Bin ich so behindert wie ich denke (glaube)? Dr. Georg Fraberger Klinischer & Gesundheitspsychologe Kontakt: +43 699 101 870 61 [email protected] Dr. Georg Fraberger Klinischer & Gesundheitspsychologe www.leib-seele-geist.at Ausgangslage • Diskrepanz von Ergebnissen vs. Erfahrung • WHO Verständnis der 80iger: Ausmaß an Störung = Grad der Behinderung Dr. Georg Fraberger Klinischer & Gesundheitspsychologe www.leib-seele-geist.at Behindert sein heißt: Ein Körperteil oder der Geist funktioniert nicht entsprechend Marks, 1999 Bei der Definition von Behinderung unterscheidet die Weltgesundheitsorganisation (WHO) drei Begrifflichkeiten: • Aufgrund einer Erkrankung, angeborenen Schädigung oder eines Unfalls als Ursache entsteht ein dauerhafter gesundheitlicher Schaden – impairment • Der Schaden führt zu einer funktionalen Beeinträchtigung der Fähigkeiten und Aktivitäten des Betroffenen - disability • Die soziale Beeinträchtigung ist Folge des Schadens und äußert sich in persönlichen, familiären und gesellschaftlichen Konsequenzen - handicap Dr. Georg Fraberger Klinischer & Gesundheitspsychologe www.leib-seele-geist.at Unterschied zwischen Angeborene Behinderung: mehr Hilflosigkeit niedrigerer Selbstwert weniger Wissen über Partnerschaft/Sex Erworbene Behinderung: Rolle in Gesellschaft als Problem körperl. Funktion als Hauptproblem „neues“ body image als behindert bearbeiten Dr. Georg Fraberger Klinischer & Gesundheitspsychologe www.leib-seele-geist.at Sprachgebrauch: Ambivalenz politische Korrektheit Abwertung vermeiden Ausgrenzung entgegenwirken historisch belastete Wörter & Phrasen erkennen Dr. Georg Fraberger Klinischer & Gesundheitspsychologe www.leib-seele-geist.at authentische Reaktion Barrieren abbauen Angstfreier Umgang mit dem Ungewohnten Gemeinsamkeit durch tabufreie Kommunikation möglich Was darf ich sagen? Zum Beispiel: ist „invalide“ noch zeitgemäß? Die Grenzen meiner Sprache sind die Grenzen meiner Welt (Wittgenstein) Dr. Georg Fraberger Klinischer & Gesundheitspsychologe www.leib-seele-geist.at Aktuelle Modelle von Behinderung • Berücksichtigen emotionalen Zustand • Coping-Strategien • Kontrollüberzeugung und kommen zu dem Schluss: „...mental representations predict disability“ Marie Johnston, 1996. Models of disability. The Psychologist. 205-210. Dr. Georg Fraberger Klinischer & Gesundheitspsychologe www.leib-seele-geist.at Soziale Rollen in Behinderung mit einbeziehen?: • Gruppenzugehörigkeit: neue Rolle, neue Gruppe -- gleicher Wert? • Welche Rolle ist frei wählbar? • Wer bestimmt eine Rolle? • Auswirkung von Arbeit auf Selbstwert, Rollenbild und gesellschaftliche Stellung Dr. Georg Fraberger Klinischer & Gesundheitspsychologe www.leib-seele-geist.at Was kann ohne Hilfe erreicht werden? 8 Elemente des Normalisierungsprinzips (Nirje, 1969) 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. Normaler Tagesrhytmus Trennung von Arbeit - Freizeit - Wohnen Normaler Jahresrhytmus (Ferien, Besuche,...) Normaler Lebenslauf Respektieren von Bedürfnissen Angemessene Kontakte zwischen Geschlechtern Normaler wirtschaftlicher Standard Standards von Einrichtungen Dr. Georg Fraberger Klinischer & Gesundheitspsychologe www.leib-seele-geist.at Subjektives Erleben von Behinderung Selbstbild behindert Fremdbild behindert Dr. Georg Fraberger Klinischer & Gesundheitspsychologe www.leib-seele-geist.at abhängig hilflos erwartetes Mitleid Übergangen, Bekomme nicht genug Hilfe, Mangelndes Mitleid normal bevormundet eingeschränkt, unerwünschtes Mitleid selbständig selbstbestimmt frei, eigenverantwortlich Quantitativ vs. qualitativ Skalen des SF36 100 90 80 70 60 50 40 30 Amp Umkehr 20 Standard 10 0 PF SF RP RE MH BP V GH PF=Physical Function, SF=Social Function, RP=Role Physical, RE=Role Emotional, MH=Mental Health, BP=Bodily Pain, V=Vitality, GH=General Health Amp=Amputationsgruppe, Umkehr=Umkehrplastik-Gruppe, Standard=Standardpopulation Dr. Georg Fraberger Klinischer & Gesundheitspsychologe www.leib-seele-geist.at “…no one will find me attractive, they haven't for the last 10 years or so, you just have to look in magazines and papers to see the kind of person people want" (Dobson, 2000 p.24). Soziale Vergleichsprozesse ohne und mit Behinderung mit Behinderung ohne Behinderung Selbstwertermindernd Vergleich nach oben Vergleich nach oben Selbstbild Realistische Selbsteinschätzung entwickelbar Vergleich auf einer Ebene Vergleich nach unten Selbstbild Vergleich auf einer Ebene Vergleich nach unten Dr. Georg Fraberger Klinischer & Gesundheitspsychologe www.leib-seele-geist.at Mögliche Ursachen für erlebte Diskrepanz von Ergebnissen und Erfahrungen • Abwehrmechanismen (Aufwerten, Verdrängen, ...)? • Mangelhafte Testsysteme? • Unrealistische Modelle? • Nicht-repräsentative Stichprobe? • ... Dr. Georg Fraberger Klinischer & Gesundheitspsychologe www.leib-seele-geist.at Falls Modelle richtig: Gedanklicher Schritt von Krankheit zu gesunden Menschen z.B.: darf sich ein zu dicker Bauch gut anfühlen? Dr. Georg Fraberger Klinischer & Gesundheitspsychologe www.leib-seele-geist.at Auswirkung der Diagnose auf Denkmuster: 007 behindert Studium: mehrere Arbeit: workoholic Beziehung: mehrere aus Mitleid? Sexualität: täglich, gerne für Geld? Autofahren: natürlich schnell Dr. Georg Fraberger Klinischer & Gesundheitspsychologe www.leib-seele-geist.at schwer vorstellbar -- ja nicht in Privatwirtschaft vielleicht als Beifahrer Wieso nicht vorstellbar: 007 behindert Studium: muss lernen muss lernen Arbeit: für Einkommen nötig für Einkommen nötig Beziehung: mit richtiger Partnerin Sexualität: wenn beide wollen Autofahren: wenn fahrtüchtig Spezialauto Dr. Georg Fraberger Klinischer & Gesundheitspsychologe www.leib-seele-geist.at mit richtiger/m PartnerIn wenn beide wollen wenn fahrtüchtig Spezialauto Aufgabe der Psychologie Erfassung von Gefühlen, Leistungsfähigkeit, Verhalten, Lernen, Motivation, psychischen Erkrankungen Möglichkeiten Probleme des Alltagslebens zu meistern oder zumindest bewältigen. Es geht darum zu erkunden was in uns vorgeht und wie unser Verhalten kontrolliert, gesteuert oder zumindest gewaltfrei eingestellt werden kann. In Sportpsychologie und Coaching: Optimierung geistig-psychischer Vorgänge. Dr. Georg Fraberger Klinischer & Gesundheitspsychologe www.leib-seele-geist.at Was erfassen wir? So lange also Verhalten, Leistungsfähigkeit, psychische Krankheiten und Gefühle in Verbindung mit Werten erfasst und beschrieben werden sprechen wir von statistischen Vergleichszahlen. Wir sind noch nicht am Kern des Menschen, an dem was ihn antreibt und an dem was Gefühle auslöst und zu wunderbaren oder grauenhaften Taten führen kann. Dr. Georg Fraberger Klinischer & Gesundheitspsychologe www.leib-seele-geist.at Schemenhafte Darstellung Lernen Lernen Persönlichkeit Persönlichkeit Wissen Wissen ICH Konzentration Aufmerksamkeit Dr. Georg Fraberger Klinischer & Gesundheitspsychologe www.leib-seele-geist.at ICH Interesse Talent Konzentration Interesse Aufmerksamkeit Talent Vermutete Ursache: Werte Wieviel Körper braucht der Mensch? Und wofür? Dr. Georg Fraberger Klinischer & Gesundheitspsychologe www.leib-seele-geist.at Behinderung im sozialen Kontext? Erfahrungs-Wissenschaft hat zu einer Beherrschung von Natur und Mensch geführt hat aber kein bzw. ein eingeschränktes Verständnis von Natur und Mensch gebracht. Wissenschaft liefert damit kein Sinnverständnis Aus Mader: von Parmenides bis Hegel Dr. Georg Fraberger Klinischer & Gesundheitspsychologe www.leib-seele-geist.at Was können wir tun? • In Wissenschaft: neue Modelle schaffen die jedes Verhalten sinnhaft erklären können • Im klinischen Alltag: – Stabile Werte-Skala – Humanistische Philosophie – Überzeugung/Glaube (Religion, Wissenschaft,... an das was man tut) Dr. Georg Fraberger Klinischer & Gesundheitspsychologe www.leib-seele-geist.at Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit Dr. Georg Fraberger Klinischer & Gesundheitspsychologe www.leib-seele-geist.at