2 Mögliche Veranstalter: alle Lehrenden mit erziehungswissenschaftlichen Professuren Modul 6 Erziehungswissenschaftliche Diskurse I Teilmodul 6.2 Diskurs: Heterogenität Diversity Migration 2 3 Aktive Mitarbeit, Studienleistungen, Referat und Hausarbeit SWS Credits Leistungsnachweise Kurztext: Auf den Diskurs über Soziale Ungleichheit, der auch auf eine lange sozialphilosophische Tradition zurückblicken kann, baut der Diskurs Migration auf. Die Migration selbst ist dabei ein Tatbestand, der aus der Regulation des Arbeitskräftevolumens in Relation zu zur gesellschaftlichen Produktivität resultiert. Die Migrationsverläufe zwingen dabei der Gesellschaft objektiv eine Reihe von Fragestellungen auf: Sollen die Arbeitskräfte nur temporär bleiben? Was passiert, wenn sie bleiben? Wo liegen die Schnittstellen der Eigenkultur gegenüber der Fremdkultur? Welche Reaktanzmuster mobilisiert die Migrationswelle? Was soll mit den Kindern der Migranten geschehen? usw. Das Seminar verschafft sich im ersten Teil einen vertieften Überblick über die empirische Lage der Migration. Zugrunde liegen die Auswertungen des Statistischen Bundesamtes. Im Mittelpunkt der übrigen Teile des Seminars steht die erziehungswissenschaftliche Perspektive. Sie hebt mit einem Rückblick an: „Von der Ausländerpädagogik zur Migrationspädagogik“, um das theoretische Reflexionsvermögen der Disziplin zu erfassen und die begründeten Position, die sich auf das Migrationsphänomen beziehen. Zielen die pädagogischen Konzepte und Interventionen stärker auf eine der Migrationsentwicklung angemessene Regulation der Strukturen des Bildungssystems, so orientiert sich der Diskurs über Diversity eher an der Frage, welche Formen des Übergangs bzw. der Passung und welche Bewältigungsformen auf beiden Seiten, nämlich auf der Seite der „Dominanzkultur“ und auf der Seite der Migranten sich entwickeln. Das Erkenntnisinteresse scheint dabei rückgebunden an eine politische Partizipation bzw. an eine zivilgesellschaftliche Perspektive der Entwicklung von Demokratie. Darin berühren sich jedoch Migrations- und Diversity-Diskurs. Der Tatbestand der Migration hat nun ein weiteres Erbe der Pädagogik wachwerden lassen, welches schon immer das Spannungsfeld zwischen Individuation und Sozialisation zu ihrem Reflexions- und Handlungsgegenstand hatte. Dieses Erbe zeigt sich einerseits in den Ansätzen der Reformpädagogik sowie der „Erziehung vom Kinde aus“. Unter dem Terminus Heterogenität werden aktuell deshalb Fragen verhandelt, die von der Unterschiedlichkeit der Schülerinnen und Schüler ausgehen und Merkmale wie Wissensbasis, Intelligenz, Motivation, Meta-Kognitionen in Relation zur sozialen Herkunft zum Gegenstand einer Lernforschung machen. Ein solcher Ansatz hat weitreichende Konsequenzen für die Orga- 3 nisation des Bildungswesens und er mündet notwendig in neueren Programmen der Schulentwicklung. Thematischer Aufbau des Seminars: Lfd. Inhaltlicher Bezug: Nr. 1 Einführung in den Gesamtzusammenhang des Seminars und Erörterung der Fragestellung Methodische Elemente: Einführender Vortrag Zeitbedarf 1 2 Aufbereitung der Daten des Statistischen Bundesamtes zu Sozialstruktur und Migration: • Ausländische Bevölkerung • Einbürgerungen • Bevölkerung nach Migrationsstatus • Lebenssituationen Auswertung der Literatur durch Studierende und Vortrag 4 3 Rückvergewisserung: Von der Ausländerpädagogik zur Migrationspädagogik: • Ausländerpädagogik • Integrationspädagogik • Interkulturelle Pädagogik • Migrationspädagogik Auswertung der Literatur durch Studierende und Vortrag 4 4 Vergleich der Konzepte pädagogischer Interventionen - Einzelne Studien Auswertung der Literatur durch Studierende und Vortrag 2 5 Diversität als Handlungskonzept: • Entwicklungshintergrund, Ziele und Inhalte • Theoretische Referenzen des Konzeptes • Zur Praxis des Ansatzes • Zur Kritik des Ansatzes Auswertung der Literatur durch Studierende und Vortrag 4 6 Heterogenität als Forschungs- und Handlungskonzept: • Entwicklungshintergrund, Ziele und Inhalte • Theoretische Referenzen des Konzeptes • Zur Praxis des Ansatzes • Zur Kritik des Ansatzes Auswertung der Literatur durch Studierende und Vortrag 4 7 Auswertung des Seminar Lehrende/Studierende 1 4 Methodische Anlage: Methodisch beruht das Seminar einerseits auf Wissensaneignung, insofern die Literatur verarbeitet werden muss. Andererseits ist mit dem Methodischen die Darlegung der Referenzsysteme (normative Fundamente), der Aufbau von Argumenten, das Herausarbeiten von Prinzipien, Regeln sowie Ursache-Wirkungsgefügen zwecks Generierung eines Aussagensystems als Erkenntnis (Theorie) gemeint. Der didaktische Sinn von Methode realisiert sich als Sozialform, insofern Prozesse des Austausches organisiert werden müssen. Im Vordergrund stehen Präsentationen, Vorträge und Diskurs. Erwerbbare Kompetenzen: Fachkompetenzen Studierende Sozialkompetenzen Studierende Selbstkompetenzen Studierende greifen auf Wissensbestände im Themenfeld Soziale Ungleichheit, Migration, Diversity und Heterogenität zurück und können diese referieren, beurteilen darauf bezogene theoretische Konzepte und Ansätze im Hinblick auf ihre Nutzbarkeit für den pädagogischen Diskurs, greifen auf Wissensbestände im Themenfeld erziehungswissenschaftliche Inklusionsforschung zurück und können diese reproduzieren und kritischeingringen, identifizieren Problemzonen bzw. Widersprüche des Diskurses, sind befähigt, am wissenschaftlichen Diskurs teilzunehmen, generieren neue Fragestellungen im Feld. wirken in den Diskursen über Migration, Diversity und Heterogenitätargumentativ und zielführend mit, tragen bei zur Vertretung sozialer Interessen, können am gesellschaftlichen Diskurs über Teilhabe differenziert teilnehmen. reflektieren über ihre Bezugsnormen beim Beobachten und können das diesbezügliche Selbstbild kritisch präsentieren, können Maßstäbe beim Urteilen relativieren, vergewissern sich über Fragen ihres Handelns und können Nebenwirkungen einschätzen. 5 Sinnvolle Kombinationen dieses Teilmoduls mit anderen Teilmodulen zu einem Gesamtmodul 6: 6.4 Soziale Ungleichheit Weiteren Modulen des Studiengang Insbesondere den erziehungswissenschaftlichen Diskursen II und 6.1 Inklusion – Exklusion 6.3 Gender mit Teilmodul 6.2 Empfohlene Literatur: 1. Migration 1.1 Sozialstruktur und Migration 1.1.1 Ausländische Bevölkerung 1.1.2. Einbürgerungen 1.1.3 Bevölkerung nach Migrationsstatus 1.1.4 Lebenssituationen 1.2 Von der Ausländerpädagogik zur Migrationspädagogik 1.2.1 Ausländerpädagogik 1.2.2 Integrationspädagogik 1.2.3 Interkulturelle Pädagogik 1.2.4 Migrationspädagogik 1.3 Konzepte pädagogischer Interventionen 1.4 Einzelne Studien Auernheimer, Georg (1996): Einführung in die interkulturelle Erziehung. Darmstadt: Auernheimer, Georg: (2001) Anforderungen an das Bildungssystem und die Schulen in der Einwanderungsgesellschaft. In: Auernheimer, Georg (Hrsg.) (2001): Migration als Herausforderung für pädagogische Institutionen. Opladen 2001, S. 45-58. Borrelli, Michele (Hrsg.) (1986): Interkulturelle Pädagogik. Positionen – Kontroversen – Perspektiven. Baltmannsweiler: Verlag Schneider Hohengehren. Czock, Heidrun (1993): Der Fall Ausländerpädagogik. Erziehungswissenschaftliche und bildungspolitische Codierung der Arbeitsmigration. Frankfurt am Main: Kooperative Verlag. Deutsches Jugendinstitut (Hrsg.) 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München: Grin Verlag. Kruse, Norbert (1981): Beiträge zur Ausländerpädagogik. Weingarten: Pädagogische Hochschule. Mecheril, Paul (2004): Einführung in die Migrationspädagogik. Weinheim: BeltzVerlag. Meyer, Thomas (2002): Sozialstruktur und Migration - Die soziale Lage der Arbeitsmigranten in Deutschland. In: Treichler, A. (Hrsg.) (2002): Wohlfahrtsstaat, Einwanderung und ethnische Minderheiten Probleme, Entwicklungen, Perspektiven. Wiesbaden: .S. 69 -82. Nieke, Wolfgang (1986): Multikulturelle Gesellschaft und interkulturelle Erziehung. Zur Theoriebildung in der Ausländerpädagogik. In: Die Deutsche Schule, 4, 1986, S. 462-473. Nieke, Wolfgang (1995): Interkulturelle Erziehung und Bildung. Wertorientierungen im Alltag. Opladen: Piroth, Güntet (1982): Schwerpunkte der Ausländerpädagogik in den kommenden Jahren. Heinsberg: Agentur Dieck. Roth, Wolfgang (Hrsg.) (1985): Ausländerpädagogik – 2 Bände -. Stuttgart: Kohlhammer. Scherr, A (2001): Pädagogische Interventionen. 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Bielefeld. Knoth, A. (2006): Managing Diversity – Skizzen einer Kulturtheorie zur Erschließung des Potentials menschlicher Vielfalt in Organisationen, Tönning, Der Andere Verlag. Merx, Andreas (2006): Von Antidiskriminierung zu Diversity: Diversity-Ansätze in der Antidiskriminierungspraxis. Online-Beitrag im Rahmen des Dossiers "Das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz" der Themenwebsite Migration - Integration- Diversity der Heinrich-Böll-Stiftung. Berlin. Munsch, Chantal (2010): Engagement und Diversity. Der Kontext von Dominanz und sozialer Ungleichheit am Beispiel Migration. München: Juventa. 7 3. Heterogenität als Forschungs- und Handlungskonzept 3.1 Entwicklungshintergrund, Ziele und Inhalte 3.2 Theoretische Zugänge zu den Konzepten 3.3 Zur Praxis des Ansatzes 3.4 Zur Kritik am Ansatz Boller, Sebastian; Rosowski, Elke; Stroot, Thea (Hrsg.): (2007): Heterogenität in Schule und Unterricht. Handlungsansätze zum pädagogischen Umgang mit Vielfalt. Weinheim: Beltz. Bräu,Karin; Schwerdt Ulrich(2005): Heterogenität als Chance. Münster. Vom produktiven Umgang mit Gleichheit und Differenz in der Schule. Münster: Lit Verlag. Christensen, Gaayle; Stanat, Petra: (2006): Schulerfolg von Jugendlichen mit Migrationshintergrund im internationalen Vergleich. Eine Analyse von Voraussetzungen und Erträgen schulischen Lernens im Rahmen von PISA 2003. Bonn/Berlin. Veröffentlicht als Bildungsforschung Band 19 desBundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF). Hagedorn, Jörg (2009): Heterogenität als erziehungswissenschaftliche Herausforderung. Über die Schwierigkeit, die Einheit in der Differenz zu denken. In: Hagedorn, Jörg;Schurt, Verena;Steber, Corinna; Waburg, Wiebke (2009): Ethnizität, Geschlecht, Familie und Schule. Heterogenität als erziehungswissenschaftliche Herausforderung. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften. S. 403-423. Hagedorn, Jörg;Schurt, Verena;Steber, Corinna; Waburg, Wiebke (2009): Ethnizität, Geschlecht, Familie und Schule. Heterogenität als erziehungswissenschaftliche Herausforderung. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften. Jennessen, Sven; Kastirke, Nicole; Uhrlau, Katrin u.a. (2005): Heterogenität als Herausforderung in der Grundschule: ausgewählte Aspekte schulischer Handlungsmöglichkeiten. In: Hellmich, Frank (Hrsg.) (2005) Lehren und Lernen nach IGLU – Beiträge zum Grundschulunterricht . Oldenburg: BIS. S.87-101. Kiper, Hanna; Meyer, Hiolbert; Topsch, Wilhelm(2002): Einführung in die Schulpädagogik. Kapitel 13: Umgang mit Heterogenität. S. 157 ff. Berlin: Cornelsen. Thurn, Susanne; Tillmann, Klaus-Jürgen (2005): Laborschule – Modell für die Schule der Zukunft. Bad Heilbrunn:Klinkhardt-Verlag. Tillmann, Klaus-Jürgen; Wischer, Beate (2006): Heterogenität in der Schule. Forschungsstand und Konsequenzen. In: Pädagogik 3/2006. Trautmann, Matthias; Wischer, Beate (2011): Heterogenität in der Schule. Eine kritische Einführung. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.