Nur wer~rtrauen sät ... a Miteinander im Guten wetteifern Interview mit Barbara Huber, wissenschaftliche Mitarbeiterin E Interview mit Bashir Dultz, Vorsitzender der Deutschen bei der Dokumentationsleitstelle für e Muslim-Liga Bonn e. V. Christlich-Islamische Begegnung (CIBEDO) in Frankfurt/M . .1: Balanceakt zwischen Sanftmut und Klugheit lliiil E Was versteht die katholische Kirche Die Balance zwischen der Sanftmut heute unter dem Dialog mit dem ls- der Tauben und der Klugheit der lam? Schlangen ist im Dialog schwer zu halten. Radikale Strömunge,n in soSchon das Zweite Vatikanische Kon- genannten islamischen Ländern mazil spricht davon, daß wir Katholiken chen ja auch Muslimen selbst Angst. die gläubige Haltung der Muslime Wir können sie nicht wegleugnen, ._. schätzenlernen sollen. Und auch die genausowenig, wie wir die Augen neueren Aussagen des Päpstlichen vor der Verfolgung christlicher MinRates für den lnterreligiösen Dialog derheiten in manchen Ländern mit betonen die Komponente der per- überwiegend muslimischer Bevölke- W sönlichen Begegnung und den Kon- rung schließen dürfen. Dennoch takt mit dem Muslim. Sie fordern die darf sich eine christliche HandlungsKatholiken auf, sich mit Einfühlungs- weise weder vom Gedanken der vermögen dem Muslim zu nähern. Angst noch von der Forderung nach Wir sollen in gegenseitigem Respekt wechselseitigen Zugeständnissen Lösungen für unsere gemeinsamen leiten lassen . Aufgaben suchen. Und, das scheint mir wichtig, wir sollen uns im Aus- Was können Gemeinden tun? tausch der religiösen Erfahrungen Erfahrungen haben gezeigt, daß Gegegenseitig bereichern. sprächsabende über theologische Fragen meist zum dogmatischen Wo sind die Grenzen? Schlagabtausch führen und die BeAn Grenzen stoßen wir, Christen gegnung blockieren . Besser ist es, und Muslime, wenn wir uns der Hin- sich über gemeinsame Fragen andernisse in der Begegnung nicht be- zunähern. So betrifft etwa die Ehe wußt sind: ungenügende Kenntnis zwischen Christen und Muslimen die der jeweils anderen Religion und Pastoral beider Gemeinden. Auch Kultur sowie mangelnde Verständ- die Weitergabe des Glaubens ist ein nisbereitschaft. Wir sind geschicht- Bereich, in dem die Gemeindevorlich vorbelastet und haben auch steher zusammenarbeiten können. Schwierigkeiten, mit der konkreten Andere Anlässe bieten sich mit kagesellschaftlichen und politischen Si- tholischen und islamischen Festen. tuation fertig zu werden. Angst und Die Einladung zum Erntedank zum Mißtrauen, die sich dann häufig in Beispiel zeigt die Einstellung der einer intoleranten Haltung aus- Gläubigen gegenüber Schöpfer und drücken, bringen uns an unsere Schöpfung, wie sie Christen und Muslimen gemeinsam ist. . Daraus Grenzen. kann sich dann eine gemeinsame Sind die Ängste gegenüber dem Is- Aktion im Einsatz für die Erhaltung D lam nicht berechtigt angesichts zu- der Schöpfung ergeben. nehmender radikaler Strömungen und zahlreicher Beispiele von Unterdrückung christlicher Minderheiten in islamischen Ländern? Die anti-islamische Stimmung in der Bundesrepublik nimmt zu. Welehe Gründe sehen Sie dafür? von Bekehrungswünschen aus. In einem arideren Vers sagt Gott: "Wenn ich gewollt hätte, hätte ich euch alle zu einem Volk, zu einer Nation maEiner der Gründe ist die überhaupt chen können, aber ich wollte die ansteigende Ausländerfeindlichkeit. Vielfalt, damit ihr einander kennenDie Tatsache, daß eine Vielzahl der lernen und erkennen könnt und mitMuslime in Deutschland Ausländer, einander im Guten wetteifert." Vom nämlich Türken sind, spielt hier eine Koran her ist Toleranz also geboten. große Rolle. Wir Muslime sind aber auch davon überzeugt, daß seit dem Nun gibt es eine Menge verschiedeVerfall des kommunistischer:i Welt- ner Strömungen im Islam. Trifft die reiches der Islam von vielen Seiten Zunahme radikaler Strömungen als neues Feindbild aufgebaut wird . auch für die Muslime in der BRD zu? Ist das Mißtrauen nicht berechtigt angesichts der Beispiele von Unter- Wir gehen davon aus, daß etwa 25 drückung christlicher Minderheiten Prozent der Muslime in Deutschland in islamischen Ländern? (rund zwei Millionen) organisiert sind. Davon gehören etwa 5000 Christen, Juden und Muslime wer- fundamentalistischen Gruppierunden im Koran Völker · der Gemein- gen an. Da kommen vielleicht noch schaft der Bücher genannt. Sie sind einmal 10 000 Sympathisanten hinGläubige, verbunden im Glauben an zu. Die Mehrheit bewegt sich in den einzigen Gott. Die islamischen Gruppierungen, die deutlichen AbLänder, wo Christen unterdrückt stand zum Fundamentalismus wahrt. werden, sind in der Mehrzahl in alle möglichen Auseinandersetzungen Was können Christen und Muslime mit außerislamischen Geschehnissen hierzulande tun, um Angst und verwickelt und meistens in den Hän- Mißtrauen abzubauen? den von Regimen, die auch ihre eigenen Leute unterdrücken. So zum Wir wissen alle, wie schnell aus UnBeispiel im Sudan. wissenheit Angst, aus Angst Haß, aus Haß Tod und Feuer entstehen. Gibt es denn überhaupt Ansatz- Die Minderheit auf der anderen punkte für eine Annäherung zwi- Seite muß lernen, diese Angebote zu schen Christen und Muslimen, so- nutzen. Deshalb tut es Not, daß die lange der Islam beansprucht, die Mehrheit auf die Minderheit zugeht. einzig wahre Religion zu sein? Denn sie kann Möglichkeiten zum K-ennenlernen bieten und gestalten . Eine Reihe von Koranversen weisen D Interviews: Veronika Buter-Strack darauf hin, daß wir - die Gemeinschaft der Völker des Buches - miteinander im Guten wetteifern sollen. In einem Vers heißt es: Kein Zwang in der Religion! Das schließt jede Art a !nl „. •t t 16 mlsslo aktuell 1/93 Herr Pfarrer Weber unterstützt ~inen weiteren, wenn auch kleinen Stützpunkt des Islam. I~ Deu~ch­ land schießen systematisch die Moscheen wie die Pilze aus dem Boden! Versuchen Sie einmal, als Christ im Orient religiös tätig zu werden. Im Nu sind Sie hinter Gittern oder werden sofort ausgewiesen. Eine Moschee in Deutschland - eine christliche Kirche im Orient mit Religionsausübung! So wäre es richtig! Sicherlich eine große Utopie! Josef R., Giengen 11 „ Wenn ein junger Pfarrer es für gut hält, den Muslimen zu einem Gebetsraum zu verhelfen, so nehme ich das mit Trauer zur Kenntnis. ·Bevor wir den Türken hier helfen, eine Moschee zu bauen, sollten wir unseren Brüdern und Schwestern beistehen, die vom Islam verfolgt werden. Durch Gebet, durch moralische Unterstützung, auch durch materielle Unterstützung. Dazu gehört auch, daß man die Wahrheit der Verfolgung nicht verschweigt. Rolf J., Aldingen 11 „Die Arglosigkeit, mit der.seit . Jahren in kirchlichen Medien mit dem Islam poussiert wird, ist erschreckend. Daß nun auch missio Christus in den Rücken fällt, verschlägt mir den Atem. Dem muslimischen Menschen mit Achtung und Verständnis entgegentreten, ist die eine Seite. Den Irrtum des Islam erkennen, seine Gefährlichkeit für christliche Kirchen bekanntmachen und ,von der Wahrheit Zeugnis geben' die andere. Unsere M!ss~o­ nare kämpfen unter oft schw1en~­ sten Bedingungen für die Verbreitung der Lehre Christi, und Sie machen indirekt Reklame für den Islam, der weltweit unsere Kirche zu . ersticken versucht! J. W. B., Essen 11 Wer für Muslime auch nur einen Finger krumm macht, unterstützt den Welt-Islam. Dieser ist seit Mohammed eine militante Organisation. Ja, besonders die fundamen. talistischen Schiiten sind eine Weltfriedensgefahr. Zugegeben, auch das Christentum hat sich in den Kreuzzügen kriegerisch gebärdet. Das war aus der Zeit heraus zu erklären. Wir urteilen heute anders darüber. Wer nicht daran denkt, Muslime missionieren zu wollen, der handelt dem weltweiten Missionsauftrag Christi zuwider. Johannes L., München 11 Zweierlei Maß? „Stellen Sie sich vor, Hindus würden in Altötting ein Missionszentrum errichten!" So appelliert Pater Marianus im indischen Puri an meine Vors t e 11 u n g s kraft. „Denn genau das, nur mit um~e­ kehrtem Vorzeichen, haben wir hier unternommen." In der Tat: Wa5 Pater Marianus und andere Missionarinnen und Missionare in Puri, dem „Rom der Hindus", auf die Beine gestellt haben, ist erstaunlich: Hier, wo täglich 30 000 hinduistische Pilger ihre heiligen Stätten besuchen, lebt und wirkt seit einigen Jahren eine missionarische katholische Gemeinde. Im ständigen freundschaftlichen Kontakt mit den Hindus. „Dieser Dialog", so Pater Marianus, der heute wie ein zweiter Damian Deveuster unter Leprösen wirkt, „dieser Dialog bringt uns näher zu Gott und näher zueinander." - Lesen Sie unseren Bericht dazu auf den Seiten . 8bis13. . Viel schwieriger gestaltet sich vielerorts das Miteinander von Muslimen und Christen. Denn das Bild, das wir von den Angehörigen des Islam gewinnen, wird oft durch ihre radikalen Vertreter getrübt. Die fundamentalistischen Formen des Islam treten Menschenrechte mit Füßen. Doch es wäre ungerecht, alle Muslime über einen Kamm zu scheren. Lesen Sie den Bericht „Nur wer Vertrauen sät ... " unserer Mitarbeiterin Veronika Buter-Strack auf den Seiten 14 bis 17. Sollten Sie, liebe Leserin, lieber Leser, schon einmal Kontakt mit fremden Religionen gepflegt haben, so würde es mich sehr interessieren, was Sie im Gespräch mit Andersgläubigen bewegt hat. Vielleicht finden Sie die Zeit, mir Ihre Erfahrungen mitzuteilen? Ihr Toni Görtz Redaktion missio aktuell 5100 Aachen Goethestraße 43 Bnete an ~ie ~e~a~onl.---. Protest Ich appelliere an alle Mitglieder von missio: Falls Sie sich über Artikel ärgern oder über irgendeinen Amtsträger, dann sch rei ben Sie an diesen oder an die missio-Redaktion böse Briefe - wenn es unbedingt sein muß. Aber entziehen Sie nicht jenen das Geld, die es nötig brauchen - den Menschen in der Dritten Welt, die nichts dafür können, wenn ihnen in Deutschland ein Artikel nicht genehm ist. Anette Bollenbacher, Mainz -------