sex positions - Ox

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Interviews & Artikel
SEX POSITIONS
Animal Print Lovers
Ex Positions. Wäre das nicht viel
passender für eine Band, die ihr
Line-up kurz vor ihrer ersten
Europatour noch einmal
ordentlich umkrempelt? Aber
noch sind es die SEX
POSITIONS. Eine eher
unkonventionelle Hardcore-Band aus Amerika. Technoide
Elemente und ruppig-vertrackter Hardcore gemeinsam auf
einer Platte? Kraken, Zebras, Giraffen auf dem Merchandise?
Alles möglich, inklusive Bandnamen, der wohl jedes Mal die
Frage nach eigenen sexuellen Präferenzen provoziert. Ob die
jungen Herren Larry (Schlagzeug) und Matt (Gitarre) auch
jedes Mal so charmant kichern und eher peinlich berührt
sind, mögen wir bezweifeln.
Nicht nur für eure erste Europatour, sondern auch schon
vorher hat es bei euch ja einige Line-up-Veränderungen
gegeben.
Larry: „Eric und ich haben die Band gestartet, aber nach ein paar
Line-up-Veränderungen habe ich die Band verlassen, weil ich die
Bandmitglieder einfach nicht so mochte. Aber ich habe das Demo
mit den Jungs aufgenommen. Außerdem ist Rich, mit dem ich
früher bei THE DEDICATION gespielt habe, nach der Aufnahme
der Platte ausgestiegen, und unser neuer Sänger ist Brian.
Mittlerweile verstehen wir uns alle super. Eric ist aus ernsten
persönlichen Gründen nicht mit nach Europa gekommen.“
Stimmt das Gerücht, dass CONVERGE euch auf der
Europatour nicht als Support dabei haben wollten?
Larry: „Das ist wirklich nur ein Gerücht. Die Jungs von
CONVERGE sind schon immer sehr anständig zu uns gewesen
und haben uns viel geholfen. Sie haben Erics und meine erste
Band THE DEDICATION als eines der ersten Releases auf ihrem
Label Deathwish herausgebracht und seitdem sind wir Freunde.“
Matt: „Ich persönlich mochte CONVERGE schon mit 15. Es ist
toll, jetzt Shows mit ihnen zusammen zu spielen.“
Und wie war die Arbeit mit Kurt Ballou, der euch produziert
hat?
Larry: „Die Arbeit mit ihm war sehr gut, obwohl ich die meiste Zeit
nicht anwesend war. Ich habe alle elektronischen Elemente und
Sounds gemacht und in meinem Studio produziert. Die Band
hingegen hat in seinem Studio aufgenommen. Dann haben wir
das Ganze zusammengebracht. Also war die Platte eher
koproduziert. Kurt hat den Sound der Band wirklich sehr gut
umgesetzt.“
Wie werden die elektronischen Elemente live umgesetzt?
Larry: „Wir haben niemanden, der die Sounds live spielen kann,
aber sie sind als Samples integriert. Die Vocal-Effekte fehlen live,
wir haben einfach lieber mehr Effekte auf der Platte. Platte und
Live-Show sind meiner Meinung nach zwei sehr verschiedene
Dinge. Eine Platte ist grenzenlos und das sollte man ausnutzen.
Und solange man dann live eine Variante des Songs spielt, bleibt
es gleich. So sieht unsere Live-Show aus, so arbeiten wir. Andere
Bands machen das anders, z. B. bin ich selber in einer anderen
Band und wir nehmen lieber live auf, so dass das Ganze einen
rockigeren Touch bekommt und es live keinen Unterschied zur
Platte gibt. Mit SEX POSITIONS ist es halt anders.“
Matt: „Was man live sieht, ist unsere Interpretation der Platte. Und
was man hört, ist nicht unbedingt haargenau dasselbe wie auf
Platte, denn was man im Studio machen kann, kann man nicht
unbedingt live reproduzieren.“
Ihr werdet häufig als eine besondere Hardcore-Band
bezeichnet. Wie steht ihr dazu?
Larry: „Wir mögen es, Grenzen auszutesten. Natürlich finden wir
es auch toll, wenn die Kids unsere Musik mögen, aber am
wichtigsten ist, dass wir sie selber mögen. Deshalb ist es uns
dann auch egal, wenn manche Leute SEX POSITIONS nicht
mögen.“
Matt: „Wir fangen gerade mit der neuen Platte an und es gibt
keine Regeln, keine Grenzen für uns. Wir limitieren uns nicht
einmal auf Hardcore. Wir versuchen, dem Ganzen kein Label
aufzudrücken und denken uns nicht so Dinge wie ‚Hey, wir
müssen den Part so und so gestalten, denn das ist ziemlich
hardcorig oder passt zu Deathwish‘. Wir treffen uns und machen
Musik, nicht Hardcore.“
Vorgängerbands von euch sind unter anderem XFILESX und
THE DEDICATION. Gab es jemals Leute, die von euch
erwartet haben, dass diese Bands in SEX POSITIONS
einfließen, oder gibt es da wirklich Einflüsse?
Matt: „Nein, nicht wirklich. Vor allem nicht bezüglich XFILESX.
Allerdings sind SEX POSITIONS die logische musikalische
Weiterentwicklung von THE DEDICATION, was zu einem großen
Teil auch daran liegt, dass unser früherer Sänger bei THE
DEDICATION gesungen hat.“
Larry: „Rich ist einfach ein sehr beliebter Typ in der HardcoreSzene und kennt dort viele Leute. Manchmal hatte ich sogar das
Gefühl, dass wir nur, weil er mit bestimmten Leuten befreundet ist,
gemocht werden. Und genau das gefällt mir an der ‚Szene‘ nicht
und war damals auch einer der Gründe, warum ich die Band
zeitweilig verlassen hatte. Dieses cliquenhafte und ‚who knows
who‘ nervt mich sehr. Ich denke manchmal, dass man bestimmte
Leute kennen muss, um bestimmte Shows zu spielen, oder auf
einem bestimmten Label sein muss, auch wenn du in der besten
Band der Welt spielst. Es gibt so viele gute Bands, denen man
keine Chance gibt, nur weil sie nicht die richtigen Leute kennen.
Das Ganze ist manchmal solch ein Popularitätscontest – wer trägt
die richtigen Klamotten, wer hat die richtigen Texte – und es
zerstört die Kreativität der Musik.“
Was haltet ihr denn vom Ebay-Wahn, der in Hardcore-Kreisen
aufgrund des Plattensammelns Einzug hält?
Matt: „Als ich jünger war, habe ich es geliebt, hinter raren Platten
herzulaufen, aber mittlerweile hat sich das gelegt. Ich will ja nicht
blöd klingen, aber mittlerweile bin ich erwachsen. Ich kann nicht
einfach 40 Dollar für eine 7“ ausgeben, ich muss schließlich meine
Miete bezahlen. Als ich noch bei meinen Eltern wohnte, ging das.“
Larry: „Was ist überhaupt der Unterschied? Hört sich die Musik
auf gelbem Vinyl anders an? Auch wenn ich Gefahr laufe, mich zu
wiederholen: es ist ein Popularitätscontest. Obwohl ich es schon
nachvollziehen kann, dass manche Leute gerne Platten sammeln.
Es gibt viele Menschen, die gerne etwas sammeln. Platten sind
nur eine Möglichkeit. Was hier übrigens gerade gut hinpasst:
Leute, verschwendet nicht so viel Zeit im Internet. Anstatt über
Instant Messenger miteinander zu reden, solltet ihr mal lieber
einen Brief schreiben oder anrufen. Internet ist vor allem gut, um
mit Leuten zu kommunizieren, die man kaum sieht, aber
ansonsten ...“
Ihr habt ja ein wunderbar erfrischendes T-Shirt-Design, mit
lustigen Tierchen statt mit Totenköpfen ...
Larry: „Warum das machen, was alle anderen machen?“
Matt: „Eric macht unsere Designs und SEX POSITIONS haben
definitiv etwas Eigenes, fast schon ein Image. Komischerweise
kaufen sogar Leute unsere T-Shirts, die die Band nicht mögen,
haha.“
Habt ihr eigentlich manchmal auch Probleme mit eurem
Bandnamen?
Matt: „Ja, ich wusste nicht, wie ich’s meiner Mutter erzählen
sollte.“
Larry: „Ja, ich auch nicht. Außerdem gebe ich kleinen Kindern
Gitarrenunterricht und habe erzählt, dass ich auf Tour gehe und
die Eltern wollten wissen, wie meine Band heißt, na ja, und da
musste ich mir halt was ausdenken – ich konnte wirklich nicht
sagen: ‚Hey, ich spiele in SEX POSITIONS‘ ...“
Matt: „Viele Menschen außerhalb der Musik fanden den Namen
nicht wirklich lustig, Arbeitskollegen z. B. Auf der anderen Seite
macht er uns aber auch interessant.“
Larry: „Ich wollte gerne einen kontroversen Namen, nicht so
etwas wie ‚My Bleeding Heart‘ oder ‚My Dark Cloud‘. Der Rest der
Band hat erst gedacht, ich mache einen Witz, aber ich habe die
Band einfach weiter SEX POSITIONS genannt – und irgendwann
blieb es dann dabei.“
Und habt ihr denn auch Kamasutra-Erfahrungen bzw. was ist
eure Lieblingsstellung?
Larry: „Natürlich haben wir Kamasutra-Erfahrung, wir mögen Sex.
Und ihr wollt eine ehrliche Antwort bezüglich meiner
Lieblingsstellung? Hey, ich dachte, es geht hier um Musik, haha.
Ich mag es mit Musik zu experimentieren und ich mag es mit Sex
zu experimentieren – und bitte zitiert mich hier!“
Sarah Shokouhbeen
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© by Ox-Fanzine / Ausgabe #60 (Juni/Juli 2005)
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