SOP Tumorschmerzen Tumorschmerzen Inhalt A) Ziel und Zweck ___________________________________________________________ 2 B) Zuständigkeit _____________________________________________________________ 2 C) Geltungsbereich __________________________________________________________ 2 D) Mitgeltende Unterlagen _____________________________________________________ 2 E) Verfahrensbeschreibung ____________________________________________________ 2 1.1 Definition ___________________________________________________________ 3 1.1.1 Schmerzauslösende Ursachen ____________________________________ 3 1.1.2 Begriffserläuterung _____________________________________________ 3 1.1.3 Gängige Schmerzskalen _________________________________________ 4 1.1.4 Ablauf ________________________________________________________ 4 1.1.5 Wichtige Fragen zum Assessment und zur Diagnostik _________________ 5 1.2 Therapie ___________________________________________________________ 5 1.2.1 Analgetika ____________________________________________________ 6 1.2.2 Behandlungsziele______________________________________________ 13 1.2.3 Behandlungsvorschlag einer medikamentösen Tumorschmerztherapie beim Erwachsenen _________________________________________________ 13 1.2.4 Spezielle Therapieverfahren _____________________________________ 15 1.3 Pflegerische Besonderheiten __________________________________________ 15 1.4 Literatur ___________________________________________________________ 19 1.5 Autoren ___________________________________________________________ 19 Bearbeiter/in Freigabe (QMB/Leitung) PD Dr. P. Steffen Dr. R. Mayer-Steinacker R. Sommer Prof. Dr. H. Döhner Version/Datum (letzte Änderung) Seite 2.3 10.12.2015 1 von 19 Dieser Ausdruck ist eine unkontrollierte Kopie! Für die Übereinstimmung mit der im “QM-Arbeitsplatz“ hinterlegten Version trägt jeder Mitarbeiter selbst die Verantwortung. Das Dokument ist Eigentum des Comprehensive Cancer Center Ulm (CCCU) und unterliegt dem Copyright. SOP Tumorschmerzen A) Ziel und Zweck Darstellung von Therapieleitlinien zur Festlegung von einheitlichen krankheitsspezifischen Behandlungsstrategien und Transparenz B) Zuständigkeit Ärztliche Mitarbeiter der Mitgliedseinrichtungen des CCCU C) Geltungsbereich Die Mitgliedseinrichtungen des CCCU D) Mitgeltende Unterlagen Arzneimittel-Hausliste des Universitätsklinikums Ulm (Ameli) E) Verfahrensbeschreibung Bearbeiter/in Freigabe (QMB/Leitung) PD Dr. P. Steffen Dr. R. Mayer-Steinacker R. Sommer Prof. Dr. H. Döhner Version/Datum (letzte Änderung) Seite 2.3 10.12.2015 2 von 19 Dieser Ausdruck ist eine unkontrollierte Kopie! Für die Übereinstimmung mit der im “QM-Arbeitsplatz“ hinterlegten Version trägt jeder Mitarbeiter selbst die Verantwortung. Das Dokument ist Eigentum des Comprehensive Cancer Center Ulm (CCCU) und unterliegt dem Copyright. SOP Tumorschmerzen 1.1 Definition Tumorschmerzen sind häufig: bis zu 90% der Patienten mit soliden Tumoren leiden im Verlauf ihrer Erkrankung unter Schmerzen. Leider sind sie häufig unterbehandelt. Über 80% der Patienten könnten mit dem WHO-Stufenschema, bzw. einer mechanismenorientierten Schmerztherapie adäquat behandelt werden, nur eine Minderheit benötigt invasive Verfahren. Eine angemessene Schmerzkontrolle ist ein wichtiges Ziel der Behandlung von Tumorpatienten. 1.1.1 Schmerzauslösende Ursachen Tumor/ Tumorprogress, Filiae und zugehörige Mechanismen (z.B. Knochenfiliae; Affektionen von Nervensträngen, Obstruktion von Hohlorganen) Operationen und andere invasive Behandlungen (z.B. Operationsschmerz, Punktionsschmerzen etc.) Nebenwirkung/ Toxizität von Chemotherapie und Radiatio (z.B. Polyneuropathien, Mukositiden) Infekt-/ entzündungsbedingte Schmerzen (z.B. akuter Herpes Zoster im Rahmen der mangelhaften Abwehrlage) Schmerzen im Bewegungsapparat durch mangelnde körperliche Aktivität Tumorunabhängige Schmerzen / bereits vorbestehende Schmerzen (z.B. Kopfschmerzen, rheumatisch bedingte Schmerzen, langjährige Rückenschmerzen, somatoforme Schmerzstörung, etc.) Die Mehrzahl der Patienten haben mehrere Schmerzursachen. Ebenso haben die meisten Patienten neben Dauerschmerzen, zusätzlich aufgesetzte Schmerzattacken oder belastungsabhängige Schmerzen. Insbesondere Hinweise auf neuropathischen Charakter der Schmerzen (elektrisierend einschießende oder brennende Schmerzen) beachten. Konsequenz: z.B. Einsatz von Antiepileptika. Belastungsabhängigkeit der Schmerzen beachten. 1.1.2 Begriffserläuterung Schmerz Eine unangenehme sensorische und emotionale Erfahrung in Verbindung mit tatsächlicher oder möglicher Gewebsschädigung. Schmerzstärke Subjektive Angabe der empfundenen Stärke der Schmerzen. Nicht durch objektivierbare Messungen ersetzbar (s. 1.1.3 gängige Schmerzskalen) Schmerzarm NRS < 4, „kein“ – „mäßiger Schmerz“, fehlende oder nur wenige indirekte Schmerzzeichen. Schmerzkontrolle alle Maßnahmen, die zu einer Linderung der empfundenen Schmerzen beitragen (Lagerung, persönliche Zuwendung, Reizabschirmung, Medikamentengabe, etc.). WHO-Stufenschema dreistufiges Schema zur medikamentösen Behandlung von tumorbedingten Schmerzen, Grundlage für alle Therapieempfehlung zur Tumorschmerztherapie, orientiert sich an der Schmerzstärke. Bearbeiter/in Freigabe (QMB/Leitung) PD Dr. P. Steffen Dr. R. Mayer-Steinacker R. Sommer Prof. Dr. H. Döhner Version/Datum (letzte Änderung) Seite 2.3 10.12.2015 3 von 19 Dieser Ausdruck ist eine unkontrollierte Kopie! Für die Übereinstimmung mit der im “QM-Arbeitsplatz“ hinterlegten Version trägt jeder Mitarbeiter selbst die Verantwortung. Das Dokument ist Eigentum des Comprehensive Cancer Center Ulm (CCCU) und unterliegt dem Copyright. SOP Tumorschmerzen Mechanismenorientierte Therapie Ausrichtung der Schmerztherapie an dem zugrunde liegenden Mechanismus (neuropathisch, nozizeptiv, Kombination aus neuropathisch und nozizeptiv) s. Tab. 1. 1.1.3 Gängige Schmerzskalen NRS (numerische Rating-Skala): Die aktuell empfundene Schmerzstärke wird auf einer Skala von 0 – 10 an der entsprechenden Stelle markiert, (0 = kein Schmerz und 10 = unerträglich starke Schmerzen). VAS (visuelle Analogskala): Der Patient kennzeichnet ein „Schmerzlineal“ von 10 cm Länge mit einem Strich. Bestimmt wird die Strecke von 0 bis zur gekennzeichneten Stelle, der gemessene Wert wird als Schmerzstärke übernommen. VRS (verbale Rating-Skala): Beschreibung der empfundenen Schmerzen in Worten (kein, mäßig, mittelstark, starker und stärkster vorstellbarer Schmerz). Smileyskala: Abbildungen mit unterschiedlichen Gesichtsausdrücken zur Schmerzmessung bei Kindern. KUSS (kindliche Unbehagens- und Schmerzskala) Schmerz-Beobachtungsskala für Säuglinge und Kinder bis 4 Jahre BESD (Beurteilung von Schmerz bei Demenz), Schmerz-Beobachtungsskala für Menschen mit fortgeschrittener Demenz, die sich nicht mehr mit Worten äußern können. Tab. 1 Schmerzarten und Behandlungsoptionen Schmerzart Symptomatik Schmerzauslöser Therapieoptionen nozizeptiver zunächst heller, brennender, rela- postoperativ, posttraumatisch, primär Nichtopioidanalgetika, zuSchmerz tiv gut lokalisierbarer Schmerz, im nach Fehlbelastungen, begleitend sätzlich Opioide Verlauf eher dumpfer Schmerz bei Erkrankungen neuropathi- anfallsweise einschießender, zie- Schädigung und Kompression Antikonvulsiva, Antidepressiva, scher hender, elektrisierender, brennen- von Nervenstrukturen, z.B. Post- Opioide, topisches Capsaicin, toSchmerz der Schmerz. schmerzhafte Über- amputationssyndrom, Polyneuro- pische Lokalanästhetika (Nichtoempfindlichkeit (z.B. Allodynie) pathie, Postzosterische Neuropa- pioidanalgetika gelten als nicht thie wirksam), 1.1.4 Ablauf Bei Patienten mit tumor- oder behandlungsbedingten Schmerzen erfolgt eine Schmerzanamnese, eine Anamneseerhebung zu wichtigen weiteren Begleiterkrankungen sowie zur psychosozialen Situation. Der BPI (Brief Pain Inventory) wird ggf. als schriftliches Assessmentinstrument verwendet, alternativ kann der MIDOS - Fragebogen oder der Deutsche Schmerzfragebogen eingesetzt werden. Die Schmerzstärke wird auf einer der genannten Skalen in mindestens zwei Dimensionen abgefragt: z.B. aktueller Schmerz und stärkster Schmerz der letzten 24 Stunden. Bisherige Erfahrungen mit schmerzbezogenen Medikationen werden erfragt (Wirksamkeit, Verträglichkeit, Nebenwirkungen). Die wesentlichen onkologischen Befunde sollten einzusehen sein, ggf. Rücksprache mit dem onkologisch verantwortlichen Arzt gehalten. Es erfolgt eine symptombezogene körperliche Untersuchung. Die Ergebnisse der Anamneseerhebung und Untersuchungen werden dokumentiert. Bearbeiter/in Freigabe (QMB/Leitung) PD Dr. P. Steffen Dr. R. Mayer-Steinacker R. Sommer Prof. Dr. H. Döhner Version/Datum (letzte Änderung) Seite 2.3 10.12.2015 4 von 19 Dieser Ausdruck ist eine unkontrollierte Kopie! Für die Übereinstimmung mit der im “QM-Arbeitsplatz“ hinterlegten Version trägt jeder Mitarbeiter selbst die Verantwortung. Das Dokument ist Eigentum des Comprehensive Cancer Center Ulm (CCCU) und unterliegt dem Copyright. SOP Tumorschmerzen In Zweifelsfällen werden zusätzliche Diagnostikmaßnahmen empfohlen bzw. veranlasst (z.B. Frakturausschluss durch Röntgenaufnahme, CT/ MRT bei Hirnmetastasen bzw. Wirbelsäulenbefall mit drohender Instabilität/ drohendem Querschnitt, Calciumsspiegel bei Verdacht auf Hypercalcämie, etc). 1.1.5 Wichtige Fragen zum Assessment und zur Diagnostik Passt die schmerzende Stelle und die Schmerzausstrahlung zur bekannten Tumorausdehnung? Gibt es Hinweise für einen neuropathischen Schmerzcharakter („elektrisierend“, „kribbelnd“, „brennend“)? Pathologische Fraktur - OP sinnvoll? Obstruktion Hohlorgane? Strahlentherapie zur Schmerzlinderung möglich? Palliative Chemotherapie möglich? Hypercalcämie? Nierenfunktion (NSAR - Einsatz möglich)? Wirksamkeit/ Nebenwirkungen bisher genommener Analgetika? 1.2 Therapie Die Therapie erfolgt nach den Empfehlungen der Arzneimittelkommission der Deutschen Ärzteschaft (3. Aufl. 2007), die Medikamentenauswahl richtet sich nach den Hauslistenpräparaten des Universitätsklinikums Ulm. Die medikamentöse Behandlung tumorbedingter chronischer Schmerzen orientiert sich an den zugrunde liegenden Schmerzarten (nozizeptiv und/oder neuropathisch), sowie entsprechend der Schmerzstärke an dem Stufenschema der Weltgesundheitsorganisation (WHO). In der Praxis der Tumorschmerztherapie ist es üblich, die Basisanalgesie zur Behandlung unerwarteter Schmerzspitzen (sog. Durchbruchschmerzen) durch schnell wirksame Opioide als Bedarfsmedikation zu supplementieren (z. B. nichtretardiertes Morphin, Morphintropfen, und -tabletten, Hydromorphonkapseln, Oxycodonkapseln, Fentanylpräparaten oder Buprenorphin-Sublingualtabletten) (s. Tab 3). Zusätzlich darf der Einsatz von Adjuvanzien (z. B. Magenschutzpräparate, Antiemetika, Laxanzien) und Koanalgetika (z. B. Antiepileptika und Antidepressiva) nicht vergessen werden. Die Applikation der Medikamente sollte nach Möglichkeit oral, transdermal (Buprenorphin und Fentanyl) oder rektal erfolgen, um die Autonomie des Patienten weitgehend aufrechtzuerhalten. Alternativ kann die Schmerztherapie subkutan oder über i.v. Port (z. B. über eine extern tragbare Medikamentenpumpe) erfolgen, wenn die enterale Zufuhr nicht möglich ist. Die parenterale Opioidgabe ist v. a. bei hochpalliativen Patienten mit nur noch sehr begrenzter Lebenserwartung indiziert, da so die Analgetikadosis bedarfsorientiert und gut steuerbar titriert werden kann. Bei Patienten mit Tumoren im Abdominalbereich (z. B. Sigma- oder Ovarialkarzinom) besteht häufig neben einem hohen Analgetikabedarf zusätzlich eine gastrointestinale Passagestörung (z. B. Subileus bei Peritonealkarzinose) oder bei Tumoren im kleinen Becken eine Infiltration des Plexus lumbosacralis. Hier bietet sich im Einzelfall bei i.d.R. schwer therapierbaren Bearbeiter/in Freigabe (QMB/Leitung) PD Dr. P. Steffen Dr. R. Mayer-Steinacker R. Sommer Prof. Dr. H. Döhner Version/Datum (letzte Änderung) Seite 2.3 10.12.2015 5 von 19 Dieser Ausdruck ist eine unkontrollierte Kopie! Für die Übereinstimmung mit der im “QM-Arbeitsplatz“ hinterlegten Version trägt jeder Mitarbeiter selbst die Verantwortung. Das Dokument ist Eigentum des Comprehensive Cancer Center Ulm (CCCU) und unterliegt dem Copyright. SOP Tumorschmerzen Schmerzen ein rückenmarksnahes Verfahren zur Analgetikagabe, z. B. subarachnoidal, seltener peridural an. Merke! In Stufe II und III des WHO-Schemas sollen die Nichtopioide in Kombination mit mittel- und hochpotenten Opioiden weitergeben werden! Diese dürfen nicht, wie es häufig praktiziert wird, abgesetzt werden, da sich die spezifischen Wirkcharakteristika beider Analgetikagruppen gut ergänzen und für eine erfolgreiche Therapie unerlässlich sind. Allgemeine Richtlinien zur Behandlung von Tumorschmerzen: Basisanalgesie nach festgelegtem Behandlungsplan kombiniert mit Bedarfsmedikation bei Schmerzspitzen (sog. Durchbruchschmerzen). ausreichend hohe Dosierung, Verordnung möglichst lang wirkender retardierter Präparate als Basisanalgetika sowie schnell wirkender Analgetika als Bedarfsmedikation. bevorzugt orale, rektale oder transdermale Applikation (Patient bleibt unabhängiger). zusätzlich Adjuvanzien und ggf. Koanalgetika. regelmäßige Kontrollen von Wirkungen und möglichen Nebenwirkungen. möglichst exakte Einnahmeanleitung. 1.2.1 Analgetika Nicht-Opioidanalgetika; (s. Tab 2) Niedrig-potente Opioide; WHO Stufe 2 (s. Tab 3) Die notwendige Opioiddosis wird schrittweise gegen den Schmerz titriert. Hoch-potente Opioide; WHO Stufe 3 (s. Tab 3) Die notwendige Opioiddosis wird schrittweise gegen den Schmerz titriert. Tab. 2 Übersicht über Nichtopioidanalgetika Die im Folgenden angegebenen Dosierungen beziehen sich auf Erwachsene, insbesondere beim Einsatz bei Kindern sowie bei schwangeren oder stillenden Frauen vor Therapie Fachinformationen einsehen! Dosierung Indikationen Kontraindikationen Anwendungsbeschränkungen Substanz Antipyretische Analgetika Salicylate Acetylsalicylsäure (ASS) max. 4 g/d Bearbeiter/in Freigabe (QMB/Leitung) PD Dr. P. Steffen Dr. R. Mayer-Steinacker leichte bis mäßig starke Schmerzen wie Kopf- Zahn oder Regelschmerzen, Fieber R. Sommer Prof. Dr. H. Döhner Allergie gegen nichtsteroidale Antiphlogistika, Leberund Nierenversagen, höhergeradige Herzinsuffizienz, schwer einstellbarer arterieller Hypertonus, generalisierte Gefäßerkrankung, z.B. KHK, Z.n. Apoplex, TIA Cave: irreversible Thrombozytenaggregationshemmung! Version/Datum (letzte Änderung) Seite 2.3 10.12.2015 6 von 19 Dieser Ausdruck ist eine unkontrollierte Kopie! Für die Übereinstimmung mit der im “QM-Arbeitsplatz“ hinterlegten Version trägt jeder Mitarbeiter selbst die Verantwortung. Das Dokument ist Eigentum des Comprehensive Cancer Center Ulm (CCCU) und unterliegt dem Copyright. SOP Tumorschmerzen Pyrazolonderivat Metamizol (z. B. Novalgin®, Novaminsulfon®) p. o.: 4 × 500 – 1000 mg/d (keine Retardpräparate verfügbar) rektal: 4 × 1000 mg/d i. v.: 4 × 1000 mg/d Kurzinfusion: z. B. 1 g Metamizol in 100 ml NaCl 0,9 % über 20 min (Gefahr kritischer Blutdruckabfälle bei zu schneller i. v. Gabe!) starke, akute, insbesondere viszerale Schmerzen wegen ausgeprägter und schnell einsetzender spasmolytischer Wirkung (z. B. bei Koliken, nach abdominalchirurgischen, urologischen und gynäkologischen Eingriffen) tumorbedingter Schmerz (z. B. bei Peritonealkarzinose) therapieresistentes hohes Fieber Überempfindlichkeit gegen Pyrazolone und Pyrazolidine akute intermittierende hepatische Porphyrie angeborener Glukose-6Phosphat-Dehydrogenasemangel (Hämolysegefahr) Störungen der Knochenmarksfunktion und Erkrankungen des hämatopoetischen Systems leichte bis mäßig starke Schmerzen, Fieber Leberfunktionsstörungen, z. B. chronischer Alkoholmissbrauch, Leberentzündungen (cave: Entstehung lebertoxischer Metabolite bei Metabolisierung!) vorgeschädigte Niere, Gilbert-Meulengracht-Syndrom akute und chronische Schmerzen, die mit Muskelverspannungen einhergehen Myasthenia gravis, Cholestase, hepatische Enzephalopathie (auch in der Vergangenheit) Therapie nicht über 14 Tage durchführen, nach jeweils 8 Tagen Leberwerte kontrollieren Anilinderivat Paracetamol (z. B. ben-u ron®, Enelfa®, Perfalgan®) p. o.: 4 × 500 – 1000 mg/d (keine Retardpräparate verfügbar) rektal: 4 × 1000 mg/d i. v.: 4 × 1000 mg/d (als Infusionslösung, wenn postoperativ enterale Gabe nicht möglich) max. 50 – 60 mg/kg KG/d Pyridinderivat Flupirtinmaleat (z. B. Katadolon®, Katadolon S long®, Trancolong®) p. o.: 3 × 100 – 200 mg/d p. o. Retardpräparat: 1 × 200-400 mg/d Nichtsteroidale Antiphlogistika (NSAID = non steroidal antiinflammatory Drugs, NSAR = nichtsteroidale Antirheumatika) Nichtselektive COX-Inhibitoren (Substanzen/Präparate sind beispielhaft genannt) Diclofenac (z. B. Diclac®, Voltaren®) p. o.: 3 × 50 mg/d oder 2 × 75 mg/d retardiert rektal: 1 × 100 mg/d, bei Bedarf zusätzlich 1 × 50 mg/d Supp. i. m./s.c.: 2 × 75 mg/d. max. 150 mg/d Ibuprofen (z. B. Dolgit®, Ibuflam®) p. o.: 3 × 400 – 800 mg/d rektal: 1 – 4 × 600 mg/d i. m./s.c.: einmalige Anwendung (Näheres s. Fachinformation) max. 2400 mg/d Naproxen (z. B. p. o.: 500 – 1250 mg/d verteilt auf 2 – 3 Einzelgaben Bearbeiter/in Freigabe (QMB/Leitung) PD Dr. P. Steffen Dr. R. Mayer-Steinacker Allgemein: alle Schmerzen mit begleitender entzündlicher Komponente Trauma- und Operationsschmerzen (z. B. bei unfallchirurgischen und orthopädischen Eingriffen, Zahn-MundKiefer-Chirurgie), Muskel- und Gelenkschmerzen (bei degenerativen Wirbelsäulen- oder Gelenkerkrankungen), akute und chronische Arthritiden, rheumatoide Arthritis Tumorschmerzen Zahn- und Kopfschmerzen R. Sommer Prof. Dr. H. Döhner Nieren- und höhergradige Herzinsuffizienz Vorsicht bei KHK, pAVK und zerebrovaskulärer Erkrankung schwere arterielle Hypertonie Magen- oder Darmulzera Blutbildungsstörungen Unverträglichkeit Schwangerschaft im letzten Trimenon, strenge Indikationsstellung im 1. und 2. Trimenon Version/Datum (letzte Änderung) Seite 2.3 10.12.2015 7 von 19 Dieser Ausdruck ist eine unkontrollierte Kopie! Für die Übereinstimmung mit der im “QM-Arbeitsplatz“ hinterlegten Version trägt jeder Mitarbeiter selbst die Verantwortung. Das Dokument ist Eigentum des Comprehensive Cancer Center Ulm (CCCU) und unterliegt dem Copyright. SOP Tumorschmerzen Proxen®, Aleve®) rektal: 500 – 1250 mg/d verteilt auf 2 – 3 Einzelgaben Cave: strenge Indikationsstellung bei älteren bzw. multimorbiden Patienten, bei Ulkusanamnese sowie bei Komedikation mit Glukokortikoiden, ASS, Diuretika und antihypertensiven Substanzen! max. 1250 mg/d selektive COX-2 Inhibitoren (Coxibe, selektive COX-2-Hemmer) i. v.: 2 × 20 – 40 mg/d Parecoxib (Dynastat®) Celecoxib (Celebrex®) i. m.: 2 × 20 – 40 mg/d max. 80 mg/d p. o.: 1 – 2 × 100 – 200 mg/d max. 400 mg/d Etoricoxib (Arcoxia®) p. o.: 1 × 30 – 120 mg/d (indikationsabhängig) 120 mg/d max. für 7 Tage Indikation im Allgemeinen vergleichbar wie bei nichtsteroidalen Antiphlogistika aktive peptische Ulzera oder gastrointestinale Blutungen Parecoxib: ausschließlich zur Behandlung postoperativer Schmerzen zugelassen. Die Thrombozytenaggregation bleibt unbeeinflusst (kein Risiko einer erhöhten Blutungsneigung) alle anderen: bevorzugt bei positiver gastrointestinaler Anamnese, keine Zulassung zur postoperativen Analgesie (Ausnahme Etoricoxib: Behandlung postop. Schmerzen nach Zahneoperationen) entzündliche Darmerkrankungen Herzinsuffizienz Niereninsuffizienz schwere arterielle Hypertonie schwere Leberfunktionsstörung 3. Trimenon der Schwangerschaft und Stillzeit, strenge Indikationsstellung im 1. und 2. Trimenon Parecoxib und Celecoxib zusätzlich: Sulfonamidallergie Tab. 3 Übersicht über Opioidanalgetika Substanz Dosierung Potenz zu Indikationen oralem Morphin Bemerkungen Die im Folgenden angegebenen Dosierungen beziehen sich auf Erwachsene, insbesondere beim Einsatz bei Kindern sowie bei schwangeren oder stillenden Frauen vor Therapie Fachinformationen einsehen! niederpotente Opioide (nicht BtM-rezeptpflichtig, Ausnahme Tilidin N Tropfen = Btm-pflichtig ab 1.1.2013) Tramadol (z. B. i. v./i. m.: Einzeldosierun- 1 ÷ 10 Tramal®, Tramun- gen 50 – 100 mg din®) p. o./rektal: Einzeldosierungen 50 – 100 mg Wirkdauer nichtretardierter Präparate 4 – 6 h, retardierte Präparate 8 – 12 h max. 400 mg/d Bearbeiter/in Freigabe (QMB/Leitung) PD Dr. P. Steffen Dr. R. Mayer-Steinacker akute und chronische zusätzliche Wirkung Schmerzen, d. h. sowohl über noradrenerge und sepostoperative posttraumati- rotinerge Mechanismen, sche Schmerzen, Tumorausgeprägt emetogen schmerzen, als auch chroniWürzburger sche nichtmaligne Schmerzen Schmerztropf: wird in verschiedenen Modifikationen angewendet, z. B. 400 mg Tramadol in Kombination mit 5 g Metamizol über 24 h und ggf. zusätzlichem Antiemetikum, i. v. Gabe mithilfe programmierbarer Infusionspumpen R. Sommer Prof. Dr. H. Döhner Version/Datum (letzte Änderung) Seite 2.3 10.12.2015 8 von 19 Dieser Ausdruck ist eine unkontrollierte Kopie! Für die Übereinstimmung mit der im “QM-Arbeitsplatz“ hinterlegten Version trägt jeder Mitarbeiter selbst die Verantwortung. Das Dokument ist Eigentum des Comprehensive Cancer Center Ulm (CCCU) und unterliegt dem Copyright. SOP Tumorschmerzen Gefahr eines serotonergen Syndroms bei Comedikation mit serotoninreuptakehemmenden Substanzen Tilidin + Naloxon p. o.: Einzeldosierungen 1 ÷ 10 (z. B. Valoron N®, 50 – 100 mg Andolor®) Wirkdauer nichtretardierter Präparate 4 – 6 h, retardierte Präparate 8 – 12 h max. 600 mg/d s. o. Zusatz von Naloxon (Antagonist) wegen Missbrauchsgefahr, relativ gute Verträglichkeit in Bezug auf Übelkeit/Erbrechen und Obstipationsneigung Tropfen sind seit 1.1.2013 Btm-Rezeptpflichtig! Dihydrocodein p. o.: 60/90/120 mg (z. B. DHC Rettbl®, max. 240 mg/d Tiamon®) s. o. ausgeprägte Obstipationsneigung 1 ÷ 5 bis 1÷2 hochpotente Opioide (BtM-rezeptpflichtig, Ausnahme: Notfallverordnungen; in diesem Fall muss innerhalb von 24 Stunden ein BtM-Rezept nachgereicht werden!) Morphin (z. B. Capros®, MST®, Sevredol®, Oramorph®) p. o./rektal: ab 10 mg i. v.: 1 – 2 mg als PCA (patientenkontrollierte Analgesie); ab 3 – 5 mg als Kurzinfusion i. m./s.c.: ab 5 mg max.: Eine medizinisch begründete Höchstdosis ist nicht definiert, sie richtet sich nach Wirkung und Nebenwirkungen des Präparates beim individuellen Patienten starke Schmerzen, d. h. soKumulation aktiver Metawohl postoperative posttrau- bolite bei Niereninsuffizienz matische Schmerzen, Tumororale Bioverfügbarkeit schmerzen, als auch chroni- 30 %, d. h. Dosis entesche nichtmaligne Schmer- ral ÷ i. v.= 3 ÷ 1 zen, bei denen das Stufenschema III der WHO angewendet wird. Hydromorphon (z. B. Palladon®, Jurnista®) p. o.: 1,3 – 64 mg ca. i. v., i. m. s.c.: 1 mg 5–7÷1 max.: Eine medizinisch begründete Höchstdosis ist nicht definiert, sie richtet sich nach Wirkung und Nebenwirkungen des Präparates beim individuellen Patienten s. Morphin keine aktiven Metabolite, daher bei Leber- und Niereninsuffizienz besser geeignet als Morphin Oxycodon (z. B. Oxygesic®) Oxycodon/Naloxon = (Targin®) p. o.: ab 10 mg bzw. 2÷1 10/5 mg Oxycodon: Eine medizinisch begründete Höchstdosis ist nicht definiert, sie richtet sich nach Wirkung und Nebenwirkungen des Präparates beim individuellen Patienten Oxycodon/Naloxon: Auf Grund des Naloxonanteils Dosisbegrenzung s. Morphin der Naloxonanteil im Oxycodon/Naloxon soll die opioidbedingte Obstipation reduzieren (lokale Bindung an µ-Rezeptoren im Plexus myentericus des Darmes). bei Umstellung von Oxycodon auf Oxycodon/Naloxon sind vorübergehend Durchfälle möglich. Bearbeiter/in Freigabe (QMB/Leitung) PD Dr. P. Steffen Dr. R. Mayer-Steinacker R. Sommer Prof. Dr. H. Döhner Version/Datum (letzte Änderung) Seite 2.3 10.12.2015 9 von 19 Dieser Ausdruck ist eine unkontrollierte Kopie! Für die Übereinstimmung mit der im “QM-Arbeitsplatz“ hinterlegten Version trägt jeder Mitarbeiter selbst die Verantwortung. Das Dokument ist Eigentum des Comprehensive Cancer Center Ulm (CCCU) und unterliegt dem Copyright. SOP Tumorschmerzen bei 2 × 80/40 mg, bei der medizinischen Notwendigkeit höherer Dosierungen, Kombination mit Oxycodon Piritramid (z. B. nach Wirkung 0,7 ÷ 1 Dipidolor®, Piritra- i. v.: 1 – 2 mg als PCA mid-Hameln®) (patientenkontrollierte Analgesie); ab 3 – 5 mg als Kurzinfusion i. m./s.c.: ab 5 mg max.: Eine medizinisch begründete Höchstdosis ist nicht definiert, sie richtet sich nach Wirkung und Nebenwirkungen des Präparates beim individuellen Patienten s. Morphin Fentanyl (z. B. transdermal: (Membran- i. v. Durogesic SMAT®, pflaster): beginnend ab 125 ÷ 1 Matrifen Pflaster®, 12 µg/h Effentora® Buctransmukosal: ab caltbl., Abstral® 100 µg/Einzeldosis Sublingualtbl., Ac- nasal: ab 50 µg/Einzeldotiq® Lutschtablet- sis ten Instanyl® Na- Die intravenöse Applikasenspray, Pecfent® tion von Fentanyl erfolgt Nasenspray) meist innerhalb der Narkoseführung bzw. in der Intensivmedizin. Die Dosierung erfolgt auch hier bedarfsadaptiert (s. Lehrbücher der Anästhesie bzw. Intensivmedizin) max.: Eine medizinisch begründete Höchstdosis ist nicht definiert, sie richtet sich nach Wirkung und Nebenwirkungen des Präparates beim individuellen Patienten s. Morphin 25 µg/h Pflaster entspricht Ausnahme: ca. 60 – 90 mg Morphin oral Schnell verfügbare Pflasterwechsel 3-tägig Fentanylpräparate (Abstral®, Actiq® Effentora®, Instanyl®, (bei einzelnen Patienten 2Pecfent®) sind ausschließlich tägig notwendig) zur Behandlung von Durchbruchschmerzen bei tumorbedingtem Schmerz und Patienten, die bereits eine Basisschmerztherapie (Äquivalent zu ca. 60mg orales Morphin) mit Opioiden haben zugelassen! Buprenorphin (z. B. Temgesic® Amp., Transtec PRO®, Norspan®, Temgesic s.l.®, Subutex® s.l.) i. v.: 20 – 30 µg als PCA Ca. 70 (patientenkontrollierte Analgesie); 0,1 – 0,3 mg 100 ÷ 1 bei langsamer Injektion s.l.: ab 0,2 mg transdermal: ab 5 µg/h s. Morphin Partialagonist. Subutex® darf nur bei opiatPflasterwechsel /opioidabhängigen Patienten Transtec PRO® 3,5-tädurch zur Substitution ergig mächtigte Ärzte angewendet Norspan® 7-tägig werden Keine Kumulation bei Niereninsuffizienz Pethidin (z. B. Dolantin®) i. v.: 25 – 50 mg s.c./i. m.: 25 – 150 mg rektal: 100 mg max: 500 mg/d nur parenteral verfügbar, gute Verträglichkeit, relativ geringe emetogene Wirkung 1 ÷ 5 - 10 s. Morphin Bearbeiter/in Freigabe (QMB/Leitung) PD Dr. P. Steffen Dr. R. Mayer-Steinacker R. Sommer 25 mg i. v. beendet i.d.R. das kältebedingte Muskelzittern in der direkten postoperativen Phase. Prof. Dr. H. Döhner Version/Datum (letzte Änderung) Seite 2.3 10.12.2015 10 von 19 Dieser Ausdruck ist eine unkontrollierte Kopie! Für die Übereinstimmung mit der im “QM-Arbeitsplatz“ hinterlegten Version trägt jeder Mitarbeiter selbst die Verantwortung. Das Dokument ist Eigentum des Comprehensive Cancer Center Ulm (CCCU) und unterliegt dem Copyright. SOP Tumorschmerzen Tapentadol (Palexia®) oral: 50-250mg max: 500 mg/d Levometahadon i.v.: ab 1mg (Polamidon® Am- oral: ab 2,5mg pullen, Tropfen) Behandlung starker, chroni- µ-Rezeptor-Agonist + Noscher Schmerzen bei Erwach- radrenalin-Wiederaufnahsenen mehemmer (MOR-NRI), evtl. vorteilhaft bei „mixed pain Syndromen“ (nozizeptive + neuropathische Schmerzanteile) s. Morphin Sehr variWirkung über: -Rezeptoraabel, Empgonismus,NMDA-Rezepfehlung: torantagonismus, Hemmung individuell der Wiederaufnahme von tirtrieren Serotonin, evtl. vorteilhaft bei „mixed pain Syndromen“ (nozizeptive + neuropathische Schmerzanteile) 1÷ 2,5 Plasmahalbwertszeit ist sehr variabel (14h bis >75h) Hohes Verteilungsvolumen, sehr lipophil QT-Zeitverlängerung möglich Anwendung durch Erfahrene Tab. 4 Opioidbedingte „Nebenwirkungen“ Wirkung, Nebenwirkung zentral praktische Hinweise Übelkeit, Erbrechen (Anfängli- prophylaktisch Kombination mit Antiemetika, z. B. Metoclopracher Effekt, meist nur zu Bemid (3 × 10mg tgl. für maximal 5 Tage) oder Haloperidol ginn der Behandlung - Toleran- (3 × 5 – 10 Tropfen/d, 1Tropfen= 0,1mg) zentwicklung) peripher Atemdepression klinisch manifeste Atemdepression ist bei indikationsgerechter Gabe und Patientenüberwachung sehr selten (Atemdepression in der Regel bei Überdosierung oder Kombination mit anderen zentral sedierenden Medikamenten, z. B. Benzodiazepinen) Cave: Vigilanzminderung und Abfall der AF < 10/min sind deutliche Warnzeichen! Sedierung und Anxiolyse Zumindest während Eindosierung / Dosisanpassung keine Fahrtüchtigkeit! Bei stabiler Einstellung ist Fahrtüchtigkeit i.d.R. nach ca. 14 Tagen gegeben. Hustendämpfung Einsatz als Antitussivum z. B. Codein. Euphorie, Dysphorie, psychotrope Effekte (z. B. Albträume) Albträume können durchaus ein Grund sein das Opioid zu wechseln. Abhängigkeit und Toleranz bei Therapie akuter Schmerzen geringe Abhängigkeitsgefahr, jedoch bei Langzeittherapie möglich. Keine Toleranzentwicklung Miosis Obstipationsneigung durch Bin- begleitend Laxanziengabe (bei Langzeitopioidtherapie meist dung an Opioidrezeptoren des dauerhaft nötig), keine Toleranzentwicklung Plexus myentericus des Darms Bearbeiter/in Freigabe (QMB/Leitung) PD Dr. P. Steffen Dr. R. Mayer-Steinacker R. Sommer Prof. Dr. H. Döhner Version/Datum (letzte Änderung) Seite 2.3 10.12.2015 11 von 19 Dieser Ausdruck ist eine unkontrollierte Kopie! Für die Übereinstimmung mit der im “QM-Arbeitsplatz“ hinterlegten Version trägt jeder Mitarbeiter selbst die Verantwortung. Das Dokument ist Eigentum des Comprehensive Cancer Center Ulm (CCCU) und unterliegt dem Copyright. SOP Tumorschmerzen Histaminliberation generalisierter Juckreiz spasmogene Wirkung auf wird immer wieder diskutiert, die klinische Relevanz ist letztlich glatte Muskulatur: spastische unklar Obstipation, Harnverhalt, Gallenwegsspasmen) 1.2.1.1 Wichtige Adjuvantien und Ko-Analgetika Übelkeit/ Erbrechen MCP® (H) 3x10mg für maximal 5 Tage., falls unzureichend Haloperidol (H) 3 x 5 Trpf., falls unzureichend nach Stufenschema der Emesisprophylaxe bei Chemotherapie weiterverfahren. Alternativ bei Erbrechen rektale Applikation von Dimenhydrinat (Vomex Supp®) (H) Obstipationsprophylaxe Z. B. Lactulose (H) 2 x 20ml/ Macrogol (H) 2 x 1 Btl. Seit 2015 neu verfügbar Naloxegol (Moventig®) 12,5-25mg tgl. als peripherer Opioidrezeptorantagonist Bei massiver Obstipation als ultima ratio Methylnaltrexon (Relistor®) s.c. 0,4-0,6ml Neuropathische Schmerzen (brennend - elektrisierender Schmerz) Antiepileptika: Z. B. Neurontin® (Gabapentin) (H) 3 x 100mg, nach 4 Tagen 2 x 200mg, weitere Steigerung bis zum klinischen Effekt (Korridor 600 – 1800mg/ Tag, ggf. bis zu 3600mg) oder Lyrica® (Pregabalin) (H) 1 x 75mg, täglich um 75mg steigern bis Zieldosis 150 – 300 – 600mg/ Tag; Dosisreduktion bei eingschränkter Nierenfunktion. Wirkt zusätzlich anxiolytisch. Pregabalingenerika sind bisher nicht zur Schmerztherapie zugelassen. oder Timonil®, Tegretal (Carbamazepin) (H) 150mg ret: 2 x 1: nach 5 - 7 Tagen, Zieldosis meist bei 600-1200mg (Spiegelkontrollen) oder Trileptal® , Apydan® (Oxcarbamazepin) 150mg ret: 2x1; langsame Dosisteigerung bis 600-2400mg, alternativ Trileptal Saft 60mg/ml (Trileptal ist vorteilhaft bei Leberfunktionsstörungen, Cave! Natriumkontrollen, wg. ausgeprägter Neigung zu Hyponatriämien) Antidepressiva: Amitriptylin (H) 25-75 abends Amitriptylinoxid (z.B. Equilibrin®) (H) 30-90mg abends, Amitriptylinoxid wird häufig besser vertragen als Amitriptylin Trimipramin (z.B. Stangyl®) 25-75mg abends Mirtazapin (z.B. Remergil SolTab®) (H) 15-60mg abends Duloxetin (z.B. Cymbalta®) (H) 30-120mg morgens /mittags Bearbeiter/in Freigabe (QMB/Leitung) PD Dr. P. Steffen Dr. R. Mayer-Steinacker R. Sommer Prof. Dr. H. Döhner Version/Datum (letzte Änderung) Seite 2.3 10.12.2015 12 von 19 Dieser Ausdruck ist eine unkontrollierte Kopie! Für die Übereinstimmung mit der im “QM-Arbeitsplatz“ hinterlegten Version trägt jeder Mitarbeiter selbst die Verantwortung. Das Dokument ist Eigentum des Comprehensive Cancer Center Ulm (CCCU) und unterliegt dem Copyright. SOP Tumorschmerzen Langsame stufenweise Eindosierung wg. möglicher Vigilanzminderung, Schwindel. Die ersten vier Substanzen wirken schlafinduzierend, daher wird die abendliche Gabe empfohlen. Vor Beginn und im Verlauf einer Therapie mit Antidepressiva EKG Kontrollen durchführen! (Blockbilder, long-QT-Syndrom?). Genau wie bei den Antiepileptika ist der analgetische Effekt der Antidepressiva auch erst nach mehreren Tagen bis zu mehreren Wochen zu erwarten. Eine entsprechende Aufklärung des Patienten ist notwendig, da die Subtanzen sonst teilweise vor Wirkeintritt vom Patienten wieder abgesetzt werden. Mögliche relevante Nebenwirkungen: anticholinerg) Appetitsteigerung, Erhöhung des Augeninnendrucks (Cave! Glaukompatienten), Miktionsstörungen (Cave! Patienten mit Prostatahyperplasie), Tachykardie, Hypertonie (Cave! Z. n akuten kardialen Ereignissen, KHK-Patienten), Sedierung, Müdigkeit. 1.2.2 Behandlungsziele 1. zufriedenstellende Kontrolle der Schmerzen „keine“, „leichte“ oder höchstens „mäßige“ Schmerzen bzw. Schmerzstärke < „4“ auf der Analogskala 2. akzeptable Nebenwirkungen (s. z.B. Tab. 4). Daher bereits prophylaktische Verordnung von Laxanzien, Antiemetika, Protonenpumpeninhibitoren, Aufklärung der Patienten! 1.2.3 Behandlungsvorschlag einer medikamentösen Tumorschmerztherapie beim Erwachsenen (H = Hauslistenpräparate) Stufe 1 (leichte - mäßige Schmerzen) Voltaren Resinat® 2 x 75mg (H), 12-stdl. (cave: Nierenfunktionseinschränkung, Ulkusanamnese!) - oder: Ibuprofen 3 x 400-800mg (H) , Saft = Nurofen® (H) (cave: Nierenfunktionseinschränkung, Ulkusanamnese!) - oder: Novaminsulfon® 4 x 20 bis 4 x 40 Trpf (H)., 6-stdl. (vor allem bei viszeralen Schmerzen) - oder: Reserve: Paracetamol 4 x 1g (H) ( = 4 x 2 Tabl.) (cave: Leberfunktionseinschränkung, Stufe 2 (mäßige - starke Schmerzen) Voltaren®, Ibuprofen oder Novaminsulfon® (= Stufe 1) plus: - Valoron N 100mg ret® (H) 2 x 1 Tabl. Bearbeiter/in Freigabe (QMB/Leitung) PD Dr. P. Steffen Dr. R. Mayer-Steinacker R. Sommer Prof. Dr. H. Döhner Version/Datum (letzte Änderung) Seite 2.3 10.12.2015 13 von 19 Dieser Ausdruck ist eine unkontrollierte Kopie! Für die Übereinstimmung mit der im “QM-Arbeitsplatz“ hinterlegten Version trägt jeder Mitarbeiter selbst die Verantwortung. Das Dokument ist Eigentum des Comprehensive Cancer Center Ulm (CCCU) und unterliegt dem Copyright. SOP Tumorschmerzen oder: Tramal® 4 x 20 Trpf./ Tramal long 100mg® (H) 2 x 1 Tabl. Stufe 3 (starke - stärkste Schmerzen) Voltaren®, Ibuprofen oder Novaminsulfon ® (= Stufe 1) - plus: MST® (H) 2 x 30mg = 12-stdl. (Steigerung: 3 x 30mg = 8-stdl.) oder: Durogesic SMAT® (H) 25μg/ h - Pflaster alle 3 Tage (Steigerung: Durogesic SMAT® 50μg/ h), oder - Hydromorphon (Palladon ®)(H) 2x4mg = 12-stdl (Steigerung: 3 x 4mg = 8-stdl) - Zusatzbedarf mit Sevredol® (H) 10-20mg oder Palladon® 1,3mg (H) nachtitrieren Alternativ sublinguales Fentanyl Effentora® (100ug), Abstral® (100ug), 1.2.3.1 Alternative starke Opioide für die Anwendung bei WHO-Stufe 3 Temgesics.l.® 3 x 1 Tabl. sublingual = 8-stdl. (Steigerung: 3 x 2 Tabl.) Transtec PRO®-Pflaster (H) 35 μg/ h alle 3½ Tage (Steigerung Transtec PRO®-Pflaster 52,5 μg/ h; Zusatzbedarf mit Temgesic s.l.® nachtitrieren) Oxycodon HCl® (H) 2 x 10mg = 12-stdl. (Steigerung: 3 x 10mg = 8-stdl) / Alternative: Targin® (H) = Oxycodon/ Naloxon bis 80 mg/ Tag, weniger obstipierend L-Polamidon®-Trpf. (H): Dosisfindung durch Titrieren mit 10 - 20 Trpf. (= 2,5 – 5mg) jeweils bei Schmerzzunahme für bis zu 1 Woche, dann feste Dosierung, z.B. 2 x 20 Trpf. = 2 x 5mg; Cave: Kumulation, Long-QT-Syndrom Einsatz der Adjuvanzien nicht vergessen ! Bei neuropathischen Schmerzen zusätzliche Gabe von Antiepileptika/Antidepressiva. Bei ambulanten Patienten werden die empfohlenen Medikamente einschließlich der Opioide rezeptiert, um eine therapeutische Lücke zu vermeiden. Den ambulanten Patienten, bzw. bei Entlassung stationärer Patienten wird ein schriftlicher Plan zur Medikamenteneinnahme einschließlich Vorschlägen zu den Einnahmezeiten sowie zum Verhalten bei Schmerzzunahme bzw. Schmerzattacken mitgegeben. Bei Konsil-Patienten auf Fremdstation wird dafür Sorge getragen, dass das empfohlene Opioid vorrätig ist. Bei geplanter Entlassung eines stationären Patienten muss eine lückenlose Opioidversorgung gewährleistet sein. Es erfolgt eine Nachkontrolle zur Wirksamkeit bzw. zu den Nebenwirkungen nach 48 bis spätestens 72 Stunden (im Einzelfall auch telefonisch), das Ergebnis wird schriftlich dokumentiert. Tumorbeeinflussende Behandlungen, die zur Schmerzlinderung beitragen können (Strahlentherapie, Symptomlinderung Operation oder Chemotherapie) werden in Betracht gezogen und ggf. empfohlen. Bearbeiter/in Freigabe (QMB/Leitung) PD Dr. P. Steffen Dr. R. Mayer-Steinacker R. Sommer Prof. Dr. H. Döhner Version/Datum (letzte Änderung) Seite 2.3 10.12.2015 14 von 19 Dieser Ausdruck ist eine unkontrollierte Kopie! Für die Übereinstimmung mit der im “QM-Arbeitsplatz“ hinterlegten Version trägt jeder Mitarbeiter selbst die Verantwortung. Das Dokument ist Eigentum des Comprehensive Cancer Center Ulm (CCCU) und unterliegt dem Copyright. SOP Tumorschmerzen Nicht medikamentöse Therapiemöglichkeiten (psychologische Verfahren, Gegenreizverfahren, Physiotherapie wie Lymphdrainage) werden eingesetzt, wo dies möglich bzw. indiziert ist. Bei schwierig einzustellenden Patienten mit Tumorbedingten Schmerzen kann eine Anbindung an die Schmerzambulanz der Klinik für Anästhesiologie, Sekretariat Tel: 60033, sinnvoll sein. Gegebenenfalls dort konsiliarische Vorstellung empfohlen. 1.2.4 Spezielle Therapieverfahren subcutane oder intravenöse Opioid-Dauerinfusion mit Deltec-Pumpe, ggf. auch die Mischung mit S-Ketamin intrathekaler Port mit externer Pumpe 1.3 Pflegerische Besonderheiten Bei Patienten mit speziellen Therapieverfahren muss frühzeitig die Brückenpflege des CCCU bei geplanter Entlassung nach Hause hinzugezogen werden. Bearbeiter/in Freigabe (QMB/Leitung) PD Dr. P. Steffen Dr. R. Mayer-Steinacker R. Sommer Prof. Dr. H. Döhner Version/Datum (letzte Änderung) Seite 2.3 10.12.2015 15 von 19 Dieser Ausdruck ist eine unkontrollierte Kopie! Für die Übereinstimmung mit der im “QM-Arbeitsplatz“ hinterlegten Version trägt jeder Mitarbeiter selbst die Verantwortung. Das Dokument ist Eigentum des Comprehensive Cancer Center Ulm (CCCU) und unterliegt dem Copyright. SOP Tumorschmerzen Bearbeiter/in Freigabe (QMB/Leitung) PD Dr. P. Steffen Dr. R. Mayer-Steinacker R. Sommer Prof. Dr. H. Döhner Version/Datum (letzte Änderung) Seite 2.3 10.12.2015 16 von 19 Dieser Ausdruck ist eine unkontrollierte Kopie! Für die Übereinstimmung mit der im “QM-Arbeitsplatz“ hinterlegten Version trägt jeder Mitarbeiter selbst die Verantwortung. Das Dokument ist Eigentum des Comprehensive Cancer Center Ulm (CCCU) und unterliegt dem Copyright. SOP Tumorschmerzen Bearbeiter/in Freigabe (QMB/Leitung) PD Dr. P. Steffen Dr. R. Mayer-Steinacker R. Sommer Prof. Dr. H. Döhner Version/Datum (letzte Änderung) Seite 2.3 10.12.2015 17 von 19 Dieser Ausdruck ist eine unkontrollierte Kopie! Für die Übereinstimmung mit der im “QM-Arbeitsplatz“ hinterlegten Version trägt jeder Mitarbeiter selbst die Verantwortung. Das Dokument ist Eigentum des Comprehensive Cancer Center Ulm (CCCU) und unterliegt dem Copyright. SOP Tumorschmerzen Bearbeiter/in Freigabe (QMB/Leitung) PD Dr. P. Steffen Dr. R. Mayer-Steinacker R. Sommer Prof. Dr. H. Döhner Version/Datum (letzte Änderung) Seite 2.3 10.12.2015 18 von 19 Dieser Ausdruck ist eine unkontrollierte Kopie! Für die Übereinstimmung mit der im “QM-Arbeitsplatz“ hinterlegten Version trägt jeder Mitarbeiter selbst die Verantwortung. Das Dokument ist Eigentum des Comprehensive Cancer Center Ulm (CCCU) und unterliegt dem Copyright. SOP Tumorschmerzen 1.4 Literatur 1. Leitlinien der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft zur Tumorschmerztherapie (3. Auflage, 2007) 2. Fachinformationen der ausgewählten Medikamente AMeLi – Version 2010 3. BPI Brief Pain Inventory 4. MIDOS minimales Dokumentationssystem für die Palliativmedizin 1.5 Autoren Version 0: Dr. G. Hege-Scheuing (Klinik für Anästhesiologie) Version 1.0: Dr. G. Hege-Scheuing (Klinik für Anästhesiologie) Version 2.0: Priv.-Doz. Dr. P. Steffen (Leiter der Sektion Schmerztherapie, Klinik für Anästhesiologie) Version 2.1: Priv.-Doz. Dr. P. Steffen (Leiter der Sektion Schmerztherapie, Klinik für Anästhesiologie) Version 2.2: Priv.-Doz. Dr. P. Steffen (Leiter der Sektion Schmerztherapie, Klinik für Anästhesiologie) unter Mitwirkung des OSP Version 2.3: Priv.-Doz. Dr. P. Steffen (Leiter der Sektion Schmerztherapie, Klinik für Anästhesiologie) Bearbeiter/in Freigabe (QMB/Leitung) PD Dr. P. Steffen Dr. R. Mayer-Steinacker R. Sommer Prof. Dr. H. Döhner Version/Datum (letzte Änderung) Seite 2.3 10.12.2015 19 von 19 Dieser Ausdruck ist eine unkontrollierte Kopie! 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