Seminar WS 2009/2010: Die Katholische Kirche und der Dialog mit dem Islam: Fakten-AnalysenHerausforderungen Themen für Seminararbeit (Auswahl) 1. Mit Blick auf das Verständnis der nichtchristlichen Religionen wird das II. Vatikanische Konzil zu Recht als „kopernikanische Wende“ bezeichnet 2. „Nostra aetate“ stellt die Areopagrede der Kirche zu Beginn einer neuen Epoche dar“ (R.A. Siebenrock) 3. In seiner Ansprache vor den Muslimen beim XX. Weltjugendtag in Köln sagte Benedikt XVI.: „Der interreligiöse und interkulturelle Dialog zwischen Christen und Muslimen darf nicht auf eine Saisonentscheidung reduziert werden.“ Der christlich islamische Dialog ist ein theologisches und gesellschaftspolitisches Querschnittsthema 4. Das wichtigste Thema im Dialog zwischen Christentum und Islam ist heute die Frage nach dem Verständnis von „Religionsfreiheit“ 5. „Religion als Privatsache“ ist die notwendige Bedingung für die Integration der Muslime (Islam) in die europäische/deutsche Gesellschaft 6. Ohne die Aufgabe der Vorstellung des „universalen Wahrheitsanspruchs“ ist der interreligiöser Dialog nicht möglich 7. Christentum und Islam haben zwar viele Gemeinsamkeiten, aber mindestens ebenso viele Unterschiede. Ein verantwortbarer Dialog zwischen Christen und Muslime (Christentum und Islam) ist daher nicht möglich 8. Ein gemeinsamer Bezugspunkt zwischen Christentum und Islam ist die biblische Person „Abraham“. Da die Unterschiede zwischen Christentum und Islam bzgl. des Verständnisses von „Abraham“ mindestens ebenso groß sind wie die Konvergenzen, dienst „Abraham“ nur vordergründig als Brücke im Dialog zwischen Christen und Muslimen 9. Das größte Problem im christlich islamischen Dialog ist, dass im Christentum Muhammad nicht als Prophet akzeptiert wird. Um des Dialoges willen müssen Christen ihre Sicht von Muhammad revidieren 10. Die Hindernisse im Dialog zwischen Christen und Muslime bestehen auf verschiedenen Ebenen. Sie sind derart vielfältig, dass ein aufrichtiger und verantwortbarer Dialog nicht möglich ist 11. Heute wird deutlich, dass die Konzepte von „Exklusivismus“ und „Inklusivismus“ keine angemessenen Antworten auf die Vielfalt der Religionen bieten. Als tragfähiges Konzept kommt nur ein „pluralistisches, theologisches Denken“ (Pluralismus) in Frage 12. „Das herkömmliche Verständnis der Mission entpuppt sich ... als zu sehr bestimmt von der Sorge um das numerische Wachstum ... der Kirche“ (C. Troll). Will die Kirche ernsthaft und glaubwürdig im Dialog mit den Muslimen stehen, muss sie ihr missionarisches Selbstverständnis aufgeben 13. Auch wenn Christen und Muslime verschiedene Bezeichnungen wählen, um vom „Wort Gottes“ zu sprechen (Koran, Bibel, Jesus Christus), meinen sie im Grunde dasselbe Phänomen 14. Christen und Muslime beten „gemeinsam“ den „einzigen Gott“ an (LG 16), verbinden mit der jeweiligen Gottesvorstellung aber nicht immer dieselbe Bedeutung. Ist der Gott der Christen derselbe Gott, wie der Gott, der Muslime? 15. Der interreligiöse Dialog zwischen Christen und Muslimen muss auf verschiedenen Ebene geführt werden. Die dringlichsten Aufgaben, vor denen Christen und Muslime heute stehen, sind ... 16. „Glaube an Gott, wenn er von den geistlichen Nachfahren Abrahams ... bekannt wird und wenn er ehrlich so gelebt wird, dass er das Leben durchdringt, ist eine sichere Grundlage für die Würde, Brüderlichkeit und die Freiheit der Menschen und ein Prinzip der Aufrichtigkeit, was das moralische Verhalten und das Leben in der Gesellschaft angeht“ (Johannes Paul II. [Ankara 1979]). Der gemeinsame Glaube ist die Grundlage für den Dialog und die Zusammenarbeit von Christen und Muslime zum Wohle aller WS 2009/2010 Dr. Wilfried Dettling SJ, Katholische Akademie C.-Pirckheimer-Haus, Nürnberg