbereich verantwortlich. Diese
Viren sind weit verbreitet und
sowohl Männer als auch Frauen
können sich damit infizieren.
Darum wird die HPV-Impfung ab
diesem Herbst auch den Jungs
angeboten.
Estelle Baur (dt. Text Karin Gruber)
Jedes Jahr werden in der Schweiz rund
250 neue Fälle von Gebärmutterhalskrebs diagnostiziert. 70 % davon werden
von humanen Papillomaviren (HPV 16
und 18) verursacht. Um die Frauen von
morgen vor HPV-verursachten Krankheiten zu schützen, können sich die Mädchen der 2. OS seit 2008 im Rahmen des
kantonalen Impfprogramms in der Schule gegen HPV impfen lassen.
Einige Typen dieses Krankheitserregers
(HPV 6 und 11) betreffen aber auch die
Männer. Diese HPV-Typen können Warzen im Genitalbereich und in selteneren
Fällen auch Krebserkrankungen im Analund Hals-Rachen-Bereich verursachen.
Aus diesem Grund wird die Impfung dieses Jahr das erste Mal auch den Jungs
angeboten. «Genitalwarzen kommen bei
Männern ebenso vor wie bei Frauen»,
NÜTZLICHE ADRESSEN
«Wie bei allen Impfungen
schützt man sich durch
die Impfung erstens
selbst und steckt zweitens seine Umgebung
nicht an.»
Simon Fluri
Chefarzt Pädiatrie/
Neonatologie im
Spitalzentrum
Oberwallis und Präsident der Schulreferenzärzte Wallis
erklärt Dr. Simon Fluri, Chefarzt und Abteilungsleiter Pädiatrie/Neonatologie im
Spitalzentrum Oberwallis und Präsident
der Schulreferenzärzte Wallis.
Gleichbehandlung
für gleiche Chancen
Da beide Geschlechter Träger des humanen Papillomavirus sein können, ist es
wichtig, nicht nur die Mädchen, sondern
auch die Jungs zu impfen. «Wie bei allen
Impfungen schützt man sich durch die
Safer Sex reicht nicht
Die Impfdebatte macht vor den Papillomaviren nicht halt
Zwischen 2007 und 2014 hat das Schweizerische Heilmittelinstitut Swissmedic unter
200 000 Impfungen 167 Verdachtsmeldungen auf Nebenwirkungen im Zusammenhang mit HPV-Impfstoffen registriert. Das bedeutet 8,3 Fälle auf 10 000 Impfungen.
Von diesen 167 Meldungen wurden bloss 27 % als «medizinisch wichtig» eingestuft,
also 2,3 Fälle auf 10 000 Impfungen. Keine der Meldungen betraf einen Todesfall. «Es
lassen sich zwei Arten von Nebenwirkungen feststellen», erklärt Cédric Dessimoz, Adjunkt des Kantonsarztes. «Lokale Reaktionen: Schmerzen, Rötungen oder eventuelle
Schwellungen an der Einstichstelle. Und systemische Reaktionen: Müdigkeit, Kopfschmerzen, Verdauungsstörungen, Muskelschmerzen und in seltenen Fällen Fieber.»
Reaktionen, die bei allen Impfungen auftreten können. «In den meisten Fällen sind
diese Nebenwirkungen gering. Das heisst, sie beeinträchtigen die geimpfte Person
nicht in ihren alltäglichen Verrichtungen (Schule, Arbeit, Sport) und klingen innert
dreier Tage nach der Impfung spontan wieder ab.» Der Spezialist betont, wie wichtig
die Impfung ist: «Sie wird letzten Endes ermöglichen, potenziell 70 % der Fälle von
Gebärmutterhalskrebs, 80 % der Fälle von Analkrebs und 90 % der Genitalwarzen zu
verhindern. Der Nutzen der Impfung ist also offensichtlich.»
Impfung erstens selbst und steckt zweitens seine Umgebung nicht an», erklärt
Dr. Simon Fluri. «Beide Geschlechter können das Virus übertragen. Unser oberstes
Ziel besteht darin, die Ansteckungsrate
zu verringern. Ausserdem macht die
HPV-Impfung auch für junge Männer, die
Sex mit Männern haben, Sinn.»
Im Wallis wird die Impfung im Rahmen
der Schulgesundheit durchgeführt. Die
Jugendlichen im Alter von 11 bis 14 Jahren erhalten in einem Abstand von sechs
Monaten zwei Impfdosen. Wer nicht in
diese Alterskategorie fällt, jedoch eine
Nachholimpfung machen lassen möchte,
kann sich dafür bis zum Alter von 26 Jahren an seinen Hausarzt oder seine Hausärztin wenden. Voraussetzung für einen
wirksamen Schutz sind drei Impfdosen
in einem Abstand von mindestens sechs
Monaten. Die Impfungen, die im Rahmen
des kantonalen Impfprogramms durchgeführt werden, übernimmt die Krankenkasse. «Man kann sich weit nach dem
schulpflichtigen Alter impfen lassen. Allerdings wird die Impfung vor dem ersten
sexuellen Kontakt empfohlen, da man
nur dann die Gewissheit hat, noch nicht
mit HPV in Kontakt gekommen zu sein»,
führt Dr. Fluri aus.
Im Gegensatz zu HIV und den sexuell
übertragbaren Infektionen bietet die
Verwendung von Kondomen keinen vollständigen Schutz vor Papillomaviren.
Diese können nämlich auch über die
Schleimhaut oder über die Haut übertragen werden. Ein weiteres kritisches
Element ist, dass eine Infektion in den
meisten Fällen asymptomatisch verläuft. Die infizierte Person merkt also
gar nicht, dass sie das Virus trägt. «Die
bekanntesten und auch ‹sichtbarsten›
Symptome sind Läsionen und die sogenannten Genitalwarzen», erklärt Dr.
Fluri. In rund 90 % der Fälle klingt die
Krankheit nach ein, zwei Jahren von
allein wieder ab. Das Virus kann aber
viele Jahre lang im Organismus des
Menschen überleben. «Langfristig kann
es im Schleimhautbereich zu Gewebeveränderungen kommen, die sich bis
hin zu einer Krebserkrankung entwickeln können. Besonders betroffen sind
Gebärmutterhals, Penis oder Anus.»
Der Kinder- und Jugendarzt präzisiert:
«Die Impfung ist eine Präventionsmassnahme. Sie befreit weder von den Regeln von Safer Sex noch von regelmässigen gynäkologischen Untersuchungen,
die grundlegend bleiben, um Krebs und
sexuell übertragbare Infektionen frühzeitig zu erkennen.»
PARTNER
Informationsstelle für Impffragen
www.infovac.ch
Departement für Gesundheit, Soziales und Kultur
Dienststelle für Gesundheitswesen
Impfinformationen des BAG
www.sichimpfen.ch
www.sucht-wallis.ch
www.gesundheitsförderungwallis.ch
www.vs.ch/gesundheit
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