Nachrichten Indien 26.01.2012 Indien: Scharia-Gericht verurteilt Christen Christen flüchten vor wachsender Feindseligkeit (Open Doors) - Im nordindischen Kaschmir-Tal spitzt sich die Lage für Christen aufgrund des wachsenden islamischen Extremismus zu. Drei Christen wurden Mitte Dezember von einem Scharia-Gericht für schuldig befunden, Muslime zum Übertritt zum christlichen Glauben verführt zu haben. Zudem ordnete das Gericht islamischen Religionsunterricht auch an christlichen Schulen an und forderte die Regierung des Bundesstaates Jammu und Kaschmir auf, die Verwaltung aller christlichen Schulen in der Region zu übernehmen. Weiterhin sollten muslimische Kinder, die solche Bildungseinrichtungen besuchen, beim Morgengebet auch ein muslimisches Tagesgebet singen. Die Region liegt im überwiegend muslimischen Bundesstaat Jammu und Kaschmir. Pastor Chander Mani Khanna von der Allerheiligenkirche in Srinagar, der Holländer und katholische Christ Jim Borst und der Evangelist Gayoor Messa haben die Region bereits verlassen. In den vergangenen Wochen sind noch weitere Christen aus der Region geflohen. Auch gegen Parvez Samuel Kaul, den Leiter einer örtlichen christlichen Schule, wird ermittelt. "Ich bin mit meiner Frau und den Kindern geflohen, da ich mich in der Hauptstadt Srinagar nicht sicher fühlte", so ein Christ, der aus Sicherheitsgründen anonym bleiben möchte. "Eine Gruppe von Muslimen hat mein Haus zweimal besucht und meinen Eltern mit dem Ausschluss aus der Gemeinschaft gedroht, falls sie mich nicht zum Islam zurückbrächten." Ein anderer Christ berichtete, mehrere Muslime hätten seine Familie und die Familien seiner Freunde in Srinagar aufgesucht. Ihnen wurde ebenfalls mit der gesellschaftlichen Ächtung gedroht, sollten ihre Kinder nicht zum Islam zurückkehren. Urteil mit Signalwirkung Zwar sind Urteile islamischer Gerichte für Nicht-Muslime nicht rechtsverbindlich, jedoch haben sie Signalwirkung. Dem Gesamtindischen Christenrat zufolge könnte der Schuldspruch gegen die Männer extremistische Kräfte zu Gewalttaten gegen Christen ermutigen. Eine Untersuchungskommission unter Leitung des stellvertretenden Vorsitzenden der Nationalen Minderheitenkommission stellte Feindseligkeiten gegen Evangelisten, Kirchen und Bildungseinrichtungen in Kaschmir fest. Die mehr als zehn Millionen Einwohner des Bundesstaates sind zu zwei Dritteln Muslime, etwa 29 Prozent sind Hindus. Die etwa 20.000 Christen stammen zumeist aus der überwiegend hinduistischen Region Jammu. Im Kaschmir-Tal leben schätzungsweise nur etwa 400 Christen, davon 300 in Srinagar. Während die meisten Muslime in Kaschmir friedliche Anhänger des Sufismus sind, stehen einige unter dem Einfluss der strengen wahhabitischen Richtung des Islam und haben sich radikalisiert. (Symbolbild: Christin aus Indien/Open Doors) radikalisiert. (Symbolbild: Christin aus Indien/Open Doors) Pastor: "Ich kann niemanden bekehren" Auslöser für das Vorgehen gegen die drei Männer war die Taufe von ehemaligen Muslimen. Daraufhin hatte die Polizei in Srinagar sieben Christen muslimischer Herkunft verhaftet und in Polizeigewahrsam verprügelt. Die Männer stammen aus dem Bezirk Budgam und wurden im August 2011 in der Allerheiligenkirche in Srinagar getauft. Das Video ihrer Taufe war später im Internet auf der Plattform "YouTube" zu sehen. Führende Muslime hatten öffentlich behauptet, Jugendliche würden zum Übertritt zum christlichen Glauben verführt. Die Polizei versuchte, von den Verhafteten herauszufinden, ob ihnen für ihren Glaubenswechsel Geld angeboten wurde. Kaschmirs Großmufti Bashir-ud-din Ahmad, Leiter eines der drei islamischen Scharia-Gerichte in Indien, hatte den Beamten den Film übergeben, der später auch im Internet zu sehen war. Obwohl das Video lediglich die Taufzeremonie zeigte, behauptete der Mufti, es beweise, dass Pastor Khanna junge Muslime durch finanzielle Anreize zum Übertritt zum christlichen Glauben "lockt". Khanna bestreitet die Vorwürfe. Jeder ehemalige Muslim müsse vor seiner Taufe eine eidesstattliche Erklärung unterzeichnen, dass er zu diesem Schritt nicht genötigt oder überredet wurde. Die Allerheiligenkirche in Srinagar werde, so Pastor Khanna weiter, sonntags von vielen Muslimen besucht; die Kirche stünde jedem offen: "Ich kann niemanden bekehren; das ist das Werk des Heiligen Geistes. Und was lehre ich in der Kirche? Die Liebe Gottes. Ich bin dem Koran ge-genüber nie respektlos gewesen." Eine Untersuchung stellte fest, dass die Taufen der Männer freiwillig waren. Komitee zum Schutz des Glaubens Berichten zufolge haben Scharia-Gerichte in Kaschmir diverse Komitees gebildet, die Konversionen zu nicht-muslimischen Religionen verhindern sollten. Laut der Internetseite "Rat zum Schutz des Glaubens" eines muslimischen Geistlichen sei dies nötig, "nachdem zahlreiche Apostasiefälle [Abfall vom Islam] ans Licht kamen" und "um gotteslästerliche Pläne sich ausbreitender Kräfte und die tief verwurzelte Verschwörung zu durchkreuzen, die Jugend zu Abgefallenen und Abtrünnigen zu machen, indem man ihnen heimlich Zugeständnisse macht und Unterstützungen gibt". Gebetsanliegen: Beten Sie für die wenigen Christen in der Kaschmir-Region. Sie sehen sich wachsendem Extremismus und Verfolgung gegenüber. Beten Sie für die Christen, die ihren Wohnort verlassen und alles zurücklassen mussten. Sie fürchten, nicht wieder in die Region zurückkehren zu können. Beten Sie für die Christen muslimischer Herkunft, die wegen ihres Abfalls vom Islam bedroht werden. Beten Sie auch um Weisheit und Schutz für die Pastoren und Gemeindeleiter. QuelleCompass Direct