Ruhr-Universität Bochum gewinnt erneut Wissenschaftspreis für praxisnahe Vertriebsforschung Bochum, 25.02.2016 – Das Team des Sales & Marketing Departments der Ruhr-Universität Bochum rund um Lehrstuhlinhaber Prof. Dr. Jan Wieseke und Prof. Dr. Laura Marie Schons bekam gestern in Düsseldorf den Wissenschaftspreis 2016 verliehen. Der Mythos um die Vorteile der sogenannten Schwellenpreise hält sich seit Jahrzehnten hartnäckig in allen Lehrbüchern sowie dem Großteil des Handels. Psychologen begründen die Vorzüge der 99Cent-Endungen und die damit verbundene niedrigere Euro-Zahl mit der Leserichtung von links nach rechts und der damit verbundenen Verankerung im Gehirn: Es hieß unter anderem, man würde durch die niedrigere erste Zahl Preise als günstiger empfinden und eher zugreifen. Die Forscher der Ruhr-Universität Bochum wollten sich aufgrund ihrer Beobachtungen damit nicht zufrieden geben und sind dem Phänomen auf die Spur gegangen. In Kooperation mit dem Einrichtungskonzern Ikea haben sie zu diesem und weiteren Zwecken eine groß angelegte Studie durchgeführt. Sie haben 240.000 Kunden ein Jahr lang alle sechs Wochen befragt und dadurch vielfältige Erkenntnisse gewinnen können. Sie fanden unter anderem heraus, dass die höhere Komplexität eines Preises mit 99-Cent-Endung dazu führt, dass Kunden mehr Zeit brauchen, um den Preis zu verarbeiten. Einen komplexen Preis von einem Euro und 99 Cent rechnet der Kunde um zu zwei Euro, weil dieser sich leichter verarbeiten und rechnen lässt. Die Umrechnungsleistung erhöht den ohnehin hohen Einkaufsstress. Besser ist es, man macht es seinen Kunden so einfach wie möglich. In Zeiten großer Komplexität sehnt er sich nach allem, was ihm das Leben leichter macht. Diese Erkenntnis spiegelt den sogenannten ‚Convenience‘-Trend wider: Die Bequemlichkeit des Kunden steht an höchster Stelle. Zu beobachten ist das bei Fertigprodukten aller Art. Mittlerweile gibt es – in Anlehnung an den ‚Coffee to go‘ großer Kaffeeketten oder Supermarktkühlregale – im Supermarkt zum Beispiel auch immer mehr bereits essfertig geschnittenes Obst ‚to go‘, geschnittene Salatportionen und ähnliche Produkte, die der Kundenbequemlichkeit dienen. Jan Wieseke räumt ein: „Trotz dieses Wissens ist es ein langer Prozess für den Handel, weil man natürlich Angst hat, ein lange geschriebenes Gesetz zu brechen.“ Dass die Bochumer Wissenschaftler jedoch mit ihren Empfehlungen richtig liegen, bestätigen neben ihren Studienergebnissen mittlerweile auch viele Beispiele aus dem Handel. Sogenannte ‚Ein-EuroShops‘ sowie multinationale Konzerne wie McDonald’s, Philip Morris und Primark setzen bei ihrer Preispolitik auf den Erfolg runder Preise. Auch die Stadt Kleve hat seit diesem Monat die Ein- und Zwei-Cent-Stücke abgeschafft, um Handel und Kunden zu entlasten. Damit folgen sie den Niederlanden und Finnland, die bereits seit einigen Jahren auf- und abrunden. Ute Marks, Geschäftsführerin der Kleve Marketing GmbH: „Unsere 1 Motivation war die Vereinfachung für Handel und Kunden. Das Projekt erhält durchweg positive Resonanz. Die niederländischen Nachbarn haben an ihren Kassen bereits Rundungstasten und sogar der Fischhändler dort auf dem Markt eine Rundungswaage. Da würden wir auch gerne hinkommen. Noch müssen die Klever Kassiererinnen und Kassierer die Umrechnungsarbeit übernehmen.“ Die Aktualität und Praxisnähe dieser und weiterer Forschung des Sales & Marketing Departments der Ruhr-Universität nahm die EHI Stiftung und GS1 Germany zum Anlass, um die Forscher mit dem Wissenschaftspreis 2016 auszuzeichnen. Das ist nun schon das zweite Mal, denn 2015 wurde den Bochumer Vertriebsforschern dieser Preis auch bereits für ihre praxisnahe wissenschaftliche Arbeit verliehen. Und damit sind sie genauso begeistert von der Arbeit von Prof. Wieseke und seinem Team wie andere Institutionen, die ihm auch bereits mehrfach in Folge Auszeichnungen wie „Professor des Jahres für praxisnahe Forschung“, „Top 3-Vertriebsforscher international“ und „Lehrstuhl des Jahres für praxisnahe Lehre“ verliehen haben. Im Rennen um den Wissenschaftspreis 2016 wurden 36 exzellente wissenschaftliche Arbeiten und Kooperationsprojekte nominiert. Wichtigstes Kriterium war eine hohe Relevanz für die Handelsbranche. Zur Verleihung kamen am gestrigen Abend rund 350 geladene Spitzenkräfte der Handelsbranche nach Düsseldorf. Der Preis für den Lehrstuhl der Ruhr-Universität Bochum ist mit 20.000 Euro dotiert. Das prämierte Kooperationsprojekt „Consumer Retailing Insights Panel (CRIP)“ besteht aus drei Themenschwerpunkten. Neben der ‚Runde Preise‘-Thematik haben sich die Wissenschaftler auch mit der Gestaltung und Kommunikation von Corporate Social Responsibility-Maßnahmen (CSR), also von Maßnahmen der sozialen Verantwortung von Unternehmen, befasst. Erstmals konnten sie nachweisen, dass die CSR-Kommunikation auch negative Konsequenzen für das Kaufverhalten haben kann. Kunden schätzen es beispielweise nicht, wenn Unternehmen externe soziale Projekte stark bewerben, unternehmensintern aber kein Engagement für die eigenen Mitarbeiter zeigen. Gleiches ist der Fall, wenn der Kunde das Gefühl hat, das Unternehmen engagiert sich rein aus ImageGründen, um damit den Profit zu steigern. Fazit der Vertriebsforscher: Wenn man das soziale Engagement nicht ernst meint, sollte man es lieber lassen. Über das Sales & Marketing Department der Ruhr-Universität Bochum Lehrstuhlinhaber am Sales & Marketing Department sind die Vertriebsforscher Prof. Dr. Christian Schmitz und Prof. Dr. Jan Wieseke. Sie betreiben intensive Forschung auf internationalem Spitzenniveau, sind weltweit unter den Top 3-Vertriebsforschern. Mit ihrer Forschung greifen sie aktuellste Herausforderungen der Unternehmenspraxis auf. Dazu kooperieren sie mit namhaften nationalen und internationalen Unternehmen. Sie beraten diese bei strategischen und operativen Fragen zu Aufbau, Etablierung und Führung von Vertriebsorganisationen und binden sie in ihre Lehrveranstaltungen ein. Ihre fundierten und umfangreichen Erkenntnisse teilen sie - neben der internationalen Vertriebsforschungselite – mit ihren Studierenden an der Ruhr-Universität Bochum. Weitere Informationen erhalten Sie unter http://www.sales-und-marketing-department.com. Frau Prof. Dr. Laura Marie Schons hat nach achtjähriger Tätigkeit als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Sales & Marketing Department in Bochum, in der sie das Kooperationsprojekt mit Ikea akquiriert und geleitet hat, zum 01.01.2016 einen Ruf an die Universität Mannheim, Lehrstuhl für Corporate Social Responsibility, angenommen. http://schons.bwl.uni-mannheim.de/de/home 2 PRESSEKONTAKT YASMIN LINDNER-DEHGHAN MANCHADI M.A. SALES & MARKETING DEPARTMENT Ruhr-Universität Bochum Overbergstraße 17 Raum 2/10 DE-44801 Bochum Tel: +49 (234) 32 -2 33 66 E-Mail: [email protected] 3