Indonesiens lange Toleranzgeschichte durch ständig wachsenden

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Newsletter „Verfolgte Christen“ – Februar 2013
Verfasser: Pfr. i.R. Ernst Herbert – Neumarkt i.d.OPf. – [email protected]
Indonesiens lange Toleranzgeschichte durch ständig wachsenden
Einfluss fundamentalistischer islamischer Gruppen in Gefahr
In Anlehnung an „Lage der Christen in Indonesien“ von Prof. Dr. Dr. Thomas Schirrmacher
in „Verfolgte Christen – Einsatz für die Religionsfreiheit“ von Volker Kauder (Hrsg.)
Wachsende religiöse Spannungen im Vielvölkerstaat Indonesien
Die 240 Millionen Einwohner Indonesiens verteilen sich auf 750 Völker, die 6.000 der 17.000 Inseln
des Landes bewohnen. 87 % Muslime, 6 % Protestanten, 4 % Katholiken, 2 % Hindus und 1 % Buddhisten, sind neben dem sehr kleinen Konfuzianismus staatlich anerkannte Religionen. Im 1. Jh. n.
Chr. wurde der Hinduismus zur vorherrschenden Religion. Ab 1300 begann sich der Islam langsam
auszubreiten. Die ersten Christen in Indonesien wanderten im 10. und im 11. Jh .n. Chr. aus dem damaligen Persien ein. 1534 begann die katholische Missionsarbeit durch die Portugiesen. 1806 wurde
die Religionsfreiheit eingeführt und holländische und deutsche Missionare wurden in bestimmten
Regionen des Landes sehr erfolgreich tätig. In den 1950er und 1960er Jahren wuchs das Christentum
stark und hatte großen Einfluss.
In den 1970er Jahren begann sich das Klima zwischen Islam und Christentum zu ändern, denn radikale
muslimische Organisationen forderten das Ende der „Pancasila“ mit ihren sechs zugelassenen Religionen zugunsten des Islam als Staatsreligion, die mit ihren fünf Grundprinzipien bisher erfolgreich die
erstaunliche Toleranz im Vielvölkerstaat mit seinen verschiedenen Religionen gewährleistet hatte. Die
bewährten Grundprinzipien der „Pancasila“ heißen: 1. Glaube an einen höchsten Gott. 2. Wahrung der
Humanität. 3. Einheit des Staates. 4. Demokratie und 5. Soziale Gerechtigkeit für alle Bürger.
1978 begann die Regierung, die Missionsausübung aller Religionen zu beschränken. Der Staat begann,
die Auslandsbeziehungen der Kirche zu kontrollieren und mischte sich zunehmend in die inneren Angelegenheiten der Kirchen ein. 1992 wurde verfügt, dass alle Regierungsstellen nach dem offiziellen
Proporz (87 % Muslime, 6 % Protestanten, 4 % Katholiken usw.) zu vergeben seien, auch in Gebieten
mit christlicher Bevölkerungsmehrheit. 1993 wurden alle christlichen Minister durch muslimische
ersetzt. Die ursprüngliche kulturelle und religiöse Identität des Landes gehört jetzt leider der Vergangenheit an.
Ausgangspunkt der Islamisierung und der Bedrängung religiöser Minderheiten
ist der saudische Wahhabismus
Das traditionell tolerante Denken anderen Religionen gegenüber wurde in den Jahren nach 1979 von
fundamentalistischen Gewalttätern überlagert. Zur neuen Kultur der Intoleranz gehört es, dass der „Rat
der Islamischen Gelehrten von Indonesien“ 2005 in einer „Fatwah“ (islamisches Rechtsgutachten) erklärt hat, „Pluralismus, Säkularismus und Liberalismus seien mit dem Islam nicht vereinbar.“ Außerdem wurde den Muslimen verboten, den Christen frohe Weihnachten zu wünschen oder von den
Christen Glückwünsche zum islamischen Idul-Fitri entgegenzunehmen. Ins Visier der radikalen Islamisten geraten heute nicht nur alle religiösen Minderheiten, sondern auch die große Mehrheit der
moderaten Muslime. Die Studie eines indonesischen Meinungsforschungsinstituts aus dem Jahr 2007
zeigte, dass 33 % der Befragten Maßnahmen unterstützten, die typisch islamistisch sind: So waren
43% für Steinigungen bei Ehebruch, 25 % für die Pflicht zum Tragen eines Kopftuches, 34 % für das
Handabschlagen bei Diebstahl usw. Zu vergleichbaren Ergebnissen gelangte eine Umfrage von 2010.
Häufigste christenfeindlich Aktivität: Zerstörung von Kirchen, deren Schließung bzw.
hohe Hürden für Baugenehmigungen für Kirchen
2011 wurden 43 Kirchen zerstört oder geschlossen. Zwischen 1945 bis 1954 war keine Kirche betroffen, 1965-1974 5, 1975-1984 9, 1985-1994 13 und 1995-2000 84 Kirchen. Seit 2006 braucht eine
Gemeinde für den Antrag für einen Kirchenbau 90 Mitglieder, 60 Unterschriften von Nichtchristen aus
der Nachbarschaft und ein Empfehlungsschreiben des örtlichen „Interfaith Communication Forum“.
Dasselbe gilt auch für Moscheen, nur erhalten Moscheen das Empfehlungsschreiben automatisch und
wild gebaute Moscheen werden geduldet, während die Christen meist keine Empfehlung erhalten, weil
der Kirchenbau zu Unruhen führen könnte. Die Regierung bekämpft die muslimischen Extremisten
nicht oder nicht entschlossen genug, weil sie deren wachsenden politischen Einfluss fürchtet. Diese
negative Entwicklung ist angesichts der langen Toleranzgeschichte Indonesiens sehr bedrückend!
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