Bundesrealgymnasium Imst Chemie 2010

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Bundesrealgymnasium Imst
Chemie 2010-11
Klasse 8
Biomoleküle
Dieses Skriptum dient der Unterstützung des Unterrichtes - es kann den Unterricht aber nicht ersetzen, da im
Unterricht der Lehrstoff detaillierter aufgearbeitet wird, als dies im Skriptum der Fall ist.
Ergänzungen zum Skriptum können während des Unterrichts durchgeführt werden.
In diesem Skriptum sind nur wenige Diagramme und Zeichnungen enthalten. Die fehlenden Diagramme werden
im Unterricht erarbeitet.
Inhalt
6
Biomoleküle..................................................................................................................... 28
6.1
Kohlenhydrate .......................................................................................................... 28
6.1.1
Monosaccharide ................................................................................................. 28
6.1.2
Traubenzucker .................................................................................................... 29
6.1.3
Fruchtzucker ....................................................................................................... 29
6.1.4
Disaccharide ....................................................................................................... 30
6.1.5
Polysaccharide .................................................................................................... 31
6.2
Lipide ....................................................................................................................... 31
6.3
Aminosäuren ............................................................................................................ 32
6.4
Proteine..................................................................................................................... 33
6.5
Enzyme ..................................................................................................................... 34
6.5.1
Wirkungsweise von Enzymen ............................................................................ 35
6.5.2
Nomenklatur von Enzymen ................................................................................ 36
6.5.3
Enzymaktivität ................................................................................................... 37
6.5.4
Hemmung der Enzymaktivität ........................................................................... 38
6.5.5
Koenzyme........................................................................................................... 38
6.6
Nucleinsäuren ........................................................................................................... 38
6.7
Vitamine und Hormone ............................................................................................ 38
6.8
Terpene ..................................................................................................................... 40
Chemie
Klasse
6
Biomoleküle
Biomoleküle
6.1 Kohlenhydrate
Kohlenhydrate (Saccharide) sind Polyhydroxycarbonyl-Verbindungen, die neben Kohlenstoff
noch Wasserstoff und Sauerstoff im Stoffmengenverhältnis 2:1 enthalten. Der Begriff
Kohlenhydrate ist eine Sammelbezeichnung für verschiedene Verbindungen, die sich von
Einfachzuckern ableiten. Die allgemeine Summenformel der Kohlenhydrate Cn(H2)mOm bzw.
Cn(H2O)m. Mono- und Oligosaccharide werden als Zucker bezeichnet.
Der größte Teil der organischen Materie besteht aus Kohlenhydraten. Sie entstehen unter
Einwirkung von Sonnenlicht in den Blättern der grünen Pflanzen aus CO2 und H2O. Dieser
Vorgang, bei dem Sauerstoff freigesetzt wird, heißt Fotosynthese.
6 CO2 + 6 H2O + Licht
C6H12O6 + 6 O2
Bei der Zellatmung, einem Stoffwechselvorgang, werden Kohlenhydrate mithilfe von
Sauerstoff zu CO2 und H2O umgesetzt. Es findet der umgekehrte Weg der Fotosynthese statt.
Dabei wird lebensnotwendige Energie frei.
C6H12O6 + 6 O2
6 CO2 + 6 H2O + Energie
6.1.1 Monosaccharide
Monosaccharide bestehen aus einem Kohlenstoffgerüst mit 3 bis 7 C-Atomen, mehreren
Hydroxy-Gruppen und einer Aldehyd- oder Keto-Gruppe. Sie stellen die Grundbausteine aller
Kohlenhydrate dar.
Das chemische Verhalten der Monosaccharide wird durch die Art der Carbonyl-Gruppe
bestimmt. Man unterteilt sie daher in Aldosen, die eine Aldehyd-Gruppe am C1-Atom tragen,
und in Ketosen, bei denen sich eine Keto-Gruppe am C2-Atom befindet
Konstitutions und Stereoisomerie von Monosacchariden
Die Oxidation am C2-Atom von D-Sorbit führt zur Bildung von Konstitutionsisomeren.
Bei gleichartigen Aldosen bzw. Hexosen existieren verschiedene Stereoisomere, die
geringfügig unterschiedliche chemische Eigenschaften zeigen.
Es gibt 16 verschiedene Aldohexosen mit der Summenformel C6H12O6 . Acht der Zucker
gehören der D-Reihe an, acht der L-Reihe. L-Enantiomere spielen in der Natur keine Rolle.
Für den Menschen physiologisch bedeutsam sind die D-Glucose, D-Galactose und die DMannose.
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Biomoleküle
6.1.2 Traubenzucker
Glucose ist eine Aldohexose und kann in einer offenkettigen sowie zwei ringförmigen
Strukturen auftreten. Die α- und β-Glucose unterscheiden sich nur durch die Stellung der
Hydroxy-Gruppe am anomeren Kohlenstoffatom. Den Vorgang der Umwandlung von αGlucosen über die offenkettige Form in β-Glukose nennt man Mutarotation.
6.1.3 Fruchtzucker
Fructose ist eine Ketohexose, die neben der offenkettigen Form zwei ringförmige Isomere mit
unterschiedlicher Ringgröße bilden kann. D-Fructose ist die physiologisch wichtigste Kette.
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Biomoleküle
Fructose kommt wie Glucose in süßen Früchten und Honig vor, schmeckt süßer und wird
schneller abgebaut und beeinflusst den Blutzuckerspiegel kaum.
Wenn man versucht, Fructose mit der Fehling‘schen Lösung zu testen, verläuft die Reaktion
positiv, obwohl Fructose keine Aldehydgruppe hat. Das liegt daran, dass sich Fructose in
wässriger alkalischer Lösung in Glucose umwandeln kann. In der stark alkalischen
Fehling‘schen Lösung liegt deshalb ein Großteil der Fructose als Glukose vor.
Bedeutung wichtiger Monosaccharide
•
•
•
•
Glycerinaldehyd
wichtiges Stoffwechselprodukt
Ribose, Desoxyrib. Zuckerkomponenten der Nucleinsäuren RNA und DNA sowie
der Zellkern-Nucleoside
D-Glucose
Baustein vieler Oligosaccharide, spezieller Lipide und Proteine
Energielieferant im Kohlenhydratstoffwechsel
Traubenzucker, Dextrose als Nahrungsmittel für Sportler und Kleinkinder
D-Fructose Baustein höherer Kohlenhydrate
Fruchtzucker als Nahrungsmittel, Süßstoff oder als Zuckeraustauschstoff für
Diabetiker
Anomere: durch Ringschluss wird das C-Atom der Carbonylgruppe asymmetrisch
anomeres C-Atom; unterschiedliche Anordnung der Substituenten
Anomere
(unterscheidung durch vorangestellte Buchstaben α und β
6.1.4 Disaccharide
Die Verbindung von zwei Monosacchariden führt unter Abspaltung von Wasser
(Kondensation) zu Disacchariden. Natürliche Disaccharide haben die Summenformel
C12H22O11 und können je nach Art der Monosaccharidbausteine und deren Verknüpfung eine
Vielzahl von Isomeren mit unterschiedlichen Eigenschaften bilden.
Dr. K.-H. Offenbecher
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Biomoleküle
Überblick über die häufigsten Disaccharide
6.1.5 Polysaccharide
de
Polysaccharide sind makromolekulare Naturstoffe, die durch die Kondensation vieler
Moleküle eines Monosaccharides entstehen.
Wichtige Polysaccharide sind:
Cellulose:: Gerüststoff von Pflanzen, β-glykosidisch Verknüpfte β-D-Glucose
Glucose Einheiten.
Durch Wasserstoffbrücken zu benachbarten Ketten entsteht ein unlöslich faseriges Material.
Ausgangsstoff bei der Papierherstellung; Grundbaustein bei Textilfasern wie Baumwolle und
Leinen.
Wichtige Polysaccharide im Überblick
Polysaccharid
Vorkommen
Amylose
Stärkebestandteil (Getreide)
Amylopektin
Stärkebestandteil (Getreide)
Glykogen
Muskelgewebe, Leber
Cellulose
pflanzlicher Gerüststoff
Struktur
Helix
verzweigt
stark verzweigt
linear
Anz. Monomere
300
300-1200
1500
1500-12000
6000
6000-100000
2500
2500-10000
6.2 Lipide
Lipide sind organische Stoffe, die in organischen Lösungsmitteln gut und in Wasser unlöslich
sind. Sie werden in hydrolysierbare Lipide wie Ester, Fette, Wachse, Phosphorlipide und in
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Biomoleküle
nicht hydrolysierbare Lipide wie Alkane, langkettige Alkohole, Steroide,
Steroide, Fettsäuren unterteilt.
Die unpolare Natur wird durch einen sehr großen Bereich des Moleküls begünstigt, der fast
ausschließlich aus C- und H-Atomen
Atomen besteht.
Fettsäuren sind geradkettige Monocarbonsäuren. Bei reinen Einfachbindungen werden diese
als gesättigte
ttigte Fettsäuren bezeichnet. Bei Doppelbindungen spricht man von ungesättigten
bzw. mehrfach ungesättigten Fettsäuren (Omega-Fettsäuren).
(
Fette sind Stoffgemische, die aus Estern des Propan-1,2,3-triols
Propan
(Glycerin
Glycerin) mit drei
langkettigen organischen Säuren bestehen. Diese unverzweigten Fettsäuren mit einer geraden
Anzahl von C-Atomen
Atomen bestimmen die Eigenschaften der Fette.
Als Veresterung wird eine Reaktion von Alkoholen (OH) mit Carbonsäuren (COOH)
bezeichnet.
Fette mischen sich aufgrund der unpolaren Molekülstruktur nicht mit Wasser, sind aber in
polaren Lösungsmitteln löslich.
Mit Natron- oder Kalilauge könne Fette in Glycerin und die Salze der Fettsäuren gespalten
werden. Diese Reaktion wird als Verseifung bezeichnet.
Fetthärtung
Bei der Fetthärtung werden flüssige und pflanzliche Öle in feste Fette umgewandelt. Dies
geschieht durch eine teilweise Hydrierung der in den pflanzlichen Fetten enthaltenen
ungesättigten Fettsäuren.
6.3 Aminosäuren
Aminosäuren sind organische Verbindungen mit zwei funktionellen Gruppen, der AminoAmino und
der Carboxy-Gruppe.
Gruppe. Damit besitzen sie zwei entgegengesetzte reaktive Zentren. Die AminoAmino
Gruppe reagiert als Nucleophil,
Nucleophil die Carboxy-Gruppe als Elektrophil.
Eigenschaften von Aminosäuren
nosäuren:
Sie können sich in Form eines Proteins zusammenschließen. Die Reihenfolge, Anzahl und
chemische Identität der Aminosäuren bestimmen zusammen die Struktur, Funktion und
Eigenschaften des Proteins.
• Sie tragen alle eine Säure, eine Base, ein H-Atom
H
und einen Rest.
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Chemie
•
•
Klasse
Biomoleküle
Alle Aminosäuren zeigen Strukturabhängige Variationen in jenem Molekülabschnitt,
der abhängig vom pH-Wert der Umgebenden Lösung und der Struktur des restlichen
Moleküls protoniert wird.
Alle Aminosäuren, außer Glycin, sind chiraler Natur, und dies beeinflusst ihre
Reaktionsfähigkeit.
Asymmetrie:
Eine typische α-Aminosäure trägt vier verschiedene Gruppen an ihrem α-C-Atom. Dadurch
wird das zentrale α-C-Atom asymmetrisch oder chiral. Es gibt zwei Arten chiraler
Aminosäuren: die D-Form und die L-Form. Nur die L-Formen bilden Bestandteile der
Proteine. Die D-Formen tauchen in einigen Antibiotika sowie in den Zellwänden einiger
Bakterien auf.
Einteilung der Aminosäuren
Peptidbindung
Die Peptidbindung ist der Bindungstyp, der bei der Proteinbiosynthese zum Einsatz kommt.
Die beiden Aminosäurenenden reagieren miteinander unter Abspaltung von Wasser. Die
dabei entstehende Amidgruppe bildet die Peptidbindung:
6.4 Proteine
Proteine (Eiweiße) sind aus Aminosäuremolekülen zusammengesetzte Makromoleküle mit
vielfältigen Funktionen in allen Organismen. Sie bestehen aus linearen Ketten
(Primärstruktur), wobei verschiedene Aminosäurebausteine durch Peptidbindungen verknüpft
sind. Diese Peptidketten falten sich zu räumlichen Strukturen (Sekundärstruktur,
Tertiärstruktur), die für die Funktionstüchtigkeit der Proteine von entscheidender Bedeutung
sind; ihre Zerstörung (Denaturierung) geht mit dem Verlust der Funktion der Proteine einher.
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Biomoleküle
Primärstruktur: Sie beschreibt die der Aminosäuren, also die Aminosäuresequenz. In der
Proteinsynthese trägt jedes Molekül Transfer-RNA eine Aminosäure zu den Ribosomen, wo
sie über eine Peptidbindung an die wachsende Kette angefügt werden. Die Polapeptidkette hat
ein Rückgrat, das aus derselben, immer wiederkehrenden Einheit besteht. Abweichungen gibt
es nur in Form der Seitenketten.
Sekundärstruktur: Eine Peptidbindung kann sich über eine Wasserstoffbrücke mit einer
anderen Peptidbindung verbinden. Durch sehr viele dieser intramolekularen H-Brücken
entsteht die Sekundärstruktur. Diese kann als α-Helix oder β-Faltblattstruktur oder einer
Mischung aus beiden ausgebildet sein.
Tertiärstruktur: Wechselwirkungen zwischen den Seitenketten, die durch die Primär- und
Sekundärstruktur bestimmt werden, können eine tertiäre Strukturebene zutage fördern.
Unpolare Seitenketten ziehen sich an, ebenso wie polare und verbinden sich über DipolDipol-Wechselwirkungen oder H-Brücken. In wässriger Lösung ordnen sich die polaren
Seitenketten eher nach außen hin an während die unpolaren nach innen weisen.
Quartärstruktur: Diese bildet sich durch die Wechselwirkung zwischen zwei oder mehr
Polypeptidketten aus. Durch H-Brücken und Disulfidbrücken erhält ein Proteinkomplex eine
bestimmte geometrische Anordnung
6.5 Enzyme
Enzyme (oder Fermente) sind Proteine (Eiweißstoffe), die eine spezifische dreidimensionale
Struktur besitzen und eine Molekülmasse zwischen 10000 und 1000000 aufweisen. Durch
Absenkung der Aktivierungsenergie laufen biochemische Reaktionen schneller ab. Enzyme
werden bei der Reaktion nicht verbraucht, d. h. sie wirken wie Katalysatoren. Sie gehören
neben den Vitaminen und Hormonen zu den Biokatalysatoren die alle chemischen
Umsetzungen in lebenden Organismen steuern. Enzyme beschleunigen Stoffwechselvorgänge
und Reizleitungsprozesse um das milliardenfache. Sie senken die Aktivierungsenergie so,
dass biochemische Reaktionen bei 37°C ablaufen. Enzyme sind hoch spezialisiert und
besitzen ein aktives Zentren, dass aus räumlich benachbarten Aminosäureresten der
Proteinstruktur gebildet wird.
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Biomoleküle
6.5.1 Wirkungsweise von Enzymen
Die Wirkungsweise von Enzymen wird durch den Schlüssel-Schloss-Mechanismus
Mechanismus sehr gut
beschrieben und ist in zweifacher Weise hochspezifisch. Dieser Mechanismus
Mechanismu führt am
aktiven Zentrum zur Bildung eines Enzym-Substrat-Komplexes.. Die mithilfe von Enzymen
umgesetzten Stoffe werden als Substrate bezeichnet.
• Enzyme reagieren nur mit einem ganz bestimmten Substrat (Substratspezifität
(Substratspezifität)!
• Enzyme
katalysieren
nur
einen
ganz
bestimmten
Reaktionsablauf
(Wirkungsspezifität)!
Am Aktiven Zentrum kann ein Substrat nur in einer ganz
bestimmten Orientierung anlegen, wie ein Schlüssel zum
Schloss. Dieses Prinzip ist die Ursache der
Substratspezifität von Enzymen. Dies resultiert
resultie aus dem
chemischen Aufbau der Enzyme und der daraus
hergehenden
räumlichen
Struktur.
Enzyme sind
Kettenmoleküle aus Aminosäuren deren Kettenglieder
durch eine Vielzahl verschiedener Bindungen in einer
charakteristischen Struktur (Konformation)
(
stabilisiert
werden. Als Bindungsarten treten kovalente Bindungen, H
–
Brückenbindungen
und
elektrostatische
Wechselwirkungen zwischen geladenen Gruppen auf.
Am aktiven Zentrum werden außerdem nur bestimmte
Reaktionen
katalysiert.
Diese
Eigenschaft
wird
Wirkungsspezifität genannt. Jede mögliche Reaktion eines
Substrats
benötigt
einen
anderen
aktivierten
Übergangszustand.. Das aktive Zentrum eines Enzyms kann
aber nur einen bestimmten Übergangszustand aktivieren. D.
h. für jede Substratreaktion wird ein anderes Enzym
Enz
benötigt.
Ein Beispiel ist der Abbau von Glucose, in dessen Verlauf
Brenztraubensäure enzymatisch entweder in Milchsäure
oder in Essigsäure umgesetzt wird
Dr. K.-H. Offenbecher
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Biomoleküle
Die Struktur von Enzymen wird durch unterschiedliche Bindungstypen gewährleistet.
6.5.2 Nomenklatur von
on Enzymen
Da bei Enzymen nicht immer der genaue Aufbau jedoch aber die Wirkung im Organismus
bekannt sind, werden eindeutige Kennzeichen, wie die SubstratSubstrat und Wirkungsspezifität für
die Benennung herangezogen.
Der systematische Name ist dreiteilig:
1. Substratkennzeichnung
2. Wirkungskennzeichnung
3. Endung –ase
Beispiele:
Glukose │ oxid │ ase
oxidiert Glucose
Lactat-Dehydrogen │ ase
oxidiert Milchsäure zu Brenztraubensäure
Pyruvat-Decarboxyl │ ase
spaltet CO2 von der Brenztraubensäure
Teilweise wird aber auf die Wirkungskennzeichnung im Namen verzichtet:
Ure │ ase
spaltet Harnstoff
Lip │ ase
spaltet Fette unter Bildung freier Fettsäuren
Amyl │ ase
spaltet Stärke
Teilweise werden auch noch Trivialnamen verwendet:
Pepsin
spaltet Eiweiß im Magen
Trypsin
spaltete Eiweiß im Darm
Katalase (Hydrogenperoxidoxidoreduktase) reduziert Wasserstoffperoxid zu
Wasser
Aufgrund der Vielzahl von Enzymen (vermutlich > 10000) werden diese in sechs
Hauptklassen zusammengefasst:
1. Oxidoreduktasen
Katalysieren p+ oder e- Übertragungen bei Redoxreaktionen. Bei
Übertragungen auf organische Akzeptoren spricht man von Dehydrogenasen,
bei Übertragungen auf Sauerstoff von Oxidasen. Letztere sind vor allem für
den Abbau von Nährstoffen wichtig.
2. Transferasen
Bewirken diee Übertragung von Molekülgruppen, wie z. B. AminAmin oder
Dr. K.-H. Offenbecher
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Chemie
Klasse
3.
4.
5.
6.
Biomoleküle
Methylgruppen. Wichtiger sind jedoch die Übertragung von Phosphatgruppen
(Phosphotransferasen) und Acylgruppen (Acyltransferasen).
Hydrolasen
Katalysatoren für Hydrolytische Spaltungen von C-O oder C-N Bindungen,
wie z. B. Fett spaltenden Lipasen im Verdauungstrakt.
Lyasen
Katalysieren über Eliminierungsreaktionen nichthydrolytische Bindungsspaltungen an C-C oder C-O Bindungen. Dazu gehört die PyruvatDecarboxylase
Isomerasen
Katalysiert intramolekulare Umlagerungen wie cis-trans-Isomerisierung oder
die Umwandlung optisch aktiver Verbindungen in ihr Racemat.
Ligasen
Knüpft neue chemische Bindungen zwischen Molekülen. Sie werden auch als
Syntheasen bezeichnet.
Reaktionsgeschwindigkeit
6.5.3 Enzymaktivität
Die Aktivität eines Enzyms, d. h. die Wirksamkeit als Katalysator, wird durch die konkreten
Bedingungen der biochemischen Reaktion beeinflusst. Da Enzyme bei Reaktionen nicht
verbraucht werden, kann bei der Wirksamkeit von Enzymen nicht die
Reaktionsgeschwindigkeit gemessen werden. Man bestimmt die Menge des pro Zeiteinheit
umgesetzten Substrats.
Einige Umgebungsbedingungen haben einen starken Einfluss auf die Effektivität der
enzymatischen Wirkung. Dazu zählen Temperatur, pH-Wert und Substratkonzentration sowie
Mineralstoffe und Spurenelemente.
Steigende Temperaturen beeinflussen die Reaktionsgeschwindigkeit positiv, weil sich die
Enzym- Substratmoleküle schneller bewegen. Bis ca. 30 °C folgt die Aktivitätszunahme der
ReaktionsgeschwindigkeitTem peraturoptim um von Enzym en
Temperatur-Regel (RGT-Regel)
Dabei erreicht die Aktivität ein
Tem peraturoptim um
für ein therm ophiles
Tem peraturoptim um
Maximum.
Bei
weiter
B akterienenzym
für ein Enzym beim
M enschen
zunehmender
Temperatur
denaturieren die Enzyme jedoch
wie alle Proteine, so dass jedes
Enzym ein Temperaturoptimum
besitzt. Bei dieser Denaturierung
(Gerinnung)
werden
die
0
20
40
60
80
100
Sekundär- und Tertiärstrukturen
Tem peratur [°C ]
der Proteine und somit auch der
Funktionsmechanismus zerstört.
Dr. K.-H. Offenbecher
p H-W erto p tim u m vo n P ep sin un d T ryp sin
Reaktionsgeschwindigkeit
Jedes Enzym ist bei einem
bestimmten pH – Wert am
aktivsten. Bei den meisten liegt
der optimale Wert im neutralen
Bereich zwischen 6 und 8. Pepsin
allerdings zeigt sein Optimum im
sauren Bereich bei pH 2. Der
räumliche Bau ist von der
Aminosäuresequenz und den
Wechselwirkungen zwischen den
op tim aler p H-W ert
vo n Pep sin n
0
2
o p tim aler pH -W ert
vo n T rypsin
4
6
8
pH
10
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Chemie
Klasse
Biomoleküle
verschiedenen ionischen Gruppen der Aminosäuren vorgegeben. Aminosäuren haben auch in
der Peptidverknüpfung saure und basische Reste. Die Veränderung des pH-Wertes führt zu
einer Änderung der Raumstruktur – Substrate können nicht mehr oder nicht mehr optimal
gebunden werden.
6.5.4 Hemmung der Enzymaktivität
Die Enzymwirkung kann durch Hemmstoffe oder Inhibitoren herab gesetzt werden. Dies
erfolgt auf zwei verschiedenen Wegen:
Kompetitive Hemmung
Ein Hemmstoffmolekül besitzt eine Ähnlichkeit mit dem Substrat, lagert sich am aktiven
Zentrum an und behindert den weiteren Substratabbau. Ist diese Bindung sehr fest wird das
Enzym dauerhaft blockiert. Antibiotika blockieren so die Vermehrung von Bakterien.
Schwermetallionen, wie Cd2+, Pb2+ und Hg2+ wirken als kompetitive Hemmstoffe in vielen
Organismen giftig; sie passen chemisch oft ins aktive Zentrum.
Allosterische Hemmung
Enzyme haben nur ein aktives Zentrum. Aufgrund ihrer hochkomplexen Struktur können
andere Moleküle als das Substrat Andockstationen finden. Diese allosterischen Zentren sind
für das Substrat nicht geeignet. Dockt aber ein anderes Molekül dort an, kann die
Raumstruktur des Enzyms so verändert werden, dass sich am aktiven Zentrum kein EnzymSubstrat mehr bilden kann.
Allosterische Hemmstoffe können nur von außen, nicht durch das Substrat, beeinflusst
werden. Sie sind aber nicht immer eine Bedrohung für die Zelle, sondern können auch zur
Steuerung biochemischer Prozesse beitragen.
6.5.5 Koenzyme
Bei Transferasen, Phosphotransferasen und anderen Enzymen beobachtet man, dass das
Einsetzten der enzymatisch katalysierten Reaktion einen Reaktionspartner voraussetzt. Da
ohne diese Reaktionspartner keine Enzymreaktionen zustande kommen können, hat man sie
als notwendige Bestandteile der Enzyme aufgefasst und sie Koenzyme genannt.
Nicotinamidnucleotide
Hilfestellung bei der Übertragung von Wasserstoff durch Oxidoreduktasen leistet das
Koenzym NAD+ (Nicotinamid-Adenin-Dinukleotid) und NADP+ (NAD-phosphat). Die
reduzierten Formen sind NADH2 und NADPH2.
6.6 Nucleinsäuren
Nucleinsäuren sind hochpolymere Substanzen, die in den Zellen aller Lebewesen
vorkommen. Man unterscheidet Desoxyribonucleinsäure DNA und Ribonucleinsäure. Beide
bestehen aus Ketten von Nucleotiden, welche sich aus einer Nucleinsäurebase, einem
Monosaccharid und einem Phosphorsäurerest zusammensetzen. Auf der besonderen
Reihenfolge der Basen beruht die Erbinformation.
6.7 Vitamine und Hormone
Vitamine sind organische Katalysatoren, die für alle Lebensvorgänge von großer Bedeutung
sind. Sie werden eingeteilt in fettlösliche (z. B. A, D, K) und wasserlösliche Vitamine (z. B.
B, C, H). Es sind meist zyklische Verbindungen mit langen Seitenketten und wirken im
Micro- oder Milligrammbereich. Vitamine bilden sich vorwiegend in Pflanzen. Können aber
auch im tierischen oder menschlichen Organismus mithilfe von Bakterien entstehen.
Zusammenfassung einiger wichtiger fettlöslicher Vitamine:
Dr. K.-H. Offenbecher
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Chemie
Name
A
Retinol
D
Calciferol
E
Tocopherol
K
Phyllochinon
Klasse
Tagesbedarf
agesbedarf [mg]
0,1 – 0,3
0,01-0,02
2–5
10 – 40
Biomoleküle
Vorkommen
Leber, Butter
Eigelb, Milch
Hefen, Lebertran
Butter
Getreidekeime
Erdnüsse
Leber, Hagebutten
Spinat, Fischmehl
Zusammenfassung einiger wichtiger wasserlöslicher Vitamine:
Name
Tagesbedarf
gesbedarf [mg]
Vorkommen
B1
1-2
Leber, Eigelb, Kartoffeln
Aneurin
Hefen, Getreidekeime
B2
1,5 – 2,5
Hefen, Leber, Milch
Riboflavin
Getreidekeime, Eigelb
B5
10 - 50
Hefen, Getreidekeime
Pantothensäure
Leber, Eigelb, Knollen
B6
2–4
Leber, Kartoffeln
Adermin
Salat, Milch
B12
0,001
Leber, Eigelb
Cobalamin
Muskel, Käse
C
100-400
Grünpflanzen, Obst
Ascorbinsäure
Hagebutten, Paprika
H
10
Hefen, Getreidekeime
Biotin
Leber, Eiweiß, Maische
Hormone wirken ähnlich wie Vitamine, werden jedoch vom Körper selbst hergestellt und
über den Blut- und Lymphkreislauf verteilt. Sie steuern Differenzierungsvorgänge und
Dr. K.-H. Offenbecher
Seite 39
Chemie
Klasse
Biomoleküle
regulieren Stoffwechsel, Wasser- und Elektrolythaushalt sowie die Reproduktion. Im Körper
werden sie über das endokrine System produziert und kooperieren mit dem Nervensystem
durch Informationsübertragung. Chemisch handelt es sich um Steroide, Aminosäuren, Amine,
Peptide und Proteine. Sie werden je nach Bedarf vom Körper synthetisiert und an Proteine
gekoppelt zum Zielort befördert. Erst dort werden sie aktiviert.
Bildendes Organ
Schilddrüse
Bauchspeicheldrüse
Keimdrüsen
Nebenniere
Hypothalamus
Hypophyse
Hormon
chem. Struktur
L-Thyroxin (T4)
cycl. Iodaminosäure
L-3,5,3‘-Triiodthyromin (T3)
Insulin, Glucagon
Peptide
Androgene
Östrogene, Gestagene
Anabolika
Adrenalin, Noradrenalin
Cortison, Cortisol
Aldosteron
ACTH, FSH, LH
Prolaktin, STH
Funktion
Energieumsatz,
Wachstum, Reifung
Glukosespiegel
Steroide
männl. Sexualhormon
Steroide
weibl. Sexualhormone
Steroide
Wachstumssteuerung
Aminoalkohole
Neurotransmitter
Steroide
Glycogen-, Wasser-,
Mineralienhaushalt
Peptide
Follikelreifung
Steuerung der
Gelbkörper,
Milchbildung
6.8 Terpene
Terpene sind kettenförmige oder zyklische Kohlenwasserstoffe, die sich formal aus Isopren –
Einheiten aufbauen lassen. Sie entstehen als unerwünschte Nebenprodukte bei der
Kohlevergasung.
Eigenschaften:
Terpene sind die Hauptkomponenten der meisten ätherischen Öle vieler Pflanzen und Blüten
und daher auch ein wichtiger Bestandteil der Riech- und Geschmackstoffe sowie von Parfüm
und Pharmaka. Polyterpene kommen Beispielsweise in Naturkautschuk und Gutaperche vor.
Terpene werden formal in Vielfache des Isoprens C5H8 eingeteilt.
Monoterpene C10H16
Sesquiterpen C15H24
Diterpene
C20H32
Polyterpene (C5H8)n
Polyterpene und ihre Derivate erhalten nach Vulkanisieren mit Schwefel gummiähnliche
Eigenschaften, wie z. B. Naturkautschuk
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Chemie
Klasse
Biomoleküle
Aufgaben
1. Wie heißt der Vorgang, bei dem in den Blättern der Pflanze Kohlenhydrate gebildet
werden? Formuliere die Wortgleichung.
2. Glucose und Fructose haben die gleiche Summenformel. Worin liegt der Unterschied?
3. Warum zeigt Glucose bei der Schiff‘schen Probe keine Reaktion?
4. Zeichne die Strukturformel der Saccharose
5. Aus welchen Monosaccharideinheiten ist Saccharose aufgebaut?
6. Wie heißt der Bindungstyp, der bei Mehrfachzuckern die Monosaccharideinheiten
verknüpft?
7. Wie kann man aus Stärke Glucose gewinnen?
8. Wie kann man Stärke nachweisen?
9. Nenne das häufigste Kohlenhydrat der Erde.
10. Was sind essentielle Fettsäuren?
11. Wovon ist der Schmelzbereich von Fetten abhängig?
12. Warum lösen sich Fette nicht in Wasser?
13. Warum dürfen Fettbrände nicht mit Wasser gelöscht werden?
14. Was geschieht beim Ranzigwerden von Fett?
15. Wie ist gute Margarine zusammengesetzt?
16. Wie kann man Margarine von echter Butter unterscheiden?
17. Warum könnte man sich ohne Proteine nicht bewegen?
18. Formuliere die Reaktion von Glycin mit Alanin! Wie heißt der entstehende
Bindungstyp?
19. Was versteht man unter Denaturierung von Eiweiß? Wann tritt dieser Vorgang ein?
20. Gib zwei Nachweisreaktionen für Eiweiß an!
21. Was versteht man unter Enzymen
22. Was versteht man unter der Wirkungs- und Substratspezifität von Enzymen?
23. Erläutere anhand einer einfachen Skizze die Modellvorstellung von Schlüssel-SchlussPrinzip bei der Enzymwirkung.
24. Was besagen die Namen Saccharase und Lipase?
25. Eine Methode zur Trennung eines Racemats besteht darin, mithilfe eines geeigneten
Enzyms das eine der beiden Enantiomere dadurch zu isolieren, das nur das andere
Enantiomer abgebaut wird. Deute diesen Sachverhalt (wodurch definiert sich ein
Racemat).
26. Erläutere anhand einer Skizze das Prinzip allosterischen Hemmung!
27. Welchen Einfluss hat die Erhöhung der Substratkonzentration auf die Aktivität
- eines Enzyms
- eines kompetitiv gehemmten Enzyms
- ein allosterisch gehemmten Enzyms
Dr. K.-H. Offenbecher
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